Monatsdigest
Date: 2011/04/01 09:11:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Meine Favoriten sind Frage 7 wegen der Begründung, warum Sickingen
schließlich wieder aus der Stadt geflogen ist (ich gehe davon aus, daß die
Fragesteller einfach nicht wissen, was damals hier geschah noch irgendwelche
Zusammenhänge kennen) und – sehr historisch, sehr bedeutsam – Frage 9.
Bei den Antworten die auf die beiden letzten Fragen des
ersten Teils (Frage 5 und 6). Da steht nämlich der gleiche Unsinn wie in Dr.
Peters Büchlein über die zweite Heimat des hl. Wendelin, nämlich daß die
Siedlung im Wareswald tatsächlich „Wareswald“ hieß und nach „Ricciovarus, kurz
Varus“ benannt wurde. Toll.
Wissenstest:
Die letzten 1500 Jahre Vom Hunnenring über das Schmiedehandwerk bis zum
Wareswald
Die Auflösung des
ersten Preisrätsels zur Kelten- und Römerzeit im St. Wendeler Land
Heimatgeschichtliches Preisrätsel der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler
Land
Was wissen die
Menschen über die Geschichte des St. Wendeler Landes? Das möchte die
Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land erfahren. Und hat ein zweiteiliges
Preisrätsel aufgelegt.
Im zweiten Teil
heute geht es um die Frankenzeit, das Mittelalter und die Neuzeit. Wer die
Antworten weiß, der kann auch etwas gewinnen. Einsendeschluss ist am kommenden
Mittwoch.Der Hunnenring ist die wichtigste keltische Festungsanlage in der
Region und weit darüber hinaus. Das haben die SZ-Leser gewusst. Es gibt aber
auch andere Ringwallbefestigungen in der Region.
Die Antworten des
ersten heimatgeschichtlichen Rätsels zur Kelten- und Römerzeit.
St. Wendel. Mit den Kelten und Römern ist die
Geschichte unserer Region ja längst nicht vorbei. Es gab die fränkische Zeit,
das Mittelalter. Und natürlich hat auch die jüngste Geschichte zahlreiche Spuren
hinterlassen, die man einerseits auch heute noch besuchen oder bewundern kann
oder die sich andererseits als „Geschichte(n)“ in unser Gedächtnis eingegraben
haben. Wie viel von unserer Geschichte ist aber tatsächlich noch in unserem
Gedächtnis lebendig? Das will die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land
auch im zweiten Teil des Preisrätsels von den Menschen in der Region wissen.
Als Antwort auf diese Frage bitten die
Partner des Steinreich“-Projekts – die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler
Land, die Europäische Akademie Otzenhausen sowie der Verein Forum Europa die
SZ-Leser, die nachstehenden Fragen zu beantworten und bis zum Mittwoch, 6.
April, an die Kulani zurückzuschicken. Am kommenden Donnerstag folgt dann die
Auflösung. Als Dankeschön werden nach Abschluss der Preisrätselreihe Mitte April
unter allen eingegangenen Einsendungen Preise verlost, die den Gewinnern auf der
Auftaktveranstaltung für die Projektreihe am 14. Mai in der Europäischen
Akademie Otzenhausen feierlich überreicht werden.
Zur fränkischen Epoche von 496 bis 962 nach Christus:
=> Frage 1: Im frühen Mittelalter gab es einen
fränkischen König, der im Jahre 800 nach Christus vom Papst zum Kaiser gekrönt
wurde. Wie heißt dieser geschichtlich bedeutende Kaiser?
=> Frage 2: Zu Beginn des 7. Jahrhunderts – manche
behaupten sogar, schon Ende des 6. Jahrhunderts – bildete sich im St. Wendeler
Land eine klösterliche Gemeinschaft, aus der sich ein Kloster entwickelte. Heute
gilt es als das älteste Deutschlands. Wo steht dieses Kloster?
=> Frage 3: Eine in unserer Region sehr bekannte
Legende berichtet von einem Mann, der im 6. Jahrhundert ins St. Wendeler Land
kam, dort zunächst die Schafe für einen reichen Gutsbesitzer hütete, sodann als
Einsiedler lebte und schließlich sogar Abt des unter Frage 2 genannten Klosters
wurde. Zahlreiche Kirchen und Kapellen erinnern an ihn. Um wen handelt es sich
dabei?
Zur Epoche des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation von 962 bis etwa 1500 nach Christus:
=> Frage 4: Etwa um 1000 nach Christus erhielt der
Ort, der heute St. Wendel heißt, seinen Namen. Wie hieß er vorher?
=> Frage 5: Anfang des 14. Jahrhunderts residierte
in Trier ein Erzbischof, der aus Luxemburg stammte und familiär eng mit dem
damals herrschenden deutschen Kaiser verbunden war. Er zeigte großes Interesse
an St. Wendel, band es eng an Trier und gab letztlich den Anstoß für den Bau der
von vielen als die schönste Kirche des Saarlandes bezeichneten Basilika in St.
Wendel. Wie hieß er?
=> Frage 6: Im 15. Jahrhundert gab es einen
bedeutenden Kardinal, der Prediger, Diplomat in päpstlicher Mission und
Philosoph war. Er stammte aus einem damals kleinen Ort an der Mosel, hatte eine
enge Bindung zu St. Wendel und förderte das kirchliche Leben in St. Wendel und
die Fertigstellung der Basilika maßgeblich. Wie hieß er?
Zur Epoche der europäischen Staaten
etwa von 1500 bis Ende
des 20. Jahrhunderts:
=> Frage 7: Um 1522 belagerte, eroberte und
plünderte ein Reichsritter während einer Fehde mit Kur-Trier die Stadt St.
Wendel. Um ein Haar wären Stadt und Basilika in Brand gesetzt, Reliquien
vernichtet und der Kirchenschatz geraubt worden, wenn kurtrierische Truppen die
Stadt nicht noch rechtzeitig zurückerobert hätten. Die Frage: Wie hieß dieser
Reichsritter?
=> Frage 8: Im 17. Jahrhundert tobte im ganzen
Deutschen Reich ein jahrzehntelanger Krieg mit verheerenden Folgen für Land und
Bevölkerung. Wie nennt man diesen Krieg?
=> Frage 9: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in
einem kleinen Ort im St. Wendeler Land ein Bildungszentrum gegründet mit der
Aufgabe, die Bevölkerung mit den Zielen und den Chancen einer europäischen
Einigung vertraut zu machen. Wie heißt dieses Zentrum, das erheblich an
Bedeutung gewonnen hat, heute? red/vf
Die Antworten bis kommenden Mittwoch, 6. April, an
folgende Adresse schicken: Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land,
Wendelinushof, 66606 St. Wendel, Fax: (0 68 51) 93 74 14,
E-Mail: gs.kulani(a)t-online.de. Absender bitte nicht vergessen. Die Namen der
Gewinner findet man wie die jeweiligen Fragen auch unter www.kulani.de.
Antworten zu Teil
1:
St. Wendel. Hätten Sie es gewusst? Die Antworten
auf die Fragen der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land zu der
keltischen und römischen Epoche in unserer Region:
=> Zur keltischen Epoche
von 500 vor Christus
bis etwa 25 vor Christus:
=> Frage 1: Nennen Sie bitte mindestens einen
Ringwall und ein Fürstengrab im St. Wendeler Land.
Antwort: Die bekanntesten Ringwälle unserer
Region sind der keltische Ringwall von Otzenhausen (Hunnenring) und der
Mommerich, die bekanntesten Fürstengräber sind die von Schwarzenbach und der
Fuchshübel bei Theley (aber auch alle anderen korrekten Antworten werden
anerkannt).
=> Frage 2: Ein Handwerkerstand war bei den Kelten
von besonderer Bedeutung und genoss große Hochachtung. Um welchen
Handwerkerstand handelte es sich dabei?
Antwort: der Schmied.
=> Frage 3: Einer der keltischen Ringwälle gewann
am Ende der keltischen Epoche (1. Jahrhundert vor Christus) besondere Bedeutung.
Um welchen Ringwall handelt es sich?
Antwort: der Hunnenring.
=> Zur römischen Epoche etwa
25 vor Christus bis 496 nach Christus:
=> Frage 4: Bei einem besonders bedeutenden
römischen Kaiser bestand eine enge politische und familiäre Bindung zu Trier.
Wie hieß dieser Kaiser?
Antwort: Konstantin der Große.
=> Frage 5: In römischer Zeit gab es im St.
Wendeler Land an der Kreuzung der Römerstraßen von Straßburg nach Trier und von
Metz nach Mainz eine bedeutende Ansiedlung. Wie heißt diese Ansiedlung?
Antwort: Wareswald.
=> Frage 6: Vielfach wird die Meinung vertreten,
dass der Name der unter Frage 5 genannten Siedlung auf einen römischen Adligen
zurückgeht. Verschiedene Sagen und Legenden unserer Region berichten von ihm. Um
wen handelt es sich dabei?
Antwort: Ricciovarus, kurz Varus. red/vf
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Date: 2011/04/07 18:02:05
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
11.
April, 18:00 Uhr, Haus der
Stiftung Demokratie Saarland
Vortrag
„Die
Faszination des Fußballs: Historische
Reflexionen über den kulturellen Wert einer Sportart“
von Prof. Dr. Wolfram
Pyta
Worauf
beruht die Anziehungskraft des Fußballs? Nicht allein auf der Einfachheit seiner
Spielidee und der Schönheit des Spiels, sondern vor allem darauf, daß er zu
einem Kulturgut veredelt werden kann. Die Fähigkeit zu kultureller
Werthaltigkeit fußt auf dem Umstand, daß der Fußballsport die besondere
Fähigkeit besitzt, kollektive Identitäten zum Ausdruck zu bringen - sei es die
Beheimatung in einem Stadtviertel zu Beginn seiner Karriere, sei es das
Bekenntnis zu regionaler Zugehörigkeit seit den 1930er Jahren, sei es die
Zugehörigkeit zur Nation im Verlaufe der Nachkriegszeit. Der Vortrag geht
mittels ausgewählter Beispiele die wichtigsten Stationen vor allem der deutschen
Fußballgeschichte nach, von den Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis zur
Gegenwart.
Prof.
Dr. Wolfram Pyta, geb.
1960, ist seit April 1999 Leiter der Abteilung für Neuere Geschichte am
Historischen Institut der Universität Stuttgart und seit 2001 Direktor der
„Forschungsstelle Ludwigsburg“ zur NS-Verbrechensgeschichte. Seine derzeitigen
Forschungsaktivitäten decken den Zeitraum vom frühen 19. Jahrhundert bis zur
aktuellen Zeitgeschichte ab. In methodischer Hinsicht zielen die
Forschungsschwerpunkte darauf ab, Politik- und Kulturgeschichte systematisch zu
verbinden, um auf diese Weise die Transformation kulturell-symbolischen Kapitals
in politisches Entscheidungshandeln in den Blick zu nehmen. Diese Verknüpfung
von Herrschaftsanspruch und symbolischen Repräsentationsleistungen ist auch
Gegenstand einer Studie über die Herrschaft Hindenburgs von 1914 bis 1934, die
im September 2007 als Monographie erschienen ist und für die er 2009 den
"Landesforschungspreis für Grundlagenforschung des Landes Baden-Württemberg
erhielt.
Um Anmeldung
wird gebeten.
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Stiftung Demokratie
Saarland
Carmen
Oschmann
Bismarckstr.
99
66121
Saarbrücken
Tel. : +49 / .681 /
906 26 - 21
Fax: +49 / .681
/ 906 26 - 25
eMail: c.oschmann(a)stiftung-demokratie-saarland.de
Bürozeiten: 10:00 -
18:30 Uhr, freitags bis 17:00 Uhr
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Date: 2011/04/07 22:27:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Call for Papers Warfare in Antiquity: Approaches and
Controversies ConferenceAugust 12-13th
2011 in University College Dublin, Ireland
The study of ancient warfare is a broad and well established
subject that stretches across a range of disciplines. However, persistent
controversies regarding interpretations of and approaches to the subject matter
remain. In light of this and in celebration of the recent 2,500 year anniversary
of the battle of Marathon, the UCD Schools of Archaeology and Classics will be
co-hosting a two-day interdisciplinary conference entitled ‘Warfare in
Antiquity: Approaches and Controversies’ .
The aim of
the conference is to provide a platform for discussion and exchange of ideas on
current approaches and controversies regarding the study of ancient
warfare. The conference is aimed equally at postgraduate students, early
career researchers and established academics. There are no specific
spatial or temporal parameters regarding the subject matter of papers, although
it is anticipated that contributions will focus on the Mediterranean basin and
North Western Europe from the Bronze Age to Late Antiquity.
Proposals/abstracts
should be no longer than 250 words and should be sent to warfare.antiquity(a)gmail.com
The deadline for
submission of proposals is June 18th, 2011.
For more
information contact Peter Myler or Kevin de Groote at: Peter.myler(a)ucdconnect.ie 99802686(a)ucdconnect.ie
(+353) 1 716
8168
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Date: 2011/04/07 23:03:24
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Touristik- und Heimatwettbewerb führt auf die Spuren der Kelten
Auf den Spuren der Kelten dürfen in diesem Jahr die Teilnehmer des
ADAC-Touristik- und Heimatwettbewerbes wandeln. Der Startschuss zur 28. Auflage
des Wettbewerbes fiel gestern auf der Saarmesse in Saarbrücken.
Saarbrücken. Der ADAC Saarland stellte gestern seinen 28. Touristik-
und Heimatwettbewerb auf der Saarmesse in Saarbrücken vor. Eine gute Kulisse, um
tüchtig Werbung dafür zu machen. „Erlebnis Vergangenheit – Ausflüge zu den
Kelten“, lautet in diesem Jahr das Motto. Zehn Ziele im Saarland in der Pfalz
und Luxemburg hat der Automobilclub im Angebot.
„Wer offen in der Landschaft unterwegs ist, entdeckt hin und wieder keltische
Relikte“, sagte Edgar Neusius, Vorstandsmitglied für Touristik. Das Thema Kelten
läge nahe, da derzeit im Weltkulturerbe der Völklinger Hütte die große
Ausstellung läuft. Die keltische Spurensuche des ADAC läuft quer durchs Saarland
bis in die Pfalz am Donnersberg und nach Luxemburg zum keltischen Oppidum.
„Wir suchen ein Industriegebäude im Saartal, in dem in diesem Jahr das
Leben der Kelten lebendig wird“, heißt die erste Aufgabe, die der
Wettbewerbsidee Rechnung trägt.
Das Motto soll auch den Bemühungen der Gemeinden und den Tourismusämtern
gerecht werden, die ihre keltischen Ausgrabungen bewerben und damit die
Geschichte ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rufen wollen. „Es soll für die
Teilnehmer ein Anreiz sein, die Relikte der Vergangenheit zu erkunden“, sagte
Paul Niemczyk, der Vorsitzende des ADAC Saarland. Die Präsentation auf der
Saarmesse verfolgten vor allem Teilnehmer, die seit vielen Jahren schon mit
dabei sind. Sie warteten gespannt darauf, endlich die Wettbewerbsunterlagen in
Empfang zu nehmen. Vorab gab es schon mal Informationen über das Leben der
Kelten, unter anderem durch Archäologe Thomas Fritsch und Timo Schneider aus
Püttlingen, der in seiner Freizeit gerne das Leben zur Keltenzeit nachempfindet.
Bis zum 31. Oktober haben die Teilnehmer nun Zeit, die zehn Stationen
aufzusuchen, die in einer Broschüre umschrieben sind. Vor Ort gilt es dann drei
Fragen zu beantworten. Die Wettbewerbsunterlagen gibt es in den ADAC
Geschäftsstellen Saarbrücken, Saarlouis und Neunkirchen. Informationen unter
Telefon (06 81) 6 87 00 76. hth
|
Date: 2011/04/09 21:01:52
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Der
Künstler der Konföderation
Der
Auswanderer Nicola Marschall aus St. Wendel kam im US-Bürgerkrieg zu
Ruhm
Der gebürtige St.
Wendler Nicola Marschall gilt in den USA bis heute als "Künstler
der Konföderation". Der saarländische Auswanderer entwarf sowohl
die Flagge als auch die Uniformen der Südstaaten.
Von SZ-Mitarbeiter Klaus
Friedrich
Geboren wurde Nicola Marschall
1829 in St. Wendel als Sohn eines Tabakfabrikanten. Da er als Kind einen
Gehörschaden erlitt, wurde er von der Wehrpflicht im preußischen Heer
befreit und konnte so bereits als 16-Jähriger an der renommierten
Düsseldorfer Kunstakademie studieren. Was ihn 1849 bewog, seine Heimat
zu verlassen, lässt sich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Fest steht
jedoch, dass er nur einer von Tausenden war, die Mitte des 19.
Jahrhunderts aufgrund drückender politischer, wirtschaftlicher oder
sozialer Not aus dem heutigen Saarland auswanderten.
In
den Vereinigten Staaten ließ er sich in Manion (Alabama) nieder und
machte sich als Lehrer bald einen ebenso hervorragenden Namen wie als
Porträtist. Um seine Malerei zu perfektionieren, kehrte Marschall 1857
für zwei Jahre nach Europa zurück.
Während er
sich dort aufhielt, spitzte sich in den USA der Konflikt um die
Sklavenfrage zu und mündete 1861 im offenen Krieg zwischen der Union -
den "Nordstaaten" - und der Konföderation - den
"Südstaaten". Die Konföderierten jedoch hatten zunächst weder
eine Staatsflagge noch eigene Uniformen und so erhielt Nicola Marschall
bald Besuch von Mary Clay Lockett, einer einflußreichen Dame, die ihn
bat, eine Fahne für den neuen Staatenbund zu entwerfen. "Ich
nahm", erinnerte er sich später, "auf der Stelle Papier und
Bleistift und fertigte drei verschiedene Skizzen an. Die erste wies zwei
rote und einen weißen Streifen auf, sowie mehrere weiße Sterne in blauem
Feld, - die Anzahl der Staaten, die sich damals losgesagt hatten -, das
Feld in der Ecke links oben".
Diese
Skizzen übergab Marschall an Mary Clay Lockett, und als sich diese in
der Tür umdrehte und ihn zudem noch um eine Idee für eine mögliche
Armeeuniform bat, ließ sich Marschall spontan von den eleganten grauen
Waffenröcken jener österreichischen Scharfschützenabteilung inspirieren,
der er während seines Europaaufenthalts begegnet war. Einen Tag später
legte er seine kolorierten Zeichnungen vor und schon wenige Wochen
darauf zogen - zu Marschalls eigener Überraschung - die neuen
"Bundesstaaten von Amerika" in eben diesen Uniformen in den
Krieg, sein "Stars and Bars"-Banner stolz vor sich hertragend.
Bald meldete sich auch Nicola Marschall zur Armee und zog den von ihm
entworfenen Soldatenrock an.
Aus dem Krieg
zurückgekehrt, heiratete er, gründete eine Familie und siedelte 1873
nach Louisville (Kentucky) um. In den folgenden Jahren reiste der
Künstler durch den Süden der USA und fertigte Porträts wohlhabender
Bürger, Politiker und Offiziere sowie darüber hinaus sämtlicher
Präsidenten von Grant bis Roosevelt an. 1908 gab er das Malen auf, 1917
starb er hochbetagt und vielgeehrt in Louisville, wo man bis heute an
den St. Wendler Künstler erinnert.
