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2011/04/22 12:42:15
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Verein für Heimatkunde im K reis Merzig-Wadern
Datum 2011/04/25 21:47:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Funktionalisierte Keltenbilder
2011/04/22 12:42:15
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Verein für Heimatkunde im K reis Merzig-Wadern
Betreff 2011/04/26 11:18:29
Johannes Naumann
Re: [Regionalforum-Saar] Wareswald oder Varuswald
2011/04/22 12:42:15
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Verein für Heimatkunde im K reis Merzig-Wadern
Autor 2011/04/25 21:47:43
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[Regionalforum-Saar] Wareswald oder Varuswald

Date: 2011/04/24 15:09:35
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Der Wareswald – ein Herrenwald

 

In jünster Zeit taucht wieder die Mär auf, die römische Siedlung zwischen Tholey und Oberthal, die seit ein paar Jahren ausgegraben wird, hätte auch zu römischer Zeit schon „Wareswald“ gehießen, denn der Name ginge auf den römischen Politiker „Rixiovarus“ oder „Rictius Varus“ zurück, der den Ort erbaut haben sollte. Da hilft auch nicht, daß schon vor achtzig Jahren die eigentliche Bedeutung des Namens festgestellt wurde, und da hilft eigentlich auch nicht, heute etwas dagegen zu schreiben.

 

Aber – geben wir die Hoffnung nicht auf.

 

In der Ausgabe 1/2 der Jahre 1939/40 des heimatkundlichen Magazins „Unsere Saar“ erschien ein Artikel über die Herkunft diverser Orts- und Flurnamen, der hier in Auszügen wiedergegeben wird:

 

„„Garenne" signifie proprement un lieu réservé, défendu“ (E. Littré) d. h. Garenne bedeutet eigentlich ein vorbehaltener, verbotener Ort. Bei Paris liegt der Ort „L a G a r e n n e", der vermutlich aus dem Namen eines Jagd-, Holz- oder Weideschutzgebietes hervorgegangen ist. Beide Wörter haben also im Französischen dieselbe Bedeutung wie im Deutschen. Eine Reihe Ortsnamen „Varennes" haben sich aus dem Geländenamen entwickelt. Le Nouveau Larousse illustre führt allein elf Orte dieses Namens an. Die germanische Form mit „w" findet sich auch im Englischen als „warren“ = ein privilegierter Ort, wo Tiere in Gehegen gehalten werden durften; Gehege, Kaninchengehege (Grieb-Schröer).

 

Derselbe Stamm „w a r" liegt auch dem Namen Wareswald zugrunde. Der Wareswald ist demnach ein Herrenwald, der vor andern zu wahrende, der den andern verbotene Wald. Während das Stammwort in Warndt selbständig erhalten ist, hat es in Wareswald eine Verbindung eingegangen. Daß die Volkssage den richtigen Namen „Wareswald" in „Waruswald" — so auch die Karten der Preuß. Landesaufnahme — umgewandelt hat, mag in verschiedenen Ursachen begründet sein. Einmal trägt dazu bei die Ähnlichkeit der beiden Wörter — tatsächlich liegt eine volksetymologische Umdeutung vor — dann aber auch die Tatsache, daß die Volkssage seit alter Zeit dorthin eine römische Siedlung verlegt. Dicht dabei liegt die Wüstung „Ixweiler", und das Gelände des Wareswaldes zeigt noch heute massenhaft Spuren alter Mauern und Bausteine. Bereits im 16. Jahrhundert heißt es in einem Aktenstück aus dem Lagerbuch der Abtei Tholey vom Wareswald „allwo nach dem gemeinen Gespräch eine von dem Rixiowaro her erbaute Statt zur Zeit soll gestanden haben."

