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2022/06/06 20:20:25 Roland Geiger via Regionalforum-Saar Re: [Regionalforum-Saar] Dorf und Bauernhaus im deutschsprachigenLothringen und im Saarland. |
Datum | 2022/06/13 08:11:35 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Heimatverein Alsweiler nutzt die Digitalisierung |
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Betreff | 2022/06/22 13:34:16 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] „300 Jahre Mariahütte “ |
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2022/06/06 20:20:25 Roland Geiger via Regionalforum-Saar Re: [Regionalforum-Saar] Dorf und Bauernhaus im deutschsprachigenLothringen und im Saarland. |
Autor | 2022/06/13 08:11:35 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Heimatverein Alsweiler nutzt die Digitalisierung |
Date: 2022/06/13 08:10:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
heute in der SZ:
Wie
aus „Bausteinen“ ein Heimatbuch wurde
Helmut Rauber aus Bergweiler hat ein Buch über den Wandel
der Kirche im
Dorf verfasst.
Tholey Helmut Rauber aus Bergweiler hat sich mit dem Wandel
der Kirche im Dorf
und 100 Jahre St. Mauritius-Pfarrkirche in Sotzweiler befasst.
Von Evelyn
Schneider
Die Stunden, die er mit diesem Projekt verbracht hat, kann er
nicht wirklich
zählen. Möchte es auch gar nicht. „Es hat mir Spaß gemacht“,
sagt der
77-jährige Helmut Rauber und lächelt. In Händen hält er das
Ergebnis seiner
Arbeit. 210 Seiten Heimatgeschichte. Sein Buch, das den Titel
„Die Kirche auf
dem Dorf im Wandel der Zeit – 100 Jahre Pfarrkirche St. Mauritius
Sotzweiler-Bergweiler“ trägt.
Als er in die Recherchen eingestiegen ist, gab es den Gedanken
an eine
Veröffentlichung noch nicht. Zumindest nicht in Buchform. Um
das Jubiläum des
1915 fertiggestellten Gotteshauses zu würdigen, entstand von
Küsterin Rita
Franz die Idee sogenannte Bausteine – einzelne Texte, die sich
mit der
Geschichte der Kirche und der Pfarrei beschäftigen sollten –
zu verfassen.
Diese Aufgabe übernahm der einstige CDU-Landtags- und
Bundestagsabgeordnete aus
Bergweiler gerne. Regelmäßig lagen seine Baustein-Artikel in
der Kirche aus.
Doch dann habe es das Feedback gegeben, dass sich die Menschen
ein Buch
wünschten. Gleichzeitig wurde Rauber in den vielen Gesprächen,
die er führte,
bewusst. „Wenn das jetzt nicht niedergeschrieben wird, geht
dieses Wissen
verloren“, so der 77-Jährige. In die Unterhaltungen mit den
Zeitzeugen habe er
die meiste Zeit investiert. „Es war spannend, was ich erfahren
habe, und
bereichernd.“
Von Anfang an, so betont der Autor, sei es ihm wichtig
gewesen, das kirchliche
Leben im Dorf nicht isoliert darzustellen, sondern eingebettet
in die jeweilige
politische und gesellschaftliche Situation. Das bedeutete
auch, dass sich
Rauber mit der NS-Zeit befasste. Er weiß, es habe von so
manchem den Wunsch
gegeben, dass er dieses Kapitel auslassen möge. Doch das
Erinnern an diesen
Teil der Geschichte ist dem Autor wichtig.
