Date: 2013/09/01 18:57:12
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Guten Abend,
eben habe ich einen Ehevertrag von 1822 (Original im Landesarchiv Speyer, der Notar hieß Vola und arbeitete in Kirchheimbolanden in der Pfalz) abgeschrieben und bin ganz am Schluß auf eine Formulierung gestoßen, die ich nicht verstehe. Es heiraten Abraham Decker und Johanna Aron. Mitanwesend sind Abrahams Mutter, die Witwe Sara Decker, letztere „verbeystandet durch ihren Bruder Moses Aron, Handelsmann in Mettenheim“. Sara Decker übergibt ihrem Sohn anläßlich der Heirat ihr Wohnhaus. "Worüber Akt so geschehen pasirt und denen sämtlichen Comparenten durch den Notär lauth und verständlich Vorgelesen zu Kirchheimbolanden auf der Amt-Stube des Notärs und am Tag, Monath und Jahr wie schon oben gemeldet ist in Gegenwart von Johannes Mayer Taglöhner und Carl Fritz Bott am hiesigen Friedensgericht, beyde zu Kirchheimbolanden als Zeugen, welche diesen Akt mit denen beyden Comparenten Deker, Aron, da die Johanna Aron, und die Wittib Deker erklährten, nicht schreiben zu können und zwar letztere aus Mangel des Gesichts - und dem Notär unterzeichneten - die genannte Johanna Aron hingegen sezte blos ihr gewöhnliches Handzeichen beye --- Abraham Decker Moses Aron Carl Fritz Johannes Mayer Vola, Notär" Kann sich jemand vorstellen, was es mit dem Begriff "aus Mangel des Gesichts" auf sich haben könnte? Ich weiß von keiner Straftat der Witwe Sarah Decker, aufgrund derer man ihr ihre Rechte entzogen haben könnte. Als Witwe war sie voll rechtsfähig, d.h. sie benötigte nicht mehr die Erlaubnis ihrer Eltern, um ein Rechtsgeschäft abschließen zu können (diese Erlaubnis brauchte sie z.B. nach einer Scheidung). Andererseits ist da diese seltsame Bemerkung am Anfang, daß
die Witwe Sara Decker durch ihren Bruder "verbeystandet" sei. Das würde sie
nicht benötigen, da sie anwesend und halt eben voll rechtsfähig war.
Seltsam.
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/09/01 19:13:13
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. öffnet am Tag des offenen Denkmals seine Pforten Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag dem 08.09.2013 wird unsere Schmiede wieder geöffnet sein. Zwischen 10 - 18 Uhr wird es am offenen Feuer EInblicke in die frühere Arbeit einer Dorfschmiede geben. Außerdem finden Führungen durch das Junkerhaus statt. Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt (Erbsensuppe mit Wurst, Rostwürste, Kaffee, Kuchen und natürlich Getränke) Das Ganze findet in der Eisenbahnstraße 22-24 in Wellesweiler statt. Für alle Interessierten Denkmalbesucher steht kostenlos eine mobile APP für alle Smartphones unter der folgenden Webseite zur Verfügung www.tag-des-offenen-denkmals.de/app Dort kann man sich alle Veranstaltungen im ganzen Saarland und darüber hinaus anzeigen lassen. Auch Wellesweiler ist dabei vertreten mit seiner Schmiede und dem Junkerhaus.
Date: 2013/09/01 19:57:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü, das Offensichtliche habe ich übersehen: Sara Decker war blind. Hinweise von Klaus Zimmer und Pascal Hector brachte mich auf die Idee, im Internet nach Beispielen zu suchen: Journal der practischen Heilkunde, Band 83, erschienen 1836: „litt an Röthe, Jucken und Schleimabsonderung der Augen, mit einer besonders melancholischen Verstimmung, in welcher er fürchtete, aus Mangel des Gesichts nicht mehr arbeiten zu können …“ Der Bibelfreund, eine theologische Wochenschrift, erschienen 1771 „Alte Löwen pflegen vom Hunger gequält zu werden, da sie aus Mangel des Gesichts nicht mehr jagen können.“ Dulons des blinden Flötenspielers Leben und Meynungen von ihm selbst …, erschienen 1808 „Aus Mangel des Gesichts konnte ich nun freylich nicht sicher wissen, ob
diese Frage an meinen Vater oder an mich gerichtet
war.“ Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/09/04 08:09:21
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
From: Ralf Lützelschwab
<luetzel(a)zedat.fu-berlin.de> Date: 03.09.2013 Subject: Tagber: Formen mittelalterlicher Kommunikation ------------------------------------------------------------------------ Deutsches Historisches Institut Paris (DHIP) Organisation: Ralf Lützelschwab, Freie Universität Berlin; Julian Führer, Rolf Große, DHIP; Martine Clouzot, Université de Bourgogne, Dijon 07.07.2013-10.07.2013, Paris Bericht von: Ralf Lützelschwab, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin E-Mail: <luetzel(a)zedat.fu-berlin.de> Auch wenn die Begrifflichkeit allgegenwärtig scheint: Eine verbindliche Definition dessen, was unter "Kommunikation im Mittelalter" zu verstehen ist, existiert nicht. Hinter dem Oberbegriff "Kommunikation" verbirgt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Verständigungs- und Ausdrucksformen. Theorie und Praxis präsentieren sich ausgesprochen vielschichtig: Definitorische Vereinfachungen verbieten sich deshalb von selbst. Gleichwohl hat die mediävistische Kommunikationsforschung in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl von Aspekten behandelt, die Annäherungen an den Problemkomplex erlauben. In einem vom Deutschen Historischen Institut Paris veranstalteten und von der Deutsch-Französischen Hochschule in Saarbrücken maßgeblich mitfinanzierten dreitägigen "Atelier" wurde über diese unterschiedlichen Erklärungs- und Deutungsansätze diskutiert. Eingeladen waren 20 Teilnehmer, vornehmlich Doktorandinnen und Doktoranden aus Frankreich und Deutschland, die Einblick in ihre laufenden Forschungsvorhaben gaben. Kommentiert wurden die jeweiligen Präsentationen von zehn ausgewiesenen Kommunikationsforschern aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Nach einer Einführung in die Thematik durch RALF LÜTZELSCHWAB (Berlin) richtete sich der Blick in der aus vier Vorträgen bestehenden ersten Sektion zunächst auf den "Anderen" (L'"Autre"). KATHARINA TUGEND (Duisburg-Essen) behandelte in ihrem Beitrag den Briefwechsel zwischen Francesco di Marco Datini, einem wohlhabenden Kaufmann aus Prato, und seiner Ehefrau Margherita (1384-1410). Das erhaltene Briefkorpus mit 434 Briefen legt Fragen nach der konkreten Ausgestaltung einer "Fernbeziehung" nahe. Auf der Grundlage einer historischen Diskursanalyse unter Berücksichtigung systemtheoretischer Ansätze wurden nicht nur die verschiedenen Kommunikationsthemen erläutert, sondern auch die Frage diskutiert, ob es einen Kommunikationscode "Liebe" gibt, der in der Lage ist, eine briefliche Kommunikation zu strukturieren. Das Medium des Briefes sollte auch in weiteren Vorträgen eine gewichtige Rolle spielen, so in STEPHANIE CASPARIS (Bochum) Beitrag über merowingische Königstöchter, deren Lebenswelten und Handlungsspielräume im frühmittelalterlichen Europa. Unter Einbeziehung neuer, von der Forschung kontrovers diskutierter Elitenkonzepte wurde Einblick in die Analyse der schriftlichen Zeugnisse zu Königstöchtern als Formen sozialer Kommunikation gegeben. VASILINA SIDOROVA (Moskau) sprach zum Thema "Intercultural Communication and Perception of the "Other" according to the French Historical Writings of the 10th-12th Centuries" und verdeutlichte die Problematik regionenübergreifender Kommunikation durch Reisende, Pilger, Diplomaten oder auch Soldaten. Mit einer besonders herausgehobenen Legatenklasse beschäftigte sich ANDREAS KISTNER (Düsseldorf): im Mittelpunkt standen die Kardinallegaten des Avignoneser Papstes Innocenz VI., die - ähnlich wie bei den Vorgängerpäpsten Johannes XXII. und Clemens VI. der Fall - als Hauptprotagonisten päpstlicher Diplomatie anzusehen sind, deren Anzahl aufgrund der schlecht erschlossenen Quellen jedoch derzeit noch schwer abzuschätzen ist. Diskutiert wurde darüber, welche Kommunikationsmittel und -wege von den päpstlichen Legaten vornehmlich verwandt wurden und wie die Bedeutung des in den Quellen häufiger mit viva voce umschriebenen mündlichen Austauschs heuristisch zu werten ist. Die