 

Es kommt hinzu, daß am Fuße des Schaumberges, von dessen römischem Kastell aus die ganzen Saarlande und das Gebiet bis hinauf zum Hunsrück überschaut und beherrscht werden konnten, der Kreuzungspunkt mehrerer durchgehender Römerstraßen lag und daß sich hier auch römische Ziegeleien befanden (vgl. die Ableitung des Ortsnamens Tholey von teulegium, lateinisch tegula = Ziegel). Wie es überhaupt mit solch hervorragenden Punkten geschah, so wurde auch dieser befestigte Platz bei der Besitzergreifung durch die Franken „Königsgut". Deshalb ließ der Merowinger Grimo, ein Neffe des Königs Dagobert, um das Jahr 600 am Fuße des Schaumbergs das erste Benediktinerkloster der Gegend gründen, das bis zur Französischen Revolution bestanden hat. Aus dieser geschichtlichen Entwicklung heraus läßt sich verstehen, daß Tholey als Absteigequartier für die fränkischen Könige und als bedeutender Klostersitz auch sein Königsgut, seinen für den König allein zu „bewahrenden" Herrenwald — seine silva war an da — mit dem für den König oder seine Vertreter allein bestimmten Jagdrevier hatte. Leider besitzen wir keine Belege für die frühere Form des Namens.

 

Den Schlüssel zur Erklärung der offenbar verstümmelten Form Wareswald bieten uns wahrscheinlich die urkundlich bezeugten Formen des Ortsnamens Warsberg. Der Ort mit alter Burg dieses Namens liegt etwa 11/, Stünden westlich des saarländischen Warndtgebietes im lothringischen Kreise Bolchen.

 

Einige urkundliche Belege:

1258 Warnesperch;

1271 Warnesberch, -berg;

1290 Warnesberg.

 

Die fast buchstäbliche Übereinstimmung mit „Wares"-wald legt die Vermutung nahe, daß auch hier im ersten Bestandteil dasselbe Wort wie in „Warndt" vorliegt. Vielleicht ist als Ausgangsform die uneigentliche Zusammensetzung (mit Genitiv - s) „Warendsberg" (Warendswald) anzusetzen, die ihr „d" als Zahnlaut zwischen den zwei andern Zahnlauten „n" und ,s", da es doch nicht hörbar ist, verliert. So erhalten wir „Warensberg" oder „Warnesberg" — vgl. die urkundl. Formen — ebenso „Warenswald" oder „WarnesWald". Undeutliche oder nachlässige Aussprache haben dann mit der Zeit die heutige Form „Warsberg" und dementsprechend „Warswald, 'Wareswald" erzeugt.

 

Zweifellos haben ähnliche Bedeutung die Wehrbüsche der Eifel, der Flurname Wehrholz (ein Wald) auf der Gemarkung Auersmacher (Saar), und die vielen mit dem Bestimmungswort „Herr" zusammengesetzten Flurnamen, z. B. Herrchenberg bei Bergweiler, Herrengärten bei Berschweiler, Dirmingen, Ottweiler, Dudweiler; Herrenacht bei Bubach-Calmesweiler; Herrenberg bei Eppelborn; Herrengewann bei Illingen-Gennweiler u. v. a. Zu vergleichen ist ferner das Wort „Forst" in seiner einstigen Bedeutung (von mittellateinisch forestis, lat. foris = außerhalb): der dem Herrscher vorbehaltene Wald (Bannwald?), der der gemeinen Benutzung in bezug auf Weide, Holzung und Jagd entzogene, entfremdete Wald. (Dazu französ. forain = auswärtig, englisch foreigner = der Fremde, Ausländer). Vgl. den Flurnamen „Beim Forst" bei Herchenbach.“

 

Der St. Wendeler Heimatforscher Hans-Klaus Schmitt hat diese Ergebnisse zu einem kleinen Artikel im ersten St. Wendeler Kreisheimatbuch von 1948 zusammengefaßt (siehe dort Seite 150). In „Varuswald oder Wareswaldt? Ein Beitrag zur Klärung“ stellt er schon im ersten Satz richtig fest: „Die Schreibweise Varuswald hat keine Berechtigung.“

 

Nicht erst seit Schiller wissen wir, daß hier wie so oft der gesunde Menschenverstand einfach ausgeschaltet und Unsinn einfach nachgeplappert wird. Besser wird es dadurch aber nicht.