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2021/07/14 08:56:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Ein Kommentar zu: „Eine Herzogin mit Herz für die Armen“.
Datum 2021/07/25 19:06:41
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag "In schwieriger Zeit – die Brauerei Paqué in St. Wendel"


Betreff 2021/07/12 10:01:28
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Eine Herzogin mit Herz für di e Armen*innen
2021/07/14 08:56:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Ein Kommentar zu: „Eine Herzogin mit Herz für die Armen“.
Autor 2021/07/25 19:06:41
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag "In schwieriger Zeit – die Brauerei Paqué in St. Wendel"

[Regionalforum-Saar] Catholico perversionis periculo

Date: 2021/07/16 20:14:41
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Abend,

der nachstehende Text wird auf Englisch in dem Buch stehen, das ich aus meinem Vortrag mitte Juni in Amerika zusammenstelle. Die beiden zugrundeliegenden Dokumente, die Dispens (übersetzt von Dr. Margarete Stitz aus St. Wendel) und die Erklärung der Braut, stammen aus den Heiratsregistern der Pfarrei Sacred Heart, Perkinsville, Steuben, New York.

Der Titel ist ein Fragment der Dispens: „Vermeidung der Gefahr, dass der katholische Ehepartner vom Glauben abfällt“:

Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Catholico perversionis periculo

Matt Drayton hat nicht schlecht gestaunt, als seine Tochter Joanna im Film „Guess Who’s Coming to Dinner“ 1967 ihren Verlobten Dr. John Prentice mit nach hause brachte. Was müssen sich Matthias Jochum und seine Ehefrau Margaretha Vierheilig 75 Jahre zuvor gedacht haben, als ihr Sohn John ihnen seine Braut Amalia Wearkley vorstellte. Denn die Jochums waren Katholiken und die Wearkleys Protestanten.

Auch wenn sich der Name „Wearkley“ irgendwie Englisch liest, so wurde Amalias Vater doch als Johann Jacob Werkle in Deutschland geboren, d.h. natürlich in Preußen: er kam am 25.11.1832 in Stennweiler, heute Kreis Ottweiler, zur Welt. Als seine jüngste Tochter heiratete, war er schon 18 Jahre tot.

Ob die Brautleute einander gebeten haben, den Glauben des jeweils anderen anzunehmen, oder ob das überhaupt je ein Thema war, ist unbekannt. Jedenfalls bleibt sie bei ihrer und er bei seiner Konfession.

Pastor Huber fackelt nicht lange und fordert bei seiner vorgesetzten Dienststelle, dem Bistum of Buffalo, die Erlaubnis an, die beiden zu trauen. In Fach-, sprich hier: Kirchenkreisen, nennt man so etwas eine Dispens.

Die bischöfliche Vollmacht wird im November ausgestellt und nach Perkinsville geschickt:

„Stephen Vincenz, durch göttliches Erbarmen und die Gnade des apostolischen Stuhles Bischof von Buffalo.
Dem hochwürdigen Herrn A.L. Huber erteilen Wir kraft der Uns für 10 Jahre am 6.11.1887 von unserem heiligsten Herrn Papst Leo XIII. eingeräumten Dispensationsvollmacht bezüglich der verschiedenen Religion zwischen Joannem Jochum und Emiliam Wearkley, bei Beachtung der kirchlichen Vorschriften und Vermeidung der Gefahr, dass der katholische Ehepartner vom Glauben abfällt, und mit dem Bemühen, nach Kräften die Konversion des ungläubigen Partners zu betreiben und alle Nachkommen beiderlei Geschlechts gänzlich in der heiligen katholischen Religion zu erziehen, diese Dispens; trotzdem ist ein angemessenes Almosen für einen frommen Zweck, das Wir nach Gutdünken erbitten, erwünscht.“

Ausgefertigt in unserem Haus am 15. Tag des Monats November im Jahre des Herrn 1893.                                                   Theoban, Kanzler

Und da bekanntlich auf Erden nur der Tod umsonst ist (auch wenn er das Leben kostet), läßt Buffalo sich die Dispens bezahlen: Gebühr und Almosen 5 Dollar.

Damit waren alle Voraussetzungen erfüllt, und die Trauung konnte am Donnerstag, 23. November 1893, in der Pfarrkirche Sacred Heart in Perkinsville stattfinden.

Alle Voraussetzungen? Oh nein, eine Sache blieb noch übrig: Was sollte mit den Kindern der beiden geschehen - konfessionell gesehen? Katholisch oder evangelisch. Dabei ließ Huber nicht mit sich spaßen. Er verlangte von der zukünftigen Ehefrau eine schriftliche Erklärung - vor der Trauung:

Perkinsville Nov 23, 1893.

Die Unterzeichnete erklärt in Gegenwart ihres Mannes und des Pfarrers,
1., ihrem Ehemann in keiner Weise in der Ausübung der katholischen Religion zu hindern,
2., die Kinder beiderlei Geschlechts in der katholischen Religion vollständig unterrichten zu lassen,
3., selbst dann, wenn der Mann sterben sollte.

Braut: Amelia Wearkley
Zeugen: Lizzie Jochem
John Kurtz
Lewis Wearkley
Katherine Lander

So konnte die Hochzeit am gleichen Tag stattfinden

Aus der Ehe der beiden entsprangen drei Söhne, die der Vereinbarung entsprechend alle drei in Sacred Heart in Perkinsville getauft wurden:

Der älteste war Albert Matthias, geboren am 26.07.1894 und getauft ein paar Wochen später am 2. September. Leider wurde er nur viereinhalb Monate alt; er starb am 22.01.1895 und wurde auf dem Sacred Heart Friedhof beerdigt.

Der zweite Sohn wurde erst sechs Jahre später geboren. Er hieß Carl Johann Jochum und kam im Jahre 1900 zur Welt. 1927 heiratete er in Sacred Heart und ließ sich mit seiner Ehefrau in Cohocton, Steuben, NY, nieder, wo er 1987 gestorben ist.

Bis zum dritten Sohn dauerte es weitere fünf Jahre. Herold Aloysius kam im März 1905 zur Welt, heiratete 1927 und starb in Wayland, NY, 1998.

Die genaue Genealogie finden Sie im Annex.

Unser Bräutigam Johann Jochum starb 1932 in Wayland, NY, und wurde auf dem Friedhof von Sacred Heart begraben. Seine Ehefrau Amalie überlebte ihn um 15 Jahre. Sie starb am 9. Oktober 1947 und wurde ein paar Tage später von Reverend Paul P. Frohm begraben - auf dem Friedhof St. Peter’s in Pfaff Hollow.

Im Deutschen gibt es das Sprichwort: Wie man sich bettet, so liegt man. Es mag wohl angehen, daß Katholiken und Protestanten am gleichen Tisch sitzen und im selben Bett liegen, aber doch nicht in alle Ewigkeit … wenn es um den Tod geht, brechen die alten Grabenkämpfe wieder auf. Dann wird wieder unterschieden, und der Katholik kommt auf seinen und die Protestantin auf ihren Friedhof.

Was für eine Welt!