Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Flut und Boden. Roman einer Familie - eine interessante Rezension

Date: 2015/01/04 22:50:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Leo, Per: Flut und Boden. Roman einer Familie [4. Aufl.]. Stuttgart:
Klett-Cotta 2014. ISBN 978-3-608-98017-2; 350 S.; EUR 21,95.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Stefanie Schüler-Springorum, Zentrum für Antisemitismusforschung,
Technische Universität Berlin
E-Mail: <schueler-springorum(a)tu-berlin.de>

Die Rezensent/innen sind sich (fast durchweg) einig: Dieses Buch ist
alles Mögliche, nur kein Roman. Eine Familienerzählung vielleicht, ein
literarischer, ein mentalitätsgeschichtlicher, ein dokumentarischer, ein
autobiographischer Essay - so lauten die Definitionsangebote. Nur ein
Kollege, Thomas Meyer, hat sich die Mühe gemacht, neben dem "Roman" auch
die ein Jahr zuvor, unter dem ebenfalls eingängigen Titel "Der Wille zum
Wesen" erschienene Dissertation Per Leos mit zu besprechen, beide Bücher
gewissermaßen nebeneinander zu legen.[1] Und dies scheint der richtige
Weg zu sein, denn nur so wird das Besondere, das Neuartige an Leos
Vorgehensweise deutlich. Es ist tatsächlich ein gleichermaßen
anspruchsvolles wie gewagtes Unterfangen, als Historiker ein Buch über
die eigene Familie zu schreiben und deren Entwicklung am Thema der
Dissertation entlang zu erklären, oder anders ausgedrückt: die selbst
erarbeiteten Thesen am Beispiel der eigenen Familiengeschichte zu
überprüfen. Anspruchsvoll ist dies nicht nur deshalb, weil es sich
bekanntlich um zwei völlig verschiedene Textsorten mit jeweils
unterschiedlichen Schreibkonventionen handelt, sondern auch und vor
allem, weil Leos Ziel über die gängige Frage "Wie wurde Opa ein Nazi?"
weit hinausgreift. Es geht ihm um die Spezifik, um die Potenziale des
deutschen Kulturprotestantismus bzw. um die Frage "Wieso wurde Opas
Bruder kein Nazi?".

Denn Per Leo (geboren 1972) hat das Glück, in seiner Familie ganz
verschiedene Ausformungen des deutschen Idealismus auffinden zu können,
wobei die Frage bleibt, ob diese tatsächlich so verschieden waren oder
erst durch den Nationalsozialismus in gegensätzliche Richtungen
katapultiert wurden. Aus einer durch und durch bildungsbürgerlichen
Familie lesender und schreibender Lutheraner abstammend, die sich zu
Beginn des 20. Jahrhunderts praktischerweise mit hanseatischem
Kaufmannsgeld verbunden hatte, entsprach der jüngere Sohn Friedrich dem
Bild des lebenstüchtigen, frischen und der Scholle zugewandten
Jungmannen, der jedoch in den ökonomischen Wirren der Weimarer Republik
kein Bein auf die Erde bekommt, bis ihm dann der Nationalsozialismus die
große Chance bietet. Im Rasse- und Siedlungshauptamt als
Abteilungsleiter zuständig für Rassegutachten, ist der SS-Mann Leo ein
klassischer Schreibtischtäter - das Kapitel über seine NS-Zeit, unter
der Überschrift "Kein Geheimnis", möchte man sich als Text für die
nächste Bundestagsgedenkstunde zum 27. Januar wünschen. Hier läuft der
Autor sprachlich zu Hochform auf und schreibt mit einem brutal
entmystifizierenden Sarkasmus an gegen all das bildungsbürgerliche
Erinnerungsgeraune von tragischen Verstrickungen und falschen Faszinosa,
das einem auf mancher Gedenkveranstaltung bis heute den Atem rauben
kann. Überhaupt besticht das Buch durch die Vielfalt der Sprache, des
Stils - mal ist er böse, mal einfühlsam, aber immer genau beobachtend
und klug beschreibend. Dies gilt einmal mehr für die Schilderung des
"guten Großonkels" Martin, des Gegenbilds zum Nazi-Opa, der als
erbkranker körperbehinderter Naturwissenschaftler den
Nationalsozialismus am Rande (und zwangssterilisiert) überlebte. Er
steht für die andere Möglichkeit, bildungsbürgerliche Traditionen im
Deutschland des 20. Jahrhunderts weiterzuleben, in seinem Fall in der
DDR, als ebenso kunst- wie feinsinniger Außenseiter. Beide Lebenswege
rückzuführen, zu verknüpfen mit der großen Sehnsucht des deutschen
Idealismus nach Sinn und Bedeutung, nach Individualität im großen
Ganzen, ist eine wahrlich anspruchsvolle Aufgabe, der sich der Autor
zugleich entlarvend und mitfühlend stellt.

Aber es ist, wie gesagt, auch ein gewagtes Unterfangen, denn dem
Historiker Leo ist natürlich sehr bewusst, dass die Damen und Herren
Kollegen sich nicht nur genussvoll über die Beschreibung Ulrich Herberts
und dessen Freiburger Seminar hermachen, sondern ebenso eifrig
beobachten werden, wie sich der Autor über die erinnerungspolitischen
Fallstricke, die Mühen der Meta-Ebene hangelt und dabei auch noch viel
Persönliches preisgibt oder doch zumindest preiszugeben scheint. Und
vielleicht findet der eine oder die andere es auch ein bisschen dreist,
in einem "Roman" gleich noch eine Zusammenfassung der Dissertation
mitgeliefert zu bekommen. Aber Per Leo hat sich von all dem, zum Glück,
nicht abhalten lassen, dieses Buch genauso zu schreiben, wie er es für
richtig hielt - und daher passt es auch in kein Schema, beugt sich unter
keine Genre-Definition, ist vielmehr ein sehr gelungener Ausdruck
historisch-intellektuellen Eigen-Sinns. Als Historikerin macht es vor
allem eins: Spaß zu lesen.

Die Fußballfans unter uns kommen nebenbei auch auf ihre Kosten und
können in Erinnerungen an die großen Zeiten Werder Bremens schwelgen,
während der wunderbare Abschnitt über den Westbesuch bei der
DDR-Verwandtschaft vermutlich im Jahre 2039 in einer Anthologie zur 50.
Wiederkehr des Mauerfalls abgedruckt werden wird. Vor allem aber - und
schon dafür sei Per Leo herzlich gedankt - werden nach dem Kapitel "The
Making of a Nazi-Enkel" keine Kisten mehr auf deutschen Dachböden
entdeckt und keine Familiengeschichtsbücher mehr als Tabubrüche
inszeniert werden können. Zu amüsant ist die Steigerung des
aufmerksamkeitsökonomischen Mehrwerts, die der Autor nach seinem
Selbst-Outing als "Nazi-Enkel" bei Therapeutinnen wie Kommilitoninnen
gleichermaßen registriert. Und, last but not least, ist sein Buch auch
"für die Lehre" nützlich, als hoffentlich nachhaltig beeindruckendes
Beispiel dafür, dass man als HistorikerIn neben der Neugier vor allem
zwei Dinge braucht: die Lust an der sorgfältigen Quellenlektüre und die
Begabung zum Verfassen guter Texte. Lesen und Schreiben also.


Anmerkung:
[1] Per Leo, Der Wille zum Wesen. Weltanschauungskultur,
charakterologisches Denken und Judenfeindschaft in Deutschland
1890-1940, Berlin 2013; dazu Thomas Meyer, Antisemitismus als
körperliches Geschehen. Per Leos Roman "Flut und Boden", seine
Dissertation "Der Wille zum Wesen" und Nitzan Lebovics Studie über
Ludwig Klages analysieren die Vorgeschichte des "Dritten Reiches", in:
Literaturkritik Nr. 11/2014,
<http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=19908>
(04.12.2014).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Jan-Holger Kirsch <kirsch(a)zzf-pdm.de>

[Regionalforum-Saar] Karl der Grosse

Date: 2015/01/06 20:11:48
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Fried, Johannes: Karl der Große. Gewalt und Glaube. Eine Biographie.
München: C.H. Beck Verlag 2013. ISBN 978-3-406-65289-9; 735 S.; EUR
29,95.

Weinfurter, Stefan: Karl der Große. Der heilige Barbar. München: Piper
Verlag 2013. ISBN 978-3-492-05582-6; 352 S.; EUR 22,99.

Patzold, Steffen: Ich und Karl der Große. Das Leben des Höflings
Einhard. Stuttgart: Klett-Cotta 2013. ISBN 978-3-608-94764-9; 407 S.;
EUR 26,95.


Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Gerhard Lubich, Lehrstuhl für die Geschichte des Frühmittelalters,
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: <gerhard.lubich(a)ruhr-uni-bochum.de>

Das Karlsjahr ist abgelaufen. Zum Thema ist bereits viel gesagt,
veröffentlicht und rezensiert worden, doch soll in Anbetracht des
kalendarischen Auslaufens sowie entsprechend nachlassender Tagungs- und
Publikationstätigkeit an dieser Stelle bereits in einer Art vorläufigem
Rückblick das resümiert werden, was zur Epoche mit dem Ziel der
Personendarstellung erschienen ist - ohne Anspruch auf
Vollständigkeit[1] oder gar mit dem Ziel einer abschließenden
Behandlung.

Eine Beschäftigung mit Biographien, zumal mit verschiedenen Werken zu
zeitgleichen Protagonisten, legt den Vergleich nahe, wozu wiederum die
Vergleichsparameter zu etablieren sind und die Debatte eigentlich recht
schnell im Grundsätzlichen mündet. Immerhin handelt es sich bei der
Biographie um eines der ältesten Genres historischer Literatur
überhaupt, das immer wieder neu diskutiert, benutzt und variiert wird.
Allein die kaum wirklich zu leistende, sich einem generellen Konsens
entziehende Bestimmung der Form in historischer und/oder
literaturwissenschaftlicher Sicht[2] führt bisweilen in die Aporie, hat
auf der anderen Seite aber auch immer wieder zu Werken geführt, die etwa
mit der Bestimmung des Verhältnisses von Historiographie zu Biographie
der Selbstreflexion des Historikers durchaus zuträglich sein können.[3]
Gerade im Bereich der an Biographien gewiss nicht armen Mediävistik sind
grundsätzliche, theoretisch fundierte Überlegungen auch deswegen nicht
abwegig, weil man insbesondere für das frühere Mittelalter vor
Herausforderungen steht, die aus einer deutlich vormodernen
Subjektkonstitution resultieren, was zum einen die Quellen für die Ziele
eines modernen Biographen nur mit gewissen Anstrengungen nutzbar macht,
andererseits Schwierigkeiten aufwirft hinsichtlich der "Persönlichkeit"
der Beschriebenen - schließlich liegt ja gerade dort ein besonderer
Zielpunkt der Biographie, wenn sie mehr sein will als die
historiographische Abarbeitung von Lebensweg und Tätigkeiten, mithin
also dem, was man auch als "Leben und Werk" betiteln könnte.

Ausgerechnet für dieses ohnehin schwierige Feld der Mediävistik hat Knut
Görich in jüngerer Zeit noch auf ein weiteres Bündel von Problemen
hingewiesen[4], die eher grundsätzlicher Natur sind und Anstöße etwa aus
der Auseinandersetzung mit Pierre Bourdieus "Die biographische Illusion"
gewinnen.[5] Anliegen ist es hier, für die sicherlich immer zwischen
Literatur als "schöner Kunst" und Geschichtsforschung als empirisch
verifizierbarem "Handwerk" changierende Gattung der historischen
Biographie den Anspruch der Wissenschaftlichkeit sicherzustellen.
Gefährdet erscheint er aus zweierlei Sicht: Zunächst einmal kann die
Beschäftigung eines Menschen mit einem anderen zu einer "natürlichen
Komplizenschaft" (Bourdieu), einer unwillkürlichen Kumpanei verleiten,
also zur Aufgabe der Distanz zwischen einem Wissenschaftler und dem von
ihm betrachteten Objekt führen, zugunsten einer sozusagen
zwischenmenschlichen, all zu zwischenmenschlich auf subjektiver Empathie
beruhenden Nähe, die fälschlich noch für Wissenschaft gehalten wird.
Andererseits aber wird das Problem der Kontingenz menschlichen Handelns
angesprochen, deutlich etwa in Form der Frage nach der Beurteilung von
Handlungen: Wie lässt sich die Kontingenz einer Situation, der der
Handelnde gegenübersteht, adäquat durch den zwangsläufig nachzeitig
schreibenden Biographen denken, insbesondere bei einer Beschäftigung mit
"großen Männern", deren Handeln und Lebensleistung dem Autor als
Geschichtsbild bereits vermittelt wurde? Kann der Autor von seinem
Vorwissen absehen oder wird er nicht zwangsläufig ein Vorwissen in die
Beurteilung der Handlungsursachen einfließen lassen? Muss der Autor
nicht zwangsläufig bis zu einem gewissen Grade die Wirkung der
Handlungen in ein Handlungsziel des Protagonisten umdeuten, auch wenn
dieser letztlich vielleicht nicht mehr wollte als der flügelschlagende
Schmetterling, der am Ende aber einen Sturm verursacht?

Diese gewiss nicht umfassende Einleitung in ein jüngst diskutiertes
Grundproblem ist insofern vonnöten, weil mit ihr recht schnell deutlich
gemacht werden kann, dass es sich bei den hier zu besprechenden Werken
deutlich um vergleichsweise traditionelle historische Biographien
handelt. Das Erkenntnisinteresse der Autoren ist wesentlich stärker auf
die Aufdeckung historischer Zusammenhänge gerichtet denn auf die
Gewinnung und Vermittlung einer "Persönlichkeit", die sich letzten Endes
vielleicht, um mit Goethe zu sprechen, erahnen oder fühlen, aber nicht
erjagen lässt. Dementsprechend gering fallen denn auch die methodischen
be­zie­hungs­wei­se selbstreflektierenden Partien der Werke aus - tiefer
gehende Erwägungen hinsichtlich der Gattung der Biographie im
Allgemeinen und der gerade hierbei besonderen Rolle und Position des
Autors sucht man ohne großen Erfolg. Dies ist ja auch nicht unbedingt
notwendig, denn von ihrer Intention sind die Werke wohl kaum verfasst,
um einen exemplifizierten Beitrag zum Genre der Biographie zu liefern.
Historikern und dem interessierten "breiteren" Publikum dürfte ohnehin
der Griff zu einer historischen Lebensbeschreibug leichter fallen als zu
einem Werk, das sich und seine Form reflektiert und damit Abstand zu
nehmen versucht von gewohnten Erzähltechniken und Perspektiven. Und doch
sind die vorliegenden Werke jeweils für sich Aussagen zum Problem des
biographischen Schreibens, durch ihre Machart, durch ihren Ansatz, durch
die Position, die der Autor einnimmt - eben diese Faktoren sollen im
Folgenden dargestellt werden.

Die deutlich ambitionierte, zugleich auch umfangreichste Darstellung
stammt aus der Feder von Johannes Fried, der selbst an anderem Ort in
Anlehnung an Dilthey "die Biografie gar als höchste Form der
Geschichtsschreibung, als ihre Vollendung" bezeichnet hat.[6] Um diesem
hohen Anspruch nahezukommen, konzentriert sich Fried weniger auf den
methodischen Zugang und dessen Versprechen von Wissenschaftlichkeit,
sondern auf das grundlegende Mittel der Darstellung, die Sprache also.
Das gesamte Werk ist virtuos durchkomponiert, was sich in mitunter
abrupten Wechseln des Tempos, der Länge der Satzperioden, der
Beschreibungsdichte ebenso zeigt wie in der Beachtung kleiner Details
(man beachte allein, welche Anordnungen Karl selbst zugeschrieben
werden, welche aber den von ihm geleiteten Versammlungen). Die
thematisch orientierte, lose der Lebenslinie folgende Anlage des Werkes
erstarrt nie im Formalismus, sondern schafft einen Rahmen, der es dem
Autor erlaubt, auf die von ihm angeordneten Bestandteile so einzugehen,
wie er sie für adäquat dargestellt und dramaturgisch richtig platziert
hält - im Grundsatz ist das Buch einem komplexen klassischen Musikstück
vergleichbar, das den Rezipienten durch eine kunstvolle Binnenstruktur,
zugleich aber auch durch seine Ausführung in den Bann zu ziehen
versteht. Auf diese Weise gelingt es Fried, das Leben seines
Protagonisten mit seiner Zeit zu verweben und zugleich eine Epoche in
ihrer Alterität und religiösen Bindung, aber auch in ihren
Gleichartigkeiten dem Leser lebendig werden zu lassen. Hinter die Textur
der Erzählung tritt der Autor zurück; die Schilderung ist dermaßen dicht
und vereinnahmend gestaltet, dass der Leser mitunter kaum zu
unterscheiden weiß, inwiefern die gerade erlangte Erkenntnis die eigene
ist oder aber vom (unsichtbaren) Autor induziert. Das Problem der
biographischen Empathie verschiebt sich dadurch auf die Ebene des
Rezipienten. Durch den gewählten, letztlich künstlerisch-suggestiven
Zugang steht das Werk im Grunde bereits jenseits der historischen
Biographie; vielleicht hat sogar tatsächlich einmal der Werbetext des
Verlages recht, wenn der Autor als "Meistererzähler und begnadeter
Mediävist" gepriesen wird (wobei auch umgekehrt niemand widersprechen
müsste).

Die Ausrichtung der Karlsbiographie, die Stefan Weinfurter verfasst hat,
ist demgegenüber vergleichsweise konventionell. Die ersten drei Kapitel
stellen einen klassisch-kritischen Dreisprung dar, dessen Ziel es ist,
nach Positionsbestimmung des Autors, der Diskussion der Quellen und der
Schilderung der Erkenntnisprobleme durch Mythenbildung einen Zugang zu
seinem Protagonisten gefunden zu haben. Entgegen der Darstellung Frieds
wird das Werk Weinfurters deutlich durch einen bereits früh entwickelten
(S. 15-19) Grundgedanken gelenkt und bestimmt: Das Handeln Karls und
seines Umfeldes sei dem Streben nach Eindeutigkeit verpflichtet gewesen;
das Werk christlich fundierter "Vereindeutlichung" sei zu verstehen als
"höchster Anspruch auf Deutungshoheit" (S. 19) - was einen Unterschied
zu säkularer "Vereinheitlichung" markiert, die in manchen Bereichen
ebenfalls angestrebt wurde, aber sich jenseits des diskursiven Bereichs
im unmittelbaren Zugriff auf die Institutionen und ihre Normen
manifestiert. Das Fortschreiten all dieser Bemühungen wird entlang des
Lebensweges Karls erzählt, thematisch gebündelt, wobei der Darstellung
der intellektuellen Tätigkeiten im souverän knapp gehaltenen Kapitel 9
eine Schlüsselstellung zukommt (S. 178-204). Am Schluss folgt eine
überraschende Wende dergestalt, dass Karls letzte Lebensjahre, gemeinhin
interpretiert als sowohl persönliche als auch systemische Krise, nunmehr
gedeutet werden als der Moment letzter persönlicher Einsicht. Aus diesem
grundlegenden Perspektivwechsel Karls habe eine Wende resultiert, vom
Streben nach diskursiver Vereindeutlichung in der Gesellschaft hin zu
einer persönlichen, reinen und allein innerlichen christlichen
Identität; nicht mehr die Welt, die Persönlichkeit habe es fortan zu
formen und bilden gegolten, bis sich diese dann als "eindeutig"
christlich erwiesen habe, mithin: moralisch fundiert, jenseits der
Zweifel, im Glauben fest. Diese "Wahrheit des Herzens" steht also am
Ende des Lebens; ein Vergleich mit den Überlegungen, die Frieds Karl als
Suche nach dem "echten Maß der Seele" (vgl. S. 29f.) leiten - jedoch
bereits deutlich früher -, bietet sich an. Mit Weinfurters Buch steht
eine thesengeleitete historische Deutung, die von einem argumentierenden
Autor vertreten wird, der literarischen Schöpfung eines Johannes Fried
gegenüber, deren beinahe unsichtbarer Autor eher nahelegt denn
behauptet.

Ganz anders wiederum erscheint die Herangehensweise Steffen Patzolds,
der ganz deutlich die eigene Wissbegier in das Zentrum der
Autorenhaltung stellt. In seiner Annäherung an seinen Protagonisten
Einhard schwankt er zwischen einem übertrieben Respekt auf der einen
Seite, so etwa in den kurzen Überlegungen hinsichtlich des notwendigen
konstruktiven Anteils eines Autors (S. 17-19 und S. 287-289; vgl. etwa
S. 288: "Darf ich das? Darf ich in Einhards Kopf kriechen?"), während
ihm ansonsten die Neugier eine ausreichende Rechtfertigung für eine
gänzlich distanzlose Annäherung zu sein scheint, wenn er sich etwa
bereits im ersten Satz des Vorworts (S. 9) dazu bekennt, gerne mit
Einhard bei einem Becher Milchkaffee seine Zeit zu verplaudern. Hier
geht es dann letztlich nicht mehr um die adäquate Erfassung einer
historischen Persönlichkeit - sei sie literarisch oder konzeptionell
unternommen - , sondern es wird um Empathie mit dem Autor geworben, der
dem ebenfalls wissbegierigen Leser durch diese Wendung nach außen in
einer Art captatio benevolentiae begegnet. Der Leser hat denn auch Teil
an der Hypothesenbildung des Autors - offene Fragen werden als solche
gestellt und nicht beantwortet, die immer wieder eingesetzten
Auslassungspunkte legen Schlussfolgerungen nahe oder zeigen Grenzen der
erlaubten Spekulation. Kurze Sätze, selten durch einen Relativsatz
erweitert, sorgen für einen dichten Hintergrund, vor dem der Autor
Einhard agieren lässt - zumindest nach dem Tode Karls, denn vorher ist
über Einhard aufgrund der Quellenlage nicht viel Neues zu erfahren. Der
eigentliche Schwerpunkt liegt verständlicherweise auf der Zeit nach 814,
als Einhard sowohl als Abt als auch als immer wieder herangezogener
Berater fungierte. Als Quellengrundlage dient Patzold Einhards Bericht
über die Translatio der Heiligen Marcellinus und Petrus, die durchaus
fruchtbar gemacht wird für die Verhaltensweisen und Abwägungen eines
sanctorum amator, als der Einhard vornehmlich gezeichnet wird
(S.129-232). Damit stehen weder Karl noch der Höfling im Zentrum,
entgegen dem Versprechen des Titels. Natürlich darf im Buch auch eine
Aussage zur Vita Karoli nicht fehlen - Patzold entscheidet sich
hinsichtlich des Abfassungszeitpunktes für das Frühjahr 829 (S. 193-205)
und sieht die Intention im Bestreben Einhards, sich elegant vom Hof und
den Streitigkeiten im Reich zu lösen -, doch erscheint sie wie auch die
politische Gedankenwelt Einhards gleichsam wie ein Nebenprodukt eines
Lebensweges, der in erster Linie bestimmt erscheint durch die
Religiosität des Protagonisten.

Letztlich finden alle drei Werke an eben diesem Punkt ihren gemeinsamen
Nenner: Allen drei Autoren ist ihr Protagonist ein Vertreter einer
religiös determinierten Lebenswelt, die jedoch durchaus unterschiedliche
Lebenswege zulässt. Jeder Autor hat seinen eigenen Weg gefunden, jeweils
eine große Leistung mit einem in sich stimmigen Werk vollbracht.
Fortschritte hinsichtlich einer Grundtendenz oder eines generellen
Ansatzes, wie die Beschreibung eines vormodernen Lebens anzugehen sei,
sind dabei nicht zu verzeichnen - zu individuell ist der Zugriff der
Autoren, zu dehnbar die Form der Lebensbeschreibung. Deutlich spürbar
ist zudem das Bemühen, den Menschen der Karolingerzeit und sein Handeln
in den religions- und bildungsgeschichtlichen Schwung der Zeit zu
stellen, auf die Gefahr hin, die Meistererzählung nations- oder
volksbildender Helden zu ersetzen durch ihre Verankerung in einer
westlich-alteuropäisch fundierten Bildungsgeschichte.[7] All dies ist
sicherlich nicht unberechtigt, zumindest diskutabel und per se
keineswegs ein Negativum, doch ergibt sich daraus der Hinweis, dass auf
dem Feld der Biographie vormoderner Protagonisten durchaus noch
Herausforderungen bestehen bleiben.


Anmerkungen:
[1] Nicht berücksichtigt wurde das Werk von Karin Schneider-Ferber, Karl
der Große. Der mächtigste Herrscher des Mittelalters, Darmstadt 2013.
[2] Vgl. etwa den Sammelband von Bernhard Fetz (Hrsg.), Die Biographie -
Zur Grundlegung ihrer Theorie, Berlin u.a. 2009.
[3] So etwa bei Jacques Le Goff, Ludwig der Heilige, Stuttgart 2000.
[4] Knut Görich, Versuch zur Rettung von Kontingenz. Oder: Über
Schwierigkeiten beim Schreiben einer Biographie Friedrich Barbarossas,
in: Frühmittelalterliche Studien 43 (2009), S. 179-198; diese
konzeptionellen Gedanken finden sich wieder in: Ders., Friedrich
Barbarossa. Eine Biographie, München 2011; vgl. hierzu meine Rezension
in: Historische Zeitschrift 297 (2013), S. 175-178.
[5] Pierre Bourdieu, Die biographische Illusion, in: Ders. (Hrsg.),
Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns, Frankfurt am Main 1998,
S. 75-83; das folgende Zitat auf S. 76.
[6] Die Zeit, Ausgabe 2, 14.01.2014; im Internet abzurufen unter
<http://www.zeit.de/2014/02/karl-der-grosse-biografie-johannes-fried>
(18.12.2014).
[7] In diesem Sinne Charles West, Rezension von: Johannes Fried, Karl
der Große. Gewalt und Glaube. Eine Biographie, München 2013, in:
Francia-Recensio 2014/2,
<http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-2/MA/fried_west>
(18.12.2014).

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Lioba Geis <lioba.geis(a)uni-koeln.de>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-1-007>

[Regionalforum-Saar] Hitler und Humor - Geht das ? Der "Führer" als Zielscheibe v Satire u Karikatu r

Date: 2015/01/06 20:14:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Institut für Zeitgeschichte München - Berlin

19.11.2014, München

Bericht von:
Kristina Milz, Institut für Zeitgeschichte München - Berlin
E-Mail: <milz(a)ifz-muenchen.de>

Die vom Institut für Zeitgeschichte München - Berlin (IfZ) organisierte
Veranstaltung beleuchtete das von der Forschung bislang rudimentär
platzierte Thema Humor im Verhältnis zu Adolf Hitler und der
NS-Herrschaft, um Anregungen für die weitere wissenschaftliche Arbeit zu
geben. Die Tagung stand im Zeichen der Interdisziplinarität: Vertreter
der klassischen Geschichtswissenschaft, der Kommunikationsgeschichte und
der Literaturwissenschaft trafen auf Referenten mit praktischer
Erfahrung im humoristischen Umgang mit Hitler. Leitfrage war, ob die
Mittel der Karikatur, Satire und Ironie angesichts der Gewaltpraxis und
der mörderischen Folgen des Nationalsozialismus (NS) angemessen seien,
um sich mit Hitler und seiner Herrschaft auseinanderzusetzen. Der Blick
reichte von den 1920er-Jahren bis in die jüngste Gegenwart.

Eröffnet wurde die Tagung von ANDREAS WIRSCHING (München), Direktor des
IfZ. In seiner kurzen Einführung benannte er das zentrale Motiv, das den
gesamten Tag über dominieren sollte: die weit auseinandergehenden
Meinungen zur titelgebenden Frage der Veranstaltung. Auch innerhalb des
IfZ seien die Positionen zur Angemessenheit eines humoristischen Umgangs
mit Hitler in hohem Maße heterogen.

Gastgeber MAGNUS BRECHTKEN (München), stellvertretender Direktor des
IfZ, machte keinen Hehl aus seiner Position: Für ihn sei politischer
Humor "ein Indikator für die Verständigung einer Gesellschaft über die
Grenzen des Sagbaren im Modus der Selbstkritik" und in diesem Sinne eine
"Kulturtechnik mit zivilisierender Wirkung". Sein von anschaulichen
Beispielen untermalter Vortrag bot einen Überblick über das
Zusammenspiel von Politik und Humor im 20. Jahrhundert. Brechtken
schloss mit zwei Thesen: Man könne erstens Humor und Satire als
"Antineurotika" betrachten - "gegen Realitätsverweigerung" und "gegen
die Täuschungs- und Entmündigungsbestrebungen, die jeder
unkontrollierten, unkritisierten Institution, Person oder Staatsmacht
innewohnt". Zweitens wäre der "Verzicht auf eine satirische
Verarbeitung, auf Persiflage und das Kenntlichmachen der inneren
Verlogenheiten" mancher Systeme wie der NS-Herrschaft gleichbedeutend
mit einem "Zugeständnis, dass die humorlosen Täter noch immer eine
partielle Macht über die Nachwelt auszuüben imstande wären". Diese
potentiell "zynische" Wirkung solle man nicht zulassen; es sei im
Gegenteil dazu angeraten, "emanzipatorisch" damit umgehen.

PATRICK MERZIGER (Leipzig) rüttelte in seinem Vortrag an dem nach
derzeitigem Forschungsstand gängigen Bild des NS als satirisch geprägter
Abschnitt der Geschichte. Er zeichnete den "Humor" des Regimes als wenig
erfolgreiche Form der Propaganda: "Aggressivität" und "Zynismus" seien
Wesensmerkmale des von Goebbels als "heroische Form des Humors"
geforderten Einsatzes von Satire, weshalb beispielsweise die Karikaturen
aus der 1932 gegründeten antisemitischen Zeitschrift "Die Brennessel"
und des ab 1933 gleichgeschalteten "Simplicissimus" nicht mehr viel mit
der eigentlichen Gattung zu tun gehabt hätten. Zwei Gründe sah Merziger
als ausschlaggebend für den Niedergang der Satire mit dem NS-Regime:
Einerseits habe im "Dritten Reich", das die gleichsam alternativlose
"Volksgemeinschaft" beschwörte, die Angst vor Exklusion dominiert,
während in der Weimarer Republik die Satire noch ein weitgehend
akzeptiertes Stilmittel gewesen sei. Andererseits habe die Satire, wie
sie sich in der ersten demokratischen Phase in Deutschland als Tradition
etabliert hat, schlichtweg ihre Funktion verloren: Die vom NS zum Gegner
institutionalisierten Juden etwa seien mit zunehmender Ausgrenzung,
Entrechtung und Verfolgung bereits vernichtet gewesen - bis hin zum
originär physischen Sinne. Die von Bajohr in der Anmoderation erwähnte
Rede Hitlers, die das Bild des Holocaust in die Vernichtung des Lachens
der Juden gekleidet habe[1], hatte sich zu diesem Zeitpunkt in
schrecklicher Weise bewahrheitet.