Wie viele
Gemälde Marschall im Laufe seines Lebens schuf, ist schwer zu sagen, da
ein vollständiges Verzeichnis seiner Arbeiten bislang nicht existiert,
seine Bilder weit zerstreut sind und sich zudem meistens in Privatbesitz
befinden. Um so bemerkenswerter erscheinen vor diesem Hintergrund jene
drei Gemälde - darunter das Porträt seines Vaters -, die sich heute in
der ständigen Ausstellung des Stadtmuseums Sankt Wendel befinden.
Nicola Marschall im
Selbstporträt. Foto: privat
Beitrag vom: 09.04.2011,
SZBildbezeichnung:
Patrick Swayze in der TV-Serie "Fackeln im
Sturm". Er trägt die Nachbildung einer Südstaaten-Uniform, die 1861
von Nicola Marschall aus St. Wendel entworfen wurde. Foto: dpa
Saarbrücken/St. Wendel. Vor 150 Jahren - am 12. April
1861 - begann mit dem Sezessionskrieg der bis heute blutigste Konflikt
auf amerikanischem Boden. Nach wie vor ist der letztlich vier Jahre
andauernde, erbittert geführte Bürgerkrieg, der die USA in Nord- und
Südstaaten spaltete und mehr als 600 000 Menschen das Leben kostete, im
kollektiven Bewusstsein der Vereinigten Staaten präsent. Kaum bekannt
indes ist der Umstand, dass es ein Mann von der Saar war, der das
Erscheinungsbild der konföderierten Südstaaten maßgeblich prägte: So war
es der aus St. Wendel stammende Künstler Nicola Marschall, der die erste
Nationalfahne der "Konföderierten Staaten von Amerika"-
"The Stars and Bars" (Sterne und Balken) - sowie die aus dem
Hollywood-Klassiker "Vom Winde verweht" bekannten grauen
Armeeuniformen entwarf. Nicht nur aus diesem Grund ehrt man ihn jenseits
des Atlantiks noch immer als "Artist of the Confederacy"
("Künstler der Konföderation") und würdigt ihn auch ansonsten
als bedeutenden amerikanischen Maler.
Date: 2011/04/10 16:51:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Hallo,
ich habe gerade den Artikel über
Nicolas Marschall in der SZ gelesen.
Schön.
Schade, daß der
Autor die Diskussion nicht kennt, die seit etwa 120 Jahren über den Designer
dieser Flagge geführt wird. Es gab nämlich noch einen Amerikaner (Orren Randolph
Smith ), der - wie Marschall - Anfang der 1890er behauptet hatte, die Flagge sei
sein Entwurf - und der auch eine durchaus glaubwürdige Begründung dafür
abgegeben hatte.
Im Jahre 2005 hat ein amerikanischer Flaggenkenner
(Devereaux D. Cannon) einen weiteren Artikel geschrieben, in dem er das
Procedere beschrieb, wie die Fahne entstand, in dem er aber stark anzweifelt,
daß Marschall oder Smith die Fahne entworfen hat (The Genesis of the “Stars and
Bars”).
Der provisorische Kongress der Südstaaten setzte am 9. Februar
1861 ein Komitee (Committee on Flag and Seal) ein, dessen Zweck die Entwicklung
einer geeigneten Staatsflagge war; es sammelte Entwürfe und wählte einen von
ihnen aus, daraus wurde die Stars&Bars - über die Sache mit der
Südstaatenuniform wurde überhaupt noch nicht geforscht, das wird immer
behauptet, aber keiner weiß es genau - die Entwürfe für die Fahne wurden alle
gesammelt, es gibt sie heute noch in einem Archiv. Dort gibt es aber weder einen
Entwurf, den Smith abgegeben hat, noch einen durch Marschall. Tatsächlich gibt
es eine Aussage eines Komiteemitgliedes, daß die Flagge nicht durch eine
Einzelperson, sondern durch das Komitee selbst zusammengestellt wurde.
Eine definitive Antwort darauf wird es vermutlich niemals geben.
Auf der Titelseite hat die SZ außerdem die falsche Flagge gezeigt; dort
sieht man nämlich das sog. "Stainless Banner", bestehend auf einem blauen
Andreaskreuz - besetzt mit 14 weißen Sternen - auf rotem Feld, während die Stars
and Bars aus drei parallelen horizontalen Streifen (rot – weiß – rot) sowie
einem kleinen blauen quadratischen Feld (im Deutschen „Gösch“ genannt) in der
linken oberen Ecke mit sieben weißen, ringförmig angeordneten Sternen besteht.
Die sieben Sterne stehen für die sieben Staaten, die als erste die Union
verlassen hatte.
In Wikipedia gibt es einen Artikel, der die Entstehung
der Nationalflaggen der Konföderierten wesentlich exakter beschreibt:
de.wikipedia.org/wiki/Flagge_der_Konf%C3%B6derierten_Staaten_von_Amerika#Vorgeschlagene_Nationalflaggen_1861
Mit
freundlichen Grüßen
Roland Geiger, St. Wendel
|
Date: 2011/04/11 08:01:01
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>
Ohne eine Quelle benennen zu können: ich habe in Erinnerung, dass dieser Künstler ein Mitglied der Familie Marschall war, die die "Marschall-Tabak-Fabrik" zu Beginn es 19. Jahrhunderts gründete und zum Erfolg führte - wenn ich mich nicht irre. Die Gebäude der Marschall-Tabakfabrik beherbergen heute das St. Wendeler UTZ (Unternehmer- und Technologiezentrum St. Wendel). Der alte Fabrikschornstein existiert noch - auf etwa ein Drittel seiner ursprünglichen Höhe gekürzt.
Gruß
Elmar Peiffer
=========================================================
-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Sat, 09 Apr 2011 21:01:50 +0200
> Von: "anneliese.schumacher(a)t-online.de" <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
> An: "regionalforum-saar" <regionalforum-saar(a)genealogy.net>
> Betreff: [Regionalforum-Saar] Künstlewr der Konföderation
> _______________________________________________
> Regionalforum-Saar mailing list
> Regionalforum-Saar(a)genealogy.net
> http://list.genealogy.net/mm/listinfo/regionalforum-saar
--
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Date: 2011/04/11 08:12:07
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
In einer eMail vom 11.04.2011 08:01:04 Westeuropäische Sommerzeit schreibt
e.peiffer(a)gmx.net:
dass
dieser Künstler ein Mitglied der Familie Marschall war, die die
"Marschall-Tabak-Fabrik"
ja, das ist richtig. Dort gehörte der gute Nikolaus hin. Der Artikel, auf
den ich mich beziehe, wurde am vergangenen Samstag ins Forum gesetzt.
Roland
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Date: 2011/04/12 10:43:07
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
gestern ín der SZ:
Steine wider das Vergessen
Mit elf „Stolpersteinen” möchte St. Wendel Zeichen gegen Rassismus setzen
Am Samstag wurden in der St. Wendeler Innenstadt an vier Stellen, die die
letzten frei gewählten Wohnorte jüdischer Bürger waren, insgesamt elf sogenannte
Stolpersteine verlegt. Von SZ-Mitarbeiterin
Carolin Grell
St. Wendel. „Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name
vergessen ist“, schreibt Gunter Demnig, Künstler aus Köln in der kleinen
Broschüre „Stolpersteine in St. Wendel“. Dieses Begleitheft ist seit
vergangenem Samstag unter anderem im Adolf-Bender-Zentrum zu bekommen. Darin
erfährt der Leser mehr zum Projekt „Stolpersteine“, aber auch die Namen der
ermordeten Juden aus St. Wendel finden ihren Platz in dem Heft ebenso wie die
Orte, an denen künftig „Stolpersteine“ in der Kreisstadt zu finden sind.
„Allerdings wird man nicht über die Steine im Bürgersteig stolpern, es sind
keine Stolperfallen. Vielmehr sollen die zehn Mal zehn Zentimeter großen
Gedenksteine aus Messing zum Innehalten und Erinnern an die blühende jüdische
Kultur vor dem Beginn der Nationalsozialismus in St. Wendel anregen“, sagte
Landrat Udo Recktenwald. Gemeinsam mit Eberhard Wagner, dem Vorsitzenden des
Vereins „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ hatte er vor der Verlegung der
Steine zu einem Pressegespräch ins Landratsamt eingeladen.
An diesem Samstag wurde vollendet, was bei einem Kunstsymposium im Dezember
2009 seinen Anfang fand. „Damals hatten wir schon die Idee, die Gedenkkultur im
Landkreis auf andere Beine zu stellen. Mit einer Kreistagssondersitzung haben
wir ein erstes Zeichen gesetzt. Dann begegneten wir dem Kölner Künstler Gunter
Demnig und seinem Projekt Stolpersteine“, sagte Recktenwald. Schnell war klar,
dass auch in St. Wendel und in weiteren Gemeinden, in denen es jüdische
Mitbürger gab, Gedenksteine an diese Menschen erinnern sollten.
Doch Demnig ist ein viel gefragter Künstler und europaweit mit seinem Projekt
unterwegs. Doch nun wurden an vier Stellen in der Innenstadt, die letzte frei
gewählte Wohnorte jüdischer Bürger waren, insgesamt elf Steine verlegt.
„Deutschlandweit sind bereits 23 000 Steine verlegt, auch im Saarland gibt
es viele Gemeinden, gerade auch am Samstag kamen weitere hinzu. Doch wir sind
als Landkreis, der hinter dem Projekt steht, im Saarland Vorreiter“, so Landrat
Recktenwald.
Sehr schnell, so sagte Wagner, waren die Spender für die Steine, die etwa
einen Wert von 95 Euro haben, gefunden, insgesamt haben sich sogar 24 Paten
gefunden. „Auf die Stadt kommen also keine Kosten, allerdings unterstützt uns
der Bauhof tatkräftig“, ergänzte Recktenwald. „Gerade in St. Wendel, wo es ein
so blühendes jüdisches Leben gab, sieht man fast nichts mehr davon. Hier ist
eine Möglichkeit gefunden worden, dem Vergessen entgegenzuwirken“, so Wagner
abschließend.
Auf einen Blick
An diesen vier Orten sind die elf Gedenksteine angebracht:
Schlossstraße 6/8 (Erna Berl), Hospitalstraße 13 (Auguste, Babette, Lina und
Frieda Reinheimer), Balduinstraße 41 (Eduard, Alice und Ilse Reinheimer),
Gymnasialstraße 7 (Max Sigmund, Norma, Marianne Heymann). cim
|
Date: 2011/04/12 10:45:54
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der SZ:
Ein Ort, den es ohne Bahnhof nicht gäbe
Nohfelder Geschichtsabend ließ 150-jähriges Jubiläum Revue passieren
Rund um den 150 Jahre alten Türkismühler Bahnhof wurde im vergangenen Jahr
groß gefeiert. Die damalige Fotoausstellung über diese Bahnstation war das Thema
des neunten Nohfelder Geschichtsabends.
Türkismühle. Man schrieb das Jahr 1860. Über eine Benachrichtigung der
Königlichen Regierung an die Eisenbahnverwaltung schüttelten Land und Leute die
Köpfe. In dem Schriftstück stand, dass die Regierung „von einer Haltestelle (der
Rhein-Nahe-Bahn) im Dorf Nohfelden Abstand genommen hat und stattdessen eine
Haltestelle an der Türkis Mühle angeordnet“ habe. Unverständlich war das
deshalb, weil es dort nur die genannte Mühle des Herrn Türkis und noch ein
einzelnes Haus gab. In einem späteren Zeitungsartikel wurde diese Haltestelle
sogar als „eine der merkwürdigsten Orte auf der ganzen Erde“ beschrieben. Und
dennoch: Ahnten die hohen Herren der Regierung vielleicht schon damals, dass
Türkismühle ein paar Jahrzehnte später ein Eisenbahnknotenpunkt sein wird? Über
150 Jahre ist das nun her, seit am 15. Mai 1860 hier die ersten Züge hielten.
Das Jubiläum des Bahnhofs ist bereits gefeiert worden. Die Türkismühler
Heimatfreunde griffen das Ereignis noch einmal auf und luden zusammen mit der
Gemeinde zum neunten Nohfelder Geschichtsabend in den Ratssaal ein.
Grundlage der Veranstaltung war die Fotoausstellung, die bei den
Jubiläumsfeiern im vergangenen Jahr gezeigt wurde. Der Vorsitzende der
Heimatfreunde, Horst Porschen, und drei seiner Kollegen brachten den 150 Jahre
alten Bahnhof mit Bildern, Bau- und Gleisplänen, Anekdoten und mit
Zeitungsausschnitten noch einmal auf die Leinwand. Die 50 Besucher des Abends
konnten in chronologischer Folge das Werden und den Wandel des Bahnhofs erleben.
Von 1879 ist eine Ausschreibung überliefert, nach der „Unternehmungslustige“
ihre Offerten für eine Restauration einreichen können.
In der Bevölkerung herrschte nach alten Zeitungsberichten 1892 Freude, als
sie hörte, dass die Hochwaldbahn gebaut werden sollte. Der Türkismühler Bahnhof
wurde um die Jahrhundertwende offenbar stark frequentiert, denn 1897 gab es dort
vier Fahrkartenschalter. Das hing wohl auch damit zusammen, dass in dem
genannten Jahr die letzte Postkutsche in Richtung Wadern fuhr. 1902 erhielt der
Bahnhof eine Unterführung. Das Fachwerkgebäude wurde 1911 entfernt und neu
aufgebaut. Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahre 1919, wurde Türkismühle
Grenzbahnhof und Zollstation. Das war auch 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg der
Fall.
Weil die Zahl der Einwohner immer mehr zunahm, vor allem durch die
Eisenbahner, die hier Dienst taten, ist in den 20er Jahren die Siedlung auf dem
Juliusberg gebaut worden. 1945 wurden Türkismühle und das Umfeld des Bahnhofs
von schweren Luftangriffen getroffen, bei denen 40 Menschen starben. 1969 verlor
der Eisenbahnknotenpunkt einen Teil seiner Bedeutung, als die Bahn den
Personenverkehr nach Hermeskeil und nach Freisen einstellte. Heute hat der
Bahnhof, dessen Gebäude zum Verkauf ansteht, für den Nah- und Fernverkehr eine
große Bedeutung, denn täglich steigen hier zwischen 1300 und 1500 Fahrgäste ein
und aus. Türkismühle gehörte bis nach dem Zweiten Weltkrieg zu Nohfelden und
wurde dann ein selbstständiger Ort. „Diesen Ort gäbe es nicht, wenn es den
Bahnhof nicht gegeben hätte“, sagte Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit bei
dem Geschichtsabend. gtr
|
Date: 2011/04/12 11:09:53
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Leider stand auch das vor einiger Zeit im
Wirtschaftsteil:
Stolpersteine sind keine Kunst
Erstellt
09.02.11, 22:04h, aktualisiert 10.02.11, 11:07h
Unverschämt findet Künstler Gunter Demnig den Plan
des Finanzamtes, seine Stolpersteine als fabrikmäßig gefe rtigtes
Massenprodukt einzustufen. Mit dem Projekt, bei dem in Bürgersteige
eingelassene Blöcke an NS-Opfer erinnern, wurde Demnig bekannt.
Das Finanzamt will Demnigs Stolpersteine als
fabrikmäßig gefertigtes Massenprodukt einstufen. (Bild: KR)Das Finanzamt
will Demnigs Stolpersteine als fabrikmäßig gefertigtes Massenprodukt
einstufen. (Bild: KR)
Köln - Gunter Demnig ist empört. Eine
Unverschämtheit nennt der Kölner Künstler das Ansinnen des Finanzamtes,
seine Stolpersteine als fabrikmäßig gefertigtes Massenprodukt
einzustufen. Mit dem Projekt, bei dem in Bürgersteige eingelassene
Metallblöcke an Opfer des NS-Regimes erinnern, wurde Demnig
international bekannt. Bislang rund 27 000 Steine hat er verlegt. Dass
die politische Kunstaktion solche Dimensionen angenommen hat, rief nun
offenbar das Finanzamt auf den Plan. Es bestreitet nach einem
Schriftwechsel, der der Rundschau vorliegt, den Kunstcharakter und
fordert deshalb statt des ermäßigten Umsatzsteuersatzes von sieben
Prozent, der für urheberrechtlich geschützte Kunstwerke gilt, den vollen
Satz von 19 Prozent. In einem Brief an Demnigs Steuerberater spricht das
Amt von Serienproduktion durch Dritte, außerdem sei Demnig beim
bloßen Verlegen der Steine nicht schöpferisch tätig.
Für Demnig ist das nicht nur ein finanzielles
Problem. Er empfindet das Vorgehen der Behörde vor allem als
Herabsetzung des ganzen Projektes, dessen Kunstcharakter allgemein
anerkannt sei. Im übrigen sei jeder Stolperstein handgefertigt und
kein Massenprodukt.
Demnig will
notfalls vor Gericht ziehen. Bislang stelle sich das Finanzamt taub. Auf
zwei Gutachten, die den Kunstcharakter seiner Arbeit bestätigten, habe
es überhaupt nicht reagiert. Die Expertisen stammen von Dr. Rolf
Sachsse, Professor für Designgeschichte und Designtheorie an der
Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken, und Dr. Elke
Purpus, Direktorin der Kunst-und Museumsbibliothek der Stadt Köln.
Sollte sich das Finanzamt durchsetzen, will Demnig
aber nicht aufgeben. Ich würde anders weitermachen, aber es wird
schwieriger. Für schlimmer als das finanzielle Problem hält er ohnehin
die politische Botschaft, die das Finanzamt mit seinem Vorgehen
aussende. In den KZs waren die Menschen nur Nummern. Die Steine bringen
die Namen der Opfer zurück, aber das wird bei den Bürokraten gar nicht
gesehen! Ansonsten löst die Aktion bei Demnig nur Spott aus: Als ich
noch rote Zahlen geschrieben habe, wollte man mich aus der
Künstlersozialkasse werfen, weil das ja nur ein Hobby sei. Und jetzt
droht mir dasselbe, weil es angeblich keine Kunst ist. (gro)
-----Original Message-----
Date:
Tue, 12 Apr 2011 10:42:54 +0200
Subject: [Regionalforum-Saar]
schwarz und weiß
From: Rolgeiger(a)aol.com
To:
regionalforum-saar(a)genealogy.net
gestern ín der SZ: Steine
wider das Vergessen
Mit elf Stolpersteinen möchte St. Wendel
Zeichen gegen Rassismus setzen
Am Samstag wurden in der St.
Wendeler Innenstadt an vier Stellen, die die letzten frei gewählten
Wohnorte jüdischer Bürger waren, insgesamt elf sogenannte Stolpersteine
verlegt.
Von SZ-Mitarbeiterin Carolin
Grell
St. Wendel. Ein Mensch ist erst
dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist, schreibt Gunter Demnig,
Künstler aus Köln in der kleinen Broschüre Stolpersteine in St.
