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2024/02/23 08:19:08 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Drei preiswerte Bücher zum Th ema "Der preußische Hof" |
Datum | 2024/02/23 11:17:59 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Fwd: Tag der Archive am 2. M ärz 2024 |
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2024/02/13 08:52:52 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Neues Buch „Deutsche Auswa nderer Franz und Nikolaus Dill“ |
Betreff | 2024/02/02 14:06:58 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] noch ein Jahrestag: 2. Februar 1859 |
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2024/02/23 08:19:08 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Drei preiswerte Bücher zum Th ema "Der preußische Hof" |
Autor | 2024/02/23 11:17:59 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Fwd: Tag der Archive am 2. M ärz 2024 |
Date: 2024/02/23 08:23:05
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Niemand
darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden“.
Freiheit und Unfreiheit
in Mitteleuropa (vom Frühmittelalter bis 1989)
Organisatoren
Polnische Historische Mission, Julius-Maximilians-Universität
Würzburg;
Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń; Renata Skowrońska,
Polnische Historische
Mission, Julius-Maximilians-Universität Würzburg /
Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń; Helmut Flachenecker / Lina
Schröder,
Julius-Maximilians-Universität Würzburg; Andrzej Radzimiński,
Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń; Caspar Ehlers,
Max-Planck-Institut für
Rechtsgeschichte und Rechtstheorie; Lisa Haberkern, Stiftung
Kulturwerk
Schlesien; Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg; Kolleg
„Mittelalter und
Frühe Neuzeit” (Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg)
Ausrichter Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg
Förderer Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und
Soziales;
Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
Würzburg
Fand statt In Präsenz
Vom - Bis 28.09.2023 - 29.09.2023
Von Eva Strecker, Julius-Maximilians-Universität
Würzburg
In der epochen- und fachübergreifenden Tagung wurden sowohl das
Konzept wie
auch der Begriff der Sklaverei und deren verschiedene Ausprägungen
im
europäischen Raum – begonnen mit einem zusammenfassenden Blick der
Alten
Geschichte bis zum Ende des 20. Jahrhunderts – thematisiert. Das
absichtlich
vage formulierte Thema wurde von Vertretern verschiedener
Disziplinen und
Spezialisten verschiedener Epochen aus mehreren Ländern rezipiert,
so dass zum Ende
der Tagung ein breites und buntes Netz aus Vorträgen für eine
finale Diskussion
der gefundenen Unterschiede und Gemeinsamkeiten an Arten der
Unfreiheit
entstanden war.
SZYMON OLSZANIEC (Toruń) begann mit dem spätrömischen Reich, das
mittlerweile
keine Expansionskriege mehr führte und auch schon in geraumer Zeit
keinen
militärischen Erfolg zu verzeichnen hatte. Somit war deren
Hauptquelle an
Sklaven nicht mehr zugänglich; stattdessen wandten sie sich
verschärft dem
Sklavenhandel zu, insbesondere die Gothen waren Hauptopfer dessen.
Auch
römische Einwohner wurden versklavt, entweder als juristische
Strafe oder
beispielsweise durch Verkauf durch die eigenen Eltern. Eine
Konstante in dem
römischen Umgang mit Sklaven war deren Stand als Besitzgegenstand
des Herren:
Erst ein Gesetz aus dem Jahr 319 n. Chr. verbat Mord oder schwere
körperliche
Verletzung des Sklaven als Bestrafung.
Mittelalterliche Arten der Unfreiheit wurden besonders im Hinblick
auf die
Rolle der Kirche untersucht. So stellte THOMAS WETZSTEIN
(Eichstätt-Ingolstadt)
die Verbindung zwischen Rechtslehre und Sklaverei her, da beide
sich schon
während römischer Zeit parallel zueinander entwickelten.
Kirchenrecht
formulierte Freiheit zwar als Geschenk Gottes, die Sklaverei wurde
aber als
durch die Erbsünde bedingten Naturzustand der Menschen angesehen.
