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[Regionalforum-Saar] Ein Enkel Eugen Berls besucht St. Wendel

Date: 2013/05/28 08:53:52
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heute in der SZ:
 

Suche nach der Vergangenheit

Der Israeli Omer Gold besuchte St. Wendel, um mehr über seine Vorfahren zu erfahren

Eugen und Erna Berl lebten in St. Wendel, betrieben ein Ladengeschäft und waren in das politische und kulturelle Leben der Stadt integriert. Nun besuchte ihr Urenkel die einstige Heimat der jüdischen Kaufmannsleute.

Von SZ-Mitarbeiter Jennifer Sick

St. Wendel. „Es ist seltsam, an einen Ort zu kommen, wo sich alles so normal anfühlt und gleichzeitig zu wissen, dass es nicht immer so war“, erzählt Omer Gold, 24 Jahre und zum ersten Mal in St. Wendel. Für den in Israel lebenden, jungen Mann ist St. Wendel im Grunde genommen eine Stadt wie jede andere, für seine Familie nicht. Denn Omer Gold ist der Urenkel von Eugen und Erna Berl.

Die jüdische Familie Berl war hoch angesehen in St. Wendel. Die beiden Eheleute Erna und Eugen betrieben nicht nur ein Textil-Ladengeschäft, sondern waren auch ansonsten fest in das politische und kulturelle Leben der Stadt integriert. Berl war eines der Gründungsmitglieder des SPD-Ortsverbandes, engagierte sich im Stadtrat, initiierte den Musik- und Gesangsverein „Orphea“ und war Dirigent des Arbeitergesangsvereins „Bruderbund“. Doch das alles konnte ihm und seiner Frau nicht das Leben retten. Mit den Nürnberger Rassegesetzten von 1935 begann auch für die jüdische Kaufmannsfamilie ein Leben in Verfolgung. Eugen Berl starb kurz nach Ablauf der Schutzfrist, so dass er das volle Ausmaß der Judenverfolgung nicht mehr erleben musste. Erna Berl dagegen schon. Sie wurde zuerst in das Konzentrationslager Gurs gebracht und dann nach Auschwitz. Dort verliert sich ihre Spur. Einziger Überlebender der Familie Berl war Fritz Berl, der Großvater von Omer. Er floh nach Israel, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Omer möchte Deutsch lernen

„Er hat nie über seine Vergangenheit gesprochen“, erinnert sich Omer Gold. „Deshalb haben wir auch erst nach seinem Tod angefangen, zu recherchieren.“ Erster Anhaltspunkt dieser Recherche waren die Briefe, die Erna Berl ihrem Sohn aus Gurs geschrieben hatte. Hierbei half ihm Eberhard Wagner vom Verein Wider das Vergessen und gegen Rassismus. Er entzifferte die schwierigen Handschriften und half Omer Gold dabei, mehr über seine Urgroßmutter zu erfahren.

Doch das theoretische Wissen reichte dem 24-Jährigen nicht. Er wollte nach Deutschland kommen, um weiter zu forschen. Sein erster Halt: Mainz, die Stadt, in der Erna Berl geboren worden war. „Im Flugzeug nach Deutschland habe ich hin und her überlegt, wie es wohl sein wird“, erinnert Omer Gold sich. „Doch als ich dann ankam, hat sich nichts anders angefühlt.“ Erst in St. Wendel, änderten sich seine Empfindungen. Am vergangenen Samstag reiste er mit seinem Freund Fabian Zawatka an. Gemeinsam besuchten sie das ehemalige Haus der Familie Berl und im Anschluss das Adolf-Bender-Zentrum. Hier sprach Gold offen über seine Gedanken: „Das ist die Stadt, in der mein Opa um sein Leben rennen musste. Es fühlt sich anders an, hier zu sein, ein bisschen unheimlich.“ Aber er ist auch glücklich, dass heute so viele Menschen gut über seinen Urgroßvater sprechen.

Omer Gold möchte mit seinen Recherchen weiter machen und noch viel mehr über das Leben von Erna und Eugen Berl erfahren. „Im Moment fühlt es sich an, als ob ich sehr viel über meine Familie wüsste, aber ich glaube, in Wirklichkeit weiß ich nur ganz wenig.“ Deshalb möchte er auch die anderen Stationen seiner Familiengeschichte noch bereisen, um die vielen Informationen, die er hat, zu einem großen Ganzen zu verbinden. Und noch etwas anderes liegt Omer Gold am Herzen: „Ich möchte die deutsche Sprache lernen und Deutschland zu einer zweiten Heimat machen.“ Gemeinsam mit dem Adolf Bender Zentrum sucht Omer Gold nach Menschen, die die Familie Berl gekannt haben. Wer etwas weiß, kann sich beim ABZ melden.