Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Edition Schaumberg hat neuen Online-Shop

Date: 2021/02/01 18:40:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo zusammen,

wir möchten Sie freundlich darauf hinweisen, dass der Verlag »Edition Schaumberg« ab dem heutigen 1. Februar einen neuen Webshop an den Start gebracht hat.

Die neue Adresse lautet: edition-schaumberg.shop

Wir würden uns über Ihren Besuch freuen, wünschen viel Spaß beim Entdecken und Shoppen.
Sicher wird noch der ein oder andere Fehler behoben werden müssen, dieses oder jenes Produkt ergänzt.
Die alte Website mit Shop bleibt vorerst ebenfalls erhalten, wird aber demnächst in den Ruhestand verabschiedet.

Ihnen persönlich wünschen wir alles Gute, bleiben Sie gesund und lesen Sie hin und wieder ein gutes Buch
Edition Schaumberg
Tom Störmer
Brunnenstraße 15 
66646 Marpingen
edition-schaumberg.shop

[Regionalforum-Saar] Wer regiert die Stadt? Politisch e Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit

Date: 2021/02/03 20:23:52
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Wer regiert die Stadt? Politische Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit

Wer regiert die Stadt? Politische Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit

Veranstalter  Stephan Laux / Michel Jäger, Universität Trier



14.10.2021 - 15.10.2021


Von Michel Jäger, Geschichtliche Landeskunde, Universität Trier


Call for Papers (Deadline: 31.07.2021) für den Online-Workshop zum Thema „Wer regiert die Stadt? Politische Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit“ am 14. und 15. Oktober 2021.


Veranstaltung im Rahmen des DFG-Projekts „Bürgerausschüsse in Aachen“ an der Universität Trier, Leitung: Univ.-Prof. Dr. Stephan Laux.

Wer regiert die Stadt? Politische Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit

In der Spätphase des Alten Reiches gerieten Gruppen aus der Bürgerschaft zunehmend mit den Stadträten in Streit darüber, wer an wichtigen ratsobrigkeitlichen Funktionen partizipieren dürfe und welche Verfahrensformen hierfür statthaft seien. Während vordergründig auf Schwörtagen die verlesenen traditionsreichen Satzungen diesbezüglich Klarheit und Konsens suggerierten, blieb tatsächlich der Zugang zum Kreis der Stadträte sowie ihres Herrschaftswissens und –handelns ein sorgfältig gehütetes arkanum. Selbst kleinere Städte verwehrten interessierten Gruppen und Einzelpersonen jedweden tieferen Einblick in das Ratsgeschäft. Als Folge der innerstädtischen Konflikte bildeten sich Bürgervertretungen mit unterschiedlichen Bezeichnungen. In der Regel forderten sie die Offenlegung ökonomischer und politischer Aktionen, verbunden mit einer institutionalisierten Teilhabe am Stadtregiment. Bürgerausschüsse entstanden dabei in unterschiedlichen herrschaftlichen Konstellationen entweder situativ oder sie begannen Kritik an der städtischen Führung zu artikulieren, nachdem sie zuvor ein eher passives Dasein geführt hatten. Diesem Problemzusammenhang der Formierung und Artikulation konkurrierender Repräsentationskörperschaften in frühneuzeitlichen Städten widmet sich am 14. und 15. Oktober 2021 ein zweitägiger Workshop unter dem Motto „Wer regiert die Stadt? Politische Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit“.

Schwerpunkte, Organisation und Durchführung

Im Rahmen des DFG-Projektes „Bürgerausschüsse in Aachen in der Spätphase des Alten Reiches – Innerstädtische Partizipationsbestrebungen zwischen Gemeindeliberalismus und Klientelismus“ (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Stephan Laux) soll ein zweitägiger Workshop stattfinden, der sich vor allem an Historiker/innen richtet, die sich mit dem Wechselverhältnis zwischen innerstädtischer Partizipation und politischen bzw. sozialem Konflikt beschäftigen. Dabei soll vor allem die Nachhaltigkeit solcher Partizipationsbewegungen beleuchtet werden. Die Beiträge sollen sich zeitlich idealerweise im Umfeld der Französischen Revolution bewegen, können aber auch Prozesse der Diversifizierung städtischer Entscheidungsstrukturen aus vorangegangenen zeitlichen Phasen behandeln. Der Workshop legt den Schwerpunkt in besonderen Maße auf die Akteure und Träger partizipatorischer Bemühungen unter Beachtung der Binnenstrukturierung dieser Gruppen (Konnubium, Soziabilität, wirtschaftliche Verbindungen u.a.m.) wie auch ihre Positionierung im Gesamtgefüge der jeweiligen Stadt und ihres Umfeldes (u. a. familiale und soziale Netzwerke). Der geographische Schwerpunkt sollte in den deutschsprachigen Gebieten liegen. Thematische Affinität vorausgesetzt, sind auch Beiträge aus dem internationalen Spektrum willkommen. Jenseits der spezifischen Vorgänge bleibt daher die Kontextualisierung und Problematisierung der Einzelbefunde sowie die Erörterung methodischer, konzeptioneller und arbeitspraktischer Gesichtspunkte wichtig.

Nach dem gegenwärtigen Stand ist die Durchführung von Präsenzveranstaltungen nicht vorhersehbar.

Daher wird der Workshop in Online-Form durchgeführt. Die Konferenzsprache ist Deutsch, englischsprachige Beiträge sind möglich. Der Workshop will den Austausch und die Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler/innen fördern, weshalb entsprechende Personen besonders zur Teilnahme aufgefordert werden. Für die jeweilige Präsentation sind 20 Minuten vorgesehen, daran schließt sich eine Diskussion an. Ein Abstract (1-2 Seiten) und ein kurzes akademisches CV sind bis zum 31. Juli 2021 an Michel Jäger (jaeger(a)uni-trier.de) zu senden. Rückmeldungen werden bis zum 31. August 2021 versandt. Nach Maßgabe der Qualität und thematischen Konsistenz der Beiträge wird eine Publikation angestrebt.

Kontakt

Michel Jäger M.A.
Universität Trier, Fachbereich III
Geschichtliche Landeskunde
Raum DM 259, 54286 Trier
Mail: jaeger(a)uni-trier.de

Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Stephan Laux
Universität Trier
Fachbereich III – Geschichte
Professur für Geschichtliche Landeskunde
Universitätsring 15
54296 Trier
Tel: 0651/ 201-3179
Mail: lauxst(a)uni-trier.de

https://www.uni-trier.de/index.php?id=47557



Zitation
Wer regiert die Stadt? Politische Repräsentation und sozialer Konflikt in der Frühen Neuzeit. In: H-Soz-Kult, 03.02.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-95641>.


