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2014/10/27 09:22:03
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] fusionen
Datum

2014/10/22 23:26:15
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Vortrag über Vermißtensch icksal im Ersten Weltkrieg
Betreff 2014/10/06 09:07:25
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] Zur Erinnerung an (den) g roßen Kleriker
2014/10/27 09:22:03
Roland Geiger via Regionalforum-Saar
[Regionalforum-Saar] fusionen
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[Regionalforum-Saar] Widerstand gegen den Widerstand

Date: 2014/10/27 10:43:38
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...

Guten Morgen,
 
eigentlich hätte der nachfolgende Zeitungsartikel im Regionalforum nicht unbedingt etwas zu suchen, wenn er nicht ein Thema anspräche, das mir durchaus auf der Seele liegt. Nämlich: was man wie und wann über wen sagen darf. Nehmen Sie als Beispiel, was geschieht, wenn ich nach eingehender Recherche mich objektiv über jüdische Bürger in St. Wendel äußere. Objektiv, d.h. entsprechend dem, was ich dort recherchiert habe. Denn dann spreche ich von Gutem und von Schlechtem und lasse weder das eine noch das andere aus. Und dann gibt es richtig Ärger. Die meisten Aussagen über die Juden gerade während des Dritten Reiches sind subjektiv, weil sie bewußt nichts Negatives enthalten. Einmal, weil das nicht ins Konzept paßt, zum anderen aus "Angst" vor Reaktionen.
 
Das nachfolgende Interview betrifft die freie Rede - am Beispiel der Radikalen, die sie am liebsten unterbinden würden.
 
Roland Geiger
 
heute in der SZ: 

„Man muss das Radikale benennen dürfen“

Kabarettist Dieter Nuhr über Errungenschaften der Bürgergesellschaft und Vorwürfe, er hetze gegen den Islam

Nachdem der Osnabrücker Muslim Erhat Toka Anzeige gegen den Kabarettisten Dieter Nuhr erstattet hat, setzt dieser sich jetzt zur Wehr. Der Vorwurf, er sei ein „islamophober Hassprediger“ sei absurd, sagt Nuhr, der wegen ironischer Bemerkungen zum Islam in die Kritik geraten war. Im Interview mit Merkur-Mitarbeiter Ralf Jüngermann erklärt er, warum er sich nicht den Mund verbieten lässt.

Herr Nuhr, haben Sie als erstes gelacht, sich geärgert oder sich Sorgen gemacht, als Sie hörten, dass ein Moslem Sie angezeigt hat und Sie als „islamophoben Hassprediger“ bezeichnet hat?

Nuhr: Ich habe gelacht, weil das einfach komisch ist. Das ist die übliche Methode der Verdrehung, mit der Radikale arbeiten. Sie wenden den Vorwurf, der sie zu Recht trifft, gegen ihre Kritiker. Den Trick kennen auch die Nazis, die dann scheinbar für Meinungsfreiheit demonstrieren. Geärgert habe ich mich erst, als ich durch das große Medienecho zum Skandalisierungsobjekt geworden bin. Da habe ich keine Lust drauf. Ich möchte in Ruhe auf Tournee gehen, sagen, was ich denke, Menschen treffen, diskutieren.

Religiöser Fanatismus ist seit vielen Jahren ein Leitmotiv in Ihren Programmen. Warum?

Nuhr: Weil ich Fundamentalismus jeder Art, auch den religiösen, gefährlich finde. Ich möchte so leben, wie ich will und mir das nicht von irgendwem vorschreiben lassen. Die Freiheit der Bürgergesellschaft halte ich für eine immense Errungenschaft. Die 68er haben seinerzeit einen wichtigen Teil dazu beigetragen. Heute, wo es zum ersten Mal seit langem ernsthafte Gegner gibt, die diese Bürgergesellschaft angreifen, tun sie sich leider schwer damit, diese klar zu benennen. Die Bürgergesellschaft hat leider zu wenige wahrnehmbare Fürsprecher. Und bei Themen, bei denen es so heikel wird wie beim Islam, wird das Feld den Rechten überlassen. Das ist ein fataler Fehler. Weil es dazu führt, dass diejenigen, die sich da zu Wort melden, das ganze Thema gleich mit diskreditieren. Wenn jemand grölt: „Deutschland muss rein bleiben, Islam raus“, kann und darf man das nicht ernst nehmen.

Haben Sie Sorge, dass nun wieder alle in einen Topf geworfen werden, die friedlichen Moslems und die Fundamentalisten?

Nuhr: Das ist das Tragische an dieser Debatte. 99,9 Prozent der Muslime in Deutschland verstehen den Koran nicht als konkrete Handlungsanweisung, sondern sehen ihn in seinem historischen Kontext. Man muss allerdings das Radikale und Gefährliche benennen dürfen, ohne dass daraus eine Stigmatisierung der großen Masse wird. Selbstverständlich sind auch beim Islam die Dinge nicht schwarz-weiß. Weder sind alle Muslime nett und anständig, wie mancher Multi-Kulti-Romantiker uns weis machen will. Noch sind alle gefährlich, nur weil es ein paar Verrückte unter ihnen gibt. Hilfreich wäre sicher, wenn sich die große Masse der Vernünftigen selbst immer wieder klar von den Verrückten distanzieren würde.

Ist das Recht, verspottet zu werden, ein Grundrecht, das auch für Religionsgemeinschaften gilt?

Nuhr: Selbstverständlich. Dieses Recht hat jeder Sportverein und jede Religion. Wenn mir jemand sagt, eine Pointe beleidige seine religiösen Gefühle, entgegne ich: „Und Ihr Fundamentalismus beleidigt mein Gefühl für Logik.“ Das heißt aber nicht, dass Satire alles darf. Beschimpfungen, Beleidigungen, Hetze sind nie wertvoll.

Die Debatte hat unglaubliche Wucht entfaltet. Was schreiben Ihnen die Menschen?

Nuhr: Ich habe Vergleichbares nie erlebt. Meine Statements auf Facebook haben über drei Millionen Menschen gesehen. Die Kommentare, die ich auf Facebook bekomme, sind nicht so polarisierend wie die Diskussion in den Medien suggeriert. Die große Mehrheit ist dankbar für das, was ich anspreche, übrigens auch etliche Muslime.

Sie sind in Ihren Programmen gar nicht mit der Axt unterwegs, sondern eher mit kleinem Besteck, mehr sezierend als holzend. Wundert es Sie, dass gerade Sie so eine Debatte lostreten?

Nuhr: Vielleicht ist es in einem Skandalisierungsumfeld gerade das, was besonders auffällt: Leise und unaufgeregt die Dinge zu sagen, die gesagt werden müssen. Es nutzt nichts, wenn man vor lauter verständlichen Ansprüchen, nämlich ausländerfreundlich, frauenfreundlich, religionsfreundlich und für Meinungsfreiheit zu sein, verstummen muss, wenn sich diese Werte mal nicht alle gleichzeitig bedienen lassen. Zum Beispiel muss man einfach mal feststellen dürfen, dass das Grundrecht auf Datenschutz sehr wichtig ist, das Grundrecht, nicht in die Luft gesprengt zu werden, am Ende aber noch wichtiger. Und dass man in unserem Land zum ersten Mal seit 1945 wieder aufpassen muss, was man sagt, wenn man keine physische Gewalt erleiden will.