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Datum 2020/09/15 20:38:38
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Häuserchronik der Geschichtsw erkstatt Brebach erschienen
2020/09/24 20:03:48
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Alles nur gekauft? Korruption in der Bundesrepublik seit 1949
Betreff 2020/09/20 21:56:39
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[Regionalforum-Saar] Die Öffnung der Welt. Eine Globalgeschichte des Hellenismus
2020/09/24 20:03:48
Roland Geiger
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Autor 2020/09/15 20:38:38
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Häuserchronik der Geschichtsw erkstatt Brebach erschienen

[Regionalforum-Saar] Als die Reformatoren den Ortspfarr er im Verhör auspressten. Kirchen-Visitationsprotokolle des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken zeigen Arbeit damaliger K ontrolleure.

Date: 2020/09/08 21:36:47
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Letzten Samstag in der Saarbr??cker Zeitung.

Als die Reformatoren den Ortspfarrer im Verh??r auspressten. Kirchen-Visitationsprotokolle des Herzogtums Pfalz-Zweibr??cken zeigen Arbeit damaliger Kontrolleure.

von Alexander Lang

Homburg/Zweibr??cken
Gleich bei der ersten Kirchen-Visitation im Herzogtum von 1538 bekam der Pfarrer von Pfeffelbach von der Visitationskommission geh??rig eins auf den Deckel. Zwar halte sich der Seelsorger ???mit seinem Weib und Kindern recht, aber er hab Wein (aus) geschenkt", vermerkte das hochherrschaftliche Kontrollgremium nach seinem Besuch in dem Dorf bei Kusel. Dass Pfarrer zur Aufbesserung ihrer kargen Bez??ge mit dem ihnen zustehenden Besoldungswein eine Art Strau??wirtschaft betrieben, sei bei Kontrollen h??ufig vermerkt worden, sagt der Homburger Kirchenhistoriker Bernhard Bonkhoff.

?? Der pf??lzische Ruhestandspfarrer hat in einer dreib??ndigen Reihe den ersten Band mit Kirchen-Visitationsprotokollen des Herzogtums Pfalz-Zweibr??cken f??r die Jahre 1538 bis 1555 vorgelegt. 1555 wurde beim Augsburger Religionsfrieden die lutherische Konfession der r??misch-katholischen gleichgestellt.

?? Die Protokolle geben ein gutes Zeugnis davon, wie sich in der Fr??hzeit der Reformation in der Region eine zun??chst lutherisch gepr??gte protestantische Landeskirche entwickelte. Das Herzogtum umfasste ein Gebiet, das von der Mosel ??ber Hunsr??ck, Nahe und Glan, das Nordpf??lzer Bergland, die S??dpfalz, das n??rdliche Elsass und das heutige Saarland reichte. Alle zwei bis drei Jahre ???visitierte" eine gemeinsame Kommission weltlicher und geistlicherW??rdentr?? ger die jeweiligen Kirchengemeinden: Die Kommission achtete auf Weisung des Zweibr??cker Landesherren streng darauf, dass die Kirchenzucht ??? die kirchliche Ordnung und Lehre ??? eingehalten wurde. Den Kommissionen geh??rten Superintendenten, Dekane, Theologieprofessoren, Amtm??nner, Kanzler sowie Landschreiber an.

?? Was die Mitglieder der reisenden Kommissionen zu bem??ngeln und manchmal auch zu loben hatten, schrieben sie in ihren Protokollen nieder, erz??hlt Bonkhoff. Sie gelten als ??lteste Quellen der Kirchen- und Ortsgeschichte.
?? Die Superintendenten und die protestantischen F??rsten h??tten die Einf??hrung der Reformation in ihrem Terrain nicht dem Zufall oder dem Handeln der einzelnen Ortspfarrer ??berlassen wollen, erz??hlt Bonkhoff. Anf??nglich wurden die Pfarrer und

Presbyterien zur Berichterstattung einbestellt, sp??ter reisten die angek??ndigten Kommissionen selbst an. Bei den Besuchen nahm man sich Pfarrer und Gemeinde, aber auch den B??rgermeister und die Gemeinder??te mindestens einen Tag lang zur Brust. Besonders von den Kindern wollte man wissen, ob sie brav den Katechismus aufsagen konnten. Im ???Verh??r" musste der Pfarrer beichten, wie er seine seelsorgerliche Arbeit verrichtete.
?? Die Kommissions-Mitglieder fragten aber auch, was in den D??rfern schieflief: Wer schlug seine Frau, wer trank, wer hexte ??? und wo waren Reste des katholischen Glaubens auszumachen? Die Misset??ter wurden verwarnt und ihnen f??r den Wiederholungsfall mit dem Gef??ngnis gedroht. Den Erfolg der Visitationen als Ma??nahme der Disziplinierung sch??tzt Bonkhoff indes nicht zu hoch ein. Die langj??hrige Arbeit eines Ortspfarrers habe sicher gr????eren Einfluss auf Glauben und Handeln seiner Gemeindeglieder gehabt als eine nur kurze Zeit anwesende Visitationskommission.

?? Kirchen-Visitationen haben eine lange Tradition von den Paulusbriefen des Neuen Testaments ??ber mittelalterliche ???Sendgerichte" bis zu den heutigen Kirchen-Visitationen, macht Bonkhoff deutlich. Mit den einstigen Kontrollbesuchen, vor denen ???die Pfarrer zitterten", habe eine Visitation heute nichts mehr gemein. Wenn ein Gremium des Speyerer Landeskirchenrats vorbeikomme, behandele das selbstbewusste Kirchenvolk dies eher ???als einen freundlichen Besuch", sagt er.


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