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2011/09/14 09:31:44
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Unterwegs fürs Seelenheil – ins Museum
Datum 2011/09/16 18:10:23
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] der Wandaskaut
2011/09/27 09:44:49
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[Regionalforum-Saar] St. Wendel damals und heute
Betreff 2011/09/14 09:31:44
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[Regionalforum-Saar] Unterwegs fürs Seelenheil – ins Museum
2011/09/14 09:31:44
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[Regionalforum-Saar] Unterwegs fürs Seelenheil – ins Museum
Autor 2011/09/16 18:10:23
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[Regionalforum-Saar] Unsere Spezis, die Kelten

Date: 2011/09/16 18:08:48
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heute in der SZ:
 
 

Die Kelten: Pferdezüchter, Eisenexperten, Biertrinker

Erstes Themenseminar zur 2500-jährigen Kulturgeschichte im St. Wendeler Land blickte mehr als 2000 Jahre zurück

Wer mehr über die „Die Kelten im St. Wendeler Land“ (so der Titel der Veranstaltung) erfahren wollte, war bei einem zweitägigen Seminar in der Europäischen Akademie Otzenhausen genau richtig. Während sich der erste Seminartag dem Thema theoretisch näherte, konnten die Teilnehmer auf einer Exkursion am zweiten Tag offensichtliche, aber auch eher unscheinbare Spuren keltischen Lebens in Augenschein nehmen. Auf die Begrüßungen durch Vertreter der Projektträger – Europäische Akademie Otzenhausen, Stiftung europäische Kultur und Bildung sowie Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land – folgten am ersten Tag Vorträge von Manfred Peter und Thomas Fritsch, Leiter des Grabungsprojekts keltischer Ringwall. Sie ließen die Geschichte wieder auferstehen und gewährten einen tiefen Einblick in das Leben der Kelten. Die folgende Zusammenfassung bezieht sich auf beide Vorträge.

Im St. Wendeler Land begann die keltische Zeit um 500 vor Christus (Latènezeit) und dauerte bis zur vorletzten Jahrtausendwende. Der Übergang von der Hallstatt- zur Latènezeit brachte eine große Veränderung für das St. Wendeler Land mit sich: die Verlagerung des Machtzentrums der Kelten in unsere Region. Um 500 vor Christus ereigneten sich zeitgleich mit diesen Veränderungen bei den Kelten auch in anderen Kulturkreisen der Welt Änderungen von großer geschichtlicher Bedeutung, so die Einführung der Demokratie in Griechenland, die Errichtung der Republik in Rom und das Verfassen der zentralen Bücher des Alten Testaments durch die Juden in der Babylonischen Gefangenschaft.

Bis vor etwa 2000 Jahren bevölkerte der Stamm der Treverer, Adlige, Krieger und Druiden, aber auch das so genannte „einfache Volk“, unsere Region und hinterließ über 360 Spuren allein im St. Wendeler Land. Mit großer Sachkenntnis züchteten die Treverer Pferde, die sie nicht nur als Arbeitstiere einzusetzen wussten: Ihre militärischen Reitertruppen setzten Caesar bei seinen Eroberungszügen ab 58 vor Christus mächtig zu.

Zum Stichwort „Kelten“ fallen vielen heute zuerst die Krieger ein, aber selbstverständlich gab es wie bei allen Völkern auch andere Berufsgruppen: Bauern bestellten das Land und bauten Getreide an wie Hafer, Spelzgerste und Einkorn, Linsen und Erbsen. Sie bereicherten den Speiseplan auch schon mal um Löwenzahn und Brennnessel oder um Rind- und Schweinefleisch. Wie auch ihre saarländischen „Nachfolger“ Jahrtausende später brauten und schätzten die Kelten Bier, von dem antike Zeitgenossen, die dem Wein den Vorzug gaben, mit Grausen berichteten.

Händler zogen durchs Land und boten Waren aus anderen Regionen feil, von denen manche sogar aus dem Mittelmeerraum stammten, wie Ausgrabungen belegen. Dass die Fürsten sich Luxusgüter wie kostbare Gefäße, Schmuck oder Wein, die per Ochsenkarren über tausende Kilometer transportiert wurden, überhaupt leisten konnten, lag wahrscheinlich an der Findigkeit ihrer Handwerker. Alles deutet nämlich darauf hin, dass die ersten hochprofitablen Eisenschmelzen der heutigen Großregion im Hochwald standen.

In so genannten Rennöfen schmolzen und bearbeiteten die Treverer am Ringwall von Otzenhausen Eisen in einem Verfahren, das das Eisen nahezu so hart wie Stahl machte. Diese Qualität wurde zu dieser Zeit nirgendwo anders erreicht. Und so waren Messer und Schwerter, aber auch Beile und Hämmer sowie feine Schmuckgegenstände aus trevererischer Produktion ein begehrtes Gut, gegen das die Völker im Süden auch gern Luxusgüter eintauschten.

Druiden hielten den Kontakt zu den zahlreichen Göttern, leiteten die Opferzeremonien und interpretierten die religiösen Vorschriften. Gleichzeitig genossen sie als Lehrer, Mediziner, Naturforscher und Richter ein hohes Ansehen. Vieles von dem, was wir heute über „keltische Religion“ zu wissen meinen, scheint allerdings dem Reich der Esoterik zu entstammen. Da die Kelten keine Schrift kannten, wissen wir nur sehr wenig über ihre Religion, denn es ist auch nicht klar, inwiefern Römer, die über die keltische Religion berichteten, diese ihren eigenen Vorstellungen angeglichen haben. Was wir allerdings wissen, ist, dass die Kelten sehr religiös waren, die Natur verehrten und auch den Tod nicht fürchteten. Sie glaubten fest an ein Weiterleben nach dem Tod.

Die Legionen Caesars, die um 58 vor Christus ins St. Wendeler Land kamen, besiegelten den Untergang der hiesigen trevererischen Kultur. Im Laufe der römischen Eroberungszüge wurden insgesamt etwa zwei Drittel der keltischen Bevölkerung getötet, ein unglaublicher Blutzoll. Die verbliebenen Menschen passten sich den römischen Besatzern und ihrer Lebensweise an, so dass die gallorömische Kultur entstand. Wohl ging Widerstand vom keltischen Ringwall von Otzenhausen (Hunnenring) aus, auch wenn er letztlich kampflos verlassen wurde. Auch wenn der letzte Beweis dafür fehlt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass der von Caesar erwähnte Fürst Indutiomarus seinen Sitz hier gehabt haben könnte und dass die Bewohner des Ringwalls nach Indutiomarus' Tod im Kampf die Festung verlassen haben könnten, weil sie die Rache der Römer fürchteten. Kerstin Adams

Hintergrund

In dem Projekt „St. Wendeler Land steinreich: Beispiel eine 2500-jährigen europäischen Kulturentwicklung“ geht es darum, die kulturhistorischen Besonderheiten des St. Wendeler Landes zu benennen und näher zu erforschen. Träger dieses Projektes ist die Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land. Partner sind die Europäische Akademie Otzenhausen und das Forum Europa. Ziel ist es, den Menschen die kulturellen Besonderheiten des St. Wendeler Landes in Verbindung mit dem Thema Europa näher zu bringen und die einzelnen geschichtlichen Bausteine zu einer großen Erzählung über die Region zusammenzufügen.

Epochenseminare sind Teil dieses Projektes, das zu den Kelten war das erste. Weitere folgen: am 8. und 9. Oktober zur römischen Epoche, am 12. und 13. November zur fränkischen Epoche sowie für 2012 die Epoche des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Europäische Epoche. red