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[Regionalforum-Saar] Funktionalisierte Keltenbilder
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[Regionalforum-Saar] Wareswald oder Varuswald
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[Regionalforum-Saar] warfare in antiquity
2011/04/27 07:55:44
Elmar Peiffer
Re: [Regionalforum-Saar] Was wir am Ostermontag in der Pfalz erlebten.
Autor 2011/04/01 09:11:19
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] SZ: noch mehr Wissen wird getestet.

Re: [Regionalforum-Saar] Wareswald oder Varuswald

Date: 2011/04/26 11:18:29
From: Johannes Naumann <johannesnaumann(a)...

Hallo zusammen,

 

die Namensgebung des Wareswaldes ist bei Schmitt und anderen bestens erklärt. Der Wareswald war ähnlich dem Warndt ein Herrenwald, die Nutzung durch die Gemeinde etwa für Holz oder Eichelmast war verwehrt.

Nun muss man aber nicht zu den Römern oder zu Grimo zurück. Das 18. Jahrhundert reicht vollkommen. Bis zur Franz. Revolution gehörte der Wareswald zum Schloss Linden, heute Oberthal. Weniger die herrschaftliche Jagd, sondern die Lieferung von Brenn- und Bauholz waren seine Aufgabe. All dies ist in meinem Buch zu schloss Linden nachlesbar.

 

Beste Grüße

 

Johannes Naumann

 

28.III.1737. Untertänigste Relation über den Befund der Güter und Hausses zur Linden so von dem Ambt Dagstuhl  mit Zuziehung von Jean Servaz allhiesigen hochgerichtsscheffen zu Krettnich vorgenommen worden       

                              

Ist das dasselbige freiadlige 3 Stunden von hier gegen St. Wendel zu in lothr. Jurisdiktion gelegene Schlössel bis auf die 4 Mauern ganz zerfallen und unbrauchbar, wobei sich aber viel schöne Quadersteine befinden und seiner Zeit verbraucht werden könnten. Die übrigen Gebäude nemblich das Wirtshaus, Vieh und Backhaus dann der Backofen und Scheuer bis bis auf den Grundt zerfallen und ganz verwachsen, welches alles in ganz kleinen Begriff bestehet, gleichwie die gewesene Mühl, wovon auch nichts mehr als einige Grundstein zu sehen und nicht mehr in Stand zu bringen ist, da in allen lothringischen benachbarten Dorfschaften lothringen Mühlen erbaut worden und dem H. Prälat zu Tholey der Wasserlauf alleinig zukommt.

35 Morgen Landts so ordentlich mit Söterischen großen Marksteinen auf gezeichnet und an einem Stück liegen sind aber von leichten boden und müssen diese wann selbe sollen genuzt werden mit S. V. Dhung wohl überhäuft werden dieses Land nimbt den Anfang am Blieserland bis an die alte Stras von diesr die Dhall auf bis an die Kellerbach an einem Berg gelegen genannt 3 Fässerland.

Die Wiesen, der Brühl genannt, welcher gleichfalls mit söterischen Marken wohl ausgesteinet und wegen habenten Wässerung Heu und Grumet ungefähr ertragen mag 10 Fuder. Ist bei dem gewesenen Backhaus ein kleines Gärtlein so einen Bundt Heu ertragen dürfte. 12 Morgen Land ebenfalls von leichtem Boden liegen an unterschiedlichen Orten umb das Linden und 6 Morgen Rothbösch und Triften oder Wildland an 2 Stück unter und ober dem Wareswäldchen, 1 Morgen von 2 Gärten liegen an dem Schlößel, 1 Morgen 2 Stück Wiesen bei dem gewesenen Wirtshaus richt über den Weg herüber liegend möchten höchstens 1 Fuder Heu und Grumet ergeben jährlich.

