Für die Kurzentschlossenen
„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart
verstehen und die. Zukunft gestalten.“
Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler
Am Sonntag, den 11.06.2017, bieten Klaus Burr und Hans-Joachim
Hoffmann um 15.00 Uhr eine weitere Führung über den jüdischen
Friedhof Ottweiler an. Während die Stadtführungen, gestaltet von
historischen Figuren, wie z.B. dem Oberamtmann oder dem
Stadtschreiber, die „Glanzzeiten“ der historischen Entwicklung
Ottweilers aufzeigen, erinnern die Führungen über das „unbequeme
Denkmal Jüdischer Friedhof“ an eine dunkle Seite der
Stadtgeschichte, nämlich an das Werden und die gewaltsame
Auslöschung des jüdischen Lebens. Die Referenten stellen jedoch
nicht den letzten Aspekt in den Mittelpunkt ihrer Erläuterungen,
sondern sie bemühen sich vielmehr darum, einerseits die
untergegangene Kultur des Judentums, zwar eingegrenzt auf den
jüdischen Totenkult und die Grabkultur, andererseits den positiven
Beitrag der jüdischen Gemeinde Ottweiler während der Dauer ihres
Bestehens den Besuchern zu vermitteln. Dabei lassen sie sich von
der Überzeugung leiten, die August Bebel (1840 – 1913), der
Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, als
notwendig für politisches Gestalten formulierte: „Nur wer die
Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft
gestalten.“
Klaus Burr beschreibt zu Beginn der Führung die Entstehung und
Entwicklung der jüdischen Gemeinde Ottweiler, bevor Hans-Joachim
Hoffmann an Beispiel dieser Gemeinde, also auf lokaler Ebene,
aufzeigt, dass sich Zuwanderer mit anderem kulturellen Hintergrund
in eine Gemeinschaft integrieren können, um dadurch auch ihren
Beitrag zur positiven Entwicklung in der lokalen Gesellschaft zu
leisten. Stellvertretend seien an dieser Stelle Samuel Levy, der
Lehrer der jüdischen Elementarschule Ottweiler von 1825 – 1875,
sowie sein Sohn, der Sanitätsrat Dr. Bernhard Levy (1831- 1885),
genannt; Dr. Bernhard Levy übernahm auf Beschluss der
Stadtverordnetenversammlung 1877 auch die Stelle des Armenarztes
der Stadt Ottweiler gegen ein festes jährliches, bescheidenes
Honorar. Neben der Skizzierung der Lebenswege der Familie Levy
gibt Hoffmann Informationen zu Grabinschriften und einzelnen
Symbolen.
Erfreut zeigten sich die Initiatoren der Friedhofsführungen, dass
abermals ein Gast aus Israel einen Deutschlandaufenthalt nutzte,
um von Offenbach aus einen Abstecher zum Grab seiner Urgroßeltern
auf dem Jüdischen Friedhof Ottweiler zu machen: Gil Michels
besuchte am 15. Mai Ottweiler und sah seinen Besuch auch als
Anerkennung für das Bemühen der Stadt Ottweiler, ihre jüdische
Geschichte nicht zu vergessen.
Mit der als Motto gewählten Aussage August Bebels sprechen die
Friedhofsführer dieses Mal ganz bewusst auch einmal die Mitglieder
der Ortsräte und des Stadtrates Ottweiler an und laden sie ein,
durch ihre Teilnahme an dieser Friedhofsführung zu dokumentieren,
dass ihnen die Aufarbeitung der NS-Zeit in Ottweiler im Zuge der
„Aktion Stolpersteine“, die mit der Erforschung der politisch
Verfolgten aus den Reihen der SPD und KP fortgesetzt werden soll,
am Herzen liegt.
Zur Aufarbeitung der NS-Zeit und zur Erinnerung an die letzten
jüdischen Bewohner Ottweilers verfasste Hans-Joachim Hoffmann die
Dokumentation „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit...! Beitrag zur
Erinnerungskultur und Lokalgeschichte Ottweilers“. Dieses 405
Seiten umfassende Buch (ISBN 978-3-946313-01-4) kann zum Preis von
€ 19.80 erworben werden bei:
Archäologie - Büro & Verlag - Glansdorp, Kantstraße 32, 66636
Tholey
Hans-Joachim Hoffmann, Adolf-Kolping-Weg 7, 66564 Ottweiler
(06824-7990)
Sparkasse Neunkirchen, Filiale Wilhelm-Heinrich-Straße, 66564
Ottweiler
Presse-Shop Ottweiler, Inhaberin Hannelore Henn,
Wilhelm-Heinrich-Straße 13, 66564 Ottweiler.
Die Führung über den jüdischen Friedhof Ottweiler erfolgt in
Kooperation mit der KVHS Neunkirchen. Aus organisatorischen
Gründen bat die KVHS um vorherige Anmeldung. Eine Teilnahme ist
jedoch auch ohne Anmeldung bei der KVHS möglich.
Klaus Burr und Hans-Joachim Hoffmann sowie die KVHS freuen sich
auf Ihren Besuch.
Termin: Sonntag, 11.06.2017
Uhrzeit: 15.00 Uhr
Treffpunkt: Aufgang zum Friedhof in der Straße Maria-Juchacz-Ring
(ca. 80 m hinter der Abzweigung Karl-Marx-Straße - Nähe
Wohnheim AWO) Dauer: ca. 1 ½ Stunde