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2023/11/04 14:55:24 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag über den Watergarte-S kandal |
Datum | 2023/11/08 09:06:25 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Fwd: Reiseblog Saarland Neues Keramik Kunst Museum in Neunkirchen |
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2023/11/29 16:30:07 franzundchrista Re: [Regionalforum-Saar] Teutsche Wirthshäuser im sech zehnten Jahrhundert. |
Betreff | 2023/11/03 13:15:06 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag "HEIRATSVERTRÄGE, VERSTEIGERUNGEN, TESTAMENTE ... WAS MAN IN NOTARIELLEN VERTRÄGEN ALLES FINDEN KANN" |
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2023/11/04 14:55:24 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Vortrag über den Watergarte-S kandal |
Autor | 2023/11/08 09:06:25 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Fwd: Reiseblog Saarland Neues Keramik Kunst Museum in Neunkirchen |
Date: 2023/11/06 08:53:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Herausgeber
Ute Planert
Reihe Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte
Erschienen Köln 2023: Böhlau
Verlag
Anzahl Seiten 312 S.
Preis € 49,00
ISBN 978-3-412-52701-3
Rezensiert für H-Soz-Kult von Nina Kreibig, Institut für
Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin
Der Tod ist unser ständiger Begleiter und niemand kann ihm
entkommen. Mit
dieser Erkenntnis beginnt der von Ute Planert herausgegebene
Sammelband zum
Thema Todesarten. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines
jeden Menschen,
eine Haltung zum Tod einzunehmen, die kulturell
unterschiedlich ausgeprägt
wird. Diese kulturelle Konstruktion von Todesvorstellungen
steht im Mittelpunkt
des Sammelbandes, der aus einer Vorlesungsreihe vor dem
Hintergrund der
Coronapandemie und dem aktuell diskutierten Klimawandel
hervorgegangen ist und
die Zielsetzung verfolgt, einen interdisziplinären Dialog über
Tod und Sterben
anzustoßen. Zusätzlich zur Einleitung setzt sich der Band aus
15 Beiträgen
zusammen, die in chronologischer Reihenfolge Themen von der
Antike bis in die
Gegenwart behandeln. Dabei ergeben sich durchaus inhaltliche
Überschneidungen.
So fokussieren der Althistoriker Karl-Joachim Hölkeskamp und
der
Neuzeithistoriker Arne Karsten beide auf die Relevanz von
prestigeträchtigen
Bestattungen als Absicherung respektive Optimierung eines
familiären Status.
Hölkeskamp behandelt in diesem Kontext die Leichenbegängnisse
römischer
Adeliger aus den Jahrhunderten vor der Zeitenwende, die einen
Verweis und eine
Eingliederung der Verstorbenen in die familiäre Ahnenreihe
vorsahen. An dieser
Stelle hätten sich am Beispiel des expliziten Gebrauchs der
Totenmasken auch
theoretische Überlegungen angeboten, wie Kantorowiczs Konzept
von den zwei
Körpern des Königs.[1] Arne Karsten befasst
sich mit Testamenten
von Kardinälen aus der Frühen Neuzeit, indem er diese mit
Vorgaben zur
Behandlung der Verstorbenen und Erinnerungen an die Toten
abgleicht. Dadurch
liefert er einen Beitrag zur Mentalitäts- und
Sozialgeschichte. Eine aufwendige
Beisetzung diente nicht selten dem familiären Prestige und
setzte sich auch
über individuelle Wünsche der Toten hinweg.
Als ein weiterer Schwerpunkt kann eine Beschäftigung mit der
Erinnerungskultur
vor einem politischen Hintergrund konstatiert werden. Hierfür
zeichnen sich im
Besonderen die Beiträge der Historikerin Gudrun Gersmann zur
Rezeption der
Toten der Französischen Revolution, der Historikerin Ute
Planert zum
gewandelten Umgang mit dem Tod von Soldaten während des 18.
und 19.
