Date: 2008/02/01 00:12:24
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü, in der Stadtbibliothek Saarbrücken befindet sich ein relativ großformatiges Werk mit dem Titel "Die Bau Anlagen der Rhein Nahe Eisenbahn, ausgeführt in den Jahren 1857 1858 1859". Es stammt aus einer früheren Bibliothek des Stadtbauamts und wird unter der Nr. 79:4426 geführt. Darin befinden sich etwas mehr als 40 Pläne und Risse so ziemlich aller Bauten (Brücken, Gleisführungen, z.T. ganzer Bahnhöfe), die in diesen Jahren an der Eisenbahn von Bingerbrück nach Saarbrücken angelegt wurden. Das Buch ist in Schreib-Schönschrift geschrieben und wird durch besagte Karten und Risse ergänzt. Ich hab mir besonders die Darstellung des Bahnhofs St. Wendel angeschaut, der in allen Einzelheiten eingetragen ist, wobei die Gebäude zusätzlich benannt werden. Zwei Seiten vorher findet sich die Anlage "Eisenbahnausbesserungswerk" mit Details, was die Einrichtung angeht. Außerdem interessant: die Streckenführung ist in Teilabschnitten dargestellt, einmal als topographische Karte, zum anderen als Querschnitt durchs Gelände, so daß das Gefälle und die Steigungen wunderbar zu erkennen sind. Den Tip erhielt ich von Günter Paulus aus Bliesen, der sich das Teil schon vor ein paar Jahren zu Gemüte geführt hat. Der Verfasser ist leider unbekannt; auch scheint es, als ob es sich nicht um das Original, sondern eine Durch- oder Abschrift handelt. Aber das bleibt vorerst eine Vermutung. Roland Geiger, St. Wendel |
Date: 2008/02/01 18:19:06
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
der Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken ist am Rosenmontag, 4. Februar
2008, ganztägig geschlossen.
mfg
Roland Geiger, St. Wendel
|
Date: 2008/02/04 12:36:14
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü, vergangenen Donnerstag sah ich im Landesarchiv Saarbrücken mehr oder minder durch Zufall die neueste Ausgabe des "Eckstein. Journal für Geschichte", Ausgabe Januar 2008. Darin findet sich u.a. ein meines Erachtens sehr guter Artikel über die Familie Cetto, die im 18. Jahrhundert aus Italien emigrierte und sich in St. Wendel niederließ. Hier spielte sie bis in die Mitte des darauffolgenden Jahrhunderts eine große Rolle in Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Der letzte Cetto in St. Wendel war Edmund Cetto, Eigentümer der Dampfziegelei auf der Göckelmühle, die er bis zu seinem Tod in den 1890ern führte. Der Artikel von Frau Dr. Clemens heißt " Die Familie Cetto aus St. Wendel — keine Gäste auf Zeit, sondern ein Beispiel gelungener Integration". Sie erzählt die Geschichte dieser außergewöhnlichen Familie in St. Wendel, die - auch wenn sie nur drei Generationen blieben - doch völlig in die Geschicke der Stadt verstrickt waren. Der Text wird illustriert durch gut gelungene Wiedergaben diverser Pastellbilder von Angehörigen der Familie Cetto, wie sie im Rahmen der Maler-Lauer-Ausstellung vor zwei Jahren im St. Wendeler Mia-Münster-Haus zu sehen waren. Weitere Artikel dieser Ausgabe des "Eckstein" sind: Stephanie Schlesier Geschäftspartner und Gegenspieler. Zur Rolle der jüdischen Einwohner im Wirtschaftsleben von Illingen im 19. Jahrhundert Andreas Merl „In jedes Haus — auch in die ärmlichste Hütte — eine katholische Zeitung!" Katholisches Milieu und Tagespresse im Saarge­biet der Völkerbundszeit (1920-1935) am Beispiel der 'Saarbrücker Landes-Zeitung' Thomas Fläschner Bergmannspfade Hartfüßer und Ranzenmänner auf schwarzen Wegen Karl August Schleiden Saargegend - Saargebiet - Saarland Die Vorgeschichte zur Entstehung des Bundes­landes "Saarland" Rezension Ludwig Lismayer (Hg.), Die Geburt des Saarlandes. Zur Dramaturgie eines Sonderweges, Echolot Historische Beiträge des Landesarchivs Saarbrücken Bd 3, Saarbrücken 2007 Das Heft kostet 5 Euro und kann - außer im Landesarchiv Saarbrücken (und ggf. bald in der Buchhandlung Klein in St. Wendel) - über die Redaktion direkt bezogen werden. Redaktionsadresse: Geschichtswerkstatt Saarbrücken c/o Antje Fuchs Waldhausweg 8 66123 Saarbrücken (0681) 5848727 Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger, St. Wendel
Date: 2008/02/07 09:13:45
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Wolfersweiler.
Eines
der bedeutendsten Ereignisse der letzten Jahrzehnte war die Feier zum 850.
Ortsjubiläum im Jahre 2006. Unvergessen ist der historische Umzug am 28. Mai, an
dem mehr als 60 Wagen und Fußgruppen beteiligt waren. Darüber hat der
Historische Verein Novallis Wolfersweiler kürzlich ein 40-seitiges Heft
herausgegeben, das die Erinnerung der Teilnehmer und der Zuschauer wachhalten
soll. Das Heft ist die erste Ausgabe der "Wolfersweiler Dorfgeschichten".
Weitere Folgen zu anderen Themen sind geplant. Die Hefte sollen die Ortschronik
fortschreiben und sind eine Ergänzung zu dem 2006 herausgekommenen Ortsbuch
"Wolfersweiler - Eine kleine Dorfgeschichte." Das Heft über den
Festumzug enthält von jedem Wagen, von jeder Gruppe und von den Personen, die
eine historische Gestalt verkörpert haben, ein Farbfoto mit einem erklärenden
Text dazu. Wer die Seiten durchblättert, dem begegnen wieder Karl, der Große,
Kaiser Barbarossa, der Veldenzer Adelige Heinrich und der berühmt-berüchtigte
Förster Kötz. Die Gefolgschaft des Grafen vom Stein ist zu sehen, viele
Burgfräuleins, eine Kriegerschar und der Schinderhannes mit seinem Anhang.