Die Kirche
war der Sklaverei also nicht abgeneigt, wusste sie den Nutzen von
Sklaven doch
perfekt einzusetzen. Vielmehr formulierten sie die Gleichheit
aller Menschen
als Auftrag für die Zukunft. Der Vortrag durch EDUARD VISINTINI
(Mainz)
bestätigte diese Beteiligung sowie Weiterführung römischer
Sklaverei im
Mittelalter durch die Kirche und führte weiter aus, dass Sklaven
in klarem
Kontrast zu Gefangenen gesehen werden müssen und hier ein
Unterschied zwischen
gerechter und ungerechter Unfreiheit formuliert wurde. Das
Mittelalter führte
die Unfreiheit der Römer also weiter und rechtfertigte sie nun
biblisch. Hier
stieß die Tagung auch zuerst auf die Problematik des Begriffes:
die ancillae im
Kontrast zu Sklaven, slaves, serfs, Leibeigenen, dem lateinischen
servus – die
Quellensprache des Mittelalters macht eine exakte Begrifflichkeit
ebenso
schwierig wie die Antike.
Mit dem Vortrag durch JACEK BOJARSKI (Toruń) und MAŁGORZATA
DERECKA (Olsztyn)
wurde eine archäologische Sichtweise auf den (Un-)Freiheitsbegriff
geworfen: In
den von ihnen untersuchten Grabstätten ging es um die
gesellschaftlichen Zwänge
von insbesondere Frauen – und wie diese auch über den Tod hinaus
bestanden,
bedingt durch ihre Pose im Grab und Status als Grabbeigabe für
Männer. Dieser
von dem viel diskutierten Sklavereibegriff klar unterschiedenen
Druck, dem Mann
in den Tod zu folgen, und die Romantisierung dessen als eine Art
der Unfreiheit
warf erstmals die Frage des Bewusstseins auf – inwieweit ist es
von Relevanz
für die Forschung, ob die Zeitgenossen den beschriebenen Zustand
ebenfalls als
Unfreiheit kategorisieren würden?
Die Vorträge mit einem epochalen Schwerpunkt in der Frühen Neuzeit
gingen insbesondere
auf die Religionsfreiheit als verwehrtes Gut und die
Kriegsgefangenschaft als
eine zeitlich begrenzte Unfreiheit ein. WOLFGANG WÜST
(Erlangen-Nürnberg)
stellte die Kopplung von gesetzlicher Unfreiheit und
gesellschaftlichem-sozialen Zwang am Beispiel des Kirchenzwangs im
Anschluss
des Augsburger Religionsfrieden 1555 dar. Wo „Policeyordnungen“
nicht galten –
wie in Reichsstädten – oder wo es trotz des an den Landesherren
gebundenen
Religionszwangs beispielsweise ökumenische Beziehungen gab, griff
oft
persönlicher Ausschluss aus der Familie und damit verbundene
Enterbung als
soziale Einschränkung.
Sowohl MICHAŁ KURAN (Łódź) wie auch JAKUB SYTNIEWSKI (Opole) boten
beide eine
Perspektive auf eine polnische Geschichte der Freiheit. Kuran ging
hier auf die
„Beschreibung des sarmatischen Europas“ ein, in welcher der Autor
Alexander
Guagnini die Sklaverei als Antonym zu Freiheit sieht und somit
einem freien
Polen im Weg steht: „die Freiheit [öffne] die Tür zur
Unabhängigkeit”.
Sytniewski ging auf die Angriffe der Tataren und die folgenden
Verschleppungen
ein. Die hier Gefangenen wurden zeitgenössisch nicht für ihre
unfreiwillige
Unfreiheit verurteilt und hatten verschiedene Optionen, um ihre
Freiheit wieder
zu erlangen: Lösegeldzahlungen, Freilassungen, Flucht,
Befreiungsmission
(Rettung), die Konversion zum Islam oder in seltenen Fällen auch
„Pobratymstwo“
(= Blutsbrüderschaft). Die Art und Weise, wie Gefangene behandelt
wurden und
welche Optionen ihnen damit offen waren, hing von ihrem Stand ab.