Wendel. Dieses Begleitheft ist seit vergangenem Samstag unter anderem
im Adolf-Bender-Zentrum zu bekommen. Darin erfährt der Leser mehr zum
Projekt Stolpersteine, aber auch die Namen der ermordeten Juden aus
St. Wendel finden ihren Platz in dem Heft ebenso wie die Orte, an denen
künftig Stolpersteine in der Kreisstadt zu finden sind.
Allerdings wird man nicht über die Steine im
Bürgersteig stolpern, es sind keine Stolperfallen. Vielmehr sollen die
zehn Mal zehn Zentimeter großen Gedenksteine aus Messing zum Innehalten
und Erinnern an die blühende jüdische Kultur vor dem Beginn der
Nationalsozialismus in St. Wendel anregen, sagte Landrat Udo
Recktenwald. Gemeinsam mit Eberhard Wagner, dem Vorsitzenden des Vereins
Wider das Vergessen und gegen Rassismus hatte er vor der Verlegung der
Steine zu einem Pressegespräch ins Landratsamt eingeladen.
An diesem Samstag wurde vollendet, was bei einem
Kunstsymposium im Dezember 2009 seinen Anfang fand. Damals hatten wir
schon die Idee, die Gedenkkultur im Landkreis auf andere Beine zu
stellen. Mit einer Kreistagssondersitzung haben wir ein erstes Zeichen
gesetzt. Dann begegneten wir dem Kölner Künstler Gunter Demnig und
seinem Projekt Stolpersteine, sagte Recktenwald. Schnell war klar, dass
auch in St. Wendel und in weiteren Gemeinden, in denen es jüdische
Mitbürger gab, Gedenksteine an diese Menschen erinnern sollten.
Doch Demnig ist ein viel gefragter Künstler und
europaweit mit seinem Projekt unterwegs. Doch nun wurden an vier Stellen
in der Innenstadt, die letzte frei gewählte Wohnorte jüdischer Bürger
waren, insgesamt elf Steine verlegt. Deutschlandweit sind bereits 23
000 Steine verlegt, auch im Saarland gibt es viele Gemeinden, gerade
auch am Samstag kamen weitere hinzu. Doch wir sind als Landkreis, der
hinter dem Projekt steht, im Saarland Vorreiter, so Landrat
Recktenwald.
Sehr schnell, so sagte Wagner,
waren die Spender für die Steine, die etwa einen Wert von 95 Euro haben,
gefunden, insgesamt haben sich sogar 24 Paten gefunden. Auf die Stadt
kommen also keine Kosten, allerdings unterstützt uns der Bauhof
tatkräftig, ergänzte Recktenwald. Gerade in St. Wendel, wo es ein so
blühendes jüdisches Leben gab, sieht man fast nichts mehr davon. Hier
ist eine Möglichkeit gefunden worden, dem Vergessen entgegenzuwirken,
so Wagner abschließend.
Auf einen Blick
An diesen vier Orten sind die elf
Gedenksteine angebracht: Schlossstraße 6/8 (Erna Berl), Hospitalstraße
13 (Auguste, Babette, Lina und Frieda Reinheimer), Balduinstraße 41
(Eduard, Alice und Ilse Reinheimer), Gymnasialstraße 7 (Max Sigmund,
Norma, Marianne Heymann). cim
Date: 2011/04/12 12:57:22
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Einladung
zur Ausstellungseröffnung „Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der
Umsturzversuch vom 20. Juli 1944“ mit einem Vortrag von Dorothee von
Meding „Die Frauen des 20. Juli“ am Montag, 18.April 2011, 18:00
Uhr im Haus der Stiftung Demokratie Saarland, Bismarckstr. 99, 66121
Saarbrücken
Ausstellung:
Claus Schenk Graf von Stauffenberg
wird seit Herbst 1943 zu einer entscheidenden Kraft im Kampf gegen Hitler. Er
rückt in den Mittelpunkt einer militärisch-bürgerlichen Konspiration, die am 20.
Juli 1944 in das Attentat auf Hitler und in den Versuch mündet, das NS-Regime
durch einen Staatsstreich zu stürzen. Hitler überlebt den Anschlag. Nach dem
Scheitern des Umsturzversuches erreicht der nationalsozialistische Terror in
Deutschland einen neuen Höhepunkt. Stauffenberg und drei seiner Mitverschwörer
werden noch in derselben Nacht erschossen, über 150 Menschen fallen im
Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 der nationalsozialistischen Rache zum
Opfer.
Die Ausstellung dokumentiert in
deutscher und englischer Sprache auf 20 Tafeln das Leben des Hitler-Attentäters
Claus von Stauffenberg, seinen Weg in den Widerstand und seine Motive, den
Anschlag auf den „Führer" zu wagen. Sie beschreibt die Vorbereitungen des
Attentats, würdigt die Mitverschwörer um Stauffenberg, schildert den Ablauf des
Attentats im „Führerhauptquartier Wolfschanze" in Rastenburg/Ostpreußen und den
verzweifelten Versuch der Verschwörer, im Berliner Bendlerblock den Umsturz in
Gang zu setzen. Sie berichtet über Stauffenbergs Ende vor einem
Erschießungspeleton der Wehrmacht in der Nacht zum 21. Juli 1944 in Berlin und
widmet sich der Abrechnung des NS-Regimes mit Stauffenbergs Freunden und
Mitverschwörern.
Vortrag: „Die Frauen des 20. Juli“ von
Dorothee von
Meding
Der
20. Juli, für uns ein historischer Tag, ist ihr ganz persönliches Datum. In der
Folge dieses Tages
sind ihre Männer verhaftet, gefoltert
und hingerichtet, ihre Kinder unter falschem Namen
verschleppt, sie selbst oft in Haft
genommen worden. Nicht alle sind von ihren Männern gefragt
worden, ob sie dieses Opfer bringen
wollen, nicht alle haben sich überhaupt für Politik
interessiert.
Und doch haben viele ihr ganzes Leben
drangegeben für den verzweifelten und letztlich
vergeblichen Versuch ihrer Männer,
Hitler zu beseitigen.
Die Frauen des 20. Juli haben ihr
eigenes Leben leben müssen, als Ärztinnen, Richterinnen
oder
Beamten..
Emmi
Bonhoeffer
Freya von
Moltke
Rosemarie
Reichwein
Margarethe von
Hardenberg
Brigitte
Gerstenmeier
Elisabeth Freytag von
Loringhoven
Marion York von
Wartenburg
Charlotte von der
Schulenburg
Clarita von Trott zu
Solz
Barbara von
Haeften
Nina Schenk von
Stauffenberg
Sie warteten voller Sorgen
und Hoffnungen auf Nachrichten von der Front oder aus der
Berliner
Zentrale. Sie gaben dem
täglichen Leben den Anschein der Normalität, und doch waren sie
im
weiteren Sinne oft
„Mitverschwörerinnen“. Sie erzogen ihre Kinder, verkehrten mit
ihrem
Freundeskreis und litten wie
Millionen andere unter den Bombenangriffen; aber im
Hintergrund
stand immer das Wissen, dass
ihre Männer in letzter Stunde das Schicksal Deutschlands zu
wenden
suchten.
Als die Gespräche
aufgezeichnet wurden waren sie oft schon Großmütter—es waren
Begegnungen
mit ungewöhnlich heiteren
,klugen, auch lebensklugen, Frauen.
In den Gesprächen erschloss
sich eine Welt, die für uns Nachgeborene eindrucksvoll ist und
wir
verstehen, weshalb sie ihren
Männern in dramatischen Monaten und in schweren Stunden
oftmals
die einzige Stütze
waren.
Dr. Dorothee von
Meding, Jahrgang
1946 ist Sozialwissenschaftlerin und Redakteurin des
Hessischen Rundfunks i. R.
und hat die Sendung „Kulturzeit“ für den Hessischen Rundfunk
auf
3sat mitbegründet. Sie ist
außerdem Autorin des Standardwerkes „Mit dem Mut des Herzens .
Die
Frauen des 20.Juli“, das in
mehrere Sprachen übersetzt wurde .
Zusammen mit Hans Sarkowicz
verfasste sie das Buch“ Philipp von Boeselager, Der letzte
Zeuge
des 20.Juli
44
Die Ausstellung "Claus Schenk
Graf von Stauffenberg und der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944" wird gezeigt vom
19.04.2011 bis 15. Juli 2011
Öffnungszeiten: Montag -
Donnerstag 09:00 - 16:00, Freitag: 09:00 - 14:00 Uhr
Eintritt
frei!
Mit freundlichen
Grüßen
Christa Reidenbach
Stiftung Demokratie Saarland
Bismarckstr. 99
66121 Saarbrücken
Tel.: 0681/90626-10
Fax.: 0681/90626-25
eMail:
c.reidenbach(a)stiftung-demokratie-saarland.de
www.stiftung-demokratie-saarland.de
|
Date: 2011/04/12 13:21:11
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
"Die Frauen des 20. Juli haben ihr eigenes Leben leben
müssen, als Ärztinnen, Richterinnen oder Beamten."
Bei allem gebotenen
Respekt: es gab sowohl schlechter bezahlte wie auch weniger angesehene
Berufe.
Und ohne das Leid dieser
Frauen zu vergessen: nach dem Krieg wurde es Frauen schwer gemacht als
Richterin oder Ärztin zu arbeiten. Der Plural (?) "Beamten"
meint vmtl. Beamtin oder Beamtinnen - auch nicht so einfach in einer
Zeit, da arbeitenden Frauen ein Stigma
anhaftete.
Wie immer: nur meine Meinug
Anneliese
Schumacher
Date: 2011/04/12 13:58:45
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
dem Buch "Der Trierer Diözesanklerus im 19. Jahrhundert" von Helmut Rönz,
Band 2, erschienen 2006 in Köln, Böhlau Verlag, ISBN 978-3-412-06606-2, liegt
eine CD bei, die neben diversen Statistiken Excel-Tabellen mit Geistlichen der
Jahre 1802, 1821, 1848, 1875 und 1901 enthält
sowie die gleichen Angaben sortiert nach Dekanaten und als
Gesamtdatei
und eine Auflistung der Ordensgeistlichen.
Man muß sich das Buch nicht kaufen, ich habe es in der Stadt- und
Kreisbibliothek ausgeliehen.
Die Dateien enthalten
Name, Geburts-, Weihe- und Sterbedatum, Name und Beruf des Vaters oder
Namen der Eltern und natürlich die Quelle, woher die Info stammt.
Sehr interessant.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Geiger
|
Date: 2011/04/14 18:48:01
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Füssel, Marian: Der Siebenjährige Krieg. Ein Weltkrieg im
18. Jahrhundert. München: C.H. Beck Verlag 2010. ISBN 978-3-406-60695-3;
127 S.; EUR 8,95.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Sandro
Wiggerich, Institut für Rechtsgeschichte, Westfälische Wilhelms-Universität
Münster E-Mail: <wiggerich(a)uni-muenster.de>
Militärgeschichte
ist eine gespaltene Disziplin. Länger als andere Bereiche war die Erforschung
des Krieges von einer ereignisgeschichtlichen Perspektive und dem Blick auf
(militärische) Eliten bestimmt. Erst in jüngster Zeit wendet sich eine
"neue Militärgeschichte" den strukturellen Rahmenbedingungen,
den Lebensumständen des einfachen Soldaten und den Auswirkungen des
Krieges auf den Menschen zu. Dieser Gegensatz bestimmt auch Marian
Füssels vorliegende Einführung in den Siebenjährigen Krieg. Der
Göttinger Historiker vermeidet es dabei, sich auf eine einzige
methodische Herangehensweise festzulegen. Sein Versuch, der
Ereignisgeschichte "angemessen Rechnung zu tragen, ohne dabei jedoch
strukturelle Rahmenbedingungen außer Acht zu lassen" (S. 9), gelingt
insgesamt gut. Bemerkenswert, wenngleich nicht ganz neu, ist zudem
die globalgeschichtliche Herangehensweise, die bereits im
Untertitel aufscheint. So prägte der Siebenjährige Krieg nicht nur als
Dritter Schlesischer Krieg die Machverhältnisse in Europa bis weit in das
19. Jahrhundert, sondern stellte auch die Weichen für die
weitere Entwicklung Nordamerikas (in einem gebräuchlichen, aber
geographisch eigenwilligen Gegensatz: Nordamerikas und Kanadas, S. 20 und
Kapitel IV) und Indiens. Die gemeinsame Betrachtung der
unterschiedlichen Kriegsschauplätze erscheint daher lohnend.
Der kurze
Band, der sich in zehn Kapitel gliedert, wird dem Anspruch der Reihe gerecht,
Studierenden, Schülern und einem breiteren Publikum einen konzentrierten
Überblick zu bieten. In den ersten zwei Kapiteln bereitet Füssel dem
Kriegsgeschehen die Bühne: Auf jeweils etwa ein bis zwei Seiten stellt er die
größeren und kleineren europäischen Kriegsparteien in ihrer Situation zu
Beginn des Krieges dar. Ein Blick auf die Indianerstämme Nordamerikas und das
indische Mogulreich erweitert die klassische eurozentrische Perspektive. Die
Exposition vollendet sich im zweiten Kapitel, in dem Füssel mit Religion und
Konfession, Verwaltungswachstum und Staatsverdichtung, Wirtschaftsdoktrin
und Steuerpolitik sowie Prestigedenken und Kolonialherrschaft
die wichtigsten Strukturbedingungen des beginnenden Krieges umreißt.
Deren Analyse führt ihn dazu, den Kriegsausbruch als unkontrollierbare
Folge einer "situativen Handlungsdynamik" (S. 31) zu deuten. Dabei betont
er in Auseinandersetzung mit traditionellen Deutungsmustern die
globale Verflechtung der europäischen Mächte, spart jedoch Inder und
Indianer zunächst weitgehend aus. An späterer Stelle greift er den
strukturellen Rahmen dieser Akteure zwar knapp auf, jedoch werden gerade
europäisch geprägte Leser Details zu den Verhältnissen in Übersee
vermissen.
Im Folgenden bietet Füssel dem Betrachter das Geschehen auf
den einzelnen Kriegsschauplätzen dar. Dabei ist erfreulich, dass er
gerade bei den Konflikten in Nordamerika, in Indien und auf den Ozeanen
einige Verbindungen aufzeigt. Obwohl die globale Bedeutung des Krieges
damit deutlich wird, nimmt auch unter diesen Kapiteln das
europäische Geschehen schon vom Umfang her eine herausgehobene Stellung ein.
So gewinnt der Begriff des Weltkrieges zwar deutliche Konturen,
der Siebenjährige Krieg erscheint jedoch weiter als ein sehr
europäischer Konflikt. Dass der Krieg in Europa ein "Krieg der Schlachten"
(S. 32) war, spiegelt sich dabei auch in der Darstellung wider: Armee reiht
sich an Armee, Gefecht an Gefecht und Schlacht an Schlacht. Die
Verluste rechnen nach Tausenden, so dass der Leser leicht nachvollziehen
kann, weshalb dieser Krieg zu den blutigsten Konflikten des 18.
Jahrhunderts gezählt wird. Im finalen Akt des Krieges, den Friedensschlüssen
von Paris und Hubertusburg, zeichnet Füssel nicht nur die
umfangreichen territorialen Verschiebungen zwischen den Vertragsparteien
nach, sondern geht auch auf die unterschiedlichen Rechtsvorstellungen von
Europäern und indigenen Völkern ein, die bis in die heutige Völkerrechtslehre
und die nationalen Rechte der ehemaligen Kolonien nachwirken. Zudem
wird wiederholt der Einfluss nichtstaatlicher Akteure wie der
britischen Ostindien- und anderer Handelskompanien deutlich, die auch bei
den Vertragsverhandlungen ihre Interessen zu wahren suchten - angesichts
der wachsenden Bedeutung international tätiger
Nichtregierungsorganisationen ein Phänomen von überraschender
Aktualität.
Mit dem Frieden endet die Darstellung des Krieges jedoch
nicht: Füssel stellt die Frage nach der Kommunikation der Friedensschlüsse
und rückt so das Erleben der Bevölkerung in den Mittelpunkt. Zwei
komplementäre Kapitel sind der zeitgenössischen Erfahrung und Deutung des
Krieges und den Erinnerungskulturen bis in die Gegenwart gewidmet. Dass
Füssel seine Einführung nicht auf die traditionelle politische Geschichte
beschränkt, sondern auf kleinem Raum die Möglichkeiten einer
kulturgeschichtlichen Perspektive auf den Siebenjährigen Krieg vorführt,
macht eine der größten Stärken des Bandes aus. Dabei zeigt er sowohl in
Deutungen des Siebenjährigen Krieges als frühmoderner Medien- und
virtueller Religionskrieg wie auch in Äußerungen eines aggressiven
Nationalismus konsequent globale Parallelen auf. Der Rückgriff auf
Selbstzeugnisse, die durchaus kritisch bewertet werden, bildet einen
wohltuenden Kontrast zu den nackten Zahlen der vorhergehenden Kapitel. Bei
der Analyse der Erinnerungskulturen in der öffentlichen wie auch in der
privaten Sphäre kann Füssel aus seiner Arbeit zu Schlachtendarstellungen
schöpfen. Darüber hinaus berücksichtigt er mit Historiographie und
fiktionaler Literatur, Filmen und Musik eine Vielzahl weiterer
Medien. Unverständlich bleibt dabei, dass lediglich zwei Ölgemälde das
Kapitel illustrieren, die monochrom dargestellt und fast bis zur
Unkenntlichkeit verkleinert sind. Hier hat der Verlag an der falschen Stelle
gespart.
Der Epilog gibt nicht nur Ausblicke auf die nachteiligen
ökonomischen Auswirkungen des Krieges, sondern verfolgt auch die These, dass
dieser ein Motor der Globalisierung gewesen sei. Ein vorsichtiger Umgang
mit dem Globalisierungsbegriff fällt dabei positiv auf, zumal etwa
die verstärkte mediale Wahrnehmung durch die Zeitgenossen auch als eine
vom Krieg unabhängige Entwicklung gedeutet werden kann. Die weitere
These, dass der Siebenjährige Krieg in seinen vielfältigen Formen ein Labor
der Moderne gewesen sei, verdient Zustimmung, nicht zuletzt da einige
seiner Merkmale die Kriegsführung bis heute prägen. Es bleiben Details:
Einige stilistische Eigenheiten, wie Tempuswechsel oder der
gelegentliche Verzicht auf Prädikate, beeinträchtigen die Lesbarkeit kaum.
Der reihenbedingte Verzicht auf Anmerkungen wird durch eine
umfangreiche Bibliographie auf der Höhe der Zeit (der jüngste Eintrag teilt
das Erscheinungsjahr des Bandes) mehr als ausgeglichen. Karten runden
den Band nicht nur ab, sondern bieten eine wertvolle Orientierungshilfe,
um auf den oft weniger bekannten außereuropäischen Kriegsschauplätzen
nicht den Überblick zu verlieren. Schließlich muss die Konzeption des
Werkes als Einführung und die damit verbundene Beschränkung des Umfanges
auch inhaltlich Wünsche offen lassen. Füssel gelingt es jedoch durch
seine dichte Erzählung, Neugierde zu wecken und zur weiteren Lektüre
anzuregen - und erfüllt damit die wichtigsten Anforderungen, die man an
eine solche Einführung stellen kann.
|
Date: 2011/04/14 21:53:22
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Liebe Listenteilnehmer,
vielleicht ist dem einen oder anderern
Forscher noch nicht bekannt, dass die Kirchenbücher von Strassburg/Elsass
online zur Verfügung stehen. Ich selbst habe darin vor kurzem überraschende
und sehr frühe (1544!) Liebhart-Funde aus Mindelheim in Bayern gemacht. Was
die Forscher aber am meisten erfreuen wird ist die Tatsache, dass es für die
meisten Bücher handgeschriebene Namenweiser gibt. Dies lässt eine schnelles
Auffinden von Familiennamen zu.
