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Autor | 2023/08/01 22:04:11 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Spurensuche in Spichern - auf einer Website |
Date: 2023/08/01 18:39:15
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
heute in der Saarbrücker Zeitung:
Gefallene
von 1870/71 -
Geschichtsbuch zum Ehrenfriedhof in Saarbrücken
Neues
Buch von Roland
Isberner und dem Heimatkundlichen Verein Warndt widmet sich
detailliert dem
Saarbrücker Ehrental.
Von Marco
Reuther Redakteur
Man sollte meinen, schreckliche Dinge werden nicht vergessen.
Doch die Zeit
vergeht, und dann passieren manchmal auch Dinge, die noch
schrecklicher sind,
wie der Zweite- und der Erste Weltkrieg, die den vorherigen
Krieg, den von
1870/71, fast in Vergessenheit geraten lassen. Es gibt aber
noch sichtbare
Erinnerungen an diesen Krieg, der in seinen ersten Tagen auch
direkt bei
Saarbrücken tobte, auf den Spicherer Höhen, wo preußische
Truppen die Soldaten
Napoleons III. in einer blutigen Schlacht besiegten.
Noch sichtbar sind dieser Krieg und diese Schlacht deshalb,
weil ein Teil der
Gefallenen ihre letzte Ruhe im „Ehrental“ fand. Heute liegt
der Friedhof mit
den alten Grabsteinen im Deutsch-Französischen Garten. Roland
Isberner
vom Heimatkundlichen Verein Warndt hat sich in einer
Neuerscheinung sehr
detailliert den alten Grabstätten gewidmet.
Der Deutsch-Französische Krieg 1870/1871 tobte zwischen dem
letztlich besiegten
Frankreich und dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens
und den
verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden
und Hessen-Darmstadt.
Als Auslöser gilt ein Streit zwischen Frankreich und Preußen
um die spanische
Thronkandidatur des Prinzen Leopold von
Hohenzollern-Sigmaringen. Am 19. Juli
1870 erklärte Frankreich unter Kaiser Napoleon III. – ein
Neffe Napoleons
I., der sich an die Macht geputscht hatte – Preußen den Krieg.
Entgegen der
Erwartung des Kaisers, der im Laufe des Krieges abdanken
musste uns sich in
Gefangenschaft begab, traten die vier süddeutschen Staaten in
den Krieg ein.
Die Schlacht am Spicherer Berg wurde hochstilisiert, war aber
nicht
entscheidend. Ein Ergebnis des Krieges war die Gründung des
Deutschen Reichs.
Frankreich musste diesem Elsaß-Lothringen abtreten. In dem
Krieg, er dauerte
keine zwölf Monate, kamen fast 190.000 Soldaten ums
Leben, mehr als
230.000 wurden verwundet.
Auf gut 160 Seiten im DIN-A-4-Format zeigt „Das Ehrental –
Grabstätte zum Krieg
1870/71 im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken“ viele
farbige
Abbildungen: Fotos der Grabsteine und Denkmäler, alte
Postkarten, Drucke und
Todesanzeigen. Mit dem Buch, so Isberner im Vorwort, wolle er
auch den auf den
Denkmälern genannten Namen ein Gesicht geben. Was er jedoch
auf keinen Fall
wolle, sei eine Glorifizierung des Krieges – an dieser Stelle
zitiert er Kurt
Tucholsky mit den Worten: „Jede Glorifizierung eines Menschen,
der im Krieg
getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.“
Der kleine Friedhof wurde zum Platz der letzten Ruhe sowohl
für Deutsche als auch
Franzosen, teils während der Kämpfe getötet, teils an den
Verwundungen
gestorben – die medizinische und hygienische Situation war
schlecht. Aber auch
später verstorbene Veteranen des Krieges sind hier bestattet.
Roland Isberner hat zudem beschrieben, warum und wie der
Friedhof im damaligen
„Mockental“ entstand. Geweiht wurde er am 16. Oktober 1870.