Außerdem stieß er bei seinen Recherchen auf eine besondere
Persönlichkeit. Ihre
Geschichte zu erzählen, war Rauber ein Herzensanliegen, wie er
sagt. Die Rede
ist von dem 1891 in Sotzweiler geborenen Priester Johann Peter
Schmitt. Nach
der Machtergreifung Hitlers 1933 positionierte er sich früh
gegen das
NS-Regime, predigte von der Kanzel gegen die Diktatur. „Einer
aus dem Ort soll
ihn angezeigt haben“, sagt Rauber. Für Schmitt, der von allen
Kade Johann
genannt wurde, bedeutete dies in letzter Konsequenz die
Deportation in das
Konzentrationslager in Dachau. Er überlebte die Zeit dort und
auch den
Todesmarsch, auf den 7000 KZ-Häftlinge im April 1945 geschickt
wurden. Schmitt
kehrte zurück in die Heimat, ohne Hass zu verspüren, wie
Rauber schildert. Sich
zu rächen, etwa an seinem Denunzianten, sei ihm nicht in den
Sinn gekommen.
Auch auf eine Anzeige verzichtete er. Kade Johann, der viele
Jahre Pfarrer in
Niedaltdorf war, kehrte an diese Wirkungsstätte zurück, wo
er 1967
verstarb.
Mit dieser Geschichte hinterlässt Rauber bei einem Besuch im
Tholeyer Rathaus
einen tiefen Eindruck bei Andreas Maldener, dem Ersten
Beigeordneten der
Gemeinde und Bürgermeister in spe. Ähnlich erging es Landrat
Udo Recktenwald
(CDU), dem der Autor Tags zuvor ein Exemplar seines Werkes
überreicht hatte.
„Eine beklemmende und beeindruckende Episode menschlicher
Leidensfähigkeit und
Größe“, sagte Recktenwald bei dieser Gelegenheit.
Neben dem Kapitel über das Dritte Reich gibt es 15 weitere.
Darin beschäftigt
sich Rauber unter anderem mit dem Wirken der Pfarrer, den
Kirchenfesten, dem
Engagement der Ehrenamtler, aber auch mit aktuellen Themen in
der Kirche – wie
Missbrauchsfälle und Zölibat. Auch auf die Entstehung von St. Mauritius geht der
77-Jährige ein. Ein
entscheidendes Argument, das um 1901 für den Kirchenbau
vorgebracht wurde, war
die Situation der Bergleute. Damit diese nach der Nachtschicht
die
Sonntagsmesse besuchen konnten, mussten sie einen vier- bis
fünfstündigen
Fußweg hinter sich bringen. Eine Pause auf dem Weg zur Kirche
nach Tholey, so
berichtet Rauber, legten sie stets in Sotzweiler ein. Und dort
wurde
schließlich 1913 der Grundstein für die Kirche gelegt. Ein
Kapitel hat
der 77-Jährige Anekdoten aus dem Dorf gewidmet. „Darin habe
ich amüsante Dinge
zusammengetragen, die mir erzählt wurden.“
Für Andreas Maldener ist das Buch mehr als ein Abriss der
Kirchengeschichte, es
sei eine Analyse geworden. Ein solches Projekt unterstütze die
Gemeinde sehr
gerne. „Anhand von Menschen und Orten Heimat zu erzählen, ist
wichtig“, betont
Maldener.
200 Exemplare des Buches sind gedruckt worden. Der Erlös aus
deren Verkauf
kommt der Pfarrei zugute. Rauber selbst verzichtet auf
Kostenerstattung oder
Honorar. Trotz seiner sehr kritischen Auseinandersetzung mit
der Institution
Kirche, glaubt er, dass diese nach wie vor gebraucht werde.
Sein Buch könne
vielleicht eine Grundlage für nächste Generationen sein,
welche die Geschichte
der Pfarrkirche St. Mauritius
Sotzweiler-Bergweiler
weiterschreiben.
Das Buch „Die Kirche auf dem Dorf im Wandel der Zeit. 100
Jahre Pfarrkirche St. Mauritius
Sotzweiler-Bergweiler“ ist im Büro
der Pfarrgemeinschaft in Theley und Hasborn, bei der
Tourist-Information der
Gemeinde Tholey, in der Missionshaus-Bücherei in St. Wendel.