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[Regionalforum-Saar] Das keltische Überraschungs paket

Date: 2013/10/30 08:56:56
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heute in der SZ:
 

Das keltische Überraschungspaket

Die zahlreichen Funde aus den Adelsgräbern bei Bierfeld werden jetzt restauriert

Mehr als 2000 Jahre haben die Beigaben in den beiden Adelsgräbern des keltischen Friedhofes bei Bierfeld und Sitzerath im Boden gelegen. Vor wenigen Wochen haben sie Thomas Fritsch und sein Team entdeckt. Jetzt werden sie in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes bearbeitet. Das braucht Zeit. Die SZ war in der Werkstatt zu Gast.

Von SZ-Redakteur Volker Fuchs

Nonnweiler/Schiffweiler. Der Erdklumpen liegt in einer grauen Plastikwanne, hell ausgeleuchtet. Mit Skalpell und kleinem Pinsel entfernt Nicole Kasparek hoch konzentriert und vorsichtig kleine braune Erdkörnchen. Das also ist der Schatz, besser gesagt ein Schatz aus dem vor wenigen Wochen entdeckten Adelsgrab des keltischen Friedhofes bei Sitzerath und Bierfeld.

Mit bloßem Auge sind kleine verrostete Reife zu sehen, zudem grünlich schimmernde dünne Metallstücke. Alles ist fest zusammengebacken. Das macht das Bergen der Fundstücke so schwierig. „Wie bei einem Mikado liegt alles durcheinander“, sagt die Restauratorin.

Nicole Kasparek ist Diplom-Restauratorin für archäologisches Kulturgut und leitet die Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes im ehemaligen Bergwerk Reden in Schiffweiler. Zu ihr kommen alle wichtigen im Saarland gefundenen Bodenschätze.

So auch die Funde aus den beiden keltischen Adelsgräbern, die Terrex-Projektleiter Thomas Fritsch gemeinsam mit der Universität Münster vor einigen Wochen auf der Gemarkung Bierfeld ausgegraben hat (wie berichtet). Die beiden Gräber stammen aus der Zeit um 50 vor Christus und enthielten zahlreiche Grabbeigaben. So entdeckten die Forscher im ersten Grab mehr als 40 Keramikgefäße, zudem bronzenen und eisernen Schmuck, darüber hinaus eine 1,20 Meter hohe Weinamphore. Im zweiten Grab wurde eine adelige Frau bestattet. Schon im Grabschacht bargen die Wissenschaftler ein Gefäß mit wertvollem bronzenen, gläsernen und eisernen Schmuck. Dem Inhalt gerade dieses Gefäßes widmet Nicole Kasparek zurzeit ihre Aufmerksamkeit. Entdeckt wurden aber darüber hinaus in der zweiten Grabstätte verschiedene Gefäße, Gewandspangen, Glasarmringe, eine ganz seltene eiserne Dose und eine mit Bronzeblech verzierte Radnabe, die noch einmal die Bedeutung der Frau zu Lebenszeit unterstreicht. Denn das Rad symbolisierte damals einen Wagen, damit sich die Frau auch im Jenseits standesgemäß fortbewegen konnte.

In der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes werden die Funde nach und nach bearbeitet. Sie werden gereinigt und so präpariert, dass sie für die Nachwelt erhalten werden können.

Jedes Material ist anders

Jedes Material hat da seine eigenen Ansprüche, erklärt die Expertin Kasparek beim SZ-Besuch im ehemaligen Bergwerk. Leder und organisches Material müssen in einem eigenen Raum feucht gehalten werden, damit es nicht zerfällt. Stark oxidierte Eisenstücke kommen über Monate in ein Salzbad, bevor die unansehnliche Kruste entfernt werden kann und der Metallkern wieder zum Vorschein kommt. So lagert in einer solchen Salzlauge seit einem Jahr ein Schwert, das im Wareswald gefunden wurde. Andere Relikte müssen trocken gehalten werden. Keramikscheiben werden unterm Wasserstrahl gereinigt, müssen trocknen und werden dann wie in einem dreidimensionalen Puzzle zusammengesetzt. Beim SZ-Besuch klebt Ralph Schirra, Mitarbeiter der Restaurierungswerkstatt gerade ein Tongefäß zusammen. Unterstützt wird Kasparek darüber hinaus zurzeit von zwei Praktikantinnen.

Mancher Fund muss aber erst aus einem Erdklumpen geborgen werden. Das braucht Geduld und eine ruhige Hand. Schon einiges hat die Restauratorin in ihrem „Überraschungspaket“ aus der Keltenzeit gefunden: Bommelanhänger aus Bronze, Fibeln, vom Feuer geschwärzte Glasstücke, die einstmals Armreife waren. Hält man diese in einen Lichtstrahl, schimmern sie blau, rot-violett und gelb.

Ist ein solches Teil aus dem Erdhaufen befreit, dann kommt der nächste Schritt der Restaurierung. So legt Kasparek unter dem Mikroskop vorsichtig mit dem Skalpell die ursprüngliche Oberfläche von Bronze-Schmuckstücken frei, werden Eisenteile mit feinstem Glasgranulat frei gestrahlt. Oft geben die Fundstücke erst dann ihre Geheimnisse frei. Fritsch: „Die Feinheiten, kleine Gravuren, Details der Herstellung und Verarbeitung erlauben erst die genaue Datierung.“

„Die Restaurierung ist ein sehr langwieriger Prozess“, unterstreicht Nicole Kasparek: „Denn ich bemühe mich, alles zu retten.“ Monate werden vergehen, bis die Funde aus den beiden Adelsgräbern alle präpariert sind. „Dann können wir diese auswerten und beschreiben“, freut sich Thomas Fritsch schon jetzt.

Inzwischen will er für weiteren Nachschub sorgen. Denn im kommenden Jahr will er mit seinem Team weitergraben.