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Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Ein Enkel Eugen Berls besucht St. Wendel
Datum 2013/05/30 22:16:15
Stephan Friedrich
[Regionalforum-Saar] 125 Jahre St. Ludwigskirche Spiesen
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[Regionalforum-Saar] Ein Enkel Eugen Berls besucht St. Wendel
Autor 2013/05/30 22:16:15
Stephan Friedrich
[Regionalforum-Saar] 125 Jahre St. Ludwigskirche Spiesen

[Regionalforum-Saar] Die 'Hessians' im Amerika nischen Unabhängigkeitskrieg

Date: 2013/05/30 09:35:08
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Subject: Tagber: Die 'Hessians' im Amerikanischen
         Unabhängigkeitskrieg
------------------------------------------------------------------------

Historische Kommission für Hessen; Hessisches Staatsarchiv Marburg;
Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde
07.03.2013-08.03.2013, Hanau

Bericht von:
Christopher Scheele, Universität Rostock
E-Mail: <christopher.scheele(a)... 7. bis zum 8. März 2013 fand in angenehmer Atmosphäre im Großen
Arkadensaal des Kurhauses Hanau-Wilhelmsbad eine internationale und
interdisziplinäre Tagung zum Thema: "Die 'Hessians' im Amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg" statt. Veranstaltet wurde die Tagung  von der
Historischen Kommission für Hessen, dem Hessischen Staatsarchiv Marburg
und dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde.

Die Entdeckung und Edition bislang unbekannter Tagebücher[1] sowie
Korrespondenzen[2], die Publikation der bekannten HETRINA-Listen, also
der Aufstellungen über die hessen-kasselischen Militäreinheiten, sowie
einer umfangreichen Datei der hessen-hanauischen Truppen als online
recherchierbare Datenbank[3] und nicht zuletzt eine ganze Reihe
aktueller monographischer Untersuchungen zu diesem Themenbereich gaben
Anlass für diese Tagung. Dabei wurden zwei Ziele verfolgt. An erster
Stelle wurde vor dem Hintergrund der neueren geschichts- und
kulturwissenschaftlichen Ansätze ausgelotet, inwieweit das neue
Quellenmaterial, die neue elektronische Verfügbarkeit und die neuen
Forschungen innovative Möglichkeiten und neue Perspektiven eröffnen. Zum
anderen ging es darum, die vorliegenden Ergebnisse in den Horizont der
internationalen Forschung einzuordnen und deren Verallgemeinerbarkeit zu
prüfen.

Nach Grußworten des Hanauer Oberbürgermeisters Claus Kaminsky sowie
Andreas Hedwig vom Hessischen Staatsarchiv Marburg leitete Holger Gräf
vom Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in das Thema
ein. Hedwig verwies dabei auf die zentrale Bedeutung des neuen
Datenbankmoduls "Hessische Truppen im amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg" (HETRINA) des Landesgeschichtlichen
Informationssystems Hessen (LAGIS). Gräf sah die Relevanz der Tagung
auch darin begründet, dass rund 20 Prozent der männlichen Bevölkerung
Hessen-Kassels Militärdienst in den USA leisteten und sich allein daraus
die Frage nach der Rolle dieses Einsatzes für die historisch-politische
Identitätsfindung ergab.

Im Anschluss hielt CHRISTIAN OTTERSBACH (Hanau) den Eröffnungsvortrag
"Das Wilhelmsbad und der Hanauer Amerika-Einsatz - Zwei Seiten einer
Medaille?" Ottersbach verband Tagungsthema und Ort gleichermaßen, zeigte
neben der bau- und kunsthistorischen Dimension des Ausbaus des
Kurbetriebes auch die Verpflichtung Hanaus unter der Garantie
protestantischer Schutzmächte, allen voran der hannoverisch-englischen
Schutztruppe. Sowohl der Landesfürst profitierte von den hohen
Einnahmen, die er unter anderem in Wilhelmsbad investierte, als auch die
Bevölkerung, die neben den Soldeinnahmen eine Steuerbefreiung für die
Zeit des Einsatzes erhielt. Der Subsidien-Einsatz habe somit vor allem
auch eine wirtschaftliche Dimension für das Territorium insgesamt
gehabt. Ottersbach gab zu bedenken, dass die Subsidienverträge
ursprünglich unter der Prämisse unterschrieben wurden, dass die
"Hessians" die Sicherung Englands übernehmen sollten, während die
englischen Truppen in Übersee kämpften.