Motivgruppen stellen die Köhler dar, die Müllerinnen auf der Laurentiusmühle und
alte Handwerkskunst. Beschrieben und abgebildet sind auch verschiedene Siegel
wie das Gerichtssiegel von 1550 sowie die Bauzunft-, Küfer und Müllersiegel von
1736. Im Vorwort des Heftes
schreibt der damalige Schirmherr des Dorfjubiläums, Professor Helmut Alt von der
Freien Universität Berlin: "Das Fest hat vieles aus der Vergangenheit wieder
auferstehen lassen. (...) Wenn auch die alten Zeiten vorbei sind, so zeigte
dieses Fest doch, dass der alte Geist des Zusammenhalts und der Gemeinsamkeit,
den man nur auf dem Dorf kennt, nach wie vor ungeschwächt vorhanden ist."
Neben diesem
informativen Heft, das neun Euro kostet, sind von dem Festzug eine CD und ein
Videofilm (je 18 Euro) produziert worden. Auch das Buch "Wolfersweiler - Eine
kleine Dorfgeschichte" ist noch in Einzelexemplaren vorrätig und kostet 23 Euro.
gtr Bestelladressen: Gitti Wahl, Telefon
(06852) 81997, Helga Schweyer, Telefon (06852) 6513 |
Date: 2008/02/07 19:44:29
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Montag, 11.02., 18:00 Uhr, im Haus der Stiftung Demokratie Saarland, Bismarckstraße 99, 66121 Saarbrücken Vortrag „Netzwerke der deutschen Wirtschaft: Wie das Wirtschaftswunder kam“
Am Anfang war Albert Speer. Viele, die in den 50er und 60er Jahren an der Spitze der deutschen Wirtschaft standen, hatten sich in seinem Rüstungsministerium die ersten Sporen verdient. 6000 hochmotivierte Manager, die bis ins Frühjahr 1945 hinein für Hitlers „Endsieg“ kämpften, rückten schon wenige Jahre später in die Führungsetagen der großen deutschen Unternehmen auf. Der gemeinsame Hintergrund schuf ein Netzwerk, machte sie stark - und anfechtbar zugleich. Nur ungern ließen sie sich an ihre Vergangenheit erinnern. Den Wiederaufbau begriffen sie als ihre zweite Chance. Die Zahl der wirklich Einflußreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen. Von A wie Abs bis Z wie Zangen - das Lebenswerk der „Wundertäter“ erfährt heute eine späte, unvermutete und zum Teil unreflektierte Renaissance und wird von Politikern aller Coleur als vorbildlich gerühmt. Höchste Zeit also, sich der Hintergründe des Wirtschaftswunders und seiner tatsächlichen Gestalter zu erinnern. (Auszüge aus dem Klappentext des gleichnamigen Buches) Nina Grunenberg, geboren 1936 in Dresden, zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und renommiertesten deutschen JournalistInnen. Von 1961 bis 2001 Redakteurin der ZEIT, jetzt ZEIT-Autorin. Sie veröffentlichte unter anderem die Bücher „Die Chefs“ (1990) und „Wo die Macht spielt“ (2000).
Kontakt: |
Date: 2008/02/16 22:19:50
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Die Ankündigung in der SZ am 8. Februar 2008: "Der Nachtwächter ist wieder in St. Wendel unterwegs Am Samstag ist ein erster Proberundgang – Offizielle Führungen ab März St. Wendel hat, wie in alten Zeiten, wieder einen Nachtwächter. Ab März wird Ortwin Englert einmal im Monat Touristen und Einheimische durch die historische Altstadt führen. Am Samstag, 9. Februar, macht er um 18 Uhr mit einer Gruppe einen Proberundgang. St. Wendel. Ab März wird in St. Wendel an jedem ersten Samstag im Monat ein Nachtwächter eine Führung durch die historische Altstadt unternehmen. Nicht nur Touristen, auch Einheimische können daran teilnehmen. Während der Wintermonate zwischen Oktober und April beginnen diese Führungen jeweils um 18.30 Uhr, zwischen Mai und September um 20 Uhr. Treffpunkt ist immer im Hof des Dom-Hotels in der Carl-Cetto-Straße. Die Führung dauert etwa 60 Minuten. Als Nachtwächter fungiert OE. Erwachsene zahlen dafür sechs Euro, Behinderte und Studenten mit Ausweis sowie Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre drei Euro. Kinder bis sechs Jahre sind frei. Die erste offizielle …. Er kann auch zu frei wählbaren Terminen von Gruppen und Firmen gebucht werden. Ebenso dürfte er für Kindergeburtstage und Schulklassen eine echte Attraktion sein. Zur Geschichte des Nachtwächters. Seine Aufgabe war es in alter Zeit, durch die Straßen und Gassen der Stadt zu gehen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Er warnte die schlafenden Bürger vor Feuern, Feinden und Dieben, überwachte das ordnungsgemäße Verschließen der Haustüren und der Stadttore. Häufig gehörte es zu seinen Aufgaben, die Stunden anzusagen. Er hatte das Recht, verdächtige Personen, die nachts unterwegs waren, anzuhalten, zu befragen und notfalls zu verhaften. Zu seiner Ausrüstung gehörten eine Hellebarde, eine Laterne und ein Horn. In St. Wendel wurde die Stadt bis zum 18. Jahrhundert durch Schweinehirten bewacht. Danach drehten eigens eingesetzte Nachtwächter ihre Runden. Eine Dienstanweisung aus dem Jahr 1727 legte fest, dass die Wächter zwischen Oktober und April alle Straßen von neun Uhr abends bis vier Uhr morgens abzugehen hatten. Der Dienstgang begann am Amtshaus, dem heutigen Rathaus, und führte zunächst durch die Schloss-, Luisen-, Hospital- und Josefstraße bis zur Balduinstraße. Ab der coburgischen Zeit hatte St. Wendel zwei Nachtwächter im Dienst. Die Stadt war mit ihnen zufrieden und lehnte 1906 den Antrag zur Gründung einer privaten Wach- und Schließgesellschaft ab. gtr Infos: Touristinformation Stadt St. Wendel TUI ReiseCenter, Bahnhofstr. 