Zu finden sind die Kirchenbücher unter
folgendem
Link:
http://etat-civil.bas-rhin.fr/adeloch/adeloch_flash/adeloch_flash.php
Um
Zugang zu erhalten muß man lediglich die Lizenzbedingungen
akzeptieren, Kosten fallen keine an. Dazu
1. Ganz unten in der
letzten Zeile: J'accepte ces conditions anklicken (ein Haken wird
gesetzt) 2.
Auf <_javascript_:OuvreFenetre('adeloch_flash/adeloch_flash.php','ADELOCH');> Accéder
à la version graphique klicken (es öffnet sich
eine Schreibmaschinentastatur) 3. Dort "S" anklicken (es erscheint
ein Menue mit allen Orten beginnend mit S) 4. Mit Pfeil nach unten
gehen und "Strasbourg" auswählen (es erscheinen alle Kirchenbücher von
Strassburg)
Wenn auf dem Rücken des Buches "Table des XX" steht, besteht
der komplette Band aus einem Index.
Nun geht man am besten als erstes
in den entsprechenden Index (B steht für Baptemes, M für Marriages und S für
Sepultures), der alphabetisch aufgebaut ist. Wichtig sind nun die Angaben
zur Buchnummer und die Seitenangaben (manchmal steht auch noch eine
Jahreszahl dabei) Die Buchnummer wird (zur Kontrolle, dass man das richtige
Buch hat) meist auf der ersten Systemseite am Buchrücken gezeigt. Die
Seitenangaben beziehen sich auf die handschriftlichen Zahlen rechts oben bei
jeder Doppelseite.
Und nun viel Erfolg!
Mit freundlichen
Grüßen Kurt
Liebhard
_______________________________________________ Pfalz-L
mailing
list Pfalz-L(a)genealogy.net http://list.genealogy.net/mm/listinfo/pfalz-l
|
Date: 2011/04/14 22:14:54
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Der o.a. Link führt zur Digitalausgabe von:
Sittel, Johann
M.: Sammlung der Provinzial- und Partikular-Gesetze und Verordnungen ... für die
Grafschaften Nassau-Saarbrücken, Ottweiler und die Reichsherrschaft Illingen,
Trier 1843.
Roland
Geiger
|
Date: 2011/04/16 18:58:33
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ, St. Wendeler Teil:
Deutsche Wurzeln einer amerikanischen Filmemacherin
Joanne Harris' Dokumentarfilm über Oberlinxweiler
hat in Florida Weltpremiere
Für ihren Film „A Mass of wine“ hat die Filmemacherin Joanne Harris über
ihre eigenen Wurzeln im deutschen Oberlinxweiler recherchiert. Dabei traf sie
auf Heinrich Schwingel und seine Transkriptionen alter Schriftstücke.
Oberlinxweiler. Auf dem Downtown Boca Film Festival in der Stadt Boca
Raton im amerikanischen Staat Florida ist an diesem Sonntag, 17. April, die
Welturaufführung eines Dokumentarfilms, in dessen Mittelpunkt Oberlinxweiler und
der im November vergangenen Jahres verstorbene Heimatforscher Heinrich Schwingel
stehen. „A Mass of wine“ hat die Filmemacherin Joanne Harris ihre Dokumentation
genannt, die das Leben der einfachen Leute in Oberlinxweiler in der Zeit von
1750 bis 1870 schildert. Als Grundlage dienten ihr vor allem die
Gemeinderechnungen der Heimmeier, zwei alte Manuale, in der die Oberlinxweiler
Heimmeier (damalige auf ein Jahr gewählte Ortsvorsteher) die Einnahmen und
Ausgaben der Gemeinde notierten.
Heinrich Schwingel hatte die Handschriften vor dem Zweiten Weltkrieg
vor der Vernichtung gerettet und die Eintragungen in mühevoller Kleinarbeit
transkribiert, das heißt die aufgrund der damaligen Schrift und Schreibweise oft
nur schwer lesbaren Texte „entziffert“ und buchstabengenau übertragen.
Am 6. Oktober 2008, einen Tag vor seinem 90. Geburtstag, hatte Heinrich
Schwingel die Originale an das Landesarchiv übergeben, die Transkription wurde
unter dem Titel „Die Bilanzen der Heimmeier“ vom Stadtmuseum St. Wendel als Buch
herausgegeben. Der Filmtitel „A Mass of wine“ spielt auf die in den Manualen
dokumentierte Praxis an, dass bei kleineren Verstößen gegen die Ordnung ertappte
Einwohner von Oberlinxweiler eine bestimmte Menge Wein für den Heimmeier und die
Schöffen ausgeben mussten, welche „direkt getrunken ward“.
Die im Palm Beach County in Florida lebende Publizistin und Filmemacherin
Joanne Harris hat selbst Wurzeln in Nieder- und Oberlinxweiler: Zu ihren
Vorfahren zählt der Niederlinxweiler Pfarrer Johann Georg Bager (1680-1765),
dessen Sohn Johann Georg – Joanne Harris Großvater in fünfter Generation –
bereits um 1750 in die USA ausgewandert war und in Hannover im York County in
Pennsylvania als Pfarrer wirkte.
Vor mehr als zehn Jahren hat sie bei ihrer ersten Europareise Kontakt zu
Heinrich Schwingel aufgenommen und bei der Ausstellung „Die Bilanzen der
Heimmeier“ im Mia-Münster-Haus im Jahr 2008 die Idee zu dem Dokumentarfilm
entwickelt. Sie ist gespannt, wie das amerikanische Filmpublikum die
Dokumentation über das Leben der „kleinen Leute“ im Deutschland des 18. und 19.
Jahrhunderts aufnehmen wird. Nach der Weltpremiere in Florida an diesem Sonntag,
17. April soll die deutsche Uraufführung nach Angaben des Oberlinxweiler
Ortsvorstehers Jürgen Zimmer im Sommer in der Kulturscheune in Oberlinxweiler
stattfinden. Zu diesem Anlass soll auch der Platz vor der Kulturscheune in einer
kleinen Feier auf den Namen „Heinrich-Schwingel-Platz“ getauft werden. red
------------------
Hm, ich mag mich irren, aber ich meine mich zu erinnern, daß die
Transkriptionen Heinrich Schwingels bei der Erstellung der Publikation keine
Rolle spielten, weil sie unbrauchbar waren, d.h. unvollständig und voller
Fehler. Schwingel gebührt die Anerkennung, daß er seinerzeit die Originale
gefunden und aufbewahrt und später auch zur Verfügung gestellt hat, aber nicht
für die im Buch verwendete Transkription.
Roland Geiger
|
Date: 2011/04/17 21:08:30
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Kuß, Susanne: Deutsches Militär auf kolonialen
Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn des 20. Jahrhunderts (=
Studien zur Kolonialgeschichte 3). Berlin: Christoph Links Verlag 2010.
ISBN 978-3-86153-603-1; gebunden; 500 S.; EUR 49,90.
Rezensiert für
den Arbeitskreis Historische Friedensforschung bei H-Soz-u-Kult
von:
Arne Elias, Universität Duisburg-Essen E-Mail:
<arne.elias(a)uni-due.de>
Die Kolonialkriege des Deutschen
Kaiserreichs haben in den letzten Jahren, nicht nur durch ihre runden
Jahrestage, in Wissenschaft wie Öffentlichkeit neue Aufmerksamkeit erregt.
Neben den Genozidvorwürfen an das Deutsche Reich hat dabei am deutlichsten
die Suche nach der Verbindung von kolonialer Gewalt und
nationalsozialistischer Herrschaft den Diskurs bestimmt. Susanne Kuß bringt
mit ihrem Buch eine neue Perspektive in diese Debatte. Mit dem Begriff des
Kriegsschauplatzes grenzt sie sich ab von bisherigen Erklärungsansätzen und
versucht durch die Einflussfaktoren des Raumes, an dem die
kriegerischen Auseinandersetzungen stattgefunden haben, die Eskalation der
Gewalt zu erklären. Denn Entstehung extremer Gewalt, so Susanne Kuß, ist
im Kolonialkrieg mit den Bedingungen des kolonialen Raumes verknüpft
(S. 31) und resultiert weniger aus einer geplanten
Vernichtungsstrategie, noch direkt aus einer allgemein militaristischen
Kultur im Deutschen Reich.
Ihrer Analyse der kolonialen
Kriegsschauplätze der drei großen Kolonialkriege - Boxer-Aufstand 1900/01,
Herero-Nama-Krieg 1904-1907 und Maji-Maji-Krieg 1905-1908 - stellt Kuß einen
kurzen Überblick der Kriegsverläufe voraus (S. 49-126). Es folgt eine
detailreiche und quellennahe Untersuchung der Einflussfaktoren, die das
Konzept des Kriegsschauplatzes bilden: Die Vorbereitung auf den Dienst in
Übersee und die Ausrüstung der Truppe, der ideologische Hintergrund,
die geographischen Bedingungen der Kolonien und auch die Krankheiten vor
Ort werden auf ihre Wirkung auf den Krieg untersucht. Mit viel Liebe
für militärisch relevante Details zeichnet Susanne Kuß ein Bild, in dem
die räumlichen Bedingungen des Krieges die Form der
Kriegsführung beeinflussten und somit zur Eskalation der Gewalt beitrugen.
Dabei ist für Susanne Kuß klar: Gewalt ist eine anthropologische Konstante
(S. 9). Was als Eskalation der Gewalt und als Abweichung von europäischen
Normen der Kriegsführung erscheint, resultiert aus den speziellen
Gegebenheiten des kolonialen Kriegsschauplatzes. Nicht nur, dass Gewalt im
kolonialen System allgegenwärtig war, im kolonialen Krieg nahm sie neue
Dimensionen ein. Da europäische Konventionen keine Gültigkeit hatten, war
die Entgrenzung der Gewalt kaum eingeschränkt. Hierbei sind die
deutschen Kolonialkriege nicht als Sonderfälle europäischer Kriegsführung
in Übersee zu betrachten. Allerdings erkennt auch Susanne Kuß, dass
der Krieg in Deutsch-Südwestafrika unter den drei Verglichenen
eine herausragende Stellung einnimmt. Dies macht sie zum einen an den
enormen Krankheitsfällen der Schutztruppe fest, deren Ursache insbesondere
im Rahmen der Typhusepidemie den Einheimischen zugeschrieben wurde
und somit die Gewaltbereitschaft radikalisierte (S. 296). Aber auch
das Interesse der anderen Kolonialmächte am Herero-Nama-Krieg deute auf
die Sonderrolle der Ereignisse von 1904-1907 (S. 310). Dabei zeigt
Susanne Kuß, dass es nicht die Eskalation der Gewalt im deutschen
Kolonialkrieg war, die das Ausland interessierte, sondern vielmehr die
Fähigkeiten der deutschen Armee (S. 331, 341). So kommt sie zu dem Schluss,
dass die Unfähigkeit der deutschen Truppen, ihre mangelnde Vorbereitung auf
den Dienst in Übersee und geringe Erfahrung in der Aufstandsbekämpfung
die Form der Kriegsführung beeinflussten und folgt somit den
Beobachtungen zeitgenössischer britischer und französischer
Kriegsberichterstatter. Diese hatten sich für einen schnellen harten Schlag
gegen die Herero ausgesprochen, zu dem das Deutsche Reich jedoch nicht fähig
schien (S. 332). Erst die Nachkriegssituation veränderte, durch
wechselseitige Anschuldigungen in deutschen und britischen Farbbüchern, den
auf internationaler Ebene geführten Diskurs um koloniale Gewalt (S.
340).
Ein wichtiger Faktor zur Erklärung der Unterschiede in den
Gewaltformen bleibt, dass das weite Land Südwestafrikas aufgrund seines
subtropischen Klimas als einziges unter den deutschen Kolonien als
Siedlungsgebiet auserkoren wurde. Im Konzept des Kriegsschauplatzes ist
jedoch zu bedenken, dass die kargen Steppen auch andere Grundlagen für
die Kriegsführung boten, als beispielsweise die tropischen
Gegenden Deutsch-Ostafrikas. Das Land, das selbst zu Friedenszeiten den
deutschen Truppen kaum ausreichend Ressourcen bot, wurde im Krieg zu
einer zusätzlichen Bedrohung. Eine Strategie der verbrannten Erde, wie
sie sowohl im Maji-Maji-Krieg als auch während des
Boxeraufstandes angewendet wurde, kam unter diesen geographischen Bedingungen
nicht in Frage. Die Soldaten erlebten Südwestafrika durch die Weite der
Natur, in der die wenigen "kulturarmen" Bewohner den Zivilisierungsphantasien
kaum Grenzen setzten. Für Susanne Kuß resultiert die Umsetzung
der Vernichtungsstrategie im Herero-Nama-Krieg aus der Anpassung an
diese, tatsächlichen oder so wahrgenommenen, Gegebenheiten des
kolonialen Raumes (S. 267f.). Allerdings kann sie an anderer Stelle zeigen,
dass gerade viele der "alten Afrikaner" den wirtschaftlichen Faktor
der Eingeborenen für die koloniale Entwicklung betonten (S.
136). Strafexpeditionen und die Zerstörung einheimischer Kulturen
erschienen nur in den Gegenden als sinnvolles Mittel kolonialer Herrschaft,
in denen die kulturschaffende Leistung der Einheimischen als solche
erkannt wurde. In Deutsch-Ostafrika wurde die landwirtschaftliche Produktion
der Eingeborenen frühzeitig in die Kolonialplanung mit einbezogen und
auch das militärische Kartenmaterial reagierte auf den Überfluss
an Ressourcen in Ostafrika und China. Dieser Überfluss und die
geringere Zahl der deutschen Soldaten machte eine Anpassung des Krieges an
den Raum, in Form der Strategie der verbrannten Erde, erst möglich und
nötig (S. 261).
Im Vergleich der drei Kolonialkriege gelingt es
Susanne Kuß sowohl die prägenden Unterschiede der kolonialen Gewaltformen
herauszuarbeiten, als auch Gemeinsamkeiten zu finden. Die Heterogenität der
Angehörigen der Schutztruppe lässt, wie Susanne Kuß richtig analysiert, keine
direkten Schlüsse auf eine verallgemeinernde Gewaltdisposition deutscher
Soldaten in Übersee zu. Besondere Bedingungen des kolonialen
Kriegsschauplatzes, vor dem Hintergrund ideologischer Leitlinien wie dem Wort
des Kaisers "Pardon wird nicht gegeben", bilden dabei übergreifende
Charakteristika kolonialer Kriegsführung.
Susanne Kuß integriert in
ihrem Kriegsschauplatz-Konzept viele Argumente um einen universellen
Analyserahmen abzustecken. In weiten Teilen gelingt es ihr so auf die
relevanten Faktoren vor Ort hinzuweisen, die in der Debatte um die
Verbindungslinien kolonialer Gewalt gerne übersehen werden. Einer Tradition
genozidialer Gewalt von den Kolonialkriegen zum Zweiten Weltkrieg steht für
Susanne Kuß schon das Alter ehemaliger Kolonialsoldaten zur Zeit des
Nationalsozialismus entgegen. Trotz des Befundes der Übertragbarkeit
kolonialer Kriegsstrategien auf den europäischen Osten (S. 320) seien in
der Zwischenkriegszeit keine Kolonialkriegsdiskurse geführt worden, die
auf eine Kontinuität hindeuteten (S. 429). Dass die Kolonialkriege
in Reichswehr und Wehrmacht "überhaupt kein Thema" waren (S. 27)
steht jedoch durchaus im Widerspruch zur "Kolonialaufklärung des
Heeres".[1]
Bei der deutlichen Betonung der geographischen Faktoren
bleibt sicherlich zu diskutieren, ob die Ursachen der Gewalteskalation in
den geographischen Bedingungen des kolonialen Raumes zu suchen sind
oder doch eher in dem europäischen Blick auf diesen Raum. Und an
dieser Stelle schließt sich auch der Kreis zu den Raumvorstellungen Ratzels
und Haushofers, zu denen Kuß zu Beginn einen Bezug ihres
Konzeptes herstellt. Die Raumvorstellungen der Zeit prägten nicht nur
spätere Lebensraum-Ideen der Nationalsozialisten (S. 35), sondern spiegeln
auch die sozialdarwinistische Weltsicht im Kaiserreich. Gerade
die radikalisierende Lobbypolitik des Alldeutschen Verbandes wäre
stärker mit einzubeziehen, wenn man bedenkt, dass die Raumkonzepte Ratzels
und Haushofers diesem Dunstkreis entsprangen.[2] In der Abarbeitung
ihrer Themen über die Grenzen der jeweiligen Kriege hinweg erscheint
einiges unstrukturiert, manches übergewichtet und wird dabei ihrem
eigenem Konzept des kolonialen Kriegsschauplatzes nicht immer
gerecht.
Im Gesamten ist das Buch von Susanne Kuß eine hervorragend
recherchierte und gut in den wissenschaftlichen Diskurs eingebettete
Untersuchung zur Gewalt in der deutschen Kolonialgeschichte. Eine
umfassende vergleichende Studie zu den kolonialen Kriegen war besonders
angesichts der hitzig geführten Debatte um Kontinuitäten zwischen
Kolonialismus und Nationalsozialismus sicherlich wünschenswert. Susanne Kuß
nimmt diese Debatte auf und gibt mit ihrem Konzept des Kriegsschauplatzes
wichtige Denkanstöße. Durch ihre reichhaltige Quellenarbeit eröffnet ihr Werk
den Zugang zu wichtigen Einflussfaktoren der Kriegsführung. Gerade im
Bezug auf die aktuellen Mandate der Bundeswehr gibt Susanne Kuß ihren
Thesen eine Aktualität, die für mögliche Gewalteskalationen
in "out-of-area"-Einsätzen bedacht werden sollten (S.
18).
Anmerkungen: [1] Vgl. Klaus Hildebrand, Vom Reich zum Weltreich.
Hitler, NSDAP und koloniale Frage, 1919-1945, München 1969, S. 69. [2]
Siehe z.B. Bruno Hipler, Hitlers Lehrmeister. Karl Haushofer als Vater der
NS-Ideologie, St. Ottilien 1996, S. 38.
