Monatsdigest

[Regionalforum-Saar] Feldpostnummer 16920E

Date: 2020/08/14 13:19:54
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Feldpostnummer 16920E

1957 wendet sich eine Frau aus Berlin an Angehörige einer Einheit, die nicht lange zuvor aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrten. Sie sind ihre letzte Hoffnung, etwas über das Schicksal ihres Sohnes herauszufinden, der in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs verloren ging.

Ein Vortrag mit Lichtbildern von Roland Geiger, dem der Brief der verzweifelten Mutter 60 Jahre später in die Hände fiel.

Am Dienstag, 25. August 2020, um 17.30 Uhr im Lesesaal des Landesarchivs Saarbrücken-Scheidt im Rahmen der Monatstreffen der Arbeitsgemeinschaft für Saarländische Familienforschung (ASF).

Mitglieder wie Gäste sind herzlich eingeladen.

[Regionalforum-Saar] Teufel, Geister und Dämone n. Das Unheimliche in der Kunst des Mittelalters

Date: 2020/08/20 23:44:02
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

W. Metternich: Teufel, Geister und Dämonen. Das Unheimliche in der Kunst des Mittelalters


Autor(en) Metternich, Wolfgang
Erschienen Darmstadt 2011: Primus Verlag
Anzahl Seiten 144 S.
Preis € 39,90 (gibts selbst bei amazon schon für 9,95 Euro)
ISBN 978-3-89678-725-5

Inhalt => meinclio.clio-online.de/uploads/media/book/toc_book-43694.pdf

Rezensiert für H-Soz-Kult von Cornelia Logemann, Transcultural Studies Program, Universität Heidelberg

Kaum ein Dokumentar- oder Historienfilm über das Mittelalter, kaum ein historischer Roman kommt ohne jene Prise von Dramatik und Finsternis aus, die solange Zeit unsere Vorstellungen von mittelalterlicher Lebenswirklichkeit bestimmt haben. Dabei ist es meist eine Inszenierung düster-grauer Farben und höchst dramatischer Musik, die offenbar als Fanal vom Ende der ebenso düsteren Epoche verstanden werden wollen. Die nebulöse Stimmung und dumpfe Kälte sind es, die bis in die letzte Sequenz die Verfilmung von Umberto Ecos „Name der Rose“ prägen – und die auch dem Zuschauer die finstere Epoche mit einfachen Stilmitteln nahebringen soll. Dämonenglaube und Teufelsfurcht sind dem modernen Betrachter nicht glaubwürdig vermittelbar, und so treten dramaturgisch andere, nachvollziehbare Bedrohlichkeiten an diese Stelle.

Auch das vorliegende Buch beginnt bezeichnender Weise bei Ecos Meisterwerk und daran anknüpfend mit dem Dictum Gregors des Großen (gest. 604), nach dem die Bilder dem leseunkundigen Laien die Schrift ersetzen würden. Es stellt die Frage, wie Bilder auf den mittelalterlichen Betrachter wirkten und inwiefern diese eine ‚unheimliche‘ Wirkung zeitigten, die sich dem modernen Rezipienten allerdings völlig entzieht. Wovor sich der Mensch des Mittelalters tatsächlich fürchtete, ist umso schwerer zu ermitteln, versucht man die didaktisch motivierten Texte der Geistlichen und die Monstrositäten, die unter Chorgestühl, an Kapitellen und im Portal so vieler Sakralarchitekturen begegnen, miteinander in Einklang zu bringen. Eine bunte Welt mit verstörendem bis scheußlichem Formenrepertoire erregte nicht zuletzt das Missfallen des Bernhard von Clairvaux, das dieser für seine Ordensbrüder artikulierte als „deformis formositas ac formosa deformitas“.[1] Seine Kritik richtete sich dabei gegen die zeitgenössischen Ausgestaltungen von Klosterbauten, da er in den unpassenden Bildwerken großes Ablenkungspotential sah. Seltsame und absonderliche Dinge begegnen dem Gläubigen in der Kirche, an halb verborgenen Orten oder oft auch prominent, den irritierten Blicken der Betenden entgegengesetzt. Immer wieder transportieren Buchmalereien die eine oder andere Mär von unheimlichen Planetenbewohnern am Ende der Welt, ohne Kopf oder mit überdimensioniertem Fuß, nebst menschlichen Körpern an tierischen Gesichtern, kurzum: Teufel, Geister und Dämonen und Monstrositäten scheinen visuell omnipräsent zu sein in der mittelalterlichen Kunst.

