Suche Sortierung nach Monatsdigest
2017/12/10 08:26:54
Harald Reviol
Re: [Regionalforum-Saar] Himmelswege
Datum 2017/12/11 10:03:28
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Frauen fordern!
2017/12/08 12:56:42
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Die Weihnachtsgeschichte in Pennsylvania Dutch
Betreff 2017/12/29 22:24:18
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Ein Spitzelbericht
2017/12/10 00:15:40
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Himmelswege
Autor 2017/12/11 10:03:28
Roland Geiger
[Regionalforum-Saar] Frauen fordern!

[Regionalforum-Saar] Ein Brief aus Amerika

Date: 2017/12/10 18:45:01
From: Roland Geiger <alsfassen(a)...

aus den Frankfurter Nachrichten von 1948

Ein Brief aus Amerika

 

„Frau X von der Versöhnungsgesellschaft in Y hat mir Ihren Namen gegeben, und ich habe für Sie eine Schachtel gepackt. Mein Mann ist Geistlicher an einer kleinen Dissenterkirche in unserer kleinen Stadt, und unsere Gemeindemitglieder hatten einige Dinge herbeigebracht, die Sie und Ihre Kinder, dachte ich, vielleicht gehrauchen könnten. Die Sachen sind nicht sehr elegant, aber wir wählten diese besonderen Gegenstände aus in der Hoffnung, daß jeder eine Lücke ausfüllt. Der rote Sweater muß leider gestopft werden, aber ich lege etwas Wolle und eine Nadel bei — stechen Sie sich nicht, wenn Sie ihn auspacken! Ich dachte, Sie wollten ihn vielleicht für eine kleinere Person umarbeiten, deshalb habe ich mir nicht die Zeit genommen, ihn selbst zu stopfen. (Es hätte ewig gedauert, und ich dachte, es läge Ihnen daran, das Paket bald zu bekommen.)

 

Da ist auch noch ein blauer Schneeanzug, durch und durch geflickt und getragen, aber es ist so viel guter Wollstoff im Futter, daß ich hoffe, Sie können es für ein kleineres Kind umändern. Bitte denken Sie nicht, Sie müßten ihn unbedingt brauchen, wenn er zu zerrissen ist. Zögern Sie nicht, Staubtücher daraus zu machen, wenn er nicht mehr tragbar ist. Sie finden eine Spule Garn und noch eine Nadel zur Hilfe beim Stopfen.

 

Einige von diesen Kleidungsstücken kamen von einer Familie in unserer Gemeinde, die vier Kinder und ein unbedeutendes Einkommen hat. Aber sie haben viele treue Freunde, die Ihnen ihre „Wos-was-its" („Wem gehörten sie") senden, — so genannt, weil man, wenn jemand in einem neuen Kleidungsstück erscheint, diese Frage an ihm zu richten pflegt. Gewöhnlich sind aus sehr gutem Stoff. Daher flickt Mrs. W. und vererbt die Stücke von einem Kind auf das nächste, und daher sind sie nicht mehr in bester Verfassung, wenn wir sie an Sie schicken.

 

Ich weiß nicht, ob Sie Kerzen brauchen oder nicht, aber die Kerzenstümpfe kamen von der Kirche, und vielleicht kennen Sie jemand, der sie braucht. Die übrigen Dinge in der Sendung sind nicht allzu wunderbar, aber vielleicht können sie helfen, Lücken auszufüllen.

 

Wir wollen nicht versprechen, regelmäßig Pakete zu schicken, aber wenn es etwas gibt, das Sie besonders brauchen, so könnten wir darauf achtgeben, wenn Sie es mich bitte wissen lassen. Manchmal können wir in der Gemeinde besondere Aufrufe wegen etwas Speziellem machen, die Leute sind hilfreich. Unsere Leute sind alle sehr freundlich, aber manchmal haben sie nicht genug Einbildungskraft, sich anderer Leute Nöte klarzumachen.

 

John und ich leben sehr einfach auf einer kleinen Farm, wo wir versuchen, die geringe Nahrungsmittelmenge hervorzubringen, die wir brauchen. Wir haben Milchziegen und Hühner und bebauen jedes Jahr unseren Garten. Es ist ein ungewöhnlich schneereicher Winter mit strenger Kälte gewesen. Wir haben ziemlich viel Holz für die Feuerstellen hacken müssen, um die Kohlen zu strecken, da sie sehr teuer sind.

 

Aber obwohl der Schnee noch auf dem Boden liegt und für morgen noch mehr angesagt ist, muß der Frühling gekommen sein, denn letzte Woche hat unsere Milchziege Zwillingszicklein bekommen. Wir haben sie schon hinausgelassen, und sie toben ums Haus mit dem Hund und der Katze. Es macht viel Spaß, sie so mutwillig zu sehen. Die Mutter gibt etwa einen guten Liter Milch am Tag, die jetzt die Zicklein trinken, aber sie werden in wenigen Wochen entwöhnt werden. Es wird gut sein, wieder frische Milch zu bekommen. Seit Dezember sind wir ohne sie ausgekommen.

 

Wir würden sehr gerne von Ihnen hören, wenn das Paket ankommt, und bitte lassen sie mich wissen, ob Sie irgend etwas Besonderes brauchen. Bitte grüßen sie die beiden kleinen Mädchen und sagen Sie ihnen, daß wir ihre Freunde sind. Ich hoffe sehr, daß das kleine blaue Kleid einem von ihnen paßt. Es war nett, die Knöpfe anzunähen und sich die junge Dame vorzustellen, die es tragen würde. Wir werden in unseren Gebeten oft an Sie denken.

 

Ihre Freundin N. N.

 

NB: Ich habe Frankfurt auf der Landkarte gefunden."