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2014/03/29 08:36:58
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag "Flugzeugabstürze im Zweiten Weltkrieg"
Datum

2014/03/24 08:42:37
Rolgeiger
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[Regionalforum-Saar] Konf: Widerstand an der Saar 1935-1945 -
2014/03/29 08:36:58
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[Regionalforum-Saar] Vortrag "Flugzeugabstürze im Zweiten Weltkrieg"
Autor 2014/03/22 20:06:19
Stefan Reuter
[Regionalforum-Saar] Ortsname BUTZ

[Regionalforum-Saar] Im Schmuckkästchen wird vie l geboten

Date: 2014/03/29 08:45:42
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heute in der SZ:
 
 Heimatmuseen im Saarland

Im neugestalteten Stadtmuseum Wadern sollen 2500 Jahre Regionalgeschichte erklärt werden

Im Saarland gibt es mehr als 100 Museen, in denen die Besucher den Lebenswegen und den Arbeitswelten der Vorfahren begegnen können. In einer Serie stellen wir Museen vor und suchen Antworten auf die Frage: Wie war das anno dazumal?

Von SZ-Mitarbeiter

Dieter Gräbner

Wadern. Das Stadtmuseum Wadern befindet sich im ehemaligen Oettinger Schlösschen. Bei dem Gebäude handelt es sich um ein barockes Schmuckstück mit einer langen Vorgeschichte. Erbaut wurde es 1759 von Graf Joseph Anton von Oettingen-Sötern und Baldern, dessen Familie vor den Wirren der Französischen Revolution floh. Es war dann mal Bauernhof, später auch Wirtshaus. 1893 wurde eine Apotheke in den unteren Räumen untergebracht. Dann wechselten die Besitzer.

Nach 1960 stand es leer und drohte zu verfallen. Daher plante, wie nachzulesen ist, „die Stadt Wadern dessen Abriss“. Engagierte Heimatfreunde und Bürger mit Willy Weinen, dem späteren Museumsleiter an der Spitze, kämpften für die Rettung des Oettinger Schlösschens. Mit staatlicher Hilfe wurde es saniert und restauriert und als Veranstaltungsort und Museum 1978 eröffnet. Wadern erhielt damals nach dem Zusammenschluss von 14 Gemeinden die Stadtrechte. Das Stadtmuseum war das erste Heimatmuseum in der Region.

Der nächste Einschnitt kam 2009. Wieder stand man vor der Frage: schließen oder investieren? Man entschied sich für die Sanierung. Nach einer Bauzeit von zwei Jahren wurde es im Oktober 2013 wieder eröffnet. „Seitdem heißt es Stadtmuseum Wadern“, erzählt Petra Lauk vom Kulturamt. Und Museumsleiterin Christina Pluschke sagt: „Wir erklären und dokumentieren hier 2500 Jahre der Geschichte der Region.“

Unser Rundgang beginnt vor einem großen Bild, auf dem Kinder, Frauen und Männer, gekleidet wie die Römer vor 2000 Jahren, auf einem Feldweg einen Berg hinaufgehen. „Was hat das mit Wadern zu tun?“, frage ich. Christina Pluschke erklärt: „Das Panorama zeigt eine Villa und Bauten aus dem zweiten Jahrhundert in dem Ort Oberlöstern. Es ist ein Teil der regionalen Geschichte, die auf dem Bild dargestellt wird. Das Thema ist: Aus Kelten werden Römer. Hier sieht man den römischen Einfluss auf die einheimische Bevölkerung in den Bauten. Gemalt hat das Bild die wissenschaftliche Zeichnerin Heike Wolf von Goddenthow.“ Wenige Schritte weiter stehen wir vor einer Vitrine, in der tönerne Gefäße, vermutlich aus dem 1. Jahrhundert vor Christus, und auch das Bruchstück eines eisernen Armrings aus dieser Zeit aufbewahrt werden. Christina Pluschke sagt darüber: „Das stammt aus einem Frauengrab bei Lockweiler. Ein Forstarbeiter hat es entdeckt.“

Unsere nächste Station sind zwei Räume mit vielen Gemälden und Bildern von Persönlichkeiten, die in der Geschichte von Wadern eine wichtige Rolle spielten. Da wird natürlich auch mit Recht die Geschichte des späteren Museumsleiters Willy Weinen erzählt, der sein Leben der Geschichte und der Heimatkunde verschrieb und für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Die Präsentation wird mit einem Satz des französischen Philosophen Theodore Simon Jouffroy (1796-1842) eingeleitet: „Der Schlüssel der Geschichte ist nicht in der Geschichte. Er ist im Menschen.“ Die Lebensgeschichte des Waderner Bürgermeisters und Heimatforschers Max Müller und seiner Familie wird ebenso wie das Leben anderer Waderner Bürger dokumentiert.

