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2024/01/04 07:55:41
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Saarland: „Gebietsreform von 1974 im Großen und Ganzen gut gelaufen“
Datum 2024/01/07 20:22:22
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Die deutsche Gesellschaft der Stad t New=York veröffentlicht folgende Warnung (1868)
2024/01/02 13:42:46
gerald-sabine . linn
Re: [Regionalforum-Saar] Der Lothringische Amtmann Payen zu Tholey.
Betreff 2024/01/07 20:22:22
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Die deutsche Gesellschaft der Stad t New=York veröffentlicht folgende Warnung (1868)
2024/01/04 07:55:41
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Saarland: „Gebietsreform von 1974 im Großen und Ganzen gut gelaufen“
Autor 2024/01/07 20:22:22
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Die deutsche Gesellschaft der Stad t New=York veröffentlicht folgende Warnung (1868)

[Regionalforum-Saar] Die Abtei Tholei und der Partisan Mentzel während des Oestereichischen Successions= Kriegs .

Date: 2024/01/04 12:33:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Die Abtei Tholei und der Partisan Mentzel während des Oestereichischen Successions= Kriegs.

(Nach der gleichzeitigen Erzahlung eines Geistlichen dieses Klosters, P. Benedikt Burg.)

Nach dem Tode Kaisers Karl VI. (1740) begann der Böhmische und Oestereichische Successions=Krieg, an welchem die Franzosen für den Baierischen Kaiser Karl VII. gegen Oestereich Antheil nahmen. Gleich zu Anfang des Frühjahrs marschirten sehr viele derselben theils durch Tholey, theils durch St. Wendel auf Mainz und von da nach Böhmen. Der Marsch gieng hier zwei Jahre lang dann und wann in guter Ordnung vorbei; man mußte Fourage und Quartier liefern, und die Abtei hatte öfters großen Ueberlauf von der Französischen Generalität und Offizieren. Endlich wendete sich das Glück von allen Seiten für Oestereich, besonders durch die außerordentliche Anstrengung der treuen Ungarischen Nation. Die Franzosen und ihre Alliirten verloren eine Schlacht und ein Oestereichisches eingenommenes Land nach dem andern; endlich nach der Schlacht bei Dettingen (27. Juni 1743) retirirten sie über den Rhein und zogen sich in das Elsaß. Die Kaiserlichen rückten langsam auf der andern Seite des Rhein's nach und vereinigten sich mit der Armee des Prinzen Karl von Lothringen und des General Khevenhüller, welche die Franzosen aus Baiern und Schwabenland verjagt hatten.

Den 20. August 1744 kam der Oestereichische Oberst [Johann Daniel von ] Mentzel mit einem Detaschement von ungefähr 600 Mann, wobei Einige von seinem Regimente und ein Oberstlieutenant von den Raizen, so wie die Freicompagnie des Wittenbach waren, Mittags um 12 Uhr ganz unvermuthet in Tholey an. Sie hatten die Nacht zuvor im Oberstein'schen gelegen, und waren jedesmal so vorsichtig, daß sie Niemand, der gen Lothringen oder Frankreich gehen wollte, passiren ließen. Wir saßen noch im alten Refektorium, woraus jetzt die Küche gemacht worden, zu Tische, als des Prälaten d'Hame Bedienter ganz importun [unpassend] anklopfte; Verfasser dieses, der damals Tischmeister war, ging hinzu, da sagte derselbe ganz erschrocken und verwirrt, es sei geheime Nachricht von Gonnesweiler vom Herrn von Feignies eingegangen, daß der genannte Mentzel eben ankommen werde, die Avantgarde sei schon im Dorfe. Alles stand vom Tische auf, wir gingen, wie gewöhnlich nach dem Essen, in die Kirche, aber der Pater Cuno Wolf, damals Prior, sagte zu uns, wir sollten mit ihm gehen, den General zu empfangen.