Schon während der
Schlacht von Spichern wurden Gefallene nicht nur auf den
Friedhöfen von
Saarbrücken und St. Johann (heute Echelmeyerpark) beigesetzt:
Auch direkt am
Spicherer Berg entstanden Einzel- und Massengräber. So kam man
in beiden Städten
überein – Saarbrücken und St. Johann wurden erst 1909 vereint
–, die
Begräbnisstätte in unmittelbarer Nähe anzulegen, zumal man
wusste, dass dort
schon 1814 in Saarbrücken gestorbene französische Soldaten
beigesetzt worden
waren.
Der Ankauf des Geländes und das Anlegen des Friedhofs kosteten
6000 Taler, das
Kriegsministerium beteiligte sich mit 2000 Talern. Schon bis
April 1871 wurden
457 deutsche und französische Soldaten, darunter fünf
Offiziere beigesetzt. Nur
44 von ihnen waren direkt in der Schlacht gefallen, die
anderen kämpften noch
lange um ihr Leben, erlagen den Wunden erst Tage oder Wochen
später. Weitere in
Folge der Kämpfe Verstorbene folgten, so auch 1890, als etwa
80 Leichname aus
anderen Grabstätten ins Ehrental überführt wurden. Hinzu kamen
noch Veteranen
des Krieges – darunter Honoratioren der Stadt – die den Krieg
überstanden und
nach ihrem natürlichen Tod im Ehrental beigesetzt worden
waren. Bis 1903 waren
dort insgesamt etwa 500 Tote beigesetzt.
Der Name „Ehrental“ geht offenbar auf zwei Redakteure der
Saarbrücker Zeitung
zurück – Fritz Hofer und Conrad Herrmann: Offenbar hatte es
spätestens Anfang
September 1870 Beschwerden über wegen der schieren Menge nicht
christlich
bestatteten Soldaten gegeben. Da nun aber die Todeszahlen in
den Lazaretten
zurückgingen, solle man doch wieder zu würdevollen
Einzelbestattungen
übergehen, so der Vorschlag in der SZ, die auch eine Sammlung
für Särge anstieß
und den Namen „Ehrental“ anregte, statt wie bis dahin
„Mockenthal“ oder
„Galgendelle“.
Roland Isberner geht auch auf die zahlreichen – heute teils
verschwundenen – Denkmäler auf dem Gelände und deren
Inschriften ein. Vor allem
widmet er sich aber ausführlich den Einzel-Gräbern,
insbesondre soweit dort
noch die Namen der Verstorbenen zu erkennen sind, denn teils
sind sie heute
nicht mehr lesbar. Es war sicher eine Fleißarbeit, denn zu
etlichen Personen
hat der Heimatkundler noch genauere Informationen oder auch
die Todesanzeigen
zusammengetragen, alphabetisch geordnet von „Bieter, Karl“,
von dem nur bekannt
ist, dass er mit 82 weiteren Unglücklichen in einem Massengrab
endete, bis zu
„Zwicke, Adolf“, Generalarzt a.D., dessen letzten Ruheplatz
ein prunkvoller
Grabstein ziert und der zu den Glücklichen gehörte, die sich
nach der Schlacht
vom 6. August 1870 noch eines langen Lebens erfreuen durften –
er starb erst am
29. Mai 1914 mit 68 Jahren – während eine Reise an einem
„Herzschlag“ in Bern –
und wurde als Kriegsveteran im Ehrental beigesetzt. Zwickes
Sohn hatte um
dessen Beisetzung im Ehrental gebeten, aus Isberners Buch geht
aber auch
hervor, dass mancher Mann schon zu Lebzeiten bestrebt war,
nach seinem Ableben
einen Platz auf dem Ehrenfriedhof zu bekommen.
Wobei es in den Gräbern tatsächlich eine nahezu reine
Männergesellschaft ist.
Nur eine einzige Frau findet sich darunter, obwohl es auch
andere wie sie gab:
Katharina Weißgerber, genannt Schultze Kathrin (1818-1886),
die sich offenbar
auch während der Kampfhandlungen um verwundete preußische
Soldaten gekümmert
hatte. Durch Spenden nach einem Aufruf in der Saarbrücker
Zeitung wurde der
Frau, die fast mittellos gestorben war, das Grab im Ehrental
finanziert.
Das Buch „Das Ehrental – Grabstätten zum Krieg 1870/71“
(29,80 Euro) von Robert
Isbernerg gibt es beim Heimatkundlichen Verein Warndt per
E-Mail an: