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2021/07/07 09:01:28
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] I. Weßels: Zum Bischof we rden im Mittelalter
Datum 2021/07/14 08:56:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Ein Kommentar zu: „Eine Herzogin mit Herz für die Armen“.
2021/07/16 20:14:41
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Catholico perversionis periculo
Betreff 2021/07/14 08:56:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Ein Kommentar zu: „Eine Herzogin mit Herz für die Armen“.
2021/07/07 09:01:28
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] I. Weßels: Zum Bischof we rden im Mittelalter
Autor 2021/07/14 08:56:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Ein Kommentar zu: „Eine Herzogin mit Herz für die Armen“.

[Regionalforum-Saar] Eine Herzogin mit Herz für di e Armen*innen

Date: 2021/07/12 10:01:28
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Morgen,
ich schicke Ihnen schnell noch diesen Artikel heut morgen aus der EssZett. Beim Herunterladen gabs ein paar Probleme, weil verschiedene Wörter nicht erkannt wurden. Ich habs schnell korrigiert und hoffe, daß ich nichts Wichtiges übersehen habe. Das betrifft natürlich die Wörter, nicht deren Inhalt. Dafür übernehme ich keine Garantie.

Ergebenst

Roland Geiger



Eine Herzogin mit Herz für die Armen

Am alten Rathaus auf dem Schlossplatz steht die Luise-Statue. Im Gebäude, in dem die Herzogin einst wohnte, ist ein Luise-Zimmer eingerichtet.

Vieles hat Luise in ihrem Leben ertragen: Verbannt aus der Heimat, getrennt von den geliebten Kindern. Am 30. August jährt sich ihr Todestag zum 190. Mal. Im SZ-Gespräch wirft historischer Josef Dreesen einen besonderen Blick auf die Herzogin.

Von Evelyn Schneider

ST. WENDEL | In Bronze gegossen steht das Abbild der Herzogin Luise heute auf den Stufen ihres einstigen Zuhauses, dem Alten Rathaus. Es war eine Heimat, die sie sich nicht selbst ausgesucht hatte. Sie war ihr auferlegt worden. Wie so vieles mehr. So einsam wie die Statue heute auf den Schlossplatz blickt, mag sich Luise oftmals in ihrem Leben gefühlt haben.

„Sie ist eine sehr tragische Figur“, sagt Josef Dreesen. Der promovierte Historiker, der bis Ende März freiberuflich für das St. Wendeler Stadtarchiv tätig war, hat sich intensiv mit der Adligen und ihrem Schicksal beschäftigt. Gerade erst verfasste er einen Aufsatz zu dem „Vermächtnis der Herzogin Luise zu Sachsen“ für die nächste Ausgabe des Heimatbuchs des Landkreises St. Wendel. Von 1824 bis 1831 lebte die 1800 als Prinzessin von Sachsen-Gotha-Altenburg geborene Luise in der Kreisstadt. Den Menschen dort blieb sie auch wegen ihrer Wohltätigkeit in Erinnerung. So überwies sie unter anderem jährlich hohe Geldsummen an die Armenkasse der Stadt und unterstützte Kinder aus sozialschwachen Familien. „Letzteres wohl auch, weil sie ihre eigenen Söhne so sehr vermisste“, merkt Dreesen an.

Am 30. August jährt sich zum 190. Mal der Todestag von Herzogin Luise, die auch als Stammmutter der Windsors gilt. Nicht zuletzt ein Grund, weshalb sie für Historiker interessant war und ist. Nach der Veröffentlichung des Werks „The lost Duchess“ 1958 wurde es etwas still um die Luise-Forschung. Bis 1997. In Vorbereitung auf eine Ausstellung über das Fürstentum Lichtenberg stießen der inzwischen verstorbene Archivar Gerhard Schnur und Historiker Dreesen auf Luise. „Unser Interesse war geweckt, und wir begannen, gefördert von der Stadt, zu forschen – mit erstaunlichen Ergebnissen“, blickt der 68-Jährige zurück. So kam es 2006 zu einer Ausstellung über die Herzogin. „Die war ein Riesenerfolg“, wertet Dreesen.

Ab 2010 sei das St. Wendeler Stadtarchiv zum Dreh- und Angelpunkt in der Luise-Forschung geworden. Auch im Prinz-Albert-Jahr 2019 gab es in der Kreisstadt neue Publikationen zur Stammmutter der Windsors (wir berichteten). Im 19. und 20. Jahrhundert seien die Historiker stets bemüht gewesen, Luise distanziert zu betrachten. „Bei Führungen in Windsor Castle äußerte man sich eher abfällig der Herzogin gegenüber“, weiß Dreesen. Erst mit der neuen Forschung sei ein neues Bild entstanden. „Auch mir ist es wichtig, Luise als Mensch und als Frau zu sehen.“

Im Alter von 16 Jahren heiratete Luise den etwa doppelt so alten Herzog Ernst III. von Sachsen-Coburg-Saalfeld, der sich ab 1826 Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha nannte. Bereits 1818 wurde ihr erster Sohn, benannt nach dem Vater, geboren. Ein Jahr später kam Albert, der spätere Gatte der britischen Königin Victoria, auf die Welt. Kurz darauf zeigte Ernst nur noch wenig Interesse an seiner Frau. Luise aber habe regelrecht um dessen Liebe gebettelt. Wie Dreesen berichtet, ist in einem ihrer Briefe zu lesen: „Ich möchte, dass Du mich nicht wie ein Kind behandelst, sondern wie eine Frau.“ Später schrieb sie: „Dich liebte ich herzlich.“ Doch Ernst ließ sich nicht erweichen. Er zog sich weiter zurück.