Mit dem 19. Jahrhundert liefen manche Formen der Unfreiheit
langsam aus.
ANDRZEJ MICHALCZYK (Bochum) und JAN OCKER (Kiel) gingen beide auf
das
umstrittene Konzept der Leibeigenschaft ein, insbesondere deren
Auslaufen im
19. Jahrhundert: Mit dem wachsenden Industrie- und
Dienstleistungssektor wurden
die klassischen Formen der Leibeigenschaft für Feldarbeit immer
obsoleter,
diese endeten auch in deutschsprachigen Gebieten um diese Zeit.
Doch Freiheit
war damit nicht gegeben, weder Zug- noch Berufsfreiheit waren
überall
vorhanden. Auch KAVEH YAZDANI (Connecticut) sprach über den Wandel
zur
Lohnarbeit, dieser bedeutete jedoch keineswegs freiere
Arbeitsmöglichkeiten.
Vielmehr unterstrich Yazdani, wie fest Sklaverei und Unterdrückung
durch
Lohnarbeit Teil des nun entstandenen Kapitalismus waren. Die
europäischen
Kolonien waren nur durch Sklaverei profitabel zu halten und
lediglich mit den
Kolonien funktionierte der Motor der modernen Industrie. Die
Unfreiheit nahm
somit mehr zu als tatsächlich ab. Lohnkürzungen erwiesen sich als
effizienter
in Europa als Sklaverei und wurden so Teil der Wirtschaft.
VOLODYMYR ABASCHNIK (Charkiw) stellte mit seiner Diskussion zur
Geschichte der
Universität Charkiw den Gedankenaustausch deutscher und polnischer
Gelehrter
sowie den Einfluss vor, den dieser auf Diskussionen zu Freiheit
von Lehre und
Wissenschaft hatte, insbesondere deren Unterdrückung durch das
zarische
Russland.
Die Vorträge mit Schwerpunkt im 20. Jahrhundert konzentrierten
sich
insbesondere auf den politischen und gezielten Einsatz von
Freiheitsentzug
unter anderem in Form von Unterdrückung der Pressefreiheit und
Gefängnissen.
ALEXANDRA PULVERMACHER (Klagenfurt) gab mit einem Fallbeispiel aus
dem
besetzten Polen und der dort eingeführten Schutzhaft die bis dato
genaueste
Angabe an, wie der Freiheitsentzug exakt verlief, von
fadenscheinigen Gründen
für Verhaftungen, die dann zu einer “Schutzhaft” in KZs führte,
oft mit
massiven Sterberaten. Die brutale Vorgehensweise führte zu einem
massiven
Zulauf für den polnischen Widerstand. Die hier gezielt eingesetzte
Unfreiheit
war willkürlich und grausam.
Ein letztes Beispiel an Unfreiheit kam von BARTOSZ KALISKI
(Warschau), der an
dem Beispiel des tschechischen Journalisten Jiří Lederer
(1922–1983) die
Möglichkeiten und Folgen einer zensierten und politisierten Presse
ausmachte –
eine Art der Unfreiheit, die sowohl den Journalisten sehr
persönlich, aber auch
dessen potenzielle Leser im Hinblick auf die Informationen, die
ihnen frei
zugänglich sind, einschränkt.
Durch die offene Themenstellung war es jedem Referenten möglich,
seine
persönliche Interpretation des Freiheits- und Unfreiheitsbegriffes
in Bezug zum
jeweiligen Feld zu geben. Auch deshalb waren die Themen so bunt
und machten
eine schlüssige und zusammenfassende Schlussfolgerung schwierig.
Der
abschließende Austausch war bestimmt durch Diskussion über die
Semantik des
Sklavereibegriffes, wobei der allgemeine Schluss war, dass bei
Bezug auf
Quellen immer das in der Quelle verwendete Wort in Originalsprache
anzumerken
sei und gerade das englische slave durch die amerikanischen
Baumwollplantagen
vorbelastet ist und ein Diskurs, der natürlich immer nötig bleibt,
mit Nuance
in dieser Hinsicht erfolgen muss.