Jahrhunderts, der Literaturwissenschaftlerin Gabriele von
Glasenapp und des
Japanologen Stephan Köhn aus. Von Glasenapp behandelt die
Darstellung in
Kinder- und Jugendliteratur von kindlichem Tod und Sterben
während der Shoa und
greift damit ein lange tabuisiertes Thema auf. Anhand
ausgewählter Literatur
zeigt sie formale Erzählstrukturen auf, die diese kennzeichnen
und weist
Verbindungen gesellschaftlicher Entwicklungen nach, die
maßgeblich auf die Art
der Erzählungen Einfluss nahmen. Ebenfalls einen
literaturhistorischen Ansatz
verfolgt Köhn, indem er sich in seinem Beitrag über den
„nukleare[n] Tod in
Japan“ mit den Folgen des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima
und Nagasaki
beschäftigt. Im Zentrum seines Textes steht das Werk der
japanischen Autorin
Ota Yoko, die als Überlebende des ersten Atombombenabwurfs
zeitlebens das Thema
behandelte. Das Genre der „Atombombenliteratur“ (S. 214) wurde
in Japan durch
Zensur der Alliierten und später durch die japanischen
Behörden unterdrückt.
Zudem wurde eine Auseinandersetzung dadurch erschwert, indem
die Orte
„enthistorisiert“ (S. 229) und die Bedeutung der Opfer negiert
wurden.
Aus religionshistorischer Perspektive beziehungsweise mit
relevanten religiösen
Bezügen im Umgang mit dem Sterben setzen sich der Theologe
Andreas Michel, der
Mediävist Patrick Nehr-Baseler sowie die Theologin Caroline
Helmus auseinander.
Michel zeigt anhand einer biblischen Exegese, wie sich die
Vorstellungen vom
Tod von alt- zu neutestamentarischen Auslegungen gewandelt
haben. Nehr-Baseler
geht anhand von spirituellen und medizinischen Texten des
späten Mittelalters
der Unsicherheit des Todeszeitpunktes auf den Grund. Sowohl
die Frage nach dem
Todeszeitpunkt als auch nach medizinischen Diskursen über eine
„richtige“
Lebensführung hätten einen spannenden Ausblick auf das 18. und
19. Jahrhundert
liefern können, in denen derlei Fragen neuerlich verhandelt
wurden.[2] Helmus wiederum
thematisiert
Vorstellungen des Transhumanismus in der Gegenwart als ein
Bestreben, durch
technologische Erweiterungen den Menschen zu verbessern
respektive zu
überwinden. Transhumanismus wird hier als
„säkulare-eschatologische
Weltanschauung“ (S. 303) interpretiert.
Unter dem Stichwort kulturell unterschiedlicher medialer
Gestaltungsformen im
Kontext von Tod und Sterben können gegebenenfalls mehrere
Beiträge subsumiert
werden: Die Literaturwissenschaftlerin Monika Schausten
befasst sich mit
unterschiedlichen Erzählformen als Möglichkeiten einer
Bewältigung des Todes
während des Mittelalters. Im Zentrum des Beitrages von
Henriette Terpe stehen
„Todestagebücher“ von drei hispanoamerikanischen Autor:innen
aus dem 20.
Jahrhundert. Als Musikwissenschaftler setzt sich Frank
Hentschel mit der Musik
zweier Filme auseinander, die den Vietnamkrieg und
dargestelltes Sterben
thematisieren. In Platoon (1986) wird die Sterbeszene
von Samuel Barbers
klassischer Musik begleitet, die im US-amerikanischen Kontext
eine besondere
erinnerungspolitische Bedeutung genießt. In Full Metal
Jacket (1987)
wiederum verweist die verwendete Popmusik auf die völlige
Absurdität der
Umstände. Zum besseren Verständnis wären hier zusätzliche
Informationen über
den filmischen sowie den persönlichen und politischen
Hintergrund der
Regisseure Oliver Stone und Stanley Kubrick sinnvoll gewesen.
Der
Medienwissenschaftler Benjamin Beil setzt sich mit Tod im
Computerspiel und
damit Sterben in erschaffenen fiktionalen Welten auseinander.
Dabei geht er
aber weitestgehend nicht auf Spiele ein, die als sogenannte
Ego-Shooter
bezeichnet werden, sondern solche, die sich nach anderen
Konzepten mit dem Tod
befassen. Ein Verweis auf die Hintergründe, Reaktionen und
Rezeptionen dieser
Spiele in der „Außenwelt“ findet sich hierbei nicht, obgleich
es interessant
gewesen wäre, der Intention der Gestaltungen nachzugehen.