MARTINA KESSEL (Bielefeld) zeigte in ihrem Vortrag, dass der von
Merziger konstatierte mäßige Erfolg des Humors von oben im NS sich nicht
auf alle Bereiche anwenden lässt. Paradigmatisch dafür können die von
Kessel thematisierten öffentlichen Auftritte mit regelmäßigen
"Slapstick-Elementen" des "Führers" gelten, die argumentativ und
performatorisch mit Spott arbeiteten und für regen Applaus sorgten.
"Redner und Zuhörer feiern hier ihren Siegerstatus", sagte Kessel. Die
Historikerin begreife den Humor als "Suchmaschine". Dabei entlarvte sie
ihn als "Mittel, das eigene Handeln nicht als Täterschaft zu begreifen".
Der Gedanke, dass über das Medium des "Humors" die Kategorien Opfer und
Täter sowie Sieger und Verlierer eine zynisch-groteske Neuformation
eingegangen seien, kann als einer der interessantesten des
Veranstaltungstages bezeichnet werden: Hitler, der nach eigener Aussage
zur Zeit der Weimarer Republik "verfolgt und verlacht, verspottet und
vertrieben" geworden sei, habe sich und seine Ideologie zum Opfer
erklärt, so Kessel. Täter sei in dieser Lesart der "lachende Jude"
gewesen. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten habe die
Selbstbeschreibung der nichtjüdischen Deutschen als Opfer, aber Sieger
stattgefunden, die Fremdbeschreibung der Juden sei zum Täter, aber
Verlierer avanciert. Damit sei den jüdischen Bürgern jede allgemeine
Anerkennung als Opfer genommen worden.

ANDREAS WIRSCHING (München) betonte in seinem Kommentar den
Camouflage-Charakter des Humors bei der Vertauschung von Opfer- und
Täterrolle. Er spitzte außerdem die These Merzigers auf die Formel zu,
Satire laufe sich "in einem unfreien Diskurs zwangsläufig tot" und
schloss als weiterführende Frage den Gedanken an, ob eine systematische,
quasi-totalitarismustheoretische Unterscheidung von Humor und Satire in
Diktaturen und freiheitlichen Gesellschaften fruchtbar sein könnte.
Wirsching betonte außerdem mit Verweis auf Adorno seine Zweifel, ob der
Humor nach 1945 und der monströsen Erfahrung des Holocaust tatsächlich
die "zivilisierende Kraft" zurückgewinnen könne, die ihn einst
kennzeichnete. Darüber hinaus stellte er sich die Frage, ob die
satirische Überspitzung den "realsatirischen" und skurril anmutenden
Ausrutschern des NS auf der "theatrokratischen Propagandabühne"
überhaupt gerecht werden konnte oder ob dies nicht vielmehr eine
verharmlosende Wirkung provoziere. Dem wurde in der Diskussion
entgegengesetzt, dass es sich bei der heutigen Qualifizierung als
"Realsatire" auch um eine "anachronistische Wahrnehmung" handeln könnte,
die zur Zeit des NS vielleicht eine ganz andere war.

MAGNUS BRECHTKEN (München) zeigte in seinem Vortrag in der zweiten
Sektion, die sich der Satire nach 1945 widmete, anhand ausgewählter
Beispiele die Foren Film, Kabarett und Karikatur als Orte, "in denen
sich Themen der Vergangenheitsaufarbeitung zugespitzt und humorträchtig
präsentiert finden". Er verwies auf die Sinnfälligkeit einer Forschung,
die dieses Thema noch eingehender zu entdecken habe - von den Filmen
Billy Wilders in der Nachkriegszeit bis zu den Produktionen Thomas
Pigors in der jüngsten Gegenwart. Die Geschichtswissenschaft hinke
vergleichbaren Analysen der Literatur- und der Filmwissenschaft merklich
hinterher.[2] Neben den sich wandelnden Adaptionen der Person Hitlers
und den Reflexionen auf den "deutschen Nationalcharakter" in den
satirischen Stücken nach 1945 seien insbesondere deren Wahrnehmungen und
die Publikumsreaktionen von wissenschaftlichem Interesse. In der
humoristischen Vergangenheitsaufarbeitung zeige sich ein kaum
analysierter Modus der Verhandlung der deutschen Gesellschaft über sich
selbst.

Produzent und Drehbuchautor ULRICH LIMMER (München) lieferte einen
ausführlichen Erfahrungsbericht über den Film "Schtonk" - eine
Persiflage auf die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher
durch die Redaktion des Magazins "Stern" - in welchem er die Teilnehmer
auch hinter die Kulissen des Drehs zu Ende der 1980er-Jahre blicken
ließ. "Für Komiker ein Geschenk, für Historiker eine Tragödie" nannte er
die Affäre im Jahr 1983 und betonte, dass die realsatirische Vorlage
durch die involvierten Personen durch die filmische Darstellung nur
schwerlich zu übertreffen gewesen sei. Der anekdotische Vortrag Limmers
enthielt durchaus auch nachdenkliche Töne: Die journalistische
Fehlleistung stehe, so seine These, paradigmatisch für den Wunsch der
"Seele der Deutschen" nach einer Aussöhnung mit Adolf Hitler - "raus aus
den Geschichtsbüchern, rein in den Boulevard". Er gab zu bedenken: "Wir
lachen, weil es der Stern war. Und nicht die Nationalzeitung." Er
betonte, dass für ihn der Holocaust als Grenze der Satire gelte.

SYLVIA NECKER (München) stellte in ihrem Kommentar mit Verweis auf den
Titel der Veranstaltung die grundsätzliche Überlegung an, ob es sich bei
den vorgestellten Beispielen nach 1945 tatsächlich um Humor über Hitler
handelte oder ob nicht vielmehr satirische Studien der deutschen
Nachkriegsgesellschaft und deren Umgang mit Hitler angestellt worden
seien, was Limmer mit Nachdruck bejahte. Tatsächlicher "post
mortem-Humor" über Hitler nach 1945 dagegen funktioniere, so Necker,
"mit einer großen Portion Vulgarität". Skeptisch zeigte sie sich auch in
den Fällen, in welchen Humor die Funktion der "Distanzierung" einnehme:
Somit mache er die Geschichte erträglicher; man erspare sich die
Auseinandersetzung.

Als Auftakt zur dritten Sektion betonte AXEL DRECOLL (München), dass der
"Hanswurst"-Effekt, also die Darstellung Hitlers als lächerliche Person,
unterschiedliche Funktionen erfülle: die "Redimensionierung"
("Entzauberung" des "Führers", das Zurückholen der Person auf "normales
Menschenmaß"); die "Abstraktion" (Bildung eines Gegengewichts zum "Dämon
Hitler" in der erinnerungspolitischen Auseinandersetzung); sowie die
Durchbrechung von gängigen Normen und Tabus. Drecoll wies darauf hin,
dass die "Humor-Produzenten" einer gemeinsamen Generation angehörten,
die Entdämonisierung und Enttabuisierung als gesellschaftliche
Bedürfnisse ansähen und betonte seine Zweifel darüber, ob das für die
Jugend noch immer zutreffe. Darüber hinaus fehle heutigen Schülerinnen
und Schülern oftmals der historische Kontext, um humoristische
Darstellungen zu Hitler überhaupt einordnen und als lustig empfinden zu
können. Necker nannte dieses Phänomen das "Verfallsdatum" des Humors.

OLIVER JAHRAUS (München) stellte einige literarische Werke vor und
formulierte als Forschungsgegenstand die Konventionen in der Darstellung
Hitlers. Als wiederkehrende literarische Motive identifizierte er neben
der "Was-wäre-wenn"-Frage[3] die Erklärungsversuche für die Entwicklung
Hitlers zum Diktator.[4] Er betonte darüber hinaus, dass dem oftmals
formulierten, wenngleich plausiblen, Befund[5], die Beschäftigung mit
dem "Führer" habe in den vergangenen Jahren einen Höhepunkt erfahren,
bisher ein empirisch-quantitativer Nachweis fehle. Mit Verweis auf die
titelgebende Frage der Veranstaltung konstatierte Jahraus, dass es
seiner Meinung nach entscheidend sei, ob mit oder über jemanden gelacht
werde. Das Problem liege jedoch nicht in den Texten, sondern vielmehr in
der mangelnden Geschichts- und Medienkompetenz der Rezipienten. Auch
wenn der Literaturwissenschaftler dies nicht explizit sagte: Die
Versuchung, mit Hitler zu lachen, war eines der Hauptargumente, das
Kritiker des Bestsellers "Er ist wieder da" anführten.[6] Dessen Autor,
Timur Vermes nahm an der späteren Podiumsdiskussion teil.

SVEN KELLER (München) warf in seinem Kommentar die Frage auf, ob es -
angesichts des Wunsches, die NS-Vergangenheit präsent zu halten - ratsam
sei, Humor über Hitler zu tabuisieren. Die Kehrseite der Medaille sehe
er in einer Komplexitätsreduktion, die mit der Gefahr der Banalisierung
einhergehe. Moderator JOHANNES HÜRTER (München) wies in der Diskussion
darauf hin, dass es vonnöten sei, die Zwischenstufen zwischen dem
"Dämon" und dem "Hanswurst" Hitler sichtbar zu machen. Jahraus ergänzte,
sowohl dem einen als auch dem anderen Extrem sei eine "apologetische"
wie "emanzipatorische" Dimension zu eigen.

Als Abschluss des Veranstaltungstages diskutierten Timur Vermes, Martina
Kessel und Ulrich Limmer auf dem Podium, Magnus Brechtken moderierte.
Roman-Autor TIMUR VERMES (München) sprach offen an, dass die Lust zur
Provokation durchaus eine Rolle bei der Wahl seines Gegenstands gespielt
habe. Er habe "Mein Kampf" gelesen und eine Parodie als reizvoll
empfunden, aber auch versucht, das Buch und seinen Autor ernst zu
nehmen. Hitlers "Weltbild" sei "überschaubar", was ihm einen leicht zu
erschließenden "Werkzeugkasten" an die Hand gegeben habe. Auf die Frage
nach "Geschmacksgrenzen" meinte Vermes, dass "Hitlers Duktus" ihm
Grenzen auferlegt habe: Über "viele Dinge" habe dieser gar nicht so oft
geredet, wie man heute meine.

ULRICH LIMMER (München) verwies darauf, dass der Film "Schtonk" die
Frage "Wie gehen wir mit Adolf Hitler um?" aufgeworfen habe. Eine
gesellschaftliche Fokussierung auf die Person Hitlers habe eine
Entlastung der Bevölkerung zur Folge. MARTINA KESSEL (Bielefeld)
bemerkte, dass die Intensivierung der geschichtswissenschaftlichen
Forschung zum Thema "Volksgemeinschaft" und die Fokussierung auf Hitler
im populären Diskurs und deren möglicher Zusammenhang analysiert werden
sollten.

Zum Abschluss boten die Diskutanten ihren Blick auf die Kernfrage, ob
Gewalt und Vernichtung satirefähig seien. "Wenn jemand lacht, ist er
wach", meinte Vermes und ließ dabei den pädagogischen Anspruch des
Humors anklingen. Kessel verwies auf den moralischen Charakter der
Titelfrage und meinte, interessanter sei die Analyse des offenbar
verbreiteten Bedürfnisses, Witze über Hitler zu machen. Limmer betonte,
dass "Schtonk" keine Komödie über Hitler sei, sondern über "unsere
Gesellschaft".

Zwei Ergebnisse des eintägigen Treffens sind besonders hervorzuheben.
Erstens: Eine einfache Antwort auf die Titelfrage bietet sich nicht an.
Vielmehr ist festzustellen, dass Humor stets ein Mittel war, sich
kritisch mit Hitler, der NS-Herrschaft und deren Folgen
auseinanderzusetzen. Zweitens: Die Diskussionen der Tagung illustrierten
eine Fülle bislang unerforschten Materials, das es interdisziplinär zu
erschließen und zu analysieren gilt.

Konferenzübersicht:

Andreas Wirsching (München), Begrüßung

Magnus Brechtken (München), Einführung: Politik und Humor im 20.
Jahrhundert

Sektion I: Humor im NS-Regime
Frank Bajohr (München), Moderation

Patrick Merziger (Leipzig), Satire in der "Volksgemeinschaft"

Martina Kessel (Bielefeld), Lachen über den Tod? Humor im Zweiten
Weltkrieg

Andreas Wirsching (München), Kommentar

Sektion II: Witzfigur post mortem? Satire nach 1945
Sven Keller (München), Moderation

Magnus Brechtken (München), Satire als Mittel der
Vergangenheitsaufarbeitung: Von "Wir Wunderkinder" über "Schtonk" bis
zum "Bonker"

Ulrich Limmer (München), "Schtonk" als Beispiel filmischer
Vergangenheitsverarbeitung: Wenn Realsatire die Phantasie übertrifft und
was man daraus lernen (und machen) konnte

Sylvia Necker (München), Kommentar

Sektion III: Produzenten - Genres - Themenfelder
Johannes Hürter (München), Moderation

Axel Drecoll (München), Hanswurst Hitler. Bildwelten vom "Führer"
privat

Oliver Jahraus (München), Hitler und Humor in der deutschsprachigen
Literatur

Sven Keller (München), Kommentar

Podiumsdiskussion: Hitler und Humor - Geht das?
Magnus Brechtken (München), Einführung und Moderation

Timur Vermes (München) / Martina Kessel (Bielefeld) / Ulrich Limmer
(München)

Anmerkungen:
[1] Hitler in einer Rede im November 1942: "Von denen, die damals
lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr [...]." Vgl. Max Domarus,
Hitler - Reden und Proklamationen, Bd. 2, Würzburg 1963, S. 1937.
[2] Margrit Frölich / Hanno Loewy / Heinz Steinert (Hrsg.), Lachen über
Hitler - Auschwitz-Gelächter? Filmkomödie, Satire und Holocaust, München
2003.
[3] Beispielsweise bei Eric-Emmanuel Schmitt, Adolf H. Zwei Leben,
Zürich 2008.
[4] Ein mythisches Erklärungsmodell finde sich etwa bei Norman Mailer,
Das Schloss im Wald, München 2007.
[5] Limmer verwies insbesondere auf Daniel Erk, So viel Hitler war
selten. Die Banalisierung des Bösen oder Warum der Mann mit dem kleinen
Bart nicht totzukriegen ist, München 2012.
[6] Timur Vermes, Er ist wieder da, Köln 2012.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5757>

[Regionalforum-Saar] Tagber: Archäologie und K rieg. Ein neues Arbeitsfeld

Date: 2015/01/11 22:45:26
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

From:    Christian Jansen <jansen(a)uni-trier.de>
Date:    12.01.2015
Subject: Tagber: Archäologie und Krieg. Ein neues Arbeitsfeld
------------------------------------------------------------------------

Svend Hansen, Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen
Instituts; Christian Jansen, Neuere Geschichte, Universität Trier;
Friedrich-Ebert-Stiftung
05.11.2014-07.11.2014, Trier

Bericht von:
Svend Hansen, Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen
Instituts; Christian Jansen, Neuere Geschichte, Universität Trier;
Martijn Eickhoff, Radboud Universiteit Nijmegen/NIOD Amsterdam
E-Mail:<svend.hansen(a)dainst.de>; <jansen(a)uni-trier.de>;
<m.eickhoff(a)let.ru.nl>

2014 gedachten wir nicht nur der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts,
die vor 75 bzw. 100 Jahren begannen. Leider sind auch aktuell die
Nachrichten voll von Kriegen in der ganzen Welt, ja sogar wieder in
Europa. Viele reiben sich verwundert die Augen, weil sie Krieg als
Mittel der Politik nicht mehr für möglich, geschweige denn akzeptabel
hielten.