[Regionalforum-Saar] Fwd: [Saar] Tuberkulose-Heil stätten in Nachkriegszeit

Date: 2021/02/03 22:11:03
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Antwort bitte direkt an Herrn Sittinger: Helmut.Sittinger(a)web.de


-------- Weitergeleitete Nachricht --------
Betreff: [Saar] Tuberkulose-Heilstätten in Nachkriegszeit
Datum: Wed, 3 Feb 2021 21:46:47 +0100
Von: Helmut Sittinger via Saarland-L <saarland-l(a)genealogy.net>
Antwort an: Helmut.Sittinger(a)web.de, saarland-l(a)genealogy.net
An: saarland-L(a)genealogy.net


Liebe familien- und somit auch sozialhistorisch interessierte Mailinglistenleser/innen.
Isolierende Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung sahen früher anders aus als heute in der Corona-Pandemie. Gerade bei der Volksseuche Tuberkulose kam man oft über Monate oder Jahre in einer Heilstätte, die nicht immer in der Nähe war wie die 1901 eröffnete Volksheilstätte Sonnenberg in Saarbrücken.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren kam es durch Hunger, Wohnungsnot und große seelische Belastungen zu einem  noch stärkeren Tuberkulose-Ausbruch als nach dem Ersten Weltkrieg.  Die inzwischen ins Alter gekommene Babyboomer-Generation hatte daher ein deutlich höheres Infektionsrisiko als die darauffolgenden Generationen.
Wer kennt jemand, der Erfahrungen in einer Tuberkulose-Heilstätte im Saarland (Sonnenbergklinik Saarbrücken, Ludweiler, Kleinblittersdorf), der Pfalz (Eußerthal) oder im Allgäu hat?
Beste Grüße und Wünsche für anhaltende Gesundheit!
 
Helmut (Sittinger)
 

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[Regionalforum-Saar] Klotzen gegen Corona, Kleckern f ür das Klima – Wieso verhindern wir nicht alle Kat astrophen?

Date: 2021/02/05 20:07:27
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Klotzen gegen Corona, Kleckern für das Klima – Wieso verhindern wir nicht alle Katastrophen?

Veranstalter Abteilung Philosophie der Universität Bielefeld (Abteilung Philosophie der Universität Bielefeld)

17.02.2021

Von Manuela Lenzen, Universität Bielefeld

Eine Stilllegung weiter Teile der Wirtschaft, gravierende Einschränkungen für alle Bürger, ein gigantisches Konjunkturpaket – die Corona-Krise hat gezeigt, zu welch einschneidenden Maßnahmen die Politik fähig ist. Das wirft die Frage auf, warum sie nicht mit derselben Kraft andere Probleme angeht, die ebenfalls groß und drängend sind.

Klotzen gegen Corona, Kleckern für das Klima – Wieso verhindern wir nicht alle Katastrophen?

Warum etwa stellen wir die Wirtschaft nicht in einem gewaltigen Kraftakt auf Klimafreundlichkeit um? Denn der Klimawandel steht der Corona-Pandemie in der Dramatik seiner Auswirkungen in nichts nach. Warum nehmen wir nicht ebenso Milliarden in die Hand, um Armut und soziale Ungerechtigkeit massiv zu verringern, die seit Jahrzehnten beklagt werden?

Allgemeiner gefragt: Warum wirkt demokratische Politik angesichts gewaltiger Probleme oft so träge und kümmerlich? Haben Demokratien einen Hang zum Konservatismus? Greifen sie nur dann zu außerordentlichen Maßnahmen, um den alten Zustand wiederherzustellen, wie sie es in der Corona-Krise tun? Wenn das so ist: Kann man das ändern? Wenn ja, wie? Und wie hängt das alles mit uns selbst zusammen?

Programm
18:15 bis 19:45

Online-Podiumsdiskussion mit:
- Prof. Dr. Reinhard Loske / Cusanus-Hochschule Bernkastel-Kues
- Prof. Dr. Herfried Münkler / Humboldt-Universität Berlin
- Claudine Nierth / Mehr Demokratie e. V.

- Moderation: Prof. Dr. Veronique Zanetti / Universität Bielefeld und Dr. Roland Kipke I Universität Bielefeld

Link zur Teilnahme: https://uni-bielefeld.de/fakultaeten/philosophie/ereignisse/

Kontakt
Prof. Dr. Véronique Zanetti, Universität Bielefeld
vzanetti(a)uni-bielefeld.de
https://uni-bielefeld.de/fakultaeten/philosophie/ereignisse/



Zitation
Klotzen gegen Corona, Kleckern für das Klima – Wieso verhindern wir nicht alle Katastrophen?. In: H-Soz-Kult, 05.02.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-95597>.

[Regionalforum-Saar] Heute sind alle St. Wendeler : Breiten, Alsfassen und die ungeliebten Coburger

Date: 2021/02/07 11:33:51
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Morgen,

gestern in der SZ kam die Umsetzung eines Leserbriefs, den ich anfangs letzter Woche an die Saarbrücker Zeitung schrieb - mit dem Gedanken im Hinterkopf, daß das eh niemand interessiert. Groß war meine Überraschung, als Thorsten Grim zurückschrieb und fragte, ob's mir recht sei, daß er daraus einen kurzen Artikel machen würde. Gern, schrieb ich, und sandte ihm einen Artikel aus dem Buch über Alsfassen und Breiten, das ich 2004 zusammen mit Gerd Schmitt zusammengestellt habe, plus eine Datei über die St. Annenstraße.

Am Donnerstag mittag sprach mich Frau Grothusmann, die Leiterin des St. Wendeler Stadtarchivs, auf eine Anfrage Herrn Grims an. Auch sie äußert sich im Artikel zum Thema.

So hat mir im Endeffekt der Aufbau des Artikels gut gefallen, vor
allem durch die Hinzunahme von Frau Grothusmann, die meine strenge Sichtweise relativiert, sodaß der Leser denken kann, nun ja, da hat er wohl recht, daß er das so sieht, aber meine Sicht läßt sich auch vertreten.