Die Zeit der Tagung erlaubte nur einen kleinen Einblick in ein
riesiges Feld
der Freiheits- und Unfreiheitsforschung. Gerade der
interdisziplinäre und
epochenübergreifende Ansatz machte hier den Eindruck, dass kaum
die Oberfläche
des Themas angekratzt werden konnte. Man kann hier bestimmt noch
mehr Forschung
und Diskussion erwarten.
Konferenzübersicht:
Szymon Olszaniec (Toruń): Slavery in the late Roman Empire – An
overview
Thomas Wetzstein (Eichstätt-Ingolstadt): Freiheit und Unfreiheit
im
mittelalterlichen Kirchenrecht
Kaveh Yazdani (Connecticut): Political economy, capitalism and
discourses on
free and unfree labor, ca. 17th to 19th centuries
Volodymyr Abaschnik (Charkiw): Beitrag polnischer und deutscher
Gelehrter zu
Freiheitsdiskussionen an der Universität Charkiw in der ersten
Hälfte des 19.
Jahrhunderts
Wojciech Mrozowicz (Breslau): Freiheit als Wert in der
schlesischen
Historiografie und Hagiografie des Mittelalters
Michał Kuran (Łódź): Freedom and enslavement of nations and
individuals in the
European Sarmatian Chronicle (1611) by Alexander Gwagnin
Krzysztof Kwiatkowski (Toruń): Unfreie im spätmittelalterlichen
Preußen.
Zwischen Krieg und Besiedlung
Jakub Sytniewski (Opole): About mutual experience of captivity.
The situation
of prisoners of war from the Polish-Lithuanian state in the Crimea
and Tatars
captives in Polish-Lithuanian Commonwealth in 17th century
Alexandra Pulvermacher (Klagenfurt): Die Anwendung der
„Schutzhaft“ im
besetzten Polen am Beispiel der „Intelligenzaktion Zichenau“
Jacek Bojarski (Toruń) und Małgorzata Derecka (Olsztyn): Auch nach
dem Tod
zusammen. Freier Wille oder Religions- und Gesellschaftdiktat?
Eduard Visintini (Mainz): Rightful and Unrightful Unfreedom in the
Early Middle
Ages: The Case of Merovingian Church
Sebastian Kalla (Freiburg): Die ancillae im Hochmittelalter. Ein
Fortbestehen
der Sklaverei?
Wolfgang Wüst (Erlangen-Nürnberg): Konfessionszwang und
Kirchenzucht nach dem
Religionsfrieden von 1555. Religiöse Unfreiheit im Heiligen
Römischen Reichs
Deutscher Nation im Spiegel von Kirchen-, Policey- und
Strafordnungen
Jan Ocker (Kiel): „das unsere undersaten [...] unsere liebeigen
seindt“.
Gedanken zur Geschichte, Struktur und Wahrnehmung der
Gutswirtschaft in
Holstein, Mecklenburg und Pommern (16. bis 19. Jahrhundert)
Andrzej Michalczyk (Bochum): Der Wandel soziokultureller Haltungen
und
Erwartungen in einer Post-Leibeigenschaft-Gesellschaft.
Oberschlesien im langen
19. Jahrhundert
Marta Baranowska (Toruń) und Paweł Fiktus (Breslau): Analysis and
criticism of
the Slavery Convention of September 25, 1926 in Polish political
and legal
thought of the interwar period
Bartosz Kaliski (Warschau): Das tschechische Schicksal? Journalist
Jiří Lederer
(1922–1983) – Opfer zweier totalitären Systeme
Zitation
Eva Strecker, Tagungsbericht: Freiheit und Unfreiheit in
Mitteleuropa (vom
Frühmittelalter bis 1989), In: H-Soz-Kult, 23.02.2024, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/fdkn-142091>.