Wolfgang Metternichs Buch über Teufel, Geister und Dämonen ist an ein breites Publikum adressiert, es ist eine Reise in ein fernes und fremdes „Damals“, in dem die Menschen nach gängiger Vorstellung in einem Zustand permanenter religiöser Furcht zu leben schienen. In zwölf Kapiteln wirft Metternich verschiedene Schlaglichter auf die Ausprägungen des Unheimlichen in der mittelalterlichen Kunst. Zunächst wird die Einflussnahme der Heiligen Schrift, die „in langen Passagen nichts für zarte Gemüter“ (S. 9) sei, auf das Leben im Mittelalter geschildert und mit dämonischen Darstellungen in verschiedensten Medien, Buchmalerei und Portalplastik verglichen. Die Relikte antiker Kulte und das Fortleben mancher heidnischer Götterbilder im Mittelalter werden in einem zweiten Kapitel kursorisch zusammengefasst. Imaginationen des Teufels und seiner Helfer folgen ebenso wie Erörterungen zu wilden Männern, Fabelwesen und himmlischen Geschöpfen. Als Allgemeinplatz im Kanon von Teufeln, Geistern und Dämonen darf offenbar auch ein Kapitel zur Frau und verderblicher Sexualität nicht fehlen, in dem der Autor durchaus auch die humoristischen Seiten mittelalterlicher Bildfindungen erläutert, wenngleich sehr fraglich ist, ob die eine oder andere Grimasse tatsächlich durch die „unbewusste Antwort des Kirchenvolkes auf die Verdrängung der Sexualität“ (S. 102) zu erklären ist.

Es folgen schließlich Abschnitte zu fremden und wundersamen Völkern, wie sie bekanntermaßen in Reisebeschreibungen und Weltkarten visualisiert wurden, ebenso wie klassische mittelalterliche Randgruppen von Jongleurs bis zu den Juden. Ein letzter Abschnitt über Seuchen, Krankheit und Tod öffnet dabei ein weiteres Feld, das auch mit dem Isenheimer Altar zeitlich einen neuen Rahmen absteckt. Das Thema des Unheimlichen wurde hierbei weitestgehend verlassen, selbst wenn, wie Metternich betont, Unheimlichkeit „immer auch die Angst vor dem Fremden ist“ (S. 103). Die Teufel, Geister und Dämonen wären damit primär in den ersten acht Kapiteln abgehandelt, während der zweite Teil des Buchs sich mehr auf Fremde konzentriert – inwiefern dies die Kategorie des ‚Unheimlichen‘ wesentlich ergänzt, wäre zu hinterfragen. Statt dieses sehr großen Parcours durch verschiedenste Themenbereiche wären vielleicht mehr Beispiele mit engerem inhaltlichen Zuschnitt wünschenswert gewesen: Die teils topographisch und zeitlich auseinander liegenden Objekte sind oft schwierig zu verbinden.

Gesamtansichten über mittelalterliche Kunst, die an eine größere Leserschaft gerichtet sind, erschienen in den letzten Jahren einige. Michael Camille hat sich in seinen Forschungen immer wieder mit jenen Erscheinungsformen der mittelalterlichen Bildproduktion auseinandergesetzt, die hier in opulenter Farbigkeit zusammengestellt sind. Neben Camilles mehrfach übersetztem Standardwerk zur mittelalterlichen Kunst[2], das auch ohne größere Vorkenntnisse gewinnbringend zu lesen ist, sei etwa auch Jacques Le Goffs unterhaltsames und üppig illustriertes Werk zum Mittelalter in Bildern hervorgehoben[3], das in sehr prägnanter Zuspitzung wesentliche Aspekte mittelalterlicher Kunst nennt. Auch kleinere Buchformate wie etwa Bruno Reudenbachs „Kunst des Mittelalters“ gehen auf diese Präsenz Furcht einflößender Bilder zweifelsohne ein.[4]

Doch die in „Teufel, Geister & Dämonen“ zusammengestellten Bilder auf ihre unheimliche Funktion zu reduzieren, erscheint schwierig, funktionieren etwa die das strenge ikonographische Gesamtprogramm eines Portals konterkarierenden dämonischen oder monströsen Bilder auch auf anderer Ebene – in dem Sinne, dass sie durch Aufzeigen einer chaotischen Gegenwelt die Ordnung des christlichen Weltbildes zementieren. Die im Band verwendeten Beispielbilder wurden von Metternich dabei größtenteils im sozialgeschichtlichen Kontext interpretiert: Verschiedene Medien und Rezipientenschichten spielen bei der Analyse der Bilder jedoch durchaus eine wichtige Rolle, und so scheint doch das Studium fremder Völker in Jean de Mandevilles Reisebeschreibungen auf einer ganz anderen Ebene zu liegen als etwa Fragmente heidnischer Ikonographie in hochmittelalterlichen Portalen. Furchterregende Gestalten in der Buchmalerei dienten nicht selten als Herausforderung, sich im Akt der Kontemplation gegen die Geister der Einbildung zu wehren, während die an das Massenpublikum gerichteten Dämonen an und in Kirchen nach Willen der Geistlichen Furcht einflößend wirken sollten (aber vielleicht auch in ihrer didaktischen Drohgebärde am Betrachter vorbeizielten).

Die im Rahmen eines solchen Buchs vielleicht auch notwendigen Akzentuierungen, die von Metternich formuliert werden, manifestieren, gewollt oder ungewollt, ein Bild des finsteren Mittelalters, das die Mittelalterforschung eigentlich überwunden zu haben glaubte. Dabei wird im üppigen Literaturverzeichnis des Werkes alles genannt, was eine differenziertere Sicht auf die Dämonen mittelalterlicher Kunst erlaubt. Denn letztlich, um nun auch auf den vorangehenden Passus in Bernhards eingangs zitierten Äußerungen einzugehen, in dem er von lächerlichen Monstrositäten spricht, ist die ironische Brechung des Unheimlichen und der Übergang des Dämonischen zur Phantasie ein wesentliches Moment, auf das das vorliegende Buch nicht eingeht.
Anmerkungen:
[1] Bernhard von Clairvaux, Apologia ad Guillelmum Sancti Theoderici abbatem, in: Jacques Leclercq / Henri Marie Rochais (Hrsg.), S. Bernardi Opera, Bd. III, Rom 1963, S. 106: „Ceterum in claustris, coram legentibus fratribus, quid facit illa ridicula monstruositas, mira quaedam deformis formositas, ac formosa deformitas?“
[2] Michael Camille, Die Kunst der Gotik. Höfe, Klöster und Kathedralen, Ostfildern 1999.
[3] Jacques Le Goff, Das Mittelalter in Bildern, Stuttgart 2002.
[4] Bruno Reudenbach, Die Kunst des Mittelalters, Bd. 1: 800–1200, München 2008. Vgl. auch den zweiten Teil zur mittelalterlichen Kunst von Klaus Niehr, Die Kunst des Mittelalters, Bd. 2: 1200-1500, München 2009.



[Regionalforum-Saar] Buchrezension: Einführung i n die Public History.

Date: 2020/08/27 22:04:42
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)genealogy.net>

Einf??hrung in die Public History.

Autor(en) L??cke, Martin; Z??ndorf, Irmgard

Erschienen G??ttingen 2018: Vandenhoeck & Ruprecht

Anzahl Seiten 207 S.

