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2016/02/09 08:42:39
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Medizin in den Zeiten der Nazis
Datum 2016/02/09 20:37:19
Roland Geiger
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[Regionalforum-Saar] Medizin in den Zeiten der Nazis
Autor 2016/02/09 20:37:19
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] J. Zeune: Ritterburgen

[Regionalforum-Saar] Der Narr soll's Maul halten!

Date: 2016/02/09 08:46:31
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

Steht heute nicht in der SZ - und hat auch kaum eine Chance, je dort zu erscheinen. Nee, hab ich gestern im Internet gefunden: http://www.welt.de/debatte/kolumnen/deutsch-sued-west/article151980143/Der-Narr-solls-Maul-halten.html


Der Narr soll's Maul halten!

 

Hieß es nicht nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", Satire müsse alles dürfen? Aber in der aktuellen Fastnacht wird wieder ängstlich darauf geachtet, dass niemand zu hart rangenommen wird.

 

Von Hannelore Crolly

 

Schwarzer
              Humor oder Volksverhetzung? Ein Panzer mit der Aufschrift
              „Ilmtaler Asylabwehr“ beim Faschingsumzug im bayerischen
              Reichertshausen

Foto: dpa Schwarzer Humor oder Volksverhetzung? Ein Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" beim Faschingsumzug im bayerischen Reichertshausen

 

Der Narr der Fastnacht steht weder links noch rechts, und schon gar nicht in der Mitte. Er sollte radikal und mutig sein, kritisch, unbestechlich, exzentrisch. Ein Ver-Rückter eben. Einer, der ungestraft draufhauen darf, auch unter die Gürtellinie. Das ist zumindest die Idee.

 

Falsch: Sie war es mal. Als der Hofnarr seinem Fürsten genüsslich unbequeme Wahrheiten auf den Tisch knallte, oder im Vormärz, als Presse- und Meinungsfreiheit ein fragiles Gut waren. Karneval taugte damals gut als gesellschaftliches Ventil, für zu viel Hormone im anbrechenden Frühling ebenso wie für angestaute Bürger-Wut.

Doch neuerdings ist die Fastnacht zum Agitprop für eine Kultur der politischen Korrektheit verkommen. Der Narr soll's Maul halten. Außer natürlich, er hat die richtige Haltung. Beispiel "Mainz bleibt Mainz". Bei der Mutter aller Prunksitzungen wurde unsere Angie aus der Bütt derart huldvoll für ihre Willkommenskultur gelobt, dass bei der CDU die Herzen gehüpft sein müssen.

 

Horst Seehofer dagegen hätte sich beim Rosenmontagszug, wäre er nicht vom Winde verweht worden, als Vogelscheuche wiedergefunden, die sich wie ein Irrer Flüchtlingen entgegenstellt. In Oberbayern ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher Volksverhetzung, weil ein Umzugswagen als Panzer mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" dekoriert war.

 

Scharfe Zoten werden geahndet

Der SPD-Mann und Schauspieler Florian Simbeck (ja, genau, der Simbeck, der sich als Teil von 'Erkan und Stefan' jahrelang über die Kanak-Sprak von Migranten lustig machte) empörte sich auf Facebook über die "tiefe widerliche, moralische Verwerflichkeit dieser Monstrosität" und verlangte mehr Kontrolle. Also Zensur.

In Sielmingen bei Stuttgart, mitten im politisch besenrein gekehrten Südwesten, schoss ein Büttenredner ein paar scharfe Zoten Richtung Politik und Flüchtlinge ab, woraufhin diverse Pfarrer und Politiker von Grünen und SPD den Raum verließen. Der CDU-Oberbürgermeister ließ die Veranstalter danach zum Kotau antreten.


Hieß es nicht nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", Satire müsse alles dürfen? Höchste Zeit, dass wir ein Satireministerium einrichten, das Büttenreden, Fastnachtswagen und Karikaturen rechtzeitig prüft und abnimmt. Heiko Maas, übernehmen Sie!