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2011/10/06 20:02:49
Michaela Becker
[Regionalforum-Saar] Vortrag Mittwoch 19. Oktobe r 2011 beim Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte
Datum 2011/10/08 10:55:35
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] So qualvoll starben die irischen Könige
2011/10/27 12:48:50
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] römische Funde in Niedaltdo rf 1835
Betreff 2011/10/08 10:55:35
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] So qualvoll starben die irischen Könige
2011/10/06 16:52:38
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Spurensuche: die Römer su chen und nicht finden
Autor 2011/10/11 08:38:03
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Leider nichts Unbekanntes

[Regionalforum-Saar] So qualvoll starben die irisc hen Könige

Date: 2011/10/07 10:11:19
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Fand man in Irland Idutiomarus? Oder liegt er immer noch im Stausee Nonnweiler? Ist die Moorleiche gar ein Vorfahre des hl.Wendelin? Na denn, auf nach Irland!
 
Mitgeteilt von Edgar Schwer
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Spiegel Online vom 06. Oktober 2011, 10:46 Uhr

Moorleiche entdeckt
So qualvoll starben die irischen Könige

Von Angelika Franz
 
Den Schädel spalteten sie, den Bauch schlitzten sie auf, und die Gedärme räumten sie aus: Die Kelten in Irland opferten ihre Könige auf grausame Weise. Jetzt untersuchen Archäologen eine neu entdeckte Moorleiche - ausgerechnet die Brustwarzen sollen den Forschern mehr über den Toten verraten.

Wer in der Eisenzeit König in Irland war, hatte es gut. Er aß offenbar viel Fleisch. Und arbeitete wenig. Ja, ein irischer König hatte sogar genügend Zeit, sich die Fingernägel zu maniküren - oder maniküren zu lassen. Und fürs gute Aussehen gab es eigens aus Südeuropa importiertes Haargel. Nur wenn der Arbeitsvertrag mit dem Reich auslief, wurde es unangenehm. Die Pensionierungszeremonie war blutig, qualvoll - und endete im Moor.
 
Die sterblichen Überreste eines dieser irischen Könige haben nun Torfstecher im Cul na Móna Moor zwischen Abbeyleix und Portlaoise wiederentdeckt - rund 2500 Jahre nach seinem Tod.

Als der Arbeiter Jason Phelan von der irischen Torfbehörde Bord na Móna am 10. August vom Führerhaus seiner schweren Fräsmaschine ein ungewöhnliches Objekt entdeckte, hielt er sofort an. Zwei Beine ragten da aus dem Torf, zusammen mit einem Ledersack. Der Fahrer informierte seinen Chef, und der hatte sofort die richtige Telefonnummer für solche Fälle parat: die von Eamonn Kelly - seit mehr als 35 Jahren Kurator des Irischen Nationalmuseums und Moorleichenexperte.
 
Königliche Leichen als Grenzmarkierung

Als die Kelten um 500 vor Christus nach Irland kamen, teilten sie sich die grüne Insel in etwa 150 Königreiche auf. Die Grenzen markierten sie mit Holzpflöcken und Steinen. "Und mit den Leichen ihrer Könige", erklärt Kelly seine Theorie. In der keltischen Glaubenswelt repräsentierte die Erde die Göttin und die Sonne den männlichen Gegenpart. Die Sonne aber hatte einen Stellvertreter auf Erden: den König.
"Die Idee dahinter ist, dass der König mit dem Land verheiratet war. Wenn im Winter die Göttin alt und gebrechlich wurde, brauchte sie einen neuen Gefährten, der ihr wieder Jugend, Kraft und Schönheit geben konnte. Also brachten die Kelten den alten König um und setzten einen neuen ein."
 
Vielleicht nicht jedes Jahr, damit der Verschleiß an Monarchen nicht zu groß wurde - aber zumindest in ritualisierten Abständen. Was von diesen Königen nach ihrem Ableben übrig blieb, versenkten die Kelten an ihren Reichsgrenzen. "Alle Moorleichen wurden entlang wichtiger Grenzlinien der Erde übergeben", erläutert Kelly. "Die Leichen und andere Opfergaben sollten der Göttin eine Form geben", glaubt er.
 
In der Obhut des Kurators befinden sich neben der neuen Moorleiche aus dem Cul na Móna Moor bereits die Überreste von Clonycavan Man und Old Croghan Man - beide ehemalige Stellvertreter der Sonne. Woran Old Croghan Man irgendwann zwischen 362 und 175 vor Christus starb, ist offensichtlich: absoluter Overkill. Der zu Lebzeiten fast zwei Meter große Hüne wurde erstochen, geköpft und zweigeteilt. Und sein Körper wies noch weitere Folterspuren auf. Die Oberarme hatte man ihm durchbohrt, gedrehte Haselruten durch die Wunden gefädelt und die Arme so zusammengebunden. Unter beiden Brustwarzen klafften tiefe Schnittwunden. Als die staatliche Gerichtsmedizinerin den Leichnam unmittelbar nach der Bergung vor sich auf dem Tisch liegen hatte, hielt sie ihn zunächst für ein Opfer der IRA.
 
