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2014/09/18 20:07:28 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] "Widerstand an der Saar 1935-1945" |
Datum | 2014/09/20 09:25:48 anneliese.schumacher(a)t-online.de [Regionalforum-Saar] "Luise, eine unangepasste Herzogin Vortrag 26. Sept. |
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2014/09/01 15:45:09 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] das Gerberhandwerk in St. Wendel |
Betreff | 2014/09/06 08:36:32 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Ein gewaltiges Mühlrad trei bt die Säge an |
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2014/09/18 20:07:28 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] "Widerstand an der Saar 1935-1945" |
Autor | 2014/09/21 17:48:30 Roland Geiger via Regionalforum-Saar [Regionalforum-Saar] Konf: "Die Hütte brennt ." - Feuer im Kontext von Bauwerken |
Date: 2014/09/18 21:01:16
From: Roland Geiger via Regionalforum-Saar <regionalforum-saar(a)...
Die Pfarrei im späten Mittelalter -
Rezension Wohl kaum eine Institution prägte im späten
Mittelalter so sehr das Leben der Menschen wie die Pfarrei. Bei Historikerinnen
und Historikern hat sie dennoch wenig Aufmerksamkeit gefunden. Nicht zuletzt
liegt dies daran, dass sich die traditionelle Geschichtswissenschaft, wie sie im
19. Jahrhundert geprägt wurde, vor allem den überregionalen, politisch
relevanten Institutionen der katholischen Kirche zuwandte: dem Papsttum, den
Orden, den Bistümern. Um dem vernachlässigten Thema die gebührende
Aufmerksamkeit zu verschaffen, spannt der vorliegende Band einen weiten
thematischen Bogen. Nachdem Enno Bünz kurz in Geschichte und
Probleme der Forschung eingeführt hat, widmet sich Wolfgang Petke der
Entwicklung der Pfarrei in Früh- und Hochmittelalter, vor allem in
kirchenrechtlicher Hinsicht. Seine Ausführungen über die Entwicklung vom
Eigenkirchen- zum Patronatsrecht, über die Entstehung der Pfründe und der
Territorialpfarrei sind in Zukunft als Einstieg in die behandelten Sachverhalte
wie in die Forschungsfragen zu benutzen.
Harald Müller führt die kirchenrechtliche Betrachtung
weiter in das Spätmittelalter. Es zeigt sich, dass die Pfarrei in den Texten des
Corpus iuris canonici nicht systematisch abgehandelt wurde, doch regelten
einzelne Bestimmungen Punkte, die oft strittig waren. Dies entsprach der
Eigenart des mittelalterlichen Kirchenrechts. In diesem Fall war eine umfassende
Regelung ohnehin besonders schwierig, weil die Pfarrei zu vielgestaltig war und
zu viele Bereiche des Lebens betraf. Das Verhältnis der Pfarrei zu den Obrigkeiten
behandelt Christoph Volkmar anhand aussagekräftiger Beispiele vor allem aus
Thüringen und Sachsen. Die Bischöfe verfügten zwar über umfangreiche Befugnisse
und Pflichten zur Kontrolle der Geistlichen wie der Kirchen, konnten diese aber
nicht ausüben, teils aufgrund mangelnden Interesses, vor allem aber aufgrund
konkurrierender Ansprüche der Patrone, der Archidiakone – und der politischen
Gewalten. Denn viele Fürsten versuchten im späteren Mittelalter immer wieder,
Einfluss auf das Kirchenwesen ihres Machtbereichs zu nehmen, manche Städte taten
es ihnen gleich. Nicht aber größere Missstände oder geringerer Eifer bei deren
Bekämpfung hätten letztlich zur Kritik an der Kirche geführt, so schließt
Volkmar ganz richtig, sondern die gestiegenen Ansprüche der Laien – Ansprüche,
so müsste man hinzufügen, die gerade von Geistlichen geweckt worden waren.
