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2015/06/20 09:29:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] (Kein Thema)
Datum 2015/06/21 10:22:27
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Heilkraft der Gewürze""
2015/06/21 23:39:09
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] War and Geography
Betreff

2015/06/20 09:29:40
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
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Autor 2015/06/21 10:22:27
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag "Die Heilkraft der Gewürze""

[Regionalforum-Saar] weit weg von allem

Date: 2015/06/20 09:30:56
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heute in der SZ:
 
 

Weit weg von allem

Nostalgische Dorfansichten: In Niederstinzel im krummen Elsass scheint die Zeit still zu stehen

Schon der Name lässt Abgeschiedenheit ahnen. Entfernt von Städten und Zentren liegt Niederstinzel, ein Ort in der Grenzregion Lothringen. Aber Niederstinzel war auch die Heimat eines genialen Tüftlers.

Von SZ Mitarbeiter

Georg Bense

Niederstinzel. Wenn im Frühjahr der Raps blüht, beherrscht Gelb die Landschaft. An den Rändern der Chaussee taucht er zwischen Büschen und Baumreihen auf. Gehüllt in die Stille über einer sanft strukturierten Landschaft mit Bodenwellen und Talsohlen, die der Schriftsteller Ludwig Harig als „Alphabet der Erdoberfläche“ beschrieben hat. So liegt Niederstinzel zwischen Worten und Sätzen einer Landschaft am Ufer der Saar, die hier noch in jugendlicher Unbekümmertheit auf ihrem Weg aus dem Massiv des Donon Richtung Mosel unterwegs ist.

Die verschachtelten Häuser des kleinen Dorfes, das 250 Einwohner zählt, hangeln sich die Hänge des Flusstales hinauf. Eine Brücke führt nach drüben, zum linken Saarufer, wo auf dem stillgelegten Bahnhof keine Reisenden warten. Mit rostigen Schildern und bröckelnden Bahnsteigkanten versucht das Gebäude an alte Zeiten zu erinnern. Niederstinzel ist ein Schauplatz kleiner Dörflichkeiten. Wer hierher kommt, den erwartet nichts, was die Welt bewegt.

In diese Weltabgeschiedenheit hinein wurde am 25. März 1884 Georges Imbert geboren. Ein Technikfreak.Ein genialer Erfinder. Seine Idee vom Holzgasgenerator belebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Hoffnungen der Autobauer auf Unabhängigkeit von flüssigen Brennstoffen. Jedes Schulkind der 40er Jahren wusste was ein Imbert ist: Ein Holzgasgenerator, damals zu Tausenden am Heck von Pkw und Lkw unterwegs. Heute stehen die Autos mit den riesigen, holzbefeuerten Boilern nur noch im Museum. Mit Kriegsende 1945 begann der unaufhaltsame Niedergang der Imbert-Generatoren. Das Vorhandensein und die bequeme Handhabung flüssiger Brennstoffe lies das Interesse an festen Betriebsstoffen schwinden. 1949 konnten die Imbert-Werke ihre 550 Arbeiter nicht mehr bezahlen. Ihr Patriarch starb 1950 in seinem Haus in Sarre-Union, zwei Jahre später nur wurde die Fabrik aufgelöst. Geblieben ist ihr Ruhm als Sinnbild technischer Vergänglichkeit.

Ein Sinnbild historischer Vergänglichkeit liegt auch inmitten der Graslandschaft von Niederstinzel: die Ruine Geroldseck. Reste einer Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert. Errichtet auf den Resten einer römischen Anlage gilt sie als die älteste Burganlage Lothringens. Maurice Barrès, eine der literarischen Ikonen Lothringens, hat nachdenklich vor dem Zerfall einstiger Macht gestanden: „Diese armseligen Steine haben keine Form und keine Geschichte mehr; aber sie werden durch eine stille, traurige Landschaft eingerahmt.“ Zu literarischem Ruhm kam der verfallende Klotz durch den Schriftsteller Johann Michael Moscherosch, der im 30-jährigen Krieg zeitweise als Amtmann im nahen Finstingen (Fénétrange) tätig war. Er hat die Ruine zum Schauplatz eines Romans gemacht. Heute ist Niederstinzel ein Ort, der die Tage ruhig vorbei gehen lässt, bis sich vielleicht mal wieder ein kreativer Kopf von ihm inspirieren lässt.

Auf einen Blick

Nach Niederstinzel nimmt man von Saarbrücken aus am besten die Autobahn 4 in Richtung Straßburg. An der Ausfahrt Sarre-Union wechselt man auf die D8 Richtung Fénétrange bis nach Niederstinzel. red