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Date: 2011/04/17 21:10:11
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Wojciech, Katharina: Die Stadtpräfektur im Prinzipat (= Antiquitas
1, 57). Bonn: Rudolf Habelt Verlag 2010. ISBN 978-3-7749-3690-4; X, 402
S.; EUR 79,00.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Olli Salomies,
Institutum Classicum, Universität Helsinki E-Mail:
<olli.salomies(a)helsinki.fi>
Angestrebt ist in dem hier zu
rezensierenden Buch von Katharina Wojciech, die gekürzte Fassung einer Kölner
Dissertation aus dem Jahr 2008, "eine erschöpfende, systematische Darstellung
der praefectura urbis der ersten 3 Jahrhunderte n. Chr." (S. 4).[1] Dies ist
der Verfasserin ganz sicher auch gelungen; es handelt sich in der Tat um
ein magnum opus, in dem alle Aspekte der Stadtpräfektur eingehend
besprochen werden. Es versteht sich von selbst, dass bei einer Behandlung
eines solchen Themas ganz "neue" Erkenntnisse nicht überall geboten
werden können; es ist aber dennoch in jedem Fall sehr gut, dass der
Forschung jetzt eine moderne und auch die neueste Literatur
berücksichtigende Darstellung der Stadtpräfektur zur Verfügung steht.
Das Literaturverzeichnis (S. 361-373) mit Titeln auch in
"exotischen" Sprachen wie Polnisch verzeichnet nur die abgekürzt zitierte
Literatur und gibt somit nur ein blasses Bild vom Reichtum der
verwendeten Forschung; für den Nicht-Juristen ist besonders die Heranziehung
und Besprechung der juristischen (oft in italienischer Sprache
verfassten) Literatur nützlich.
Die Einrichtung der Stadtpräfektur
wird im ersten Kapitel (S. 7ff.) behandelt. Unter Augustus sind sicher nur
zwei Präfekten bezeugt: Messalla Corvinus ganz kurz wohl im Januar 25 v.Chr.
und Statilius Taurus etwa 16-13 v.Chr. Schon Messalla Corvinus trug wohl den
später üblichen Titel praefectus urbi (S. 15). Erst mit L. Piso wurde das
Amt permanent; von Piso sagt Tacitus zum Jahr 32, er habe das Amt 20
Jahre bekleidet. Mit anderen nimmt die Autorin an, diese Angabe sei
ungenau, Piso sei erst unter Tiberius mit dem Amt betraut worden. Die
Einrichtung einer permanenten Stadtpräfektur wird begründeterweise als
Konsequenz aus der Aufstellung der später dem Stadtpräfekten unterstellten
cohortes urbanae schon unter Augustus (s.u.) verstanden. In diesem Kapitel
ist mir im Übrigen aufgefallen, dass die Argumentation gelegentlich
auf etwas unsicheren und ungenau formulierten Annahmen beruht; so heißt
es etwa zu den rechtlichen Grundlagen des Amtes, dass diese
Fundierung notwendig gewesen sei, "damit ein entsprechendes Handeln von
der Führungsschicht akzeptiert wurde" (S. 14).
Im zweiten Kapitel (S.
29ff.) untersucht Wojciech die "territorialen Grenzen der Zuständigkeit des
Stadtpräfekten". Die Verfasserin schließt sich der Meinung an, dass der
Stadtpräfekt bis in die severische Zeit für ganz Italien zuständig war; die
100-Meilen-Grenze für dessen Handeln wurde erst von Septimius Severus
eingeführt. Allerdings sei der Präfekt in der vorseverischen Zeit nicht
"grundsätzlich für die Sicherheit der Halbinsel (d.h. auch außerhalb von Rom)
verantwortlich" gewesen; eine an sich plausible Annahme, die aber in erster
Linie dadurch begründet wird, dass es in Italien seit Augustus "eigens damit
(d.h. mit der Sicherheit) betraute Militärposten" gab (S. 40). Diese Posten
sind aber sehr schlecht bezeugt (die republikanische S. 40, Anm. 158 zitierte
Inschrift CIL IX 3907 = I² 1815 gehört jedenfalls nicht in diesen
Zusammenhang); und selbst wenn es sie überall in Italien tatsächlich gegeben
haben sollte, kann man sich fragen, ob sich die Existenz dieser Posten und
die Annahme, der Stadtpräfekt sei für die Sicherheit der ganzen
Halbinsel zuständig gewesen, gegenseitig unbedingt ausschließen
müssen.
Im dritten Kapitel (S. 45ff.) erörtert Wojciech den
Stadtpräfekten als Ordnungshüter. Wie sie feststellt, sind die Quellen hier
nicht sehr ergiebig und berichten normalerweise bloß von
untypischen Ausnahmesituationen, beispielsweise über das Chaos nach
Caligulas Ermordung. Dazu kommt noch, dass in den Quellen zumeist nicht
zwischen Prätorianern und urbaniciani unterschieden wird. Der Schlussteil
des Kapitels ist "besonderen Gefährdungsfaktoren" gewidmet, die einzeln
mehr oder wenig kurz besprochen werden; Wojciech erörtert Probleme
mit Schauspielern, Vereinen, Wahrsagern, Magiern, Astrologen,
Philosophen und Christen. Bei der zuletzt genannten Gruppe bieten die
Märtyrerakten und andere christliche Quellen interessante Informationen zu
den Tätigkeiten der Präfekten.
Die Rechtsprechungskompetenzen des
Stadtpräfekten untersucht Wojciech im vierten Kapitel (75ff.), dem längsten
des Buches. Einzeln behandelt werden Themen wie der "Eingriff in das
Herr-Sklave-Verhältnis", der "Eingriff in das
Freilasser-Freigelassener-Verhältnis", die tutela oder auch die cura. Hier
und da hat man den Eindruck, dass Wojciech dabei recht weit vom Thema
abkommt; so wird beispielsweise im Kapitel 4.1.2 ("Der Stadtpräfekt als
Schutzinstanz"), in dem es vor allem um "Beschwerden von schlecht behandelten
Sklaven" (S. 81) geht, die Stellung der Sklaven gegenüber ihren Domini in der
Kaiserzeit auch im allgemeinen behandelt; Wojciech erörtert hier etwa auch
die Prostitution der Sklaven (S. 91ff.) oder die ingrati liberti (S. 105ff.).
Doch ist dies sicher so zu erklären, dass die Kompetenzen des Präfekten in
einer bestimmten Angelegenheit nicht beschrieben werden können, ohne dass
man gleichzeitig auf die Problemlage generell - etwa die Institution
der tutela (S. 115ff.) - genauer eingeht, eventuell auch
unter Berücksichtigung der Verpflichtungen anderer beteiligter
Amtsträger. Dass im Übrigen hier nicht alle Fragen geklärt werden können,
versteht sich von selbst; dies wird etwa in der Liste von Vergehen, bei denen
man eine Kompetenz des Präfekten nur annehmen kann, recht deutlich
(S. 139).[2]
Das fünfte Kapitel (S. 163ff.) behandelt die
Marktaufsicht, wobei einzeln auf die Aufsicht über Geldgeschäfte, die Sorge
für Gewichts- und Maßnormen und die Überwachung des Fleischmarktes
eingegangen wird. Hier handelt sich also zumeist um Aktivitäten, für die
früher die Ädilen zuständig waren. Wann genau auch diese Aufgaben dem
Stadtpräfekten zugeschrieben wurden, ist nicht auszumachen; die frühesten
Zeugnisse für seine Verantwortlichkeit stammen jedenfalls erst aus dem 2.
Jahrhundert. Dem Personal der Stadtpräfektur widmet sich Wojciech im sechste
und letzten Kapitel (S. 205ff.). Zunächst geht die Verfasserin auf
die cohortes urbanae ein, wobei die außerhalb Roms - etwa in Ostia
- stationierten Einheiten unberücksichtigt bleiben. Nach einer
eingehenden Besprechung der Quellen und der Ansichten moderner Forscher
stellt Wojciech fest, dass die Stadtkohorten schon unter Augustus
aufgestellt wurden, wann genau, sei aber nicht auszumachen (S. 210).[3] Die
Anzahl der Kohorten, ihre Stärke, ihr Oberbefehl und ihre Stationierung
werden ebenfalls besprochen. Auch hier müssen Details noch offen bleiben,
so etwa die genaue Anzahl der Kohorten unter Augustus (S. 211).
Wojciech wendet sich (S. 213) jedenfalls dezidiert gegen die These, dass man
aus der Inschrift CIL VI 1009 = ILS 2012 folgern könne, die
Stadtkohorten hätten stets oder zumindest zeitweise unter dem Oberkommando
des Prätorianerpräfekten gestanden. Ein eigenes Lager bekamen
die urbaniciani nach der Autorin am ehesten unter Septimius Severus
(S. 216). Die Zusammensetzung des officium des Präfekten (S. 217ff.)
lässt sich weitgehend rekonstruieren. Die einzelnen Chargen sind
allerdings eher spärlich bezeugt; so ist beispielsweise nur ein
einziger cornicularius bekannt (S. 217). Auch Mitglieder des consilium
und adsessores (S. 233ff.) erscheinen in unseren Quellen nur
äußerst selten.
Die Untersuchung wird durch eine über 100 Seiten lange
sehr nützliche Prosopographie der Stadtpräfekten zwischen Augustus und
289 abgeschlossen. Die Nummerierung der namentlich bekannten Präfekten
endet mit Nr. 75, es gibt aber auch einige unsichere Fälle (S. 355-357);
die meines Erachtens in keinem Fall akzeptable Angabe der Historia
Augusta (Did. 1,1), Salvius Iulianus sei zweimal Konsul und
Stadtpräfekt gewesen, wird zwar als wenig glaubhaft bezeichnet, aber
nicht entschieden abgewiesen (S. 358f.). In der Prosopographie
zitiert Wojciech wörtlich alle Zeugnisse, die sich auf die Präfektur
beziehen, die griechischen Quellen mit einer deutschen Übersetzung. Über
einige Details ließe sich zweifellos diskutieren, es handelt sich dabei
aber nur um Kleinigkeiten.[4]
Der Stil des Buches schien mir - wenn es
einem Rezensenten, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, erlaubt ist, sich
dazu zu äußern - hier und da etwas lässig (etwa: "widersprach massiv dem mos
maiorum", S. 24); auffallender erschien mir jedoch der Gewohnheit der
Verfasserin, auf andere Forscher oft mit dem bloßen ersten Buchstaben des
Nachnamens zu verweisen (z.B. "M." S. 127, "E.", S. 131, "S. M." S. 168 u.
171, "Ch. und P." S. 171, "D." S. 226 usw.). Dies sind aber Kleinigkeiten;
im Ganzen gesehen handelt es sich um ein willkommenes Buch, das
der Forschung von großem Nutzen sein wird.
Anmerkungen: [1] Etwa
gleichzeitig ist auch eine andere Arbeit zur Stadtpräfektur erschienen:
Sebastian Rucinski, Praefectus urbi. Le gardien de l'ordre public à Rome sous
le Haut-Empire Romain, Poznan 2009 (ursprünglich eine Dissertation an der
Universität Poznan), die von der Autorin auf S. 3 (nicht aber im
Literaturverzeichnis) erwähnt wird. Nach der kurzen Charakterisierung
Wojciechs (S. 3f.) soll es in Rucinskis Arbeit manche Lücken und auch einiges
andere zu bemängeln geben. [2] Ähnliches gibt es auch sonst: vgl. z.B. S. 202
zur eventuellen Zuständigkeit des Präfekten für die ausreichende
Weinversorgung in der Hauptstadt. [3] Vgl. S. 209f. zur Inschrift aus
tiberischer Zeit AE 1978, 286 mit der auffallenden Erwähnung einer cohors XI
praetoria. [4] So glaube ich z.B., dass Gal[er.] in CIL VI 41184 (Nr. 40)
und Claud. in ILS 8979 Tribus-, nicht Gentilnamen
sind.
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Date: 2011/04/21 13:04:50
From: anneliese.schumacher(a)t-online.de <anneliese.schumacher(a)t-online.de>
Heute fand sich in der SZ ein Artikel zu dem jetzt
im Theulegium ausgestellten sogenannten "Tholix". Ich finde ja
die Bezeichnung ein wenig eigenartig, aber sie erfüllt vmtl ihre
Aufgabe, den Fund populär zu machen.
Viele
Grüße
Anneliese Schumacher
Zeigt
das Sandsteinbild den ältesten Saarländer?
Restauriertes keltisch-römisches Doppelrelief ist
die neue Attraktion im Tholeyer Museum Theulegium
Die Tholeyer nennen ihn liebevoll Tholix, den ersten
Saarländer. Einen Beweis, dass das Sandsteinrelief, das jetzt im
Tholeyer Museum Theulegium zu sehen ist, aus der Keltenzeit stammt, gibt
es nicht. Aber einzigartig ist es trotzdem.
Von SZ-Redakteur Volker Fuchs
Tholey. So also soll der erste
Saarländer ausgesehen haben: Runde Augen, dicke Nase, ein Ohr, Vollbart.
Statt eines Mundes gibt es ein kleines viereckiges Loch, als Teil einer
Befestigung von den Römern gebohrt. Über Schönheit lässt sich wohl streiten. Dass dieses
wohl mehr als 2000 Jahre alte Sandsteinrelief, das seit gestern Abend im
Museum Theulegium in Tholey zu sehen ist, einzigartig in der Region ist,
ist allerdings unstrittig. Und das aus mehreren Gründen.
Die drei Sandsteinbruchstücke, die jetzt restauriert
und im Museum ausgestellt sind, sind Teil eines keltisch-römischen
Doppelreliefs. Allein das ist schon eine kleine Sensation. Auf der einen
Seite ist der schon beschriebene stilisierte Oberkörper und Kopf eines
Mannes zu sehen. Die Verarbeitung deutet nach Ansicht von Experten
darauf hin, dass diese Steinseite vor der Römerzeit bearbeitet wurde,
also keltischen Ursprungs ist. Steinbildnisse aus dieser Keltenzeit sind
äußerst selten. Die andere Seite stammt aus der Römerzeit (1. bis 3.
Jahrhundert nach Christus) und zeigt einen schreitenden Mann mit Umhang
und Schild.
Fast fünf Jahrzehnte war nur
diese römische Seite des Steines bekannt.
Gefunden wurde das Doppelrelief zwar schon 1959 bei
Ausgrabungen in der Abteikirche Tholey im Fundament der romanischen
Vorgängerkirche aus der Zeit um 1150 nach Christus. Lange wurde es im
Abteimuseum aufbewahrt.
2006 kam der Fund als
Leihgabe ins neue Museum Theulegium. Die Rückseite war noch mit
Erdresten bedeckt. Erst als er diese vorsichtig entfernte, entdeckte der
Restaurator Niko Leiß das zweite Relief.
Seitdem bemüht sich der Historische Verein zur Erforschung des
Schaumberger Landes, dem Leiß vorsteht, um die Restaurierung. 12 000
Euro hat diese gekostet. Jetzt ist das Doppelrelief eine weitere
Attraktion in dem Tholeyer Museum, in dem zahlreiche Funde aus Kelten-,
Römerzeit und Mittelalter zu sehen sind.
Öffnungszeiten des Theulegiums: Montag bis Freitag:
zehn bis zwölf Uhr und 14 bis 16.30 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage:
14 Uhr bis 16.30 Uhr.
Beitrag vom: 21.04.2011, 00:11
Date: 2011/04/21 18:56:32
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü, am 22. April 1906 zerstörte ein großes Erdbeben die Stadt San
Francisco. Genau vier Tage zuvor drehte man dort einen siebenminütigen
Film mit einer 35-mm-Kamera, die an der Vorderseite einer Straßenbahn montiert
wurde. Diesen Film kann man sich jetzt auf you-tube anschauen. Die Tour
geht immer gerade durch die Market Street auf den großen Glockenturm am
Embarcadero Wharf zu. http://www.youtube.com/watch_popup?v=NINOxRxze9k
Nehmen Sie sich einfach die Zeit dazu.
Roland Geiger
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Date: 2011/04/21 22:28:52
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
beim
diesjährigen Seminar „Vertiefende Familienforschung“ auf Schloss Dhaun sprach
Sylvia Bier, Uni Saarbrücken, über ihre Forschungen nach dem franz. Musiker Jean
Renault.
Eine der
zahlreichen Quellen, die sie nannte, war das Internationale Quellenlexikon der
Musik (RISM). RISM, gesprochen wie das englische Wort „rythm“ (deutsch:
Rhythmus), ist ein Akronym, das sich in Répertoire International des Sources
Musicales auflösen läst.
RISM ist ein
internationales Gemeinschaftsunternehmen mit dem Ziel, die weltweit
überlieferten Quellen zur Musik umfassend zu dokumentieren.
RISM weist
nach, was vorhanden ist und wo es aufbewahrt wird.
In vielen
Ländern katalogisieren selbstständige nationale Arbeitsgruppen in Bibliotheken
und Archiven die historischen Quellen der Musik: Musikdrucke,
Musikhandschriften, Libretti sowie Schriften zur Musik (Theoretika). Die
Ergebnisse werden zusammengefasst und vom RISM veröffentlicht.
Die hier im
Online-Katalog angebotene Datenbank enthält ca. 700.000 Nachweise fast
ausschließlich von Musikhandschriften. Sie überliefern Werke von ca. 25.000
Komponisten. Die Quellen werden in Bibliotheken und Archiven von 32 Ländern
verwahrt.
Die bisher als
CD-ROM oder Internetdatenbank veröffentlichten Daten zur Serie A/II:
Musikhandschriften nach 1600 sind in diesem Online-Katalog enthalten.
Die Datenbank
des RISM ist die bisher umfassendste greifbare Dokumentation auf dem Gebiet der
Musikhandschriften und wird durch regelmäßige Updates stetig wachsen.
Erreichen
können Sie es via http://www.rism.info/en/service/opac-search.html
Ich habe
natürlich nach dem St. Wendeler Komponisten Philipp Jakob Riotte gesucht und bin
auch fündig geworden.
Mit
freundlichen Grüßen
Roland
Geiger
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Date: 2011/04/22 12:37:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Labach (Ostertal): Der Verein für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) lädt
im Rahmen seiner monatlichen Vortragsreihe zur 44. Gemeinschaftstagung mit der
Kreisgruppe Kusel im Historischen Verein der Pfalz, am Samstag, dem 14. Mai 2011
in den Landgasthof Labach (sog. Grube Labach) nach Breitenbach-Labach (Ostertal)
ein. Beginn 15.00 Uhr.
VLS-Mitglied Raimund Benoist aus Dörrenbach referiert über „Bergbau auf
Kalk und Kohlen im saar-pfälzischen Raum“. Gäste sind herzlich
eingeladen.
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Date: 2011/04/22 12:42:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
1. Im Rahmen unseres neuen Projektes „Aufbau eines Netzwerkes für die
Heimatvereine im Kreis Merzig-Wadern“ sind alle uns bekannten Heimatvereine
angeschrieben worden. Gemeinsam wollen wir zum 1. Mai 2011 den 2.
Terminkalender für Heimatkunde und Heimatgeschichte im Kreis Merzig-Wadern
herausgeben. Wir bitten um Mitteilung der Veranstaltungstermine in den
Monaten Mai, Juni, Juli und August 2011.
2. Im Jahrbuch 2011 hat jeder Heimatverein (Mitgliedsverein) wieder die
Möglichkeit über seine Aktivitäten in den Jahren 2009 (2 Halbjahr), 2010 und
2011 (1. Halbjahr) zu berichten. Die Texte und Bilder sollten bis 31. Mai
2011 vorliegen.
