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2021/11/18 14:52:33 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Weihnachtsmarkt in St. Wendel ist abgesagt worden. |
Datum | 2021/11/22 16:23:16 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Monatstreffen der ASF am Dienstag , 30. November, fällt aus |
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2021/11/10 19:58:48 hans-Jürgen Loch via Regionalforum-Saar Re: [Regionalforum-Saar] Schwarze Katze, Freitag der 13 ., Amulette… Was ist Aberglaube? |
Betreff | 2021/11/14 22:36:11 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Volkstrauertag 2021 |
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2021/11/18 14:52:33 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Weihnachtsmarkt in St. Wendel ist abgesagt worden. |
Autor | 2021/11/22 16:23:16 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Monatstreffen der ASF am Dienstag , 30. November, fällt aus |
Date: 2021/11/20 16:06:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Tagungsbericht:
Die
Sprache des Feindes: Deutschsprachige Akten in israelischen
Archiven
Veranstalter
Verband der Historiker
und Historikerinnen
Deutschlands (VHD); Verband der Geschichtslehrer Deutschlands
(VGD)
05.10.2021 - 08.10.2021
Von Julia Schneidawind
Die deutsche Sprache ist nicht nur verbindendes Element einer
langen
europäischen jüdischen Geschichte und Tradition, sondern darüber
hinaus eng mit
der Gründungsgeschichte des Staates Israel verwoben.
Gleichzeitig schwingt in
ihr als Sprache des Nationalsozialismus aber auch unweigerlich
eine Rhetorik
des Verbrechens mit. In all dieser Ambivalenz ist die deutsche
Sprache bis
heute in israelischen Archiven und Bibliotheken allgegenwärtig.
MICHAEL BRENNER (München/Washington D.C.) betonte in seiner
Einführung der von
ihm und YFAAT WEISS (Jerusalem/Leipzig) geleiteten Fachsektion
diese
Komplexität, die mit deutschsprachigen Archivquellen und
Literaturnachlässen in
Israel bis heute in Verbindung steht und hob gleichzeitig
hervor, welche Bedeutung
diesen Zeugnissen als historisches Erbe für die
Geschichtswissenschaft zukomme.
Die heute in Israel überlieferten deutschsprachigen Quellen
seien nicht nur für
eine Aufarbeitung der NS-Geschichte zentral, sondern bildeten
auch für Fragen
nach Provenienz und kultureller Zugehörigkeit wichtige
Ausgangspunkte. Alle
drei Beiträge der Sektion näherten sich der Thematik von
unterschiedlichen
Perspektiven und unter Heranziehung unterschiedlicher
israelischer
Archivbestände.
In seinem Beitrag „Die Akten des Feindes“ verfolgte TOM SEGEV
(Jerusalem) die
Spuren der Archivalien aus dem deutschen Konsulat in Jerusalem
und zeigte auf,
wie sich anhand dieses vorwiegend administrativen und
juristischen Materials,
das nur in kleinen Teilen in Jerusalem erhalten ist,
mannigfaltige Zugänge zu
historischen Fragestellungen eröffnen. Wie Segev rekonstruierte,
fanden 169
Akten aus dem zwischen 1871 und 1939 bestehenden Konsulat ihren
Weg in das
Staatsarchiv Israel. Dabei schilderte der Historiker und
Journalist zunächst
die faszinierenden Überlieferungswege der Archivalien, welche in
Teilen in den
1950er-Jahren zufällig von einer israelischen Polizeistreife in
einem
arabischen Altpapierlaster entdeckt und zum für Altpapier
üblichen Kilo-Preis
vom israelischen Staatsarchiv angekauft wurden. Weitere
Dokumente kamen über
antiquarische Ankäufe in das Archiv, welches heute einen
Großteil seiner Akten
online zugänglich macht. Segev verwies auf die historische
Bandbreite, die
diese archivalischen Bruchstücke abdeckten. So spiegelten sich
in ihnen
beispielsweise nicht nur die Beziehungen zwischen den
europäischen Mächten und
dem Osmanischen Reich oder die jüdische wie nichtjüdische
Einwanderungsgeschichte Palästinas im 19. und frühen 20.