theologischen Dimensionen von Kommunikation standen im Fokus der zweiten, abermals aus vier Vorträgen bestehenden Sektion, die von MARTA BIGUS (Gent) mit Betrachtungen zur "Middle Dutch Exegesis of the Decalogue" (1300-1550) eröffnet wurde. Auch hier ergaben sich Anknüpfungspunkte zu bereits zuvor behandelten Aspekten: denn erfolgte Exegese in Form von Predigt, ergibt sich zwangsläufig die Frage nach dem performativen Akt und seiner Verschriftlichung. Welche Aussagen lassen sich über die Beziehung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Medium der Predigt treffen? HUGO PERINA (Dijon) näherte sich einem anderen Medium und sprach über das kommunikative Potential von "L'Orgue alla moderna. Diffusion d'un modèle florentin dans l'Italie renaissante (1437-1550)". Er behandelte dabei sowohl das sonore als auch das handwerklich-künstlerische Erscheinungsbild der italienischen Renaissanceorgel und machte so auf ein Klangbild (mit seiner architektonischen Hülle in Gestalt des Orgelgehäuses) aufmerksam, das sich deutlich von dem unterschied, was nördlich der Alpen auf diesem Gebiet anzutreffen war. IRINA REDKOVA (Moskau) richtete den Blick auf "Kommunikationsformen in der monastischen Tradition des 12. Jahrhunderts zwischen Norm und Realität" und berücksichtigte vor allem die konkreten Auswirkungen des Schweigegebots in der klösterlichen kommunikativen Praxis. Der kommunikativen Praxis von sozial marginalisierten Gruppen - einem seit langem konstatierten Forschungsdesiderat - widmete sich MICHAEL GORDIAN (London) und lieferte eine innovative Ergänzung zum Komplex der symbolischen Kommunikation. Die Frage nach dem "Theater der kleinen Leute" verweist auf Handlungen und Rituale, die sich zwar im Kleinen entfalten, deshalb jedoch nicht unbedingt weniger "symbolisch" sein müssen als das, was sich an der Spitze der Gesellschaft abspielt. Die dritte Sektion widmete sich Aspekten von "Kunst und materieller Kultur". Während EMILIE MARASZAK (Dijon) eindrücklich die politische Aussagekraft von Miniaturen unter Beweis stellte, die sich in einer heute in Dijon aufbewahrten, aus Akkon stammenden Handschrift aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts finden, verwies BRIGITTE HOTZ (Aachen) auf das kommunikative Potential von Grabmalarchitektur bzw. -skulptur während des Großen Schismas. In den Blick geriet Sepulkralarchitektur, die als steingewordener Ausdruck päpstlicher Legitimität post mortem zu begreifen ist, als letzte Äußerung in einem Konkurrenzkampf, in dem sich Päpste und Gegenpäpste gegenüberstanden. Medien der Heiligenverehrung im mittelalterlichen Svanetien bildeten den Mittelpunkt der Ausführungen von MARINA KEVKHISVILI (Berlin/Florenz), die Einblick in reiche, bisher nur ansatzweise erschlossene hagiographische Quellen in Georgien gab - Artefakte, die häufig aus Byzanz stammen und vor Jahrhunderten an einzelne Familien dieser abgelegenen Region Georgiens zur sicheren Verwahrung übergeben worden waren. Deren Nachfahren behüten sie noch heute und stehen dem Verlangen der Forscher nach Katalogisierung und Beschreibung reserviert gegenüber. URSULA GIESSMANN (Köln) richtete den Blick auf "Textilität - Die Stofflichkeit Kölns im Spätmittelalter" und stellte ein umfangreiches Quellenkorpus vor, das den spätmittelalterlichen städtischen Raum auf ganz eigene Art und Weise prägte. Die vierte Sektion beleuchtete das Verhältnis von "Kommunikation und Historiographie". Während ANASTASIA BRAKHMAN (Bochum) Formen literarischer Kommunikation am ottonischen Herrscherhof vornehmlich am Beispiel Liutprands von Cremona behandelte, richtete GIUSEPPE CUSA (Frankfurt a. M.) den Blick auf kommunikative Aspekte in der Chronik des Paduaners Rolandinus und hob dabei auf vier Beschreibungsebenen ab: inhaltlich, stilistisch-konzeptuell, didaktisch-pädagogisch und rezeptiv. In beiden Vorträgen war es das Verhältnis zwischen Verfasser der Chronik und potentiellem Leser, das in den Blick geriet. Mit welchen Mitteln konnten bestimmte Rezipientenkreise angesprochen und beeinflusst werden? Aspekte von "Kommunikation und Konfliktlösung" wurden in der fünften Sektion behandelt. Im Zentrum der Ausführungen von JEAN-DOMINIQUE DELLE LUCHE (Paris) standen die Schützenfeste im spätmittelalterlichen Reich und der daraus resultierende umfangreiche Briefverkehr zwischen den einzelnen Teilnehmerstädten mit reichen Informationen zu Terminfindung, Organisation, auftretenden Konflikten und deren Beilegung. FLORIAN DIRKS (Erfurt) griff diese grundsätzlichen Fragen weiter auf und analysierte die Mechanismen der Konfliktbeilegung auf spätmittelalterlichen Tagfahrten zwischen Weser und Elbe. Im Beitrag von ARMANDO TORRES FAVAZ (Dijon) wurden anhand der "enquêtes judiciaires" im Burgund des 12. und 13. Jahrhunderts Mechanismen der Informationsbeschaffung und -übermittlung behandelt, während CHRISTINA WALDVOGEL (Leipzig) den Blick auf drei spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bautzen aus Sicht der historischen Sprachwissenschaft richtete. "Päpste und Kardinäle" bildeten schließlich den Mittelpunkt der sechsten und letzten Sektion, in der SEBASTIAN T. ZANKE den Blick abermals auf das Avignonesische Papsttum und den diplomatisch hocheffizienten Einsatz von Legaten lenkte. VICTORIA TRENKLE (Erlangen) behandelte das Phänomen des hochmittelalterlichen Kardinalats, dessen Vertreter sich - zumindest bis ins späte 11. Jahrhundert - zumeist nur recht schemenhaft fassen lassen. Hier soll prosopographische Grundlagenarbeit bald Abhilfe schaffen. Beide Vorträge machten deutlich, dass die blühende Kardinalatsforschung der vergangenen Jahre erfreulicherweise noch nicht an ihr Ende gekommen ist. Jeder Vortrag wurde zweifach kommentiert: ein Stipendiat und einer der anwesenden Professoren richteten dabei den Blick sowohl auf inhaltliche als auch auf methodische Aspekte - Aspekte, die ebenfalls Gegenstand der lebhaften Diskussionen in Anschluss an jeden Vortrag waren. Diskussionen fanden freilich nicht nur im Plenum statt: Ein Nachmittag war für "Vier-Augen-Gespräche" zwischen Professoren und Stipendiaten reserviert. Insgesamt bewies das "Atelier" einmal mehr die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit des Konzepts "Kommunikation im Mittelalter". "Symbolische Kommunikation" spielt dabei zwar nach wie vor eine zentrale Rolle, doch wird das Lieblingskind kommunikationsgeschichtlicher Untersuchungen der vergangenen Jahrzehnte inzwischen fruchtbringend ergänzt durch Erkenntnisse weiterer historischer Disziplinen wie der Realienkunde oder der Sprachwissenschaft. Die Vorträge der Tagung sollen online in der Reihe des DHIP "discussions" veröffentlicht werden. Konferenzübersicht: Ralf Lützelschwab (Berlin): Einleitung Katharina Tugend (Duisburg-Essen): Die kommunikative Konstruktion des Ehepaares. Der Briefwechsel Margheritas und Francesco di Marco Datinis (1384-1410) Stephanie Caspari (Bochum): Merowingische Königstöchter: verschwundene Prinzessinnen? Vasilina Sidorova (Moskau): Intercultural Communication and Perception of the "Other" according to the French Historical Writings of the 10th-12th Centuries Andreas Kistner (Düsseldorf): Das Legatenwesen unter Innocenz VI. Marta Bigus (Gent): Middle Dutch Exegesis of the Decalogue (1300-1550) Hugo Perina (Dijon): L'Orgue alla moderna. Diffusion d'un modèle florentin dans l'Italie renaissante (1437-1550) Irina Redkova (Moskau): Disciplina silentii und Kommunikationsformen in der monastischen Tradition des 12. Jahrhunderts zwischen Norm und Realität Michael Gordian (London): Sprachen der Armut - Sprache der Armen. Symbolische Kommunikation von sozialen Randgruppen im Spätmittelalter Émilie Maraszak (Dijon): La communication par l'image dans les États latins d'Orient. Les miniatures de l'histoire ancienne jusqu'à César, Saint-Jean-d'Acre, 1260-1291 Brigitte Hotz (Aachen): Gebaute Memoria in Schismazeiten (1378-1455) Marina Kevkhisvili (Berlin/Florenz): Medien der Heiligenverehrung im mittelalterlichen Svanetien. Text, Bild, Ritual Ursula Gießmann (Köln): Textilität - Die Stofflichkeit Kölns im Spätmittelalter Anastasia Brakhman (Bochum): Außenseiter und "Insider" in der frühmittelalterlichen Historiographie. Literarische Kommunikation am ottonischen Herrscherhof Giuseppe Cusa (Frankfurt a. M.): Kommunikation in der Chronik des Paduaners Rolandinus Jean-Dominique Delle Luche (Paris): "vmb vnsern willen euwer schießgesellen her zu vns senden": la communication entre les villes du Saint-Empire à l'occasion des concours de tir (XVe siècle) Florian Dirks (Erfurt): Sühnen, tagen, Frieden schließen. Die Beilegung von Konflikten zwischen Weser und Elbe auf Tagfahrten 1380-1480. Armano Torres Favaz (Dijon): Enquête judiciaire au Moyen Âge. Techniques d'information et formes de communication (Bourgogne, XIIe-XIIIe siecle) Christina Waldvogel (Leipzig): Drei spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bautzen Sebastian T. Zanke (München): Politik und Kommunikation im Konflikt. Das avignonesische Papsttum und die Herausforderung(en) des spätmittelalterlichen Europa Victoria Trenkle (Erlangen): Expertise und Ehre. Kardinäle im hohen Mittelalter URL zur Zitation dieses Beitrages http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4993 |
Date: 2013/09/04 08:15:04
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Dachbodenfund in Niedersachsen:
Diepholzer Mumie
enthält menschlichen Schädel Von Rainer Leurs Aus dem kuriosen Mumienfund auf dem Dachboden eines Hauses in Niedersachsen wird womöglich ein Kriminalfall: Röntgen-Untersuchungen haben ergeben, dass in den Bandagen menschliche Knochen stecken. Für deren Alter interessiert sich jetzt auch die Polizei. Diepholz - Die Aufregung war groß, als der Zufallsfund eines Jungen bekannt wurde: eine Mumie samt Sarkophag, entdeckt auf einem Dachboden mitten in Niedersachsen. Genauso groß allerdings war die Erwartung, dass der Wirbel vorbei sein würde, wenn das Innere der Mumie auf Röntgenbildern erscheint. Eine Fälschung, irgendein Nepp. Harmlos, aber gut gemacht. Es kam anders. Denn nach der radiologischen Analyse steht fest: Unter den Bandagen befindet sich ein menschlicher Schädel mit Pfeilspitze in der Augenhöhle, außerdem mit Hieroglyphen verzierte Platten und in Metallfolie gewickelte Knochen. Die Untersuchung hat mehr Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert. Gefunden hatte der Zehnjährige den Sarkophag Anfang August, beim Stöbern auf dem Speicher seiner Großmutter. Offenbar hatte die schwere Kiste zuvor jahrzehntelang gut versteckt auf dem Dachboden gestanden. Den Ursprung der Mumie vermutet der Vater des Jungen in der eigenen Familiengeschichte. Womöglich, sagte Lutz-Wolfgang Kettler nach dem Fund, habe der Großvater die Kiste in den fünfziger Jahren zusammen mit weiteren Souvenirs aus Nordafrika mitgebracht. Unklar war nun, ob es sich um echte menschliche Überreste handelt - und falls ja, aus welcher Zeit sie stammen. Klärung schaffen sollte ein Termin in der Radiologie des Diepholzer Krankenhauses. "Alle dachten, es handelt sich um einen Fake" Der örtlichen "Kreiszeitung" zufolge wurde die Mumie bereits am Donnerstag per Computertomograf und Röntgengerät untersucht. Dass auf den dort entstandenen Aufnahmen menschliche Knochen zu sehen sind, überraschte nach eigenen Angaben auch Kettler. "Damit hatte keiner gerechnet", sagt der Diepholzer, der selbst als Zahnarzt praktiziert und bei der Untersuchung dabei war. "Alle dachten, es handelt sich um einen Fake." So hatte ein Berliner Archäologe im Vorfeld festgestellt, dass das Verbandmaterial der 1,49 Meter großen Mumie aus dem 20. Jahrhundert stammt. Keine altägyptischen Leinwand- oder Baumwollbinden also, sondern profane Bandagen aus maschineller Produktion. Nach dem Röntgenscan im Diepholzer Krankenhaus weiß man nun: In dem sorgfältig verklebten Verbandzeug steckt ein Schädel, außerdem ein relativ vollständiges Skelett. Bis auf den Kopf sind alle Knochen mit einer Art Metallfolie umhüllt, die die genauere Untersuchung per Röntgengerät unmöglich macht. Auffallend sind zudem ein Diadem aus Metall, das um den Schädel gewickelt ist, sowie die Pfeilspitze, die in einer der Augenhöhlen steckt. Von einer altägyptischen Mumie kann keine Rede sein, sagt Andreas Nerlich, Chefarzt der Pathologie am Münchner Klinikum Bogenhausen. "Es handelt sich um eine Fälschung. Dazu ist wohl ein menschlicher Körper verwendet worden, womöglich aber auch mehrere davon." Ein Indiz dafür, dass es sich um die Knochen verschiedener Personen handeln könnte, sei die fehlende Halswirbelsäule: Jemand hat sie entfernt - womöglich, weil der Kopf nicht zum übrigen Körper passt. "Der Schädel jedenfalls ist zweifellos echt", sagt Nerlich, "und ich glaube, die übrigen Knochen sind es auch." "Das Ding muss man aufmachen" Rätselhaft ist für den Mumienexperten die Metallbeschichtung des Skeletts. "Jemand hat sich extreme Mühe gemacht, die Knochen in diese Hülle zu wickeln", sagt er. "Vielleicht, weil er mit einer Röntgenuntersuchung gerechnet hat. Denn die ist dadurch natürlich erschwert." Die Frage sei nun, wer die Überreste auf diese Weise präpariert hat - und wann. Für diesen Aspekt dürften sich auch Polizei und Staatsanwaltschaft interessieren. Denn während ein 3000 Jahre altes Pharaonengerippe die Ermittler kalt ließe, haben sie es jetzt womöglich mit einem unbekannten Toten aus der Neuzeit zu tun. "Wenn wir Anhaltspunkte haben, dass die Knochen etwa aus den fünfziger Jahren stammen, werden wir sicher Ermittlungen aufnehmen", kündigte ein Sprecher der Polizei in Diepholz an. Weitere Untersuchungen müssten folgen, bei denen das Alter bestimmt werde. "Das Ding muss man aufmachen und eine Probe entnehmen", sekundiert Pathologe Nerlich. Einem möglichen Engagement der Behörden sieht Zahnarzt Kettler mit gemischten Gefühlen entgegen - schließlich ist er derjenige, der einen Haufen menschlicher Knochen ungeklärter Herkunft besitzt. "Das ist eine etwas unangenehme Konstellation", gibt er zu. "Ich setze darauf, dass man noch weitere Untersuchungen durchführt." Den 53-Jährigen interessiert vor allem, wie sein Vater damals an die Mumie kam. Selber fragen kann er ihn nicht mehr: Kettler Senior starb vor zwölf Jahren. Möglich ist aber, dass es sich bei dem eigenartigen Nordafrika-Souvenir ursprünglich um einen makabren Jux handelte. "Meine Vermutung ist: Jemand hat sich da einen Riesenscherz erlaubt", sagt Pathologe Nerlich. Für Kettler bleibt dennoch vieles mysteriös. "Ich frage mich, warum der Sarkophag so versteckt gelagert wurde, warum niemand darüber gesprochen hat." Diese Dinge aufzuklären, sehe er als seine Aufgabe. Und wenn die Ermittler demnächst vorbeikommen und die rätselhaften Knochen beschlagnahmen? Halb so wild, sagt Kettler. "An der Mumie selber hänge ich nicht." Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/dachbodenfund-mumie-von-diepholz-enthaelt-offenbar-knochen-a-919907.html |
Date: 2013/09/04 08:18:57
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der SZ:
Der Fall Engel AnthesTheaterverein Nahequelle Selbach bringt Gonnesweiler Hexenprozess auf die BühneAuch im St. Wendeler Land grassierte im 17. Jahrhundert der Hexenwahn. Frauen und Männer wurden angeklagt, oft hingerichtet. Der Theaterverein Nahequelle Selbach hat einen Prozess gegen eine Gonnesweilerin auf die Bühne gebracht.Selbach. Der Stab wurde gebrochen: „Um anderen ein Exempel zu statuieren, wird sie dem Scharfrichter übergeben folglich zur Richtstatt des Hochgerichts zu führen und dasselbst zu strangulieren, ihren Leib zu Staub und Asche zu verbrennen, und ihre Seele Gott dem Allmächtigen zu empfehlen.“ Am 26. April 1630 wurde Engel Anthes aus Gonnesweiler, der Hexerei beschuldigt, auf dem Röllenberg, der Gerichtsstätte des Hochgerichts Neunkirchen-Nahe, hingerichtet. Zur Erinnerung an diese düstere Epoche, führte der Theaterverein Nahequelle Selbach Szenen aus dem Prozessverlauf des Verfahrens gegen die vermeintliche Hexe auf. Bearbeitet hat das Stück Hermann Scheid, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Nohfelden. Die Aufführung war Teil einer Vortragsreihe der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani). Winter 1630. Das Leben ist hart, hier in der Region. Söldnerhorden ziehen plündernd umher, Reformation und Gegenreformation verwirren das einfache Volk, die Ernte reicht kaum aus, das Vieh geht ein. Drei Bauern lassen in einer Schenke ihrem Frust freien Lauf. „Ich meine, unser lieber Herrgott hat uns vergessen“, heißt es mit alkoholgeschwängerter Zunge. „Es ist keine Ordnung mehr auf der Welt“, meint ein anderer. Hier sind diabolische Kräfte am Werk, bringen Seuchen, Hunger und Krieg über das arme Volk. So der allgemeine Tenor. Doch der Engel Anthes, meint ein Hinzugekommener, gehe es gut, ihre Kuh liefere immer genug Milch für die Butter. „Und sie führt das Tier über einen anderen Weg zur Weide“, fügt er an. „Im ganzen Dorf sagen die Leute, die Engel ist eine Hexe und die kann zaubern!“ Die Sache kommt vor Gericht. An Anklagepunkten und Zeugen mangelt es nicht, wie das Bühnenstück eindrucksvoll vermittelt. Mit scharfer Stimme zählt der Ankläger Adolph Baden, kurfürstlich-trierischer Amtmann, die Vorwürfe auf: „Ist es wahr, dass sich die Beklagte seit langer Zeit im Dorf Gonnesweiler als Hexe bezeichnen lässt ohne sich jemals dagegen gewehrt zu haben?“ Sie soll mehr Butter als die Nachbarn machen, die Kuh auf anderen Wegen zur Weide bringen, vor acht Jahren einen Mann geküsst und gekitzelt haben, der daraufhin zwei Jahre lang Schmerzen hatte und, nachdem er dies gebeichtet hatte, verstarb. Auch die Mutter der Engel Anthes soll eine Hexe gewesen sein, die Tochter zum Tanz mit dem Teufel angestiftet haben. Und schließlich: Mehrere Verurteilte hätten sie bereits der Zauberei bezichtigt. Die letzte Szene. Nun soll die Wahrheit ans Licht, wie in diesen Zeiten üblich durch Folter. Zum ersten Mal tritt die Angeklagte auf. „Hoher Herr, ich bin keine Zauberin, ich würde zehn Reichstaler dafür geben, wenn ich zaubern könnte“, versucht die Engels Anthes verzweifelt der Tortur zu entgehen. Vergebens. Sie wird auf die Streckbank gebunden. Schrille Schreie durchscheiden das Selbacher Dorfgemeinschaftshaus. Die über 80 Zuschauer sehen die Qual der Gemarterten nicht, die Folter selbst wird nur angedeutet, findet hinter einem Vorhang statt. Schließlich, nachdem der Schmerz unerträglich wurde, gesteht sie. Der Scharfrichter löst die Fesseln. Ja, sie sei im Bunde mit dem Teufel, habe Zauberei betrieben – gemeinsam mit anderen, die sie natürlich namentlich nennt. Das Urteil wird verkündet. „Es war nicht einfach, diesen Prozess, der sich über mehrere Tage zog, auf die Bühne zu bringen“, resümierte Hermann Scheid nach der Aufführung. Seit Mai probe der Theaterverein jeden Montag. Scheid selbst habe sich fünf Jahre mit dem Fall der Engels Anthes aus Gonnesweiler beschäftigt, unter anderem den Prozess mit einer Schulklasse aufgerollt. „Es ist ein grausamer Teil unserer Geschichte“, sagte er abschließend, „der jedoch nicht vergessen werden darf.“ lk „Es ist ein grausamer Teil unserer Geschichte, der nicht vergessen werden darf.“ Ex-Bürgermeister der Gemeinde Nohfelden, Hermann Scheid |
Date: 2013/09/04 08:29:55
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Guten Morgen,
gestern las ich in der SZ den Satz "Auch im St. Wendeler Land
grassierte im 17. Jahrhundert der Hexenwahn". Welcher Teil des St. Wendeler
Landes ist damit gemeint? Das ganze? Oder war das nur eine Verallgemeinerung,
weil sich die KulanI mit dem ganzen St. Wendeler Land beschäftigt, nicht nur
jeweils mit einem Teil davon?
Amt St. Wendel, Kurfürstentum Trier:
Pfarrarchiv St. Wendel, B1 1589. Seite
419. Der St. Wendeler Amtmann
Georg Wilhelm von Soetern beschwert sich bei Kurfürstlichen Stadthalter und
Räten, daß man von ihm forderte, um Geleit zu ersuchen, als er zwei Zauberer,
die er zu Neunkirchen verbrennen lassen wollte, aus dem Gewahrsam des Schlosses
Lemburgh abholen ließ. (Abschrift) -------------------- 23.04.1660: Hanß Wilhelm Clauß legt eine Rechnung über en Verzehr franz. Offiziere vor, die größten teils anerkannt wird. Zum Schlusse heißt es: „Mit den Uncosten wegen hiebevorigen hexen Brennens ist dieß mahl nichts geschlossen worden“ (keine exakte Quellenangabe durch Max Müller) ---------------------- Stadtarchiv St. Wendel, A 72 Seite 115. 1655 Item haben die Ausschuß hiebeuorn bey Wilhelm Lauxen, alsß man hexen brennen sollte, verzert 73 fl. 18 alb ---------------------- Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/09/09 12:18:49
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Guten Morgen,
heuer kam zum Artikel über die Aufführung zum Thema "Hexenverfolgung", die vor 14 Tagen in Selbach stattfnd und worüber die SZ vergangene Woche berichtete, ein Leserbrief in der SZ. Mit freundlichem Gruß Roland Geiger -------------------- Zum Artikel „Der Fall Engel Anthes“, SZ vom 3. September. Es ist wenig bekannt, dass im Dritten Reich unter Himmler das „Sonderkommando H“ (Sonderkommando für Hexenforschung) in 1935 ins Leben gerufen wurde und bis 1944 sehr emsig tätig war. In alten Kirchenbüchern, Unterlagen von Klöstern und sonstigen Archiven wurde nach Hexenprozessen geforscht und insgesamt eine Kartothek mit weit über 30 000 Fällen zusammengetragen. Derzeit ist diese Kartothek im Bundesarchiv, Außenstelle Berlin-Lichterfelde, für Jedermann einsehbar. Im Frühjahr 2012 habe auch ich mich dort umgesehen und dabei festgestellt, dass es in Gonnesweiler nicht nur den einen Prozess gegen Engel Anthes gab, sondern es gab dazu noch weit über zwanzig Hexenprozesse im 17. Jahrhundert. Außer in Gonnesweiler konnte ich im ganzen St. Wendeler Land nicht mehr solch eine Häufung feststellen. Gonnesweiler war somit eine Hochburg des Hexenwahns in jener Zeit. Siegfried Hoffmann, St. Wendel -------------------- Siegfried Hoffmann hatte mich vergangenes Jahr auf dieses Thema angesprochen, worauf ich mich an Herrn Nolden im Stadtarchiv Trier wandte: "Sehr geehrter Herr Dr. Nolden, heuer kam ein Bekannter, Siegfried Hoffmann aus St. Wendel, zu mir, der vor ein paar Wochen in Berlin im Bundesarchiv nach Akten des Sonderkommandos H der Nazis gesucht hatte. Damals muß Himmler Hexenprozesse untersucht und katagolisiert haben. Hoffmann saß drei Tage in Berlin im Archiv und wurde auch tatsächlich fündig: mehrere Fälle aus Nohfelden und tatsächlich einen aus St. Wendel. Danach soll „Gutermanns Hans“ aus „Niedereylweiler“ (den Ort kenne ich nicht) im Jahre 1626 in St. Wendel der Hexerei angeklagt worden sein; sein Ankläger war Leonard von Hame, der kurtrierische Stadtschulteis. Der Angeklagte wurde verhaftet, sonst stehen auf dem Blatt nur Fragezeichen. Die Prozeßakte soll im Stadtarchiv Trier unter der Signatur „Loc 1534“ (Seite 166) liegen. Ist Ihnen bekannt, um welche Akte es sich dabei handeln könnte und ob schon darüber geforscht und ggf. veröffentlicht wurde?" Herr Nolden hat darauf geantwortet: "Lieber Herr Geiger, unter der Locatur 1534 verbergen sich unsere Handschriften 1533/170 2° und 1534/166 2°. Zugehörige Literatur finden Sie im Handschriftenkatalog VIII S: 88 online unter manuscripta mediaevalia. Diese Texte sind mit Sicherheit von der hier vor ein paar Jahren tätigen Hexenforschungsgruppe ausgewertet worden; vielleicht sollten Sie sich deswegen mit dem ehemaligen Direktor unseres Hauses, Prof. Franz in Verbindung setzen. Mit freundlichen Grüßen Reiner Nolden" |
Date: 2013/09/09 13:39:04
From: Dr. Max Lindemann <maxlindemann(a)web.de>
Date: 2013/09/09 18:25:28
From: Stephan Friedrich <stephanfriedrich(a)onlinehome.de>
Hallo,
ich möchte auf das Buch "Mühlen im Saarland" von
Hans-Werner Paulus aufmerksam machen, der über 30 Jahre an dem 648 Seiten
starken Buch gearbeitet hat.
