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2008/02/17 15:21:30 Schumacheranne Re: [Regionalforum-Saar] Der Nachtwächter in St. W endel |
Datum | 2008/02/19 18:00:48 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] heute abend: Nachtwächter in Homburg |
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Betreff | 2008/02/16 22:19:50 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Der Nachtwächter in St. W endel |
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2008/02/16 22:19:50 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] Der Nachtwächter in St. W endel |
Autor | 2008/02/19 18:00:48 Rolgeiger [Regionalforum-Saar] heute abend: Nachtwächter in Homburg |
Date: 2008/02/17 22:06:42
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...
Salü,
Am vergangenen Donnerstagabend wurde in London ein Buch mit dem Titel "The Coburg Conspiracy: Royal Plots and Manoeuvres" vorgestellt. Der Verfasser ist Richard Sotnick, ein Rechtsanwalt aus London, früher Oberbürgermeister der britischen Stadt Portsmouth. Bei der Buchvorstellung in Form eines Interviews waren etwa 200 Besucher gekommen, darunter eine Delegation von sieben Deutschen (Hermann Scheid aus Oberthal, das Ehepaar Spengler aus Hoof, Bürgermeister Klaus Bouillon, Cornelieke Lagerwaard, die Leiterin des städtischen Museums, Thomas Wüst, Leiter des Stadtmarketing, und ich). Ich hatte den Autor vor etlichen Jahren getroffen, als er zu Studienzwecken St. Wendel besuchte, und ihn durch die Stadt geführt. Vor zwei Jahren kam er während der Luisenausstellung nach St. Wendel, wo ihm seitens des Bürgermeisters ein festlicher Empfang bereitet wurde. Da Sotnick Mitbegründer eines Wettbewerbs von Streichquartetten ist, gab damals während des Empfangs das Streichquartett unter Gernot Spengler diverse Melodien - u.a. auch vom St. Wendeler Komponisten Philipp Jakob Riotte - zum Besten. Sotnicks Buch handelt von der Geschichte der Einflußnahme der Coburger auf das Weltgeschehen, in dem sie ihre adeligen Söhne und Töchter in einflußreiche Positionen innerhalb der europäischen Monarchien verheirateten. Die für England wichtigste Heirat war die von Albert, dem zweiten Sohn von Ernst I und Luise, mit Queen Victoria von England. Albert wurde damit zum Urururgroßvater der heutigen Queen Elisabeth. Alberts Mutter Luise, die 1826 von ihrem Ehemann geschieden wurde, lebte bereits 1824 bis fast zu ihrem frühen Tod 1831 in St. Wendel. Sie war die "Herzogin Luise", um die sich noch heute zahlreiche Legenden ranken. Das Buch selber ist zur Zeit noch nicht im Verkauf; aus irgendeinem Grunde, den wohl nur der Verlag kennt, wird es erst am 25. Februar vom Stapel gelassen. Dann wird es 20 Pfund kosten, das sind etwa 28 Euro. Coburg Conspiracy, The: A History : Royal Plots and Manoeuvres Author : SOTNICK, Richard gebundene Ausgabe Verlag:: Ephesus Publishing Ltd ISBN10 : 0955712505 ISBN13 : 9780955712500 Ich war so frei, das erste Kapitel des Buches frei Schnauze zu übersetzen, es gibt in etwa wieder, worum es in diesem Buch geht: "Unter den achtundzwanzig Offizieren der Royal Marines in vollständiger
Ausgehuniform, deren auf Hochglanz geputzte Messingknöpfe, Goldtressen und
Medaillen glänzten, war ich die einzige Person, die eine schwarze Krawatte trug
- und damit eine Kuriosität für viele der Gäste.
Es war der Abend des 31. Oktober 1975, und der Anlaß war das
Eröffnungsdinner des 1664 Clubs. Die Royal Marines verließen Portsmouth, und der
Club war gegründet worden weniger, um an das Jahr zu erinnern, in dem Charles II
das Corps eingerichtet hatte, als vielmehr um finanzielle Unterstützung für ein
Royal Marines Museum in dem viktorianischen Gebäude zu beschaffen, in dem wir
uns befanden. Mir war die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden in Anerkennung
meiner Verdienste, die ich als Vorsitzender des Stadtrats von Portsmouth leisten
konnte.