Breiten Raum nehmen die Schilderungen der Lebenswege von Angehörigen der Familie de Lasalle von Louisenthal ein, die in dem im Löstertal gelegenen Schloss Dagstuhl lebte und weit reichende Beziehungen nach Paris und zu König Maximilian I. von Bayern unterhielt. Auch die Geschichte von Schloss Dagstuhl, das schließlich 1959 mit großem Aufwand zu einem Altersheim umgebaut und bis 1989 von Franziskanerinnen geleitet wurde, wird erzählt. Heute ist es Sitz des „Leibniz-Zentrums für Informatik“. Eines der eindrucksvollsten Gemälde ist ein großes Bild der Freifrau Octavie Elisabeth Marie de Lasalle von Louisenthal mit zwei Kindern und ihrer Mutter Marie Lucie d'Augier. Sie wurde 1811 in Metz geboren und lebte auf Schloss Dagstuhl. Sie hieß im Volksmund die „Malergräfin“ und war eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Region.

Gedenken an mutige Männer

Ich bin gespannt auf die im Prospekt angekündigte Darstellung und Würdigung der Widerstandskämpfer aus der Region. Ich war 2009 schon mal in Wadern im Museum und hatte dort das sogenannte „Widerstandszimmer“ besucht, in dem großformatig mit mehreren Fotos und Dokumenten sechs Männer aus der Region gewürdigt wurden, die während der Nazizeit Widerstand geleistet hatten. Es war ein Raum des Gedenkens und der Information über nur ein Thema, über das Schicksal der Männer, die den Mut hatten, gegen das Nazi-Regime zu kämpfen. Ich hatte damals für ein Buch das Schicksal des Widerstandskämpfers Josef Wagner aus Lockweiler recherchiert. Schon im Vorgespräch wurde mir gesagt, dass es das Widerstandszimmer im Stadtmuseum Wadern nicht mehr gibt. Aber es wurde auch betont, dass man trotzdem dieser Männer gedenke.

Aber wie? Was wird jetzt zum Thema Widerstand gezeigt? Ich finde ein illuminiertes Plakat mit der Überschrift „Widerstand gegen das Regime“, auf dem die Fotos von sechs Widerstandskämpfern aus der Region Wadern gezeigt und ihre Lebenswege erzählt werden. Es sind sechs Männer, die verfolgt, verhaftet und eingesperrt wurden. Zwei wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nikolaus Demmer, 1892 geboren in Nunkirchen, katholischer Priester, griff in Predigten die Nazi-Gewaltakte und die Verfolgung der Juden an. Er musste fliehen, versteckte sich bei Freunden und überlebte schwer krank. Heinrich Graach, geboren 1900 in Wadern, Volksschullehrer, Kriegsgegner, leitendes Mitglied der Zentrumspartei, starb 1945 in einem Kriegsgefangenenlager. Peter Kasper, geboren 1907 in Krettnich, Bergmann, Kriegsgegner, Kommunist, wurde 1939 in Berlin hingerichtet. Peter Thomes, 1886 geboren in Wengerohr (Wittlich), katholischer Priester, predigte gegen die Nazis, wurde zu einer Haftstrafe verurteilt, legte Berufung ein und wurde dann freigesprochen. Josef Wagner, geboren 1894 in Lockweiler, Bergmann, KPD-Mitglied, ließ kritische Zeitungen und Flugblätter ins Reich schmuggeln und wurde 1943 in Berlin hingerichtet. Hans Wecker, geboren 1894 in Lockweiler, Lehrer, Kommunist, wurde ins KZ-Sachsenhausen eingesperrt, später entlassen und setzte sich weiter für die Idee des Sozialismus ein. Ich war zuerst enttäuscht über die nicht sehr ausführliche Präsentation der Geschichte der Widerstandskämpfer aus der Region, aber dann doch froh, dass diese mutigen Männer nicht vergessen wurden.

Das neugestaltete Stadtmuseum Wadern ist auch ein wichtiger Veranstaltungsort. Im Obergeschoss können die Besucher in einem ,,Medienraum“ auf einem großen Monitor Filme ansehen und sich über Veranstaltungen, Vorführungen und weitere Aktivitäten informieren.

Auf einen Blick

Kontakt: Stadtmuseum Wadern, Leiterin Christina Pluschke, Marktplatz 4, 66687 Wadern, Tel.: (0 68 71) 50 71 83.

Öffnungszeiten: donnerstags, samstags (von April bis Oktober) und sonntags von 13 bis 18 Uhr.

Eintritt: Erwachsene 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, Familien mit Kindern sechs Euro, Kinder bis sechs Jahre frei. gräb

stadtmuseum-wadern.de