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[Regionalforum-Saar] schlagzeilen von der front

Date: 2014/07/07 11:09:28
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letzten Freitag in der SZ:
 
 

Schlagzeilen

von

der Front

Saarbrücker Ausstellung zeigt den

Ersten Weltkrieg im Spiegel der Presse

Das Deutsche Zeitungsmuseum zeigt im Ausweichquartier Saarbrücker Schlosskirche, wie sich der Erste Weltkrieg in großen Zeitungen wie in Schützengraben-Blättern niederschlug. Eine interessante Ausstellung, die aber auch Fragen aufwirft.

Von SZ-Redakteur

Oliver Schwambach

Saarbrücken. Wer seine Schau exakt mit dem Anpfiff des WM-Spiels Deutschland gegen Frankreich startet, nämlich heute um 18 Uhr, muss entweder charmant weltvergessen sein oder an sein Tun glauben. Letzteres sollte wohl auf Roger Münch und sein Team vom Deutschen Zeitungsmuseum zutreffen, das nun am Ausweichstandort Saarbrücker Schlosskirche zu Gast ist; das Wadgasser Stammhaus wird derzeit saniert.

Bemerkenswert auf jeden Fall: Generalkonsul Frédéric Joureau und Bildungsminister Ulrich Commerçon wollen heute als Schirmherren gemeinsam die Ausstellung „Euphorie und Untergang. Im Trommelfeuer der Schlagzeilen: Der Erste Weltkrieg“ eröffnen. Ein französischer Diplomat und ein deutscher Minister, Vertreter jener beiden Nationen, die vor 100 Jahren sich bis an die Zähne bewaffnet gegenüber standen, jetzt Seit' an Seit': Mit Blick auf die Historie, die jetzt in der Schlosskirche dokumentiert wird, nimmt man das nicht mehr so selbstverständlich.

Für die kleine Ausstellung nun schöpft das Zeitungsmuseum vor allem aus seinen reichen Beständen und zeigt die letzten Friedens- und erste Kriegstage im Sommer 1914 im Spiegel deutscher Titelblätter – von der „B.Z.“, dem „Berliner Tageblatt“ und der „Vossischen Zeitung“ etwa. Viel Hauptstadtpresse; regionale Blätter bleiben da außen vor. Merkwürdig bei einer regionalen Schau.

Doch es lohnt, im Schummerlicht der Schlosskirche (ein eigentümlicher Kontrast zwischen Sakralraum und gedruckter Kriegsrhetorik) die eng gesetzten Zeilen zu entziffern. Denn anders als später bei der gleichgeschalteten deutschen Presse der NS-Zeit, entdeckt man hier noch Untertöne. Der Krieg wurde nicht herbeigeschrieben, sondern eher als „unvermeidlich“ angesehen, so Ausstellungs-Kurator Christian Göbel. Trotzdem waren viele Redaktionen willfähriges Sprachrohr des Kaisers und der Obersten Heeresleitung. Allein sozialdemokratische Blätter nahmen eine andere Haltung ein. Mit Kriegsbeginn im August wurden dann die Schlagzeilen größer, kürzer, martialischer: „Zu den Waffen!“ hieß es in einer Extra-Ausgabe der „Deutschen Tageszeitung“ vom 1. August 1914.

Gegen diese offizielle, naturgemäß stark gefärbte Berichterstattung stellen die Ausstellungsmacher den Blick der Soldaten an der Front. In Schützengraben-Zeitungen wie „Der Drahtverhau“ notierten die Soldaten, was sie bewegte – von der Güte der Verpflegung bis zum Kriegsalltag. Anfangs noch unzensiert waren das oft quasi auch „Bier-Zeitungen“ von der Front. Die Soldaten wollten sich auch ablenken, setzten Witz, Zeichnungen nicht mehr ganz korrekt bekleideter Damen und Reime gegen das Grauen in den Schlachten. Gedruckt wurde meist in kleineren Druckereien in der Etappe. Da sind auch französische Exemplare zu sehen – wie „Le Front“ mit Illustrationen fast in Hergé-Manier, dem Vater von „Tim und Struppi“.

Einige wenige Schauobjekte – Uniformen, Helme, Waffen, Orden und ein Chirurgenbesteck – sollen die Reihung der „Flachware“ Zeitung hinter Glas auflockern. Was durchaus glückt. Doch die Information dazu bleibt dürftig. „Fliegerpfeil“ heißt es nur neben einem stählernen Mordwerkzeug, dass Piloten über gegnerischen Linien abwarfen. Dieses Wissen aber muss sich der Besucher von sonst woher beschaffen. Sträflicher aber noch: Französische Erklärungen unter den einzelnen Objekten fehlen vollends.

Gelungen dagegen der Ansatz im letzten Abschnitt der Ausstellung, dem Massenhaften dieses Krieges ein konkretes Schicksal entgegenzusetzen: Der St. Ingberter Bergmann Heinrich Gehring zog in einen „unterirdischen Krieg“. Er grub Stollen unter den feindlichen Linien, um dort Sprengladungen zu legen.

Im Ganzen eine durchaus interessante Schau, wenn auch mit Schwächen. Und mit rund 200 Exponaten kaum tagesfüllend. Allerdings bleibt so noch Zeit für die „Künstlerschicksale im Ersten Weltkrieg“, die aktuell im Saarlandmuseum zu sehen sind, sozuagen das ideale Komplementärstück.

5. Juli bis 19. Oktober, Di-So, 10-18 Uhr, Museum in der Schlosskirche Saarbrücken.