Alle waren in heller Aufregung, als wir Champagner tranken und in dem
opulent ausgestatteten Speisezimmer mit Goldblatt-Decke, zwei herrlichen Kaminen
aus italienischem Marmor und großartigen Gemälden an den Wänden auf den
Ehrengast warten.
Es gab ein Summen der Aufregung, da wir Champagner tranken und den Gast
der Ehre im opulenten speisenden Raum, mit seinen schwierigen Gold-Blatt Decken,
in zwei herrlichen, in funkelnden Leuchtern und in den eindrucksvollen
Anstrichen warteten. Schließlich kam er an: Lord Louis Mountbatten,
Oberkommandierender der Marine auf Lebenszeit, ehemaliger Leiter des
Verteidigungsstabes, letzter Vizekönig von Indien, der das Zustandekommen
Unabhängigkeit von Indien und Pakistan beaufsichtigt hatte, und ehemaliger
Oberkommandierender der allierten Streitkräfte im Raum Südostasien (1943-45).
Als Urgroßenkel von Queen Victoria war er mit ganzen Generationen der
königlichen Familie verwandt und hatte in Kontakt mit den großen Personen des
politischen Lebens gestanden - unter ihnen Churchill, Gandhi, Nehru, Roosevelt
und Eisenhower.
Es wurde still, als eine hohe Gestalt mit patrizischen Gesichtszügen
und aufrechtem Gang den Raum betrag. Er wurde der Versammlung vorgestellt als
General Sir Peter Whitely, ranghöchster Offizier und Oberkommandierender der
Royal Marines.
Als zum Abendessen gerufen wurde, begaben wir uns durch das große
Treppenhaus hinauf auf die Minstrels' Gallery (Galerie der Minnesänger). Die
Tafel war mit dem Silbergeschirr und den Gläsern aus den Beständen des Corps
eingedeckt. Das Dinner zog sich durch seine einzelnen Gänge dahin, die von
feinen Weinen begleitet wurden. Ich saß nur gerade vier Plätze vom Lord
Mountbatten entfernt, und als das Gespräch kurz verstummte, nahm ich die
Gelegenheit war, ihm eine Frage zu stellen. Ich fragte, wie sicher er sei, daß
Anna Anderson, die behauptete, die russische Großherzogin Anastasia und so Erbe
des Romanov-Vermögen zu sein, tatsächlich eine Schwindlerin war?
Lord Mountbatten schien erfreut, über diesen Teil seiner
Familiengeschichte zu sprechen, die damals die Nachrichten beherrschte. Er
schaute mich an und sagte, jeden Zweifel ausschließend: "Es besteht absolut kein
Zweifel. Ich habe viel Zeit und nicht wenig Geld im Prozeß gegen diese
Schwindlerin ausgegeben. In meiner Kindheit vor dem großen Krieg, wurde ich zum
Spiel mit meinen Vettern auf dem Sommerwohnsitz des Zars in Rußland geschickt.
Ich kannte sie alle sehr gut. Anastasia wurde mit den anderen in Ekaterinburg
ermordet." (Dies wurde bestätigt, als man die Leichname 1991 in Ekaterinburg
fand und durch DNA-Vergleich ihre Identität nachwies). Lord Mountbatten, der
sich für das Thema schnell erwärmte, stieß seinen Finger in meine Richtung und
sagte: "Sie müssen wissen, daß in meiner Jugend europäische Politik eine
Familienangelegenheit war."
Damals fand ich diese Bemerkung sehr arrogant. Aber während der
Recherche für dieses Buch kam ich zu der Erkenntnis, daß seine Aussage im
wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen sei. Im frühen 20. Jahrhundert waren der
Zar von Russland, der Kaiser von Deutschland, die Monarchen von Griechenland,
Norwegen, Portugal, Spanien, Belgien, Schweden, Rumänien, Ungarn, Jugoslawien
und natürlich Großbrittanien alle mit ihm verwandt.
Wie hatte dieses Monopol von monarchischer Macht und monarchischem
Einfluß von einer Familie, die noch dazu ein ziemlich obskures deutsches
Herzogtum beherrschte und ohne viel Glück und politischen Einfluß war, in einer
solch kurzen Zeitspanne umgesetzt werden können? Wie Lord Mountbatten selbst
waren fast alle Thronerben der europäischen Monarchien Nachkömmlinge von Prinz
Albert und QueenVictoria.
Ihre Heirat war die Basis für die Ausbreitung des Einflusses der
Familie.
Geschah das durch Zufall oder Absicht?