15, St. Wendel," --------------------------------------------- Der Bericht danach in der SZ am 12.02.2008: "Nachtwächter dreht wieder seine Runden Erste Probe-Tour durch St. Wendel am Samstag Heute braucht er die Stadt nachts nicht mehr zu bewachen. Aber über ihre Geschichte muss er Bescheid wissen, wenn er die Gäste durch die Altstadt führt. Die SZ begleitete den Nachtwächter OE auf einem seiner ersten Rundgänge. Von SZ-Mitarbeiter Gerhard Tröster St. Wendel. Vor fast 100 Jahren drehte in St. Wendel letztmals ein Nachtwächter seine Runden durch die Stadt, sorgte für Ordnung, warf das eine Auge auf nicht verschlossene Türen, das andere auf verdächtige Personen, die nächtens ihr Unwesen treiben wollen. Den Nachtwächter als Beruf gibt es in den Städten heute nicht mehr. Vielmehr ist er dort zu einem Hobby und zu einer Attraktion für die Touristen geworden. In Ortwin Englert hat die Stadt seit Anfang des Jahres auch einen solchen Nachtwächter. Bevor er am 1. März offiziell seine Tätigkeit aufnimmt, hat er schon mehrere Proberunden mit Gruppen durch die Stadt gemacht. Eine davon begann am Samstag bei Einbruch der Dunkelheit. Ortwin Englert gibt als Nachtwächter eine stattliche Figur ab. Angetan mit einem langen, schwarzen Mantel und einem breitkrempigen Hut, in der linken Hand eine glänzende Hellebarde, in der rechten die brennende Laterne. Um seinen Hals hängt ein so genanntes Hifthorn, ein altes Jagdhorn, das einen heiseren Ton von sich gibt. Um sich geschart hat er eine Gruppe aus Gronig, die er eine Stunde lang durch die Altstadt führen will. „Die St. Wendeler Nachtwächter haben seinerzeit nicht gesungen ,Hört ihr Leut' und lasst euch sagen'. Sie haben stattdessen alle Stunde mit der kleinen Glocke geläutet“, erzählt der Nachtwächter den aufmerksam folgenden Zuhörern. Auch er wolle nicht singen, höchstens ab und zu mal auf dem Horn blasen, dafür aber viel von St. Wendels Geschichte erzählen. Im Spazierschritt geht es die Carl-Cetto-Straße hinauf und an der Basilika vorbei. „Links steht das Bruch'sche Haus, in dem einst der Bürgermeister Carl Cetto gewohnt hat“, weiß der Nachtwächter. Der von den Franzosen in der Lichtmessnacht 1677 gelegte Brand habe eine Menge Häuser rund um die Kirche zerstört, auch das Alte Rathaus, mit dessen Wiederaufbau erst 1792 begonnen wurde. „Im Schwanenhaus dort ist der Komponist und Hofkapellmeister Philipp Jacob Riotte 1776 geboren“, blättert Englert in der Geschichte weiter. Vorbei geht es am Pfarrhaus, dessen Ursprünge in das Jahr 1338 zurückreichen und dem Kardinal Nicolaus Cusanus die heutige bauliche Gestalt gegeben hat. Ganz alt sei auch die Magdalenenkapelle, die früher Pfarrkirche gewesen sei. 1343 erstmals in einer Niederschrift genannt liegt ihr Baubeginn jedoch im Dunkeln. An der alten Stadtmauer („Sie ist ein Nachbau aus Steinen, die von einer Brücke in Oberlinxweiler stammen“) legt die Gruppe eine Rast ein. Auf der Einfassung der Zisterne stehen Gläser und brennen Teelichter. Die Groniger werden mit Sekt und Gebäck verwöhnt. Anschließend geht es zum Ausgangspunkt zurück. -------------------------------------------------------- Herr Trösters Bericht über diese Führung war sehr moderat. Das muß sie sein, denn schließlich soll sie in die Zeitung. Der folgende Text stammt von mir. Er ist nicht moderat, denn er wird nur innerhalb dieses Forums erscheinen, das eine geschlossene Liste ist, d.h. hier liest und schreibt nur mit, wer sich angemeldet hat. Ich führe in St. Wendel seit vier Jahren Leute durch die Stadt. alle 14 Tage samstags morgens um 11 Uhr, die verbleibenden Samstage macht Werner Martin das gleiche. Dazu kommen noch etliche Gruppen, die über die Tourist Info in St. Wendel vermittelt werden sowie private Gruppen. Manchmal sind es 30 Leute, oftmals - vor allem samstags - ist es nur eine Person. Wir sagen zwar, mindestens zwei sollten es sein, aber ich hab noch niemanden heimgeschickt. Mir kommts darauf an, daß die Leute informiert werden und sich dabei nicht langweilen. Wobei ich den Humor nicht zu Ungunsten der Wahrheit (so wie ich sie sehe) durchboxe. Wovon ich überzeugt bin, das erzähle ich, Mögliches oder Alternativen stelle ich als solches dar. Feedback gibt es selten, aber bisher hat es noch immer allen gefallen. Auch der Stadtführer in Schriftform, den ich vor drei Jahren verfaßt habe und der immer wieder mal aktualisiert wird, geht gut und kommt auch gut an. Wie ich dazu komme, die Führung des Nachtwächters letzten Samstag so zu kritisieren? Nun, ich denke, ich kann behaupten, ich kenne mich hier in St. Wendel damit aus. Da
es sich am Samstag um eine Probegang handeln sollte, ging ich auch hin. Der
Nachtwächter stand im Kreis von ein paar Leuten, von denen ich erst im Laufe der
Führung mitbekam, daß es sich um eine vorangemeldete Gruppe handelte. Der
Probegang war kein solcher, der Nachtwächter gab an, er habe das schon fünfmal
getan, er verstehe sein Geschäft. Zunächst versuchte er, in sein Horn zu blasen.