Als wir eben an die Pforte kamen, sahen wir ihn und neben ihm den Herrn von Feignies [Florentius de Latre de Feignies 1705-1758] ankommen; die Avantgarde stieß in ihre Trompeten, er aber rief: still! stieg an der Pforte vom Pferde, und weil er den P. Theobert Martini für den Herrn Prälaten, der noch nicht gegenwärtig war, versah, so sagte er: „Hochwürdiger Herr Prälat, wir haben ganz Batern ausgeschmauset, jetzt kommen wir ins Lothringische; Fressen und Saufen genug her für meine Leute, denn sie sind von dem schweren Marsche ganz ermattet!“ Der P. Prier, nachdem Mentzel wegen des Fehlers informirt war, nahm das Wort und präsentirte das Möglichste, was Haus und Keller vermöge. Wir giengen neben ihm bis mitten in den Vorhof der Abtei; die Truppen marschierten uns nach herein, er aber wendete sich um und schrie: „Man soll campiren! wo ist der Amtmann hier vom Lande?“ Eben kam er vom Schaumberg herunter. Einige Schritte vor der Abtei trat ihm der Prälat entgegen, er wiederholte sein voriges Compliment;— ich muß von ihm sagen, daß er jedesmal großen Respekt gegen die Geistlichkeit zeigte. Dann schrie er abermals: „Was ist das für ein Teufelsweg! der Amtmann soll (rief er seinem Adjutanten zu,) augenblicklich das ganze Amt commandiren, den Weg so in Stand zu setzen, daß die ganze Armee und Artillerie morgen gemächlich durchpassiren kann; sonst wird er an den ersten Baum gehängt!“ Wahrlich ein Schreier und Bärenhäuter, indem er Jeden glauben machen wollte, als wäre die ganze Oestereichische Armee dicht hinter ihm.

Amtmann Payen kam herbei. Die Reiterei lagerte sich auf unserm Brühl, wo der Grummet noch ungemäht stand, die Infanterie des Wittenbach wurde ins Dorf logirt, Wachen auf allen Straßen doppelt ausgestellt und Ordonnanzen abgeschickt, daß die Alsweilerer, Marpinger, Winterbacher und Bliesthaler Brod, Fleisch und Käse bringen sollten, was auch geschah. Die Abtei mußte, außer dem starken Ueberlauf der Offiziere, 40 Malter Hafer und eine Ohm Wein, so wie das vorräthige Brod, jedoch gegen Quittung des Amtmanns, daß Alles vom Amte vergütet werden solle (was indessen bis zu dieser Stunde nicht geschehen) Herausgeben. Um halb zwei ging der Oberst mit seiner Gesellschaft zu Tisch, alle Trompeter machten unterdessen Musik; er blieb beständig mit unbedecktem Haupte, informirte sich, wie weit es nach Saarlouis sei und von da nach Blombiere, wo damals der aus England zurückgekommene Marschall Bellisle im Bade war. Es war seine Absicht, diesen abermals zu fangen; man mußte ihm eine Landkarte bringen, worauf er sich jedoch von der Unausführbarkeit überzeugte, da seine Leute und Pferde zu einem so weiten Zuge zu sehr ermattet waren.— Mentzel
schmauste und„soff capital“ bis gegen fünf Uhr; da wurde Retraite geblasen und befohlen, daß Alles sich zur Ruhe begeben solle, um daß man um 11 Uhr weiter marschiren könne. Er ging ebenfalls schlafen, würde jedoch um halb zehn Uhr wieder geweckt und setzte sich dann abermals zu Tisch, während dessen er einen von ihm unterschriebenen und besiegelten Schutzbrief für die Abtei expedirte.

Um elf Uhr ward Allarm geblasen; Mentzel ließ sich in der Abtei wohl sein und endlich etwas vor Mitternacht zog Alles wieder ab, und er nahm zwei Bürger aus Tholey als Wegweiser mit, welche beständig neben ihm reiten mußten, während die Infanterie auf Wagen geführt wurde; unterwegs fragte er jene Leute aus, und erklärte, er wolle Saarlouis überrumpeln, was sie ihm, so gut sie konnten, in Betracht seiner wenigen Mannschaft widerriethen. Hinter dem Hotzberg, da ihm „der Dusel““ ein wenig vergangen war, machte er Halt, und hielt Kriegsrath mit seinen Offizieren, worauf beschlossen wurde, 200 Mann sollten gen Saarlouis ziehen, um dortige Magazine anzuzünden, und Er solle mit den andern zu Rehlingen die Saar passiren, um den alten Gallot in Fremersdorf zu fangen. Keines von beiden glückte jedoch.