Erinnert mich so ein bißchen an meine eigene Sichtweise, was den Titel „Dom“ für die Basilika betrifft. Kirchlich gesehen: wir haben hier keinen Bischof, also isses kein Dom! Punkt. Stimmt. Aber wir sagen „Dom“ dazu, weil’s ne große Kirche ist. Hehe, da vertrete ich genau die Sichtweise der Leute, für die Alsfassen alles nördlich vom Tholeyerberg und links der Bahnlinie ist. Das ist mir klar geworden, als ich den Artikel las.

Die beiden Karten, auf die im Artikel hingewiesen wird, liegen im Stadtarchiv St. Wendel in der Akte B102.

Roland Geiger



„Stadt-Historiker aus St. Wendel weist SZ auf ungenaue Ortsangaben hin

Heute sind alle St. Wendeler : Breiten, Alsfassen und die ungeliebten Coburger

St. Wendel Am Lanzenberg will St. Wendel wachsen. Doch liegt das künftige Baugebiet tatsächlich in Alsfassen? Stadt-Historiker Roland Geiger klärt auf.

Von Thorsten Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Mit Interesse, so schreibt SZ-Leser Roland Geiger an die St. Wendeler Redaktion, habe er kürzlich den Artikel über die Stadterweiterung in Richtung Lanzenberg gelesen (SZ vom 31. Januar). „Und ich bin sicher, dass die derzeitigen Bewohner sich über den kommenden Trubel dort oben nicht freuen werden. Anderseits wird dann endlich die Straße dort hinauf befahrbar gemacht.“ Doch darum geht es dem Stadt-Historiker gar nicht. Vielmehr um den „kleinen Fehler“, wie er schreibt, gegen Ende des Artikels. Da stand nämlich zu lesen: „Ein gutes Beispiel sei hierfür die Bungertstraße in Alsfassen, wo ein kleines Wohngebiet entstanden ist.“ Geiger erklärt nun zu Recht: „Die Bungertstraße gehört nicht zu Alsfassen.“ Sondern zu St. Wendel.

Es sei ihm aber klar, dass mit Alsfassen nicht der Ort gemeint ist, den es schon seit 1859 nicht mehr gibt. „Ebenso wenig wie das Dorf Breiten, das früher zwischen Alsfassen und dem Teil der Bungerstraße lag, von dem Sie schreiben.“ Aber selbst dieses Breiten hätte nie so weit an den Tholeyerberg heran gereicht. Ihm selbst sei das aufgefallen, als er sich vor Jahren mit der St. Annenstraße beschäftigte.

„Im Adressbuch von 1911 stieß ich auf die Breitener Straße, um verblüfft festzustellen, dass damit nicht die heutige Breitener Straße gemeint ist, die durch den ehemaligen Ortskern Breitens führt“, erklärt der Historiker. Denn 1911 sei die Breitener Straße unterhalb der heutigen Unterführung (Eisenbahn nach Tholey über die Tholeyer Straße) abgezweigt in Richtung Breiten. Den Ort, den es damals schon nicht mehr gab, erreichte die Straße etwa in Höhe des Brunnens. Später gab es an dieser Stelle eine Tankstelle, die heute von einem Schausteller als Winterquartier genutzt wird.

„Alsfassen und Breiten existierten bis damals nur in der Ortslage und hatten keinen eigenen Bann“, berichtet Geiger. Beziehungsweise hätten sie mit St. Wendel einen gemeinsamen gehabt. „Als sie mit der damaligen Stadt St. Wendel zu der heutigen zusammengeschlossen wurden, hörten sie de jure auf zu existieren“, stellt Geiger klar, räumt aber ein: „In den Köpfen der Menschen gibt es sie weiter.“

Am 3. Januar 1859 wurden die Vororte Alsfassen und Breiten in den Stadtbezirk St. Wendel eingegliedert. Womit wohl längst nicht alle einverstanden waren, wie ein Blick in die Geschichte verrät. Denn noch Jahre danach waren Teile der Bevölkerung von Alsfassen und Breiten unzufrieden mit der Eingliederung und versuchten, wieder eine Trennung herbeizuführen. Freilich ohne Erfolg, wie wir heute wissen. Dennoch: „Alsfassener waren nie Breitener und vor allem: nie Coburger, also St. Wendeler. Außer in der Bungertstraße südlich des Knicks – aber damals hätte sich darüber niemand aufgeregt, denn dort wohnte niemand“, erzählt der Stadt-Historiker.

Auch im Wohngebiet Lanzenberg wohnt bislang noch niemand, denn das muss ja erst einmal entstehen. Auch da hatten wir zur einfacheren Einordnung geschrieben, dass das künftige Bauland zu Alsfassen gehört. Doch da widerspricht Geiger ebenfalls. Denn wenn man man alte Karten betrachte, also solche aus der Zeit, ehe Breiten und Alsfassen Teile der Stadt St. Wendel wurden, sei ersichtlich, „dass das neue zu bebauende Gebiet auch nicht zu Alsfassen gehört, denn es liegt knapp außerhalb der ehemaligen Ortslage“. Wenngleich er in einem Aufsatz aus dem Jahr 2004 schreibt, dass das statistische Landesamt in den 1950er-Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts den Wohnplatz „Auf dem Lanzenberg“, wo seinerzeit eine achtköpfige Familie lebte, dem Ortsteil Alsfassen zurechnete.

2004 feierte Alsfassen übrigens seinen 700. Geburtstag. Aber, wie Geiger schrieb: „Wenn also (. . .) Alsfassen seinen 700. Namenstag feiert, dann ist das nicht mehr der damalige Ort Alsfassen, denn den gibt es seit fast 150 Jahren nicht mehr. Vielmehr ist es der St. Wendeler Ortsteil, der den gleichen Namen trägt und damit an den ehemaligen unabhängigen Ort erinnert.“ 1951 habe übrigens auch die erste Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden, wie Geiger ebenfalls in seinem Aufsatz berichtet. Gezählt wurden in den drei St. Wendeler Ortsteilen zusammen 9946 Einwohner. Die teilten sich folgendermaßen auf: St. Wendel hatte 8119, Alsfassen 626 und Breiten 1201. Übrigens waren es seinerzeit – also 1859 – vor allem die Alsfassener, die die Eingliederung vorangetrieben hatten.