Wer aus der Familie derer von Sachsen-Coburg-Gotha (erst 1917 - als man
sich nicht mehr deutsch fühlte - wurde der Name der britischen königlichen
Familie in "Windsor" umbenannt) hatte derartige monarchische Ambitionen? Welche
Auswirkungen hatten sie auf die Wirtschaft, auf die Politik und das kulturelle
Leben der Herzogtümer und Fürstentümer Deutschlands? Und welchen Einfluß hatten
sie auf die deutsche Einigung von 1871?
1837, als Victorias Regentschaft begann, war Britannien die führende
unter den Nationen. Es war die Demokratie mit den meisten Erfahrungen, vor allem
seit der Erweiterung der "Franchise" im Reform Act von 1832, die viel mehr
Menschen das Wahlrecht bot, und das erste Land mit einer Industrialisierung in
großem Umfang. Sein öffentliches Schulsystem und seine ausgezeichneten
Universitäten garantierten eine ausgebildete Führungsschicht, wichtig für das
britische Empire und seine internationalen Handelsgeschäfte.
Obwohl die Politiker den Handel noch prinzipiell verachteten, konnte es
doch geschehen, wenn es außerhalb Großbritanniens geschah. Damit konnte ein
Direkto der East India Company in die höchsten Ämter gewählt werden, war einem
Mühlenbesitzer in Lancashire natürlich nicht möglich war. Seit den Siegen der
königlichen Marine, die in der Seeschlacht bei Trafalgar kulminierten, hatten es
wenige Länder gewagt, ihre Rolle als Beschützerin der britischen Welthandelswege
und seiner Auslandspolitik in Frage zu stellen.
Frankreich hatte sich noch nicht von dem Trauma der Niederlage und von
seiner folgenden Besetzung durch die Alliierten erholt: Preußen, Rußland und
Großbritannien. Deutschland (trotz seines wachsenden Nationalismuses) blieben
weiterhin hartnäckig in kleine Fürsten- und Herzögtümer unterteilt. , blieb in
wütend traditionelle palatinates und in principalities geteilt. Rußland war noch
eine Feudalautokratie, und die italienischen Länder waren eine Ansammlung sich
bekriegender Kleinstaaten.
Auch in England kam es zu sozialen Unruhen, als sich die
Industrialisierung verstärkte. Armut, die radikale politische Bewegung, die
als Chartismus bekannt wurde, und die Lage der wachsenden städtischen
Unterklasse beinhalteten Gefahren für Regierung und Monarchie. Aber nach den
Überflüssen und den Skandalen der hannoverschen Dynastie begrüßten die Briten
ihre junge Königin mit Stolz. Das Land war - trotz aller Probleme - in Frieden
mit sich selbst.
In diesem Zusammenhang ist die Heirat von Victoria mit Albert
überraschend. Sie war die Königin eines großen Imperiums, er der zweite Sohn
eines kleinen deutschen Herzogtums, der in Bezug auf Ansehen oder Reichtum wenig
mit in diese Beziehung brachte - tatsächlich mußte er für den Rest seines Lebens
finanziell unterstützt werden. Außerdem waren die Eltern Alberts öffentlich
geschieden, und das zu einer Zeit als Scheidungen selten waren und in
Großbritannien immer noch ein Stirnrunzeln hervorriefen. Sogar über seine
Abstammung waren ein paar Fragen offen. Aber überraschenderweise scheint keine
dieser Aussagen zu der Zeit betrachtet worden zu sein. Zweifellos muß diese
offensichtliche Auslassung genau überprüft werden, da die Integrität der
Stammfolge bei Mitgliedern der königlichen Familie von herausragender Bedeutung
ist.
Zeitgenössische Journale, Briefe und Berichtet zeigen, daß die
Vorbereitungen für diese Heirat ausschließlich von der Familie getroffen wurden.
Staatlicherseits achtete man nur darauf, daß alle Formalitäten eingehalten
wurden. Basierte diese Verbindung, die Großbritannien keine offensichtlichen
Vorteile bescherte und allenfalls Victorias Position geschwächt hätte, auf
Liebe? Oder könnte Alberts nahe Blutsverwandschaft Teil einer großangelegten
Aktion der Coburger gewesen sein, die damit den Einfluß der Familie über Europa
ausdehnen wollte? Dieses Buch versucht, diese Fragen zu beantworten."
CU
Roland Geiger, St. Wendel
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