Suche Sortierung nach Monatsdigest
2011/02/04 17:02:39
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Fahrt in die Geschichte Kerneuropas: Tagesfahrt nach Luxemburg
Datum 2011/02/08 10:23:25
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Menschen in Bewegung – Aus wanderung, Einwanderung, Binnenwanderung
2011/02/03 20:24:32
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] m Kolonialismus zur Globalisierung. Europa und die Welt seit 1500
Betreff 2011/02/08 10:23:25
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Menschen in Bewegung – Aus wanderung, Einwanderung, Binnenwanderung
2011/02/04 17:02:39
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Fahrt in die Geschichte Kerneuropas: Tagesfahrt nach Luxemburg
Autor 2011/02/08 10:23:25
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Menschen in Bewegung – Aus wanderung, Einwanderung, Binnenwanderung

[Regionalforum-Saar] Meisterwerke antiker Technik

Date: 2011/02/06 20:34:23
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Grewe, Klaus: Meisterwerke antiker Technik. Mainz am Rhein: Philipp von
Zabern Verlag 2010. ISBN 978-3-8053-4239-1; 168 S.; EUR 34,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Peter Kritzinger, Institut für Altertumswissenschaften,
Friedrich-Schiller-Universität Jena
E-Mail: <peter.kritzinger(a)... Grewe - seit über vier Jahrzehnten in der Erforschung antiker
Technikentwicklung tätig - hat sich mit dem zu besprechenden Buch zum
Ziel gesetzt, antiken Bauwerken und ihren Schöpfern ein Denkmal zu
setzen (S. 8). Da sich kaum schriftliche Zeugnisse erhalten haben, kommt
dabei den Überresten antiker Bauwerke natürlich eine herausragende
Bedeutung zu. Tatsächlich lassen sich auch heute noch viele
Errungenschaften und Leistungen antiker "Ingenieurskunst" bewundern. Es
liegt also nahe, diese beeindruckenden Zeugnisse für sich sprechen zu
lassen.

Der kurzen Einleitung folgen acht thematische Kapitel, welche wohl die
wichtigsten Bereiche antiken Ingenieurwesens abdecken. Staudämme lassen
sich für die gesamte Antike (ab etwa 2600 v.Chr. im Wadi Garawi in
Ägypten) beinahe im ganzen Mittelmeerraum belegen [1], von denen einige
selbst heute noch in Funktion sind. Abgesehen von den zum Teil
beeindruckenden Dimensionen der Staumauern (bis zu 40 Meter hoch und
mehrere 100 Meter lang), war auch die Bautechnik auf einem Niveau, das
erst im 20. Jahrhundert wieder erreicht wurde; man denke nur an die
Bogenstaumauer. Grewe beschreibt exemplarisch in Autopsieberichten
konkrete Beispiele von Staumauern in Ägypten, Spanien, Syrien und der
Türkei aus unterschiedlichen Epochen (S. 10-24).

Wasserleitungen dienten in der Antike vornehmlich dazu, Häuser, Städte
bzw. ganze Landstriche mit Trinkwasser oder - seltener und
eingeschränkter - mit Wasserenergie zu versorgen. Der Bau dieser
Leitungen stellte an die Bauleiter ganz besondere Herausforderungen, die
Grewe vor allem anhand der Eifelwasserleitung nach Köln exemplifiziert
(S. 58-65). Aufgrund mangelnder technischer Alternativen waren antike
Baumeister gezwungen, das natürliche Gefälle auszunutzen, was dazu
führte, dass Wasserleitungen nicht selten über viele Kilometer hinweg
durchschnittlich nur wenig über ein Promille Gefälle aufweisen. Eine
Folge war die Errichtung imposanter Aquädukte, die Höhen von bis zu 50
Meter (so der Pont du Gard, S. 85-89) erreichen konnten. Alternativ
wurden Druckleitungen eingesetzt (S. 48-50), die dabei halfen, unnötige
Höhenverluste zu vermeiden. Teilweise wurde das Wasser aber auch durch
Berge hindurch verlegt, wobei die Tunnelanlagen mehrere Kilometer lang
sein konnten (S. 139-160).