Diese Karte aus dem gleichen Band zeigt den eigenständigen Ort Breiten im Jahr 1829. Unten verläuft die alte Tholeyerstraße, die Grundstücke darüber liegen im Gebiet, das „In den Bungert“ genannt wird und später namensgebend für die Bungertstraße wird. Der Weg nach Breiten zweigt in etwa dort ab, wo heute die Unterführung ist. Foto: M.Grothusmann/Stadtarchiv St. Wendel

„Da Alsfassen heute weder ein Ort, noch ein Stadtteil ist, hat der Name keinerlei rechtliche Bedeutung mehr“, erklärt Magdalene Grothusmann, Leiterin des St. Wendeler Stadtarchivs zu dem Thema. Gleiches gelte für Breiten. „Es handelt sich um eine historische Bezeichnung, die im Volksmund weiterlebt – und im Straßennamen. Heute wird der Begriff Alsfassen meist für den ganzen Abschnitt der Kernstadt St. Wendel verwendet, der sich westlich der Bahngleise und nördlich der Tholeyer Straße erstreckt.“ Ob man der Argumentation folgen möchte, man dürfe Alsfassen nur in den Grenzen vor der Eingliederung in St. Wendel sehen, sei jedem selbst überlassen. „Für mich ist ‚Alsfassen’ ein Begriff wie ‚die Altstadt’ oder ‚die Oberstadt’ – nicht ganz klar geographisch definiert, aber jeder St. Wendeler weiß, was gemeint ist.“



[Regionalforum-Saar] Die unheimliche Stille im Homeoffice

Date: 2021/02/07 11:39:34
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Die SZ-Kolumne zum Wochenende :

Die unheimliche Stille im Homeoffice

Neulich im Homeoffice. Inbrünstig schmettert Junior in Dauerschleife das Lied der Elefantenparade aus Disneys Dschungelbuch. Dabei stampft er Runde um Runde über die Holzdielen in Küche, Ess- und Wohnzimmer.

Von Thorsten Grim, Redakteur Lokalredaktion St. Wendel

Dann herrscht Stille. „Minuten schon Stille! Merkwürdige Stille! Unheimliche Stille!“, schreit mich mein Unterbewusstsein an. Ich löse mich und meine Gedanken vom Bildschirm. Dort habe ich gerade den Artikel über die beliebtesten Vornamen im St. Wendeler Land redigiert. Dabei ging mir die Frage durch den Kopf, wie die Zukunft der jetzt noch so kleinen Knirpse wohl einmal aussehen wird. Das kommt zu einem guten Teil darauf an, welche Welt wir ihnen hinterlassen werden. Aber auch sie selbst werden ein Stück weit Schmiede ihres eigenen Glücks sein. Welcher Vater hat sich nicht schon die Frage gestellt, was aus dem Kind mal werden soll? Eher sorgenvoll in der Pubertät, sicher. Doch in früher Kindheit noch im besten Glauben, dass aus dem Nachwuchs mal „etwas wird“. Und da neigt man vielleicht durchaus zum Groß-Ansetzen. Das Kind hat Entertainerqualitäten? Der kommende Fernsehstar. Er oder sie kann gut singen? Die große Bühnen-Karriere ist greifbar. Oder er oder sie könnte in die Politik gehen. Und dann natürlich ganz an die Spitze des Landes. Geht noch mehr? Sicher! Und damit zurück zur Grimschen Stille im Wohnzimmer und dem Hauch einer Sekunde, in der ich die Idee hatte, dass meinem Junior das Papsttum vorherbestimmt ist. Geschuldet war das seiner Antwort auf meine Frage: „Was machst du?“ „Ich habe Gott gefunden“, kommt es prompt zurück. Mit gerade einmal drei Jahren ist ihm gelungen, was anderen ihr Leben lang nicht glücken will. „Wo denn?“, frage ich. „Na unter dem Schrank im Wohnzimmer.“ Nun ist der Allmächtige bekanntlich auch allgegenwärtig – wieso also nicht unter unserem Schrank. „Willst du Gott mal sehen?“, fragt der Sohnemann. Gott schauen im Homeoffice? Darf man das überhaupt? Ich riskiere es, sage ja. Ganz gewichtig, als würde er eine Monstranz vor sich her tragen, schreitet er in die Küche, der kommende Papst. Feierlich in Händen hält er – eine Krippenfigur. Die ist beim Wegräumen der Weihnachtssachen wohl unter das Schränkchen gekullert. Ein Hirte mit Stab, grauem Bart und wollenem Haar. So wie man sich in jungen Jahren den lieben Gott halt vorstellen mag. Wir haben Gott dann auf die Fensterbank gestellt. Von dort aus ist er des Nachts wieder in den Himmel gefahren. Also auf den Speicher zu den anderen Weihnachtssachen. Dass Junior Papst wird, glaube ich inzwischen nicht mehr. Aber vielleicht Sachensucher wie Pippi Langstrumpf. Und das ist ja immerhin auch was.

[Regionalforum-Saar] Heute sind alle St. Wendeler : Breiten, Alsfassen und die ungeliebten Coburger

Date: 2021/02/07 12:02:38
From: Robert Morsch via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Tach Roland,
gestern nahm ich bereits Kenntnis von deinem Einwirken bei der örtlichen
Presse. Versprühe ruhig weiter deinen Geist, denn das ist auch für mich
ein Zeichen, dass du noch unter den Lebenden weilst und deine
Gehirnzellen noch nicht coronageschädigt sind!😉
Ciao!
Robert




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[Regionalforum-Saar] H. Richter: Demokratie. Eine deutsche Affäre

Date: 2021/02/09 08:19:36
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

H. Richter: Demokratie. Eine deutsche Affäre
Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart
von Hedwig Richter

Erschienen München 2020: C.H. Beck Verlag

Anzahl Seiten 400 S.

Preis € 26,95

ISBN 978-3-406-75479-1


Inhalt meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-58838.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Christian Jansen, Neuere und Neueste Geschichte, Universität Trier

Dieses Buch zielt auf ein breites Publikum und eine große Medienresonanz. Das Verlagskonzept ist aufgegangen. Die Autorin erhielt den Anna Krüger Preis für „gute und verständliche Wissenschaftssprache“ des Wissenschaftskollegs zu Berlin – Laudator war Wolfgang Schäuble. „Demokratie. Eine deutsche Affäre“ stand im Oktober 2020 auf Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste von ZDF, ZEIT und Deutschlandfunk Kultur; inzwischen ist die dritte Auflage in den Läden. Hedwig Richter, Professorin an der Universität der Bundeswehr München, erzählt die Geschichte der Demokratie seit der Aufklärung, also die „Inklusionsrevolution“ (Rudolf Stichweh), in der immer mehr Menschen politisch mitbestimmen durften. Die Autorin definiert „Demokratie“ als „ein Projekt von Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit“ (S. 10). Richter verteidigt die Demokratie ohne Wenn und Aber. Sie macht deutlich, dass Krisen immer zur Demokratie dazu gehör(t)en, plädiert für Gelassenheit, Geduld und Pragmatismus. In der Grundstruktur ist ihre Argumentation teleologisch. Denn das Ausmaß an Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit, das derzeit in Deutschland erreicht sei, bedeute einen Höhepunkt der historischen Entwicklung.

Für Richter handelt es sich beim „normative[n] Projekt der Demokratie“ (S. 10) um „eine Geschichte, die den ganzen Menschen mit Leib und Seele betrifft. Sie ist voller Gefühle“ (S. 11). Damit hat Richter ihren innovativen Ansatz benannt: Demokratiegeschichte mit Fokus auf Körper- und Gefühlsgeschichte. Vier „Thesen“ skizzieren den Gang ihrer Argumentation: Demokratie sei (erstens) vorwiegend von „Eliten“ durch (zweitens) Reformen gefördert worden. Revolutionen hätten der Entwicklung der Demokratie meist geschadet – außer 1848/49 und 1989/90. Drittens sei Demokratiegeschichte „wesentlich eine Geschichte des Körpers, seiner Misshandlung, seiner Pflege, seines Darbens – und seiner Würde“ (S. 13). Für Richter ist die entscheidende Voraussetzung für (moderne) Demokratie und die Idee der Gleichheit, dass die Menschen den Körpern ihrer Mitmenschen Respekt zollten und „Folter und Prügelstrafen nicht mehr als Unterhaltungsspektakel, sondern als widerlich, schließlich sogar als Skandal“ empfanden (S. 14). In dieser These steckt der originelle Kern von Richters Buch. Die vierte These ist wieder so wenig originell wie die ersten beiden: Demokratiegeschichte sei „eine internationale Geschichte“ (S. 15).

Statt den Zusammenhang zwischen Körper, Gender und Demokratisierung in seinen Ambivalenzen historisch herzuleiten und zu veranschaulichen, plustert Richter sich auf und provoziert Widerspruch. So behauptet sie ohne jeden Beleg, „die Geschichtswissenschaft“ tendiere dazu, „Demokratie national zu erzählen“ (S. 15). Die historischen Bücher, die zuletzt auf Deutsch zum Thema erschienen sind, tun dies jedenfalls nicht: weder Ute Daniel in ihrer „Postheroischen Demokratiegeschichte“ (2020) noch Richter selbst in ihrer Habilitationsschrift (Buchfassung 2017), weder Luciano Canfora (2013) noch Paul Nolte (2012) oder Pierre Rosanvallon (2006). Richter hat sie alle gelesen, greift aber zu der alten Machostrategie, sich mit der wortstarken Revision eines längst überholten Forschungsstandes interessant zu machen. An anderer Stelle fordert sie eine stärkere Berücksichtigung der Frauen in der Geschichte der Revolution(en) 1848/49 (S. 83), ignoriert aber die einschlägigen Arbeiten von Carola Lipp, Gabriella Hauch, Marion Freund und anderen.

Auch methodisch geht Richter Wege, die beim Fachpublikum auf Vorbehalte treffen dürften. Ganz pandemiekompatibel präsentiert sie „die Affäre der deutschen Demokratie als eine Serie – mit allen menschlichen Abgründen. […] eine Modernisierungserzählung, deren Stoff Fiktionen, Wahrheiten und auch Zufälle sind. […] eine leidenschaftliche, optimistische Chronologie […], in deren Herz der Zivilisationsbruch des Holocaust steckt. Es ist keine geradlinige Geschichte, deren Ende feststeht. Ganz im Gegenteil. Die Affäre geht weiter. Die nächste Staffel folgt“ (S. 18). Dieser letzte Absatz der Einleitung zeigt vier Charakteristika des Buchs, die aus wissenschaftlicher Sicht gravierende Schwächen sind, zugleich aber dessen Erfolg (mit)erklären: Banalitäten, schräge Metaphern, emotionaler Überschwang und Geschichtsschreibung als leicht konsumierbare „Serie“ (die 326 Textseiten sind unterteilt in meist 1-3 Seiten lange Kapitelchen). Der Versuch, journalistisch zu schreiben, führt zu Stilblüten, etwa über die Französische Revolution: „Politik hatte sich von den Fürstenhöfen aufgemacht und die Herzen der Bürger und Bürgerinnen erreicht“ (S. 27); oder über 1914: „Der Kriegsbeginn offenbarte eine unheimliche Gewalt von Demokratie“ (S. 175).

Ein weiteres Problem ist Richters unscharfe Terminologie. Zu nennen sind: (1) fragwürdige Kategorien und Bewertungen wie „progressiv“ und „fortschrittlich“, ohne zumindest die Messlatte solcher Bewertungen offenzulegen; (2) Staaten, Völker oder gar Revolutionen als Akteure, was zwar häufig zu lesen, aber keine vorbildliche Wissenschaftssprache ist; und (3) der diffuse Gebrauch von zentralen Kategorien des Buchs, etwa „Nation“ (meist ohne Artikel), zum Beispiel „Nation ergab sich geradezu notwendig aus den Demokratisierungsprozessen“ (S. 199). Ist mit „Nation“ der Nationalstaat gemeint oder der Nationalismus? Die Nationalismusforschung, insbesondere die Ambivalenz von „Volk“ als demos und ethnos, die für die Entwicklung der modernen Demokratie fundamental ist, wird weitgehend ignoriert.

„Demokratie. Eine deutsche Affäre“ gliedert sich in fünf Kapitel. Das erste behandelt die Zeit der Aufklärung und der Französischen Revolution. Mitleid sei ein „Kind der Aufklärung“ und „nährte die Idee der Gleichheit“ (S. 21). Damit ist Richter bei der Politik, wo sie die Impulse übergeht, die für die deutsche Demokratie aus Frankreich kamen, und einen deutschen Sonderweg postuliert: Seit der Spätaufklärung habe sich hier die Verehrung für die Germanen mit „neuen Ideen von Gleichheit und Menschlichkeit“ verbunden. „Patriotismus galt vielen als urdeutsches Phänomen und Demokratie als eine deutsche Affäre“ (S. 29). In der Fußnote zu dieser erneut diffusen Aussage (wer sind die „vielen“?) stehen nur Belege, die nicht passen: eine Stelle in Steffen Martus' „Aufklärung“ (2015) und eine in den „Geschichtlichen Grundbegriffen“ (1972), wo es zwar um Autoren wie Gervinus und Bluntschli geht, die die „deutsche“ Demokratie auf mittelalterliche „Genossenschaften“ und auf den Geist des Protestantismus und Calvinismus zurückführten und von der antiken Tradition abgrenzten. Diese Herleitungen einer „deutschen“ Demokratie stammen aber aus den 1850er-Jahren, also nach der nationalistischen Fundamentalpolitisierung in den Revolutionen von 1848/49, und nicht aus dem Kontext, in den Richter sie stellt.

