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2013/09/20 09:00:50
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] September
Datum 2013/09/21 01:07:05
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Wiedervereinigung war kein Wahl-Thema (Teil 2)
2013/09/04 08:15:04
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[Regionalforum-Saar] Dachbodenfund in Niedersachsen
Betreff 2013/09/21 01:07:05
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[Regionalforum-Saar] Die Wiedervereinigung war kein Wahl-Thema (Teil 2)
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Autor 2013/09/21 01:07:05
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Die Wiedervereinigung war kein Wahl-Thema (Teil 2)

[Regionalforum-Saar] Die Wiedervereinigung war kein Wahl-Thema

Date: 2013/09/20 09:13:48
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heute in der SZ bei den Leserbriefen:

 

 

Zum Artikel "Visionär Europas? Oder Vasall Frankreichs?"

(Ausgabe vom 18. Sept.)


Leserbrief von Ralf Herbolsheimer, Saarbrücken:

Die Wiedervereinigung war kein Wahl-Thema

 

In diesem Beitrag über Johannes Hoffmann ("JoHo") ist die Feststellung über die Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955 zum Saar-Statut zu lesen, "darüber, ob das Saarland der Bundesrepublik Deutschland angegliedert wird oder unabhängig bleibt". Zu dieser Text-Passage darf ich darauf hinweisen, dass genau diese Wahl die Saarländer 1955 nicht hatten. Sie konnten lediglich das Statut ablehnen oder annehmen. Was mit dem Saarland geschehen sollte, wenn die Saarländer das Statut ablehnten (womit die beiden Vertragspartner Deutschland und Frankreich wohl nicht gerechnet hatten), darüber stand in dem Statut kein Wort. Dass das deutliche "Nein" der Saarbevölkerung zu einer Wiedervereinigung des Saarlandes mit der Bundesrepublik führte, war dann vor allem dem besonnenen und klugen Verhalten aller beteiligten Politiker zu verdanken.

Ralf Herbolsheimer, Saarbrücken

 

Alfred Schön, Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung, meint dazu:

 

Lieber Herr Herbolsheimer,

Ihre lehrreiche Geschichtsstun­de stellt einmal mehr klar, welche Wahl die Saarländer am 23. Oktober 1955 formal - dem Buchstaben der Fragestellung nach - hatten. Dennoch sollte nicht verdrängt und verschwiegen werden, welche „gefühlte" Abstimmung vor sich gegangen ist. Wie schon im Jahr 1933 wurde der Wahlkampf auch 1955, diesmal zwischen „Ja- und Nein-Sagern", mit national bestimmten Parolen geführt. „Heim ins Reich" hieß die heimliche Losung bei den pro-deutschen Parteien des „Heimatbundes". Um das konkrete „Saar-Statut" ging es nur am Rande. Ihr Alfred Schön

 

 

Roland Geiger, Admin des Regionalforums, meint dazu:

 

Sehr geehrter Herr Schön,

ich habe heute morgen den LB von Herrn Herbolsheimer gelesen und Ihre Reaktion darauf. Und da frage ich mich, warum in dem ursprünglichen Artikel das in Ihrer Antwort genannte Wörtchen „gefühlte Abstimmung“ nicht vorhanden war. 2005 hatten wir in St. Wendel im Rahmen eines monatlichen historischen Stammtischs ein ähnliches Problem. Thema war die zweite Saarabstimmung. Erwartungsgemäß ging es hoch her, weil wir noch viele Leute da hatten, die damals aktiv dabei waren. Ich hatte mir eine Kopie des Abstimmungszettels besorgt und legte diesen vor. Auf die Frage, worüber abgestimmt worden sei, kam die Antwort: „Ei, ob’s Saarland nòh Däitschland komme dudd odda nédd.“ Ich legte den Wahlzettel vor. Verdutztes Schweigen, dann: „Denne dòh Zéddl hannse dòmòls nédd gehaad, óff uusarrem hadd ebbes anaschdarres dróff gestann!“ Das Fazit ist damit (leider), daß die Leute heute noch nicht wissen, worüber sie damals abgestimmt haben. Das Thema stand und steht natürlich in den Geschichtsbüchern, so sie von Historikern verfaßt sind. Aber die liest kaum jemand oder überliest sie. Weil die Leute ja wissen, was sie erlebt haben (hier könnte man einen schönen Artikel zum Thema „Wissen und Glauben“ draus machen :-) ). In unseren Heimatbüchern steht meist die populäre Art, also die Abstimmung „pro oder contra“ zum Anschluß an Deutschland.

 

Insofern denke ich, es wäre wichtig, wenn Ihr von der SZ das Thema so darstellt, wie es passiert ist. Denn Eure Texte lesen die Leute, und vielleicht ist – mit der Zeit – ein Umdenken, hm, ein Lernprozeß, denkbar. „Ei, so hatts awwa énn da Zäidung gestann.“

 

Bei der Stadtführung in St. Wendel erzähle ich gern (wenns aufs Tapet kommt), daß das Saarland damals das erste der neuen Bundesländer war, weil die Saarländer ja wirklich Ausländer gewesen waren (ich nicht, ich war bei der Abstimmung „minus acht“), und dann werden Besucher aus dem ehemaligen Osten immer neidisch :-)

 

Ich habe damals in St. Wendel übrigens die Standardbemerkung erhalten, mit dem sich alle „Besserwisser“ immer gut plattmachen lassen: „Was wéllschen douw? Douw bisch doch noch fill ze jung, douw waasch doch dóhmóhls noch gaa nédd óff da Welt!“

 

Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Roland Geiger, St. Wendel