Preis ??? 17,99

ISBN 978-3-8252-4909-0

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Rezensiert f??r H-Soz-Kult von Falko Bell, Gymnasium Nieder-Olm

Wie kann Geschichte akkurat und gleichzeitig spannend erz??hlt werden? Diese Frage treibt sicherlich jede Historikerin und jeden Historiker um, wenn es zum Beispiel um die Lehre oder das Pr??sentieren von eigenen Forschungsergebnissen geht. Im noch jungen Teilgebiet der Public History, der ???Geschichte in der ??ffentlichkeit und f??r die ??ffentlichkeit??? (S. 9, Hervorhebung im Original), ist dies nicht anders. Vielmehr durchdringt der Anspruch, Geschichte ???gleichzeitig seri??s und kurzweilig??? (S. 10) zu vermitteln, die erw??hnte Subdisziplin und die dazugeh??rige ???Einf??hrung in die Public History???, die Martin L??cke und Irmgard Z??ndorf vorgelegt haben.

Im bereits 2018 erschienenen, rund 200-seitigen Studienbuch stellen die beiden die Public History und deren theoretische, methodische und mediale Zug??nge in Beruf und Lehre vor. F??r den deutschsprachigen Raum ist eine solch breit und gleichzeitig kurz verfasste Einleitung bisher nicht zu finden.[1] Im ersten Kapitel werden zun??chst Entstehung und ???Grundsatzprogramm??? erkl??rt. Danach umfasse Public History sowohl jedwede Form ??ffentlicher Geschichtsdarstellungen als auch die Untersuchung derselben im Sinne einer historischen Teildisziplin. Marko Demantowsky umschreibt Public History als ???Schirm??? (S. 23), der auch konkurrierende Konzepte der Erinnerungs- und Geschichtskultur zu umschlie??en vermag.[2] Sie hat ihre Wurzeln einerseits in den USA und der Interessenverschiebung der Geschichtsschreibung der 1970er-Jahre weg von der (Politik-)Geschichte ???gro??er M??nner??? und andererseits an einer wachsenden Nachfrage der ??ffentlichkeit an Geschichte und entsprechenden Formaten. Begleitet wurde diese Nachfrage durch stetig steigende Zahlen von Geschichtsstudierenden, die inzwischen auch in dezidierten Studieng??ngen zur Public History ausgebildet werden.

In den beiden Folgekapiteln werden die Werkzeuge der Public History vorgestellt. Dabei handelt es sich grunds??tzlich nicht um fundamental Neues, obgleich die Schwerpunkte erwartungsgem???? etwas anders gelegt werden. Dazu geh??ren erstens didaktische Konzepte und Prinzipien wie Narrativit??t, Multiperspektivit??t und auch historische Imagination (???Aneignung von bildhaften Vorstellungen ??ber Geschichte???, S. 39). Das besondere Erfordernis in der Public History, sich dabei immer wieder mit aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen auseinanderzusetzen, wird an den Beispielen ???Diversit??t??? und ???Inklusion??? erl??utert. Zweitens sind dies die methodischen ??berlegungen beim Umgang mit Sach-, Bild- und Tonquellen sowie Zeitzeugen. N??her ausgef??hrt wird dar??ber hinaus das problembehaftete Gebiet der Living History (???gelebte???/???lebendige??? Geschichte).

Im vierten Kapitel wird der vielschichtige Umgang der Public History mit (Massen-)Medien und der hier konstruierten Geschichte thematisiert. Der Begriff der ???Authentizit??t??? steht dabei im Mittelpunkt, mit dem der Anspruch auf authentische Geschichten im ???Spannungsverh??ltnis zwischen einer empirischen Triftigkeit der Narrationen und der ??sthetischen S??ttigung der auf diese Weise geschaffenen Imaginationsangebote??? (S. 92) formuliert wird. Dar??ber hinaus werden entsprechende Geschichtsprodukte vorgestellt, darunter historische Romane, Comics, Fernsehdokumentationen und Computerspiele. Im f??nften Kapitel geht es schlie??lich um ein Kerngesch??ft der Public History: Geschichte in Museen und Gedenkst??tten. Die Bedeutung wird an der Gesamtzahl f??r Museen in Deutschland deutlich. Das Institut f??r Museumsforschung z??hlt dabei ??ber 6.700 Einrichtungen (Stand: 2018).[3] Neben einer systematischen Beschreibung werden grundlegende Forschungsans??tze pr??sentiert, darunter die Ausstellungsanalyse. Im Sinne der Zielgruppe des Buches wird eine praktische ???Anleitung??? zur Entwicklung einer Ausstellung angeboten.