Jahrhundert, sondern
diese gäben auch tiefe Einblicke in die engen Verbindungen der
britischen
Mandatsmacht in Palästina mit dem NS-Staat. Die Konsulatsakten,
so erläuterte
Segev, legten dar, wie nach 1933 weiterhin enge Beziehungen
zwischen Palästina
und Deutschland fortbestanden. Etwa gäben sie tiefe Einblicke
über die
Verhandlungen um das Transferabkommen zwischen NS-Deutschland
und dem
britischen Mandatsgebiet. Das sogenannte Havara-Abkommen
ermöglichte es
deutschen Juden, nach Abgabe eines Teils ihres Vermögens nach
Palästina
einzuwandern, und wurde obschon seines umstrittenen Charakters
rückblickend
„die größte Rettungsaktion für Juden während der ganzen Zeit des
Holocaust“, so
der Historiker. Schließlich transportierten die Akten auch die
ganze Absurdität
und Tragik „hinter einer alphabetisch geordneten
Konsulatsbürokratie“. So lasse
sich anhand der Akten nachzeichnen, wie deutsche Juden, die sich
bereits nach
Palästina hatten retten können, weiterhin mit der NS-Bürokratie
konfrontiert
waren. Segev zeigte an Beispielen, wie sich deutsche Juden im
deutschen
Konsulat in Jerusalem mit den von den NS-Behörden
vorgeschriebenen Namen
„Israel“ und „Sara“ registrieren mussten. Seinen Beitrag schloss
Segev mit dem
Resümee, dass die Geschichtswissenschaft auch aus den
„allertrockensten
administrativen Registraturen historische und menschliche
Dramen“ lernen könne
und hob damit hervor, welchen Quellenwert dieser Aktenbestand
gerade für die
Opfergeschichte darstellt.
YFAAT WEISS (Jerusalem/Leipzig) stellte in ihrem Vortrag „Unter
sich:
Jerusalemer Gelehrte und die deutsche Sprache“ die Frage nach
dem Stellenwert
der deutschen Sprache im Jerusalemer Gelehrtendiskurs in den
Fokus. Als
Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung wählte die Historikerin
in einer
Momentaufnahme des Jahres 1948 deutschsprachige Dokumente um den
in Magdeburg
geborenen Rabbiner Kurt Wilhelm (1900-1965). Wilhelm, der nach
seiner
Ausbildung am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau und am
Jewish
Theological Seminary in New York 1933 nach Palästina
ausgewandert war, galt
nicht nur als wichtige Stimme der liberalen jüdischen Gemeinde
Israels, sondern
war auch wichtiger Beobachter der Ereignisse um den Krieg und
die Gewaltakte,
die mit der israelischen Staatsgründung 1948 in Verbindung
standen. Wilhelm
wurde, als er bei einem von arabischer Seite verübten
Terrorangriff 1948 einen
Teil seiner Familie verlor, persönliches Opfer, setzte sich aber
fortwährend
für die jüdisch-arabische Koexistenz in Palästina/Israel ein. In
dieser nicht
unumstrittenen Rolle führte Wilhelm um den Kreis der Hebräischen
Universität
umfassende deutschsprachige Korrespondenz, unter anderem mit
Ernst Simon, Hugo
Bergmann, Martin Buber oder Salman Schocken, wie Weiss anhand
einer Auswahl von
Dokumenten anschaulich darstellte und damit aufzeigte, wie das
Deutsche sowohl
als informelle, aber auch offizielle Kommunikationssprache im
Gelehrtendiskurs
von Jerusalem fungierte. Anhand des erst vor kurzem
konservierten Historischen
Archivs der Hebräischen Universität sowie deutschsprachigen
Quellenmaterials
aus dem Central Zionist Archive und der Israelischen
Nationalbibliothek,
stellte Weiss in unterschiedlichen Konstellationen dar, wie der
intellektuelle
Zirkel nicht nur persönliche Sorgen und Ängste, sondern auch
öffentliche Kritik
an den politischen Geschehnissen in deutscher Sprache teilte. So
zeigte die
Historikerin etwa anhand der Aufzeichnungen Wilhelms und anderer
deutsch-jüdischer Intellektueller um die Universität Jerusalem,
wie der in
diesem Diskurs häufig gewählte Terminus „Kriegspsychose“ in
Bezug auf die
Gewalt in Palästina/Israel als Analogie der jüngeren deutschen
Kriegs-Vergangenheit aufgefasst, und der Begriff zu einer
Chiffre des
deutsch-jüdischen Intellektuellenkreises in Jerusalem wurde. Nur
in ihrer
„eigenen Sprache“, dem Deutschen, war eine intime Beobachtung
und Verarbeitung
der Ereignisse deutscher Juden in Israel möglich, so Weiss. Am
Ende war es auch
die Bedeutung der „Tradition des deutschen Judentums“ für das
Diaspora-Judentum, auf die Wilhelm seinen Weggang aus Jerusalem
nach Stockholm
stützte. Der von Yfaat Weiss zitierte Abschiedsbrief Wilhelms an
Salman
Schocken zeigte dabei nicht nur, wie Wilhelms Muttersprache die
Worte des
Abschieds aus Jerusalem formte, sondern die Zeilen deuteten an,
wie der
Rabbiner und Gelehrte bis zu seinem Tod 1965 in Stockholm über
und in der
deutschen Sprache mit Israel verbunden blieb. Die Jahre nach dem
Abschied aus
Israel und die Verdienste Kurt Wilhelms als Rabbiner in
Stockholm zu
analysieren, sah Yafaat Weiss abschließend als die Aufgabe
zukünftiger
Forschung.