Nach Landkreisen gegliedert finden sich historische und
genealogische Informationen zu einigen Hundert Mühlen im Saarland. Der Autor
bringt 415 schwarz-weiß Fotos und Karten sowie 34 Farbabbildungen. Viele Karten
hat er selbst angefertigt.
Das Mühlenbuch ist ein einzigartiges Nachschlagewerk zur
Geschichte der Mühlen im Saarland und bietet durch viele Fußnoten und
Literaturhinweise auch Möglichkeiten zur weiteren Recherche.
Die 40-seitige Einführung befasst sich mit Mühlen
allgemein und enthält ein Glossar mir Fachbegriffen.
Das Buch hat DIN A 4 Format, 648 Seiten, Festeinband und
kostet 39,80 €. (reine Druckkosten) Ein unschlagbarer Preis für dieses Format.
Zu beziehen ist das Buch bei dem Autor
selbst:
Hans-Werner Paulus
Kreuzwaldstr. 33
66333 Völklingen-Lauterbach
Tel.: 06802 - 428
e-mail: W.Paulus(a)kabelmail.de
|
Date: 2013/09/15 09:48:52
From: Jean Nicolas Bouschbacher <jnbetz(a)rtvc.fr>
Généalogie
und Heimatforschung im Lothringer Kohlenbergbaugebiet
Genealogie und Heimatkunde im Bassin
Houiller de Lorraine
Sonntag 22 septembre 2013 10h à 18h &
nbsp;&n
bsp;
Foyer du Creutzberg Rue Alsace Lorraine 57600
FORBACH Zwei Tage Meinungs-und Informationsaustausch an denen jeder Verein seine Aktivitäten, seine Veröffentlichungen, seine Informatiksysteme, seine Arbeitsmethoden vorstellen wird ; in einem Wort, alles, was aktives,modernes und wirksames Recherchieren nachweist.
Historie unseres Vereines Im Juni 1988 hat
sich ein kleine Gruppe Ahnenforscher entschlossen einen Verein
zu gründen mit der Aufgabe die Ahnenforschung im raum Forbach
und Saargemünd zu entwickeln. Dieser Verein
besteht heute noch unter dem Namen Cercle
Généalogique de Moselle Est. In diesen
vierteljahrhundert wurden 38 Ortsfamilienbücher erfasst von : Alsting,
Bousbach, Cadenbronn, Cocheren , Diebling, Ernestviller
Heckenransbach, Folkling Gaubiving, Forbach, Frauenberg, Freyming-Merlebach,
Grosbliederstroff , Grundviller,
Guebenhouse, Hazembourg, Holving, Hombourg Haut Hundling,
Ippling, Kappelkinger, Kirviller, Lixing les Rouhling,
Loupershouse, Metzing, Nousseviller-St-Nabor, Oeting,
Puttelanges aux Lacs Remelfing,
Rémering les Puttelange, Richeling, Rouhling, Saint Jean Rohrbach,
Sarralbe, Spicheren, Stiring-Wendel,
Val de Guéblange, Willerwald, Wittring, Wiesviller, Woelfling les
Sarreguemines, Woustviller. Manche Dôrfer sind
in berarbeitung und werden in den nächsten 12 Monate
veröffentlich Behren-lès-Forbach,
Béning-lès-St Avold, Betting-lès-St Avold, Etzling, Farébersviller,
Kerbach, Morsbach, Petite-Rosselle, Rosbruck, Sarreguemines,
Schoeneck Bliesbruck, Blies-Ebersing, Blies-Guersviller ,
Blies-Schveyen, Andere Dôrfer sind
in Bearbeitung und werden in den nächsten Jahren herausgegeben Farschviller,
Folpersviller Francaltroff, Grening Hambach, Hilsprich,
Honskirch, Insming,
Nelling, Neufgrange, Neunkirch les Sarreguemines, Rening,
Sarreinsming, Seingbouse, Tenteling, Ebring, Théding,
Torcheville, Welferding, Zetting
Die
Austeller Ahnenforschervereine
aus Lothringen Deutschland und Luxenburg Ancêtres
Italiens Arbeitsgemeinschaft
für Saarländische Familienkunde Atelier
Généalogique de l'Arrondissement de Wissembourg et
Environs Centre
de Généalogie d'Alsace Bossue Cercle
Généalogique des Cheminots Cercle
de Généalogie de Schirrhein-Schirrhoffen Cercle
de généalogie juive Cercle
Généalogique de Meuse Cercle
Généalogique de Saint-Avold - Faulquemont Cercle
Généalogique des Pays de Sarrebourg & Saulnois Cercle
Généalogique du Pays de Bitche Cercle
Généalogique du Pays de Briey Cercle
Généalogique Moselle Deutsche
Hugenotten-Gesellschaft e.V. FIL
D ARIANE Association de recherches généalogiques par
Internet Généalogie
en Corrèze Généapologne Gruppen
Familien- und Wappenkunde in der Stiftung
Bahn-Sozialwerk, Bezirk Saarbrücken/Frankfurt (GFW). LUX ROOTS Pfälzisch-Rheinische
Familienkunde e.V. Pirmasenser Arbeitsgemeinschaft
für Familienforschung Reçus
à l'hotel des invalides à Paris Vereinigung
für die Heimatkunde im Landkreis Saarlouis Vereins
für Landeskunde im Saarland e.V. (VLS) Westdeutsche
Gesellschaft für Familienkunde Köln, Bezirksgruppe
Trier Vereine für
Heimatkunde L'association
des Amis de l'Histoire du pays de la Merle Association
Historique de Kalhausen Cercle
d’Histoire Locale de Forbach et sa Région Cercle
d'Histoire et de la Ligne Maginot aquatique du Pays d'Albe. Société
d'histoire de l'ALSACE BOSSUE Société
pour la Promotion de l'Identité Culturelle et Historique SPICH Genealogen Archives
et culture ; Editeur de la généalogie et de l'histoire de la vie
quotidienne BSD
Concept et son logiciel Hérédis Cardamina
Verlag ; Editeur de livres de généalogie CDIP et
son logiciel Généatique Chantal
Geyer: Dessins d'arbres généalogiques Deux
Cartophiles de la région Généaprime M. Boris NEUBERT ; Logiciel
OMEGA M.
