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Datum | 2025/04/05 14:05:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Keine Grüße mehr von Hau s zu Haus |
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Betreff | 2025/04/17 11:14:41 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Die IGGP-Konferenz in Columbus, Ohio, betreffend |
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2025/04/12 17:43:39 Pater Wendelinus Re: [Regionalforum-Saar] Fwd: Dorfchronik Leitzweiler (Heide) |
Autor | 2025/04/05 14:05:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Keine Grüße mehr von Hau s zu Haus |
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Date: 2025/04/01 11:12:39
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Guten Morgen,
als ich noch ein gutes Stück jünger war, da war es üblich, am 1.
April jemanden
sprichwörtlich in den April zu schicken. D.h. er wurde
aufgefordert, etwas zu
tun, und die Erklärung dafür war plausibel. Natürlich war die
Erklärung Unsinn,
aber das wußte nur der, der sandte, nicht der Empfänger. Und wenn
letzterer
dann das tat, wozu er aufgefordert worden war, und bemerkte, daß
er einem
Scherz aufgesessen war, dann lachte man ihn an und rief aus:
„April-April!“
Dann mußte der Betroffene Größe zeigen und durfte sich nicht
anmerken lassen,
daß er sich über die Aktion ärgerte.
Solch eine Aktion mußte wohl überlegt sein - sie sollte möglichst
nicht
verletzen oder jemanden schädigen, nun ja, ein bißchen vielleicht.
Denn er oder
sie würde Energie und Zeit dafür aufbringen müssen.
Das Prinzip hatte ich gleich verstanden, aber da jeder die Sitte
kannte, waren
natürlich die meisten Menschen gewarnt und erwarteten an dem Tag
etwas
derartiges.
Ich erinnere mich, daß ich mal meine Frau und meine
Schwiegereltern zusammen in
den April schickte. Der 1. April war mal ein Samstag. Wir wohnten
im 2. Stock,
und ich hatte abends den Wecker meiner Frau umgestellt, weil sie
morgens um
acht aufstand und um 9 Uhr einkaufen ging. Stattdessen wurde sie
um 7 geweckt (ich
drehte mich um, als ich den Wecker hörte, und weigerte mich
aufzuwachen) machte
sich fertig und wollte um 9 Uhr los, aber da war es erst acht. Ich
hatte mich
vorher schon ein Stockwerk tiefer zu meinen Schwiegereltern
geschlichen, die
Frühaufsteher waren, und ihre Uhren auch verstellt. Meine Frau kam
also eine
Stunde zu früh zu ihnen geschlichen, und sie waren natürlich noch
nicht fertig.
Erstaunt schauten sie auf die Uhr: Ach Du lieber Gott, es ist ja
schon …
Währendessen saß ich im Erdgeschoß und trank mit Oma Lena Kaffee.
Vor ihr hatte
ich Respekt, die hätte ich niemals in den April geschickt. Ich
hatte ihr alles
erzählt, und sie hielt dicht. Als meine Frau mit ihren Eltern
herunterkam und
sich verabschiedeten, wünschten wir einen ruhigen Morgen. Nun, den
hatten sie,
denn als sie zum Supermarkt kamen, da war der noch eine Stunde
lang zu. Sie
haben dann irgendwo auch einen Kaffee getrunken, aber bis abends
ließ ich mich
weder zuhause noch im 1. Stock sehen - vorsichtshalber.
Ein paar Jahre später rief meine Mutter bei mir an und fragte, ob
ich am
Dienstagabend nach der Arbeit zu Onkel Rolf kommen könnte, er
wolle das
Schlafzimmer streichen und müßte den schweren Schlafzimmerschrank
verschieben.
Als ich ankam, waren meine beiden Brüder auch schon da, auch Onkel
Rolf, nur
wußte der von der Renovierung nichts, ebensowenig seine Frau,
meine Tante
Hiltrud. Da hatte meine Mama uns verladen - mit einer Stimme des
reinsten
Gewissens, die man sich vorstellen kann. Das war hohe Kunst, wie
wir neidlos zugeben
mußten.
Heutzutage schickt man kaum noch jemanden in den April, jedenfalls
nicht auf
unserer Ebene. Das machen die hohen Damen und Herrn da oben mit
sich selbst und
uns natürlich auch das ganze Jahr über, und man kann schon lange
nicht mehr
unterscheiden, was Wahrheit ist oder Trug. Und manchmal wissen sie
es wohl
selber nicht.
Schade - wieder eine schöne Tradition fast ganz dahin.
Roland Geiger
PS: Und trotzdem bleibe ich vorsichtig, wenn heute wer anruft …