Das zweite und dritte Kapitel behandeln das bürgerliche „Projekt“ (dieses Modewort kommt auf jeder zweiten Seite vor) sowie die damit verbundenen Inklusionen und Exklusionen mit Schwerpunkten auf der Zeit der europäischen Revolutionen 1847–1849 und der „Reformzeit“ um 1900. Durch die Betonung von Gender-Ungerechtigkeit und körpergeschichtlichen Aspekten bietet das Buch hier anregende Erkenntnisse. Da für bürgerlich-kapitalistische Gesellschaften das Eigentum und damit verbundene Rechte fundamental sind, fragt Richter immer wieder, wem ein Körper „gehörte“. Für Frauen bestand die Exklusion darin, dass der Ehemann oder Vater über ihren Körper verfügen, sie züchtigen durfte, dass zudem ihre Freizügigkeit eingeschränkt war. Die „Demokratisierung des Mitgefühls“, die solche Exklusionen erkennt und kritisiert, verlaufe parallel zur politischen Demokratisierung. Die oft sprunghafte Argumentation stellt manch erhellende Zusammenhänge her, es zeigen sich aber auch erstaunliche Lücken. Das Hambacher Fest 1832 wird in seiner Bedeutung als erste demokratisch-nationalistische Massendemonstration nicht gewürdigt, deren Veranstalter zudem Frauen ausdrücklich einluden. August Bebel als Vorkämpfer des Frauenwahlrechts wird zeitlich falsch situiert.

Unter der eigentümlichen Überschrift „Ambiguitätstoleranz des verfassten Staates“ integriert Richter die Gründung des Norddeutschen Bundes und Deutschen Reichs mit der Einführung des allgemeinen Männerwahlrechts in ihr Fortschrittsnarrativ, macht es jedoch durch unklare Begriffe (Ambiguitätstoleranz) und Aussagen ohne klaren historischen Bezug (z.B. S. 133 über Parlamente) wieder schwer, ihre Argumente nachzuvollziehen. Über die Verfassung von 1867 heißt es: „Ein Grundrechteteil wie in der Paulskirchenverfassung von 1849 fehlte, weil man nicht wie 1848/49 übermäßig lange über sie diskutieren wollte“ (S. 134). In der einschlägigen Literatur lässt sich nachlesen, dass Bismarck das verhindert hat, der aber in Richters harmonistischer Erzählung fast nur als Begründer des Sozialstaats und nicht als erbitterter Gegner von Parlamentarisierung und Grundrechten auftaucht. Sie behauptet (mit Thomas Nipperdey) im Widerspruch zum Text der Reichsverfassung und den meisten Expert:innen, es sei „eine von Bismarck in die Welt gesetzte Legende“ (S. 135), dass das Deutsche Reich ein Fürstenbund war. Richter lässt offen, was es stattdessen gewesen sein soll. Dass der Reichstag kaum Kompetenzen hatte, bleibt unerwähnt. In ihrer Aufzählung, was dort diskutiert wurde, nennt Richter „den immer größer werdenden Bereich des Sozialen“, eine Seite später: das Reich sei „zunehmend zum Sozialstaat geworden“ (S. 135f.). Das ist alles vereinfachend von heute gedacht, ohne historische Kontextualisierung und ohne Berücksichtigung der aktuellen Forschung – in den Fußnoten wird mit Abstand am häufigsten Nipperdeys dreibändige „Deutsche Geschichte“ (1983–1992) zitiert. Während für Nipperdey das Kaiserreich ein „Machtstaat vor der Demokratie“ war, bezeichnet Richter es als Demokratie (S. 186: Überschrift). Gemessen an ihrer zitierten Definition erscheint das als verfehlt – trotz allgemeinem (Männer-)Wahlrecht und Anfängen von Sozialpolitik, deren Bedeutung Richter weit überschätzt.

Das vierte Kapitel behandelt die Epoche der Weltkriege. Richters plausible Grundthese ist hier, dass Kriege die Demokratisierung befördert hätten – nur um welchen Preis! Und: war es nicht doch eine Revolution, die den tapfer an der „Heimatfront“ durchhaltenden Frauen das Wahlrecht bescherte? Instruktiv ist der Vergleich zwischen den Friedensverhandlungen in Wien 1815 und in Versailles 1919, der verdeutlicht, was die „neue Macht der Öffentlichkeit“ (S. 200) bewirkt hatte. Das „Dritte Reich“ wird recht knapp behandelt. Dass die „willigen Deutschen“ (S. 211) ihre Affäre mit der Demokratie beendeten, passt schlecht in Richters Fortschrittsnarrativ. Im mit Abstand längsten Teilkapitel (S. 230–238) analysiert sie mit ungewöhnlich vielen und präzisen Fußnoten „Parlament und Wahlen im Nationalsozialismus“. Der Nationalsozialismus und andere „massenpartizipative Diktaturen“ (S. 233) wie Bolschewismus oder Fascismo inszenierten sich als Demokratien.

Das letzte Kapitel gilt der „unwahrscheinlichen“, aber erfolgreichen „Demokratie nach dem Nationalsozialismus“. Während Richter die Gründung der Bundesrepublik und ihrer Institutionen mit viel Empathie schildert, besonders für die beteiligten Frauen, wird die Darstellung im Teilkapitel „Der befreite Körper“ wild assoziativ. Auf nur 10 Seiten (S. 284–294) behandelt sie die Geschlechterordnung in der frühen Bundesrepublik, die beengten Lebensverhältnisse, das „Wunder der Wirtschaft“ , die Abkehr der SPD vom Klassenkampf, Großsiedlungen der „Neuen Heimat“, Wohlstand in der DDR, Vergewaltigung in der Ehe, Frauenemanzipation, eine Tabelle zur Wahlbeteiligung in der Bundesrepublik 1949–2017, eine Abbildung der weiblichen Geschlechtsorgane aus dem „Frauenhandbuch“ (1972), Brandts Demokratisierungsprogramm, Jugendprotest gegen Kapitalismus und Kirche sowie die Pille. Richter widerspricht der verbreiteten These von der Westernisierung Deutschlands seit 1945: „Demokratie war immer auch eine deutsche Affäre. Die deutsche Geschichte ist kein Weg nach Westen. Deutschland war stets ein Teil des Westens“ (S. 325). Und die DDR?!