„Zu diesem Zeitpunkt war Luise eine junge Frau von 20 Jahren. Sie war lebenslustig, sollte sich aber der strengen höfischen Etikette unterwerfen“, beschreibt Dreesen. Das fiel der Herzogin umso schwerer, da sie sehr liberal erzogen worden war. Ihr Gatte sorgte dafür, dass sie von jungen Höflingen umgeben war. Mit einem Kammerjunker, Gottfried von Bülow, wurde Luise eine Affäre unterstellt. „,Leichtsinnig sei sie gewesen‘ gesteht Luise später in einem Brief“. Sie habe ihren Mann mit dem jungen Höfling provozieren, einen Liebesbeweis Ernsts erzwingen wollen. Dabei habe sie wohl über die Stränge geschlagen. „Aber daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass sie eine Hure war, das verbitte ich mir“, betont Historiker Dreesen. Das sei mit keiner Quelle zu belegen. Ganz im Gegenteil. Baron Xavier Zack, ein enger Freund Luises, habe nach ihrem Tod an deren Hofdame Amalie von Uttenhoven geschrieben, dass Luise nie ein böses Wort zu den Drangsalen und der Ehe mit Ernst verloren habe.

Die Trennung des Paares im Jahr 1824 wirkte inszeniert – und zwar von Ernst. Offiziell stand Luises Affäre im Raum. Als das Ehe-Aus in der Bevölkerung bekannt wurde, kam es zum so genannten Coburger Aufstand. Darüber berichtete der englische Diplomat Charles Townshend Barnard, der von 1824 bis 1874 am Hof lebte, an George Canning. Dabei äußerte er sich auch über die Trennung. „Zwischen den Zeilen ist zu lesen, dass er das Handeln Ernsts als nicht richtig empfindet.“ Für Herzogin Luise hatte das Beziehungsende schwerwiegende Konsequenzen. Ihr Gatte behielt auch jenes Vermögen, auf das sie Anspruch hatte, und speiste sie mit 13 000 Gulden jährlich ab. Was die junge Frau aber noch schlimmer traf: Sie sollte weg von ihren Kindern.

Ihr Exil hieß St. Wendel. Im November 1824 kam sie in der Kreisstadt an. Wenig später trat dort ein neuer Mann in Luises Leben: Maximilian von Hanstein. Fatalerweise war dieser von Ernst nach St. Wendel geschickt worden und das, obwohl er in Briefen an seinen Bruder Ferdinand den Verdacht geäußert hatte, dass eben jener Hanstein eine Liaison mit Luise hätte. „Hofdame Amalie sollte den Herzog unterrichten, wie sich Luise verhält“. In einem ihrer Berichte versicherte sie, dass Hanstein das Vertrauen des Herzogs verdiene und er einen guten Einfluss auf Luise habe. Dennoch ließ Ernst verlautbaren, dass die „Anwesenheit Hansteins mit der Ehre eines Mannes nicht zu vereinbaren“ sei. So wurde Hanstein zum Scheidungsgrund. Die endgültige Trennung wurde 1826 vollzogen. Noch im gleichen Jahr heirateten Luise und Maximilian, der zuvor zum Grafen von Pölzig und Baiersdorf ernannt worden war.

Eine Liebesheirat? In einem Schreiben an ihre Stiefmutter, Herzogin Caroline Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg, beschreibt Luise Hanstein als einen Vertrauten. „Sie hat ihn sehr gemocht“, sagt Dreesen. „Aber ob die Ehe vollzogen wurde, bezweifele ich.“ Luise habe schon damals über Schmerzen geklagt. 1831 diagnostizierten Ärzte in Paris Gebärmutterhalskrebs in fortgeschrittenem Stadium. Es gibt Aufzeichnungen von Hanstein, in denen er beteuert, während der Ehe nie etwas getan zu haben, was die Ehre des Herzogs und dessen Söhne Ernst und Albert befleckt hätte.

