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2014/04/01 13:50:26 Dr. M. Franz Re: [Regionalforum-Saar] über das üble Biersaufen der Deutschen (u.a.) |
Datum | 2014/04/02 13:16:00 Elmar Peiffer Re: [Regionalforum-Saar] über das üble Biersaufen der Deutschen (u.a.) |
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2014/04/01 13:28:01 Elmar Peiffer Re: [Regionalforum-Saar] über das üble Biersaufen der Deutschen (u.a.) |
Betreff | 2014/04/02 13:16:00 Elmar Peiffer Re: [Regionalforum-Saar] über das üble Biersaufen der Deutschen (u.a.) |
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Autor | 2014/04/02 15:45:47 anneliese.schumacher(a)t-online.de Re: [Regionalforum-Saar] über das üble Biersaufen der Deutschen (u.a.) |
Date: 2014/04/01 15:39:41
From: anneliese.schumacher(a)... <anneliese.schumacher(a)...
„Sint ut sunt aut non sint“ (Sie seien wie sie sind oder sie seien nicht) ist ein Satz, den einige Historiker Lorenzo Ricci, dem 18. Ordensgeneral der Jesuiten zuschreiben, als ihm der Vorschlag unterbreitet wurde, die Gesellschaft Jesu zu „reformieren“, um sie den Bedürfnissen der Welt anzupassen
Quelle: www.katholisches.info
Grüße
Anneliese Schumacher
-----Original-Nachricht-----
Betreff: [Regionalforum-Saar] über das üble Biersaufen der Deutschen (u.a.)
Datum: Tue, 01 Apr 2014 08:19:48 +0200
Von: Rolgeiger(a)...
An: regionalforum-saar(a)...
Washington, d.C., d. 9. April 1868. Lieber Herr Hasaurek. Als ich gestern eben meine Kor- respondenz zur Post gegeben, erhielt ich Ihr Schreiben vom 6. d.M. u. Hn Danzers Expektoration[1]; letztere war mir umso unerwarteter als mir nicht bekannt war, daß mein Artikel über den bewussten Staats- vertrag von Ihnen veröffentlicht worden war, und ich nach Ihrem Briefe gerade das Entgegengesetzte glaubte an- nehmen zu müssen. Gestatten Sie mir Ihr letztes Schreiben seriatim durchzugehen. Ich weiß, daß die große Masse der Deutschen, wie die jedes anderen Volkes auch des amerikanischen, ungebildet ist: Deutsche, die das uebelhafte Biersaufen zum Kultus erheben, sind mir unerträglich, mögen sie sonst Anspruch auf Bildung haben oder nicht; daß auch unsere gebildeten Deutschen als Regel ihr Wissen (oft aus ihrer Schul - und Universitätenbesuch) zur Grundlage ganz ungerecht- fertigter Selbstüberschätzung machen, gebe ich zu, ich habe diese stets bekämpft und mit solcher Entschiedenheit, daß ich oft den Vorwurf eines Apostaten hören musste. Das kann mich aber nicht bestimmen eine gleich engherzige Selbstüber- hebung bei Amerikanern ruhig hinzunehmen oder gar (Seite) als eine Schmeichelei verdenken. Ich frage Sie nochmals: Würde Agate es gewagt haben so von irgend einem Amerikaner zu sprechen? Was Sie über den politischen Parteistandpunkt der Mehrzahl der Deutschen in den V.St. sagen, war mir nicht neu, und inso- fern wenigstens, wenn überhaupt, gehöre ich so wenig zu den Radicalissimi, wie Kapp[2] oder Donei. Ein vieljähriges und gewissenhaftes Suchen nach den Gründen diese Erscheinung hat mich reichlich belohnt. Ich halte Ihre Kampfesweise für die richtige, habe sie stets dem großen Publikum gegenüber und noch jüngst in meinen St__greden befolgt. Heingen schreibt für ein ausgewähltes Publikum, und für dieses muss er gerade so schreiben, wie er es thut. Sint ut sunt, aut aere sunt. Ad vocem: Stanton. Sie geben selbst zu, daß Stanton's Rolle auf die Rathlosigkeit Anderer berechnet ist; gerade so weit geht, was Sie meine „Bewunderung“ nennen; er hat es eben nicht nöthig eine andere Rolle zu spielen; ich lasse mich nicht darauf ein zu untersuchen, ob er eine andere, größere, spielen könne. Ich konstatiere die Thatsche, und, da ich für ein republi- kanisches Parteiblatt schreibe, konstatire ich sie im Jn- teresse dieser Partei und ihrer Massen. Als ich in den Dienst Ihres Blattes trat, war ich mir bewusst die Verpflich- tung übernommen zu haben seine Interessen und die der Partei, (Seite) der als angehört, zu fördern und, in dieser Verpflichtung, manchen meiner Ansichten und Ueberzeugungen Schweigen aufzulegen. In diesem Geiste habe ich meine Korrespondenzen zu halten gesucht. Dies führt mich zu der mir zurückgeschickten Kor- respondenz vom 29. v.M. und Ihren darüber gemachten Be- merkungen. Ich schicke voraus, daß Sie versichert sein können, daß eine Kritik, wie die von Ihnen geübte, mich nie kränkt. Niemand kann mehr von der relativen Bedeutungslo- sigkeit meiner schriftstellerischen Produktionen überzeugt sein, als ich selbst; und ich kann mich in der That keiner derselben erinnern, mit der ich nach Anlegung der kritischen Feile zufrieden gewesen. Allein unglücklicher Weise finde ich mich nicht in der Lage Horazens gute Rathschläge in seiner Ars poetica verfolgen zu können, denn ich schreibe nicht als Villen-Poet von Insentur, sondern als Lohnschreiber mit einem Washingtoner boardinghouse. Ich habe Sie auch bereits versichert, daß ich Ihre gute Absicht: "to break me in" verstehe, sie dankbar anerkenne und nur bedaure daß Sie ihn mir einen so hard case finden, der Ihnen so viele Last macht. Ihre Bemerkung, daß Sie fürchten, ich würde selbst meine jetzigen günstigen Chancen nicht genügend auszu- beuten wissen, hat viel Wahres. Ich besitze zu wenig Wissen zum Gelehrten, und zu wenig Schweigsamkeit Welt- (seite) mann. Meiner Erziehung getreue, bin ich ein gewissen- hafter, etwas pedantischer Büreaukrat, und hätte in Preußen bleiben sollen, wo eine glänzende Zukunft vor mir lag. Zu meinem Unglücke hatte mich ein leiden- schaftliches Studium der klassischen Griechen und Römer, verbunden mit einem schon in der Kindheit ernstern grübelnden, streng sittlichen Karakter, zum Republikaner gemacht. Wenn ich Ihre Bemerkungen über die auf den Catalogen gesetzte Korrespondenz richtig auffaße, so komme ich zu dem Schluße, daß wir über das Wesen solcher Korres- pondenz wesentlich differiren. Sie scheinen an diesel- ben die ernste Anforderung der die objektische Wahrheit erstrebenden Geschichtsforschung zu stellen. Ich gebe ihnen die Aufgabe: ein möglichst getreues und lebendiges Bild der stets wechselnden Phasen im Kaleidoskop des täglichen Lebens zu liefern. Die tiefere Untersu- chung, weßhalb die kon- u. die divergirenden Reflexe der Prismen gerade solche Effekte und keine anderen erzeugen müssen, mit anderen Worten, die Frage nach der Wahrheit und den Motiven jener Erscheinungen scheint mir außerhalb des Beweises meiner jetzigen Aufgabe zu liegen. Ich soll nicht Historienmaler sein, sondern Skizzen hinwerfen. Von diesem Standpunkte betrachtet, kann ich die bewußte Korrespondenz nicht für so ganz werthlos halten. Mit Ihnen auf die einzelnen Punkte derselben übergehen scheint mir zunächst gegen Fre- mont[3], ohne es mit so viel Worten zu sagen, der point ausgemacht zu sein, daß er ein gewissenloser, frecher Schwindtler ist, dem jedes Mittel recht. Während die Welt weiß, daß er weder Kredit noch Mittel zum Be- trage von 5 cts hat, übernimmt er Eisenbahnfahretrakte zum Betrage von 100 von Millionen, verspricht die Garantie der V. St. zu Anleihen von 50 Millionen, sucht eine von den V.St. anerkannte Regierung umzustoßen, kompromittirt den Namen bekannter Staatsmänner und All dieses in Verbindung mit dem Abschaum von Wallstreet. Was er mit den beschmutzten Exemplaren, worauf er gar kein Recht hatte, und die upon their fall nur zu Schwindeleien (Seite) benutzt werden konnnten, gethan, wird Fremont wohl ebensowenig sagen, als er auf die gegen ihnen erhobene und beschworne Anklage geantwor- tet hat; aber Jedermann kennt ihn und seine Genossen genügend um zu wissen, daß er versucht haben wird sie zu benutzen. Fälscher und Falschmünzer pflegen nicht dem Publikum mitzutheilen wie, wann und wo sie ihre falschen Dokumente zu benutzen gedenken. Sie werden schon einen Unerfahrenen finden. Die Beschuldigungen wegen des Alaska-Handels habe ich nicht erfunden. Sie zirkulirt hier in den Kreisen des Kongresses, und hat ihren Weg in das ganze Publikum gefunden. In diesem Lichte habe ich sie dargestellt und ausdrücklich als meine Privatmeinung ausgesprochen, daß mir der Sachverhalt dunkel erschien. Als Aufklä- rung des Publikums über die Zögerung u. Weigerung des Haus- komittees die Sache in Berathung zu nehmen, schien mir das Gerücht von hoher Bedeutung. Wenn ich, wie oben gesagt, die Bierbummelei von ganzer Seele haße, so haße ich nicht weniger die Temperenzelei[4] und Sonntagsmucherei (?), deren Champion zu sein Wilson sich sogar brüstet, ohne durch das Benehmen seines großen Gelehrten, Yates, sich feiren zu lassen. Die Bier- wirthanmaßung zu bekämpfen wird es Zeit sein, wenn sie eine Partei bilden und als solches Einfluß auf (Seite) die Gesetzgebung zu gewinnen suchen, wie sie es in N. York gethan, wo ich Ihnen mit meinen geringen Kräften entgegengetreten bin. In Betreff Seymours haben die jüngsten Aufklä- rungen bewiesen, da Sie Recht hatten. Unsere Kinder und Enkel werden den Vorzug genießen uns viele Irrthümer nachweisen zu können, ohne deßhalb im Stande zu sein, sicher als wir vor gleicher zu bewahren! (Seite) Wade wünschte eine Uebersetzung der p. Korrespon- denz; ich habe sie gemacht und auch die Ihres Edito- rials über den Punkt. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, daß Sie meinen Namen unter meine Korrespondenz drucken. Ich bin noch nicht dazu gekommen, Ihre Worte zu lesen. Ich würde es gerne mit nach Hause nehmen, um es zur Hand zu nehmen, wenn ich einen Augenblick Muße finde. Mit freundschaftlichen Gruße Ihr C.N. Riotte [2] Friedrich Kapp (* 13. April1824 in Hamm, Westfalen; † 27. Oktober1884 in Berlin) war ein deutschamerikanischerRechtsanwalt, Schriftsteller und Politiker. [3] John Charles Frémont or Fremont (January 21, 1813 – July 13, 1890). 1864 wurde er gegen Abraham Lincoln als Gegenkandidat aufgestellt, musste aber zurücktreten. Frémont war bei verschiedenen Eisenbahngesellschaften zur Pazifikküste beteiligt und wurde später von betrogenen französischen Aktionären verklagt und vom Pariser Tribunal − in Abwesenheit − wegen Escroquerie verurteilt, was dem deutschen Betrug entspricht. Seine finanzielle Situation verschlechterte sich derart, dass er sich in Washington D.C. um ein Amt bewerben musste..
Roland Geiger