In Fraulautern erbeutete Wittenbach zwar die Pferde einiger, in die Abtei gepflüchteter Franzosischer Offiziere, aber an der Barriere von Saarlouis fanden sie Alles geschlossen und schon Truppen gegen sie commandirt. Nach einem blinden Feuer zogen sich die Husaren nach Dillingen, ohne verfolgt zu werden. Gallot zeigte dem Obersten Mentzel seine letzte Capitulation als Oestereichischer Gefangener, worauf dieser sich bei ihm lustig machte. Indessen schießen die diesseits der Saar gebliebenen Husaren auf den Französischen Husaren=Rittmeister Jacquot, der ruhig mit seinem Diener von Merzig nach Hause ritt und schossen ihn augenblicklich nieder, was Mentzel sehr missbilligte.

Mentzel zog auf die Nachricht, daß gegen 400 Malter Hafer für die Franzosen zu Ottweiler lägen, noch desselben Tags dorthin, nachdem er vorher etwa 50 Mann nach Nittel an der Mosel detaschirt, um sich mit einigen seiner Truppen, die von Trarbach an Trier vorbei passirt waren, zu vereinigen; diese nahmen daselbst Geiseln und alles königliche und kirchliche Geld, Silber u. s. w. weg und führten sie nach Worms ins kaiserliche Hauptquartier. Den Hafer ließ Mentzel aus Ottweiler sogleich durch Lothringische und Nassauische Fuhrleute nach Trarbach fahren und zog sich nach St. Wendel, wo er einige Tage blieb, während ein Theil seiner Leute in der Gegend von Oberkirchen lag. Er schrieb hier Contributions= Gelder und Fourage=Lieferungen durch ganz Deutsch=Lothringen aus, letztere geschahen täglich, erstere aber verzögerten sich. Da der Fürst von Saarbrücken damals ein Regiment in Französischen Diensten hatte, so beschloß er, sich an demselben zu rächen, was er zu Ottweiler, wo die alte Gräfin von Hanau noch lebte, aus Respekt nicht hatte thun wollen; er marschirte daher gen Saarbrücken, und seine Avantgarde nahm unterwegs in St. Ingbert einige Französische Husaren gefangen, er verweilte sich aber dadurch so, daß er hierher St. Johann, wo der alte Weg im Walde den Berg herunter geht und Alles daher abgestiegen war, plötzlich sich dem Feuer eines Detaschements der Französischen Freicompagnieen ausgesetzt sah, wodurch 8 Raizen, die vor ihm gingen, theils getödtet, theils verwundet wurden.
Mentzel rief augenblicklich: „Zu Pferde! Panduren, avancirt!“ Seine Leute gaben aus den kurzen, vorn sehr weiten Gewehren, in die man 6 bis 8 Kugeln laden kann und die noch jetzt hier zu Lande Mentzel genannt werden, Feuer, und die Franzesen retirirten weiter in das Gebüsch. Er machte nun Halt, ließ ringsher patrouilliren und die Todten und Verwundeten aufpacken, und schickte dann ein Detaschement gegen St. Johann, das indessen, ohne etwas auszurichten, rapportirte, daß Alles von Franzosen besetzt sei, die von Saargemünd aus sich dahin gezogen.
Er kehrte nun nach St. Wendel zurück, arretirte dort die abermals beorderten Haferfuhren und nahm den Lothringischen Bauern 43 der besten Pferde mit Gewalt weg, obwohl unter dem Versprechen, daß die Königin von Ungarn sie bezahlen werde. Dann marschirte er mit einem Detaschement seiner besten Truppen, während die übrigen in dortiger Gegend und in Oberkirchen blieben, gegen Landau, um Magazine zu zerstören; er hatte aber, als er dies Nachts ausführen wollte, das Unglück in einem Laufgraben ein Bein zu brechen und retirirte nun nach Zweybrücken, wo er blieb, bis er durch den alten Meister Nagel aus Bärenbach bei Kirn curirt war. Seine Truppen kamen abermals in St. Wendel zusammen, und da sie nun ohne Haupt und überdies gleichsam eine aus allerlei Nationen zusammengezogene Bande von Spitzbuben waren, so war Jeder vom Größten bis zum Geringsten nur auf Beute und Raub bedacht. Die ausgeschriebenen Contributionen wurden eingetrieben, und namentlich kamen ungefähr 200 Husaren nach Tholey, von denen 25 Mann auf Schloß Schaumburg beordert wurden, um den Amtmann Payen, welcher jedoch, durch seine Bauernwache auf dem alten Schlosse benachrichtigt, schon nach Metnich und Lockweiler geflüchtet war, zu fangen.
