Unterwegs fürs Seelenheil – ins Museum
Das Pilgern als Phänomen der fünf Weltreligionen – Morgen
Ausstellungseröffnung in Saarbrücken
Das Saarlandmuseum ist bereits die vierte Station einer
Wander-Ausstellung, die das Pilgertum beleuchtet. In Saarbrücken sorgten
18 Institutionen dafür, dass mehr entstand als eine museale Präsentation:
ein weit gefächertes Kultur-Angebot als Einladung zum interreligiösen
Dialog.
Von SZ-Redakteurin
Cathrin Elss-Seringhaus
Saarbrücken. Das Deutsche Museum in München und die Akademie
Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge hatten 2010 die Idee, das Bistum Trier,
dem 2012 die Heilig-Rock-Wallfahrt mit 500 000 Pilgern ins Haus
steht, den Anlass. Das Dekanat Saarbrücken lieferte das interreligiöse
Kontakt-Netzwerk, und das Saarlandmuseum stellte Know-how und Raum: das
Museum in der ehedem evangelischen Schlosskirche. Und so ist sie nun im
Land, die Ausstellung zum Hape-Kerkeling-Phänomen „Ich bin dann mal weg“.
Jährlich 200 000 Menschen allein auf deutschen Jakobswegen oder drei
Millionen Moslems in Mekka haben das Pilgern längst aus dem rein
religiösen Kontext gelöst, zu einem touristischen Faktor und
Talkrunden-Thema gemacht.
Doch die 2010 beim Ökumenischen Kirchentag in München erstmals gezeigte
Ausstellung „Unterwegs fürs Seelenheil?! Pilgerreisen gestern und heute“
zielt weiter und tiefer, wenn sie fragt: Wo liegen die gemeinsamen
Wurzeln, welche Riten, Abläufe und Motivationen ähneln sich, wenn
Hinduisten, Buddhisten, Christen, Juden oder Moslems auf den Erlösungspfad
gehen? Gezeigt werden Foto-Ansichten bedeutender Wallfahrtsorte,
historische Schnappschüsse von Pilger-Fahrten, etwa nach Lourdes, auch
Souvenirs wie Andachtsbildchen aus Altötting oder hinduistische
Gebetsketten, die Rosenkränzen ähneln.
Eine Klangkulisse vereint Mariengesänge, Suren-Lesungen aus dem Koran
und buddhistische Beschwörungen und liefert außer der passenden
Stimmungslage die verblüffende Erkenntnis, wie sehr sich all das gleicht.
Beleuchtet wird auch die Infrastruktur-Frage. Interessant die erste und
einzige religiöse Eisenbahnstrecke, die Hedschas-Bahn von Damaskus nach
Medina, gebaut für damals 1300 Pilger. Man trifft auch Thomas Cook, einen
Buchhändler und Laienprediger (!), der 1841 die erste Reiseagentur Europas
gründete. Selbst das Pop-Pilgertum findet Platz, etwa der jährliche
Trauerzug zum Elvis-Grab in Memphis. Kurzum: Hier wird ein Füllhorn an
Informationen ausgeschüttet, leider oft nur angetippt. Dicht an dicht
stehen zudem die Stellwände, ineinander geschachtelt sind die Religionen,
bedrängt wirken zudem die Eigen-Exponate, die Madonnen. So erweist sich
die Schlosskirche nur atmosphärisch als idealer Standort. Die
„labyrinthische“ Enge sei gewollt, um die Nähe der Religionen zu spiegeln,
erklärte gestern der Interims-Vorstand der Stiftung Saarländischer
Kulturbesitz Meinrad Maria Grewenig vor Medienvertretern. Ihm ist
wichtiger, das Museum als „lebendigen“ Ort zu profilieren, als Kernzelle
für Vernetzungen.
Insbesondere das Dekanat Saarbrücken hat dafür gesorgt, dass während
der gesamten Laufzeit täglich eine Begleitveranstaltung laufen kann –
wahrlich eine Seltenheit. „Wir sehen dies als gute Erdung des Projektes“,
sagte Pastoralreferent Heiner Buchen. Letztere ist, wie Günter Lehner,
Geschäftsführer der Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge betonte, in der
Republik bisher einmalig. In München, Dresden und Frankfurt habe man dies
nicht geschafft. „Hut ab vor dem, was hier in Saarbrücken läuft“, sagte
auch Micha Flesch vom Bistum Trier.
2012 wird die Schau in die Viehmarkt-Thermen wandern. Sie passt zum
Motto der Heilig-Rock-Wallfahrt „Führet zusammen, was getrennt ist“. Nicht
nur die fünf Religionen, sondern auch verschiedene Zielgruppen: Pilgern
bringt Mainstream-Publikum den Kreisen von Kirche und Museum näher.
Auf einen Blick
Ort der Ausstellung: Schlosskirche (Saarlandmuseum am
Schlossplatz 16). Dauer: 16.9. bis 27. 11., Di-So 10 bis 18 Uhr, Mi bis 22
Uhr. Eintritt frei.
Ort der Eröffnungsfeier mit interreligiöser Podiumsrunde,
„Pilgergang“ zur Schlosskirche und Ausstellungs-Besichtigung: Pilgerkirche
St. Jakob (Keplerstraße 13), morgen, 19 Uhr.
Abschlussfeier: 21. 11., 19 Uhr, Johannes Foyer.
Begleitprogramm: Vorträge, Exkursionen, Filme (Kino
achteinhalb), Konzerte in der Stiftskirche St. Arnual (25.9., 30.10., 17
Uhr); www. saarlandmuseum.de
Besucherservice: Tel. (0681) 9964 234. ce