Im ersten Panel "Historischer Rahmen" arbeitete CHRISTOPH KAMPMANN
(Marburg) vier sich teilweise bedingende Faktoren für die "Notwendigkeit
der Soldatenvermietung" und zugleich deren Scheitern heraus. Als erstes
die traditionellen Pflichten des Heiligen Römischen Reichs Deutscher
Nation (HRR), welches Kampmann als System kollektiver Sicherheit
definierte. Aus dem System HRR leitete Kampmann auch die Ziele der
Prestigewahrung und -erhöhung sowie den Aufstieg zum Kurfürsten ab. Als
zweiten Punkt benannte er die durch das Trauma des 30jährigen Krieges
ausgelösten Transformationsprozesse, in deren Folge - als Punkt drei -
sich eine neue Hierarchie zwischen nicht armierten und armierten Fürsten
entwickelt habe. Der vierte Punkt stellte diesen Systemwandel und das
Subsidiensystem als letztlich gescheitert dar, führte dieses doch gerade
nicht zur Friedenssicherung, sondern zur Kriegsprovokation, da stehende
Heere Kriegshandlungen zur Sicherung ihres Unterhalts benötigten.

HOLGER GRÄF (Marburg) ging der Frage nach, ob Truppenvermietungen der
Staatsentwicklung dienten oder historisch legitimiert waren. Er betonte,
dass Subsidienverträge auch Ausdruck dynastischer Familien- und
Bündnispolitik gewesen seien, jedoch eine komplette Aufarbeitung nach
wie vor fehle. Die Subsidienverträge der hessischen Landgrafen seien auf
jeden Fall keine Ausnahme, sondern gängige Praxis im Ancien Régime
gewesen. Weitere Quellenauswertungen seien jedoch zur näheren Klärung
notwendig, beispielsweise sei die hohe Zahl landfremder Offiziere aber
auch einfacher Soldaten bemerkenswert. So seien gezielt Ausländer
angeworben worden, was sich auch in der Demographie zeige; denn der
Amerikaeinsatz hatte keinen negativen demographischen Einfluss.

Panel zwei war neuen Quellen gewidmet. Zunächst beschrieb  MARCO ULM
(Marburg) die Probleme bei der Quellenedition im Vortrag "Zwischen den
jesuitischen lettres édifiantes und Heriots travels through the Canadas:
Das Hildebrandt-Tagebuch als Quelle für die kanadische Landeskunde des
18. Jahrhunderts." Subjektive Faktoren beeinflussten Tagebücher und
Berichte, aufgrund dessen komme es zu Verzerrungen. Weiterhin stellten
Zensur und Veränderungen durch die Herausgeber ein zusätzliches Problem
dar, ferner die größeren Zeiträume, bis ein Text tatsächlich publiziert
wurde.

Dies führte PATRICK STURM (Marburg) in seinem Vortrag "Wie abwechselnd
aber das Kriegsglück ist, wißen Sie theurester Freund und ich habe es
nun auch leyder erfahren" fort. Hierbei ging er auf die diagnostizierten
Unterschiede der Gilsa-Quellen im Kontrast zu den offiziellen Meldungen
und anderen Quellen von 1776-80 ein. Besonders im Vergleich der privaten
Briefe mit den dienstlichen Journalen zeigten sich Unterschiede.
Gleichzeitig könnten, so Sturm, durch die Verbindung von beiden Quellen
mögliche Forschungslücken nachhaltig geschlossen werden.