Die Uebrigen fielen in die Häuser zu Tholey, raubten was ihnen anstand, rissen den Frauen und Kindern die Kreuze vom Halse, und nahmen den Amtssubstitut Risch im Nachtkleide gefangen. Zwei junge Offiziere kamen mit 4 Mann zum Kloster und begehrten ungestüm zu essen und zu trinken; durch ein Frühstück, das sie auf den Pferden einnahmen, wurde von der Abtei alles weitere Uebel abgewandt, während im Dorfe sehr schlimm gehauset wurde. Als die vergebens nach Schaumburg abgesandten Husaren zurück waren, führte man 3— 4 der besten Bürger mit Herrn Risch als Geiseln nach St. Wendel, wohin auch mehrere Schultheisen der Herrschaft Werdenstein eingebracht wurden. Es mußten nun die Contributions=Gelder für das Schaumburger Amt sofort gezahlt werden, worauf de Bauern loskamen; Herr Risch aber ward nach Worms geführt.
Endlich kam ein Französisches Husaren=Detaschement nach Tholey, zog Erkundigungen ein, und retirirte dann gleich wieder nach Saarlouis. Tags darauf erschlichen die Mentzelschen Husaren den Amtmann Payen auf Schaumburg und brachten ihn gefangen in die Abtei, wo er vom Prälaten d'Hame 10 Louisdor entlieh, die noch ausstehen. Das ganze zu St. Wendel und Oberkirchen etwa 14 Tage gestandene Corps zog hierauf mit dem gefangenen Payen nach Kreuznach, da inzwischen die Umstände durch den abermaligen Einfall des Königs Friedrich II. von Preußen in das Oestereichische Gebiet sich geändert hatten, und Prinz Karl von Lothringen daher über den Rhein zurückging.
Payen und Risch kamen nach etwa zwölftägiger Gefangenschaft zurück, und man sandte nun eine Klageschrift an den Prinzen Karl. Bei Ueberreichung derselben sprach dieser: „Ist der Dieb, der Mentzel, schon im Schaumburger Amt gewesen? (er stand nicht bei seiner, sondern bei des General Stahremberg Armee,) Seid zufrieden, es wird euch aller Schaden ersetzt werden.“ Ob dies geschehen, weiß Gott; daß aber die armen Unterthanen und die Abtei noch nichts bekommen, ist gewiß.
Oberst Mentzel lag lange in Zweibrücken an seinem Beinbruche und ließ sich im Januar des folgenden Jahres mit zwei Maulthieren über den Rhein tragen. Als die Armeen im Frühjahre am Rhein bei Philippsburg einander gegenüber standen, spottete „der tolle Mentzel, zweifelsohne besoffen,“ der Franzosen, unter Zurufen mancher Sottisen, riß seine Brust auf, man solle nur auf ihn schießen; es geschahen einige Fehlschüsse, worauf er noch ärger schrie, endlich aber glückte es einem Soldaten oder, wie Andere sagen, einem Französischen Tambour mit einer Kugelbüchse über den Rhein ihn in die Brust zu treffen. Er lebte noch ungefähr eine Viertelstunde und starb dann „ohne Ehre und Ruhm.“

In Urkund der Wahrheit P. Benedictus Burg, Profeß zu Tholey, Probst zu Werdenstein.

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Raizen, Raitzen oder Rascier sind historische deutschsprachige Begriffe, die bis ins frühe 19. Jahrhundert als Bezeichnung für die orthodoxe serbische Bevölkerung der Habsburgermonarchie verwendet wurden. Die Begriffe beziehen sich auf die historische Region Rascien, die im heutigen serbischen Okrug Raška liegt.

Sottisen = abfällige, stichelnde, verletzende Bemerkungen

Burgs Datierung "20. August 1744" kann nicht stimmen, denn Mentzel starb bereits am 24. Juni 1744.

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Quelle: Wochenblatt für die Kreise St. Wendel und Ottweiler. 1. und 8.5.1839