Die Nutzung der Wasserenergie erfuhr vor allem im Römischen Reich einen
in der Wissenschaft lange Zeit unterschätzten Höhepunkt. Getreide wurde
in geradezu industriellem Ausmaß (so in den Mühlen von Barbegal bei
Arles) mit Hilfe von Wasserkraft gemahlen. Turbinentechnik war im
Römischen Reich (so in Simitthus in Africa) ebenso wie das Getriebe
bekannt, das den Betrieb etwa von Steinsägen ermöglichte (S. 67-72).
Zudem wurde Wasser auch für (Heil-)Bäder genutzt, deren Überreste
wiederum von der hohen Kunst antiker Baumeister künden (S. 73-76).

Der Transport besaß im "globalisierten" Imperium Romanum eine geradezu
lebenswichtige Bedeutung, weshalb das Transportnetz großzügig ausgebaut
wurde. Straßen und Straßenbrücken aus der Antike lassen sich nahezu
überall rund um das Mittelmeer nachweisen. Dabei sind eine nicht geringe
Anzahl der Brücken gegenwärtig noch in Benutzung, woraus unschwer eine
verlorene und nicht mehr erreichte Qualität im Bauwesen zu erkennen ist
(S. 91-122). Die großen Römerstraßen waren zumeist mit einem aufwendigen
Fundament und einer hochwertigen Pflasterung versehen, die sich
ebenfalls verschiedentlich erhalten hat (S. 126). Zudem zeigte ein
ausgeklügeltes System (mittels Stadiasmus bzw. Meilensteinen) dem
Reisenden die Entfernungen zu den verschiedenen Städten an. Um die
Distanzen möglichst klein und den Straßenverlauf weitestgehend gerade zu
halten, scheute man auch nicht davor zurück, buchstäblich Berge zu
versetzen (S. 125 u. 133). Doch nicht nur für den Landverkehr wurde
höchster Aufwand betrieben: Diverse Kanalanlagen sind überliefert, wovon
die spektakulärste wohl die Verbindung zwischen Nil und Rotem Meer sein
dürfte (S. 161-163). Am Ende des Buches findet sich ein knappes
Abkürzungs- bzw. Literaturverzeichnis.

Durch diese und noch weitere Aspekte antiker Ingenieursleistungen führt
Grewe seine Leser anhand von Zeugnissen aus der Zeit vom 8. Jahrhundert
v.Chr. bis in die Spätantike. Durch den unprätentiösen Stil liest sich
das reich bebilderter Buch wie ein archäologischer Führer. In der Tat
animiert Grewe seine Leser immer wieder durch knappe, aktuelle,
topographische Hinweise zu den jeweiligen Befunden diese persönlich zu
besuchen. Die zumeist vom Verfasser beigesteuerten Bilder lenken dabei
den Blick der Betrachter auch auf ausgefallene, interessante Details.
Ganz ohne Zweifel hat Grewe das selbstgesteckte Ziel erreicht: Das Buch
ist eine fesselnde Hommage an antike Ingenieure, das sich vor allem an
den interessierten Laien wendet. Allerdings macht die Tatsache, dass
Grewe die Überreste antiker Ingenieurskunst ausschließlich aus der
Perspektive des praxisorientierten Technikers betrachtet, das Buch auch
für Studenten der Altertumswissenschaften durchaus lesenswert.


Anmerkung:
[1] Beeindruckend sind allein die Zahlen für die römische Zeit: in der
Türkei 30, in Spanien 23, in Nordafrika 34 und in Syrien 23 Staudämme.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-1-089>

------------------------------------------------------------------------
Copyright (c) 2011 by H-Net, Clio-online, and the author, all rights
reserved. This work may be copied and redistributed for non-commercial,
educational purposes, if permission is granted by the author and usage
right holders. For permission please contact H-SOZ-U-KULT(a)...