Den öffentlichen Abendvortrag hielt PHILIPPE ROGGER (Bern) zum Thema
"Söldnerhandel - Europäische Gewaltmärkte in historisch-vergleichender
Perspektive".

Als ein Beispiel für erfolgreichen Subsidienhandel führte Rogger die
Schweiz an. Er stellte den Subsidiendienst zunächst in das Spannungsfeld
ökonomischer und transnationaler Logiken, gab jedoch zu bedenken, dass
allein die Klärung des Begriffs Söldner schon eine Herausforderung
darstelle, da die besondere Verbindung der politischen Situation mit der
Wahrnehmung des Söldnertums einhergehe (Beispiel: Glaubenskriege).
Söldnertum war ein Geschäft, der Söldner demnach ein Produkt. In der
Hochphase vermittelten bis zu 1.500 Kriegsunternehmer den Einsatz von
Söldnern, dabei wurden die Dienstleistungen vertraglich genauestens
fixiert, da Verluste auch ökonomische Risiken waren. Längerfristige
Konflikte im europäischen Mächtesystem bildeten neue Märkte. Hoher
Bevölkerungsdruck und langfristige Geschäftsbeziehungen mit festen
Abnehmern führten dazu, dass Hessen kein Sonderfall war.

Am zweiten Tag eröffnete CARMEN WINKEL (Potsdam) das dritte Panel mit
einem Bericht über den Forschungsstand zu sozialgeschichtlichen Fragen
anhand von Massendaten zum Militär des 18. Jahrhunderts. Dabei
konstatierte sie, dass bisherige Forschungen fehlerhaft und nicht
verifizierbar seien. Der Einfluss von ehemaligen Militärs habe den
Zugang nicht militärisch fokussierter Forschung über lange Zeit
behindert. Weiterhin fand die quantifizierende Sozialwissenschaft auch
deshalb lange Zeit keinen Zugang zu militärgeschichtlichen Fragen, da
bestehende Modelle hier nicht passten. Es habe sich vor allem die
Notwendigkeit der Kombination von quantifizierender und qualitativer
Forschung gezeigt, da sowohl reine Textquellen offene Fragen
hinterließen, als auch Datensammlungen ohne die Hintergrundinformationen
der Textquellen nicht vollständig zu interpretieren seien. Obwohl das
18. Jahrhundert ein vor-statistisches Zeitalter gewesen sei, seien viele
serielle Quellen als Ergänzungen zu zivilen Quellen überliefert. Jedoch
stünden immer noch kaum öffentlich zugänglich Datensammlungen in
elektronischer Form zur Verfügung, weswegen es nach wie vor keine
grundlegenden sozialwissenschaftlichen Studien zum 18 Jahrhundert gebe
und die Militärgeschichte hier immer noch ein Feld von Einzelkämpfern
sei.

JOHANNES KÖNIG (Limburg) stellte im Anschluss die sogenannte
Fischer-Datenbank vor, die aus dem Nachlass des verstorbenen Frankfurter
Stadtarchivars Joachim Fischer entstanden ist. Diese Datensammlung wurde
bis 1989 in 35 jähriger Arbeit auf Forschungsreisen durch deutsche,
englische und us-amerikanische Archive erstellt und umfasst 90
Kartenkästen. Darin enthalten sind unter anderem Namen und Biographien
von annähernd 1.700 Angehörigen der Hessen-Hanauer Einheiten, die nun
ebenfalls über die HETRINA-Datenbank auf LAGIS abgerufen werden können.