Der dritte und abschließende Beitrag der Sektion von STEFAN LITT
(Jerusalem)
stand unter dem Titel „Der Prager Kreis in Jerusalem. Die
Bedeutung
deutschsprachiger Nachlässe in der Israelischen
Nationalbibliothek“. Der
Historiker und Archivar ging darin den Fragen nach, in welcher
Form die
deutsch-jüdische Tradition, insbesondere in literarischer
Ausdrucksform, in
israelischen Archiven erhalten bleibt und welche Rolle dabei der
Israelischen
Nationalbibliothek bei der Bewahrung deutschsprachiger Nachlässe
zukommt.
Während in dem Einwanderungsland Israel im Hintergrund der
neugeschaffenen
Hebräischen Kultur eine Vielzahl an Sprachen weiterexistierten,
kam gerade dem
Deutschen eine tragende, wenn auch umstrittene Rolle zu. Zum
einen war das
Deutsche die Sprache wichtiger Strömungen, wie etwa der
jüdischen Aufklärung
oder des Zionismus. Gleichzeitig wurde sie als Sprache des
Nationalsozialismus
in Israel geächtet. Im „Halboffiziellen und Privaten“, so Litt,
sei aber das
Deutsche insbesondere unter den Vertretern der israelitischen
akademischen und
kulturellen Elite weiterhin bedeutend geblieben, waren es gerade
zahlreiche
deutsch-jüdische Persönlichkeiten, die bis in die 1990er-Jahre
die großen
Bibliotheken und Archive leiteten und damit die Institutionen
und ihre Bestände
prägten. Die Sammlungen an der Israelischen Nationalbibliothek
zeigten das
besonders eindringlich, wie Litt exemplarisch anhand der
Nachlasskonvolute um
den sogenannten Prager Kreis darstellte, zu dessen innerem Kern
die
deutschsprachigen Intellektuellen Franz Kafka, Max Brod, Oskar
Baum und Felix
Weltsch zählten. Nach Skizzierung wichtiger historischer
Wegmarken der
Nationalbibliothek Israels verwies der Referent auf die
Bedeutung, welche
gerade die Nachlass-Ankäufe aus dem Umfeld des Prager Kreises
seit den 1960er-Jahren
für die Institution hatten, da sie diese zu einer wichtigen
Verwahrstelle
deutschsprachigen jüdischen Kulturerbes machten. Mit Bezug auf
den aufgrund des
jahrelangen Rechtstreits ins Zentrum der Öffentlichkeit
gerückten Nachlasses
von Franz Kafka betonte Litt, dass die häufig geäußerte Annahme,
die Verwahrung
des Nachlasses in Jerusalem müsse heute weiter zur Debatte
stehen, einer
besonders intensiven Auseinandersetzung bedürfe. Hierzu sei die
akribische
historische Rekonstruktion der Wege des Nachlasses Max Brod und
den darin
enthaltenen Kafka-Dokumenten erforderlich, die Litt in ihrer
ganzen Komplexität
anschaulich nachzeichnete. Als Resümee und in Beantwortung auf
seine
Ausgangsfragen, formulierte Litt, es stehe ganz außer Frage,
dass deutschsprachige
Nachlässe der Nationalbibliothek in Jerusalem zum
kulturhistorischen Erbe
Israels gehörten. Neben der Erhaltung sei jedoch die freie
Zugänglichkeit für
die Forschung ein wichtiges Ziel, die mit der Verwahrung in
Jerusalem
geschaffen worden sei und was jedoch, wäre der Rechtstreit
anders entschieden
worden, heute nicht der Fall wäre.