Die Tagung war schon lange geplant, bevor sie durch die Ereignisse in
der Ukraine eine ungeahnte Aktualität erhielt. Thematisiert werden
sollte das Thema Archäologie und Krieg in dreifacher Weise. Erstens
sollte die Archäologie des Krieges thematisiert werden, nämlich wie
heute die Dokumentation von neuzeitlichen Schlachtfeldern, Stellungen,
Lagern, aber auch von Massengräbern zur Aufgabe der Archäologie geworden
ist. Zweitens sollte die Rolle der Archäologen im Krieg thematisiert
werden, als Bewahrer der Kulturgüter oder als ihre Vernichter. Wo wird
der Archäologe aktiv bei der Plünderung von Museen und Zerstörung des
historischen Erbes besetzter Gebiete sowie der Neubewertung der
Geschichte besetzter Gebiete durch Ausgrabungen? Schließlich sollten
diese Fragen eingeordnet werden in das rasant wachsende Interesse in der
Archäologie am Krieg auch in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Die
Tagung ist Teil der forschungsgeschichtlichen Studien im Deutschen
Archäologischen Institut. Veranstaltet wurde sie von Christian Jansen
(Trier) und Svend Hansen (Berlin) in Verbindung mit der
Friedrich-Ebert-Stiftung, die das Karl-Marx-Haus als Tagungsort in Trier
zur Verfügung stellte.

Die Tagung wurde von ELISABETH NEU (Trier) als Hausherrin eröffnet, die
die Beiträge von Karl Marx für die Geschichte und Philosophie der Antike
würdigte sowie seine weitgespannten Interessen an der Archäologie,
Ethnologie und zuletzt der Geologie herausstrich. In einer gut besuchten
öffentlichen Auftaktveranstaltung erläuterten HARALD MELLER (Halle) und
HEIDRUN DERKS (Kalkriese), wie der Krieg im Museum präsentiert werden
kann. Harald Meller, der eine Ausstellung über den Krieg in Halle
konzipiert, gab einen fulminanten Überblick über aktuelle Forschungen
zum Thema, wobei die Schlachtfeldarchäologie in Sachsen-Anhalt und in
Mecklenburg spektakuläre Neufunde gemacht und mit modernsten Methoden -
nicht mehr der Radiocarbon-Datierung, sondern auch mit DNA-Analysen und
anderen archäobiologischen Verfahren - untersucht hat. Während im
mecklenburgischen Tollensetal ein bronzezeitliches Schlachtfeld gefunden
worden zu sein scheint, hat das Landesamt für Denkmalpflege in
Sachsen-Anhalt den Ort der Schlacht von Lützen im November 1632 zwischen
schwedischen und kaiserlichen Truppen minutiös untersucht. Es gelang
nicht nur, den Ort zu lokalisieren, an dem der schwedische König Gustav
Adolf getötet wurde, die Auswertung der Munitionsfunde erlaubt es auch,
zeitgenössische Berichte sowie Pläne und Stiche auf ihre Glaubwürdigkeit
zu überprüfen. Ein Massengrab ist ein eindringliches Zeugnis des
Grauens. Es konnte im Block geborgen und in der Werkstatt unter
Laborbedingungen freigelegt werden. Die anthropologische Analyse zeigt
die vielen Verletzungen, welche die Toten aufweisen, und die auf einen
langen Kriegseinsatz hindeuten. Der letzte in das Grab gelegte Tote
wurde mit ausgestreckten Armen inszeniert: zynische Erinnerung an den
Gekreuzigten?

Heidrun Derks stellte die Konzeptionen der ersten und der jetzigen
Ausstellungen im Museum Kalkriese dar. Am seinerzeit identifizierten Ort
der sogenannten Varusschlacht entstand das erste archäologische Museum
in Deutschland, das die Zeugnisse eines Kriegsereignisses thematisiert.
Keine Skelette aus Massengräbern, Funde nur kleiner Dimensionen, die
kaum ausstellenswert sind, zwangen dazu die Menge der beteiligten
römischen Soldaten in Form von Zinnsoldaten oder von Kugeln zu
verdeutlichen. Installationen, die nicht minder verstören wie die Toten
aus einem Massengrab. Das Publikum würdigte die engagierten Vorträge
durch rege Nachfragen.

Die eigentliche Fachtagung eröffnete FLORIAN KLIMSCHA (Berlin) mit einem
Vortrag über das "neu erwachte Interesse an gewaltsamen Konflikten in
der prähistorischen Archäologie", der einen informativen Überblick über
Tendenzen der rasant wachsenden Literatur zum Thema Krieg gab, indem er
den Beginn des gewachsenen Interesses am Krieg in Deutschland seit 1990
als ein verspätetes Phänomen deutete. International sei seit 1970 ein
Anwachsen des Interesses zu vermerken. Vorsicht sei zudem geboten. Seit
dem 19. Jahrhunderts sei das Thema in der Archäologie etwa in
migrationistischen Erzählungen sehr präsent gewesen. Vielfach sei es
aber nicht als Krieg sondern als Kampf bezeichnet worden.

HEIDI KÖPP-JUNK (Trier) gab einen prononcierten Überblick über
Gewaltdarstellungen und literarische Erwähnungen des Krieges von der
vordynastischen Zeit bis ins Neue Reich. Schon die berühmte
Narmerpalette, die in die Zeit um 3100 v. Chr. datiert, zeigt Pharao,
wie er die Feinde erschlägt, ein Darstellungstypus, der bis in das Neue
Reich in die Zeit der sogenannten Seevölker und darüber hinaus in
griechische Zeit nachzuweisen ist. Sie zeigte innovative Techniken, wie
Belagerungstürme auf Rädern und dann die eleganten leichten Streitwagen
aus dem Grab des Tutanch Amun. Schriftquellen verdeutlichen uns die
Dimensionen des Krieges, die weit über den archäologisch fassbaren
Befund hinausgehen.

Literarische Quellen sind jedoch nicht immer ausreichend um die Details
der Kriegsführung, die aber entscheidend sein können, voll zu erfassen.
CHRISTOPH SCHÄFER (Trier) führte in seinem Vortrag experimentelle
Archäologie als Wissenschaft vor. Der Nachbau von Geschützen und von
Kriegsschiffen für die Flüsse Rhein und Donau folgt präzise den wenigen
archäologischen Funden. Bis in die Details wurden die originalen
Materialien verwendet. Alle Schießversuche wurden akribisch
aufgezeichnet, denn die Wiederholbarkeit der Experimente stellt eine
notwendige Voraussetzung für die wissenschaftliche Verwertbarkeit der
Ergebnisse dar. Die Nachbauten erfolgten in einem sehr großen Team
unterschiedlicher Fachleute, die die neueste Technik verwendeten.

In die Konfrontation mit den Überresten der Weltkriege führten CHRISTIAN
TERZER und MARKUS WURZER (beide Innsbruck) aus der Projektgruppe
"Archäologie des Alpenkriegs 1915-18" von Harald Stadler an der
Universität Innsbruck mit ihren Berichten über die Frontarchäologie in
den Dolomiten Süd- und Osttirols ein. Oberhalb der Baumgrenze und in
teilweise halsbrecherischen Höhenlagen zeigte Terzer nicht nur die
Bedingungen auf, unter denen ArchäologInnen heute arbeiten, sondern
veranschaulichte damit auch die extremen Bedingungen unter denen die
italienischen und die österreichischen Soldaten von 1915 bis 1918
gegeneinander um jeden Meter kämpften. Deutlich wies Terzer darauf hin,
dass die Archäologie häufig mit den Wünschen der Gemeinden nach
touristischen Attraktionen in Form von Schützengräben und
Mannschaftsbaracken in Konflikt gerät.

ERMENGOL GASSIOT BALLBÈ (Barcelona) stellte in seinem Vortrag die
Schwierigkeiten bei der historischen Aufarbeitung der Francodiktatur in
Spanien zwischen 1939 und 1976 dar. Besonders die etwa 200.000 Menschen,
die nach 1939 im Zuge der franquistischen Repression ermordet wurden,
liegen noch immer in Massengräbern, ohne dass ihre Kinder, Enkel und
Urenkel sie bestatten konnten. Auch Restitutionsansprüche konnten
bislang nicht erfolgreich durchgesetzt werden. Sehr eindringlich waren
Bilder von einigen der inzwischen 80 freigelegten Massengräber mit ca.
4.000 Toten.

MARTIJN EICKHOFF (Amsterdam/Nijmegen) behandelte in seinem, zusammen mit
Marieke Bloembergen geschriebenen Vortrag die japanische Archäologie im
besetzten Java zwischen 1942 und 1945. Am Beispiel von Grabungen und
Rekonstruktionen am buddhistischen Heiligtum von Borobudur und im
Kontext der von den Japanern nach ihren Eroberungen im Zweiten Weltkrieg
geplanten "großasiatischen Wohlstandssphäre" zeigte er einen
überraschend toleranten Umgang der japanischen Besatzer mit den
kulturellen Überlieferungen der kolonisierten Indonesier, die zum Teil
an die niederländische kolonialarchäologische Infrastruktur anknüpfte.

Die dritte Sektion "Archäologen im Krieg" leitete TIMO SAALMANN
(Nürnberg) ein mit einem Beitrag über archäologische Forschungen unter
deutscher Besatzung in Belgrad, die vom NS-Ahnenerbe großzügig
finanziert, aber von den beteiligten Archäologen wegen der schwierigen
Erreichbarkeit Belgrads im Krieg und den ungünstigen Rahmenbedingungen
eher halbherzig durchgeführt wurde. Die Grabungen unter der Leitung des
Direktors des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte, Wilhelm
Unverzagt, bestätigten nach damaligem Kenntnisstand die Ablösung der
indigenen "Vinca"-Kultur durch die indogermanische "Vucedol"-Kultur. Die
Grabung diente aber offenbar nicht nur ideologischen Zwecken, sondern
stellte auch ein Prestigeprojekt dar.

BLAGOJE GOVEDARICA (Berlin) berichtete abschließend ausführlich vom
Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegovina (1992 bis 1995), dem 100.000 Menschen
zum Opfer fielen. Auch damals gab es ein ungläubiges Staunen, dass Krieg
in Jugoslawien und mitten in Europa wieder möglich war. Die Zerstörung
der Brücke von Mostar und zahlreicher Moscheen sind auch nach ihrem
Wiederaufbau Mahnmale gegen den Krieg. Die archäologische Infrastruktur
in Bosnien-Herzegowina ist weitgehend zerstört, es gibt keine
Denkmalpflege, das Landesmuseum in Sarajevo ist geschlossen.

In der Abschlussdiskussion wurde betont, wie fruchtbar die
Zusammenführung der unterschiedlichen archäologischen Ansätze und
Fragestellungen zum Thema Krieg und die interdisziplinäre Kooperation
von Prähistorikern, Ägyptologen und Historikern in der Tagung empfunden
wurde. Krieg und massenhafte Gewalt sind zwar in der Lage Gesellschaften
und Gruppen für Generationen zu trennen, sie führen aber in der
Forschung zu einer Menge wichtiger interdisziplinärer Berührungspunkte.
Archäologische Forschung, vor allem wenn sie sich nicht nur auf die Orte
und Praxis von Krieg und Gewalt beschränkt, sondern auch deren
kulturelle Repräsentationen untersucht, hat das Potenzial bestehende
literarische oder ikonografische Darstellungen zu ergänzen und zu
korrigieren. Der archäologische interdisziplinäre Ansatz, der zu
vielfältigen und manchmal sehr anschaulichen Einblicken in die
Vergangenheit führt, hilft außerdem die Art und Weise zu reflektieren,
wie Gesellschaften früher und heute sich mit den Erfahrungen mit Krieg
und Gewalt auseinandersetzen.

Da ein Teil der vorgesehenen Vorträge wegen des GDL-Lokführerstreiks,
der mehrere TeilnehmerInnen an der Reise nach Trier gehindert hat,
leider ausfallen mussten, wurde angeregt das Thema in einer weiteren
Konferenz in nächster Zukunft fortzuführen.

Konferenzübersicht:

Öffentliche Auftaktveranstaltung
Elisabeth Neu (Karl Marx Haus Trier), Begrüßung

Svend Hansen (Berlin)/ Christian Jansen (Trier), Einführung

Harald Meller (Halle), Betrachtungen zur Disziplin der
Schlachtfeldarchäologie

Heidrun Derks (Kalkriese), Darstellung eines Kriegs im Museum §
Diskussion

1. Sektion: Methodische Zugänge

Florian Klimscha (Berlin), Krieg in der Archäologie - Archäologen im
Krieg. Friedensparadigmata und das neu erwachte Interesse an gewaltsamen
Konflikten in der prähistorischen Archäologie

Heidi Köpp-Junk (Trier), Quellen zum Krieg im Alten Ägypten

Christoph Schäfer (Trier), Experimentelle Archäologie als Methode zur
Erforschung antiker Kriegführung

2. Sektion: Archäologie des Krieges

Christian Terzer/ Markus Wurzer (Innsbruck), Frontarchäologie in den
Dolomiten Süd- und Osttirols

Ermengol Gassiot Ballbè (Barcelona), The Political, Social and
Scientific Contexts of Archaeological Investigations of Mass Graves from
Spanish Civil War and Francoism

Martijn Eickhoff (Amsterdam/Nijmegen), Japanische Archäologie im
besetzten Java (1942-1945).

3. Sektion: Archäologen im Krieg

Timo Saalmann (Nürnberg), Die Ahnenerbe-Grabungen auf der Festung
Belgrad 1942-43

Blagoje Govedarica (Berlin), Archäologie des Bürgerkriegs in Bosnien

Schlussdiskussion

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5765>

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[Regionalforum-Saar] Hoit abend

Date: 2015/01/15 14:36:03
From: rolgeiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>


Hoit abend gibts in tholey die veranstaltung zum roemischen   Tembel. Komme  nicht. Habe grad muenchen passiert aufm weg in die puerrenaen oder wie heissen die weissen berge da voraus? Egal - schoenes wochenende.

Roland Geiger


Von Samsung Mobile gesendet

[Regionalforum-Saar] Tagungsbericht "Unterwegs a uf Pilgerstraßen"

Date: 2015/01/23 18:56:33
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salü,
 
bei solchen Tagungen wünsche ich mir immer, auch mal St. Wendel als Wallfahrtsort als Ziel oder wenigstens Zwischenstation zu lesen, aber keiner weiß etwas darüber. Auf der Etzlaub-Karte ist es nicht drauf, auf Cusanus' Karte auch nicht.
 
Wie groß (räumlich) war denn eigentlich die Bekanntheit des hl. Wendalinus damals im späten Mittelalter? Kannte den überhaupt jemand - sagen wir - 50 Kilometer entfernt?
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 

Mittelalterliche Pilger, ihre Reisen und Geschichten haben schon lange
Aufmerksamkeit in der historischen Forschung erlangt. Neben
unterschiedlichen Editionsprojekten, Tagungen und Ausstellungen wurden
bereits die unterschiedlichen Phänomene von Pilgerreisen in den Blick
genommen.
 