3. Am Samstag, dem 9. April 2011 um 15,00 Uhr, beginnt im Pfarrsaal Wadern
( neben der kath. Kirche) ein Mosel- und Rheinfränkischer Mundartnachmittag.
Die Organisation liegt in den Händen der Mundart-AG und des Heimatvereins
Wadern. Persönliche Einladungen sind bereits allen zugegangen.
4. Die Arbeitsgruppe Mundart (I. Diwersy, W. Reinert, U. Weidig, H.
Schommer) hatte mittlerweile mit der Leitung des Museums Schloss Fellenberg
in Merzig zur Vorbereitung eines Mundart- Wettbewerbes auf Kreisebene zwei
Arbeitssitzungen. Ein Konzept zur Durchführung des Wettbewerbs ist erarbeitet
worden. In den nächsten Tagen wird es sicherlich in der Saarbrücker Zeitung
veröffentlicht werden und die interessierten TeilnehmerInnen aufgefordert,
ihre Mundartarbeiten in Lyrik und/oder Prosa an das Museum in Merzig zu
schicken.
5. Im Rahmen der „Merzig-Waderner Geschichtshefte für Geschichte,
Heimatkunde, Brauchtum und Kultur“ wird der Kreisheimatverein im Sommer
dieses Jahres das Buch „Erlebnisse eines Sanitätssoldaten im Zweiten
Weltkrieg und Erinnerungen an die Vor- und Nachkriegszeit“ herausbringen.
Autor des Buches ist der langjährige Heimatforscher Reinhold Junges aus
Mettlach. Für sein heimatgeschichtliches Lebenswerk erhielt Herr Junges im
Jahre 2010 als Anerkennung die Konstantin-von-Briesen Plakette
verliehen.
6. Der Kreisheimatverein Merzig-Wadern wird Ende dieses Jahres wiederum ein
Jahrbuch herausgeben. Alle Heimatforscher und alle Heimatvereine haben die
Möglichkeit, mit eigenen Beiträgen an der Erstellung des Buches
mitzuwirken.
7. Der Heimatverein (HV) Losheim wird im Monat Mai 2011 eine Broschüre im
Rahmen der „Losheimer Reihe“( Nr. 9) herausbringen unter dem Titel.“150 Jahre
Odilienkapelle am Heiligenborn im Lückner“. Die Broschüre kann beim HV
Losheim für 5,00 € erworben werden.
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Date: 2011/04/24 15:09:35
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Der Wareswald – ein
Herrenwald
In jünster Zeit taucht wieder die
Mär auf, die römische Siedlung zwischen Tholey und Oberthal, die seit ein paar
Jahren ausgegraben wird, hätte auch zu römischer Zeit schon „Wareswald“
gehießen, denn der Name ginge auf den römischen Politiker „Rixiovarus“ oder
„Rictius Varus“ zurück, der den Ort erbaut haben sollte. Da hilft auch nicht,
daß schon vor achtzig Jahren die eigentliche Bedeutung des Namens festgestellt
wurde, und da hilft eigentlich auch nicht, heute etwas dagegen zu
schreiben.
Aber – geben wir die Hoffnung
nicht auf.
In der Ausgabe 1/2 der Jahre
1939/40 des heimatkundlichen Magazins „Unsere Saar“ erschien ein Artikel über
die Herkunft diverser Orts- und Flurnamen, der hier in Auszügen wiedergegeben
wird:
„„Garenne" signifie proprement un lieu
réservé, défendu“
(E. Littré) d. h. Garenne bedeutet eigentlich ein vorbehaltener, verbotener Ort.
Bei Paris liegt der Ort „L a G a r e n n e", der vermutlich aus dem Namen eines
Jagd-, Holz- oder Weideschutzgebietes hervorgegangen ist. Beide Wörter haben
also im Französischen dieselbe Bedeutung wie im Deutschen. Eine Reihe Ortsnamen
„Varennes" haben sich aus dem Geländenamen entwickelt. Le Nouveau Larousse illustre führt
allein elf Orte dieses Namens an. Die germanische Form mit „w" findet sich auch
im Englischen als „warren“ = ein
privilegierter Ort, wo Tiere in Gehegen gehalten werden durften; Gehege,
Kaninchengehege (Grieb-Schröer).
Derselbe Stamm „w a r" liegt auch
dem Namen Wareswald zugrunde. Der Wareswald ist demnach ein Herrenwald, der vor
andern zu wahrende, der den andern verbotene Wald. Während das Stammwort in
Warndt selbständig erhalten ist, hat es in Wareswald eine Verbindung
eingegangen. Daß die Volkssage den richtigen Namen „Wareswald" in „Waruswald" — so auch die Karten der
Preuß. Landesaufnahme — umgewandelt hat, mag in verschiedenen Ursachen begründet
sein. Einmal trägt dazu bei die Ähnlichkeit der beiden Wörter — tatsächlich
liegt eine volksetymologische Umdeutung vor — dann aber auch die Tatsache, daß
die Volkssage seit alter Zeit dorthin eine römische Siedlung verlegt. Dicht
dabei liegt die Wüstung „Ixweiler", und das Gelände des Wareswaldes zeigt noch
heute massenhaft Spuren alter Mauern und Bausteine. Bereits im 16. Jahrhundert
heißt es in einem Aktenstück aus dem Lagerbuch der Abtei Tholey vom Wareswald
„allwo nach dem gemeinen Gespräch eine
von dem Rixiowaro her erbaute Statt zur Zeit soll gestanden haben."
Es kommt hinzu, daß am Fuße des
Schaumberges, von dessen römischem Kastell aus die ganzen Saarlande und das
Gebiet bis hinauf zum Hunsrück überschaut und beherrscht werden konnten, der
Kreuzungspunkt mehrerer durchgehender Römerstraßen lag und daß sich hier auch
römische Ziegeleien befanden (vgl. die Ableitung des Ortsnamens Tholey von
teulegium, lateinisch tegula = Ziegel). Wie es überhaupt mit solch
hervorragenden Punkten geschah, so wurde auch dieser befestigte Platz bei der
Besitzergreifung durch die Franken „Königsgut". Deshalb ließ der Merowinger
Grimo, ein Neffe des Königs Dagobert, um das Jahr 600 am Fuße des Schaumbergs
das erste Benediktinerkloster der Gegend gründen, das bis zur Französischen
Revolution bestanden hat. Aus dieser geschichtlichen Entwicklung heraus läßt
sich verstehen, daß Tholey als Absteigequartier für die fränkischen Könige und
als bedeutender Klostersitz auch sein Königsgut, seinen für den König allein zu
„bewahrenden" Herrenwald — seine silva war an da — mit dem für den König oder
seine Vertreter allein bestimmten Jagdrevier hatte. Leider besitzen wir keine Belege für die
frühere Form des Namens.
Den Schlüssel zur Erklärung der
offenbar verstümmelten Form Wareswald bieten uns wahrscheinlich die urkundlich
bezeugten Formen des Ortsnamens Warsberg. Der Ort mit alter Burg dieses
Namens liegt etwa 11/, Stünden westlich des saarländischen Warndtgebietes im
lothringischen Kreise Bolchen.
Einige urkundliche Belege:
1258 Warnesperch;
1271 Warnesberch, -berg;
1290 Warnesberg.
Die fast buchstäbliche
Übereinstimmung mit „Wares"-wald
legt die Vermutung nahe, daß auch hier im ersten Bestandteil dasselbe Wort wie
in „Warndt" vorliegt. Vielleicht ist
als Ausgangsform die uneigentliche Zusammensetzung (mit Genitiv - s)
„Warendsberg" (Warendswald) anzusetzen, die ihr „d" als Zahnlaut zwischen den
zwei andern Zahnlauten „n" und ,s", da es doch nicht hörbar ist, verliert. So
erhalten wir „Warensberg" oder „Warnesberg" — vgl. die urkundl. Formen
— ebenso „Warenswald" oder „WarnesWald". Undeutliche oder
nachlässige Aussprache haben dann mit der Zeit die heutige Form „Warsberg" und dementsprechend „Warswald, 'Wareswald"
erzeugt.
Zweifellos haben ähnliche
Bedeutung die Wehrbüsche der Eifel,
der Flurname Wehrholz (ein Wald) auf
der Gemarkung Auersmacher (Saar), und die vielen mit dem Bestimmungswort „Herr" zusammengesetzten Flurnamen, z.
B. Herrchenberg bei Bergweiler, Herrengärten bei Berschweiler,
Dirmingen, Ottweiler, Dudweiler; Herrenacht bei Bubach-Calmesweiler; Herrenberg bei Eppelborn; Herrengewann bei Illingen-Gennweiler u.
v. a. Zu vergleichen ist ferner das Wort „Forst" in seiner einstigen Bedeutung
(von mittellateinisch forestis, lat.
foris = außerhalb): der dem
Herrscher vorbehaltene Wald (Bannwald?), der der gemeinen Benutzung in bezug auf
Weide, Holzung und Jagd entzogene, entfremdete Wald. (Dazu französ. forain = auswärtig, englisch foreigner = der Fremde, Ausländer).
Vgl. den Flurnamen „Beim Forst" bei
Herchenbach.“
Der St. Wendeler Heimatforscher
Hans-Klaus Schmitt hat diese Ergebnisse zu einem kleinen Artikel im ersten St.
Wendeler Kreisheimatbuch von 1948 zusammengefaßt (siehe dort Seite 150). In
„Varuswald oder Wareswaldt? Ein Beitrag zur Klärung“ stellt er schon im ersten
Satz richtig fest: „Die Schreibweise Varuswald hat keine
Berechtigung.“
Nicht erst seit Schiller wissen
wir, daß hier wie so oft der gesunde Menschenverstand einfach ausgeschaltet und
Unsinn einfach nachgeplappert wird. Besser wird es dadurch aber
nicht.
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Date: 2011/04/25 21:47:43
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Kistler, Erich: Funktionalisierte Keltenbilder. Die Indienstnahme
der Kelten zur Vermittlung von Normen und Werten in der
hellenistischen Welt. Berlin: Verlag Antike 2009. ISBN 978-3-938032-36-7; 432
S., 46 Taf.; EUR 79,90.
Rezensiert für H-Soz-u-Kult von: Holger
Müller, Historisches Institut, Universität Stuttgart E-Mail:
<holger.mueller(a)hi.uni-stuttgart.de>
Bücher zu den Kelten füllen
inzwischen ganze Bibliotheken, und obwohl die wissenschaftliche Betrachtung
dieser Volksgruppe eine lange Tradition hat, finden sich immer noch
unbehandelte Themen. Das Grundproblem der Kelten-Forschung ist die
Quellenlage: Die Zeugnisse stammen für die Antike fast ausschließlich aus der
Feder griechischer und römischer Autoren und damit aus der Sicht der
militärischen Gegner. Dass das durch diese entworfene Bild nicht ohne Wertung
ist, wurde bereits mehrfach in der Forschung problematisiert; auch
die Instrumentalisierung dieses Bildes in der Literatur wurde
behandelt.[1]
Der Innsbrucker Archäologe Erich Kistler fokussiert in
seiner Arbeit zur Indienstnahme der Kelten den Blick auf die Epoche des
Hellenismus und vergleicht hier literarische und
archäologisch-ikonographische Überlieferungen. Dass dieses Thema auch von
aktueller Relevanz ist, zeigt der Autor bereits zu Beginn des Buches (S.
11-14). Weiterhin widmet sich das erste Kapitel dem wissenschaftlichen und
methodischen Vorgehen, wobei Kistler betont, dass in seiner Arbeit
"vom soziologischen oder kulturanthropologischen Problem zur historischen
und archäologischen Quelle gedacht" werde (S. 21). Kistler behandelt
daher seine Frage ausgehend von fünf Leitthemen, die jeweils
ein eigenständiges Kapitel bilden, und hat nicht den Anspruch,
eine vollständige Übersicht zu allen Keltenbildern zu liefern (S.
22).
In den antiken Schriftquellen tauchen Kelten vor allem im
militärischen Zusammenhang auf, und so erscheint es sinnvoll, dass Kistler
sein zweites Kapitel der Keltomachie widmet. Beginnend mit einem Überblick
zu den wichtigsten militärischen Ereignissen des
gewählten Untersuchungszeitraums, an denen Kelten beteiligt waren, wendet
sich der Autor den verschiedenen Darstellungen der Keltomachien zu. In
diesem Zusammenhang werden die unterschiedlichen inschriftlich
festgehaltenen Ehrungen regionaler und überregionaler "Retter" erörtert,
wobei zu Recht darauf hingewiesen wird, dass der Grad der Ehrung nicht immer
im Verhältnis zur erbrachten Leistung stand (S. 42).
Anschließend untersucht Kistler ausgewählte Beispiele für Keltomachien
näher. Vergleichend werden hierbei auch literarische Belege
herangezogen. Hervorzuheben ist Kistlers neuer Rekonstruktionsvorschlag zum
"Kleinen Attalischen Weihegeschenk" (S. 65-78).
Im dritten Kapitel
vergleicht der Autor ausgehend von einem Diodor-Zitat die Darstellung von
Kelten sowie Satyrn und Kentauren. Kistler kommt zu dem Schluss, dass die
Basis dieser Beschreibung ein in spätarchaischer Zeit begründetes Bildchiffre
sei. Zu Beginn des Kapitels behandelt Kistler die literarischen Belege, in
denen das Aussehen der Kelten beschrieben wird, um anschließend verschiedene
Beispiele der bildenden Kunst heranzuziehen und diese mit ausgewählten
Satyrn- und Kentaurendarstellungen zu vergleichen, dabei werden
die unterschiedlichen Darstellungsmuster von "Wildheit" bzw.
"Zivilisation" verdeutlicht. Auch ein Seitenblick auf die
Skythen-Darstellungen, vor allem in Hinblick auf Trunkenheit, fehlt an dieser
Stelle nicht: Durch die Betrachtung der Skythen und ihrer (angeblichen)
Trinkgewohnheiten zeigt der Autor deutlich die Ambivalenz auf, mit der die
Griechen die Nordbarbaren betrachtet haben. Weiterhin werden in diesem
Kapitel die antiken Keltenklischees thematisiert.
Die Dämonisierung
der Kelten ausgehend von einem Pausanias-Zitat behandelt das vierte Kapitel.
Kistler hält fest, dass selbst "über den früheren Erzfeind der Griechen, über
die Perser, [...] nichts annähernd Vergleichbares niedergeschrieben worden"
sei (S. 192). Die Kelten, so der Autor, seien aufgrund der Beschreibung von
Nekrophilie und Anthropophagie mythologisiert worden (S. 193). Um diese These
zu untermauern, thematisiert Kistler intensiv das
antike Menschenfresserbild, beginnend mit Homers Beschreibung des
Polyphem. Kistler zieht dabei eine deutliche Linie von der durch die Griechen
real erlebten Grausamkeit (wie der Kopfjagd) zur nachträglich auf die
Kelten projizierten Grausamkeit, weist aber auch auf
gegensätzliche Auffassungen hin, die die Kelten als "edle Wilde" vorstellen.
Dass die Darstellungsmerkmale von Kelten und Giganten ähnlich waren,
wird anschaulich anhand von Beispielen gezeigt.
Mit der Sicht auf
plündernde Kelten befasst sich Kistler im fünften Kapitel. In der Bildenden
Kunst werden die Plünderer stets für ihre Tat von höheren Mächten bestraft;
der Autor thematisiert dieses Motiv im interkulturellen Vergleich seit den
Etruskern. Kistler spricht dabei der Darstellung von Furien und anderer
Dämonen als Motive eine große Bedeutung zu. Inwiefern dieses Motiv von
antiken Autoren instrumentalisiert und rezipiert wurde, zeigt Kistler anhand
des Brennos-Raubzuges in Griechenland im Jahr 280/279 v.Chr., der
zur Plünderung Delphis führte. Dass aber auch Kelten selbst als
Werkzeuge der Götter fungierten, wird anhand der Brennus-Geschichte mit
der Schlacht an der Alia und der Plünderung Roms (387 v.Chr.) erörtert.
Den Abschluss des Kapitels bilden "Drei Fallstudien zur Indienstnahme
der Bild- und Denkfigur 'Strafende Götter und Dämonen - bestrafende
Kelten'" (S. 275). Hierzu gehört die Analyse der gesellschaftlichen Funktion
der Schalenbilder aus Cales, der Tempelraubbestrafungsszenen
auf etruskischen Plastiken sowie des von Augustus geweihten
Apollontempels und der hier befindlichen Darstellung der Vernichtung
keltischer Tempelräuber am Parnassos.
Im sechsten Kapitel beschäftigt
sich der Autor schließlich mit Darstellungen, die die Kelten positiv
bewerten. Hierzu gehört nicht nur eine Negierung der üblichen Topoi, sondern
auch ein Vergleich mit mythologisch-archaischen Heroen. Einer genaueren
Untersuchung unterzieht Kistler die "Keltengruppe Ludovisi", wobei er
ausführlich auch auf die Forschungsgeschichte dieser Statuengruppe eingeht,
sowie den "Sterbenden Galater". Doch auch die Rolle der Kelten in
griechischen Genealogien wird behandelt. Im siebten Kapitel betrachtet
Kistler schließlich die Sicht auf die Kelten im ptolemäischen Ägypten, wo man
sich im Rahmen des ersten Syrischen Krieges keltischer Söldner entledigen
musste, später aber wiederholt auf solche zurückgriff und diese sogar in
die Gesellschaft integrierte. Kistler setzt mit der Ankunft der Söldner
in Ägypten ein Fixdatum, mit dem die Funktionalisierung dieser Gruppe
zur Vermittlung von Normen einsetzte. Der so klar definierte
geographische und zeitliche Rahmen ermöglicht es Kistler, exemplarisch
eine "Konfliktgeschichte" aufzuzeigen. Dieses Kapitel soll, so der Autor,
der Ersatz eines "generalisierenden Schlusswortes" (S. 351) sein.
Ein solches hätte dem Werk trotzdem nicht geschadet.
Eine umfangreiche
Bibliographie, ein Quellen-, Personen- und Sachregister, ein Bildnachweis
sowie die Tafeln runden das gelungene Werk ab. Kritik (weniger am Autor als
am Verlag) muss am Umgang mit den Abbildungen geäußert werden: Die
wichtigsten angesprochenen Abbildungen befinden sich in einem
Abbildungsanhang, und der Autor bemüht sich um eine möglichst exakte
Beschreibung. Doch hätte es die Arbeit mit dem Buch wesentlich vereinfacht,
wenn die Abbildungen an den entsprechenden Stellen eingefügt worden wären,
sind die dargestellten Objekte doch Hauptbestandteil der Argumentation. Dies
fällt vor allem dann ins Gewicht, wenn der Autor verschiedene Objekte
vergleicht (so etwa S. 330f.).
Zusammenfassend kann man feststellen,
dass sich der Autor nicht vor schwierigem Material scheut, wobei er die ganze
Breite altertumswissenschaftlicher Quellen heranzieht. Auf den ersten
Blick wirken einige Exkurse oft sehr weit ausgeholt, zeugen aber
insgesamt betrachtet von einer fundierten Kenntnis des für die
Untersuchung relevanten Materials.
