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2014/02/12 15:02:48
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Abschiedsgrüße aus dem Sc hützengraben
Datum 2014/02/13 09:03:35
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Erinnerungen an jüdisches L eben


Betreff 2014/02/12 15:02:48
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Abschiedsgrüße aus dem Sc hützengraben
2014/02/12 15:02:48
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Abschiedsgrüße aus dem Sc hützengraben
Autor 2014/02/13 09:03:35
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[Regionalforum-Saar] Erinnerungen an jüdisches L eben

[Regionalforum-Saar] (Kein Thema)

Date: 2014/02/12 15:03:51
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heute in der SZ:
 

Witzig, scharfsinnig, voller Ironie

Vor 200 Jahren wurde Jenny von Westphalen geboren, spätere Ehefrau von Karl Marx

In der DDR-Geschichtsschreibung taucht sie nur als Anhängsel ihres Ehemanns Karl Marx auf. Dabei weiß man heute, dass die heute vor 200 Jahren in Salzwedel geborene Jenny von Westphalen eine eigenständige und höchst interessante Persönlichkeit war.

Von SZ-Mitarbeiter Joachim Göres

Salzwedel. „Mein Mann ging beim Anbrechen der unglücklichen Epoche der Konterrevolution nach Paris, ich folgte ihm mit meinen drei Kindern. Kaum in Paris eingewohnt, wird er vertrieben, mir selbst und meinen Kindern wird der längere Aufenthalt versagt. Ich folge ihm wieder übers Meer. Nach einem Monat wird unser viertes Kind geboren.“ So beginnt eine Selbstbeschreibung von Jenny Marx in einem DDR-Geschichtsbuch von 1980. „Jenny wurde in der DDR nur als Anhängsel ihres Ehemanns Karl Marx angesehen, nie als eigenständige Persönlichkeit. Dieses Bild war falsch“, sagt Karl-Heinz Reck. Er gründete vor einigen Jahren den Freundeskreis Jenny Marx in Salzwedel – einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt, in der Jenny von Westphalen am 12. Februar 1814 geboren wurde.

„Bis 1989 gab es hier ein Museum der Familie Marx, in dem die Geschichte der Arbeiterbewegung und Karl Marx im Mittelpunkt standen“, sagt Ulrich Kalmbach, Leiter des Johann-Friedrich-Danneil-Museums in Salzwedel. 1989 verschwand Jenny in der Versenkung – zum 40. Jahrestag der DDR war die bisherige Ausstellung für eine Umgestaltung geschlossen worden, zu der es durch die Wende nicht mehr kam, es blieben nur ein paar Texttafeln übrig. Erst seit 2011 kann man im Geburtshaus Jennys, der heutigen Musikschule, zwei Räume besichtigen, in denen ihr Leben geschildert wird, ergänzt durch Reproduktionen von historischen Dokumenten, Gemälden und Plastiken.

Zum 200. Geburtstag Jennys gibt es in Salzwedel dieser Tage neben Lesungen, Diskussionen und Führungen eine neue Dauerausstellung mit inhaltlichen Schwerpunkten. „Es geht auch darum, wie eigenständig Jenny war“, sagt Kalmbach. „Nach der Wende wurde in Salzwedel kontrovers diskutiert, ob und wie man an sie erinnern soll. Heute ist das Interesse an ihr durchwachsen. Es kommen vor allem ältere Besucher in die Schau.“

Deren Bild ist geprägt von den in der DDR verbreiteten Fakten: Jenny wächst in adligem Haushalt auf – zunächst in Salzwedel, dann in Trier, wo ihr Vater als königlich preußischer Beamter den Justizrat Heinrich Marx kennenlernt, den Vater von Karl. Jenny, die als schönstes Mädchen von Trier gilt, heiratet 1843 den vier Jahre jüngeren Karl. Das Leben ist bestimmt von politisch motivierten Ausweisungen aus Paris, Brüssel und Köln und permanenter Geldnot, was zum Rausschmiss aus verschiedenen Wohnungen in London führt. Nicht zuletzt wegen der Armut sterben vier ihrer sieben Kinder. Trotz des harten Alltags unterstützt Jenny Karl bei der politischen Arbeit und schreibt seine kaum entzifferbaren Texte ab.

Jenny hilft Karl auch bei der Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse, diskutiert mit ihm über Feuerstein und Hegel, schreibt Texte über die Revolution in Deutschland und Theaterkritiken, ist selber eine brillante Rednerin. Zeitgenossen charakterisieren Jenny als witzig, scharfsinnig, voll beißender Ironie. Die politischen Ziele ihres Mannes teilt sie zeitlebens, die private Beziehung bekommt wegen eines unehelichen Kindes aus Karls Affairen Risse.

Das heutige Urteil fällt unterschiedlich aus. „Sie war eine starke Frau und große Sozialistin und hatte eine viel größere Rolle als zu DDR-Zeiten publik gemacht, um nicht am Lack von Karl Marx zu kratzen“, sagt Reck. Die Autorin Françoise Giroud kommt im Buch „Trio Infernale“ dagegen zu dem Schluss: „Der wissenschaftliche Sozialismus bleibt der tragischste Betrug des Jahrhunderts. Jenny von Westphalen, ein Mensch voller Liebe und Überzeugung, ist dessen erstes und freiwilliges Opfer gewesen.“

Auch im Trierer Karl-Marx-Haus wird der 200. Geburtstag von Jenny Marx gefeiert – unter anderem werden bislang unveröffentlichte Briefe gezeigt. Weitere Infos: www.fes.de/marx