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2011/01/18 22:55:33
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Nikolaus von Kues als Reformer
Datum 2011/01/20 14:36:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wadern: Vortrag Dreesen f ällt aus - stattdessen Dr. Schmitt
2011/01/01 12:58:19
valgard
[Regionalforum-Saar] Ortschronik von Silwingen
Betreff 2011/01/05 13:05:02
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Rheinstraße
2011/01/18 22:55:33
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Nikolaus von Kues als Reformer
Autor 2011/01/20 14:36:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wadern: Vortrag Dreesen f ällt aus - stattdessen Dr. Schmitt

[Regionalforum-Saar] papsturkunden

Date: 2011/01/18 22:56:54
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

From:    Harald Müller <mueller(a)...   19.01.2011
Subject: Sammelrez: I. Fees u.a. (Hrsg.): Digitale Urkundenbilder:
         Papsturkunden
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Fees, Irmgard; Roberg, Francesco (Hrsg.): Papsturkunden des 12.
Jahrhunderts: Feierliche Privilegien (= Digitale Urkundenbilder aus dem
Marburger Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden 2/III) [32 schw.-w.
Taf., DIN-A3-Format]. Leipzig: Eudora 2010. ISBN 978-3-938533-20-8; VIII
S., 32 Bl.; EUR 29,90 / 49,90.

Fees, Irmgard; Roberg, Francesco (Hrsg.): Papsturkunden der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts (1057-1098) (= Digitale Urkundenbilder aus
dem Marburger Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden 2/II) [32
schw.-w. Taf., DIN A3-Format]. Leipzig: Eudora 2007. ISBN
978-3-938533-14-7; VIII S., 32 Bl.; EUR 29,90 / 49,90.

Fees, Irmgard; Roberg, Francesco (Hrsg.): Frühe Papsturkunden (891-1054)
(= Digitale Urkundenbilder aus dem Marburger Lichtbildarchiv älterer
Originalurkunden 2/I) [35 schw.-w. Taf., DIN A3-Format]. Leipzig: Eudora
2006. ISBN 978-3-938533-08-6; VIII S., 34 Bl.; EUR 29,90 / 49,90.


Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Harald Müller, Historisches Institut, RWTH Aachen
E-Mail: <mueller(a)... für das Selbststudium und den akademischen Unterricht in
Paläografie und Diplomatik weisen meist zwei gravierende Nachteile auf:
Sie sind teuer und längst nicht an allen Universitäten vorhanden. Die
Bereitstellung im Internet hilft hier kaum weiter. Als Dozent muss man
sich deshalb oft mit notdürftig angefertigten Fotokopien behelfen, die
in punkto Abbildungsqualität zu wünschen übrig lassen, oder man muss aus
dem Fundus eigener Fotografien schöpfen. Insbesondere bei den
mittelalterlichen Papsturkunden stehen die Gesamtproduktion der
päpstlichen Kanzlei und die Zahl hochwertiger Abbildungen einzelner
Originale in einem wenig gesunden Verhältnis zueinander. Abhilfe schafft
hier seit wenigen Jahren eine neue Abbildungsserie. In bislang drei
Bänden der Reihe 'Digitale Urkundenbilder aus dem Lichtbildarchiv
Marburg' liegt nun eine überaus hilfreiche Auswahl von Papsturkunden der
frühesten Zeit bis zum Ende des 12. Jahrhunderts vor.[1] Aus dem
Marburger Bestand von rund 900 Fotografien bis zum Jahre 1250 haben die
Herausgeber in gelungener Selektion bislang 73 Papsturkunden aus den
Jahren 851-1195 in guter Schwarz-Weiß-Qualität für die Benutzung auf dem
heimischen Schreibtisch oder in Seminaren aufbereitet. Es handelt sich
dabei in weit überwiegender Zahl um päpstliche Privilegien, doch wird
ein abschließender vierter Band auch der Gattung der Litterae
angemessene Aufmerksamkeit schenken.