Im Ausblick mit dem poetischen Titel „Eine Affäre von Krise und Glück“ versucht Richter in einem Schaubild (S. 316) ihre Teleologie vom Siegeszug der Demokratie zu untermauern. Unter Verweis auf die NGO Freedom House – erneut ohne Quellenangabe – präsentiert sie eine Kurve, in der 1945–2018 die Zahl der Demokratien kontinuierlich von 12 auf 99 gewachsen sei. Auf der Website von Freedom House steht jedoch: „2019 was the 14th consecutive year of decline in global freedom“.[1] Erneuter Befund: Die Mut machende Botschaft hält einer (quellen)kritischen Überprüfung nicht stand.

Das Genre des populären historischen Überblicks, der mehr auf Talkshows und Bestsellerlisten als auf ein Fachpublikum zielt, ist normalerweise von alten Männern besetzt. Insofern ist Richters Erfolg ein Zeichen der Demokratisierung. Ich hätte mir nur gewünscht, dass dieser Durchbruch mit einem überzeugend historisch argumentierenden Buch ohne die zahllosen, hier nur knapp umrissenen inhaltlichen und handwerklichen Fehler[2] gelungen wäre. Und die Juror:innen der Bestenlisten und Buchpreise sollten wieder genauer und kritischer lesen!

Anmerkungen:
[1]https://freedomhouse.org/explore-the-map?type=fiw&year=20202020 (30.01.2021).
[2] Die ursprüngliche Rezension mit detaillierteren Nachweisen musste für den bei H-Soz-Kult üblichen Rahmen stark gekürzt werden. Die Langfassung findet sich unter https://www.academia.edu/45011956 (30.01.2021).

Zitation

Christian Jansen: Rezension zu: Richter, Hedwig: Demokratie. Eine deutsche Affäre. München  2020. ISBN 978-3-406-75479-1, In: H-Soz-Kult, 09.02.2021, <www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-49883>.




[Regionalforum-Saar] Die Genealogica am nächsten W ochenende

Date: 2021/02/10 22:17:19
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Guten Abend,

wer am Wochenende noch nix besseres vorhat und wegen Corona oder so nicht ausm Haus will oder darf oder kann, aber trotzdem ein paar gute Vorträge hören und sehen will, dem sei die Genealogica empfohlen, die am Freitag, 12. Februar, startet und eine Woche später ihre Tore wieder schließt. Online versteht sich.

Sie besteht zum einen aus 19 Vorträgen, die von Samstagmorgen bis Sonntagabend im Stundentakt angeboten werden, aber - im Ausstellungsbereich - auch aus zahlreichen Infoständen deutscher und auswärtiger Vereine, mit deren Vertretern man am Stand sprechen kann. An den virtuellen Messeständen besteht die Möglichkeit, Videos anzuschauen, Broschüren und Infos herunterzuladen oder sogar Vereinsmitglied zu werden. So habe ich das jedenfalls verstanden - richtig vorstellen kann ich mir das noch nicht, aber - ich bin gespannt.

An den zahlreichen Messeständen können Sie mit den Ansprechpartnerinnen und -partnern der Aussteller ins persönliche Gespräch zu kommen. Und tauschen Sie sich mit anderen Genealogie-Interessierten an virtuellen Treffpunkten aus

Das Ticket kostet 25 Euro und wird bei der Anmeldung erworben.

Viel Spaß.

Roland Geiger

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Hier ist der Zugang für Kurzentschlossene => https://genealogica.online

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Und hier ist das Vortragsprogramm fürs Wochenende:

Samstag 13.02.2021

10 Uhr
80-30-110 Familienforschung im 20 Jahrhundert

11 Uhr
Wiki Tree - wie funktioniert's?

11 Uhr
Unternehmensgeschichte = Familiengeschichteam Beispiel von Richard Lebram

12 Uhr
Bloggen für Familienforscher

13 Uhr
MyHeritage Foto Tools

14 Uhr
Mehr Erfolg mit schriftlichen Anfragen bei Archiven und Ämtern

15 Uhr
Altdeutsche Schrift lesen und schreiben lernen

16 Uhr
Kids & Teens und Familiengeschichte - geht das?

16 Uhr
Mysterium Bibliothek - so geht Recherche

17 Uhr
DNA als Schlüssel zur Lösung unlösbarer Rätsel


Sonntag, 14.02.2021

10 Uhr
Familienforschung mit Heredis

11 Uhr
Auf Papier oder digital - welche Quellen kann ichnutzen?

12 Uhr
Grabsteinprojekte

13 Uhr
MyHeritage DNA- Überblick und Funktionen

14 Uhr
Erzählte Familienforschung in Afrika

14 Uhr
Unternehmensarchive als Quelle fürFamilienforschung.

15 Uhr
Ahnenforschung als Broterwerb. Vom Hobbyforscher zum Berufgsgenealogen

16 Uhr
Faszination Ahnenforschung - Ein Rundumblick

17 Uhr
Von der standesamtlichen Ehe im 19. Jhdt.


[Regionalforum-Saar] Ein online-Vortrag über amisc he Frauen

Date: 2021/02/14 21:03:21
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Hallo,

der Vortrag wurde schon gehalten und aufgezeichnet; gibts natürlich nur auf Englisch.


From: 'Antje Petty' via Max Kade Institute Email List <mkifriends(a)g-groups.wisc.edu>

To: Antje Petty <apetty(a)wisc.edu>

Sent: Friday, February 12, 2021, 11:58:08 PM GMT+1

Subject: WATCH ONLINE: "The Lives of Amish Women" with Karen Johnson-Weiner

 

 

Now available online!​

The Lives of Amish Women

a presentation by 

Karen Johnson-Weiner

 

Watch the video HERE

 

   

 

The lecture was recorded on February 10, 2021

For further information click HERE

 

 

 

 

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Antje Petty, Associate Director

Max Kade Institute for German-American Studies

University of Wisconsin

432 East Campus Mall

Madison, WI 53706

608-262-7546

apetty(a)wisc.edu

http://mki.wisc.edu

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Mit freundlichen Grüßen

Roland Geiger

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Roland Geiger
Historische Forschung
Alsfassener Straße 17, 66606 St. Wendel
Tel. 06851-3166
email alsfassen(a)web.de
www.hfrg.de

[Regionalforum-Saar] The Franco-Prussian War of 1870 –1871: A European Turning-Point?