STEFAN AUMANN (Marburg) erläuterte daraufhin die Entstehung des
HETRINA-Moduls von LAGIS. Dabei ging er vor allem auf Planung, Analyse,
Entwurf, Programmierung und Validierung des Datenbestandes ein. Die
Datengrundlage lieferte das HETRINA-Projekt aus den 1970er-Jahren,
welches 90.000 Belege auf Lochkarten mit maximal 80 Zeichen verarbeitet
habe. Neben dem damit verbundenen hohen Informationsverlust, war dieses
Material auch nicht mehr elektronisch vorhanden gewesen und teilweise
ohnehin fehlerhaft. Zur Umsetzung in der Datenbank mussten daher
Nutzungsszenarien abgeleitet werden und umfangreiche, teilweise über
Plausibilitätsabfragen laufende Korrekturdurchgänge gemacht werden. Die
Verknüpfung mit der Fischer-Datenbank und mit der Archivdatenbank HADIS
erlauben nun den Zugriff auf weitergehende Informationen und unmittelbar
zu den Archivbeständen.

STEPHAN GIERSCH (Marburg) stellte anschließend die Nutzungsmöglichkeiten
des HETRINA-Moduls vor. Die Nutzung erscheint zunächst für Kartographen
und Militärhistoriker ausgelegt. Mittelfristig ist die Zusammenführung
mit weiteren historischen Quellen, Uniformen, Flaggen, Marschrouten etc.
geplant, sowie die umfangreiche Nutzung als GIS. Weiterhin sei auch
geplant, das Auffinden von Freiwilligen durch Abgleich mit den
Kantonskarten zur Rekrutierung zu ermöglichen und die Frage der Herkunft
der Hessians zu analysieren. Insgesamt liefert die in deutscher oder
englischer Sprache zu nutzende Datenbank Material zu den Herkunftsorten
und -regionen, Karrieremustern oder zur Altersstruktur von rund 20.000
Militärangehörigen die breitangelegte sozialgeschichtliche
Untersuchungen zum Militär des Ancien Régime ermöglichen.

Im vierten Panel begann LENA HAUNERT (Treysa) mit dem Vortrag
"Differenzwahrnehmung am Beispiel der deutschen Subsidientruppen". Sie
thematisierte dabei den Einfluss des Amerika-Feldzuges auf das Weltbild
der Soldaten und damit den Wissenstransfer von der Neuen in die Alte
Welt. Dabei stellte die Diskussion auf das Weltbild der Selbstzeugnisse
ab und die oftmals punktuellen Wahrnehmungen gegenüber dem allgemeinen
Amerika-Bild. Es existieren zur Untermauerung der Annahmen bislang keine
Belege für die Wahrnehmung der Heimat nach der Rückkehr, denn die
benutzten Quellen - Briefe und Tagebücher - enden mit der Rückkehr.

Am Beispiel von Braunschweig-Wolfenbüttel verdeutlichte STEPHAN HUCK
(Wilhelmshaven) den Subsidienhandel als Einflussfaktor auf die
Migration. Stamm- und Musterrollen sowie Ego-Dokumente ermöglichten ihm
die Abbildung der Sozialstruktur der Truppe, ergänzt durch weitere
Quellenauswertungen. Rückschlüsse auf die Sozialstruktur konnte er auch
über die Soldauszahlungen in der Heimat ziehen. Da viele Inländer den
Militärdienst zur Versorgung der Familien nutzten und diese weniger
mobil gewesen seien. Großzügige Abschiedsregelungen in den USA könnten
demnach vor allem von ausländischen Geworbenen genutzt worden sein, um
in der Neuen Welt zu bleiben. Diese Regelungen waren eingeführt worden,
da die Truppen ökonomisch im Land nach dem Krieg zu versorgen waren und
somit zu einer finanziellen Belastung wurden.

Das Panel schloss CHRISTINE BRAUN (Marburg) mit Gedanken zur Kritik an
den Subsidienverträgen ab. Die Propaganda legte dabei einen besonderen
Fokus auf Hessen, dadurch entstand der historische Mythos der
"verkauften Hessen". Es verbreitete sich eine intensive Kritik am
Soldatenverkauf in der zeitgenössischen Literatur und in Zeitungen und
fand damit Eingang in den öffentlichen Diskurs. Zunächst nur begrenzt
auf die obere Bevölkerungsschicht, führte die Kritik an den
Subsidienverträgen zum Bild der uneingeschränkten Verfügung der
Obrigkeit über die Untertanen, dies hatte auch eine Neudefinition der
Rolle des Fürsten zur Folge. Die Kritik am "Soldatenhandel" wurde
dadurch auch zum Mittel der Regierungskritik im Allgemeinen.