Dennoch, Luise und Maximilian verlebten wohl eine, wenn auch nur kurze, glückliche Zeit in St. Wendel. Ehe die Herzogin von der Krankheit gezeichnet im Januar 1831 jene schicksalhafte Reise nach Paris antrat, von der sie nicht zurückkehrte. „Hanstein hat sie zwischenzeitlich gepflegt, als keine Krankenschwester verfügbar war“. Wenige Wochen vor ihrem Tod am 30. August 1831 verfügte Luise in ihrem Testament, dass ihr „sehr geliebter Gatte“ auf Lebenszeit jährlich 3000 sächsische Taler erhalten soll, die Ernst sich nach der Scheidung verpflichtet hatte, an sie zu zahlen, sowie den Besitz aus dem Erbe ihres Onkels Friedrich IV. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Im Zusammenhang mit jenem Erbe ist Dreesen auf ein Kuriosum gestoßen, das zeigt, dass es Ernst stets darauf anlegte, Luise in ein schlechtes Licht zu rücken, um seine Vorteile daraus zu ziehen. Möglicherweise tat er dies auch noch nach deren Tod. Dreesen stieß auf ein Treuegelöbnis, datiert auf den 9. Juni 1824, in dem Luise sich zu Hanstein bekannt haben soll. „Doch wurde hier von fremder Hand datiert und unterzeichnet“, sagt der Histeriker. Luise hat angeblich mit vollem Titel unterschrieben, als geborene Herzogin. Doch war sie eine geborene Prinzessin. Außerdem verfügte sie darin über ein Erbe, das ihr erst im Dezember 1824 via Testament zugesprochen wurde. Dr. D. vermutet, dass das Schriftstück ohne Unterschrift erst im Oktober 1826 im Zusammenhang mit Luises Ehevertrag mit Maximilian in St. Wendel entstanden war.

Als Frau im 19. Jahrhundert einem Mann die Stirn zu bieten, war nicht leicht, vor allem, wenn dieser auch noch ein regierender Herzog war. So muss es als mutig und modern verstanden werden, als Luise es 1828 wagte, ein Gutachten bei der juristischen Fakultät in Heidelberg bezüglich des Erbes ihres Onkels in Auftrag zu geben. Das Gutachten bestätigte ihren Anspruch auf das Vermächtnis. Doch als Souverän weigerte sich Ernst dennoch, ihr dieses auszuzahlen.

Zeitlebens schien die Herzogin auf der Suche nach Liebe und Respekt gewesen zu sein. Wertschätzung wurde ihr nach ihrem Tod zuteil. Denn ehe sie schließlich in Pfeffelbach begraben wurde, war ihr Sarg in St. Wendel aufgebahrt. Dort wurde er Tag und Nacht von den Bürgern bewacht, aus Angst, die herzogliche Regierung könnte ihn beschlagnahmen. Die Menschen waren dankbar für die Wohltaten der Herzogin. Sie erinnerten sich daran. Und tun es noch heute.



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Historiker und Stadtchef treten für Luises Ansehen ein

ST. WENDEL

Einen Tee im Café Luise am Fruchtmarkt genießen oder durch die Luisenstraße schlendern. Der Name der Herzogin taucht immer wieder in der Kreisstadt auf. Aber damit nicht genug. „Wir haben eine Erinnerungskultur aufgebaut“, sagt St. Wendels Bürgermeister Peter Klär (CDU). Dazu gehört auch die 2019 gegründete Stiftung, die den Namen Herzogin-Luise-Stiftung trägt. „Es ist ein Zeichen der Wertschätzung“, sagt der Bürgermeister. Außerdem führe die Stadt damit fort, was die Stammmutter der Windsors während ihrer Zeit in St. Wendel von 1824 bis 1831 begonnen hatte: soziale Zwecke zu unterstützen. Quellen belegen, dass Luise ein hohes Ansehen in der Kreisstadt genossen habe.

Umso bestürzter blickt der Rathauschef auf eine Zeitungsseite, die vor ihm auf dem Tisch liegt. In einer regionalen Tageszeitung außerhalb des Saarlandes ist ein Artikel über St. Wendel und die Herzogin erschienen. „Luise wird darin etwas angedichtet, was der Person abträglich ist“, sagt Klär bedauernd. Er meint damit eine Passage, in der Luises Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs, die schließlich zu ihrem Tode führte, in den Zusammenhang mit einer Geschlechtskrankheit gerückt wird.

Darüber ist auch Luise-Kenner und Historiker Josef Dressen verärgert. Ungern zitiere er Luises Gatten Ernst I. von Sachsen-Coburg und Gotha. Aber in diesem Falle mache er eine Ausnahme. „,Ich glaub’ mir bleibt der Verstand stille stehen’ hat Ernst I. 1824 an seinen Bruder Ferdinand geschrieben. So ging es mir jetzt.“ Es sei unseriös zu behaupten, Luise sei geschlechtskrank gewesen. Zwar könne Gebärmutterhalskrebs durch Viren entstehen, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Aber deshalb könne bei Luise nicht von einer Geschlechtskrankheit gesprochen werden. „Auch ist dies kein Beweis für eine Affäre“, so Drehsen. Oder Affären. Die sind der Herzogin gleich mehrfach von ihrem Gatten Ernst I., der selbst kein Kind von Traurigkeit war, unterstellt worden. Schon ab 1818/19, habe Luise wiederholt über Unterleibsschmerzen geklagt.

Es gibt noch weitere Stellen in dem Artikel, mit denen sowohl der Historiker als auch der St. Wendeler Bürgermeister unglücklich sind. Aber in der Hauptsache ging es beiden um Herzogin Luise. „Wir wollen ihren guten Ruf verteidigen und lassen es nicht zu, dass sie in ein schlechtes Licht gerückt wird.“