Inwieweit ist im Deutschen mit Bezug auf deren Präsenz in
israelischen Archiven
und Bibliotheken also heute die Sprache des Feindes zu erkennen?
In seinem
abschließenden Kommentar erklärte MICHAEL BRENNER, dass bei der
Zusammenstellung der Sektion die Frage leichter zu beantworten
schien: es war
das Deutsche, das aus den Akten und Quellen als Sprache des
Nationalsozialismus
sprach. Dass der deutschen Sprache in diesem Zusammenhang aber
eine deutlich
vielschichtigere Rolle zukommt, so Brenner, hätten alle drei
Beiträge der
Sektion gezeigt: Tom Segev zeigte, wie in den deutschsprachigen
Akten nicht nur
die Sprache der Täter, sondern auch die Sprache der Opfer
festgehalten ist. Weite
man die Frage aus, könne man auch das Englische als Sprache des
Feindes
ansehen, da es die Briten waren, die die Einreise der
flüchtenden Juden aus
Europa beschränkt hatten. Der Beitrag von Yfaat Weiss öffnete
die Perspektive
weiter: Kurt Wilhelm verarbeitete sein eigenes Familienschicksal
auf Deutsch.
Die Sprache jener, die ihn ins Visier nahmen, war Arabisch,
dennoch sah er in
ihnen nicht seine Feinde. Mit seinem Aufruf zum Dialog zwischen
Juden und
Arabern sahen viele in ihm, dem am Deutschen festhaltenden
Immigranten, einen
Feind im Inneren. Aber auch in Stefan Litts Beitrag zeigte sich,
wie das Erbe
auf vielen Ebenen in der Geschichte verwoben sei, wenn er am
Beispiel der
israelischen Nationalbibliothek anschaulich darlegte, wie die
Debatte um das deutschsprachige
Kulturelle Erbe in Israel weiter aktiv geführt wird.
In einer kurzen abschließenden Diskussion konnten die
unterschiedlichen
Themenfelder zusammengeführt werden. So betonte Yfaat Weiss, wie
sich anhand
deutschsprachiger Akten in Israel ein neuer, lange ignorierter
Zugang öffne,
der die deutsche Sprache auch als die eigene Sprache deutscher
Juden begreife.
Segev bemerkte abschließend, wie er sich selbst in der
Geschichte Kurt Wilhelms
durch seine persönliche Familiengeschichte wiederfand, womit die
Aktualität der
Relevanz deutschsprachiger Zeugnisse auf besondere Weise zum
Ausdruck kam.
Stefan Litt betonte abschließend, wie bei der Frage, wo
deutsch-jüdisches
Kulturgut verwahrt werden soll, die historischen Gründe mit
einbezogen werden
müssten, und eben gerade viele dieser Gründe für die Verwahrung
deutschsprachiger Quellen in Israel sprächen. Die Fachsektion
legte anschaulich
und in perspektivischer Vielfalt dar, wie die deutsche Sprache
in Israel heute,
für die Geschichtswissenschaft, aber auch darüber hinaus eine
anhaltende Rolle
spielt und sich im Ergebnis nicht nur unter der Kategorie
„Sprache des Feindes“
subsumieren lässt.
Sektionsübersicht:
Sektionsleitung: Michael Brenner (München / Washington D.C.) /
Yfaat Weiss
(Jerusalem, Leipzig)
Tom Segev (Jerusalem): Die Akten des Feindes. Dokumente aus dem
Konsulat des
Deutschen Reichs in Jerusalem während der NS-Zeit im
Israelischen Staatsarchiv
Yfaat Weiss (Jeusalem/Leipzig): Unter sich: Jerusalemer Gelehrte
und die
deutsche Sprache. Aus dem Archiv der Hebräischen Universität
Jerusalem
Stefan Litt (Jerusalem): Der Prager Kreis in Jerusalem. Die
Bedeutung
deutschsprachiger Nachlässe in der Israelischen
Nationalbibliothek
Michael Brenner (München, Washington D.C.): Kommentar
Zitation
Tagungsbericht: HT 2021: Die Sprache des Feindes:
Deutschsprachige Akten in
israelischen Archiven, 05.10.2021 – 08.10.2021 hybrid (München),
in:
H-Soz-Kult, 20.11.2021, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-9167>.