Date: 2021/02/20 12:46:30
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

The Franco-Prussian War of 1870–1871: A European Turning-Point?

Organizer: Karine Varley, School of Humanities, University of Strathclyde

Glasgow, United Kingdom

16.04.2021 - 17.04.2021

Conference marking the 150th anniversary of the Franco-Prussian War of 1870–1871


The Franco-Prussian War of 1870-1871 is widely acknowledged to have been a cause of intense political, social and cultural conflict, a shaping element in modern French and German nationalism, and a significant factor in international tensions prior to 1914. The 150th anniversary in 2020-21 provides an opportunity to re-evaluate the impact of the Franco-Prussian War as a turning-point for Europe.

Provisional programme:

Please note, all panels will be held on Zoom. Further information and links will be provided prior to the conference. All times are UK times (BST).

Day 1: Friday 16 April 2021

Conference welcome: 9.30.45
Panel 1: 9.45-11.45 - Military Dimensions
1. Mark Bennett (Royal Armouries)- ‘Neue Waffen, alte Taktik’: Tactics, learning and the civil-military interface in Europe, 1866 – 1875
2. Bastian Matteo Scianna (Potsdam) - Who’s afraid of the francs-tireurs? The Debate on Irregular Warfare in German Military Journals, 1870–1914
3. Jean-Philippe Miller-Tremblay (EHESS/Ecole Polytechnique)- Reforming an army? Parade and the French troops after the armistice of 1871
4. Mario Draper (University of Kent) – A Military Thoroughfare?: The Legacy of the Franco-Prussian War on Belgian Neutrality’

Break: 11.45-12.00
Panel 2: 12.00-13.30 - Humanitarianism and International Law
1. Lia Brazil (European University Institute)- The Franco-Prussian War’s influence on the development of international laws of war
2. Richard Bates (University of Nottingham) - Florence Nightingale, the Franco-Prussian War and the Red Cross
3. James Crossland (Liverpool John Moores University) - Confusions, Deceptions and Banditry: The Abuses of the Red Cross Emblem during the Franco-Prussian War

Lunch break: 13.00-14.00
Panel 3: 14.00-15.30 – Literary Representations
1. Marion Glaumaud-Carbonnier (University of Cambridge) - Frapper au coeur : tourner la page de 1870 dans la littérature française (1870-1914)
2. Nicholas White (University of Cambridge) - Émile Zola’s La Débâcle: A Transnational Media Event?
3. Kate Ashley (Acadia University) - Missing in Action; or, Why Les Soirées de Médan Has Never Been Translated into English

Break: 15.30-15.45
Panel 4: 15.45-17.15 - Ideas of Nationalism and Race
1. Corentin Marion (University of Paris/University of Bielefeld) - Us and Them. The Impact of The Franco-Prussian War on The Definition of Nation in France and Germany
2. Maciej Górny (Polish Academy of Sciences/German Historical Institute Warsaw) - La race Prussienne and her source: Racist responses to the national calamity
3. Guillaume Lancereau (EHESS) - History Defeated: Historiographical Nationalism as a Legacy of the Franco-Prussian War (1870-1914)

Day 2: Saturday 17 April 2021

Panel 5: 9.30-11.30 - Diplomatic and International Dimensions
1. Alma Hannig (University of Bonn)- ‘The Prussians are incredibly lucky’: Austria-Hungary and the Franco-Prussian War
2. Uygar Aydemir (Üsküdar University, Istanbul)- Discourses of Peace and War in Istanbul following the Franco-Prussian War of 1870-71
3. Andrea Ungari (Guglielmo Marconi University) – The Franco-Prussian War and its aftermath in Italian political scenario
4. Giorgio Ennas (European University Institute)- New Diplomacy for a new World: The Ottoman adoption of Realpolitik

Break 11.30-11.45
Panel 6: 11.45-13.15 – Maps and Battlefield Tourism
1. Nina Kreibig (Humboldt-Universität, Berlin) - Of ‘locusts’, ‘crusaders’ and ‘battlefield tourists’. The fascination of (uninvolved) observation in the context of the Franco-Prussian War (1870-1871)
2. Christian Bunnenberg (Ruhr Universität Bochum) - From ‘grenade collectors’ and national pilgrimage sites - perspectives on the history of tourism after the war of 1870/71
3. Carolin Hestler (University of Education Ludwigsburg) - The commemoration of the Franco-Prussian war in school book maps

Lunch break: 13.15-14.15
Panel 7: 14.15-15.45 – Representations and Perceptions
1. José Manuel López Torán (University of Castilla-La Mancha) - Photography in Franco-Prussian war: a turning-point in the representation of the European heritage destruction
2. Tobias Arand (University of Education Ludwigsburg) - Ludwig Pietsch's ‘Frühstücksplaudereien mit dem Kronprinzen’ – Artists and writers in modern war
3. Oliver Benjamin Hemmerle (Grenoble Alpes University) - The War of 1870/71 and the Birth of the Modern Spy and Saboteur? Realities, Myths and Perceptions

Break: 15.45-16.00
Panel 8: 16.00-17.30 - Legacies
1. Nicholas Martin (University of Birmingham) - The Kaiser’s New Clothes: Culture Wars in Germany after 1871
2. William Kidd (University of Stirling) - L’Algérie française, une nouvelle Alsace-Lorraine?
3. Cathérine Pfauth (University of Education Ludwigsburg) – ‘Heute vor 150 Jahren’ – A Twitter project on the anniversary of the Franco-Prussian War

17.30-17.45 - Conference close

Kontakt
Karine.Varley(a)strath.ac.uk
https://www.eventbrite.co.uk/e/the-franco-prussian-war-of-1870-1871-a-european-turning-point-tickets-139195787347


Zitation
The Franco-Prussian War of 1870–1871: A European Turning-Point?. In: H-Soz-Kult, 19.02.2021, <www.hsozkult.de/event/id/event-95912>.