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[Regionalforum-Saar] Vomitorium

Date: 2013/04/29 12:13:43
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Was trieben die alten Römer im Vomitorium?

 

Sie liegen auf ihren Speisesofas um den Tisch; Lustknaben und Sklaven tragen Essen und Trinken in Hülle und Fülle auf. So viel, dass am Ende des großen Fressens das große Kotzen beginnen kann: Mit einer Pfauenfeder hätten sich die Römer den Rachen gekitzelt, um zu erbrechen — und anschließend, mit geleertem Magen, weiterschlemmen zu können.

 

Diese Vorstellung gehört zu den bekanntesten, die über das alte Rom erzählt werden. Ihr Ursprung liegt in einem satirischen Text, geschrieben von Titus Petronius im 1. Jahrhundert n. Chr. In seinem Bericht über „Das Gastmahl bei Trimalchio" erwähnt der Autor unter anderem die Sache mit der Pfauenfeder. Aus anderen Quellen weiß man wiederum, dass es im alten Rom „vomitoria" gab, was man als „Orte des Erbrechens" übersetzen könnte. Das brachte frühere Historiker auf den Gedanken: Zwischen den verschiedenen Gängen eines Gastmahls hätten sich die Genießer mitsamt ihrer Pfauenfeder in spezielle „Kotzräume" zurückgezogen, um sich zu erleichtern. Aber stimmt das? Höchstwahrscheinlich nicht. Die Geschichte mit der Pfauenfeder wurde von Petronius erfunden, um sich über einen gewissen Trimalchio lustig zu machen — einen neureichen, freigelassenen Sklaven.

 

Und die „vomitoria"? Die hatten, wie die moderne Geschichtsforschung weiß, eine ganz andere Bedeutung. Der Begriff tauchte erst im 4. Jahrhundert n. Chr. auf und bezeichnete die Gänge in Amphitheatem, durch die Zuschauer zu ihren Plätzen gelangten. (Der Anblick der ins Theater quellenden Massen muss die Römer wohl ans Erbrechen erinnert haben.) Im Kolosseum waren die „vomitoria" übrigens so geschickt angelegt, dass 50000 Menschen in nur 15 Minuten zu ihren Sitzen gelangten. (ss)

 

Quelle: P.M. Fragen & Antworten, 4/2013