Daniel DA PONTE ; héraldique Pascal
Pariset ; Informaticien développeur de logiciels de généalogie Revue
Française Généalogie Die Daten
unseres Vereines Adresse Centre
Social Balavoine Place Ste Barbe 57800 COCHEREN Die
Bibliothek Ecole Jean
Lurçat 57800 COCHEREN Site web : https://sites.google.com/site/cerclegenealogiquedemoselleest/ Courriel : geneamosellest(a)gmail.com --
Jean Nicolas BOUSCHBACHER |
Date: 2013/09/17 15:46:36
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Hallo, da ich neugierig war, habe ich bei Hans Werner Paulus aus Völklingen sein neu erschienenes Mühlenbuch „Mühlen im Saarland“ für 45 Euro erworben (Preis 39,80 Euro plus Porto und Versand für 5,20 Euro). Es kam heute an, und ich habe mir den Teil angesehen, der sich mit der Stadt St. Wendel befaßt. Herr Paulus hat dort ein unglaubliches Chaos angerichtet. Er nennt fünf Mühlen, die im Bereich der Stadt St. Wendel liegen: - die Göckel oder Neue-Mühle zu St. Wendel - die Breitener Mühle zu St. Wendel - die Walk- und Ölmühle zu St. Wendel - die Fausenmühle zu St. Wendel - die Bürgermühle zu St. Wendel/Niederweiler (mit Nennung der Notmühle im Text) Tatsächlich gab es in St. Wendel zwischen 1304 und heute mindestens 16 Mühlen. Aber die finden sich nun mal nicht alle in der Saarbrücker Zeitung bzw. in Max Müllers „Geschichte der Stadt St. Wendel“, Herrn Paulus' bevorzugte Quellen für Mühlen in St. Wendel. Das sind die „großen“ Wassermühlen, zu denen es auch jede Menge Unterlagen gibt: - Fausenmühle an der Blies - Felsenmühle an der Blies - Göckelmühle an der Blies - Neumühle an der Blies - Niederweilermühle (II) an der Blies - Niederweilermühle an der Blies - Urweilermühle am Todbach Und die „kleinen“ Mühlen, die sich als Hinweise hier und dort finden lassen: - Brespacher Loemühl am St. Annenbach - Burgnotmühle an der Blies - Cettos Mühle auf dem Langenfelderhof - Johannismühle am Johannisbach - Lohmühle bei den Gerbhäusern am Todbach - Lohmühle in der Brühl - Ölmühle am St. Wendeler Bahnhof - Schneidemühle am Johannisbach - Walckmühle am St. Annenbach Daß sich die „kleinen“ Mühlen in Paulus’ Buch nicht finden, kann ich nachvollziehen, Unterlagen dazu findet man fast nur in Archiven, die in seiner Aufsstelung auf Seite 644 nicht genannt sind. Aber daß er zwei der „großen“ nicht kennt – die Felsenmühle und die Urweilermühle -, das zeugt nicht von sorgfältiger Recherche zum Thema. Seine Texte zu den beschriebenen Mühlen sind entsprechend. (Seite 633) „Vor dem Jahr 1804 wurde
lange Zeit die Ruine der Burg Nohfelden teilweise für Baumaterial
ausgeschlachtet. Es wurde berichtet, dass die Burgsteine als Baumaterial für die
Göckelmühle benutzt wurden. (Gerd Meiser, Saarbrücker Zeitung. Saarland und
seine Nachbarn. Nr. 6 S. 10 vom 8/ 9. Jan. 2000.). 1795 wurde die Mühle
errichtet. Gespeist wurde sie über einen Mühlteich von der Blies. Bis 1818 stand
hier auch eine Ölmühle. Der erste Müller war Conrad Kneip aus Ramstein. Im 19.
Jahrhundert gehörte sie der Familie Cetto. 1935 ging das Anwesen an die Familie
Schlotterbeck. 1861 wurde die Neue Mühle
mit sieben Einwohnern als besonderer Wohnplatz genannt. Später wurde diese
Göckelmühle genannt und liegt auf der Banngrenze St. Wendel-Baltersweiler,
gehört aber zu St. Wendel.“ Schau’n wir mal, was wir da haben. Die arme Burg Nohfelden, die muß für alles mögliche herhalten. Da geht alles auf Hörensagen, Belege gibt es dafür nicht. Die SZ als Quelle zu nehmen, das zeugt nicht für die Qualität der Arbeit des Autors. Daß die
Göckelmühle 1795 errichtet wurde, ist eine Annahme, die darauf beruht, daß die
Mühle im Bannrenovationsprotokoll von P.E. Röhn von 1788 noch nicht auftaucht
und ab 1795 der erste Müller Conrad Kneip genannt wird. Eigentümer der Mühle war
aber nicht Kneip, sondern der Geometer Johann Zangerle aus St. Wendel
(Erstnennung 1808). Ob er sie erbaut hat, wissen wir nicht. Auf der Schmittschen
Karte von 1797 ist sie nicht vorhanden, auf der von-Müffling-Karte von 1817 als
„Goeckelmühle“. Ob Kneip aber 1795 tatsächlich auf der Göckelmühle war, ist auch nicht sicher. Er hat aus erster Ehe sechs Kinder, von denen die ersten beiden (1793 und 1794) auf der Fausenmühle geboren wurden und binnen weniger Tage oder Monate dort auch starben. Das dritte Kind, Wendel, wird am 15.11.1795 auf der „Schneidemühle“ geboren (das ist nicht die Göckelmühle). Das vierte Kind, Katharina, wird dann 25.08.1797 tatsächlich auf der Göckelmühle geboren, während das übernächste 1802 wieder auf der Fausenmühle zur Welt kommt. Wackelige Sache. Das Eigentum ging 1824 von Zangerle auf Cetto über; er läßt 1818 eine Ölmühle abreißen. Ob die hier stand – möglich. Der letzte Cetto, Edmund, stirbt 1893; 3 Jahre zuvor war das Konkursverfahren schon eröffnet worden. Unter Edmunds Sohn Nikolaus wird das Anwesen an den Hauptgläubiger, Glashüttenbesitzer Köhl aus Quierschied, versteigert. Dann geben sich binnen weniger Jahre verschiedene neue Eigentümer die Klinke in die Hand. 1906 ist aus der Mühle die „Hofgut und Tonwarenfabrik Göckelmühle GmbH“ geworden, die sich 1907 schon in Liquidation befindet. Die Schlotterbecks sind seit 1919 Pächter des Anwesens. Daß Paulus die Göckelmühle als „Neue Mühle“ bezeichnet, zeigt, daß er sich hier oben bei uns überhaupt nicht auskennt. Die Göckelmühle taucht als „Goekelmühle“ schon 1802 in einem Notariatsakt auf, während die „Neue Mühle“ genau das ist, nämlich die „Neumühle“ in Breiten am Ende des sog. „Neumühlenwegs“. Paulus meint, die „Bürgermühle zu St. Wendel/Niederweiler“ sei die älteste der Stadt (1343 Ersterwähnung). Dummerweise wird die Felsenmühle die „Bürgermühle“ genannt (Ersterwähnung 1591); die älteste Nennung gebührt der Neumühle mit „1304“. Mit den Eigentümern hat er es auch nicht so, er nimmt manches einfach so hin und denkt nicht nach, wenn er etwas hinschreibt. Wieder bei der Niederweilermühle: Die Kirche gibt die Mühle in Pacht an die Stadt St. Wendel, 1591 soll diese wieder an den Kurfürsten zurückgegangen sein. Wieso an den Kurfürsten zurück, wenn die Kirche Eigentümerin war? Ein paar Sätze später verstrickt er sich völlig in dieser Frage: einmal verpachtet die Stadt, ein andermal die kurfürstliche Domainenverwaltung. Völlig konfus wird er mit der Aussage, der Betreib der Mühle sei „ausgangs des 20. Jahrhunderts zum Erliegen“ gekommen. Das geschah um die Mitte des 19ten Jahrh. Über die Fausenmühle weiß er, daß sie Anfang des 19. Jahrh. erwähnt wird, aber z.B. nicht daß sie bereits im 1600 als „Anthoni Schleifmühle“ genannt wird und erst 1849 an Franz Bruch kam. Völlig chaotisch. Der Autor schreibt im Vorwort, seine Arbeit habe zum Ziel, alle Mühlen des Saarlandes mit ihren Pächtern, Erbbeständern und Eigentümern aufzuführen. Das ist ihm zumindest im Bereich der Stadt St. Wendel nicht gelungen. Hier wäre keine Veröffentlichung besser gewesen als diese Mischung aus Halbwahrheiten, Vermutungen und falschen Schlüssen. Hier ist keine Berichtigung im Detail möglich, wie er im Vorwort schreibt, sondern nur ein Einstampfen und völlig neu herausgeben. Meine Meinung. Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/09/20 09:00:50
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Guten Morgen,
über Elmar Peiffers Donnerstags-Gedichts-Email kamen heuer diese Verse von
Erich Kästner.
Und wenn ich grad raus in diesen halbtrüben Morgen schaue,
dann geht mir beim Lesen das Herz óff ónn widda zu.
Mit
freundlichem Gruß
Roland Geiger -----------------------
Der
September
Von Erich Kästner
Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün. Goldlack und Astern flaggt der Garten, und tausend Königskerzen glühn. Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball. Kuhglockenläutend ziehn die braunen und bunten Herden in den Stall. Das ist ein Abschied mit Gerüchen
aus einer fast vergessenen Welt. Mus und Gelee kocht in den Küchen. Kartoffelfeuer qualmt im Feld. Das ist ein Abschied mit Getümmel,
mit Huhn am Spieß und Bier im Krug. Luftschaukeln möchten in den Himmel. Doch sind sie wohl nicht fromm genug. Die Stare gehen auf die Reise. Altweibersommer weht im Wind. Das ist ein Abschied laut und leise. Die Karussells drehn sich im Kreise. Und was vorüber schien, beginnt. |
Date: 2013/09/20 09:13:48
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ bei den Leserbriefen: Zum Artikel "Visionär Europas? Oder Vasall Frankreichs?"
