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Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Klotzen gegen Corona, Kleckern f ür das Klima – Wieso verhindern wir nicht alle Kat astrophen?
Datum 2021/02/07 11:39:34
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[Regionalforum-Saar] Die unheimliche Stille im Homeoffice
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[Regionalforum-Saar] Heute sind alle St. Wendeler : Breiten, Alsfassen und die ungeliebten Coburger
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Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Klotzen gegen Corona, Kleckern f ür das Klima – Wieso verhindern wir nicht alle Kat astrophen?
Autor 2021/02/07 11:39:34
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Die unheimliche Stille im Homeoffice

[Regionalforum-Saar] Heute sind alle St. Wendeler : Breiten, Alsfassen und die ungeliebten Coburger

Date: 2021/02/07 11:33:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Morgen,

gestern in der SZ kam die Umsetzung eines Leserbriefs, den ich anfangs letzter Woche an die Saarbrücker Zeitung schrieb - mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß das eh niemand interessiert. Groß war meine Überraschung, als Thorsten Grim zurückschrieb und fragte, ob's mir recht sei, daß er daraus einen kurzen Artikel machen würde. Gern, schrieb ich, und sandte ihm einen Artikel aus dem Buch über Alsfassen und Breiten, das ich 2004 zusammen mit Gerd Schmitt zusammengestellt habe, plus eine Datei über die St. Annenstraße.

Am Donnerstag mittag sprach mich Frau Grothusmann, die Leiterin des St. Wendeler Stadtarchivs, auf eine Anfrage Herrn Grims an. Auch sie äußert sich im Artikel zum Thema.

So hat mir im Endeffekt der Aufbau des Artikels gut gefallen, vor
allem durch die Hinzunahme von Frau Grothusmann, die meine strenge Sichtweise relativiert, sodaß der Leser denken kann, nun ja, da hat er wohl recht, daß er das so sieht, aber meine Sicht läßt sich auch vertreten.

Erinnert mich so ein bißchen an meine eigene Sichtweise, was den Titel „Dom“ für die Basilika betrifft. Kirchlich gesehen: wir haben hier keinen Bischof, also isses kein Dom! Punkt. Stimmt. Aber wir sagen „Dom“ dazu, weil’s ne große Kirche ist. Hehe, da vertrete ich genau die Sichtweise der Leute, für die Alsfassen alles nördlich vom Tholeyerberg und links der Bahnlinie ist. Das ist mir klar geworden, als ich den Artikel las.

Die beiden Karten, auf die im Artikel hingewiesen wird, liegen im Stadtarchiv St. Wendel in der Akte B102.

Roland Geiger



„Stadt-Historiker aus St. Wendel weist SZ auf ungenaue Ortsangaben hin

Heute sind alle St. Wendeler : Breiten, Alsfassen und die ungeliebten Coburger

St. Wendel Am Lanzenberg will St. Wendel wachsen. Doch liegt das künftige Baugebiet tatsächlich in Alsfassen? Stadt-Historiker Roland Geiger klärt auf.

Von Thorsten Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Mit Interesse, so schreibt SZ-Leser Roland Geiger an die St. Wendeler Redaktion, habe er kürzlich den Artikel über die Stadterweiterung in Richtung Lanzenberg gelesen (SZ vom 31. Januar). „Und ich bin sicher, dass die derzeitigen Bewohner sich über den kommenden Trubel dort oben nicht freuen werden. Anderseits wird dann endlich die Straße dort hinauf befahrbar gemacht.“ Doch darum geht es dem Stadt-Historiker gar nicht. Vielmehr um den „kleinen Fehler“, wie er schreibt, gegen Ende des Artikels. Da stand nämlich zu lesen: „Ein gutes Beispiel sei hierfür die Bungertstraße in Alsfassen, wo ein kleines Wohngebiet entstanden ist.“ Geiger erklärt nun zu Recht: „Die Bungertstraße gehört nicht zu Alsfassen.“ Sondern zu St. Wendel.

Es sei ihm aber klar, dass mit Alsfassen nicht der Ort gemeint ist, den es schon seit 1859 nicht mehr gibt. „Ebenso wenig wie das Dorf Breiten, das früher zwischen Alsfassen und dem Teil der Bungerstraße lag, von dem Sie schreiben.“ Aber selbst dieses Breiten hätte nie so weit an den Tholeyerberg heran gereicht. Ihm selbst sei das aufgefallen, als er sich vor Jahren mit der St. Annenstraße beschäftigte.

„Im Adressbuch von 1911 stieß ich auf die Breitener Straße, um verblüfft festzustellen, dass damit nicht die heutige Breitener Straße gemeint ist, die durch den ehemaligen Ortskern Breitens führt“, erklärt der Historiker. Denn 1911 sei die Breitener Straße unterhalb der heutigen Unterführung (Eisenbahn nach Tholey über die Tholeyer Straße) abgezweigt in Richtung Breiten. Den Ort, den es damals schon nicht mehr gab, erreichte die Straße etwa in Höhe des Brunnens. Später gab es an dieser Stelle eine Tankstelle, die heute von einem Schausteller als Winterquartier genutzt wird.