Das ging völlig in die Hose. Ein Gast in der Magdalenenkapelle fragte später
laut, ob das grad ein Tier notgeschlachtet würde. Nicht alle lachten ob dieses
Scherzes. Aber genau wie sein Tuten war auch seine Stadtführung. Eigentlich sah
das Konzept des Nachtwächters vor, daß dieser durch den Ort führt und dabei
Geschichtchen erzählt, die nicht immer ganz stimmen müssen, aber die Besucher
unterhalten. Das führte der Nachtwächter nicht durch; er legte eine Stadtführung
hin, allerdings eine so saumäßige, daß ich mich fast für jedes Wort geschämt
habe, daß dieser Typ von sich gegeben hat. Er
wußte nichtmal einmal, daß die Herzogin Luise, nachdem sie 1824 nach St. Wendel
ins Exil geschickt war, rechtmäßig von Ernst geschieden wurde, und deshalb ein
Recht auf ihr Vermögen hatte. Statt dessen erzählt der Nachtwächter, daß Luise
eine streitlustige Frau war, die sich mit ihrem Ehemann um ihr Vermögen stritt,
daß ihr rechtlich nicht zustand. So ein totaler Schwachsinn. Nicht der einzige.
Das
rote Haus heißt rotes Haus, weil man die Farbe dafür mit Stierblut vermischt
habe. Daß der Name ggf. von dem Demokratiegedanken des Hambacher Festes
herrührt, darauf kommt der Nachtwächter überhaupt nicht. Er erzählt etwas von
Franz von Sickingen, präsentiert stolz die Kugel und hat keinen Schimmer, wie
die Worte heißen, die darüber an der Wand geschrieben stehen. Und als ihn einer
seiner Schutzbefohlenen fragt, da weiß er sich keinen besseren Rat, als mich zu
fragen: "Fragen wir doch mal die Konkurrenz". Den
Friedhof um den Dom läßt er von den Preußen vors obere Tor verlegen, von den
Preußen, das muß man sich mal vorstellen. Dann läßt er die Frauen auf die
Barrikaden steigen, weil sie gegen die Verlegung waren und läßt es zu
Handgreiflichkeiten der Frauen, die ihre Männer anstacheln, mit den Preußen
kommen. So eine totaler Durchfall. Der Trierer Bischof hat den Friedhof verlegen
lassen, das war 1786, da dauerte es noch 50 Jahre, bis der erste Preuße sich hat
sehen lassen. Der zweite Friedhof wurde 1814 verlegt, da waren hier noch die
Franzosen. Und nach denen kamen erst mal die Coburger und dann erst die Preußen.
In
der Oberstadt stellt er sich vor dem Cafe am Brunnen auf und schwadroniert über
den Wendalinus und hat nix besseres zu tun, als Manfred Peters eigenwillige
Ideen als Fakt zu verkaufen. Dabei zeigt er immer auf die Figur überm Cafe,
dabei ist das nicht der Wendalinus, sondern der Rochus. Er hätte sich nur ein
bißchen nach links drehen müssen, dort steht Wendel aufm Brunnen. Aber den hat
er wohl noch nie gesehen. Irgendwann sagte jemand "Der wird
aber noch ganz schön nachrüsten müssen." Pah, nachrüsten reicht da nicht, dieser
Herr muß sich erst mal organisieren, sein Vortrag hatte keinen Anfang und kein
Ende, er fing einfach an und hörte auch gleich irgendwann wieder auf.
"Nikolas Marschall wanderte nach
Amerika aus und geriet in den Bürgerkrieg" - bei solchen Sätzen krieg ichs
Kotzen. Oben an der Stadtmauer erzählte er,
die habe niemals dort gestanden, sondern "irgendwo hier". Nun gut, was man dort
sieht, ist die Rückwand einer Scheune, aber die alte Mauer war hier gewesen. Zu
dem Brunnen wußte er, daß unten knapp über der Wasserlinie Gänge hineinführten.
So ein Stuß - Wasserlinie. Das ist eine Zisterne, die hat keine Wasserlinie, die
läuft von oben voll, sofern Wasser hineingerät. Die Gänge laufen in fünf Metern
Tiefe, das Scheißding ist 20 Meter tief, nach seinen Angaben liegen die Gänge
ebenso tief. Keine Ahnung, wo er diesen Schwachsinn her hat.
Und dann kamen die Treppentürme dran,
die laut seiner Fassung ehemalige umfunktionierte Wehrtürme waren. An welcher
Stadtmauer sollen die dann gestanden haben, vor allem, da die Häuser, zu denen
sie gehören, weniger als 300 Jahre alt sind. Tut mit leid, aber der hat während
der ganzen Zeit nur Schwachsinn geredet, und leider noch nicht mal lustig. Zum
Lachen fand es niemand, ich allerdings zum Heulen. Wenn das die Art der Präsentierung
von St. Wendel sein soll, die man vom Nachtwächter erwartet, dann Gut Nacht.
Mir tun da die Leute leid, wie letzten Samstagabend die
Gruppe aus Gronig. Die merken natürlich nicht, wes Geistes Kind ihr Nachtwächter
ist, da sie den Unterschied nicht kennen und - das kann ich nur für den
Nachtwächter hoffen - auch nie erfahren werden. Niveaulos.
Roland Geiger,
Alsfassen |
Date: 2008/02/17 15:21:30
From: Schumacheranne <Schumacheranne(a)aol.com>
Hallo und Danke für die Übermitlung dieser Nachricht!
Als eine. die nur eine Viertelstunde in den zweifelhaften Genuß dieser
Versanstaltung gekommen ist (Gott sei Dank hat mich mein Arbeitgeber durch einen
Anruf gerettet :-) möchte ich noch eine Kleinigkeit ergänzen.
Eine der anwesenden Damen äußerte etwas wie: "Na, der sieht doch aber gut
aus!" Das stimmt vielleicht. Ich frage mich nur, ob gutes Aussehen (vmtl bezogen
auf das Kostüm) für eine Stadtführung ausreicht. Wenn ja wird es höchste Zeit
für die Schönheitsfarm und ein anständiges Kostüm.
Aus Erfahrung weiß ich allerdings, daß die gleichen Dinge mit leichten
Abweichungen auch ohne Kostüm erzählt werden. Vor 3 Jahren -frisch wieder in die
Ecke St. Wendel gezogen- habe ich eine solche "Führung" im Rahmen eines
Geschichtsworkshops der VHS selbst mitgemacht und - ich muß es zu meiner Schande
gestehen - einengroßen Teil davon geglaubt. Bis dann ...: wer lesen kann, ist
machmal klar im Vorteil.
Anneliese Schumacher
|
Date: 2008/02/17 22:06:42
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
Am vergangenen Donnerstagabend wurde in London ein Buch mit dem Titel "The Coburg Conspiracy: Royal Plots and Manoeuvres" vorgestellt. Der Verfasser ist Richard Sotnick, ein Rechtsanwalt aus London, früher Oberbürgermeister der britischen Stadt Portsmouth. Bei der Buchvorstellung in Form eines Interviews waren etwa 200 Besucher gekommen, darunter eine Delegation von sieben Deutschen (Hermann Scheid aus Oberthal, das Ehepaar Spengler aus Hoof, Bürgermeister Klaus Bouillon, Cornelieke Lagerwaard, die Leiterin des städtischen Museums, Thomas Wüst, Leiter des Stadtmarketing, und ich). Ich hatte den Autor vor etlichen Jahren getroffen, als er zu Studienzwecken St. Wendel besuchte, und ihn durch die Stadt geführt. Vor zwei Jahren kam er während der Luisenausstellung nach St. Wendel, wo ihm seitens des Bürgermeisters ein festlicher Empfang bereitet wurde. Da Sotnick Mitbegründer eines Wettbewerbs von Streichquartetten ist, gab damals während des Empfangs das Streichquartett unter Gernot Spengler diverse Melodien - u.a. auch vom St. Wendeler Komponisten Philipp Jakob Riotte - zum Besten. Sotnicks Buch handelt von der Geschichte der Einflußnahme der Coburger auf das Weltgeschehen, in dem sie ihre adeligen Söhne und Töchter in einflußreiche Positionen innerhalb der europäischen Monarchien verheirateten. Die für England wichtigste Heirat war die von Albert, dem zweiten Sohn von Ernst I und Luise, mit Queen Victoria von England. Albert wurde damit zum Urururgroßvater der heutigen Queen Elisabeth. Alberts Mutter Luise, die 1826 von ihrem Ehemann geschieden wurde, lebte bereits 1824 bis fast zu ihrem frühen Tod 1831 in St. Wendel. Sie war die "Herzogin Luise", um die sich noch heute zahlreiche Legenden ranken. Das Buch selber ist zur Zeit noch nicht im Verkauf; aus irgendeinem Grunde, den wohl nur der Verlag kennt, wird es erst am 25. Februar vom Stapel gelassen. Dann wird es 20 Pfund kosten, das sind etwa 28 Euro. Coburg Conspiracy, The: A History : Royal Plots and Manoeuvres Author : SOTNICK, Richard gebundene Ausgabe Verlag:: Ephesus Publishing Ltd ISBN10 : 0955712505 ISBN13 : 9780955712500 Ich war so frei, das erste Kapitel des Buches frei Schnauze zu übersetzen, es gibt in etwa wieder, worum es in diesem Buch geht: "Unter den achtundzwanzig Offizieren der Royal Marines in vollständiger
Ausgehuniform, deren auf Hochglanz geputzte Messingknöpfe, Goldtressen und
Medaillen glänzten, war ich die einzige Person, die eine schwarze Krawatte trug
- und damit eine Kuriosität für viele der Gäste.
Es war der Abend des 31. Oktober 1975, und der Anlaß war das
Eröffnungsdinner des 1664 Clubs. Die Royal Marines verließen Portsmouth, und der
Club war gegründet worden weniger, um an das Jahr zu erinnern, in dem Charles II
das Corps eingerichtet hatte, als vielmehr um finanzielle Unterstützung für ein
Royal Marines Museum in dem viktorianischen Gebäude zu beschaffen, in dem wir
uns befanden. Mir war die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden in Anerkennung
meiner Verdienste, die ich als Vorsitzender des Stadtrats von Portsmouth leisten
konnte.
Alle waren in heller Aufregung, als wir Champagner tranken und in dem
opulent ausgestatteten Speisezimmer mit Goldblatt-Decke, zwei herrlichen Kaminen
aus italienischem Marmor und großartigen Gemälden an den Wänden auf den
Ehrengast warten.
Es gab ein Summen der Aufregung, da wir Champagner tranken und den Gast
der Ehre im opulenten speisenden Raum, mit seinen schwierigen Gold-Blatt Decken,
in zwei herrlichen, in funkelnden Leuchtern und in den eindrucksvollen
Anstrichen warteten. Schließlich kam er an: Lord Louis Mountbatten,
Oberkommandierender der Marine auf Lebenszeit, ehemaliger Leiter des
Verteidigungsstabes, letzter Vizekönig von Indien, der das Zustandekommen
Unabhängigkeit von Indien und Pakistan beaufsichtigt hatte, und ehemaliger
Oberkommandierender der allierten Streitkräfte im Raum Südostasien (1943-45).
Als Urgroßenkel von Queen Victoria war er mit ganzen Generationen der
königlichen Familie verwandt und hatte in Kontakt mit den großen Personen des
politischen Lebens gestanden - unter ihnen Churchill, Gandhi, Nehru, Roosevelt
und Eisenhower.
Es wurde still, als eine hohe Gestalt mit patrizischen Gesichtszügen
und aufrechtem Gang den Raum betrag. Er wurde der Versammlung vorgestellt als
General Sir Peter Whitely, ranghöchster Offizier und Oberkommandierender der
Royal Marines.
Als zum Abendessen gerufen wurde, begaben wir uns durch das große
Treppenhaus hinauf auf die Minstrels' Gallery (Galerie der Minnesänger). Die
Tafel war mit dem Silbergeschirr und den Gläsern aus den Beständen des Corps
eingedeckt. Das Dinner zog sich durch seine einzelnen Gänge dahin, die von
feinen Weinen begleitet wurden. Ich saß nur gerade vier Plätze vom Lord
Mountbatten entfernt, und als das Gespräch kurz verstummte, nahm ich die
Gelegenheit war, ihm eine Frage zu stellen. Ich fragte, wie sicher er sei, daß
Anna Anderson, die behauptete, die russische Großherzogin Anastasia und so Erbe
des Romanov-Vermögen zu sein, tatsächlich eine Schwindlerin war?
Lord Mountbatten schien erfreut, über diesen Teil seiner
Familiengeschichte zu sprechen, die damals die Nachrichten beherrschte. Er
schaute mich an und sagte, jeden Zweifel ausschließend: "Es besteht absolut kein
Zweifel. Ich habe viel Zeit und nicht wenig Geld im Prozeß gegen diese
Schwindlerin ausgegeben. In meiner Kindheit vor dem großen Krieg, wurde ich zum
Spiel mit meinen Vettern auf dem Sommerwohnsitz des Zars in Rußland geschickt.
Ich kannte sie alle sehr gut. Anastasia wurde mit den anderen in Ekaterinburg
ermordet." (Dies wurde bestätigt, als man die Leichname 1991 in Ekaterinburg
fand und durch DNA-Vergleich ihre Identität nachwies). Lord Mountbatten, der
sich für das Thema schnell erwärmte, stieß seinen Finger in meine Richtung und
sagte: "Sie müssen wissen, daß in meiner Jugend europäische Politik eine
Familienangelegenheit war."
Damals fand ich diese Bemerkung sehr arrogant. Aber während der
Recherche für dieses Buch kam ich zu der Erkenntnis, daß seine Aussage im
wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen sei. Im frühen 20. Jahrhundert waren der
Zar von Russland, der Kaiser von Deutschland, die Monarchen von Griechenland,
Norwegen, Portugal, Spanien, Belgien, Schweden, Rumänien, Ungarn, Jugoslawien
und natürlich Großbrittanien alle mit ihm verwandt.
Wie hatte dieses Monopol von monarchischer Macht und monarchischem
Einfluß von einer Familie, die noch dazu ein ziemlich obskures deutsches
Herzogtum beherrschte und ohne viel Glück und politischen Einfluß war, in einer
solch kurzen Zeitspanne umgesetzt werden können? Wie Lord Mountbatten selbst
waren fast alle Thronerben der europäischen Monarchien Nachkömmlinge von Prinz
Albert und QueenVictoria.
Ihre Heirat war die Basis für die Ausbreitung des Einflusses der
Familie.
Geschah das durch Zufall oder Absicht?
Wer aus der Familie derer von Sachsen-Coburg-Gotha (erst 1917 - als man
sich nicht mehr deutsch fühlte - wurde der Name der britischen königlichen
Familie in "Windsor" umbenannt) hatte derartige monarchische Ambitionen? Welche
Auswirkungen hatten sie auf die Wirtschaft, auf die Politik und das kulturelle
Leben der Herzogtümer und Fürstentümer Deutschlands? Und welchen Einfluß hatten
sie auf die deutsche Einigung von 1871?
1837, als Victorias Regentschaft begann, war Britannien die führende
unter den Nationen. Es war die Demokratie mit den meisten Erfahrungen, vor allem
seit der Erweiterung der "Franchise" im Reform Act von 1832, die viel mehr
Menschen das Wahlrecht bot, und das erste Land mit einer Industrialisierung in
großem Umfang. Sein öffentliches Schulsystem und seine ausgezeichneten
Universitäten garantierten eine ausgebildete Führungsschicht, wichtig für das
britische Empire und seine internationalen Handelsgeschäfte.
Obwohl die Politiker den Handel noch prinzipiell verachteten, konnte es
doch geschehen, wenn es außerhalb Großbritanniens geschah. Damit konnte ein
Direkto der East India Company in die höchsten Ämter gewählt werden, war einem
Mühlenbesitzer in Lancashire natürlich nicht möglich war. Seit den Siegen der
königlichen Marine, die in der Seeschlacht bei Trafalgar kulminierten, hatten es
wenige Länder gewagt, ihre Rolle als Beschützerin der britischen Welthandelswege
und seiner Auslandspolitik in Frage zu stellen.
Frankreich hatte sich noch nicht von dem Trauma der Niederlage und von
seiner folgenden Besetzung durch die Alliierten erholt: Preußen, Rußland und
Großbritannien. Deutschland (trotz seines wachsenden Nationalismuses) blieben
weiterhin hartnäckig in kleine Fürsten- und Herzögtümer unterteilt. , blieb in
wütend traditionelle palatinates und in principalities geteilt. Rußland war noch
eine Feudalautokratie, und die italienischen Länder waren eine Ansammlung sich
bekriegender Kleinstaaten.
Auch in England kam es zu sozialen Unruhen, als sich die
Industrialisierung verstärkte. Armut, die radikale politische Bewegung, die
als Chartismus bekannt wurde, und die Lage der wachsenden städtischen
Unterklasse beinhalteten Gefahren für Regierung und Monarchie. Aber nach den
Überflüssen und den Skandalen der hannoverschen Dynastie begrüßten die Briten
ihre junge Königin mit Stolz. Das Land war - trotz aller Probleme - in Frieden
mit sich selbst.
In diesem Zusammenhang ist die Heirat von Victoria mit Albert
überraschend. Sie war die Königin eines großen Imperiums, er der zweite Sohn
eines kleinen deutschen Herzogtums, der in Bezug auf Ansehen oder Reichtum wenig
mit in diese Beziehung brachte - tatsächlich mußte er für den Rest seines Lebens
finanziell unterstützt werden. Außerdem waren die Eltern Alberts öffentlich
geschieden, und das zu einer Zeit als Scheidungen selten waren und in
Großbritannien immer noch ein Stirnrunzeln hervorriefen. Sogar über seine
Abstammung waren ein paar Fragen offen. Aber überraschenderweise scheint keine
dieser Aussagen zu der Zeit betrachtet worden zu sein. Zweifellos muß diese
offensichtliche Auslassung genau überprüft werden, da die Integrität der
Stammfolge bei Mitgliedern der königlichen Familie von herausragender Bedeutung
ist.
Zeitgenössische Journale, Briefe und Berichtet zeigen, daß die
Vorbereitungen für diese Heirat ausschließlich von der Familie getroffen wurden.
Staatlicherseits achtete man nur darauf, daß alle Formalitäten eingehalten
wurden. Basierte diese Verbindung, die Großbritannien keine offensichtlichen
Vorteile bescherte und allenfalls Victorias Position geschwächt hätte, auf
Liebe? Oder könnte Alberts nahe Blutsverwandschaft Teil einer großangelegten
Aktion der Coburger gewesen sein, die damit den Einfluß der Familie über Europa
ausdehnen wollte? Dieses Buch versucht, diese Fragen zu beantworten."
CU
Roland Geiger, St. Wendel
|
Date: 2008/02/19 18:00:48
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Zeitreise durch das historische HomburgUnter dem Titel „Mit dem Nachtwächter nach Amerika“ beginnt heute, 19 Uhr, im Stadtcafé im Alten Rathaus Homburg eine ungewöhnliche Soiree: In der Ex-Festungskommandantur gibt's einen szenischen Vortrag und kulinarische Kostproben aus der Zeit von Friedrich dem Großen und George Washington. Dannn erwartet die Teilnehmer beim „Nachtwächterrundgang" eine Zeitreise in das Homburg des 18. Jahrhunderts mit einem Veteranen des Regiments „Royal Deux-Ponts“. mv Anmeldung und Infos: Tel. (06841) 101675 |
Date: 2008/02/22 22:27:09
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü, letztes Wochenende habe ich eine harte Kritik auf den neuen St. Wendeler Nachtwächter und seine Stadtführung hier ins Regionalforum gesetzt hat. Diesbezüglich hat es außerhalb des Forums erhebliche Aufregung gegeben. Nun habe ich festgestellt, daß meine Kritik - gleichwohl man über die Wortwahl streiten kann - durchaus gerechtfertigt gewesen wäre - hätte es sich um eine Stadtführung gehandelt. Doch das ist nicht der Fall. Der Nachtwächter - früher wie heute - macht zwar in seiner Kluft mit Horn und Pieke absolut was daher, doch fragt es sich, welch Geistes Kind dieser Mensch früher gewesen sein mag. Nachtstreife - das kenn ich von der Wunderwehr her - ist etwas, was keiner gerne tut, und oft als Strafe angesehen und eingesetzt wird. Insofern war in erster Linie eine respekt-, wenn nicht gar furchteinflößende Gestalt gefragt, Intellekt - und das unterscheidet den damaligen Nachtwächter von dem von heute in erheblichem Maße - aber wohl nur in zweiter Linie. Daraus folgt allerdings, daß der damalige Nachtwächter über die Geschichte seiner Heimatstadt bestenfalls ein paar grundlegende Informationen hatte, aus welcher Basis auch herrührend. D.h. exakte Informationen, gar Details, durfte man nicht von ihm verlangen. Was er wußte, waren die Geschichtchen, die man sich auf der Straße und natürlich auch in der Gosse erzählt, Anekdoten, Zoten, Klatsch in Reinkultur. Betrachte ich nun unter diesem Aspekt den Rundgang des Nachtwächters vor zwei Wochen, dann ist das, was er erzählt hat - oder besser nicht erzählt, weil weggelassen hat, - vor allem im Detailbereich, exakt das, was wohl vorgesehen gewesen sein mag. Gleichwohl er wiederum in Bezug auf seinen historischen Vorgänger zu viel gewußt haben mag. Leider ist dieser Hintergrund im Vorfeld nicht klar gemacht worden. Im Zeitungsartikel stand darüber nichts drin, also woher sollte der unbedarfte, aber sachkundige Besucher das wissen? Logisch, da wird natürlich aus der geschiedenen Luise - Scheidung war damals grad im stockkatholischen St. Wendel noch ein absolutes Fremdwort und wenn schon, dann den Evangelischen vorbehalten - ein zänkisches Weib, das seinem vom Stress und der Politik geplagten Ehemann keine Ruhe ließ und immer wieder Geld haben wollte. Dann wußte der Nachtwächter von irgendwelchen finsteren Gängen, die unten im Brunen in der Oberstadt münden und gemeinhin - außer von Ratten - nur von Leuten besucht wurden, die das Tageslicht scheuen oder vor einem eindringenden Feind fliehen wollen. Dann weiß der gute Mann zwar, daß St. Wendel eine Stadt ist und zwar schon lange, aber das drumherum kennt er nicht. "Wir ham ne Mauer und nen Bürgermeister, klar sind wir ne Stadt, blöde Frage". Dann wird er sich hüten, von den Vorgängen vom Hambacher Fest zu erzählen, als diese elenden Aufwiegler mit diesen Flausen im Kopp zurückkamen und den armen Coburger Präsidenten damit belästigten. Und bauernschlau wie er ist, wird er den Leuten erzählen: "Das rote Haus heißt rotes Haus, weil man Stierblut in die Farbe gemischt hat." Das ist insofern clever, als es einleuchtend ist und kurios ("So watt jibts nur in St. Wendel") und man auf keine anderen Gedanken mehr kommt. Die Stadtmauer hat er