Geben die dermaligen Pfandsinhaber dieser Güter zu Linden an, dass das sogen. Wareswäldgen ohngefähr in 10 Morgen bestehend zu Schlößel von Linden ein Eigentum sei, welches mit einigen Eichen und Buchbäumen bewachsen worinnen aber die Gemeinden Linden, Osenbach u. Imweiler das Geuzzen und Windfäll ziehet, weilen hingegen ein Hofman der herrschaftl. Güter zur Linden auch in obigen 3 Orten die Gemeindnutzungen zu genießen habe, auch sonsten alles gemeinweidig.

 

Von: regionalforum-saar-bounces(a)... [mailto:regionalforum-saar-bounces(a)... Im Auftrag von Rolgeiger(a)... Sonntag, 24. April 2011 15:09
An: regionalforum-saar(a)... [Regionalforum-Saar] Wareswald oder Varuswald

 

Der Wareswald – ein Herrenwald

 

In jünster Zeit taucht wieder die Mär auf, die römische Siedlung zwischen Tholey und Oberthal, die seit ein paar Jahren ausgegraben wird, hätte auch zu römischer Zeit schon „Wareswald“ gehießen, denn der Name ginge auf den römischen Politiker „Rixiovarus“ oder „Rictius Varus“ zurück, der den Ort erbaut haben sollte. Da hilft auch nicht, daß schon vor achtzig Jahren die eigentliche Bedeutung des Namens festgestellt wurde, und da hilft eigentlich auch nicht, heute etwas dagegen zu schreiben.

 

Aber – geben wir die Hoffnung nicht auf.

 

In der Ausgabe 1/2 der Jahre 1939/40 des heimatkundlichen Magazins „Unsere Saar“ erschien ein Artikel über die Herkunft diverser Orts- und Flurnamen, der hier in Auszügen wiedergegeben wird:

 

„„Garenne" signifie proprement un lieu réservé, défendu“ (E. Littré) d. h. Garenne bedeutet eigentlich ein vorbehaltener, verbotener Ort. Bei Paris liegt der Ort „L a G a r e n n e", der vermutlich aus dem Namen eines Jagd-, Holz- oder Weideschutzgebietes hervorgegangen ist. Beide Wörter haben also im Französischen dieselbe Bedeutung wie im Deutschen. Eine Reihe Ortsnamen „Varennes" haben sich aus dem Geländenamen entwickelt. Le Nouveau Larousse illustre führt allein elf Orte dieses Namens an. Die germanische Form mit „w" findet sich auch im Englischen als „warren“ = ein privilegierter Ort, wo Tiere in Gehegen gehalten werden durften; Gehege, Kaninchengehege (Grieb-Schröer).

 

Derselbe Stamm „w a r" liegt auch dem Namen Wareswald zugrunde. Der Wareswald ist demnach ein Herrenwald, der vor andern zu wahrende, der den andern verbotene Wald. Während das Stammwort in Warndt selbständig erhalten ist, hat es in Wareswald eine Verbindung eingegangen. Daß die Volkssage den richtigen Namen „Wareswald" in „Waruswald" — so auch die Karten der Preuß. Landesaufnahme — umgewandelt hat, mag in verschiedenen Ursachen begründet sein. Einmal trägt dazu bei die Ähnlichkeit der beiden Wörter — tatsächlich liegt eine volksetymologische Umdeutung vor — dann aber auch die Tatsache, daß die Volkssage seit alter Zeit dorthin eine römische Siedlung verlegt. Dicht dabei liegt die Wüstung „Ixweiler", und das Gelände des Wareswaldes zeigt noch heute massenhaft Spuren alter Mauern und Bausteine. Bereits im 16. Jahrhundert heißt es in einem Aktenstück aus dem Lagerbuch der Abtei Tholey vom Wareswald „allwo nach dem gemeinen Gespräch eine von dem Rixiowaro her erbaute Statt zur Zeit soll gestanden haben."

