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2023/01/24 23:11:33
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] „Hofmohren“. Repräs entation und soziale Realität von Afrikanern in deutschen Residenzen 1600–1800
Datum

2023/01/12 23:52:20
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Comanches, Captives, Germans: , Transactions on the Texas Frontier, 1847
Betreff 2023/01/20 16:42:15
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Fwd: [saarland-l] Vortrag "Heiratsverträge, Grundstücksverkäufe und Te stamente - Was man in notariellen Verträgen alles finden k ann."
2023/01/24 23:11:33
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] „Hofmohren“. Repräs entation und soziale Realität von Afrikanern in deutschen Residenzen 1600–1800
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[Regionalforum-Saar] Gedenkveranstaltung am Gymnasium Wendalinum in St. Wendel für die Opfer des Nationalsozia lismus.

Date: 2023/01/30 11:13:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

heute in der SZ, St. Wendeler Teil, über die Veranstaltung am letzten Freitag.

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Gedenkveranstaltung am Gymnasium Wendalinum in St. Wendel für die Opfer des Nationalsozialismus.

Von Jennifer Fell

Das Thema Euthanasie stand im Mittelpunkt, als der Landkreis St. Wendel am Freitagabend in der Aula des Gymnasiums Wendalinum den internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus beging. Nach zwei Jahren, in denen die Veranstaltung pandemiebedingt lediglich digital stattfinden konnte, traf man sich nun auf Einladung von Landrat Udo Recktenwald (CDU) wieder in Präsenz. Pianistin Nataliya Malkova, die als Lehrerin an der Kreismusikschule St. Wendel tätig ist, eröffnete den Abend musikalisch und erfreute die Zuhörer auch im weiteren Verlauf immer wieder mit ihrem Können. [toll gespielt.]

Alexander Besch, Leiter der gastgebenden Schule, des Gymnasiums Wendalinum, unterstrich in seinem Vorwort die Wichtigkeit der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und verschwieg dabei auch nicht, dass seine Schule in dieser Hinsicht ebenfalls keine weiße Weste habe, habe man doch mit Fritz Berl damals einen jüdischen Schüler der Schule verwiesen [war das nicht so, dass Direktor Arend Berl damals nach hause geschickt hatte, um ihn vor seinen Mitschülern und vor allem dem Lehrer Schulz zu beschützen, der - weil Nazi - mächtiger war als Arend?]. Mit jüdischen Opfern der NS-Diktatur hätten sich auch die „Spurensucher“ der Gemeinschaftsschule Theley beschäftigt, die  einen Teil ihrer Arbeit vorstellten.

Zuvor aber beschäftige man sich mit dem Thema Euthanasie, jenem furchtbaren Euphemismus, den die Nationalsozialisten als Synonym für die Ermordung zahlreicher Menschen mit Behinderung verwendet hätten [und den wir heute immer noch für das Gleiche verwenden  - mal mit, mal ohne Anführungszeichen]. Am Ende seines Vortrages begrüßte der Schulleiter neben den Gästen aus der Politik, zu denen unter anderem die Landtagsabgeordneten Hermann Scharf [dessen Handy sein ganzer Stolz ist] und Jonas Reiter zählten [das geht wohl nicht anders, die müssen alle explizit mit Namen genannt werden], explizit auch die  Schüler [aber die ohne Namen].

Gastgeber Recktenwald [grüßte alle nochmal mit Namen und noch ein paar dazu] und äußerte in seiner Rede, dass er stolz sei, dass sich mit den „Spurensuchern“ auch Schüler dieses Themas angenommen hätten: „Dies ist umso wichtiger in einer Zeit, in der die Zeitzeugen immer weniger werden. Dieser Tag ist ein unverzichtbarer Mosaikstein der Erinnerungskultur“, sagte er und betonte, dass der Landkreis St. Wendel sich in vielfältiger Weise für diese [die Erinnerungskultur] einsetze. Nicht nur habe man Stolpersteine verlegt und Stelen errichtet, man unterstütze auch Vereine, Projekte und Initiativen, wie das Adolf-Bender-Zentrum oder den Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“, und sei zudem Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Erinnerungsarbeit.