Passend dazu ist das Abschlusskapitel. Neben Fragen rund ums Studium (Aufbau, Inhalt, Finanzierung, Themen f??r Abschlussarbeiten) werden zuk??nftige Berufsfelder vorgestellt, die die vorherigen Kapitel inhaltlich aufgreifen. Als Appell an die Studierenden ??? und an die noch junge Disziplin ??? wird betont, dass trotz aller fachwissenschaftlichen Reduktion und medialen Aufbereitung eine fachliche und ethische Verantwortung zu wahren sei.

Martin L??cke und Irmgard Z??ndorf bieten in ihrem Buch trotz des knappen Umfangs einen guten Blick auf das, was Public History ausmacht. Besondere St??rken des Werks lassen sich vor allem dort finden, wo griffige Beschreibungen zentraler Inhalte, selbstkritische ??u??erungen und eigene Berufserfahrungen dargeboten werden. Dazu geh??ren etwa der ???Aneignungsbegriff??? (S. 38) bei Geschichte und das aufschlussreiche Museumskapitel. M??hsamer zu lesen sind einzelne Passagen, die stark von der Anreihung von Zitaten gepr??gt sind oder ihren Ursprung in fr??heren Publikationen mit anderer Zielstellung haben, etwa der Abschnitt zur Visual History beziehungsweise Teile des zweiten Kapitels.

Neben angehenden Public Historians und Studieninteressierten bietet das Buch auch f??r in der Geschichtsvermittlung T??tige Anregungen, etwa um Konsumverhalten oder Geschichtsdarstellungen jenseits rein akademischer Texte zu reflektieren. Anlass bieten die verschiedenen Funktionen von Zeitzeug/innen in Dokumentationen, der Effekt geschichtlicher Darstellungen auf Rezipient/innen und ihre Erwartungshaltung sowie die kritische Reflexion des eigenen Museumsbesuchs. An der einen oder anderen Stelle w??ren bei aller K??rze etwas mehr Details w??nschenswert. Dazu geh??ren Formen der Einflussnahme von Auftraggebern auf Geschichtsprodukte und der Abschnitt zu digitalen Medien, der in der heutigen Zeit und f??r die Leserschaft zuk??nftiger Public Historians sicherlich umfangreicher ausfallen und st??rker auf die Gegebenheiten von Social Media, Hypertextstrukturen und Formaten wie YouTube-Videos eingehen k??nnte.

Jenseits des blo??en Textinhalts wurde das Buch sinnvoll gestaltet. Fett markierte Fachbegriffe erleichtern die Orientierung, Definitionen werden hervorgehoben und Abbildungen sowie Tabellen f??rdern das Verst??ndnis. Literaturhinweise und weiterf??hrende Angebote erm??glichen eine Vertiefung einzelner Themen. Das Umschlagsbild ??? die auf einem Foto von 1945 basierende Skulptur ???Embracing Peace??? vor einem franz??sischen Museum, die ??ffentlich kontrovers diskutiert wurde ??? ist passend gew??hlt. Schade ist vielleicht, dass die Online-Version der Linklisten auf der Verlagsseite, die in der Einleitung versprochen wird, vom Rezensenten nicht aufgefunden werden konnte.

Insgesamt wird das Buch seinen Anspr??chen gerecht: Die kurz gefassten allgemeinen Ausf??hrungen und die konkreten Verweise zum Studium und zu sp??teren Berufsfeldern der Public History liefern einen gut lesbaren ??berblick. Dieser l??st das Spannungsverh??ltnis zwischen historischer Sorgfalt und anregender Darstellung nicht auf, sondern zeigt vielmehr, dass dessen kontinuierliches Aushalten zum Beruf dazugeh??rt.