(Ausgabe vom 18. Sept.)
Die Wiedervereinigung
war kein Wahl-Thema In diesem Beitrag über Johannes Hoffmann ("JoHo") ist die Feststellung über die Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955 zum Saar-Statut zu lesen, "darüber, ob das Saarland der Bundesrepublik Deutschland angegliedert wird oder unabhängig bleibt". Zu dieser Text-Passage darf ich darauf hinweisen, dass genau diese Wahl die Saarländer 1955 nicht hatten. Sie konnten lediglich das Statut ablehnen oder annehmen. Was mit dem Saarland geschehen sollte, wenn die Saarländer das Statut ablehnten (womit die beiden Vertragspartner Deutschland und Frankreich wohl nicht gerechnet hatten), darüber stand in dem Statut kein Wort. Dass das deutliche "Nein" der Saarbevölkerung zu einer Wiedervereinigung des Saarlandes mit der Bundesrepublik führte, war dann vor allem dem besonnenen und klugen Verhalten aller beteiligten Politiker zu verdanken. Ralf Herbolsheimer, Saarbrücken Alfred Schön, Mitarbeiter der Saarbrücker Zeitung, meint dazu: Lieber Herr Herbolsheimer, Ihre lehrreiche Geschichtsstunde stellt einmal mehr klar, welche Wahl die Saarländer am 23. Oktober 1955 formal - dem Buchstaben der Fragestellung nach - hatten. Dennoch sollte nicht verdrängt und verschwiegen werden, welche „gefühlte" Abstimmung vor sich gegangen ist. Wie schon im Jahr 1933 wurde der Wahlkampf auch 1955, diesmal zwischen „Ja- und Nein-Sagern", mit national bestimmten Parolen geführt. „Heim ins Reich" hieß die heimliche Losung bei den pro-deutschen Parteien des „Heimatbundes". Um das konkrete „Saar-Statut" ging es nur am Rande. Ihr Alfred Schön Roland Geiger, Admin des Regionalforums, meint dazu: Sehr geehrter Herr Schön, ich habe heute morgen den LB von Herrn Herbolsheimer gelesen und Ihre Reaktion darauf. Und da frage ich mich, warum in dem ursprünglichen Artikel das in Ihrer Antwort genannte Wörtchen „gefühlte Abstimmung“ nicht vorhanden war. 2005 hatten wir in St. Wendel im Rahmen eines monatlichen historischen Stammtischs ein ähnliches Problem. Thema war die zweite Saarabstimmung. Erwartungsgemäß ging es hoch her, weil wir noch viele Leute da hatten, die damals aktiv dabei waren. Ich hatte mir eine Kopie des Abstimmungszettels besorgt und legte diesen vor. Auf die Frage, worüber abgestimmt worden sei, kam die Antwort: „Ei, ob’s Saarland nòh Däitschland komme dudd odda nédd.“ Ich legte den Wahlzettel vor. Verdutztes Schweigen, dann: „Denne dòh Zéddl hannse dòmòls nédd gehaad, óff uusarrem hadd ebbes anaschdarres dróff gestann!“ Das Fazit ist damit (leider), daß die Leute heute noch nicht wissen, worüber sie damals abgestimmt haben. Das Thema stand und steht natürlich in den Geschichtsbüchern, so sie von Historikern verfaßt sind. Aber die liest kaum jemand oder überliest sie. Weil die Leute ja wissen, was sie erlebt haben (hier könnte man einen schönen Artikel zum Thema „Wissen und Glauben“ draus machen :-) ). In unseren Heimatbüchern steht meist die populäre Art, also die Abstimmung „pro oder contra“ zum Anschluß an Deutschland. Insofern denke ich, es wäre wichtig, wenn Ihr von der SZ das Thema so darstellt, wie es passiert ist. Denn Eure Texte lesen die Leute, und vielleicht ist – mit der Zeit – ein Umdenken, hm, ein Lernprozeß, denkbar. „Ei, so hatts awwa énn da Zäidung gestann.“ Bei der Stadtführung in St. Wendel erzähle ich gern (wenns aufs Tapet kommt), daß das Saarland damals das erste der neuen Bundesländer war, weil die Saarländer ja wirklich Ausländer gewesen waren (ich nicht, ich war bei der Abstimmung „minus acht“), und dann werden Besucher aus dem ehemaligen Osten immer neidisch :-) Ich habe damals in St. Wendel übrigens die Standardbemerkung erhalten, mit dem sich alle „Besserwisser“ immer gut plattmachen lassen: „Was wéllschen douw? Douw bisch doch noch fill ze jung, douw waasch doch dóhmóhls noch gaa nédd óff da Welt!“ Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen. Mit freundlichen Grüßen Roland Geiger, St. Wendel |
Date: 2013/09/21 01:07:05
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
Salü,
ich habe heute auf meinen Leserbrief hin von Herrn Schön von der SZ eine Lehrstunde in Presserecht erhalten, die sich gewaschen hat. Es könnte aber auch sein, daß Herr Schön einfach nur keinen Spaß versteht oder sich auf den Schlips getreten fühlte, wo ich ihn nicht hingetreten habe - meiner Ansicht nach. Nach meiner Email von heute morgen kam es zu diesem Wortwechsel: 20.09.2013 13:56:15 Westeuropäische Sommerzeit Von: A.Schoen(a)sz-sb.de An: Rolgeiger(a)aol.com Sehr geehrter Herr Geiger, ich kann beim besten Willen nicht beantworten, warum Herr Geiger auf die "gefühlte" Abstimmung vom 23. Oktober 1955 nicht eingegangen ist. In meinen Antworten vertrete ich nach meinem Kenntnisstand meine eigene Meinung. Freundliche Grüße Alfred Schön Von: Rolgeiger(a)aol.com [mailto:Rolgeiger(a)aol.com] Gesendet: Freitag, 20. September 2013 14:10 An: Schön Alfred Hallo, Herr Schön, :-) ich habe allerdings den Artikel auch nicht geschrieben. Aber wenn Sie eine Antwort auf einen Leserbrief geben, der sich auf einen Artikel bezieht, den Sie nicht verfaßt haben, dann muß ich doch annehmen, daß Sie als SZ-Mitarbeiter - ebenso wie die SZ per se - hinter diesem Artikel stehen. Auf dem Blatt, auf dem der Artikel erschienen ist, stand jedenfalls "Saarbrücker Zeitung" oben drüber. Und im Impressum lese ich keinen Hinweis darauf, daß erschienene Artikel ausschließlich die Meinung der Verfasser wiedergeben. Oder habe ich das überlesen? Mit freundlichem Gruß Roland Geiger Datum: 20.09.2013 14:23:35 Westeuropäische Sommerzeit Von: A.Schoen(a)sz-sb.de An: Rolgeiger(a)aol.com Sehr geehrter Herr Geiger, Kommentare, also auch Antworten auf Leserbriefe, stellen immer die persönliche Meinung der Autoren dar. Und Zuschriften oder Beiträge, auf die diese sich beziehen, geben auch nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern die der Verfasser. Eine Gleichschaltung kann es nicht geben. Freundliche Grüße Alfred Schön ------------------
Das mit der Gleichschaltung habe ich nicht verstanden.
Und: Muß nicht ein Hinweis im Impressum stehen, daß Artikel nicht die
Meinung der Redaktion bedeuten, so das nicht der Fall ist? Ich dachte, das müßte
da stehen. So muß ich also davon ausgehen, daß die SZ eine Tummelwiese von allen
möglichen Schreibern ist, die sich dort austoben können und dafür persönlich
eine auf den Deckel kriegen können. Die SZ trägt nämlich keine Verantwortung für
das, was sie bringt, weil das Dritte veröffentlicht haben. Oder?