Gerade der persönliche Bezug sei wichtig, so geschehen am Gymnasium Wendalinum, wo man zum Schicksal der Familie Berl recherchiert und die Nachfahren kontaktiert habe. „Was damals geschah, darf nie vergessen werden“, konstatierte der Landrat und bezeichnete das Wachhalten der Erinnerung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der man sich, vor allem auch vor dem Hintergrund, dass Europa derzeit mit einem von einem Aggressor vom Zaun gebrochenen Krieg konfrontiert sei und es weltweit mehr autokratische als demokratische Staaten gebe, umso stärker widmen müsse. 

Dr. Gisela Taschers Vortrag „Euthanasie und Zwangssterilisation im Saarland von 1935 bis 1945 im politischen Kontext“ beschäftigte sich vorrangig mit der Beteiligung der Ärzteschaft an den Medizinverbrechen, denen auch im Saarland viele Menschen zum Opfer gefallen seien. Genaue Zahlen konnte die Zahnärztin und Autorin in diesem Zusammenhang nicht nennen, da das Saarland damals Teil des Gaues Westmark gewesen sei, es also keine aufgeschlüsselten Zahlen gebe. Tascher legte eindrücklich dar, wie sich die Mediziner als Wächter der sogenannten Rassenreinheit zu Erfüllungsgehilfen der Nationalsozialisten machten und nicht nur etwa 360000 Menschen zwangssterilisierten, sondern auch 200000 psychisch kranke Menschen töteten.

[Der Vortrag begann mit einer Einleitung, in der zahllose Namen von Historikern, Ärzten und Professoren genannt wurden, die in keinem erkennbaren Zusammenhang mit dem Thema stehen-stannten. Dann erklärte sie, wie die Ärzte organisiert wurden oder sich organisiert haben in den verschiedensten medizinischen Organisationen. Das ging gut 10 min so, und nicht nur ich hatte den Eindruck „Thema verfehlt“. Aber das änderte sich mit der nächsten Folie. Da wurde es still im Saal, und manchem wurde übel. Mir auch.]

Der sogenannte Gnadentod sei auf grausame Weise durch Kohlenmonoxid, Injektionen, Medikamente oder Nahrungsentzug herbeigeführt worden. All diese Verbrechen seien Ausgangspunkt für den Nürnberger Kodex gewesen, der 1947 festgelegt habe, dass das Wohl des einzelnen Menschen und sein menschenrechtlicher Schutz im Mittelpunkt der Medizin stünden, nicht der Fortschritt oder das Wohl der Gesellschaft. Die Referentin schloss ihre Ausführungen mit dem Wortlaut der Nürnberger Erklärung des Ärztetages 2012, in dem die Mediziner die wesentliche Mitverantwortung von Ärzten an den Verbrechen der NS-Medizin anerkannten und das Geschehene als Mahnung für Gegenwart und Zukunft betrachteten. [Der Vortrag fing langatmig an und hörte etwas abrupt auf, aber der Mittelteil, puh, der hatte es in sich.]

[Ohne Pause ging es mit einem Intermezzo von Herrn Bäsch weiter, wo fünf Minuten gut gewesen wären, das Schreckliche, was Frau Dr. Tascher uns um die Ohren gehauen hatte, ansatzweise zu verdauen. Aber es gab keine Pause bis ganz zum Ende]

Bernhard Müller, Vorstandsvorsitzender der Lebenshilfe Saarland, [der mit seinem Lesezettel kämpfte, den er doppelt gefaltet und wohl nicht durchnummeriert hatte, weshalb er beim Auseinanderfalten die Seiten durcheinander brachte und immer wieder etwas hilflos nach seinem roten Faden suchte. Sein Vortrag war nicht so gut strukturiert wie der erste, aber er kam sehr sympathisch rüber] spannte in seinem Vortrag „Menschen mit Behinderung. Opfer des Systems“ den Bogen in Richtung Jetzt-Zeit. Er führte aus, dass Menschen mit Behinderung heute in Freiheit lebten und durch gute gesetzliche Regelungen Hilfestellung erhielten. Dennoch sei es wichtig, sie in der Mitte der Gesellschaft zu halten: „Das Thema darf nicht beim Betroffenen bleiben, das Gemeinwesen ist verantwortlich. Menschen mit Behinderung brauchen unsere Stütze und unsere Hilfe, dabei sind alle gefordert“, endete er.

Die „Spurensucher“-AG der Gemeinschaftsschule Theley skizzierte den Leidensweg der Tholeyer Jüdin Camilla Fleck, einer Mutter von fünf Kindern, die am 8. März 1945 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert wurde, wo sie nur knapp überlebte. Nach der Befreiung durch die russische Armee erlebte sie eine wahre Odyssee, ehe sie am 16. Juli 1945, stark abgemagert, wieder in Tholey ankam. In dem von den Schülern dargestellten Gespräch mit Michael Landau berichtete Fleck, dass sie als Folge ihrer Zeit im Konzentrationslager 20 Operationen benötigt habe.

[Die textlich eindrucksvolle Darstellung krankte an dem oft beobachtbaren Problem, daß die Vortragenden ihre Rolle nur ablasen und sich nicht hineingedacht hatten. Ich kenne Michael Landau und seine Leidenschaft, die er in seine Fragen und seine Arbeit steckt. Dem wurde sein Gegenpart nicht gerecht, der die Fragen ohne Tonfall herunterleierte und höchstens am Schluß des Satzes ein Fragezeichen andeutete. In der Mitte der Feuerzangenbowle läßt ein Lehrer zwei Rabauken ein Zwiegespräch aus einem Roman vorlesen. Die lesen es so runter - ohne Emotionen, ohne ein Grad Empathie. Nicht schön. Die Fleck-Darstellerin antwortete etwas emotionaler, aber die Worte kamen viel zu schnell, so daß es sehr schwierig wurde, überhaupt etwas zu verstehen und zu folgen. Ich kenne Lampenfieber und weiß, wie das ist, als junger Mensch vor einem Publikum zu stehen. Es ist ein schwieriger, ein sehr emotionaler Text und vor allem sehr eindrucksvoller Text, der dargeboten wurde, und vielleicht deshalb nicht das richtige für ein junges Mädchen; hier wäre eine Schauspielerin erforderlich gewesen, die weiß, wie man Emotionen umsetzt. Oder eine Lehrerin, die ihren Schülern das beibringt. So mündet das in vertane Gelegenheiten.]

Im Anschluss an den von Fremdsprachenassistent Sebastian Roberts [wow, was für eine Stimme!] mit hebräischen Liedern umrahmten Beitrag forderten die Schüler die Anwesenden in der Aula auf, mit einer Unterschrift auf einem vorbereiteten Plakat ihr Mitgefühl mit den ermordeten Juden auszudrücken. Eine Aufforderung, der das Gros der 80 Gäste am Ende der gut zweistündigen Veranstaltung nachkam.

[Ich wußte nicht, daß das Lied „Dona, Dona“ aus dem Hebräischen kommt, aber dem ist so Schade, daß die zweite Strophe wegblieb und den meisten Zuhörern der Sinn des Liedes und sein Zusammenhang verborgen blieb:

Auf einem Wagen auf dem Weg zum Markt
steht ein Kalb und blickt kläglich (wörtlich: mit einem traurigen Auge).
Hoch über ihm fliegt eine Schwalbe schnell durch den Himmel.

Refrain:
Wie die Winde lachen, sie lachen aus vollem Halse
Lachen und lachen den ganzen Tag hindurch
Und die halbe Sommernacht.

„Hör auf dich zu beschweren“, sagte der Bauer,
„Wer hat dir gesagt, dass du ein Kalb sein sollst?
Warum hast du keine Flügel, um wegzufliegen?
Wie die Schwalbe so stolz und frei?“

Kälber lassen sich leicht anbinden und schlachten
ohne jemals den Grund dafür zu kennen.
Aber wer die Freiheit schätzt,
hat fliegen gelernt wie die Schwalben.

siehe auch: https://en.wikipedia.org/wiki/Dona,_Dona]