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[Regionalforum-Saar] Ausstellung „Inka – Gold. Macht. Gott“ im Völklinger Weltkulturerb e

Date: 2017/05/05 23:44:47
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

heute in der SZ:

„3000 Jahre Kultur wurden ausradiert“

Die Ausstellung „Inka – Gold. Macht. Gott“ im Völklinger Weltkulturerbe widmet sich der großen Kultur der Inka – die 1532 mit einem Schlag endete.

Von Tobias Kessler

Völklingen Ein halbes Jahrtausend alt ist diese Geschichte, aber eigentlich ganz von heute, dank des stabilen menschlichen Faktors Gier. Um den Konflikt von Ideologien geht es, um Kapitalismus und Kolonialismus; um Auslöschung von Kultur und um moderne Kriegsführung, unter anderem mit biologischen Kampfstoffen – Krankheiten, Pocken etwa, eingeschleppt von den Eroberern.

1532 stach der Spanier Francisco Pizarro in See, befeuert vom Mythos eines an Gold unendlich reichen Landes in Südamerika. Pizarro fand das Reich der Inka – und eroberte es. Unglaublicherweise betrat er das riesige Reich doch mit nicht einmal 200 Soldaten; aber moderne Waffentechnik – Gewehre und Kanonen – versetzte die Inka ebenso in eine Schockstarre wie die merkwürdigen, den Inkas völlig unbekannten Tiere der Spanier – Pferde. Pizarro und der spanischen Krone ging es ums Gold, das bei den Inka eine ganz andere Rolle spielte als in Europa: Kein Zahlungsmittel war es, sondern Teil ihrer Mythologie vom Göttlichen, Teil ihrer religiösen Riten und dabei meist den höchsten Priestern und Herrschern vorbehalten. Eroberer Pizarro sah das ganz anders und ließ die Schmelzöfen befeuern: Mythisch unterfütterte Kunst wurde zu schnöden Goldbarren. Über 180 Tonnen Gold und 16 000 Tonnen Silber verschiffte er in den ersten Jahren nach Europa, was dort eine Edelmetall-Inflation und auf den Finanzmärkten Turbulenzen auslöste. Pizarro und seine Mittäter wurden reich – denn nur 20 Prozent des Goldes landete letztlich bei der Krone.

Die Völklinger Ausstellung „Inka – Gold. Macht. Gott“ zeigt im Weltkulturerbe nun 220 Exponate, die die Eroberung überstanden haben – allesamt Beigaben aus Gräbern. Die meisten stammen aus dem Larco Museum in Peru, dazu kommen Stücke aus dem Musée des Jacobins d'Auch, aus dem Pariser Musée de l'Armée, aus dem Weltmuseum Wien und aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim.

Das Gold der Inka glänzt hier prachtvoll, allerdings nicht zum ersten Mal: 2004/2005 lief die Ausstellung „InkaGold“, mit 193 000 Zuschauern der ganz große Publikumserfolg des Weltkulturerbes. Das macht eine neuerliche Schau natürlich zu einer attraktiven Idee. Ist sie nun eine Wiederholung oder etwas gänzlich Neues? Weder noch, sagt Meinrad Maria Grewenig, Direktor des Weltkulturerbes. Man habe nur knapp ein Fünftel der jetzigen Exponate auch schon in der vorigen Schau sehen können. „Und wir legen jetzt einen viel stärkeren Fokus auf den Konflikt zwischen Alter und Neuer Welt“, sagt er. Auch vertiefe man „das Weltkonzept der Inka“, eine starke Dualität von Himmel und Erde, Göttlichem und Menschlichem. Wobei der höchste Inka sozusagen eine Führungskraft beider Welten war – ein Staatschef von Gottes Gnaden.

In einem goldfarbenen Durchgang beginnt und endet die Ausstellung; die Eroberung ist in der Verdichterhalle der erste Schwerpunkt: Rüstung, Schwert, Helm und ein Gewehr (eine anderthalb Meter lange Hakenbüchse) zeigen die Waffentechnik, die die Inkas besiegte, denen Eisen ebenso unbekannt war wie Schießpulver. „So wurden 3000 Jahre Kultur ausradiert“, sagt Grewenig.

Da wirkt es wie eine gnädige Idee der Ausstellungsleitung (Frank Krämer und Team), die Schau mit dem gewaltsamen Ende der Inka-Kultur zu beginnen – danach kann man sich der zuvor blühenden Kultur widmen, deren Exponate dann in der Zeit zurückwandern und damit nicht dem eigenen Untergang entgegen. Stücke aus der Zeit zwischen 1500 vor Christus bis zum Untergangsjahr 1532 nach Christus sind zu sehen: kunstvolle Kultgefäße aus Keramik etwa, manchmal in Form mythischer Schreckensfiguren (wie dem „Enthaupter“), manchmal mit filigranen Szenen versehen. Da gibt es Gesichtsschmuck in Gold und Silber (Symbole für Tag und Nacht), eine vergoldete Kupferpfeife und ein Opfermesser aus Kupfer – die Inka opferten Menschen und sammelten das Blut in kunstvollen Gefäßen, von denen viele zu sehen sind.

Ähnlich wie bei der jüngsten Buddha-Ausstellung glänzen die goldenen Farben höchst reizvoll und kontrastreich zwischen den schwarzen Maschinen in der Gebläsehalle. Doch während man bei den vielen Buddhas manchmal den Eindruck des Frontalunterrichts hatte, sind die Exponate hier abwechslungsreicher, verständlich erklärt und ein ästhetisches Vergnügen – sieht man von einer peruanischen Kindermumie ab, einer Leihgabe der Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen, dem traurigsten Stück der Schau.

Der Besuch der Ausstellung lohnt sich sehr; allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass manche erotische Darstellung oder der ein oder andere recht großzügig bemessene Keramik-Phallus bei den Jüngsten neugierige Fragen aufwerfen könnten.

Die Ausstellung öffnet morgen um 10 Uhr und läuft bis 26. November. Katalog: 298 S., 29,50 Euro. Ein Besucherservice informiert über Führungen und das Begleitprogramm: Tel. (0 68 98) 910 01 11, www.voelklinger-huette.org