Renata Skowronska, Polnische Historische Mission,
Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Helmut Flachenecker, Lehrstuhl
für Fränkische Landesgeschichte, Julius-Maximilians-Universität
Würzburg; Andrzej Radziminski, Lehrstuhl für Geschichte der Baltischen
Länder, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun
25.09.2014-26.09.2014, Würzburg

Bericht von:
Kathrin Kelzenberg, Historisches Seminar, Universität Heidelberg
E-Mail: <kathrin.kelzenberg(a)zegk.uni-heidelberg.de>

Die Tagung "Unterwegs auf Pilgerstraßen. Pilger aus dem polnischen und
deutschen Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit", die am 25.
und 26. September 2014 in Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg
stattfand, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, unterschiedliche
Pilgerreisen und damit einhergehende Forschungsfragen in den genannten
Räumen zu erörtern. Nach den Grußworten des Bischofs eröffnete MARIA
STARNAWSKA (Czestochowa) die Tagung mit ganz grundlegenden Ausführungen
zum Forschungsthema. Ihr Blick richtete sich auf noch heute bestehende
deutsche und polnische Wallfahrtsziele, um folgend für beide Länder
einen Forschungsüberblick zu geben. Dazu gehörte eine Vorstellung
unterschiedlicher Wallfahrtsmotive, verschiedener Quelleneditionen, wie
von Werner Paravicini und Christian Halm[1], sowie ganz grundlegende
Arbeiten von Reinhold Röhricht, Folker Reichert und Hartmut Kühne.[2]
WOLFGANG WÜST (Erlangen) betrachtete Wallfahrer und Wallfahrten in
Süddeutschland während der Aufklärung. Durch die Policeyordnungen wurden
Bittgesänge und Prozessionen reduziert, Passionsspiele, Wallfahrten,
überflüssige Praktiken und sogenannte "inhaltsleere" Litaneien
untersagt. Die Verbreitung von Krankheiten und Seuchen legte man nämlich
den Wallfahrern zur Last. Der Bierkonsum stellte trotz vieler Verbote
eine enorme Steuereinnahmequelle dar.

Die Sektion zur "Wirklichkeit der Wallfahrten" eröffnete JANUSZ TANDECKI
(Torun) mit einem Vortrag zu den "Wallfahrten der Bürger großer
preußischer Städte im Spätmittelalter". Tandecki führte aus, welche
Bedeutung die peregrinationes maiores hatten und welche Wallfahrtstypen
in den Quellen zu finden sind. Außerdem betrachtete er unterschiedliche
Reisemöglichkeiten und davon abhängige Verträge, die Pilger abschließen
mussten. Gleichsam könne eine Pilgerreise nicht nur frommen Charakter
haben, sondern - wie in der Forschung bereits mehrfach beschrieben - ein
touristisches oder politisches Anliegen haben. Für die preußischen
Bürger bzw. Pilger gäben die Rats- und Schöffenbücher Auskunft über
Reisen, ihren Anlass und gegebenenfalls über Regelungen bei ihrer
Abwesenheit oder nicht erfolgter Rückkehr in Testamentseinträgen und
-vereinbarungen. Er zeigte mehrere Beispiele für Rom- und Aachenfahrten
auf. Die Belege für Pilgerreisen preußischer Bürger ins Heilige Land
seien hingegen gering. Die Praxis des Pilgerns im Raum Hildesheim um
1500 erläuterte PETER MÜLLER (Hildesheim). Der Hildesheimer Ratsherr
Brandes (1454-1529) und der Kanoniker Johann Radelkopp (gestorben 1574)
pilgerten nach Aachen und hinterließen wertvolle Zeugnisse ihrer Reise.
Radelkopp beschreibt in seinen Ausführungen die Wallfahrt als Passion
und als wichtigen Teil der Lebenserfahrung. Brandis pilgert 1498 nach
Aachen und beschreibt seine Reise in Form eines Itinerars. Müller wies
weiter auf die Besonderheit der Lohnpilger hin, die ihre Reise mithilfe

der Pilgerabzeichen und Urkunden belegen mussten. Unerfahrene Pilger
wurden durch Ratserlässe geschützt, damit sie keine überhöhten Preise in
ihnen nicht bekannten Währungen zahlen mussten. WINFRIED ROMBERG
(Würzburg) lenkte den Blick auf den Würzburger Raum in Zeiten von
Konfessionalismus und Aufklärung. Zu dieser Zeit habe es im Bistum
Würzburg 30 anerkannte und zusätzlich weitere volkstümliche
Wallfahrtsorte gegeben. Um 1580 habe Bischof Julius Echter von
Mespelbrunn die Rekatholisierung im Hochstift Würzburg eingeleitet.
Romberg thematisierte die unterschiedlichen Wallfahrten im Bistum, wie
auf den Kreuzberg an der Rhön sowie Maria in Arena zu Dattelbach, die
beide durch den Bischof rehabilitiert wurden. Die Wallfahrten sollten
fest im Kirchenjahr etabliert werden. Damit wurde dem Vorwurf des
"Massenphänomens" entgegen gewirkt und die Abläufe in geregelte Bahnen
gelenkt. Des Weiteren wurden die Geistlichen als Gestalter der Wallfahrt
unabdingbar gemacht. Im 16. Jahrhundert wurde die Wallfahrt schließlich
wieder etabliert; Fernwallfahrten blieben aber problematisch und seien
1785 untersagt worden. MARIUSZ SAWICKI referierte aus dem mit TOMASZ
CIESIELSKI (beide Opole) verfassten Beitrag, über die Reisen polnischer
Adliger im 17. und 18. Jahrhundert, die auf der Suche nach Heilung
waren. Durch den Besuch der Heiligen Stätten erhofften sie sich Genesung
von angeblich unheilbaren Krankheiten. Plagten einen chronische
Schmerzen oder war ein Exorzismus erfolglos, wurde beispielsweise in der
Nähe von Lodz der Altar des Heiligen Antonius aufgesucht. Die Nähe zum
Heiligen Ort konnte bereits ausreichend sein. Dahingehend "erfolgreiche"
Pilgerfahrten Adliger führten dazu, dass Orte bei der Bevölkerung
populär wurden.

Die Nachmittagssektion zu "Wallfahrt der Obrigkeit" eröffnete PHILIPP
PLATTNER (Innsbruck) mit einem Beitrag zur Preußenreise, die sich im 14.
Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute. Der europäische Adel konnte
durch die Unterstützung des Deutschen Ordens anstatt ins Heilige Land im
Osten in den Glaubenskampf ziehen und den gleichen Ablass erhalten, wie
für einen Kreuzzug. Plattner legte exemplarisch die Preußenreise Herzog
Leopolds III. von Österreich dar. Die Reise wird in mehreren Quellen
erwähnt: 1371 bat der Herzog die Stadt Enns (Österreich) um Hilfe für
sein Vorhaben, die livländische Chronik Herrmanns von Warteberge, die
Chronik Wigands von Marburg und die Ehrenreden des Peter Suchenwirts
belegen die Reise. Leopold zog am 30. Dezember 1371 von Wien nach
Preußen und kehrte am 12. April 1372 zurück. Unter den Mitgliedern der
Reisegesellschaft befanden sich unter anderem zwei Herzöge von Bayern,
ein Herzog aus Polen und weitere Landgrafen. Hinsichtlich der
Reisevorbereitung seien die Regelung der Stellvertretung, die Erkundung
des Weges und die Nachricht an den Orden über das Kommen des Herzogs
dokumentiert. KRZYSZTOF RATAJCZAK (Poznan) untersuchte "The Pilgrimages
of the Piast Dynasty in the Middle Ages". Er stellte zum einen heraus,
dass es einige bedeutende Pilgerziele der Piasten innerhalb Polens gab.
Dazu zählte Gniezno/Gnesen, wo die Gebeine des Heiligen Adalberts lagen
und Boleslaw II. 1322 auf seiner Pilgerreise Heilung erfuhr. In Aachen
wurde Karl der Große und in Krakau Bischof Stanislaus aufgesucht. Der
Aufenthalt im Heiligen Land wurde oftmals für die Gründung von
Johanniterkommenden in Schlesien genutzt. Für die Piasten war vor allem
der Kampf des Deutschen Ordens gegen die Prußen von hoher Attraktivität;
problematisch war allerdings das Verhältnis des Deutschen Ordens zu
Herzog Kasimir I. von Kujawen, der friedlich missionieren wollte. Meist
wurden Stiftungen nach einer Pilgerfahrt durchgeführt (die Kurische
Nehrung ist ein Beispiel dafür). MARCIN BÖHM (Opole) betrachtete Herzog
Ludwig II. von Brieg und dessen unterschiedlichen Reisen. 1402 kann man
eine Reise nach Prag feststellen, da Ludwig dafür bei Brieger Bürger
Schulden aufgenommen hatte. Weiter hat Ludwig eine Reise ins Heilige
Land unternommen, die nicht direkt belegt, aber durch flankierende
Quellen wahrscheinlich gemacht werden kann. Es folgten weitere Reisen
zur Unterstützung des Deutschen Ordens. Bei den Kämpfen geriet er 1410
in Gefangenschaft und eine Lösegeldzahlung wurde notwendig. 1414
unternahm er eine Europareise, auf der er wahrscheinlich Nürnberg und
Essen besuchte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Herzog seine
Reiseschulden der nächsten Generation hinterließ.

LESZEK ZYGNER (Ciechanów) betrachtete den Bischof als Pilger. Marinus
von Triest pilgerte 1436 im Gefolge des Herzogs Friedrich von Österreich
ins Heilige Land. Es sei der fürstliche Wille gewesen, dass der Bischof
im Gefolge war. Ein Krakauer Bischof reiste noch ungeweiht 1408 ins
Heilige Land mit 16 Begleitern und kehrte 1410 zurück; 1414 wurde er
schließlich Bischof von Posen. Seine Heiliglandreise spielte für seinen
Werdegang als Bischof allerdings keine Rolle. Aufgrund der stabilitas
loci sei es den Bischöfen generell nicht möglich gewesen, ihr Bistum zu
verlassen. ADAM KRAWIEC (Poznan) stellte das Reisetagebuch des Jan Amor
Tarnowski vor, der im 16. Jahrhundert eine Heiliglandreise unternahm.
Die Vorbereitungen dauerten 1,5 Jahre, bis er 1512 die Erlaubnis
erhielt, ein Jahr lang den Kriegsdienst auszusetzen. Die Reise war durch
die Familientradition motiviert, religiös wie politisch. Zwei Quellen
belegen Jans Reiseaktivität: zum einen ist ein anonymes Itinerar
überliefert, zum anderen ein Pilgerführer. Die Reise führte ihn nach
Palästina, wo er zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen wurde, und auf
den Sinai, wo er das Katharienenkloster besuchte. Ob Jan die Reise
tatsächlich unternommen hat, wird in einer Abschrift des Berichts eher
bezweifelt.

Die Sektion "Pilgerregister und Mirakelbücher als historische Quellen"
eröffnete ANDREAS RÖPCKE (Schwerin) mit dem Vortrag über die Wallfahrt
der "Seeländer" zum Heiligen Theobald im Spätmittelalter. Ein
Mirakelbuch dokumentiert 215 Berichte bzw. Wundergeschichten aus
Norddeutschland und von der Ostseeküste. Die Wallfahrt zum Heiligen
Theobald (auch Guibio genannt - die unterschiedlichen Nennungen
stifteten Verwirrung, sodass es unterschiedliche Feiertage für den
Heiligen gab) führte nach Thann; 71 Pilgerzeichen sind dazu überliefert.
Weiter finden sich in den Ratsdokumenten verschiedener Hansestädte
Genehmigungen für Pilgerreisen nach Thann. In Rostock und Stralsund gab
es zudem eigene Altäre zur Verehrung des Heiligen. Das Mirakelbuch
fungierte als eine Art Werbeträger für die Wallfahrt, die oftmals von
Seeleuten und befreiten Gefangenen angetreten wurde. MARK MERSIOWSKY
(Innsbruck/Stuttgart) richtete seinen Blick auf die österreichische
Wallfahrt nach Maria Waldrast. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts sollen
zwei Knaben ein Bild der Mutter Gottes an einem Platz gefunden haben,
das sie in das nahegelegene Matrei trugen. Der Fundort wurde zur
späteren Wallfahrtsstätte, wo mit der Genehmigung des Bischofs von
Brixen eine Kapelle errichtet wurde. Nikolaus von Kues verbot die
Wallfahrt allerdings, nach seinem Tod wurden die Altäre und die Kapelle
letztlich doch geweiht. Mersiowsky stellte ein Mirakelbuch vor, dessen
Entstehungsumstände nicht gesichert sind, das aber Einblicke in die
Wallfahrt gibt, die besonders in der bäuerlichen und dörflichen Welt
verankert war. Weiter wurde aufgezeigt, wie weit die Kunde der
regionalen Wallfahrt reichte und in welchen Gebieten sie bekannt war,
also aus welchen Orten die Menschen nach Maria Waldrast aufbrachen.
RICARDA MATHEUS (Halle an der Saale) stellte das Digitalisierungsprojekt
"Deutschsprachige Rompilger in der Goethezeit - Rekonstruktion und
digitale Edition einer verschollenen Quelle" des DHI Rom vor. Das
Pilgerverzeichnis des Hospiz von Santa Maria dell'Anima dokumentiert die
Pilger zwischen 1778 und 1819. Matheus stellte einige Erkenntnisse aus
dieser umfangreichen Arbeit mit einem Pilgerverzeichnis vor. Da das
Verzeichnis aus einer Zeit stamme, die keine besondere Blütezeit der
Pilgerreisen war, sei diese Quelle bemerkenswert. Gerade die
Herkunftsregion der eingetragenen Pilger berge Forschungspotential.

JÖRG FÜLLGRABE (Darmstadt) stellte den Pilgerführer Hermann Künig von
Vachs vor und eröffnete damit die letzte Sektion zu Idee und Praxis der
Wallfahrten. Füllgrabe stellte Highlights des Pilgerführers aus dem 15.
Jahrhundert vor. Zum Alltag auf venezianischen Pilger-Galeeren im 15.
Jahrhundert referierte MARKUS STICH (Konstanz), der Pilgerberichte
hinsichtlich ihrer Informationen zur Seereise auswertet. Als Beispiele
dienen ihm unter anderem für das 15. Jahrhundert Felix Fabri, Hans
Tucher und Konrad Grünenberg. Im Fokus standen besonders der Alltag auf
dem Schiff: dazu gehören die Reiseabläufe, die Tätigkeiten und Rechte
und Pflichten des Kapitäns. Stich thematisierte die unterschiedlichen
Faktoren, die für die Länge der Reise verantwortlich sein konnten:
Angriffe durch Piraten oder der Handel, den der Kapitän treiben konnte,
aber auch Strömungen und Wettereinflüsse, die das Fortkommen
beeinflussen konnten. Offen blieben die Fragen nach dem täglichen
Zubereiten der Mahlzeiten, dem Kochen und Schlachten. WIKTOR SZYMBORSKI
(Kraków) stellte Wallfahrtorte in Polen vor, die die Wallfahrt nach Rom
ersetzen sollten, um den beschwerlichen Weg in den Süden zu vermeiden,
aber den gleichen Ablass zu erhalten. Es gab - wie andernorts auch
üblich - die Möglichkeit, einen Pilger zu "kaufen" und diesen für sich
nach Rom fahren zu lassen. Aber Nikolaus V. gewährte für Krakau und
Vilnius für die Heiligen Jahre Ablässe, die die Wallfahrt nach Rom
ersetzten. Nachbauten von römischen Pilgerstationen seien in Polen bis
in die Frühe Neuzeit fast inflationär errichtet worden. Kirchenführer
für die Stadt Rom dienten als Informationsquelle für die Ablassvergabe
in den römischen Kirchen, die einfach in bestimmte polnische Kirchen
übertragen wurden; so sei dies beispielsweise für Karmeliter- und
Dominikanerkirchen sowie Zisterzienserklöster belegt. Zum Bau der
Nekropole in Gnesen wurde aus römischen Nekropolen Erde heran geschafft.
Nicht die lange und beschwerliche Reise nach Rom antreten zu müssen, war
für viele Menschen praktischer, allerdings - so resümiert Szymborski -
nahmen die Pilgerfahrten nach Rom nicht ab, denn beispielsweise die
Apostelgräber konnten letztlich nur in Rom besucht werden. Der Vortrag
von BARBARA KOWALSKA (Czestochowa) mit dem Titel "Bitt-, Dank- und
Bußpilgerfahrten in den 'Annales seu cronicae incliti Regni Poloniae'
von Jan Dlugosz (1415-1480)" konnte nur verlesen werden. Die Quelle
handelt von der Geschichte Polens und gibt immer wieder Hinweise auf
Pilgerfahrten der drei im Vortragstitel genannten Typen. Das Werk ist
bislang nicht hinreichend untersucht worden, kann aber, obwohl es nicht
ganz unproblematisch ist, für die Erforschung von Heiliglandreisen
fruchtbar gemacht werden.