Anmerkungen:
[1] Neben einzelnen ??lteren Sammelwerken steigt die Zahl an Buchver??ffentlichungen zur Public History weiter an, siehe etwa die Verlagsreihen ???Public History ??? Geschichte in der Praxis??? (utb) und ???Public History ??? Angewandte Geschichte??? (transcipt); Christine Gundermann / Wolfgang Hasberg / Holger Th??nemann (Hrsg.), Geschichte in der ??ffentlichkeit. Konzepte ??? Analysen ??? Dialoge, Berlin 2019; Frauke Geyken / Michael Sauer (Hrsg.), Zug??nge zur Public History. Formate ??? Orte ??? Inszenierungsformen, Frankfurt am Main 2019.
[2] Dazu geh??rt Marko Demantowsky, ???Public History??? ??? Aufhebung einer deutschsprachigen Debatte?, in: Public History Weekly 3/2 (2015), http://dx.doi.org/10.1515/phw-2015-3292 (22.07.2020).
[3] Staatliche Museen zu Berlin ??? Preu??ischer Kulturbesitz. Institut f??r Museumsforschung (Hrsg.), Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland f??r das Jahr 2018, Berlin 2019, S. 7, https://www.smb.museum/fileadmin/website/Institute/Institut_fuer_Museumsforschung/Publikationen/Materialien/mat73_print.pdf (22.07.2020); im Buch werden ??ltere Angaben verwendet.




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[Regionalforum-Saar] Führung jüdischer Friedh of Ottweiler am 6.9.2020

Date: 2020/08/31 13:23:30
From: Hans-Joachim Hoffmann <hans-joachim-hoffmann(a)web.de>

„...unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte.“

Erste Führung 2020 über den jüdischen Friedhof Ottweiler

 

Die Feststellung, „...unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“ des deutsch-jüdischen Schriftstellers Heinrich Heine (1797–1856), der Deutschland wegen seiner liberalen politischen Einstellung verlassen und sein Leben im Exil in Paris verbringen musste, bestätigt sich in diesem Jahr doppelt, denn die Jahre 1935 und 1940 müssen als Zäsur in der Geschichte der jüdischen Gemeinde Ottweilers gesehen werden:

1935 fanden die letzten Bestattungen von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Ottweilers statt: Am 23.1.1935 geleitete die jüdische Trauergemeinde Julius Michels in das „Haus des Lebens“; am 8.5.1935 nahmen Lilly Sender, geb. Salomon und am 25.5.1935 (Maxi-) Milian Salm Wohnung im „Haus der Ewigkeit“. Diese letzten Beisetzungen auf dem jüdischen Friedhof Ottweilers begründen sich in politischen Entwicklungen, die die Welt veränderten. In (fast) ganz Europa gewann der Faschismus immer mehr an Boden, in Deutschland durch die Machtergreifung des Nationalsozialismus 1933 und Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Die Rückgliederung des Saargebietes 1935 bedeutete auch den Anschluss unserer Region an das nationalsozialistische Deutschland. Die im September 1935 erlassenen „Nürnberger Gesetze“ beschnitten die Rechte der jüdischen Bevölkerung entscheidend.

Das Jahr 1935 schrieb Weltgeschichte und bedeutete auch für das politische, gesellschaftliche und kulturelle Leben Ottweilers einen tiefen Einschnitt, da in Ottweiler lebende deutsche StaatsbürgerInnen jüdischen Glaubens, die die Geschichte der Stadt Ottweiler über mehr als ein Jahrhundert mitgestaltet hatten, in ihren Rechten beschnitten und ihr Leben bedroht wurden.

Die Rückgliederung der Saar stellte den ersten großen außenpolitischen Erfolg des Hitler-Regimes dar und leitete über in die Besetzung des Rheinlandes, verbunden mit der Militarisierung, und der Annexion weiterer Territorien (Österreich – Sudetenland). In richtiger Einschätzung der drohenden Gefahr emigrierten einige jüdische BewohnerInnen Ottweiler rechtzeitig. Die erhaltenen Grabmale Michels, Sender und Salm spiegeln auf lokaler Ebene diesen welthistorischen Einschnitt. Die Ausgewanderten entgingen der Verfolgung und Deportation im Zuge der „Aktion Bürckel“ 1940, so dass sie – wie Heinrich Heine – ihr Leben im Exil verbringen mussten.