So schrecklich sein Tod war, so angenehm hatte Old Croghan Man es im Leben. Die Fingernägel trug er sorgsam manikürt, schwere körperliche Arbeit schienen seine Hände nicht gekannt zu haben. Eine Analyse der Haare und Nägel verriet, wovon er sich vornehmlich ernährte: Fleisch. Das aber werden - schaut man seine Fingernägel an - andere für ihn gejagt haben. In seinem Magen lagen noch die Reste der letzten Mahlzeit. Die fiel allerdings eher spärlich aus: Getreide mit Buttermilch. "Ein rituelles letztes Mahl", glaubt Kelly, die Henkermahlzeit von Old Croghan Man - bevor die Sonne unterging.
 
Gespaltener Schädel, fehlende Gedärme
 
Clonycavan Man erging es nicht viel besser, als die Erde einen neuen Partner verlangte. Zwar fehlen seine Beine, die wahrscheinlich beim Torfstechen von schwerem Gerät abgetrennt wurden. Doch der Rest des Körpers erzählt genug von seinem qualvollen Tod, der ihn irgendwann zwischen 392 und 201 vor Christus ereilte. Eine scharfe Klinge, wahrscheinlich eine Axt, spaltete seinen Schädel. Wohl dieselbe Waffe war es auch, die ihm die Nase brach. Im Bauch klaffte eine riesige Schnittwunde, die Gedärme fehlten.
 
Zu Lebzeiten war Clonycavan Man, obwohl zu seinem Todeszeitpunkt wohl eben erst 20 Jahre alt, nicht gerade ein Bilderbuch-Märchenprinz. Im Gegensatz zu Old Croghan Man war er eher kleinwüchsig, nicht einmal 1,60 groß. Er hatte eine Kartoffelnase und schiefe Zähne. Die Gesichtshaut war so großporig, dass die Löcher noch heute gut auf dem Nasenrücken zu sehen sind. Ein dünner Bart rahmte sein Gesicht. Am erstaunlichsten aber ist seine Frisur. Die Haare sind zu einer Art Irokesenschnitt frisiert. In Form hält sie bis heute eine Paste aus Pflanzenöl und Pinienharz.
 
Die Analyse zeigt, wo das Haarstyling-Gel herkam: aus dem südwestlichen Frankreich oder Spanien. Eine ähnliche Mischung fanden die Forscher auch in den Haaren von Old Croghan Man. Das wirft ein neues Licht auf die irischen Herrscher. Die keltischen Könige waren offenbar alles andere als kleine Provinzmonarchen, sondern unterhielten Handelbeziehungen mit Völkern am anderen Ende Europas.
 
Und noch eine Gemeinsamkeit gab es zwischen den beiden: Ebenso wie Old Croghan Man hatte man auch Clonycavan Man die Brustwarzen abgeschnitten. Diese Verletzung ist für Kelly ein untrüglicher Hinweis darauf, dass beide einst als keltische Könige amtierten. "Dem König die Brustwarzen zu küssen oder daran zu saugen galt in der keltischen Gesellschaft als Zeichen der Unterwerfung", erklärt er. "Der König wurde seines Amtes enthoben, indem man ihm die Brustwarzen abschnitt."
 
Noch liegt die neue Moorleiche aus dem Cul na Móna Moor sicher in der Kühlung des Museums. Dort harrt sie genauerer Untersuchungen. Zunächst werden Pathologen klären, welche Todesarten diese Leiche erleiden und ob auch sie am Lebensende ihre Brustwarzen einbüßen musste. Dann folgen Röntgenaufnahmen und Scans im Computertomografen sowie Magnetresonanzaufnahmen, um auch das Innere des Körpers zu studieren.
 
Eine Analyse der Sedimente unmittelbar um den Körper herum soll klären, wie die Landschaft zu seinem Todeszeitpunkt aussah. Wann dieser genau war, können die Archäologen mit einer Kohlenstoffdatierung feststellen. Am Ende stehen auch noch Untersuchungen zu seinen Ernährungsgewohnheiten an - inklusive einer Analyse der Henkersmahlzeit in seinem Magen. Doch dass der Tote kein zufällig im Moor verendeter Wanderer war, ist Kelly sich bereits sicher: "Die Wunden, die wir am Körper feststellen konnten, sprechen dafür, dass wir es hier mit einem Menschenopfer zu tun haben", schreibt er in seinem ersten Fundbericht.