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2020/08/20 23:44:02
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Teufel, Geister und Dämone n. Das Unheimliche in der Kunst des Mittelalters
Datum 2020/08/31 13:23:30
Hans-Joachim Hoffmann
[Regionalforum-Saar] Führung jüdischer Friedh of Ottweiler am 6.9.2020


Betreff 2020/08/14 13:19:54
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Feldpostnummer 16920E
2020/08/20 23:44:02
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Teufel, Geister und Dämone n. Das Unheimliche in der Kunst des Mittelalters
Autor


[Regionalforum-Saar] Buchrezension: Einführung i n die Public History.

Date: 2020/08/27 22:04:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Einf??hrung in die Public History.

Autor(en) L??cke, Martin; Z??ndorf, Irmgard

Erschienen G??ttingen 2018: Vandenhoeck & Ruprecht

Anzahl Seiten 207 S.

Preis ??? 17,99

ISBN 978-3-8252-4909-0

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Rezensiert f??r H-Soz-Kult von Falko Bell, Gymnasium Nieder-Olm

Wie kann Geschichte akkurat und gleichzeitig spannend erz??hlt werden? Diese Frage treibt sicherlich jede Historikerin und jeden Historiker um, wenn es zum Beispiel um die Lehre oder das Pr??sentieren von eigenen Forschungsergebnissen geht. Im noch jungen Teilgebiet der Public History, der ???Geschichte in der ??ffentlichkeit und f??r die ??ffentlichkeit??? (S. 9, Hervorhebung im Original), ist dies nicht anders. Vielmehr durchdringt der Anspruch, Geschichte ???gleichzeitig seri??s und kurzweilig??? (S. 10) zu vermitteln, die erw??hnte Subdisziplin und die dazugeh??rige ???Einf??hrung in die Public History???, die Martin L??cke und Irmgard Z??ndorf vorgelegt haben.

Im bereits 2018 erschienenen, rund 200-seitigen Studienbuch stellen die beiden die Public History und deren theoretische, methodische und mediale Zug??nge in Beruf und Lehre vor. F??r den deutschsprachigen Raum ist eine solch breit und gleichzeitig kurz verfasste Einleitung bisher nicht zu finden.[1] Im ersten Kapitel werden zun??chst Entstehung und ???Grundsatzprogramm??? erkl??rt. Danach umfasse Public History sowohl jedwede Form ??ffentlicher Geschichtsdarstellungen als auch die Untersuchung derselben im Sinne einer historischen Teildisziplin. Marko Demantowsky umschreibt Public History als ???Schirm??? (S. 23), der auch konkurrierende Konzepte der Erinnerungs- und Geschichtskultur zu umschlie??en vermag.[2] Sie hat ihre Wurzeln einerseits in den USA und der Interessenverschiebung der Geschichtsschreibung der 1970er-Jahre weg von der (Politik-)Geschichte ???gro??er M??nner??? und andererseits an einer wachsenden Nachfrage der ??ffentlichkeit an Geschichte und entsprechenden Formaten. Begleitet wurde diese Nachfrage durch stetig steigende Zahlen von Geschichtsstudierenden, die inzwischen auch in dezidierten Studieng??ngen zur Public History ausgebildet werden.

In den beiden Folgekapiteln werden die Werkzeuge der Public History vorgestellt. Dabei handelt es sich grunds??tzlich nicht um fundamental Neues, obgleich die Schwerpunkte erwartungsgem???? etwas anders gelegt werden. Dazu geh??ren erstens didaktische Konzepte und Prinzipien wie Narrativit??t, Multiperspektivit??t und auch historische Imagination (???Aneignung von bildhaften Vorstellungen ??ber Geschichte???, S. 39). Das besondere Erfordernis in der Public History, sich dabei immer wieder mit aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen auseinanderzusetzen, wird an den Beispielen ???Diversit??t??? und ???Inklusion??? erl??utert. Zweitens sind dies die methodischen ??berlegungen beim Umgang mit Sach-, Bild- und Tonquellen sowie Zeitzeugen. N??her ausgef??hrt wird dar??ber hinaus das problembehaftete Gebiet der Living History (???gelebte???/???lebendige??? Geschichte).

Im vierten Kapitel wird der vielschichtige Umgang der Public History mit (Massen-)Medien und der hier konstruierten Geschichte thematisiert. Der Begriff der ???Authentizit??t??? steht dabei im Mittelpunkt, mit dem der Anspruch auf authentische Geschichten im ???Spannungsverh??ltnis zwischen einer empirischen Triftigkeit der Narrationen und der ??sthetischen S??ttigung der auf diese Weise geschaffenen Imaginationsangebote??? (S. 92) formuliert wird. Dar??ber hinaus werden entsprechende Geschichtsprodukte vorgestellt, darunter historische Romane, Comics, Fernsehdokumentationen und Computerspiele. Im f??nften Kapitel geht es schlie??lich um ein Kerngesch??ft der Public History: Geschichte in Museen und Gedenkst??tten. Die Bedeutung wird an der Gesamtzahl f??r Museen in Deutschland deutlich. Das Institut f??r Museumsforschung z??hlt dabei ??ber 6.700 Einrichtungen (Stand: 2018).[3] Neben einer systematischen Beschreibung werden grundlegende Forschungsans??tze pr??sentiert, darunter die Ausstellungsanalyse. Im Sinne der Zielgruppe des Buches wird eine praktische ???Anleitung??? zur Entwicklung einer Ausstellung angeboten.