Die ersten beiden Bände sind chronologisch konzipiert. Zunächst wird aus
der spärlichen Überlieferung bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts auf 19
Tafeln an Originalen geboten, was deutsche Archive bereithalten.
Angesichts dieser "Vollständigkeit" muss man sich jedoch klar machen,
dass wir für diese frühen Zeiten in weit überwiegendem Maße aus zweiter
Hand schöpfen, dass die Mehrzahl der bekannten Papsturkunden nur in
Kopie überliefert ist. Der zweite Band hält am chronologischen Konzept
fest, muss aber für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts bereits
auswählen. Immerhin 24 von 29 bekannten Originalen aus deutschen und
schweizerischen Archiven werden hier geboten. Für das 12. Jahrhundert
und seine rasant ansteigende Überlieferung sahen sich Irmgard Fees und
Francesco Roberg dann gezwungen, die darzubietenden Stücke typologisch
zu trennen: 30 feierliche Privilegien in dem 2010 erschienenen Band,
eine Auswahl von einfachen Privilegien und Mandaten wird folgen.

Jeder der drei vorliegenden Bände enthält fotografische Tafeln in guter
Abbildungsqualität. Dies ist eigens hervorzuheben, denn die
Ausgangsfotos weisen zeitbedingt sehr unterschiedliche Aufnahmestandards
auf. Bisweilen fehlt deshalb ein Maßstab, mitunter auch eine Seite des
Siegels. Wiedergabe in Originalgröße wurde nicht durchgehend angestrebt.
Trotz teilweise erheblicher Verkleinerung sind die Urkunden durchgehend
lesbar, die grafischen Elemente und deren Anordnung mühelos zu
verfolgen. Jedem Band ist eine kurze Einführung vorangestellt, die das
Projekt skizziert sowie die jeweiligen Gegebenheiten und
Auswahlkriterien benennt. Hier finden sich auch eine Liste der Tafeln,
ein Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur sowie grundsätzliche
Bemerkungen zu den wichtigsten Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild
der Papsturkunden, ohne dass diese den Griff zu einschlägigen
Handbüchern ersetzen könnten. Überhaupt sind Ausstattung und
Kommentierung bewusst spartanisch gehalten, um das Vorhaben überhaupt
realisieren zu können. Die Regesten umfassen selten mehr als einen Satz
und kennzeichnen den Inhalt der Texte nur sehr pauschal. Auch die Maße
der Urkunden wären auf den Tafeln sinnvoll untergebracht gewesen. Der
Benutzer muss diese errechnen bzw. in einigen Fällen in der Einleitung
des jeweiligen Bandes nachschlagen sowie sich Sachinformationen zu den
einzelnen Stücken anhand der Verweise auf einschlägige Editionen und
Regestenwerke selbst beschaffen. Transkriptionen der abgebildeten Stücke
werden nicht bereitgestellt.

Dieser Sachverhalt erklärt sich aus der grundsätzlichen Konzeption der
Reihe 'Digitale Urkundenbilder', die von Peter Rück initiiert wurde. Er
lehrte die Fachwelt, Urkunden nicht nur als Träger inhaltlicher, zumeist
rechtlicher Information zu sehen, sondern als grafische
Gesamtkunstwerke, die auch dem illiteraten Betrachter einiges
mitzuteilen haben. Diesem Geiste verpflichtet, richtet sich das
Hauptanliegen der Reproduktionsinitiative über die Bereitstellung der
Bilder hinaus auf die visuell wahrnehmbare Entwicklung der Papsturkunde,
auf die äußeren Merkmale. Beim sukzessiven Betrachten der Tafeln fallen
die Veränderungen ins Auge, ganz gleich ob man sich auf Beschreibstoff
und Format, auf die Gestaltung der Siegel oder auf die Entwicklung des
Layouts und der Schrift konzentrieren mag. Insbesondere an den dichteren
Serien, die den Urkundenbestand von der Mitte des 11. Jahrhunderts an
dokumentieren, lässt sich dieser keineswegs linear verlaufende formale
Prozess im Detail verfolgen. Mit Spannung legt man die zehn Privilegien
Urbans II. nebeneinander und erkennt, wie der insgesamt von der Minuskel
bestimmte Duktus der Schrift gelegentlich zu Elementen der römischen
Kuriale, etwa dem sehr offenen cc-a oder charakteristischen Ligaturen
schwankt (Bd. II, Tafeln 15, 24). Selten sieht man so deutlich, dass die
Privilegien Alexanders II. teils in einer diplomatischen Minuskel
mundiert wurden (Bd. II, Tafel 4f.), teils jene traditionellen
Schriftformen der päpstlichen Kanzlei bewahren (Bd. II, Tafel 7f.),
teils mit Rota und Benevalete versehen sind (Bd. II, Tafel 4-6), teils
nur mit der Rota (Bd. II, Tafel 7f.), während drei abgelichtete Litterae
desselben Papstes mit Fuldaer Betreffen sich in einer klaren Minuskel
präsentieren (Bd. II, Tafel 9-11).