Mit Pfarreien in Städten beschäftigt sich Felicitas
Schmieder. Sie stellt heraus, dass die Zahl der Pfarrkirchen und überhaupt die
Anzahl und Lage der Kirchen in einer Stadt von den jeweiligen rechtlichen,
politischen und siedlungsgeografischen Gegebenheiten und Entwicklungen abhing.
Insbesondere gab es keinen Zusammenhang zwischen der Größe der Stadt und der
Zahl der Pfarrkirchen. Andreas Odenthal bietet einen breit angelegten,
grundlegenden Überblick über ein Thema, das bislang noch nicht umfassend
behandelt wurde: die Liturgie in Pfarrkirchen. Neben einigen allgemeineren
Tendenzen zeigt sich, wie individuell sich die Praxis in jeder einzelnen
Pfarrkirche gestaltete. Eine weitgehend vernachlässigte Quellengattung stellt
Franz Fuchs vor: die Pfarrbücher, d. h. Aufzeichnungen, die Pfarrer oder ihre
Vertreter über den Besitz und die Einnahmen der Pfarrei anfertigten. Den
Reichtum dieser Quellen belegt Fuchs, indem er ein solches Buch und seinen Autor
Paul Gössel, Pfarrer von Gebenbach bei Amberg in der Oberpfalz, näher vorstellt.
Viele anschauliche Details zum Alltag des Pfarrers bieten sich hier, bis hin zu
Größe und Mobiliar des Pfarrhauses, wo sogar „zwei stul zu heimlicher notdurft“
belegt sind. Gabriela Signori behandelt die erhöhte Wertschätzung,
die dem Taufsakrament seit dem Basler Konzil zugemessen wurde, und spürt diesem
Phänomen nicht nur in Synodalstatuten, sondern auch in der Tafelmalerei nach und
wendet sich schließlich den Taufsteinen zu, die im 15. Jahrhundert in den
Pfarrkirchen vermehrt gestiftet wurden. Marc Carel Schurr behandelt exemplarisch städtische
Pfarrkirchen im deutschen Südwesten in Hinblick auf ihren Bau und Ausbau,
besonders aber als symbolischen Ausdruck von politischen und religiösen
Bestrebungen der jeweiligen Städte. Eine Stiftung von Laien, die durch ihren finanziellen
Umfang und ihre Strahlkraft ungewöhnlich war, behandelt der materialreiche
Aufsatz von Heinrich Dormeier. Insgesamt begünstigten nur wenige Stiftungen in
Lübeck die Pfarrkirchen der Stadt; bevorzugt wurden vielmehr Klöster und – ab
der Mitte des 15. Jahrhunderts – Bruderschaften. Eine Ausnahme bildeten die
Marienhoren, die 1462 in der Marienkirche, der größten Pfarrkirche der Stadt,
von 40 Angehörigen der führenden Familien eingerichtet wurden. Die Stiftung
wurde immer mehr ausgeweitet. Schließlich gründete man auch eine Bruderschaft,
die sich der Marienverehrung widmete. Bald entstanden ähnliche Marienhoren an
den anderen Pfarrkirchen Lübecks und in anderen Hansestädten.
Arnd Reitemeier beschreibt vor allem anhand von
Quellen aus der Pfalz und dem Südwesten des Reichs die sehr vielgestaltigen und
von Ort zu Ort unterschiedlich ausgeprägten Rechte, Pflichten und Funktionen der
Pfarrgemeinde. Diese sollte z.B. den Pfarrer ökonomisch unterstützen,
insbesondere durch die Zehntzahlung, sich finanziell am Unterhalt des
Kirchengebäudes beteiligen und den Glöckner entlohnen. Außerdem wirkte sie beim
Sendgericht mit, das ein Beauftragter des Bischofs jährlich abhielt. Zu guter
Letzt stellten die Kirche und der Friedhof als Orte, an denen sich die
Pfarrkinder trafen, auch Kommunikationszentren dar. Insgesamt trugen die
ländlichen Pfarrgemeinden schon im Mittelalter dazu bei, dass sich die Bewohner
eines Dorfs als Gemeinschaft verstanden und von anderen Siedlungen abgrenzten.