Das fünfte Panel eröffnete DANIEL KREBS (Louisville) mit einem Vortrag
zur Situation der deutschen Subsidientruppen in Kriegsgefangenschaft.
Dabei war zunächst die Unklarheit über den Kombattantenstatus und die
daraus resultierende Behandlung von Kriegsgefangenen ein zentrales
Problem. Zudem gab es keine einheitlichen Standards, da keine zentrale
Autorität auf amerikanischer Seite bestand. Häufig wurden die
Kriegsgefangenen für zivile Berufe herangezogen, was deren Situation
verbesserte. Da die Kriegsgefangenen vor allem auch ein finanzieller
Faktor waren und deren Unterhaltung große Summen verschlang, gab es
zahlreiche Versuche, sie zur Desertion zu bewegen.

KARL MURK (Marburg) ging in seinem Vortrag vornehmlich auf die Situation
der Hessians nach dem Krieg ein. So dauerte es bis 1831, ehe sich der
kurhessische Staat entschloss, Pensionen für die Soldaten zu zahlen. Die
zur Erlangung der Pensionen gestellten Gesuche und Petitionen bildeten
die hauptsächliche Quellengrundlage für den Vortrag. Mit diesen Quellen,
so Murk, gelingt ein partieller Lückenschluss in der Aufarbeitung der
Hessians-Geschichte nach dem US-Unabhängigkeitskrieg, der allerdings
noch mit weiteren Quellen verknüpft werden muss. MARK HÄBERLEINs
(Bamberg) Vortrag beschäftigte sich mit der kultur-historischen
Bedeutung des US-Feldzuges der Hessians und zeigte anhand zahlreicher
Beispiele aus Literatur, Musik und Film, welche prominente Rolle die
Hessians im amerikanischen kulturellen Kollektivgedächtnis bis heute
einnehmen. WYNFRIED KRIEGLEDER (Wien) schloss das Panel und die Tagung
mit der deutschen Entsprechung und untersuchte die "Hessians" in der
populären deutschsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Schlussdiskussion stellte einmütig fest, dass mit dem HETRINA-Modul
ein großer Schritt in die richtige Richtung gelungen sei, jedoch ohne
Bereitstellung und Auswertung weiterer Massenquellen der Bias der frühen
Militärgeschichtsforschung nicht aufzulösen sei. Das Internet ermögliche
Synergieeffekte und unterstütze die Internationalisierung der Forschung.
Es wurde betont, dass anhand der neuen Quellenfunde und mit innovativen
Fragestellungen, insbesondere die bessere Anbindung der
kulturgeschichtliche Forschung und historisch-politische
Erinnerungskultur, auch zu einem vermeintlich "ausgeforschten" Thema
neue und weiterführende Erkenntnisse gewonnen werden können.

Der Ansatz der Ansatz der Tagung war richtungsweisend. Er offenbarte
zunächst die großen Chancen der EDV- und auch sozialwissenschaftlich
gestützten Geschichtsforschung. Gleichzeitig gelang es mit dem
interdisziplinären Ansatz die gesellschaftliche Relevanz der Thematik
deutlich zu unterstreichen und die Militärgeschichte aus ihrem
Nischendasein weiter zu befreien. Die neuen Erkenntnisse haben auch
gezeigt, dass viele Annahmen und Mythen noch der Überprüfung bedürfen
und die Geschichte der Migration in Teilen neu zu schreiben sein wird.
Die Tagung zeigte jedoch auch, dass noch viele Hürden zu nehmen sind.