„Alsfassen und Breiten existierten bis damals nur in der Ortslage und hatten keinen eigenen Bann“, berichtet Geiger. Beziehungsweise hätten sie mit St. Wendel einen gemeinsamen gehabt. „Als sie mit der damaligen Stadt St. Wendel zu der heutigen zusammengeschlossen wurden, hörten sie de jure auf zu existieren“, stellt Geiger klar, räumt aber ein: „In den Köpfen der Menschen gibt es sie weiter.“

Am 3. Januar 1859 wurden die Vororte Alsfassen und Breiten in den Stadtbezirk St. Wendel eingegliedert. Womit wohl längst nicht alle einverstanden waren, wie ein Blick in die Geschichte verrät. Denn noch Jahre danach waren Teile der Bevölkerung von Alsfassen und Breiten unzufrieden mit der Eingliederung und versuchten, wieder eine Trennung herbeizuführen. Freilich ohne Erfolg, wie wir heute wissen. Dennoch: „Alsfassener waren nie Breitener und vor allem: nie Coburger, also St. Wendeler. Außer in der Bungertstraße südlich des Knicks – aber damals hätte sich darüber niemand aufgeregt, denn dort wohnte niemand“, erzählt der Stadt-Historiker.

Auch im Wohngebiet Lanzenberg wohnt bislang noch niemand, denn das muss ja erst einmal entstehen. Auch da hatten wir zur einfacheren Einordnung geschrieben, dass das künftige Bauland zu Alsfassen gehört. Doch da widerspricht Geiger ebenfalls. Denn wenn man man alte Karten betrachte, also solche aus der Zeit, ehe Breiten und Alsfassen Teile der Stadt St. Wendel wurden, sei ersichtlich, „dass das neue zu bebauende Gebiet auch nicht zu Alsfassen gehört, denn es liegt knapp außerhalb der ehemaligen Ortslage“. Wenngleich er in einem Aufsatz aus dem Jahr 2004 schreibt, dass das statistische Landesamt in den 1950er-Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts den Wohnplatz „Auf dem Lanzenberg“, wo seinerzeit eine achtköpfige Familie lebte, dem Ortsteil Alsfassen zurechnete.

2004 feierte Alsfassen übrigens seinen 700. Geburtstag. Aber, wie Geiger schrieb: „Wenn also (. . .) Alsfassen seinen 700. Namenstag feiert, dann ist das nicht mehr der damalige Ort Alsfassen, denn den gibt es seit fast 150 Jahren nicht mehr. Vielmehr ist es der St. Wendeler Ortsteil, der den gleichen Namen trägt und damit an den ehemaligen unabhängigen Ort erinnert.“ 1951 habe übrigens auch die erste Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden, wie Geiger ebenfalls in seinem Aufsatz berichtet. Gezählt wurden in den drei St. Wendeler Ortsteilen zusammen 9946 Einwohner. Die teilten sich folgendermaßen auf: St. Wendel hatte 8119, Alsfassen 626 und Breiten 1201. Übrigens waren es seinerzeit – also 1859 – vor allem die Alsfassener, die die Eingliederung vorangetrieben hatten.

Diese Karte aus dem gleichen Band zeigt den eigenständigen Ort Breiten im Jahr 1829. Unten verläuft die alte Tholeyerstraße, die Grundstücke darüber liegen im Gebiet, das „In den Bungert“ genannt wird und später namensgebend für die Bungertstraße wird. Der Weg nach Breiten zweigt in etwa dort ab, wo heute die Unterführung ist. Foto: M.Grothusmann/Stadtarchiv St. Wendel

„Da Alsfassen heute weder ein Ort, noch ein Stadtteil ist, hat der Name keinerlei rechtliche Bedeutung mehr“, erklärt Magdalene Grothusmann, Leiterin des St. Wendeler Stadtarchivs zu dem Thema. Gleiches gelte für Breiten. „Es handelt sich um eine historische Bezeichnung, die im Volksmund weiterlebt – und im Straßennamen. Heute wird der Begriff Alsfassen meist für den ganzen Abschnitt der Kernstadt St. Wendel verwendet, der sich westlich der Bahngleise und nördlich der Tholeyer Straße erstreckt.“ Ob man der Argumentation folgen möchte, man dürfe Alsfassen nur in den Grenzen vor der Eingliederung in St. Wendel sehen, sei jedem selbst überlassen. „Für mich ist ‚Alsfassen’ ein Begriff wie ‚die Altstadt’ oder ‚die Oberstadt’ – nicht ganz klar geographisch definiert, aber jeder St. Wendeler weiß, was gemeint ist.“