Unter dem Schlagwort der Erkenntnis über den Tod sei zuletzt
auf die Beiträge
von Thiemo Breyer und Hannes Wendler sowie auf jenen der
Ethnologin Mira
Menzfeld verwiesen. Breyer und Wendler stellen aus
anthropologischer,
philosophischer und psychologischer Perspektive Max Schelers
Auseinandersetzung
mit dem Tod in den Fokus ihres Beitrages. Scheler grenzt sich
in seinem Oeuvre
bewusst von einem epikureischen Todesverständnis ab und geht
von einem eigens
ausgeprägten Todesverständnis durch den Prozess des Alterns
aus. Der kulturell
unterschiedliche Umgang mit dem Sterben in Finnland, Südchina
und Deutschland
bildet den Hintergrund des Aufsatzes von Menzfeld. Sie kann
anhand von
Interviews mit moribunden Menschen drei verschiedene
Verständnisformen des Sterbens
ausmachen, die die Frage aufwerfen, ab welchem Zeitpunkt ein
Mensch zum
Sterbenden im Sinne eines bald verstorbenen Menschen wird.
Für den vorliegenden Sammelband wurden die einzelnen Beiträge
nicht in Relation
zueinander gesetzt. Dies ist vollkommen verständlich, wenn der
Herstellungsprozess von Sammelbänden beachtet wird. Es ist
aber insofern
bedauerlich, da es zahlreiche inhaltliche Überschneidungen
gibt, die es möglich
gemacht hätten, entweder kapitelartige Schwerpunktsetzungen zu
betreiben oder
aber zwischen den Beiträgen intertextliche Verbindungen
herzustellen. Der
chronologische Verlauf des Bandes bietet den Vorteil einer
Orientierungshilfe
der vielseitigen Thematiken durch zeitliche Fixpunkte, stellt
jedoch zugleich
die Gefahr dar, eine einheitliche Entwicklung zu suggerieren.
Dadurch gerät das
Anliegen des Buches in Gefahr, auf die parallele
Vielseitigkeit von
Todesvorstellungen zu verweisen. Manche Texte bleiben dabei
stilistisch und
durch inhaltliche Vorannahmen auf ihre fachliche Zielgruppe
beschränkt und
erschweren damit den interdisziplinären Dialog. Der Titel des
Sammelbandes
„Todesarten“ ist bisweilen verwirrend, weil darunter
umgangssprachlich die Art
des eingetretenen Todes verstanden wird. Diverse Beiträge
beschäftigen sich
aber gerade nicht mit dem Sterbeakt, sondern fokussieren
vielmehr auf die
Erinnerungen an die Verstorbenen. Nichtsdestotrotz kann das
lobenswerte
Anliegen, die soziale und kulturelle Konstruktion von
Todesvorstellungen
interdisziplinär auszustellen, als Erfolg gewertet werden. Die
zumeist hohe
sprachliche und inhaltliche Qualität der Beiträge ermöglicht
Einblicke in
komplexe Kontexte und lädt zum Weiterdenken ein. Eine daran
anschließende
Beschäftigung mit den hier behandelten Themen ist
wünschenswert und relevant
nicht allein vor dem Hintergrund neuer und alter Krisen.
Anmerkungen:
[1] Vgl. Ernst Kantorowicz,
Die zwei Körper des
Königs. Eine Studie zur politischen Theologie des
Mittelalters, 2. Aufl.,
Deutsche Erstausgabe, München 1994.
[2] Vgl. Christoph Wilhelm
Hufeland, Makrobiotik
oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern, hrsg. v.
Alfred Maury,
fünftes und sechstes Tausend, Berlin [1896].
Zitation
Nina Kreibig, Rezension zu: Planert, Ute (Hrsg.):
Todesarten. Sterben in
Kultur und Geschichte. Köln 2023 , ISBN
978-3-412-52701-3, In: H-Soz-Kult,
06.11.2023, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-137755>.