Die Tagung hat gezeigt, dass die Erforschung von Pilger- und
Wallfahrtswesen ein weiterhin lohnendes Betätigungsfeld ist - erst recht
mit transregionaler Perspektive. Die Breite des Tagungsprogramms mag
dafür verantwortlich sein, dass die meisten Vorträge als
Einzelfallstudien der ein oder anderen Region auf deskriptiver Ebene
blieben und so auch in den Diskussionen nur wenig auf inhaltliche
Schnittpunkte eingegangen werden konnte. Sicher aber wird das
angestrebte Forschungsprojekt hier Synergieeffekte zu nutzen wissen und
mittels transregionaler Vergleiche neue Erkenntnisse zutage bringen.

Konferenzübersicht:

Einführungsvorträge

Maria Starnawska (Czestochowa), Das Phänomen der Pilgerfahrten in der
deutschen und polnischen Kultur des Mittelalters und der Neuzeit.
Hauptfragestellungen und Forschungsstand

Wolfgang Wüst (Erlangen), Wallfahrer und Wallfahrten in der Kritik der
Aufklärung. Beispiele aus Süddeutschland

Wirklichkeit der Wallfahrten

Janusz Tandecki (Torun), Wallfahrten der Bürger großer preußischer
Städte im Spätmittelalter

Peter Müller (Hildesheim), Die Praxis des Pilgerns an Hand von
Hildesheimer Quellen um 1500

Winfried Romberg (Würzburg), Wallfahrten im würzburgischen Franken im
Zeitalter von Konfessionalismus und Aufklärung (ca. 1600-1803)

Tomasz Ciesielski/Mariusz Sawicki (Opole), Pilgrimages of Nobles and
Magnates of the Republic of Poland to the Holy Places in the 17th and
18th Centuries

Wallfahrt der Obrigkeit: Vorbild für die Untertanen oder
Herrschaftsinstrument?

Philipp Plattner (Innsbruck), Bewaffnete Pilgerfahrt. Die Preußenreise
Herzog Leopolds III. von Österreich (1351-1386)

Krzysztof Ratajczak (Poznan), The Pilgrimages of the Piast Dynasty in
the Middle Ages

Marcin Böhm (Opole), Herzog Ludwig II. von Brieg (1380-1436). Pilger -
Herrscher - Bankrotteur

Leszek Zygner (Ciechanów), Der Bischof als Pilger. Einige Beispiele aus
dem spätmittelalterlichen Polen und Deutschland

Adam Krawiec (Poznan), Der älteste Bericht eines polnischen Pilgers über
seine Reise ins Heilige Land - das "Reisetagebuch" von Jan Amor
Tarnowski (1488-1561)

Pilgerregister und Mirakelbücher als historische Quellen

Andreas Röpcke (Schwerin), Von der Ostsee nach Thann im Oberelsass. Die
Wallfahrt der "Seeländer" zum Heiligen Theobald im Spätmittelalter

Mark Mersiowsky (Innsbruck/Stuttgart), Pilger auf Tiroler Straßen. Die
Evidenz des Mirakelbuchs vom Kloster Maria Waldrast aus dem 15.
Jahrhundert

Ricarda Matheus (Halle an der Saale), Deutschsprachige Rompilger im
Hospiz von Santa Maria dell'Anima im ausgehenden 18. Jahrhundert

Persönliche Erfahrungen erzählen

Jörg Füllgrabe (Darmstadt), Von Fahrten und Gefahren. Hermann Künig von
Vachs Pilgerführer "Die Walfahrt und stras zu sant Jakob" als Beispiel
spätmittelalterlicher Informationsliteratur

Markus Stich (Konstanz), Stürme - Enge - Langeweile. Zum Alltag auf
venezianischen Pilger-Galeeren im 15. Jahrhundert

Idee und Praxis der Wallfahrten

Wiktor Szymborski (Kraków), Medieval Rome in Poland - Indulgences of the
Churches of the City [of Rome] and Jubilee Indulgences in Medieval
Poland

Barbara Kowalska (Czestochowa), Bitt-, Dank- und Bußpilgerfahrten in den
"Annales seu cronicae incliti Regni Poloniae" von Jan Dlugosz
(1415-1480)

Zusammenfassung und Ende der Tagung

Anmerkungen:
[1] Werner Paravicini (Hrsg.), Europäische Reiseberichte des späten
Mittelalters. Eine analytische Bibliographie. Teil 1 Deutsche
Reiseberichte (Kieler Werkstücke; Reihe D: Beiträge zur europäischen
Geschichte des späten Mittelalters 5), bearb. v. Christian Halm,
Frankfurt am Main 1994.
[2] Reinhold Röhricht, Deutsche Pilgerreisen nach dem Heiligen Lande,
Aalen 1967; Folker Reichert, Quellen zur Geschichte des Reisens im
Spätmittelalter (Freiherr vom Stein - Gedächtnisausgabe. Reihe A:
Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 46),
Darmstadt 2009; Hartmut Kühne u.a. (Hrsg.), Spätmittelalterliche
Wallfahrt im mitteldeutschen Raum: Beiträge einer interdisziplinären
Arbeitstagung, Eisleben 7.-8. Juni 2002, Berlin 2002.

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=5769>

[Regionalforum-Saar] keltische münzen

Date: 2015/01/23 19:02:56
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

Kleine keltische Münzen eines großen Künstlers

Außergewöhnliche Funde freuen Archäologen in Nonnweiler

Sie erinnern ein weinig an die frühen Zeichnungen von Walt Disney, die Pferdemotive auf zwei Goldmünzen, die Terrex-Mitarbeiter im Hochwald gefunden haben. Geprägt haben diese Münzen die Kelten im ersten Jahrhundert vor Christus.

Von SZ-Redakteur Volker Fuchs

Nonnweiler. Konzentriert setzt der Experte den Stempel aus Metall auf die kleine Goldmünze, hält den Stempel fest in der Hand. Mit der anderen schwingt er den Hammer. Schlägt auf den Stempel. Und schon hat er eine Münze geprägt. So ähnlich kann es vor mehr als 2000 Jahren im Hochwald passiert sein. Münzen spielten damals bei den Kelten eine immer größere Rolle.

Zurück in die Gegenwart: Insgesamt 35 keltische Münzen haben die Ausgräber um Terrex-Projektleiter Thomas Fritsch in den vergangenen Jahren im weiten Umfeld um den Hunnenring gefunden. Allein 15 im vergangenen Jahr. Darunter auch drei Goldmünzen, in etwa so groß wie Ein- und Fünf-Cent-Stücke und um die fünf Gramm schwer.

Alle drei Münzen zeigen Pferde, eine ein realistisches Bild, zwei stilisierte Pferde mit großem Kopf, dünnen Ohren und dünnen Beinen. „Dieser Typ ist sehr selten“, betont Grabungsleiter Thomas Fritsch im SZ-Gespräch. „Die Motive erinnern mich an die frühen Zeichnungen der Comic-Figuren von Walt Disney“, so der Archäologe weiter. Auf der Rückseite der Münzen sind Sonnenräder, Ähren und Punkte zu erkennen. Fritsch datiert diese und die weiteren Münzen der Kelten in das erste Jahrhundert vor Christus.

Die Münzwirtschaft haben die Kelten von den Griechen im dritten Jahrhundert vor Christus übernommen, klärt der Experte auf. Zunächst hätten sie dabei Kopien von griechischen Münzen gemacht. Mit der Zeit haben die Kelten dann eigene Münzbilder hergestellt, oft mit Tiermotiven. Fritsch: „Es gab aber keine zentrale Münzwirtschaft. Jeder Stamm hatte seine eigene Prägung.“ Das futuristische Pferd könnte ein Markenzeichen der Hochwald-Kelten und Arbeit eins besonders kreativen Künstlers sein? Darauf gibt es (noch) keine Antwort, das bleibt Spekulation. Dass die auf der Nonnweiler Gemarkung gefundenen Münzen alle aus dem ersten Jahrhundert vor Christus stammen, ist für Thomas Fritsch ein Hinweis darauf, dass die Münzwirtschaft bei den Kelten rund um den Hunnenring vorher noch nicht so ausgeprägt war. Zuvor habe die Tauschwirtschaft wohl Vorrang gehabt. Bezahlt haben die Kelten aber nicht nur mit Goldmünzen, sondern auch mit solchen aus Bronze und Silber sowie einer Silberbronze-Legierung. Wie viel die einzelne Münze damals wert war, das wisse man nicht.

Entdeckt haben die Forscher die Münzen bei so genannten Feldbegehungen. Dabei wird systematisch eine Fläche mit Metalldetektoren abgesucht. Diese schlagen an, wenn sie in der oberen Bodenschicht auf Metall stoßen. Im vergangenen Sommer haben die Terrex-Mitarbeiter Martina Jachmann und Rüdiger Pees mit dem ehrenamtlichen Experten Marco Kausch immer wieder Flächen abgesucht.

Gefunden haben sie nicht nur Münzen, sondern eine Vielzahl metallischer Gegenstände: Werkzeug, Äxte, Nägel, Schmuckteile zum Beispiel.

Aber auch Verlorenes aus vergangenen Jahrhunderten und der Gegenwart. Fritsch nennt einige Beispiele: einen württembergischen Reichstaler aus dem 19. Jahrhundert, zwei Münzen aus dem Mittelalter, Strassschmuck und Ohrringe aus der Neuzeit, ja sogar einen Geldbeutel mit elf Mark aus den sechziger Jahren. Fritsch: „150 Fundpunkte haben wir ausgemacht, geborgen und eingemessen.“ Foto: B&K

[Regionalforum-Saar] Die Kartographie des Raumes: Reisende im Ostsee- und Mittelmeerraum

Date: 2015/01/24 00:13:00
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

CFP: Die Kartographie des Raumes: Reisende im Ostsee- und
         Mittelmeerraum vom Mittelalter bis zum 19.
         Jahrhundert - Montpellier 05/15

Université Paul-Valéry Montpellier 3
15.05.2015-16.05.2015, Montpellier, Université Paul-Valéry Montpellier 3
Deadline: 15.02.2015

Die jüngere Hinwendung der historischen Forschung zur Kategorie "Raum"
steht in engem Zusammenhang zu politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Veränderungen, die im Rahmen der Globalisierung über
traditionelle Prozesse territorialer Identifikation und staatlicher
Strukturierung hinausgehen. Ziel der hier vorgestellten Tagung ist es,
jenseits administrativ-herrschaftlicher, nationaler und
territorialstaatlicher Festschreibungen nach räumlichen Vorstellungen,
Zuschreibungen und Beschreibungen in der Vergangenheit zu suchen, die
sich speziell auf den Ostseeraum und / oder den Mittelmeerraum beziehen
und diese Räume geographisch und kulturell auch als solche definieren
und kartographisch zu erfassen suchen. Im Rahmen eines durch die
Deutsch-Französische Hochschule geförderten Projektes zur
Netzwerkbildung von Nachwuchsforschern, das sich mit Selbst-, Fremd-,
Raum- und Staatsbildern in der historischen Reiseliteraturforschung
befasst, sollen mentale Bilder und Karten, d. h. Bilder und Karten in
den Köpfen der Reisenden, rekonstruiert und konkrete ikonographische und
kartographische Darstellungen der Reisenden über den Ostsee- bzw.
Mittelmeerraum analysiert werden, wobei hier auch Teilräume wie
"Norden", "Süden", "Levante", etc.  in Frage kommen. Zugrunde gelegt
wird dabei weniger ein staatliches als ein geographisches, kulturelles,
sprachliches, architektonisches oder literarisches Raumverständnis, das
sich in den unterschiedlichsten historischen Quellengattungen ausdrücken
kann. Exemplarisch sei hier auf einige mögliche
thematisch-wissenschaftliche Ansätze verwiesen: Kartographische
Darstellungen in der Reiseliteratur, kartographische Werke, die von den
Reisenden genutzt und / oder erstellt wurden, bzw. ihnen geläufig waren,
mentale Repräsentationen des Ostsee- bzw. Mittelmeerraumes als Ausdruck
der Reiseliteratur, stereotype Darstellungen als vereinfachte
Repräsentation komplexer räumlicher Realitäten, ikonographische
Darstellungen räumlicher Zusammenhänge, architektonische oder
literarische Raumvorstellungen, etc. Denkbar und ausdrücklich
wünschenswert wären auch Forschungsansätze, die über moderne Programme
der Geo-Lokalisierung und / oder der kartographischen Referenzierung
Reiserouten und mentale Raumvorstellungen der historischen
Reiseliteratur in Einklang zu bringen versuchen. Auch könnte die Frage
gestellt werden, welche übergeordneten Aussagen sich auf der Grundlage
des Quellenmaterials über zeitgenössische Wahrnehmbarkeit und Wertigkeit
von räumlichen Zuschreibungen treffen lassen und welche Rolle diese
Qualitätszuschreibungen innerhalb der Verräumlichung von Herrschaft
spielen? Denkbar wären schließlich auch grundsätzliche methodische
Überlegungen zur Historizität von Raumzuschreibungen, komparative
Forschungsansätze, die Ostsee- und Mittelmeerraum unmittelbar in
Relation setzen, oder Fragen, die sich damit beschäftigen, inwieweit die
Auseinandersetzung mit andersartigen räumlichen und kulturellen
Identitäten dem Reisenden die Gelegenheit bieten, eine eigene
"Vermessung der Welt" vorzuschlagen und die eigene Fremdheit zu
entdecken. Die Veranstaltung richtet sich an alle Disziplinen der
historisch arbeitenden Kultur- und Sozialwissenschaften und zielt
speziell auf die Beteiligung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Erbeten
werden Abstracts im Umfang von max. 500 Wörtern und eine knappe
bio-bibliographische Notiz bis zum 15. Februar 2015 an
burghart.schmidt(a)univ-montp3.fr. Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch
und Französisch. Eine sich zügig anschließende Publikation der Beiträge
ist vorgesehen.

[Regionalforum-Saar] zentrale Gedenkveranstaltung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer

Date: 2015/01/24 00:31:50
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Eine Einladung, ergangen durch Udo Recktenwald, Landrat des Kreises St. Wendel:
 

Einladung

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. 1996 wurde auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog der 27. Januar zum offiziellen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt, 2005 durch die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" erweitert.

Seit einigen Jahren bereits unterstützt der Landkreis St. Wendel aktiv den Aufbau einer Erinnerungskultur, die sich verantwortungsvoll mit der national­sozialistischen Vergangenheit der Region auseinandersetzt und den Opfern der NS-Diktatur würdig gedenkt. Im Rahmen dieser Erinnerungskultur und 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz laden wir daher erstmals auch zu einer zentralen Gedenkveranstaltung zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ein. Zu dieser Veranstaltung am

Dienstag, 27. Januar, 19 Uhr, in der Kulturscheune Oberlinxweiler, Niederlinxweilerstraße 7,

lade ich Sie hiermit herzlich ein.

Der Historiker Bernhard W. Planz referiert über die Verfolgung während der NS-Zeit im Raum St. Wendel. Kristine Backes, Schülerin des Gymnasiums Wendalinum, trägt Lieder aus dem KZ Theresienstadt vor. Schüler des Gymnasiums Wendalinum stellen ihre Recherchearbeit zu Fritz Berl vor. Die Gruppe „Brillant" beschließt den Abend mit deutschsprachigen Liedern gegen Rassismus und Intoleranz.