Bedeutete die Rückgliederung der Saar an das nationalsozialistische Deutschland in Folge der Volksabstimmung am 13.1.1935 für einige jüdische Familien ein unübersehbares Zeichen dafür, dass ihre Existenz und ihr Leben gefährdet sind, so dass sie den Entschluss zur Auswanderung fassten, so mussten die Zurückgebliebenen bitter erfahren, dass sie die politische Entwicklung völlig falsch eingeschätzt hatten. Denn die nationale und internationale Entwicklung führte letztendlich zur Ausrottung auch der jüdischen Gemeinde Ottweilers: im Zuge der Aktion Bürckel am 22.10.1940 erfolgte die Verhaftung der saarländischen, rheinland-pfälzischen und badischen Juden und ihre Verbringung in das Lager Gurs. Von dort führte ihr Weg in die Vernichtungslager des Ostens.

Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann laden im Namen der Stadt Ottweiler, des Vereins Stadtgeschichtliches Museum und in Kooperation mit der KVHS Ottweiler zur ersten Führung im Jahr 2020 am 6.9.2020, 17.00 Uhr über den Jüdischen Friedhof Ottweiler ein. Sie informieren über die Entstehung und Entwicklung der jüdischen Gemeinde Ottweiler, sprechen dabei die Leistungen einzelner jüdischer Familien für das politische und kulturelle Leben Ottweilers ebenso an wie Besonderheiten eines jüdischen Friedhofs in Angrenzung zu den konfessionellen. Auch kommen die Zäsuren 1935 – 1940 zur Sprache.

Bedauerlicherweise konnten die im 1. Halbjahr geplanten Führungen über den jüdischen Friedhof Ottweilers wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden. Um die Führung durchführen zu können, müssen die gesetzlichen Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie beachtet werden. Da die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler in Kooperation mit der KVHS Neunkirchen erfolgt, übernimmt die KVHS die organisatorisch vorgeschriebenen Maßnahmen, z.B. Anmeldung der Führung bei der Ortspolizeibehörde. Deshalb ist für eine Teilnahme eine Anmeldung bei der KVHS notwendig (erwünscht bis Mittwoch, 2.9.2020, 12.00 Uhr). Anmeldungen nehmen die KVHS Geschäftsstelle Ottweiler sowie der Referent Hans-Joachim Hoffmann entgegen:

s.falkenrich(a)landkreis-neunkirchen.de - 06824 906 4121

s.detemple(a)landkreis-neunkirchen.de - 06824 906 41 70

hans-joachim-hoffmann(a)web.de – 06824 – 7990

Name und Telefonnummer werden 4 Wochen lang zur etwaigen Nachverfolgung von Infektionsketten gespeichert; Herr Hoffmann löscht die Daten umgehend nach der Weiterleitung an die KVHS-Geschäftsstelle.

Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die Stadt Ottweiler, das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler und die KVHS freuen sich auf Ihren Besuch.

Zugleich verweisen wir darauf, dass die Teilnahme auf eigenes Risiko erfolgt. Weder die Synagogengemeinde Saar noch die Stadt Ottweiler/das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler und die KVHS/die Referenten übernehmen irgendwelche Haftungen. Die TeilnehmerInnen akzeptieren mit ihrer Teilnahme jeden Haftungsausschluss der zuvor genannten Institutionen und Personen.

Termin: Sonntag, 6.9.2020           

Uhrzeit: 17.00 Uhr

Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring (aus Richtung Schwimmbad kommend: Kreuzung Karl-Marx-Straße/Maria-Juchacz-Ring: rechts abbiegen - nach ca. 80 m linker Hand Aufgang zum Friedhof) Dauer: ca. 1 ½ Stunde


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