Die Funktionen von Dorfkirchhöfen in Westfalen
untersucht Werner Freitag. Ihre Nutzung beschränkte sich nicht darauf, ein
Begräbnisort zu sein. Vielmehr wurden sie häufig befestigt, wobei nicht die
„gezielte fortifikatorische Nutzung“ (S. 386) im Vordergrund stand, sondern die
Aufbewahrung der Agrarprodukte im sogenannten Spieker. Später wurde dieses
Speichergebäude auch als Aufwärmstube und Wohnung genutzt, ja es finden sich auf
manchen Kirchhöfen sogar mehrere Wohngebäude; es handelte sich um die
Unterkünfte der Dorfarmen. Wiederum erweist sich, dass der Kirchhof auch ein
Platz der Kommunikation unter den Lebenden war, ein Versammlungsort der
Dorfbewohner nämlich – auch deswegen, weil dort oft ein Wirtshaus stand. Alle
diese Nutzungen förderten wie ein Katalysator die Gemeindebildung.
Am abschließenden Resümee von Enno Bünz zeigt sich
indirekt eine Eigenart des Bandes wie des Themas. Bünz fasst im Wesentlichen nur
die Erträge der einzelnen Beiträge zusammen und formuliert eine Reihe weiterer,
lohnender Forschungsaufgaben. Übergreifende Ergebnisse formuliert er nicht,
allenfalls scheinen Leitmotive auf. Ein oberflächlicher Leser könnte angesichts dieses
auffälligen Befunds womöglich weitergehen und mäkeln, dass es in einigen
Beiträgen gar nicht um eine Pfarrei oder um Pfarreien an sich gehe, sondern nur
um Dinge, die irgendwie mit Pfarreien zusammenhängen: um Pfarrkirchen
(hinsichtlich ihrer Lage und ihrer Architektur), um einzelne Dinge in der
Pfarrei (wie Kirchhof, Pfarrhaus oder Pfarrpfründe) oder in der Kirche (wie
Messstiftungen oder Taufbecken). Die Feststellung als solche wäre auch durchaus
richtig, ganz falsch aber die Auffassung, dass dieser Umstand einen Mangel
darstelle. Ganz im Gegenteil: Die Wichtigkeit der Pfarrei in der
spätmittelalterlichen Gesellschaft zeigt sich gerade daran, dass man sie nicht
isoliert betrachten kann. Derart eng verwoben ist jede Pfarrei mit ihrem Umfeld,
dass jeder Blick auf sie zwangsläufig zur Sozial-, Kirchen-, Rechts-, Alltags-
oder Liturgiegeschichte führt und wahrscheinlich gleich mehrere dieser Felder
berührt. Ferner ist jede Pfarrei durch ihr Umfeld derart stark geprägt, dass
kaum eine der anderen gleicht. Genau deswegen lässt sich der Ertrag des ganzen
Bandes gar nicht dadurch erfassen, dass man drei oder vier Ergebnisse
präsentiert, womöglich gar schlagwortartig verknappt. Der wichtigste Beitrag des
Bandes zur Forschung ist es vielmehr, diese Vielfalt und Anpassungsfähigkeit der
Pfarrei sowie die daraus resultierende unlösliche Verquickung mit
unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft gebührend hervorzuheben: „Die“
Pfarrei gab es nicht. „Pfarreien“ aber drängen sich der Geschichtswissenschaft
als attraktiver, erkenntnisträchtiger Gegenstand
auf. Titel:
Die Pfarrei im späten Mittelalter Reihe:
Vorträge und Forschungen 77 Herausgeber:
Bünz, Enno; Fouquet, Gerhard Ort:
Ostfildern Verlag:
Jan Thorbecke
Verlag Jahr:
2013 ISBN:
978-3-7995-6877-7 Umfang/Preis: 439 S., 49
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