Anmerkung: [1] Erinnert werden
soll hierbei u.a. an Bernhard Kremer, Das Bild der Kelten bis in augusteische
Zeit, Stuttgart 1994.
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Date: 2011/04/26 11:18:29
From: Johannes Naumann <johannesnaumann(a)t-online.de>
Hallo zusammen, die Namensgebung des Wareswaldes ist bei Schmitt und anderen bestens erklärt. Der Wareswald war ähnlich dem Warndt ein Herrenwald, die Nutzung durch die Gemeinde etwa für Holz oder Eichelmast war verwehrt. Nun muss man aber nicht zu den Römern oder zu Grimo zurück. Das 18. Jahrhundert reicht vollkommen. Bis zur Franz. Revolution gehörte der Wareswald zum Schloss Linden, heute Oberthal. Weniger die herrschaftliche Jagd, sondern die Lieferung von Brenn- und Bauholz waren seine Aufgabe. All dies ist in meinem Buch zu schloss Linden nachlesbar. Beste Grüße Johannes Naumann 28.III.1737. Untertänigste Relation über den Befund der Güter und Hausses zur Linden so von dem Ambt Dagstuhl mit Zuziehung von Jean Servaz allhiesigen hochgerichtsscheffen zu Krettnich vorgenommen worden Ist das dasselbige freiadlige 3 Stunden von hier gegen St. Wendel zu in lothr. Jurisdiktion gelegene Schlössel bis auf die 4 Mauern ganz zerfallen und unbrauchbar, wobei sich aber viel schöne Quadersteine befinden und seiner Zeit verbraucht werden könnten. Die übrigen Gebäude nemblich das Wirtshaus, Vieh und Backhaus dann der Backofen und Scheuer bis bis auf den Grundt zerfallen und ganz verwachsen, welches alles in ganz kleinen Begriff bestehet, gleichwie die gewesene Mühl, wovon auch nichts mehr als einige Grundstein zu sehen und nicht mehr in Stand zu bringen ist, da in allen lothringischen benachbarten Dorfschaften lothringen Mühlen erbaut worden und dem H. Prälat zu Tholey der Wasserlauf alleinig zukommt. 35 Morgen Landts so ordentlich mit Söterischen großen Marksteinen auf gezeichnet und an einem Stück liegen sind aber von leichten boden und müssen diese wann selbe sollen genuzt werden mit S. V. Dhung wohl überhäuft werden dieses Land nimbt den Anfang am Blieserland bis an die alte Stras von diesr die Dhall auf bis an die Kellerbach an einem Berg gelegen genannt 3 Fässerland. Die Wiesen, der Brühl genannt, welcher gleichfalls mit söterischen Marken wohl ausgesteinet und wegen habenten Wässerung Heu und Grumet ungefähr ertragen mag 10 Fuder. Ist bei dem gewesenen Backhaus ein kleines Gärtlein so einen Bundt Heu ertragen dürfte. 12 Morgen Land ebenfalls von leichtem Boden liegen an unterschiedlichen Orten umb das Linden und 6 Morgen Rothbösch und Triften oder Wildland an 2 Stück unter und ober dem Wareswäldchen, 1 Morgen von 2 Gärten liegen an dem Schlößel, 1 Morgen 2 Stück Wiesen bei dem gewesenen Wirtshaus richt über den Weg herüber liegend möchten höchstens 1 Fuder Heu und Grumet ergeben jährlich. Geben die dermaligen Pfandsinhaber dieser Güter zu Linden an, dass das sogen. Wareswäldgen ohngefähr in 10 Morgen bestehend zu Schlößel von Linden ein Eigentum sei, welches mit einigen Eichen und Buchbäumen bewachsen worinnen aber die Gemeinden Linden, Osenbach u. Imweiler das Geuzzen und Windfäll ziehet, weilen hingegen ein Hofman der herrschaftl. Güter zur Linden auch in obigen 3 Orten die Gemeindnutzungen zu genießen habe, auch sonsten alles gemeinweidig. Von: regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net [mailto:regionalforum-saar-bounces(a)genealogy.net] Im Auftrag von Rolgeiger(a)aol.com Gesendet: Sonntag, 24. April 2011 15:09 An: regionalforum-saar(a)genealogy.net Betreff: [Regionalforum-Saar] Wareswald oder Varuswald Der Wareswald – ein Herrenwald In jünster Zeit taucht wieder die Mär auf, die römische Siedlung zwischen Tholey und Oberthal, die seit ein paar Jahren ausgegraben wird, hätte auch zu römischer Zeit schon „Wareswald“ gehießen, denn der Name ginge auf den römischen Politiker „Rixiovarus“ oder „Rictius Varus“ zurück, der den Ort erbaut haben sollte. Da hilft auch nicht, daß schon vor achtzig Jahren die eigentliche Bedeutung des Namens festgestellt wurde, und da hilft eigentlich auch nicht, heute etwas dagegen zu schreiben. Aber – geben wir die Hoffnung nicht auf. In der Ausgabe 1/2 der Jahre 1939/40 des heimatkundlichen Magazins „Unsere Saar“ erschien ein Artikel über die Herkunft diverser Orts- und Flurnamen, der hier in Auszügen wiedergegeben wird: „„Garenne" signifie proprement un lieu réservé, défendu“ (E. Littré) d. h. Garenne bedeutet eigentlich ein vorbehaltener, verbotener Ort. Bei Paris liegt der Ort „L a G a r e n n e", der vermutlich aus dem Namen eines Jagd-, Holz- oder Weideschutzgebietes hervorgegangen ist. Beide Wörter haben also im Französischen dieselbe Bedeutung wie im Deutschen. Eine Reihe Ortsnamen „Varennes" haben sich aus dem Geländenamen entwickelt. Le Nouveau Larousse illustre führt allein elf Orte dieses Namens an. Die germanische Form mit „w" findet sich auch im Englischen als „warren“ = ein privilegierter Ort, wo Tiere in Gehegen gehalten werden durften; Gehege, Kaninchengehege (Grieb-Schröer). Derselbe Stamm „w a r" liegt auch dem Namen Wareswald zugrunde. Der Wareswald ist demnach ein Herrenwald, der vor andern zu wahrende, der den andern verbotene Wald. Während das Stammwort in Warndt selbständig erhalten ist, hat es in Wareswald eine Verbindung eingegangen. Daß die Volkssage den richtigen Namen „Wareswald" in „Waruswald" — so auch die Karten der Preuß. Landesaufnahme — umgewandelt hat, mag in verschiedenen Ursachen begründet sein. Einmal trägt dazu bei die Ähnlichkeit der beiden Wörter — tatsächlich liegt eine volksetymologische Umdeutung vor — dann aber auch die Tatsache, daß die Volkssage seit alter Zeit dorthin eine römische Siedlung verlegt. Dicht dabei liegt die Wüstung „Ixweiler", und das Gelände des Wareswaldes zeigt noch heute massenhaft Spuren alter Mauern und Bausteine. Bereits im 16. Jahrhundert heißt es in einem Aktenstück aus dem Lagerbuch der Abtei Tholey vom Wareswald „allwo nach dem gemeinen Gespräch eine von dem Rixiowaro her erbaute Statt zur Zeit soll gestanden haben." Es kommt hinzu, daß am Fuße des Schaumberges, von dessen römischem Kastell aus die ganzen Saarlande und das Gebiet bis hinauf zum Hunsrück überschaut und beherrscht werden konnten, der Kreuzungspunkt mehrerer durchgehender Römerstraßen lag und daß sich hier auch römische Ziegeleien befanden (vgl. die Ableitung des Ortsnamens Tholey von teulegium, lateinisch tegula = Ziegel). Wie es überhaupt mit solch hervorragenden Punkten geschah, so wurde auch dieser befestigte Platz bei der Besitzergreifung durch die Franken „Königsgut". Deshalb ließ der Merowinger Grimo, ein Neffe des Königs Dagobert, um das Jahr 600 am Fuße des Schaumbergs das erste Benediktinerkloster der Gegend gründen, das bis zur Französischen Revolution bestanden hat. Aus dieser geschichtlichen Entwicklung heraus läßt sich verstehen, daß Tholey als Absteigequartier für die fränkischen Könige und als bedeutender Klostersitz auch sein Königsgut, seinen für den König allein zu „bewahrenden" Herrenwald — seine silva war an da — mit dem für den König oder seine Vertreter allein bestimmten Jagdrevier hatte. Leider besitzen wir keine Belege für die frühere Form des Namens. Den Schlüssel zur Erklärung der offenbar verstümmelten Form Wareswald bieten uns wahrscheinlich die urkundlich bezeugten Formen des Ortsnamens Warsberg. Der Ort mit alter Burg dieses Namens liegt etwa 11/, Stünden westlich des saarländischen Warndtgebietes im lothringischen Kreise Bolchen. Einige urkundliche Belege: 1258 Warnesperch; 1271 Warnesberch, -berg; 1290 Warnesberg. Die fast buchstäbliche Übereinstimmung mit „Wares"-wald legt die Vermutung nahe, daß auch hier im ersten Bestandteil dasselbe Wort wie in „Warndt" vorliegt. Vielleicht ist als Ausgangsform die uneigentliche Zusammensetzung (mit Genitiv - s) „Warendsberg" (Warendswald) anzusetzen, die ihr „d" als Zahnlaut zwischen den zwei andern Zahnlauten „n" und ,s", da es doch nicht hörbar ist, verliert. So erhalten wir „Warensberg" oder „Warnesberg" — vgl. die urkundl. Formen — ebenso „Warenswald" oder „WarnesWald". Undeutliche oder nachlässige Aussprache haben dann mit der Zeit die heutige Form „Warsberg" und dementsprechend „Warswald, 'Wareswald" erzeugt. Zweifellos haben ähnliche Bedeutung die Wehrbüsche der Eifel, der Flurname Wehrholz (ein Wald) auf der Gemarkung Auersmacher (Saar), und die vielen mit dem Bestimmungswort „Herr" zusammengesetzten Flurnamen, z. B. Herrchenberg bei Bergweiler, Herrengärten bei Berschweiler, Dirmingen, Ottweiler, Dudweiler; Herrenacht bei Bubach-Calmesweiler; Herrenberg bei Eppelborn; Herrengewann bei Illingen-Gennweiler u. v. a. Zu vergleichen ist ferner das Wort „Forst" in seiner einstigen Bedeutung (von mittellateinisch forestis, lat. foris = außerhalb): der dem Herrscher vorbehaltene Wald (Bannwald?), der der gemeinen Benutzung in bezug auf Weide, Holzung und Jagd entzogene, entfremdete Wald. (Dazu französ. forain = auswärtig, englisch foreigner = der Fremde, Ausländer). Vgl. den Flurnamen „Beim Forst" bei Herchenbach.“ Der St. Wendeler Heimatforscher Hans-Klaus Schmitt hat diese Ergebnisse zu einem kleinen Artikel im ersten St. Wendeler Kreisheimatbuch von 1948 zusammengefaßt (siehe dort Seite 150). In „Varuswald oder Wareswaldt? Ein Beitrag zur Klärung“ stellt er schon im ersten Satz richtig fest: „Die Schreibweise Varuswald hat keine Berechtigung.“ Nicht erst seit Schiller wissen wir, daß hier wie so oft der gesunde Menschenverstand einfach ausgeschaltet und Unsinn einfach nachgeplappert wird. Besser wird es dadurch aber nicht. |
Date: 2011/04/26 21:36:49
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
bei google fand ich am Wochenende bei den digitalizierten
Büchern:
"Sammlung der für das Fürstenthum Lichtenberg vom Jahre 1816
bis 1834 ergangenen Herzoglich Sachsen=Coburg=Gothaischen Verordnungen. Mit
hoher Genehmigung. Von F.A. Lottner, Königlicher Justizrath. Berlin, 1836.
Sandersche Buchhandlung" Beginnend mit dem Herzoglich
Sachsen=Coburgischen Besitzergreifungspatent von 1816 über alle möglichen
anfallenden Themen wie Bergbau, Auswanderungen, Juden, etc. bis zum
Staatsvertrag zwischen Seiner Majestät dem Könige von Preußen und seiner
Durchlaucht dem Herzoge von Sachsen=Coburg=Gotha wegen Abtretung des
Fürstenthums Lichtenberg im Jahre 1834 enthält das Buch chronologisch 276
Verordnungen, chronologisch angeordnet, versehen mit einem chronologischen
Inhaltsverzeichnis (ab Seite 600) sowie einem Sachregister ab Seite 612.
Sie können sich die Verordnungen online anschauen oder als
pdf-Datei herunterladen.
Roland Geiger
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Date: 2011/04/26 22:58:50
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Kää Faijadaach ohne
Faija.
Was wir
am Ostermontag in der Pfalz erlebten.
von
Roland Geiger, St. Wendel
Ich geb’s ja
bereitwillig zu: Ich erzähle gerne Pfälzerwitze. Als manchmal gutgelaunter
Saarländer ist das nun mal so. Ich meine, ich weiß ja, daß sie meistens völlig
aus der Luft gegriffen sind, also jeder Grundlage entbehren – aber – manchmal
geschehen Dinge zwischen Himmel und Erde und gerade auf der anderen Seite des
durchsichtigen Vorhangs, der sich zwischen der Pfalz und dem Saarland just über
dem Grenzstreifen dahinzieht, die lassen mich eben an jener fehlenden Grundlage
zweifeln.
So zum
Beispiel gestern mittag: Ostermontag, 25. April 2011. Meine Frau und ich sind
nach Heltersberg nördlich von Pirmasens gefahren, um dort mein Patenkind Ninchen
und seine Eltern Uwe (von der Reaktion geändert) und Martina (auch Fall
geändert, glaube ich) zu besuchen. Es war recht warm am Nachmittag, und wir
saßen hinterm Haus unterm Sonnenschirm und genossen Käsekuchen und Erdbeerboden
und Kaffee und die relative Ruhe, die ein solcher Feiertag mit sich bringt.
Plötzlich wurde gerade diese Ruhe jäh gestört, als im Ort die Alarmsirene
losging. Hooooaaaaaahhhhhjjjjuuuuuuuhhhhhh und so weiter. Hinauf und hinunter –
auf- und abschwellend – drei mal hintereinander. Im Internet habe ich grad noch
die einzelnen Alarmarten nachgeschaut: Auf- und absteigende Töne, das ist
Feueralarm, heißt es da. Drei lange Töne hintereinander ist Chemiealarm. Drei
Minuten Dauerton ist Atomalarm und dahinter die lakonische Bemerkung: „Aber dann
ist eh alles egal“.
Hier blieb es
bei den auf- und abschwellenden Tönen, und schon bald – binnen Minuten – hörten
wir die Feuerwehr anrücken. Nanü-nanü-nanü! Wir hörten die Sirenen auf den
Autos, der uns vertraut erschien, allein, die wahre Bedeutung sollte uns erst
später aufgehen. Denn das Ausrufezeichen war in Wirklichkeit ein Fragezeichen.
Doch lassen Sie mich nicht vorgreifen.
Es mögen 20
Minuten in weiterhin gelöster Ruhe vergangen sein, als wir beschlossen, das
schöne Wetter zu nutzen und ein wenig über Feld und Flur zu schlendern. Das Haus
unserer Freunde steht nicht weit vom Waldessaum entfernt, also schlugen wir den
Weg dorthin ein. Begleitet wurden wir von den drei Hunden unserer Freunde, zwei
schwarze, die auf die Namen Baghira und Lassie hören, und ein Collie, der immer
ganz frustriert guckt, weil er „Semm“ und nicht „Lessie“ heißt. Nun mal ehrlich,
das würde mir auch stinken …
Wir hatten den
ersten Feldweg gerade erreicht, da heizte mit Caracho ein junger Mann auf einem
Kreuz-Motorrad (nee, Moment, es war zwar Ostern, aber das Teil heißt nicht
Kreuz, sondern Cross-Dingsbums, obwohl – wenn Sie sich damit aufs Kreuz legen …)
links die Wiese hinunter, bog Staub aufwirbelnd in den Feldweg ein und auf uns
zu. Ohne viel zu bremsen, rauschte er zwischen uns hindurch und verschwand in
der Ferne, eine dichte Staubwolke hinterherziehend. Wir gingen weiter am
Waldrand vorbei. Der Weg knickte nach rechts weg auf eine Waldformation zu, die
im Volksmund „Zimmerkopf“ heißt, und bei dem Weg, an dem unsere Freunde wohnen,
Pate gespielt hatte. Noch waren wir ein ganzes Stück vom Zimmerkopf weg, da kam
wieder die wilde Jagd hinter uns her – wieder war es der junge Mann auf seinem
weißen, jetzt leicht staubgrauen Motorrad, der hinter uns anhielt und fragte, ob
wir nicht das Feuer gesehen hatte. Es stellte sich schnell heraus, daß er kein
Katastrophenjunkie war, sondern für die Freiwillige Feuerwehr durch die Gegend
preschte und das Feuer suchte, weswegen die Heltersberger Feuerwehr und ein paar
benachbarte Wehren ausgerückt waren. Jetzt standen sie am Dingsbums-Heim und
warteten, ob ihre Scouts die Brandstelle lokalisieren und sie informieren
würden. Wir konnten nicht viel helfen, worauf der junge Mann umdrehte, zur
letzten Kreuzung zurückbretterte und dann nach links unten im Wald verschwand.
Kurze Zeit darauf hörten wir ihn dort rumoren.
Wir setzten
unseren Weg fort. Direkt am Zimmerkopf gabs den nächsten Stopp. Dort mußten wir
einem ehemals hellen Cermedes ausweichen, der uns auf dem engen Weg entgegenkam,
dabei diesen ganz ausfüllend. Er hielt in einer Staubwolke, und der junge Mann
am Steuer fragte uns – Sie werden es nicht glauben – nach dem Feuer. So langsam
fand ichs lustig. Er wußte immerhin, daß die Feuerwehr sich jetzt an der
Schwarzbachstraße versammelt hatte und dort nicht weiterwußte. Der Mercedes
bretterte weiter – mit ungewissem Ziel gen … äh … Westen, und wir zogen weiter
unserer Wege. Etwa 150 Meter vor Erreichen des Schwarzbachhofes wollten wir
gerade in einen Weg abbiegen, der nach Süden abbog, als das dritte Auto kam –
diesmal an seiner roten Farbe unschwer als Feuerwehrauto erkennbar. Drinnen saß
ein gleichmütig dreinschauender Fahrer, der wohl schon einiges gesehen hatte,
wenn auch nicht unbedingt an dem Tag, und neben ihm auf dem Beifahrersitz der
hiesige Scheff-de-Kiepp, der Oberfeuerwehrbrandwachmeister (oder so). Mit seinem
Gleichmut war es längst vorbei, aus seinen Augen sprach der Frust, denn – er
fand das Exkrement-Feuer nicht. D.h. – wie er sagte, er wußte schon, in welcher
Richtung es brennt, aber wo genau und wie dort hinkommen – äh …
Auch sie
bretterten weiter – irgendwohin.
Wir spazierten
einen langen Weg hinab, der sich in leichten Windungen zwischen einem bewaldeten
Hügel und einem gleichfalls bewaldeten Tal hindurchzog. Weiter hinten saß ich
zwei Bäume und konnte darunter eine einfache Holzbank ausmachen, davor in
Brusthöhe eine hölzerne Armlehne. Das sah wirklich gemütlich aus. Unter der
dichten Krone des Baumes im Schatten zu sitzen, nach vorn gebeugt, die Ellbogen
aufgestützt und in den Tag hineinträumen …
Uwe erzählte
mir, daß sei ein ganz romantisch verwunschener Ort und daß sich dort auch schon
mal einer aufgehängt habe. Ja, dachte ich, das ist so eine Stelle, das paßt.
Doch bevor ich den Gedanken weiter spinnen konnte, wurden wir der weißen
Rauchschwaden gewahr, die in vielleicht einem Kilometer Entfernung aus dem Wald
aufstiegen. Wir hatten das Feuer gefunden. Vor uns – hinter den Bäumen – lag ein
Tal, in das sich von rechts eine Hügelnase hereinschob. Alles dicht bewaldet,
schön grün. In dem nächsten Tag hinter der Nase – dort brannte das Feuer, und
der Wind spielte mit dem Rauch, drückte ihn mal ganz nieder, ließ ihn wieder
hochkommen, in einem Rutsch oder in zwei Bahnen.
Uwe nahm sein
Handy und rief die 112 an und ließ sich dann von dort mit dem Feuerwehrhauptmann
verbinden, mit dem wir zuvor gesprochen hatten. Es dauerte nicht lange, und er
kam in seinem roten Tatütata angerauscht. Der Fahrer hatte seitdem wohl nicht
eine einzige Miene verzogen, er schaute immer noch gleichmütig vor sich hin. Der
Feuerwehrobermeckes schaute immer noch verstimmt. Ja, das wisse er, das Feuer
hätten sie ja auch schon gesehen, aber sie wüßten nicht, wie sie hinkommen
sollten. Sein Fahrer kramte eine Karte heraus, aber als ich einen Blick drauf
werfen wollte, fing er einen Blick seines Hauptwachmeisters ein und ließ sie
schnell wieder verschwinden. War vermutlich nur für den Dienstgebrauch und würde
Schaden nehmen, wenn Unbefügte drauf schauen. Nun ja, man brauste hinweg. Wir
wandten uns um und wanderten wieder zurück. Und mußten wieder aus dem Weg
springen, denn der rote fahrbare Feuermelder mit Fahrer und Feuerwehrchef kam
schon wieder zurückgebrettert und hinter ihnen ein lokaler Jagdpächter in weißem
irgendwas. Es gab viel Staub, sonst geschah nichts.
Wir ließen den
Schwarzbachhof rechts liegen und drangen in die Schwarzbachstraße ein, wo wir
auf mehrere am Straßenrand geparkte Fahrzeuge stießen. Hier saß das Gros der
Feuerwehr, zusammengestoppelt aus Alt und Jung, Männlein und Weiblein, rum und
wartete auf den Einsatz. Sie saßen wohl schon ein gute Stunde hier, denn wir
waren nach dem Kaffee ja auch schon gut anderthalb Stunden unterwegs. Das Feuer
brannte in der Zwischenzeit munter weiter. Einer der Anwesenden kramte ein neues
Handy mit Internetzugang hervor und ließ sich von Uwe zeigen, wo der den
Brandherd vermutete. Das sah schon schick aus, als sich gleich fünf Leute um das
Handy scharten. Das hat auch einen ungeheuren Vorteil gegenüber einer Karte, die
ist eh viel zu groß und damit unhandlich.
Durch ein paar
ungeschickte Bemerkungen outete mich als Saarländer, worauf ich sofort gemieden
wurde wie die Pest. Vielleicht hätte ich nicht sagen sollen, daß man aus der
ganzen Situation einen wunderbaren Pälzerwitz würde machen können.
Aber so hatte
jeder seinen Spaß und sein Vergnügen. Die Ortsansässigen, die aus nächster Nähe
ihre Feuerwehrhelden betrachten konnte (und zwar langfristig, denn die haben
sich dort oben locker ne Stunde aufgehalten), die gedachten Helden selber, die
die formallen Feiertagsklamotten gegen die labbrigen, schlecht sitzenden, aber
wichtig aussehenden Feuerwehrklamotten tauschen durften, und wir Besucher auf
jeden Fall. Hähä, hat manches Vorurteil bestätigt.
Nuja, kää
Feierdaach ohne Feier.
Als wir die
Versammlung verließen (locker zwei Stunden nach der lauschigen Tasse Kaffee
hinter Uwes Haus), war das rote Fahrzeug mit Fahrer und dem Oberlöscher gerade
wieder eingetroffen – das Feuer brannte immer noch. Und immer noch wußte kein
Mensch so genau wo. Jedenfalls keiner von der Feuerwehr.
Keine Ahnung,
was schließlich aus dem Feuer wurde. Nachdem die von der Feuerwehr es wohl nicht
fanden, wird es frustriert von alleine ausgegangen
sein.
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Date: 2011/04/27 07:55:44
From: Elmar Peiffer <e.peiffer(a)gmx.net>
Was soll man dazu sagen?
1. Sehr schöne, kleine Alltagsstory
2. Im Lande von König Kurt ist halt jenseits von "Saumaache unn em Schobbe Woi" vieles möglich.
3. Unser Sohn ist vor drei Jahren Pälzer geworden - der Liebe wegen......
Gruß
Elmar Peiffer
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-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Tue, 26 Apr 2011 16:58:21 EDT
> Von: Rolgeiger(a)aol.com
> An: regionalforum-saar(a)genealogy.net
> Betreff: [Regionalforum-Saar] Was wir am Ostermontag in der Pfalz erlebten.
>
> Kää Faijadaach ohne Faija.
> Was wir am Ostermontag in der Pfalz erlebten.
> von Roland Geiger, St. Wendel
> Ich geb’s ja bereitwillig zu: Ich erzähle gerne Pfälzerwitze. Als
> manchmal
> gutgelaunter Saarländer ist das nun mal so. Ich meine, ich weiß ja,
> daß
> sie meistens völlig aus der Luft gegriffen sind, also jeder Grundlage
> entbehren – aber – manchmal geschehen Dinge zwischen Himmel und Erde
> und gerade
> auf der anderen Seite des durchsichtigen Vorhangs, der sich zwischen der
> Pfalz und dem Saarland just über dem Grenzstreifen dahinzieht, die
> lassen mich
> eben an jener fehlenden Grundlage zweifeln.
> So zum Beispiel gestern mittag: Ostermontag, 25. April 2011. Meine Frau
> und ich sind nach Heltersberg nördlich von Pirmasens gefahren, um dort
> mein
> Patenkind Ninchen und seine Eltern Uwe (von der Reaktion geändert) und
> Martina (auch Fall geändert, glaube ich) zu besuchen. Es war recht warm
> am
> Nachmittag, und wir saßen hinterm Haus unterm Sonnenschirm und genossen
> Käsekuchen und Erdbeerboden und Kaffee und die relative Ruhe, die ein
> solcher
> Feiertag mit sich bringt. Plötzlich wurde gerade diese Ruhe jäh
> gestört, als im
> Ort die Alarmsirene losging. Hooooaaaaaahhhhhjjjjuuuuuuuhhhhhh und so
> weiter. Hinauf und hinunter – auf- und abschwellend – drei mal
> hintereinander.
> Im Internet habe ich grad noch die einzelnen Alarmarten nachgeschaut:
> Auf-
> und absteigende Töne, das ist Feueralarm, heißt es da. Drei lange Töne
> hintereinander ist Chemiealarm. Drei Minuten Dauerton ist Atomalarm und
> dahinter die lakonische Bemerkung: „Aber dann ist eh alles egal“.
> Hier blieb es bei den auf- und abschwellenden Tönen, und schon bald –
> binnen Minuten – hörten wir die Feuerwehr anrücken.
> Nanü-nanü-nanü! Wir hörten
> die Sirenen auf den Autos, der uns vertraut erschien, allein, die wahre
> Bedeutung sollte uns erst später aufgehen. Denn das Ausrufezeichen war
> in
> Wirklichkeit ein Fragezeichen. Doch lassen Sie mich nicht vorgreifen.
> Es mögen 20 Minuten in weiterhin gelöster Ruhe vergangen sein, als wir
> beschlossen, das schöne Wetter zu nutzen und ein wenig über Feld und
> Flur zu
> schlendern. Das Haus unserer Freunde steht nicht weit vom Waldessaum
> entfernt, also schlugen wir den Weg dorthin ein. Begleitet wurden wir von
> den drei
> Hunden unserer Freunde, zwei schwarze, die auf die Namen Baghira und
> Lassie hören, und ein Collie, der immer ganz frustriert guckt, weil er
> „Semm“
> und nicht „Lessie“ heißt. Nun mal ehrlich, das würde mir auch
> stinken …
> Wir hatten den ersten Feldweg gerade erreicht, da heizte mit Caracho ein
> junger Mann auf einem Kreuz-Motorrad (nee, Moment, es war zwar Ostern,
> aber
> das Teil heißt nicht Kreuz, sondern Cross-Dingsbums, obwohl – wenn Sie
> sich
> damit aufs Kreuz legen …) links die Wiese hinunter, bog Staub
> aufwirbelnd
> in den Feldweg ein und auf uns zu. Ohne viel zu bremsen, rauschte er
> zwischen uns hindurch und verschwand in der Ferne, eine dichte Staubwolke
> hinterherziehend. Wir gingen weiter am Waldrand vorbei. Der Weg knickte
> nach
> rechts weg auf eine Waldformation zu, die im Volksmund „Zimmerkopf“
> heißt, und
> bei dem Weg, an dem unsere Freunde wohnen, Pate gespielt hatte. Noch
> waren
> wir ein ganzes Stück vom Zimmerkopf weg, da kam wieder die wilde Jagd
> hinter uns her – wieder war es der junge Mann auf seinem weißen, jetzt
> leicht
> staubgrauen Motorrad, der hinter uns anhielt und fragte, ob wir nicht das
> Feuer gesehen hatte. Es stellte sich schnell heraus, daß er kein
> Katastrophenjunkie war, sondern für die Freiwillige Feuerwehr durch die
> Gegend preschte
> und das Feuer suchte, weswegen die Heltersberger Feuerwehr und ein paar
> benachbarte Wehren ausgerückt waren. Jetzt standen sie am Dingsbums-Heim
> und
> warteten, ob ihre Scouts die Brandstelle lokalisieren und sie informieren
> würden. Wir konnten nicht viel helfen, worauf der junge Mann umdrehte,
> zur
> letzten Kreuzung zurückbretterte und dann nach links unten im Wald
> verschwand.
> Kurze Zeit darauf hörten wir ihn dort rumoren.
> Wir setzten unseren Weg fort. Direkt am Zimmerkopf gabs den nächsten
> Stopp. Dort mußten wir einem ehemals hellen Cermedes ausweichen, der uns
> auf dem
> engen Weg entgegenkam, dabei diesen ganz ausfüllend. Er hielt in einer
> Staubwolke, und der junge Mann am Steuer fragte uns – Sie werden es
> nicht
> glauben – nach dem Feuer. So langsam fand ichs lustig. Er wußte
> immerhin, daß
> die Feuerwehr sich jetzt an der Schwarzbachstraße versammelt hatte und
> dort
> nicht weiterwußte. Der Mercedes bretterte weiter – mit ungewissem Ziel
> gen …
> äh … Westen, und wir zogen weiter unserer Wege. Etwa 150 Meter vor
> Erreichen des Schwarzbachhofes wollten wir gerade in einen Weg abbiegen,
> der nach
> Süden abbog, als das dritte Auto kam – diesmal an seiner roten Farbe
> unschwer als Feuerwehrauto erkennbar. Drinnen saß ein gleichmütig
> dreinschauender Fahrer, der wohl schon einiges gesehen hatte, wenn auch
> nicht unbedingt
> an dem Tag, und neben ihm auf dem Beifahrersitz der hiesige
> Scheff-de-Kiepp,
> der Oberfeuerwehrbrandwachmeister (oder so). Mit seinem Gleichmut war es
> längst vorbei, aus seinen Augen sprach der Frust, denn – er fand das
> Exkrement-Feuer nicht. D.h. – wie er sagte, er wußte schon, in welcher
> Richtung es
> brennt, aber wo genau und wie dort hinkommen – äh …
> Auch sie bretterten weiter – irgendwohin.
> Wir spazierten einen langen Weg hinab, der sich in leichten Windungen
> zwischen einem bewaldeten Hügel und einem gleichfalls bewaldeten Tal
> hindurchzog. Weiter hinten saß ich zwei Bäume und konnte darunter eine
> einfache
> Holzbank ausmachen, davor in Brusthöhe eine hölzerne Armlehne. Das sah
> wirklich
> gemütlich aus. Unter der dichten Krone des Baumes im Schatten zu sitzen,
> nach vorn gebeugt, die Ellbogen aufgestützt und in den Tag
> hineinträumen …
> Uwe erzählte mir, daß sei ein ganz romantisch verwunschener Ort und
> daß
> sich dort auch schon mal einer aufgehängt habe. Ja, dachte ich, das ist
> so
> eine Stelle, das paßt. Doch bevor ich den Gedanken weiter spinnen
> konnte,
> wurden wir der weißen Rauchschwaden gewahr, die in vielleicht einem
> Kilometer
> Entfernung aus dem Wald aufstiegen. Wir hatten das Feuer gefunden. Vor
> uns –
> hinter den Bäumen – lag ein Tal, in das sich von rechts eine
> Hügelnase
> hereinschob. Alles dicht bewaldet, schön grün. In dem nächsten Tag
> hinter der
> Nase – dort brannte das Feuer, und der Wind spielte mit dem Rauch,
> drückte
> ihn mal ganz nieder, ließ ihn wieder hochkommen, in einem Rutsch oder in
> zwei Bahnen.
> Uwe nahm sein Handy und rief die 112 an und ließ sich dann von dort mit
> dem Feuerwehrhauptmann verbinden, mit dem wir zuvor gesprochen hatten. Es
> dauerte nicht lange, und er kam in seinem roten Tatütata angerauscht.
> Der
> Fahrer hatte seitdem wohl nicht eine einzige Miene verzogen, er schaute
> immer
> noch gleichmütig vor sich hin. Der Feuerwehrobermeckes schaute immer
> noch
> verstimmt. Ja, das wisse er, das Feuer hätten sie ja auch schon gesehen,
> aber
> sie wüßten nicht, wie sie hinkommen sollten. Sein Fahrer kramte eine
> Karte
> heraus, aber als ich einen Blick drauf werfen wollte, fing er einen Blick
> seines Hauptwachmeisters ein und ließ sie schnell wieder verschwinden.
> War
> vermutlich nur für den Dienstgebrauch und würde Schaden nehmen, wenn
> Unbefügte drauf schauen. Nun ja, man brauste hinweg. Wir wandten uns um
> und
> wanderten wieder zurück. Und mußten wieder aus dem Weg springen, denn
> der rote
> fahrbare Feuermelder mit Fahrer und Feuerwehrchef kam schon wieder
> zurückgebrettert und hinter ihnen ein lokaler Jagdpächter in weißem
> irgendwas. Es
> gab viel Staub, sonst geschah nichts.
> Wir ließen den Schwarzbachhof rechts liegen und drangen in die
> Schwarzbachstraße ein, wo wir auf mehrere am Straßenrand geparkte
> Fahrzeuge stießen.
> Hier saß das Gros der Feuerwehr, zusammengestoppelt aus Alt und Jung,
> Männlein und Weiblein, rum und wartete auf den Einsatz. Sie saßen wohl
> schon ein
> gute Stunde hier, denn wir waren nach dem Kaffee ja auch schon gut
> anderthalb Stunden unterwegs. Das Feuer brannte in der Zwischenzeit
> munter weiter.
> Einer der Anwesenden kramte ein neues Handy mit Internetzugang hervor und
> ließ sich von Uwe zeigen, wo der den Brandherd vermutete. Das sah schon
> schick aus, als sich gleich fünf Leute um das Handy scharten. Das hat
> auch
> einen ungeheuren Vorteil gegenüber einer Karte, die ist eh viel zu groß
> und
> damit unhandlich.
> Durch ein paar ungeschickte Bemerkungen outete mich als Saarländer,
> worauf
> ich sofort gemieden wurde wie die Pest. Vielleicht hätte ich nicht sagen
> sollen, daß man aus der ganzen Situation einen wunderbaren Pälzerwitz
> würde
> machen können.
> Aber so hatte jeder seinen Spaß und sein Vergnügen. Die
> Ortsansässigen,
> die aus nächster Nähe ihre Feuerwehrhelden betrachten konnte (und zwar
> langfristig, denn die haben sich dort oben locker ne Stunde aufgehalten),
> die
> gedachten Helden selber, die die formallen Feiertagsklamotten gegen die
> labbrigen, schlecht sitzenden, aber wichtig aussehenden
> Feuerwehrklamotten
> tauschen durften, und wir Besucher auf jeden Fall. Hähä, hat manches
> Vorurteil
> bestätigt.
> Nuja, kää Feierdaach ohne Feier.
> Als wir die Versammlung verließen (locker zwei Stunden nach der
> lauschigen
> Tasse Kaffee hinter Uwes Haus), war das rote Fahrzeug mit Fahrer und dem
> Oberlöscher gerade wieder eingetroffen – das Feuer brannte immer noch.
> Und
> immer noch wußte kein Mensch so genau wo. Jedenfalls keiner von der
> Feuerwehr.
> Keine Ahnung, was schließlich aus dem Feuer wurde. Nachdem die von der
> Feuerwehr es wohl nicht fanden, wird es frustriert von alleine
> ausgegangen
> sein.
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Date: 2011/04/27 11:40:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
die Geschichte hat noch einen Nachgang. Folgendes erfuhren wir heute morgen
von unseren namensgeänderten Freunden:
"Heute morgen fuhren schon
wieder fünf Feuerwehrfahrzeuge an unserem Haus vorbei in den Wald. Die haben
gestern abend noch den Brandherd gefunden. Es handelte sich um einen
unterirdischen Schwelbrand, der mittlerweile eine Größe von ca. 300
Quadratmetern hatte. Die haben heute den ganzen Tag die Erde bis 50 Zentimeter
umgegraben und gelöscht. Ob’s ganz aus ist, wird sich zeigen."
Roland
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Date: 2011/04/28 18:25:42
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Der Historische Verein für die Saargegend informiert:
Homburger
Schlossberg
Im 12.
Jahrhundert als Burg gegründet, im 16. Jahrhundert zum Renaissance-Schloss
umgebaut, wurde die Anlage auf dem Homburger Schlossberg zwischen 1679 und 1692
im Auftrage Ludwigs XIV. durch seinen Festungsbaumeister Vauban zu einer
beachtlichen Festungsanlage ausgebaut.
Termin:
Freitag, 6. Mai
2011
Zeit:
15:00
Uhr
Treffpunkt: Homburg,
am Fuß der Festungsruine auf dem Parkplatz vor dem
Schlossberg-Hotel
Der Eintritt zu dieser
Veranstaltung ist frei.
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