 

Es kommt hinzu, daß am Fuße des Schaumberges, von dessen römischem Kastell aus die ganzen Saarlande und das Gebiet bis hinauf zum Hunsrück überschaut und beherrscht werden konnten, der Kreuzungspunkt mehrerer durchgehender Römerstraßen lag und daß sich hier auch römische Ziegeleien befanden (vgl. die Ableitung des Ortsnamens Tholey von teulegium, lateinisch tegula = Ziegel). Wie es überhaupt mit solch hervorragenden Punkten geschah, so wurde auch dieser befestigte Platz bei der Besitzergreifung durch die Franken „Königsgut". Deshalb ließ der Merowinger Grimo, ein Neffe des Königs Dagobert, um das Jahr 600 am Fuße des Schaumbergs das erste Benediktinerkloster der Gegend gründen, das bis zur Französischen Revolution bestanden hat. Aus dieser geschichtlichen Entwicklung heraus läßt sich verstehen, daß Tholey als Absteigequartier für die fränkischen Könige und als bedeutender Klostersitz auch sein Königsgut, seinen für den König allein zu „bewahrenden" Herrenwald — seine silva war an da — mit dem für den König oder seine Vertreter allein bestimmten Jagdrevier hatte. Leider besitzen wir keine Belege für die frühere Form des Namens.

 

Den Schlüssel zur Erklärung der offenbar verstümmelten Form Wareswald bieten uns wahrscheinlich die urkundlich bezeugten Formen des Ortsnamens Warsberg. Der Ort mit alter Burg dieses Namens liegt etwa 11/, Stünden westlich des saarländischen Warndtgebietes im lothringischen Kreise Bolchen.

 

Einige urkundliche Belege:

1258 Warnesperch;

1271 Warnesberch, -berg;

1290 Warnesberg.

 

Die fast buchstäbliche Übereinstimmung mit „Wares"-wald legt die Vermutung nahe, daß auch hier im ersten Bestandteil dasselbe Wort wie in „Warndt" vorliegt. Vielleicht ist als Ausgangsform die uneigentliche Zusammensetzung (mit Genitiv - s) „Warendsberg" (Warendswald) anzusetzen, die ihr „d" als Zahnlaut zwischen den zwei andern Zahnlauten „n" und ,s", da es doch nicht hörbar ist, verliert. So erhalten wir „Warensberg" oder „Warnesberg" — vgl. die urkundl. Formen — ebenso „Warenswald" oder „WarnesWald". Undeutliche oder nachlässige Aussprache haben dann mit der Zeit die heutige Form „Warsberg" und dementsprechend „Warswald, 'Wareswald" erzeugt.

 

Zweifellos haben ähnliche Bedeutung die Wehrbüsche der Eifel, der Flurname Wehrholz (ein Wald) auf der Gemarkung Auersmacher (Saar), und die vielen mit dem Bestimmungswort „Herr" zusammengesetzten Flurnamen, z. B. Herrchenberg bei Bergweiler, Herrengärten bei Berschweiler, Dirmingen, Ottweiler, Dudweiler; Herrenacht bei Bubach-Calmesweiler; Herrenberg bei Eppelborn; Herrengewann bei Illingen-Gennweiler u. v. a. Zu vergleichen ist ferner das Wort „Forst" in seiner einstigen Bedeutung (von mittellateinisch forestis, lat. foris = außerhalb): der dem Herrscher vorbehaltene Wald (Bannwald?), der der gemeinen Benutzung in bezug auf Weide, Holzung und Jagd entzogene, entfremdete Wald. (Dazu französ. forain = auswärtig, englisch foreigner = der Fremde, Ausländer). Vgl. den Flurnamen „Beim Forst" bei Herchenbach.“

 

Der St. Wendeler Heimatforscher Hans-Klaus Schmitt hat diese Ergebnisse zu einem kleinen Artikel im ersten St. Wendeler Kreisheimatbuch von 1948 zusammengefaßt (siehe dort Seite 150). In „Varuswald oder Wareswaldt? Ein Beitrag zur Klärung“ stellt er schon im ersten Satz richtig fest: „Die Schreibweise Varuswald hat keine Berechtigung.“

 

Nicht erst seit Schiller wissen wir, daß hier wie so oft der gesunde Menschenverstand einfach ausgeschaltet und Unsinn einfach nachgeplappert wird. Besser wird es dadurch aber nicht.