 

[Regionalforum-Saar] Reguliertes Abenteuer

Date: 2015/01/27 23:15:37
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Gugglberger, Martina: Reguliertes Abenteuer. Missionarinnen in Südafrika
nach 1945 (= L' Homme-Schriften 22). Wien: Böhlau Verlag Wien 2014. ISBN
978-3-205-79613-8; 276 S.; EUR 39,90.

Inhaltsverzeichnis:
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/media/beitraege/rezbuecher/toc_23584.pdf>

Rezensiert für H-Soz-Kult von:
Sebastian Justke, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg
E-Mail: <justke(a)zeitgeschichte-hamburg.de>

Ein szenischer Einstieg wirft die LeserInnen mitten ins Geschehen: "Acht
deutsche Missionsschwestern verließen am 29. Juli 1956 das
Passagierschiff Rhodesian Castle in Durban, Südafrika" (S. 15). Ihr
Ziel: das Kloster Mariannhill in der heutigen südafrikanischen Provinz
KwaZulu-Natal, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen werden. Das macht
neugierig auf die Geschichte eines "regulierten Abenteuers", erlebt von
"Missionarinnen in Südafrika nach 1945". Tatsächlich entfaltet sich auf
den folgenden 250 Seiten eine Geschichte, welche die Grenzen Südafrikas
überschreitet, über das Jahr 1945 bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht
und damit weit mehr umfasst, als es der Buchtitel andeutet.

Im Zentrum der Dissertation von Martina Gugglberger stehen die
Lebensgeschichten von 23 Frauen, die während der 1950er- und
1960er-Jahre in den "Missionsorden der Schwestern vom Kostbaren Blut"
eintraten und nach Südafrika entsandt wurden. Die von Gugglberger
interviewten Ordensschwestern gehören der letzten Generation
europäischer Frauen an, die sich für ein Leben in der Mission und fern
ihrer Heimat entschieden. Gugglberger fragt nach den "Begegnungsräumen"
zwischen Missionarinnen und der lokalen Bevölkerung in Südafrika und
möchte die Lebensgeschichten ihrer Interviewpartnerinnen in eine
"transnational verwobene Geschichte der christlichen Missionierung"
kontextualisiert wissen (S. 16). Neben den Interviews bilden
Missionszeitschriften und Selbstdarstellungen des Missionsordens die
Quellengrundlage der Studie.

Gugglberger plädiert für eine "räumliche Lesart" der Lebensgeschichten
von Missionarinnen (S. 26). In Anlehnung an den spatial turn definiert
sie drei soziale und geografische Räume, welche das Leben ihrer
Interviewpartnerinnen dominierten: "Herkunftsraum, Klosterraum und
Missionsraum" (S.23). Unter "Herkunftsraum" versteht die Autorin den
Lebensabschnitt von der Kindheit bis zum Eintritt ins Kloster. Die
interviewten Frauen wuchsen fast ausschließlich in ländlichen Gegenden
Westdeutschlands und Österreichs auf und stammten aus kinderreichen
Familien. Religiosität nahm in dieser Lebenswelt eine bedeutende Rolle
ein. Die Entscheidung für den Klostereintritt führt Gugglberger auch auf
unerfüllte (Aus-)Bildungswünsche zurück. Strukturelle und
geschlechtsbedingte Benachteiligungen sowie die Bildungszäsur der
Kriegsjahre verhinderten Berufskarierren. Von der "Mission" erfuhren die
Interviewpartnerinnen durch Verwandte, Vorträge von Missionspfarrern in
ihren Gemeinden und Missionszeitschriften. Afrikaberichte in der
Zeitschrift der Mariannhiller Mission "Vergissmeinnicht" motivierten
sie, in diesen spezifischen und keinen ortsansässigen Orden
einzutreten.

Vom Ordenseintritt bis zum Aufbruch nach Südafrika befanden sich die
Interviewpartnerinnen im "Klosterraum" in den österreichischen und
westdeutschen Ordensniederlassungen. Ausführlich beschreibt Gugglberger
den Weg zur vollen Mitgliedschaft und gibt damit einen tiefen Einblick
in die Welt der Ordensgemeinschaft.

Die Aussendung nach Südafrika bedeutete für die Interviewpartnerinnen
eine Zäsur in ihrem Leben. Der "Klosterraum" blieb ihnen beim Eintritt
in den "Missionsraum" allerdings erhalten. In Südafrika bewegten sich
die Schwestern in zwei Räumen. Zum einen im "Innenraum", der sich im
Kloster abspielte und in dem "europäische Lebensweisen in religiöser und
kultureller Hinsicht weitergeführt werden konnten" (S. 196). Zum anderen
im "Missionsraum" außerhalb des Klosters, der von "fremden politischen,
kulturellen und sozialen Bedingungen" (S. 196) geprägt war. Das Kloster
Mariannhill war die erste Station, auf der die Schwestern eingesetzt
wurden. Der Orden unterhielt Schulen, Krankenhäuser, karitative
Einrichtungen, und handwerkliche Betriebe sowie Missionsstationen auch
in den umliegenden "Homelands" KwaZulu und Transkei. Durch die Arbeit im
Kloster kamen viele Ordensschwestern anfänglich kaum in Kontakt mit der
unterprivilegierten Mehrheitsbevölkerung Südafrikas. Erst in der Arbeit
auf Außenstationen des Ordens erfüllte sich für einige der
Interviewpartnerinnen das "klassische Bild der Missionsarbeit", da sie
dort direkten Kontakt mit der lokalen Bevölkerung hatten. Gugglberger
konstatiert, dass die Wahrnehmung des Apartheidsystems wesentlich davon
geprägt war, welche Tätigkeit die Interviewpartnerinnen ausübten und wo
sie lebten. In den Interviews waren eigene Leistungen und Tätigkeiten
zentrale Themen, unabhängig vom Einsatzort. Somit lassen sich die
Lebensgeschichten der Ordensschwestern vor allem als
Professionsgeschichten begreifen. In der Interpretation ihrer Ergebnisse
nennt Gugglberger dies "Bildungs- und Entwicklungsgeschichten" (S. 237).
Der "regulierende Kontext" des Kloster- und Missionsraums, der soziale
Sicherheit und Rückhalt in der Fremde bot, machte die Übersiedlung der
Interviewpartnerinnen nach Südafrika zu einem "regulierten Abenteuer"
(S. 236).

Gugglberger gibt einen tiefen Einblick in Frauenleben, die von der
historischen Forschung bislang kaum beachtet wurden. Hier liegt der
Verdienst der Studie: Die Autorin analysiert die Lebensgeschichten ihrer
Interviewpartnerinnen, strukturiert und konstruiert diese plausibel
anhand der Begriffe des "Herkunfts-", des "Kloster-" und des
"Missionsraums" und spannt damit einen weiten Bogen von den
1920er-Jahren bis in die 2000er-Jahre.

Wohl aufgrund dieser großen Zeitspanne bleibt die Geschichte von
"Missionarinnen in Südafrika nach 1945" teilweise schwach ausgeleuchtet.
Dies gilt besonders für die "Missionsräume", in denen die
Ordensschwestern der während der Apartheidära unterprivilegierten
Mehrheitsbevölkerung begegneten. Freilich interessiert sich Gugglberger
vornehmlich für die europäischen Akteurinnen in diesen Räumen, was
vielleicht erklärt, warum die lokale Bevölkerung nur schemenhaft
dargestellt wird. Aber immerhin war es die Arbeit auf den
Missionsstationen, in den "Homelands" und mit den dort lebenden
Menschen, warum die Interviewpartnerinnen nach Südafrika auswanderten.
In dieser Arbeit erfüllten sich ihre Vorstellungen von Missionsarbeit.
Wo sich das Buch genannten Begegnungsräumen zuwendet, werden vor allem
die beruflichen Aufgaben der Ordensschwestern sichtbar, weniger die
Gruppe von Menschen, auf die sich diese Tätigkeiten bezogen. Eine
Interviewpartnerin berichtet in der Rückschau auf die Apartheidära, sie
habe "ja nur mit schwarzen Menschen" gearbeitet und alles erfahren, "was
die Leute mitgemacht haben, was die Leute heute noch mitmachen" (S.
230). Dies spricht für tiefe Einblicke in die Lebenswelten der vom
Apartheidregime unterdrückten Mehrheitsbevölkerung. Leider wird dieser
Bereich in dem Buch nicht weiter ausgeführt. . Stattdessen wird die
lokale Bevölkerung den LeserInnen in überwiegend anonymisierter Form
präsentiert, als "schwarze Mädchen", "Angestellte" (S. 202), als "Frauen
aus der Umgebung" (S. 214) oder schlicht als "die Leute" (S. 215). Diese
Anonymisierung und Marginalisierung ist umso verwunderlicher, als die
Autorin in Anlehnung an Forschungsergebnisse der postcolonial studies zu
Recht auf die Handlungsmacht der lokalen AkteurInnnen in den
Missionsräumen hinweist. Hinzu kommt eine bisweilen unkritische
Annäherung an Interviewpassagen, welche die Missionsräume thematisieren.
So berichtet eine Ordensschwester, die im "Homeland" Transkei eingesetzt
war, sie sei "eben sehr stolz auf die Transkei" gewesen und habe "diese
Apartheid gar nie so erfahren wie im Rest von Südafrika". Daraus folgert
Gugglberger, dass die Interviewpartnerinnen, die in Gegenden mit einer
"schwarze[n] Bevölkerungsmehrheit" eingesetzt waren, "die Auswirkungen
der Apartheidpolitik nur wenig zu spüren" bekamen. Anders habe sich dies
in und um Mariannhill verhalten, da dort die Trennung nach "Rassen"
allgegenwärtig gewesen sei (S. 228). Diese Beobachtung mag zutreffen,
blickt man ausschließlich auf die Auswirkungen der sogenannten Petty
Apartheid. Die Politik der Grand Apartheid hingegen, welche die nach
rassistischen Kriterien klassifizierten Bevölkerungsgruppen in
Wohnräumen voneinander trennte, zeichnete sich gerade durch eine vom
Apartheidregime gewollte Unsichtbarkeit aus. In den Städten erzielte das
Regime diese Wirkung mittels natürlicher und künstlicher Barrieren, die
zwischen den einzelnen "Group Areas" lagen.[1] Durch die Errichtung von
"Homelands", wie zum Beispiel der Transkei, gelang dies auf dem Land
noch leichter, da es dort kaum Berührungspunkte zwischen den einzelnen
Gruppen gab. Unsichtbar sollte die Grand Apartheid vorrangig für die
privilegierte Minderheitsbevölkerung sein. Die Bewohner der Transkei
hingegen bekamen diese Politik mit voller Wucht zu spüren. Ihr Leben war
durch extreme Armut, Überbevölkerung und Ausbeutung durch das
Wanderarbeitssystem geprägt.[2] Zudem wurde der Aufbau der "Homelands"
von massiven Zwangsumsiedlungen begleitet.

Noch mehr als anderen kirchlichen Mitarbeitern aus dem Ausland war es
den von Gugglberger interviewten Ordensschwestern möglich, umfassende
Einblicke in die Lebenswelt der "Homelands" zu erhalten, die für den
Großteil der "Weißen" unsichtbar blieb. Gugglberger sind die
Bestandteile des "Apartheidprogramms" bekannt. Daher irritiert es umso
mehr, dass sie einige Erzählungen ihrer Interviewpartnerinnen historisch
nicht genau kontextualisiert. Zudem wäre zu fragen, warum die
Ordensschwestern während der lebensgeschichtlichen Interviews nur wenig
über konkrete Kontakte sprachen und die "Homeland"-Politik durchaus
positiv bewerteten. Auf Erkenntnissen aus der Oral History aufbauend
könnte dann gefragt werden, wie diese "erinnerten Erzählungen"[3]
konstruiert und welchem "hochaffektiv besetzten Verarbeitungs-,
Konstruktions- und Sinnbildungsprozeß"[4] sie unterworfen sind.
Möglicherweise wäre für die Analyse dieser Erzählungen die Einbeziehung
von Archivquellen oder "Rundbriefen", die regelmäßig von
Ordensschwestern an Verwandte und Bekannte geschickt wurden, hilfreich
gewesen. Als Lektüre empfiehlt sich Gugglbergers Studie für Leserinnen
und Leser, die einen tiefen Einblick in die Geschichte eines
Missionsordens im 20. Jahrhundert erhalten möchten. Für diejenigen, die
sich für transnationale Begegnungsräume im Lokalen und Reaktionen
europäischer christlicher Missionarinnen auf das südafrikanische
Apartheidsystem interessieren, gilt diese Empfehlung leider nur
bedingt.


Anmerkungen:
[1] Vgl. Ulrich Jürgens / Jürgen Bähr, Johannesburg. Stadtgeographische
Transformationsprozesse nach dem Ende der Apartheid (=Kieler
Arbeitspapiere zur Landeskunde und Raumordnung 38), Kiel 1998, S. 4;
Ulrich Jürgens, Gemischtrassige Wohngebiete in südafrikanischen Städten
(=Kieler Geographische Schriften, Bd. 82), zugl. Diss., Kiel 1991, S.
61.
[2] Vgl. Christoph Marx, Südafrika. Geschichte und Gegenwart, Stuttgart
2012, S. 250-251.
[3] Malte Thießen, Gedächtnisgeschichte. Neue Forschungen zur Entstehung
und Tradierung von Erinnerungen, in: Archiv für Sozialgeschichte 48
(2008), S. 607-634, hier S. 614.
[4] Dorothee Wierling, Oral History, in: Michael Maurer (Hrsg.), Aufriß
der historischen Wissenschaften, Bd. 7. Neue Themen und Methoden der
Geschichtswissenschaft, Stuttgart 2003, S. 81-151, hier S. 97.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Kirsten Heinsohn <xhq643(a)hum.ku.dk>

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2015-1-055>

[Regionalforum-Saar] free at last

Date: 2015/01/28 16:14:49
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Salve,
 
ich habe heute diese Einladung erhalten, die ich gern an die Liste weiterleite.
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 
 
Free at last, Free at last, Thank God Almighty I‘m Free at last“ - diese Zeile aus einem afroamerikanischen Spiritual schmückt das Grab von Martin Luther King, Friedensnobelpreisträger und Ikone der Bürgerrechtsbewegung.

Auch wenn der Spiritual dabei eher auf die jenseitige Freiheit abstellt, soll sich unser Kooperationsseminar gemeinsam mit dem Weiterbildungszentrum Ingelheim, dem US-Generalkonsulat und den Landeszentralen für politische Bildung in Rheinland-Pfalz sowie Hessen der Frage nach den diesseitigen Lebensbedingungen der Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner in der Geschichte und Gegenwart der USA widmen:

„Free At Last“? Afroamerikanische Geschichte und Gegenwart in der politischen Kultur der USA
27. bis 28. Februar 2015
Fridtjof-Nansen-Haus Ingelheim
Beitrag: Erwachsene: 55,- € mit Übernachtung, 35,- € ohne Übernachtung
Jugendliche, Referendare und Studierende: 35,- € mit Übernachtung, 20,- € ohne Übernachtung
Die Unterbringung erfolgt in Doppelzimmern Einzelzimmerzuschlag: 25,- €

Mehr Informationen, den Programmflyer sowie Anmeldemöglichkeiten finden Sie unter: http://www.atlantische-akademie.de/freeatlast-seminar-2015.

Ausgehend von einer Betrachtung der Ursprünge und Formen der Sklaverei in Nordamerika sowie des rassistischen Alltags insbesondere im US-amerikanischen „tiefen Süden“ analysiert das Seminar die Emanzipationsgeschichte der Schwarzen von der US-Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre um Martin Luther King über ihre Radikalisierung in der Black Power-Bewegung bis hin zur Gegenwart der USA unter ihrem ersten schwarzen Präsidenten Barack Obama.