Passend dazu ist das Abschlusskapitel. Neben Fragen rund ums Studium (Aufbau, Inhalt, Finanzierung, Themen f??r Abschlussarbeiten) werden zuk??nftige Berufsfelder vorgestellt, die die vorherigen Kapitel inhaltlich aufgreifen. Als Appell an die Studierenden ??? und an die noch junge Disziplin ??? wird betont, dass trotz aller fachwissenschaftlichen Reduktion und medialen Aufbereitung eine fachliche und ethische Verantwortung zu wahren sei.

Martin L??cke und Irmgard Z??ndorf bieten in ihrem Buch trotz des knappen Umfangs einen guten Blick auf das, was Public History ausmacht. Besondere St??rken des Werks lassen sich vor allem dort finden, wo griffige Beschreibungen zentraler Inhalte, selbstkritische ??u??erungen und eigene Berufserfahrungen dargeboten werden. Dazu geh??ren etwa der ???Aneignungsbegriff??? (S. 38) bei Geschichte und das aufschlussreiche Museumskapitel. M??hsamer zu lesen sind einzelne Passagen, die stark von der Anreihung von Zitaten gepr??gt sind oder ihren Ursprung in fr??heren Publikationen mit anderer Zielstellung haben, etwa der Abschnitt zur Visual History beziehungsweise Teile des zweiten Kapitels.

Neben angehenden Public Historians und Studieninteressierten bietet das Buch auch f??r in der Geschichtsvermittlung T??tige Anregungen, etwa um Konsumverhalten oder Geschichtsdarstellungen jenseits rein akademischer Texte zu reflektieren. Anlass bieten die verschiedenen Funktionen von Zeitzeug/innen in Dokumentationen, der Effekt geschichtlicher Darstellungen auf Rezipient/innen und ihre Erwartungshaltung sowie die kritische Reflexion des eigenen Museumsbesuchs. An der einen oder anderen Stelle w??ren bei aller K??rze etwas mehr Details w??nschenswert. Dazu geh??ren Formen der Einflussnahme von Auftraggebern auf Geschichtsprodukte und der Abschnitt zu digitalen Medien, der in der heutigen Zeit und f??r die Leserschaft zuk??nftiger Public Historians sicherlich umfangreicher ausfallen und st??rker auf die Gegebenheiten von Social Media, Hypertextstrukturen und Formaten wie YouTube-Videos eingehen k??nnte.

Jenseits des blo??en Textinhalts wurde das Buch sinnvoll gestaltet. Fett markierte Fachbegriffe erleichtern die Orientierung, Definitionen werden hervorgehoben und Abbildungen sowie Tabellen f??rdern das Verst??ndnis. Literaturhinweise und weiterf??hrende Angebote erm??glichen eine Vertiefung einzelner Themen. Das Umschlagsbild ??? die auf einem Foto von 1945 basierende Skulptur ???Embracing Peace??? vor einem franz??sischen Museum, die ??ffentlich kontrovers diskutiert wurde ??? ist passend gew??hlt. Schade ist vielleicht, dass die Online-Version der Linklisten auf der Verlagsseite, die in der Einleitung versprochen wird, vom Rezensenten nicht aufgefunden werden konnte.

Insgesamt wird das Buch seinen Anspr??chen gerecht: Die kurz gefassten allgemeinen Ausf??hrungen und die konkreten Verweise zum Studium und zu sp??teren Berufsfeldern der Public History liefern einen gut lesbaren ??berblick. Dieser l??st das Spannungsverh??ltnis zwischen historischer Sorgfalt und anregender Darstellung nicht auf, sondern zeigt vielmehr, dass dessen kontinuierliches Aushalten zum Beruf dazugeh??rt.

Anmerkungen:
[1] Neben einzelnen ??lteren Sammelwerken steigt die Zahl an Buchver??ffentlichungen zur Public History weiter an, siehe etwa die Verlagsreihen ???Public History ??? Geschichte in der Praxis??? (utb) und ???Public History ??? Angewandte Geschichte??? (transcipt); Christine Gundermann / Wolfgang Hasberg / Holger Th??nemann (Hrsg.), Geschichte in der ??ffentlichkeit. Konzepte ??? Analysen ??? Dialoge, Berlin 2019; Frauke Geyken / Michael Sauer (Hrsg.), Zug??nge zur Public History. Formate ??? Orte ??? Inszenierungsformen, Frankfurt am Main 2019.
[2] Dazu geh??rt Marko Demantowsky, ???Public History??? ??? Aufhebung einer deutschsprachigen Debatte?, in: Public History Weekly 3/2 (2015), http://dx.doi.org/10.1515/phw-2015-3292 (22.07.2020).
[3] Staatliche Museen zu Berlin ??? Preu??ischer Kulturbesitz. Institut f??r Museumsforschung (Hrsg.), Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland f??r das Jahr 2018, Berlin 2019, S. 7, https://www.smb.museum/fileadmin/website/Institute/Institut_fuer_Museumsforschung/Publikationen/Materialien/mat73_print.pdf (22.07.2020); im Buch werden ??ltere Angaben verwendet.




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