Solche Einsichten machen die drei Bände zu einem hochwillkommenen und
spannenden Anschauungsmittel für Mediävisten, die an den Produkten der
päpstlichen Kanzlei interessiert sind. In der Erschließung und kompakten
Bereitstellung von Vergleichsmaterial auf diesem Feld scheint dem
Rezensenten daher das Haupteinsatzgebiet der sehr nützlichen
Abbildungssammlung zu liegen. Auch für die Qualifizierung schon
vorgebildeter Studierender oder Doktoranden, die sich den Wissenskosmos
hinter den Fotografien selbstständig oder unter Anleitung zu erschließen
vermögen, ist sie geeignet. Vor der Verwendung im elementaren
akademischen Unterricht wären dagegen erst einige Klippen zu überwinden.
Das Studium der Tafeln macht indes auch schmerzhaft das Fehlen eines
aktuellen Handbuchs der Papstdiplomatik für die dynamische Phase des
Hochmittelalters deutlich; wie gerne möchte man die visuellen Eindrücke
durch einen analytischen Text abgestützt sehen.[2] Auch der reiche Korb,
der hier geboten wird, ist letztlich nur eine Auswahl, deren
repräsentativer Charakter jeweils mit guten Argumenten behauptet und
bezweifelt werden kann. Die Herausgeber sind sich dieser Problematik
voll bewusst und haben sich dankenswerterweise zu einer pragmatischen
Vorgehensweise entschlossen. Die drei vorgelegten Bände bereichern
unsere Vergleichsmöglichkeiten enorm, für den angekündigten vierten mit
seiner Konzentration auf die gewöhnlich etwas vernachlässigten Litterae
steht dies mindestens in demselben Maße zu erwarten. Vielleicht geben
diese Bausteine der 'Digitalen Urkundenbilder' auch dem Bemühen um ein
papstdiplomatisches Orientierungswerk für diese Zeit frischen Anstoß.

Anmerkungen:
[1] In der Reihe sind bisher ferner erschienen: Irmgard Fees / Francesco
Roberg (Hrsg.), Die ältesten Urkunden aus dem Stadtarchiv Worms
(1071-1255), Leipzig 2006; Dies. / Ders. (Hrsg.), Die ältesten Urkunden
der Erzbischöfe von Mainz (888-1109), Leipzig 2008.
[2] Thomas Frenz, Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit,
Stuttgart 1986, 2. überarb. Aufl. Stuttgart 2000, legt den Schwerpunkt
deutlich auf das spätere Mittelalter. Paulus Rabikauskas, Diplomatica
pontificia. Praelectionum lineamenta, 4. Aufl. Rom 1980, ist kaum
verbreitet und als lateinisches Vorlesungsmanuskript von Studierenden
selten zu verarbeiten.


Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Wolfgang Eric Wagner <wolfgang-eric.wagner(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2011-1-043>

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