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Datum | 2017/06/12 20:10:24 Roland Geiger [Regionalforum-Saar] Politische Fussball-Mythen |
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2017/06/04 13:00:08 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] egesten und Register, Netzwerke und Karten - Neues und altes Werkzeug des Historikers |
Autor | 2017/06/05 14:45:35 Rolgeiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] ein Aufatmen gehts durchs Land |
Date: 2017/06/12 09:09:04
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
heute in der SZ:
Alsweiler (red) Beinahe wäre die erste deutsche
Dampfeisenbahn nicht 1835 zwischen Nürnberg und Fürth, sondern
1819 im Saargebiet gefahren. Aber nur beinahe. Denn die aus
England importierte Lok konnte in Saarbrücken einfach nicht
zum Laufen gebracht werden. Daher fand die Geburtsstunde des
deutschen Eisenbahnwesens eben in Franken statt – und nicht im
Saarland. Der Eintrag in die Geschichtsbücher wurde verpasst.
Der saarländische Bahnlinienausbau nahm dann erst ab 1848
richtig Fahrt auf – eine wichtige Triebfeder der
Industrialisierung des Saarreviers im 19. Jahrhundert. Und
diese hatte unumkehrbare Auswirkungen auf das Leben der
Menschen, auf Wirtschaft und Gesellschaft. Auch im St.
Wendeler Land. Und dies sorgte dafür, dass das Saarland eine
politische und kulturelle Eigenständigkeit bilden konnte.
Darüber referierte Thomas Störmer im Hiwwelhaus. Ein Vortrag,
der Teil einer Reihe war, die die vergangenen 500 Jahre in der
Region beleuchtet. „Das heutige Saarland war zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein
Agrarland und das St. Wendeler Land gehörte wegen der kargen
natürlichen Gegebenheiten zu den Armenhäusern Mitteleuropas“,
sagte Störmer vor über 50 Zuhörern. Beschwerlich somit das
alltägliche Leben der einfachen Menschen: Sie lebten von dem,
was die Felder hergaben, hielten Vieh, waren Handwerker oder
Tagelöhner, nicht wenige suchten ihr Glück in der Ferne. Doch
dies änderte sich allmählich. Denn die industrielle Revolution
setzte ein: Revolutionäre Fortschritte in Technik und
Wissenschaft – etwa bei der Dampfmaschine – sorgten dafür,
dass Kohle und Erze in Massen gefördert, vor Ort verarbeitet
werden konnten, dass Fabriken mit rauchenden Schloten aus dem
Boden sprießen, wo einstig Bauern und Handwerker im Schatten
der Fördertürme, im Takt der Maschinen ihr täglich Brot
verdienen konnten. Zollschranken wurden abgebaut, die
Massenproduktion begann. In Preußen, dann ab 1870/1 im neu
gegründeten Deutschen Reich, gab es drei wichtige Zentren
dieser Entwicklung: Oberschlesien, das Ruhrgebiet und das
Saarrevier. Kohle und Stahl prägten, dazu Glas und Keramik. Jedoch: Der nördliche Teil bleib weiterhin ländlich geprägt.
Störmer: „Hier bleiben viele Menschen in ihren Dörfern und
wandern am Wochenanfang zu ihren Industriearbeitsplätzen. An
den Wochenenden kehrten sie zu ihren Familien zurück und
betreiben eine kleine Landwirtschaft.“ Der Bergmannsbauer
hatte hier sein zuhause. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes brachte Erleichterung, für die
Arbeiter, die nun bequemer an ihre Arbeitsstätte kamen, für
die Kohle, für die Waren, die nun schneller und in Massen
transportiert werden konnten. Ein Ausbau, der mit der 1860
eröffneten Rhein-Nahe-Bahn, die Neunkirchen und Bingerbrück am
Rhein verband, auch das St. Wendeler Land durchschnitt. Kein
einfacher Bau. Störmer: „An der Bahnbaustelle arbeiteten ab
1857 bis zu 10 000 Menschen. Das Projekt wurde jedoch aufgrund
des schwierigen Geländes zu einer der damals teuersten
Eisenbahnen in Deutschland. 15 Tunnels, 55 große Brücken
mussten gebaut werden. Hinzu kamen 17 Bahnhöfe oder
Haltepunkte, im heutigen Kreis mit St. Wendel und Türkismühle
jedoch bloß zwei.“ Die Industrialisierung führte freilich auch zu sozialen
Spannungen. Rechte hatten die Arbeiter in den Gruben und
Hütten zunächst kaum, mühsam mussten sie sich diese erkämpfen.
Ein Vorkämpfer: Nikolaus Warken aus Hasborn. 1851 geboren,
Bergmann, Mitbegründer des Bildstocker Rechtsschutzvereines,
Streikführer. Erbarmungslos ging die Obrigkeit gegen ihn und
den Verein, der die Rechte der Kumpel schützen wollte, vor.
Mit Erfolg. Der Verein wurde aufgelöst, Warken verbrachte
seine letzten Tage als Landwirt in Hasborn. Eine Episode der
Arbeiterbewegung, die deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Wie
auch die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert begann,
das Saarland formte und zu dem machte, was es heute ist.
Störmer: „Am Vorabend des Ersten Weltkriegs hat sich die
Saargegend zum Industriewunder gemausert. Vor den
Schattenseiten der Industrialisierung verschließt man
allerdings die Augen: Stickige Luft und verschmutzte Flüsse
werden damals als Begleiterscheinung des Aufstiegs
hingenommen.“ [Irgendwo auf der Website der Kulani steht der ganze Vortrag
- allein, ich habe ihn noch die Website nicht mehr gefunden] Am Rande Die Abschlussveranstaltung der Vortragsreihe
beschäftigt sich mit dem 20. Jahrhundert: am Sonntag, 18.
Juni, 16 Uhr, in der Bosener Mühle am Bostalsee. Referenten:
Paul Burgard und Klaus Brill. |