Suche | Sortierung nach | Monatsdigest | ||
2014/03/07 09:27:46 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Schicksal einer Unangepassten |
Datum | 2014/03/11 17:47:49 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] 21. März 2014: Buchvors tellung |
||
2014/03/17 13:20:23 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Werner Martin |
Betreff | 2014/03/12 18:49:28 Werner Feldkamp Re: [Regionalforum-Saar] Werner Martin aus St. Wendel gestorben |
||
2014/03/07 09:27:46 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Schicksal einer Unangepassten |
Autor | 2014/03/11 17:47:49 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] 21. März 2014: Buchvors tellung |
Date: 2014/03/10 22:26:58
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...
Guten Abend,
ich muß Euch leider die traurige Mitteilung machen, daß mein Freund und
Stadtführerkollege Werner Martin aus St. Wendel gestern abend (9. März) gegen 20
Uhr in der Uni Klinik in Homburg gestorben ist. Er befand sich dort wegen akuter
gesundheitlicher Probleme seit mehreren Wochen in Behandlung.
Werner Martin, der vor knapp drei Wochen seinen 80ten Geburtstag feierte,
war vor über 30 Jahren als Reisender einer Saarbrücker Buchhandlung ins Saarland
gekommen. Nach dem Tod seiner Frau ließ er sich in St. Wendel nieder und
eröffnete am Dom ein Bücher- und Kunstkabinett. Am Bostalsee war er mit seiner
Drehorgel oft zu sehen und zu hören, oft begleitet von seiner Lebensgefährtin
Maria Munkes auf der Teufelsgeige.
Sein großes Steckenpferd waren die Beziehungen zwischen Nikolaus
von Cues und seiner Pfründe St. Wendel. Werner hatte einige Grundideen, an denen
er seine Forschungen festmachte und für die er Beweise und Anhaltspunkte suchte.
Dabei bewies er großen und oft schon missionarischen Eifer, und in fast allen
seinen Gesprächen kam er über kurz oder lang wieder auf Cusanus zurück. Seine
Thesen verteidigte er mit Vehemenz, und es war ihm gleichgültig, ob er deswegen
aneckte oder nicht.
Schon in den späten 1990ern bot er Stadtführungen durch St. Wendel an. Als
ich mich 2004 selbständig machte, führten wir zusammen die Regelführungen am
Samstagmorgen ein, die wir seitdem im wöchentlichen Wechsel durchgeführt haben.
In den letzten Jahren hat er seine Thesen zu Cusanus in drei Büchern zu
Papier gebracht, an einem vierten arbeitete er, bis ihm der Tod die Feder
für immer aus der Hand nahm. Als ich ihn vergangenen Mittwoch anrief, war seine
Stimme nicht wie gewohnt munter oder doch optimistisch. "Wie geht es Dir",
fragte ich, und die Antwort war "schlecht", und diesen Ton hatte ich noch nie
bei ihm gehört. Aber es lag doch eine Spur von Hoffnung darin, als er meinte, so
langsam hätten die Ärzte jetzt alles ausprobiert, jetzt werden sie endlich mal
zu einem Schluß kommen.
Ich stelle mir gerne vor, daß er jetzt seine Antworten gefunden hat und mit
dem großen Cusaner auf einer Bank sitzt und ihm seine Thesen über dessen Leben
erklärt. Auf die anschließende Diskussion wär ich gespannt.
Vor ein paar Jahren hat er mich einmal in einer stillen Stunde lächelnd
angeschaut und gesagt: "Sie können uns ruhig alle ignorieren, aber bewirkt haben
wir trotzdem etwas!" Das gibt mir Trost. Fehlen wird er mir trotzdem.
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |