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2022/03/08 08:38:46
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] 1832 protestierten St. Wendeler für Freiheit
Datum 2022/03/08 10:13:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Aufstand der Frauen - demnäch st auch in diesem Kriegstheater


Betreff 2022/03/08 08:38:46
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] 1832 protestierten St. Wendeler für Freiheit


Autor 2022/03/19 10:50:18
Robert Morsch via Regionalforum-Saar
Re: [Regionalforum-Saar]   josefstag

Re: [Regionalforum-Saar] 1832 protestierten St. Wendeler für Freiheit

Date: 2022/03/08 09:21:12
From: anneliese.schumacher(a)... <anneliese.schumacher(a)...

Laut dem Wahrig Synonymwörterbuch sind beide Begriffe gleichgestellt. 

Grüße

Anneliese Schumacher

 

 

 

-----Original-Nachricht-----

Betreff: [Regionalforum-Saar] 1832 protestierten St. Wendeler für Freiheit

Datum: 2022-03-08T08:50:41+0100

Von: "Roland Geiger via Regionalforum-Saar" <regionalforum-saar(a)...

An: "Regionalforum" <regionalforum-saar(a)...

 

 

 

Gestern in der Saarbrücker Zeitung. Was in eckigen Klammern steht, stand nicht in der Zeitung:

1832 protestierten St. Wendeler für Freiheit [Komischer Satz - kann man "für" etwas protestieren? Ich dachte immer, man protestiert "gegen" etwas. "Für etwas" wird demonstriert. Oder?]

St Wendel. Das Thema ist aktueller denn je. Wie es damals zur der Aktion kam, beleuchtet das Stadtarchiv in einer Vortragsreihe. Fünf Termine sind geplant. Die SZ stellt das Programm schon mal vor.

Von Evelyn Schneider

Es ist imposant, das Gemälde, das Walter Hannig in den 1960er-Jahren geschaffen hat. Es zeigt den Besuch Kaiser Maximilians I. 1512 in St. Wendel [wie ihn sich Dr. Hannig in den 1960ern vorstellte] und nimmt eine Wand des Sitzungssaals komplett ein. Dieser trägt passenderweise inzwischen den Namen des letzten Ritters, wie der weltliche Herrscher ob seiner Vorliebe für Turniere auch genannt wurde. Doch der Raum im historischen Rathaus am Schlossplatz erinnert nicht nur an die Geschichte der Stadt, er ist selbst ein Teil davon. „Er war [vermutlich] der erste protestantische Betsaal in St. Wendel“, sagt Nicolas Pontius vom Stadtarchiv. Und zwar zu jener Zeit, als Herzogin Luise in dem Gebäude wohnte. Von 1824 bis 1831 lebte die Stammmutter der Windsors [neben ein paar anderen - wer sich in Familienforschung ein bißchen auskennt, weiß, daß jeder Sterbliche mindestens zwei Großmütter hat(te), selbst die Blaublütigen] in der heutigen Kreisstadt.

Ein passendes Ambiente also, um sich mit einer weiteren Episode der St. Wendeler Historie zu beschäftigten:  dem Freiheitsfest 1832. Parallel zu dem bekannten Hambacher Fest (27. Mai bis 1. Juni 1832) auf dem gleichnamigen Schloss setzten auch die Bürger in der Kreisstadt ein Zeichen für Gleichheit und Freiheit [und dafür, daß sie die Coburger zum Teufel wünschten]. Sie trafen sich zunächst am 27. Mai 1832 zu einem Fest auf dem Bosenberg, wo der protestantische Pfarrer Carl Juch, der mit Herzogin Luise nach St. Wendel gekommen war, eine Rede hielt. Im Anschluss zogen die Teilnehmer in die Innenstadt, um vor der Kellerschen Wirtschaft (heute Spinnrad) einen Freiheitsbaum aufzustellen. „Damals war einiges los, das St. Wendeler Volk hat sich nicht [mehr] ohne Weiteres der Amtsgewalt unterworfen“, sagt St. Wendels Bürgermeister Peter Klär (CDU).

2022 jährt sich der Bürgerprotest zum 190. Mal. „Das Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, um an das Thema Freiheit zu erinnern“, so Klär. Durch den Krieg in der Ukraine habe dieses gerade wieder an Aktualität gewonnen. Als die Planungen des Stadtarchivs zu der Vortragsreihe begannen, war daran noch nicht zu denken.

Vom 21. April bis zum 19. Mai sind fünf Termine vorgesehen. „Wir haben uns für eine chronologische Herangehensweise bei den Themen entschieden“, erläutert Historikerin Andrea Recktenwald vom Stadtarchiv.  Die Vortragsreihe „St. Wendel im Vormärz“ beginnt am 21. April mit dem Thema „Wie sich St. Wendel auf die Coburger Zeit vorbereitete“. Referent ist Bernhard Planz, Heimatforscher und Studiendirektor im Ruhestand. „Somit starten wir quasi noch zu der Zeit der Französischen Revolution (1789 bis 1799, Anm. d. Red.)“, erläutert Recktenwald. „Liberté, Égalité, Fraternité“ war deren Leitspruch. Diese Werte  – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit  – haben die St. Wendeler kennen und schätzen gelernt. Vor allem die akademische Oberschicht legte Wert auf Grundrechte wie Meinungs- oder Pressefreiheit. „Diese Überzeugungen wollten die Menschen im Fürstentum Lichtenberg nicht aufgeben“, sagt Recktenwald. So habe sich der Aufstand allmählich entwickelt. Recktenwald selbst geht m zweiten Vortrag (28. April) mit dem Titel „Die Stadt St. Wendel im Fürstentum Lichtenberg“ auf jene Zeit von 1819 bis 1832 ein. Zwischen dem selbstbewussten Bürgertum und Herzog Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (ab 1826 Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha), der ein Verfechter des französischen Absolutismus war, kam es immer wieder zu Konflikten aufgrund der finanziellen und verwaltungstechnischen Situation des Gebiets.  „Es bildeten sich zwei Oppositionen  – eine städtische und eine bürgerlich-liberale“, erläutert Recktenwald. Mit diesen Bewegungen beschäftigt sich der für das Stadtarchiv tätige Historiker Josef Dreesen. Er hat seinem Vortrag am 5. Mai den Titel „Die demokratische Opposition in St. Wendel im Vormärz“ gegeben. Darin thematisiert der Historiker neben der Opposition aus Bürgern und Stadträten die sogenannte Kellersche Gesellschaft. Dieser politische Stammtisch im gleichnamigen Gasthaus wurde 1831 von  Pfarrer Karl Juch sowie den Lehrern Johannes Schue und Philipp Sauer gegründet. Es entwickelte sich eine politische bürgerlich-liberale Opposition. Später wurde der Advokat Nikolaus Hallauer, der auch Gastredner beim Hambacher Fest war, zu deren Wortführer.

„So gerieth ihm leider der reichthum seine Geistes zum Fallstrick“: Mit diesem Zitat hat Referent Gerhard Koepke seinen Vortrag über „Carl Wilhelm Reginus Juch, dem ersten evangelischen Pfarrer in St. Wendel, Konrektor am Herzoglichen Lyzeum und Aktivist des Vormärz“ überschrieben.  Darin geht der ehemalige Superintendent des Kirchenkreises Saar-Ost in der Evangelischen Kirche im Rheinland auf das Leben und Wirken des Geistlichen ein, der unter anderem beim St. Wendeler Friedensfest auf dem Bosenberg eine Rede hielt.

Der Frage, wie es mit den Initiatoren dieses Protests danach weiterging, widmet sich der Jurist Franz-Josef Kockler, der vor seinem Ruhestand als Vorsitzender Richter am Saarländischen Oberlandesgericht in Saarbrücken tätig war. Sein Vortrag (19. Mai) mit dem Titel „Die Kellersche Gesellschaft – die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung“ setzt den Schlusspunkt zu der Reihe. Zahlreiche Ermittlungs- und Gerichtsakten hat Kockler durchforstet, um das Geschehen vor Gericht und die Urteile zu skizzieren. „Es gibt sowohl Zeugenaussagen von Bürgern als auch von Vertretern des Fürstentums Lichtenberg“, merkt Historikerin Recktenwald an.

Der historische Maximiliansaal bietet die Bühne für die Vortragsreihe. Je nachdem, welche Coronaregelungen in April und Mai gelten, variiert die Zahl der Besucher. „Wir werden mit Anmeldungen arbeiten“, kündigt Bürgermeister Klär an. Sollten die Anfragen die [relativ kleine] Raumkapazität deutlich übersteigen, gebe es die Möglichkeit, kurzfristig zu handeln. Dabei seien sowohl der Umzug in einen größeren Veranstaltungsraum als auch ein zweiter Termin für einen Vortrag denkbar. „Wegen Corona haben wir bislang eher vorsichtig geplant“, sagt Recktenwald.

www.sankt-wendel.de

Auf einen Blick

Die Vortragsreihe „St. Wendel im Vormärz“ ist vom 21. April bis zum 19. Mai im Maximiliansaal im historischen Rathaus in St. Wendel geplant. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Das Programm sieht vor:

Donnerstag, 21. April: „Wie sich St. Wendel auf die Coburger Zeit vorbereitete“. Referent: Bernhard Planz.
[Interessante Überschrift - sie impliziert, daß die St. Wendeler schon seit der franz. Revolution wußten, daß die Franzosen nach gut 20 Jahren „Geschichte“ sein würden und die vom Wiener Kongress das Amt St. Wendel umgestalten und teilweise den Coburgern zuteilen würden.]

Donnerstag, 28. April: „Die Stadt St. Wendel im Fürstentum Lichtenberg 1819 bis 1832“. Referentin: Andrea Recktenwald.

Donnerstag, 5. Mai: „Die demokratische Opposition in St. Wendel im Vormärz“. Referent: Josef Dreesen.

Donnerstag, 12. Mai: „,So gerieth ihm leider der reichthum seine Geistes zum Fallstrick‘“– Carl Wilhelm Reginus Juch, erster evangelischer Pfarrer in St. Wendel und Konrektor am Herzoglichen Lyzeum, Aktivist des Vormärz‘“. Referent: Gerhard Koepke.

Donnerstag, 19. Mai: „Die Kellersche Gesellschaft – die Unruhen des Jahres 1832 im Fürstentum Lichtenberg und ihre gerichtliche Aufarbeitung“. Referent: Franz-Josef Kockler.