Konferenzübersicht

Einleitung: Holger Th. Gräf, Marburg

Eröffnungsvortrag: Christian Ottersbach, Hanau, Das Wilhelmsbad und der
Hanauer Amerika-Einsatz - zwei Seiten einer Medaille?

Historischer Rahmen

Christoph Kampmann, Marburg: Subsidien und Söldner - Facetten
fürstlicher Außenpolitik?

Holger Th. Gräf, Marburg: "Ce corps de troupes fait notre Parou" - Die
Subsidienverträge der Landgrafen von Hessen-Kassel im Überblick

Neue Quellen

Marco Ulm, Marburg: Zwischen den jesuitischen lettres edifiantes und
Heriots Travels through the Canadas: Das Hildebrandt-Tagebuch als Quelle
für die kanadische Landeskunde des 18. Jhs.

Patrick Sturm, Marburg: "Wie abwechselnd aber das Kriegsglück ist, wißen
Sie theurester Freund und ich hab es nun auch leyder erfahren." -
Quellenkritische Bemerkungen über die Zeugnisse zu den hessischen
Söldnern im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg am Beispiel der
Überlieferung von Andreas Wiederhold

Öffentlicher Abendvortrag: Philippe Rogger, Bern, Söldnerhandel -
Europäische Gewaltmärkte in historisch-vergleichender Perspektive
(15./18. Jh.)

Neue Medien

Carmen Winkel, Potsdam: Sozialgeschichtliche Untersuchungen zum Militär
des 18. Jhs. auf der Grundlage von "Massendaten". Ein
Forschungsüberblick

Stefan Aumann, Marburg: Die Datenbank HETRINA

Stephan Giersch, Marburg: Das Potenzial der Datenbank HETRINA für
sozial- und militärgeschichtliche Fragestellungen

Johannes König, Limburg, Die "Fischer-Datenbank" zu den Hanauer Truppen

Neue Forschungen I

Lena Haunert, Treysa: Einsatz in der Fremde? Das Amerikabild der
deutschen Subsidientruppen im Amerikanischen Unabhängikgkeitskrieg

Stephan Huck, Wilhelmshaven: Herkunft und Motivation Braunschweiger
Soldaten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg

Christine Braun M.A., Marburg: Soldaten zu verkaufen? Subsidienpolitik
und öffentliche Meinung im 18. und frühen 19. Jahrhundert

Neue Forschungen II

Daniel Krebs, Louisville: Kriegsgefangene gemeinde deutsche Soldaten im
Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, 1776-1783: Forschungsansätze und
Fallbeispiele

Karl Murk, Marburg: Die "Amerika-Veteranen" im Sozialgefüge ihrer
Herkunftsorte vor und nach ihrem Einsatz

Mark Häberlein, Bamberg: Die "Hessians" in Amerika: vom populären
Feindbild zum geschätzten Vorfahren

Wynfrid Kriegleder, Wien: die "Hessians" in der deutschsprachigen
Literatur des 19. und 20. Jhs

Schlussdiskussion


Anmerkungen:
[1] Holger Th. Gräf, Lena Haunert und Christoph Kampmann (Hg.), Adliges
Leben am Ausgang des Ancien Régime. Die Tagebuchaufzeichnungen
(1754-1798) des Georg Ernst von und zu Gilsa (Untersuchungen und
Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 26), Marburg
2010.Holger Th. Gräf und Lena Haunert (Hg.), Unter Canadiensern,
Irokesen und Rebellen. Das Tagebuch des Hanauer Jägers Philipp Jakob
Hildebrandt aus den Jahren 1777-1781 (Untersuchungen und Materialien zur
Verfassungs- und Landesgeschichte 29), Marburg 2011.
[2] Holger Th. Gräf, Lena Haunert und Christoph Kampmann (Hg.), Krieg in
Amerika und Aufklärung in Hessen. Die Privatbriefe (1772-1784) an Georg
Ernst von und zu Gilsa (Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs-
und Landesgeschichte 27), Marburg 2010.
[3] http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/hetrina
(07.05.2013).