Die politischen und gesellschaftlichen Probleme und Ungerechtigkeiten gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung haben die Politik in den USA tief geprägt. Mit dem Amtsantritt Obamas scheint die Bürgerrechtsbewegung ein zentrales Ziel erreicht zu haben - doch zugleich ist das Verhältnis zwischen den afroamerikanischen Bürgerrechtlern und dem schwarzen Präsidenten ambivalent.

Das Seminar verknüpft Informationen zur Rolle und zum Selbstverständnis der Afroamerikaner in der historisch-politischen Entwicklung der USA mit einer Analyse der gegenwärtigen gesellschaftlichen Beziehungen zwischen „schwarz“ und „weiß“. Es soll insofern vor allem einen Beitrag zum „Verstehen“ der inneren Strukturen der Welt- und Ordnungsmacht Amerika leisten.

Wir würden uns freuen, wenn Sie an unserer Veranstaltung teilnehmen und im Freundes- und Bekanntenkreis darauf hinweisen könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. David Sirakov
Direktor

Atlantische Akademie e.V.
Lauterstr. 2
D-67657 Kaiserslautern
Tel.: +49(0)631-366100
Fax: +49(0)631-3661015
Web: www.atlantische-akademie.de

[Regionalforum-Saar] Buch Saar Nostalgie wird in Rohrbach vorgestellt

Date: 2015/01/28 16:15:59
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Am Freitag, dem 27. Februar stellt Rainer Freyer (www.saar-nostalgie.de)

sein Buch Saar Nostalgie im Raum der Rohrbacher Heimatfreunde vor.

Er beschreibt in seinem Buch, genau wie auf seiner Webseite, die Zeit im Saarland von 1945-1959.

Beginn ist um 18 Uhr im Raum der Rohrbacher Heimatfreunde in der Bahnhofstraße (Hintereingang Stadtwerke)

Hierzu ergeht an alle Interessierten eine herzliche Einladung.

Der Eintritt hierzu ist frei.

[Regionalforum-Saar] Lexikon über Rechtsgelehrte 1748

Date: 2015/01/28 18:22:35
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,
 
diese Email kam über eine andere Liste.
 
Mit freundlichem Gruß
 
Roland Geiger
 
----------------------
 
Hallo,

ich habe ein zweibändiges Lexikon als .pdf-Datei mit Lebensläufen von
"jetztlebenden Rechtsgelehrten", Namensnennung in alphabetischer
Reihenfolge, jedoch kein Register, gedruckt 1748.

Wer die Dateien kostenlos mit www.wetransfer.com haben will, bitte mich
direkt anmailen.

Ich habe nix dagegen, wenn das auch in andere Mailinglisten weitergleitet
wird.


Mit freundlichen Grüßen
Dietger (Braun)

mailto:dietger.braun(a)t-online.de

[Regionalforum-Saar] Erste zentrale Holocaust-Gedenkveranstaltung im St. Wendeler Land

Date: 2015/01/30 00:00:29
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

heute in der SZ:
 
 

Flucht, Vertreibung und Mord auch hier

Erste zentrale Holocaust-Gedenkveranstaltung im St. Wendeler Land

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus fand zum ersten Mal eine zentrale Gedenkveranstaltung im Landkreis St. Wendel statt. 150 Gäste waren dazu erschienen.

Von SZ-Mitarbeiter Daniel Ames

Oberlinxweiler. „Die Verbrechen der Nationalsozialisten sprengten alle Maße der Grausamkeit“, sagte Landrat Udo Recktenwald in der Kulturscheune. Die Frage, warum die Taten nicht verhindert werden konnten, stehe nach wie vor im Raum. Damit die Verbrechen, die auch in unserem Landkreis stattfanden, nicht vergessen werden, fand am 27. Januar – dem Tag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee – erstmals eine zentrale Veranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Oberlinxweiler statt.

Heuer jährt sich nicht nur die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 70. Mal. Zehn Jahre zuvor votierten die Saarländer für eine Angliederung ans deutsche Reich. In seinem Vortrag legte Bernhard Planz dar, dass schon schon während des Abstimmungskampfes von 1933 bis Anfang 1935 erste Repressionen gegen Minderheiten, Andersdenkende und vor allem gegen die jüdischen Bürger gab. Diese steigerten sich: Synagogen und Friedhöfe wurden geschändet. Das jüdische Gotteshaus in der Kelsweiler Straße wurde in der sogenannten Reichskristallnacht, am 11. November 1938, in Brand gesetzt. Aus Gesprächen mit überlenden jüdischen Zeitzeugen über das Verhalten der nichtjüdischen Bevölkerung berichtete Planz: „Neben Hilfsbereitschaft in durchaus nicht seltenen Fällen standen Passivität, langsames Abwenden und Übersehen und vereinzelt auch fanatischer Antisemitismus.“

Nach der Angliederung des Saargebiets an das Dritte Reich flohen die meisten Juden und Regimekritiker aus ihrer Heimat nach Frankreich, wo sie später die Gestapo aufgriff und in Konzentrationslager deportierte.

Mit dem Leben eines jüdischen Flüchtlings beschäftigt sich das Projekt „Wendalinum wider das Vergessen: Fritz Berl war 1938 der letzte jüdische Schüler des damaligen St. Wendeler Knabengymnasiums. Als 14-Jähriger gelang ihm die Flucht zu seinem Onkel nach Israel. Die Schüler der Projektgruppe zeichneten sein Leben nach und traten in Kontakt mit Berls Nachfahren, die schon zu Besuch nach St. Wendel kamen. Eine Erfahrung, die den jungen Menschen „echte, aufrichtige und vor allem persönliche Betroffenheit erfahren ließ“. Für Lehrer und Projektleiter Raphael Groß „eine Erfahrung echter, aufrichtiger und vor allem persönlicher Betroffenheit“, die im zahlen- und datenorientierten Schulunterricht so nicht vermittelbar sei.

Stichwort

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Dadurch wurde die menschenverachtende Todesmachinerie aller Welt bekannt. Damit die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten nie ein Ende finde, rief Bundespräsident Roman Herzog 1996 den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ins Leben, der 2005 von den Vereinten Nationen zum internationalen Gedenktag erhoben wurde. ame

[Regionalforum-Saar] das wird was wüst

Date: 2015/01/30 18:26:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

St. Wendel feiert ein Jubiläum - den 493ten Jahrestag der Besetzung der Stadt durch Franz von Sickingen.
 
heute in der SZ: 

Kanonendonner über St. Wendel

St. Wendel. Die „spektakulärste, lauteste und aufwändigste Veranstaltung 2015 in St. Wendel“ wird, wie es Thomas Wüst vom Amt für Stadtmarketing am Donnerstagmorgen ausdrückte, ausnahmsweise kein Sport-Event sein. „Donner über St. Wendel – Franz von Sickingen und seine Erben“ heißt es am 5. und 6. September. 300 Darsteller werden den Einsatz spätmittelalterlicher Geschütze und Schusswaffen demonstrieren. Laut Wüst ist es 2015 das größte Event dieser Art in Europa.

Den Einstieg in den Reigen der etwa 70 Veranstaltungen gibt's übrigens am kommenden Samstag: Beim Tischtennisturnier in der Sporthalle spielen unter anderem der Einzel-Europameister 2013 und Nummer fünf der aktuellen Weltrangliste, Dimitrij Ovtcharov, der Weltranglisten-Neunte Timo Boll, der Olympiasieger und beste Tischtennisspieler aller Zeiten, Jan-Ove Waldner. > Bericht folgt 

[Regionalforum-Saar] Konf: Kriegslandschaften: Gewalt, Zerstörung und Erinnerung

Date: 2015/01/30 22:06:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Universität Hamburg, Historisches Seminar  und Institut für
Volkskunde/Kulturanthropologie; Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
e.V. (Landesverband Hamburg)
27.03.2015-29.03.2015, Hamburg, Hamburg, Friedhof Ohlsdorf 
('Bestattungsforum'), Fuhlsbütteler Straße 758
Deadline: 13.03.2015

Kriege haben - bedingt durch den Einsatz von Waffengewalt, aber auch
durch militärische Bauwerke sowie organisierte Formen von
Erinnerungskultur - vielfältige Spuren im städtischen und ländlichen
Raum hinterlassen. Dazu zählen nicht nur Schlachtfelder, Bombenschäden
und Wracks, sondern auch Gräben, Stellungen, Bunker, Forts und andere
Befestigungsanlagen sowie Baracken für Flüchtlinge und
ZwangsarbeiterInnen, Memorials und Bestattungsplätze. Auf diese Weise
sind vielfältige 'Gedächtnislandschaften' entstanden, die mit ihren
Relikten und Artefakten zahlreiche Indizien bieten, wie stark die
zerstörerische Wirkung von Kriegen sich bis heute im Raum materialisiert
hat und sichtbar geblieben ist. Die Tagung verfolgt dabei das Ziel,
insbesondere diese Wechselwirkungen zwischen Krieg, Landschaft und
Gedächtnis in ihren kulturellen, historischen und
gesellschaftspolitischen Potenzialen auszuloten. Im Mittelpunkt der
Diskussionen stehen die kulturellen Strategien im Umgang mit der
Materialität des europäischen und außereuropäischen Gedächtnisraumes
vom 19. bis zum 21. Jahrhundert.

Organisation / Organizers: Dr. Nele Fahnenbruck, Prof. Dr. Norbert 
Fischer, Dr. Anna-Maria Götz, Prof. Dr. Sabine Kienitz, Prof. Dr. 
Franklin Kopitzsch

Tagungsgebühr für Tagungsgäste: (gilt nicht für ReferentInnen)
60,- Euro inklusive Tagungsverpflegung
20,- Euro ermäßigt für Studierende inklusive Tagungsverpflegung

Wars - with their weapons, military fortifications and various forms of
organized remembrance - have left their manifold mark on urban and rural
landscapes. Battlefields; bomb damage and ruins; trenches; emplacements;
bunkers and fortifications; barracks for refugees and forced laborers as
well as memorials and burial grounds have created sundry memorial
landscapes replete with artifacts and relics testifying to the ways the
destructive power of war has manifest itself and remained visible. The
purpose of this conference is to explore the interaction of war,
landscape and memory and its cultural, historical and sociopolitical
potential. Discussion will focus on cultural strategies for dealing with
material landscapes of memory in and beyond Europe from the nineteenth
to the twenty-first century.

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Programm / Program

Freitag / Friday 27.03.2015


18:00-18:30 Grußworte / Welcome address

18:30-19:30 Öffentlicher Abendvortrag / Public evening lecture
Christian Fuhrmeister, München: "Heimat in der Fremde" - Das Konzept 
'Totenburg' und seine Implikationen (Home Away from Home: The Idea and

Implications of the Totenburg)

Im Anschluss / Afterwards
Offener Wein- und Sektempfang / Public reception with wine and sparkling
wine


Samstag / Saturday 28.03.2015

9:30-11:00 I Räumliche Materialisierung - materialisierter Raum 
(Spatial Materialization - Materialized Space)

-Axel Zutz, Cottbus: Landschaftsarchitekturen des Krieges (Landscape
Architects of War)
-Felix Koltermann, Berlin: Die Landschaft als Erinnerungsraum im Werk 
israelischer Fotografen (The Landscape as a Place for Remembrance in
the Work of Israeli Photographers)

11:00-11:30 Kaffeepause / Coffee break

11:30-13:00
-Gunnar Maus, Kiel: Praktiken ortsbezogenen Erinnerns. Eine Erkundung
von Erinnerungslandschaften des Kalten Krieges am Beispiel von
Vorbereiteten Sperranlagen (Localized Remembrance: Exploring Cold-War
Landscapes of Memory using Prepared Barriers as an Example)
-Frauke Brammer, Trier: Die räumliche Materialität der Erinnerung. 
Spuren kanadischer Militärbasen in der Bundesrepublik Deutschland (The
Spatial Materiality of Memory: The Vestiges of Canadian Military Bases
in the Federal Republic of Germany)

13:00-14:30 Mittagspause / Lunch

14:30-16:00 II Orte der Zerstörung - Zwangsarbeit (Sites of 
Destruction - Forced Labor)

-Thomas Irmer, Berlin: NS-Zwangsarbeit in Berlin - Erinnerung in der 
ehemaligen Rüstungsmetropole (Forced Labor in Berlin under National 
Socialism: Memory in the Former Arms Center of Germany)
-Sina Sauer, Hamburg: Ein Ort stört. Relikte des Hannoverschen Bahnhofs
zwischen Erinnerung und Stadtplanung (A Disturbing Site: Relicts
between Memory and Urban Planning from the Hannover Train Station)

16:00-16:30 Kaffeepause / Coffee break

16:30-18:00
-Akiko Takenaka, Lexington KY: Ruins for Peace: 
Architectural Survivors of Hiroshima and Nagasaki
-Agnieszka Gebczynska-Janowicz, Danzig: The history of the Second World
War embedded into the memorial landscape of a city - illustrated with 
an example of Warsaw and Berlin

Sonntag / Sunday 29.03.2015

9:30-11:00 III Schlachtfelder - Landschaften (Battlefields -
Landscapes)

-Flavio Venturelli, Karlsruhe: Zwischen Gustav- und Gotischer Linie: 
Besatzung, Widerstand und Befreiung in der Denkmalkulturen der Region
Marken, Italien (Between Gustav and the Gothic Line: Occupation,
Resistance and Liberation in the Memorial Culture of the ItalianMarche
Region)
-Christoph Rass/Andreas Stele, Osnabrück: 'Flüchtige' Schlachtfelder 
als Kriegslandschaften entschlüsseln. Interdisziplinäre Ansätze 
zwischen Magnetometrie, Archäologie und Geschichtswissenschaft 
(Fugitives: Deciphering Battlefields as War Landscapes. 
Interdisciplinary Approaches between Magnetometry, Archeology and 
History)


11:00-11:30 Kaffeepause / Coffee break

11:30- 13:00
-Silke Göttsch-Elten, Kiel: Visualisierungsstrategien von 
Schlachtfeldern im 19. Jahrhundert (Visualization Strategies of 
Battlefields in the Nineteenth Century)
-Karla Vanraepenbusch, Löwen: The Great War and Memory in Belgium:
Street Names in the Cityscapes of Antwerp and Liège

13:00-14:30 Mittagspause / Lunch

14:30-16:00 IV Gräber - Denkmäler (Graves - Memorials)

-Snezana Stankovic, Belgrad / Belgrade: Friedhöfe als Orte der Unruhe 
(Cemeteries as Places of Unrest)
-Susanne Ude-Koeller, Nürnberg / Nuremberg: Kriegsgräberstätten des
Ersten Weltkrieges - Akteure, Gestaltung, Deutungsmuster (Military 
Cemeteries of the First World War - Important Figures, Design, 
Interpretative Models)

16:00-16:30   Kaffeepause / Coffee break

16:30-18:00
-Malgorzata Swider, Oppeln: Zwischen Vernichtung und Restaurierung.
Deutsche Kriegsdenkmäler in Oppelner Schlesien (Between Destruction  and
Restoration: German War Memorials in Opole Silesia)
-Marco Dräger, Göttingen: Krieg, Gesellschaft, Gedächtnis - 
Kriegerdenkmäler als materialisierte Erinnerung an Kriege (War, 
Society, Memory: War Memorials as Material Remembrance of Wars)

Abschlussdiskussion / Concluding discussion


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Dr. Anna-Maria Götz

Universität Hamburg

kriegslandschaften(a)uni-hamburg.de

URL zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=26976>