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2019/02/15 08:03:09
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Napoleons vergessene Soldaten
Datum 2019/02/17 19:02:23
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Napoleons Soldaten - nicht die Tot en (obwohl die mittlerweile natürlich alle tot sind)
2019/02/15 08:03:09
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Napoleons vergessene Soldaten
Betreff

2019/02/15 08:03:09
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Napoleons vergessene Soldaten
Autor 2019/02/17 19:02:23
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Napoleons Soldaten - nicht die Tot en (obwohl die mittlerweile natürlich alle tot sind)

[Regionalforum-Saar] Schicksale

Date: 2019/02/16 10:16:45
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

Hallo,

gestern war ich im Landesarchiv Saarbrücken und habe in den St. Wendeler Notariatsakten eine Inventur gefunden, von der ich Euch einen Teil vorstellen will.
Er zeigt, auf welch seltsame Art wir manchmal etwas über das Schicksal mancher Leute erfahren, hier durch einen Notariatsakt.

Die Schilderung ist nur Teil eines längeren Aktes, in dem das Vermögen der beteiligten Personen bis ins kleinste Detail aufgelistet und auseinanderklamüsert wird, damit später eine saubere Aufteilung vorgenommen werden kann. Anlaß der Inventur ist die Wiederverheiratung der Witwe und der rechtliche Schutz des Sohnes erster Ehe vor einer ggf. Untervorteilung durch Stiefgeschwister, die aus der neuen Ehe der Mutter ggf. hervorgehen.

Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch allen.

Roland Geiger

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St. Wendel auf der Schreibstube des Notärs in dessen Wohnhause Nummer 7, am 8. Juli 1835 um 9 Uhr morgens

 

Auf Anstehen, begehren und im Beisein von

1, Gertraud Lion, ohne besonderes Gewerb, Wittib des am 16. September 1832 verstorbenen hiesigen Schumachers Wendel Klein, handelnd sowohl in ihrem eigenen Namen wegen der Gütergemeinschaft, die zwischen ihr und ihrem genannten verlebten Ehemann bestanden, als Vormünderin ihres mit demselben erzeugten noch unmündigen Kindes namens Wilhelm Joseph, 4 Jahre alt.

2, Matthias Bernhard, Schumacher, in seiner Eigenschaft als zukünftiger Ehemann der Wendel Kleins Wittib, und bereits durch Familienratsbeschluss ernannter Mitvormund über deren ebenfalls genanntes unmündiges Kind,

3, Johann Alsfasser, Schumacher, sämtliche in St. Wendel wohnhaft, in seiner Eigenschaft als Nebenvormund über dasselbe Kind.

 

Wurde durch uns Nicolaus Hen, öffentlicher königlich preußischer Notär in St. Wendel wohnhaft, und im Beisein der endesbenannten Zeugen mit Vorbehalt der Rechten eines jeden zur Aufnahme und Inventur sowohl der Verlassenschaft des genannten verlebten Wendel Klein, als der Gemeinschaft, welche zwischen ihm und ihr, der Requirentinn bestanden wie folgt geschritten.

 

Vorerinnerung

Der verstorbene Wendel Klein hat in seiner frühen Jugend seinen Vater verloren und ist als Kind seines Vaters Bruder Matthias Klein, Schumacher in St. Wendel wohnhaft, und dessen Ehefrau Magdalena Angel gekommen, die ihn auf erzogen und das Schuhmacherhandwerk gelehrt haben; seine Mutter suchte ihr Auskommen bei Fremden zu finden. Im Jahr 1827 heiratete er seine jetzige Witwe und sollte mit derselben die Stütze der kinderlosen Matthias Kleinen Eheleute, die ihn aufgezogen hatten, in ihren alten Tagen werden, weshalb dieselben ihnen durch Akt des unterzeichneten Notärs vom 3. Oktober 1828 ihr gesamtes Vermögen eigentümlich unter dem Beding zugesichert haben, daß sie sie lebenslänglich dafür unterhalten. Am 2. Dezember 1830 ist Matthias Klein gestorben und am 10. Juli 1831 der Wendel Klein ohne bekannter Ursache in St. Wendel verschwunden. Aus einem Todtenschein, welchen die französische Behörde am 16. September 1832 erteilt hat, geht hervor, daß Wendel Klein nach seinem Verschwinden in St. Wendel in den französischen Militärdienst getreten, zur Fremdenlegion nach Algier gekommen und dort am gedachten Tag, 16. September 1832, im Hospital am Fieber gestorben ist.