dann natürlich nicht mehr gekannt, nur von seinen Altvorderen davon reden hören. Er weiß, daß sie mal hier irgendwo war, aber dieser kümmerliche Stumpf, das ist sie sicher nicht. Der heutige Nachtwächter weiß das alles natürlich, aber er muß sich noch mehr in die Rolle seines Vorgängers vor 100 Jahren hineinversetzen und sich - wie man bei uns sagt - "dümmer dran stellen als er wirklich ist". Er muß sich in das einfache Gemüt versetzen eines Mannes, der nachts einsam durch die Straßen streift, nichts Böses erwartet, doch nie sicher sein kann, daß hinter der nächsten Straßenecke nicht doch etwas lauert. Der die Wirte alle kennt und hier und dort gern zu einem kleinen Stärkungstrunk einkehrt, sein Schwätzchen hält und "Neuigkeiten" erfährt, so unsinnig die auch sein mögen: Wenn sie sich gut anhören, kann er sie auch gut weitererzählen. Aber - zurück im Heute - das erfordert im Vorhinein eine Mitteilung an die Besucher, an manchem zu zweifeln, über einiges zu lachen und ansonsten den ganzen Rundgang nicht zu ernst zu nehmen. An der Sache muß der Nachtwächter (der heutige) noch feilen, weil der Übergang vom Wahren ins Fiktive nicht erkennbar war resp. es nicht klar war, daß das meiste, das erzählt wurde, nicht wahr sein kann. Ein Augenzwinkern hier und da, eine vorsichtmahnenden Geste dann und wann und ein leiser, aber hörbarer ironischer Unterton, das wäre eine feine Sache. Dann hätte auch ich es von vorne rein gemerkt, und mein Kommentar zur "Stadtführung" wäre nie geschrieben worden. Denn wer über Absurditäten, die zu einem Zeitpunkt gebracht werden, bei dem jeder weiß, daß es solche sind, nicht lachen kann, ist selber schuld. Aber es muß einem schon gesagt werden. Aber der Nachtwächter in St Wendel steht noch an seinem Anfang und wird noch einige Male laufen. Und noch genügend Gelegenheit haben, seine Geschichtchen an den Mann zu bringen (und natürlich die Frau). Roland Geiger, St. Alsfassen, am 22. Februar 2008 |
Date: 2008/02/25 11:39:14
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
Sie betreiben Familienkunde? Und sind schon richtig schön weit in die Vergangenheit vorgedrungen? Ah ja, und jetzt hängen Sie an dem einen Vorfahren und kommen und kommen nicht weiter. Weil das Pfarrhaus abgebrannt ist und alle Unterlagen vor 1800 gleich mit? Das heißt: Sie müssen sich Ihre Daten woanders besorgen. Ja, aber wo? Nun, dafür haben wir für Sie ein Seminar zusammengestellt, in dem Sie einige Antworten auf Ihre Fragen nach dem „wie“ oder „wo“ finden können. Oder zumindest Anregungen, wie Sie dort hingelangen. Denn das bietet unser Seminar „Vertiefende Familienforschung“: Hinweise, Anregungen, Antworten und bestimmt neue Denkanstöße. Zusammengestellt und vorgetragen von Fachleuten, die sich schon länger mit diesem oder jenem Thema beschäftigen und ihre Erfahrungen gern an den Mann (oder die Frau) bringen. Wie z.B. Johannes Naumann. Er stieß in einem Archiv auf einen Schloßbesitzer, der im 18. Jahrhundert sein Anwesen renovieren ließ und die Rechnungen sorgsam aufbewahrt hat. Darin werden nicht nur die Arbeiten selber gelistet, sondern auch die Männer und Frauen, die sie ausgeführt haben. Eine genealogische Quelle, an die bisher kaum jemand gedacht hat. Vielleicht ist auch einer Ihrer Vorfahren dabei. Noch weiter in die Vergangenheit führt uns Gerd Schmitt aus St. Wendel. Dort gibt es seit 1445 die Sebastianus-Bruderschaft, deren Mitglieder sich jedes Jahr am 20. Januar treffen und Geld sammeln für Bedürftige der Stadt. Ihre Namen sind alle verzeichnet - seit über 500 Jahren. So weit zurück reichen keine Kirchenregister. Schmitt, selbst Bruderschreiber der Bruderschaft, zeigt uns, was diese Listen beinhalten. Zwei Sonderthemen stehen auch auf unserem Programm: Roland Paul aus Kaiserslautern berichtet uns über die Amische, eine Sekte aus dem Raum Zweibrücken, die vor 250 Jahren nach Amerika auswanderte und dort ihre alte Kultur weitgehend erhalten hat. Über eine andere Religionsgemeinschaft berichtet Jürgen Fischer. Jeder von uns hat schon einmal auf der Website der Mormonen nach Daten gesucht. Aber warum stellen diese Leute diese Daten überhaupt zusammen und dann noch kostenlos der Allgemeinheit zur Verfügung? Ein Vortrag darüber, was die Mormonen sind und was sie antreibt. Dazu gibt es noch weitere Vorträge unterschiedlicher Art, z.B. Karl Jüngst über eine Schulmeistersippe, Karl Oehms über das Leben einer Müllerfamilie, Helmut Kuhn über eine Auswandererfamilie nach Brasilien und Udo Ebbinghaus, der uns die unterschiedlichen Kalender vorstellt, auf die man bei seinen Forschungen so stoßen kann. Bleibt schließlich noch Günter Paulus mit einem Vortrag, der uns zeigt, daß Familienforschung keine verbissene und bierernste Sache ist, sondern daß es dabei auch immer wieder mal sehr humorvoll zugeht. Das Seminar findet am 17. und 18. Mai 2008 in Schloß Dhaun bei Kirn statt. Der Teilnehmerbeitrag beinhaltet eine Übernachtung mit Vollpension (außer kalten Getränken, aber zwei Mittagessen, Frühstück und Abendessen und jede Menge Kaffee) und natürlich die Seminarkosten selber und beträgt 115 Euro pro Person (85 Euro ohne Übernachtung). Anmmeldungen bitte direkt an Schloß Dhaun, z.H. Frau Prietz oder Frau Miehlitz. Schlossakademie Dhaun 55606 Hochstetten-Dhaun Tel. 06752-9384-0 Fax 06752-3837 email info(a)schlossdhaun.de Bis dann Roland Geiger, St. Wendel |