Mit
freundlichem Gruß Roland Geiger |
Date: 2013/09/22 10:23:43
From: Michaela Becker <Michaela-Becker(a)gmx.net>
Wellesweiler Arbeitskreis für Geschichte, Landeskunde und Volkskultur e.V. in Zusammenarbeit mit der Aleksandrastiftung zur Förderung der Westricher Geschichtsforschung Einladung zum Vortrag „Arabischer Frühling auch für Syrien“ Ralf Krautkrämer alpha gemini Universität des Saarlandes Vor drei Jahren begrüßte der Westen nach einer längeren Phase der Unsicherheit die Entwicklungen in den nordafrikanischen und nahöstlichen Staaten. Nachdem man über Jahrzehnte die diktatorischen und autokratischen Regime unterstützt hatte, wechselte man nun auf die Seite der revolutionären Kräfte. Demokratie, Menschrechte und neue Freiheiten schienen Einzug zu halten. Der Arabische Frühling nährte die Hoffnung, er führe in einem zwangsläufigen Prozess zu Gesellschaften, die sich schrittweise westlichen Werten öffnen würden. Heute herrscht Ernüchterung und Enttäuschung. Viele Prozesse sind zum Stillstand gekommen, in einigen Ländern hat sich die Entwicklung gar umgekehrt und radikalen Kräften zur Macht verholfen. Gerade die militärisch und politisch entscheidenden Staaten der Region versinken in blutigen Auseinandersetzungen: Ägypten im Kampf zwischen Muslimbrüdern und Militär, Syrien zwischen der rücksichtslosen Brutalität des Assad-Regimes und der Gewalt der politisch und ideologisch zersplitterten Opposition. Beiden Konflikten steht der Westen bisher abwartend, ja hilflos gegenüber. Der Vortrag wird sich mit den beiden aktuellen Entwicklungen in Ägypten und Syrien beschäftigen, die dort handelnden Kräfte vorstellen, die Interessen der Großmächte umreißen und versuchen, die möglichen Auswirkungen in der Region zu verdeutlichen. Am Mittwoch, den 25. September 2013, 19.00 Uhr im historischen Junkerhaus (1569) Wellesweiler, Eisenbahnstr. 22 Von Nichtmitgliedern wird 5 Euro Eintritt erbeten
Date: 2013/09/27 14:57:35
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
heute in der SZ:
Warum Saarländer einst nach Brasilien auswandertenTholey. Brasilianische Auswanderer – das ist das Thema eines Vortrags von Bodo Bost. Im 19. Jahrhundert sind hunderte Menschen aus dem Nordsaarland, besonders aus der Schaumbergregion, nach Brasilien ausgewandert. Warum sind sie ausgewandert und wieso gerade nach Brasilien? Wie ging es ihnen in Brasilien und was ist aus ihnen und ihren Nachkommen geworden? Diesen Fragen wird der Referent am Dienstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, im Tholeyer Rathaussaal nachgehen. Bodo Bost beschäftigte sich auch mit der Geschichte der aus Theley stammenden Familie Scherer, deren Nachkommen in der brasilianischen katholischen Kirche viele bedeutende Ämter bekleideten, so auch der Erzbischof Odilo Scherer aus Sao Paulo, der beim letzten Konklave einer der Kandidaten für den Heiligen Stuhl war. Der Eintritt ist frei. red |
Date: 2013/09/29 09:24:32
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)aol.com>
gestern in der SZ:
Wie ein Dorf 170 Jahre älter wirdEin Besuch im Hunsrück-Ort Gehlweiler, wo der jüngste „Heimat“-Kinofilm entstandNächste Woche kommt „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ ins Kino. Entstanden ist die Fortführung von Edgar Reitz' „Heimat“ in Gehlweiler im Hunsrück. Wir haben den Ort der Dreharbeiten besucht.Von SZ-Redakteur Tobias KesslerGehlweiler. Es liegt noch Schnee. Zumindest ein bisschen, trotz 20 Grad Mittagswärme und freundlicher Sonne über dem Hunsrück. Der Schnee ist künstlich, körniges Styropor, das beharrlich in den Ritzen eines Schuppendachs klebt. Daneben steht ein Brunnen, der beim Dranklopfen hohl klingt. Hochheben lässt er sich auch – ein Filmrequisit aus Kunststoff. Ansonsten erinnert wenig daran, dass hier, im beschaulichen Gehlweiler mit weniger als 300 Einwohnern, eine halbe Stunde hinter Idar-Oberstein, ein Acht-Millionen-Euro-Film entstand: Im Sommer 2012 hat Edgar Reitz seiner „Heimat“-Saga hier eine neue Geschichte hinzugefügt. „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ kommt nächste Woche ins Kino und erzählt vom Hunsrück 1842/43, von Armut, Hungersnot und vom Auswandern nach Brasilien. Wenn einem hier in Gehlweiler jemand besonders viel von den Dreharbeiten berichten kann, dann ist es Heribert Dämgen. Reitz' Großprojekt ist ein Teil seiner Heimat und seines Lebens. Im neuen Film sind Dämgens Enkel zu sehen, in der ersten „Heimat“, die 1982 zum Teil auch in Gehlweiler entstand, seine Kinder. „Die waren damals so klein wie meine Enkel heute“, sagt der 63-Jährige, früher Werkstattleiter bei Opel. In Dämgens Diele hängt ein großes Foto mit einer Widmung von Edgar Reitz, aufgenommen vor 31 Jahren bei den Dreharbeiten zum ersten Zyklus. Damals galt Dämgen als „der Mann mit den 1000 Gesichtern“, erzählt er und kramt im Wohnzimmerschrank nach Alben mit alten Fotos. „Ich wurde immer gebraucht, wenn jemand hinten durchs Bild gehen sollte. Mal mit Jacke, mal mit Mantel, mal mit Fahrrad.“ Heute ist „Heimat“ ein internationaler Klassiker. „Besonders Holländer kommen hierher, die die Filme sehr gut kennen“, sagt Dämgen, „auch viele Italiener“. Touristischer Mehrwert für den kleinen Ort. Trotzdem war nicht jeder entzückt, als Reitz Gehlweiler 2012 wieder in das fiktive Dorf Schabbach verwandeln wollte. Bei einer Bürgerversammlung sei es „nicht besonders höflich“ zugegangen, sagt Dämgen. Er vermutet, das habe weniger an den Einwohnern gelegen, die von den Dreharbeiten direkt betroffen waren und dafür entschädigt wurden, „sondern am Neid derer, die nichts davon haben“. Reitz jedenfalls habe sich „nicht willkommen gefühlt“ und seine Kulissen fernab von Gehlweiler an einem ehemaligen Flugplatz errichten wollen. Für den Regisseur aber nur die zweitbeste Lösung, denn er hatte etwas Besonderes vor: Reitz wollte kein Kulissendorf aus dem Boden stampfen, sondern über Häuser im Gehlweiler Ortskern alt wirkende Fassaden stülpen – „um die historisch gewachsene Stellung der Häuser zueinander zu zeigen, die Ecken und Kanten“, sagt Dämgen, „so etwas kann man ja nicht nachbauen“. Ein detailliertes Modell des Ganzen überzeugte die Gemeinde dann doch, und die Ausstatter gingen an die Arbeit: mit Styropor-Fassaden in Stein- und Fachwerk-Optik. Hinter den Fassaden lebten die Menschen über Monate in ihren Häusern weiter – und mussten eben auch tagsüber das Licht anschalten. Den Boden der Hauptstraße, die für den Dreh ein halbes Jahr gesperrt war, schüttete man mit Lehm auf. Sozusagen eingesegnet wurde diese Kulisse auch: durch den Besuch des damaligen Landesvaters Kurt Beck. Ein Segen für die Produktion war Heribert Dämgen: Hauptdarsteller Jan Dieter Schneider wohnte während der Dreharbeiten bei Dämgen unterm Dach und bekam so Lektionen im Hunsrücker Platt frei Haus; bei Dämgens Ehefrau lernte die Hauptdarstellerin Antonia Bill für ihre Rolle das Stricken. Und das Haus von Dämgens Mutter wurde zum zentralen Drehort des Films, mit Küche, Schlaf- und Studierzimmer. Ausstatter versetzten das Haus ins 18. Jahrhundert. Dämgen war fasziniert. „Früher hat mir das Haus nicht viel bedeutet, aber dann habe ich mich verliebt – ich lasse es jetzt genau so.“ Er will das Haus für „Heimat“-Fans begehbar machen, deren Eintrittsgeld willkommen wäre. Denn das Haus aus dem 17. Jahrhundert stehe unter Denkmalschutz, erzählt er, und die Zuschüsse zur teuren Instandhaltung seien minimal. Fährt man mit Dämgen durchs Dorf die Hauptstraße hinunter, erinnert wenig an die Dreharbeiten: einige Schautafeln vor den Häusern, eine letzte Styropor-Fassade, der Brunnen. Als wollte Dämgen diese Zurückhaltung in Sachen Tourismus-PR ausgleichen, kontaktiert er Medien, wirbt für Gehlweiler, die Heimat seiner Familie seit Generationen. Während er im Haus seiner Mutter im ersten Stock historische Unterwäsche zeigt, sitzen im Erdgeschoss Kollegen von der „Rhein-Zeitung“ und kauen Nussecken, gebacken von Dämgens Frau. Das Modell der Dorfkulissen hat der findige Dämgen der Filmproduktion abgeschwatzt und als Dauerleihgabe dem Hunsrück-Museum in Simmern gegeben, 17 Kilometer weiter; dort, wo Edgar Reitz zur Schule ging, beginnt an diesem Samstag eine Ausstellung zu „Heimat“, im Rahmenprogramm der Filmpremiere, bei der sogar „Heimat-Roggenbrot“ gereicht wird. In Reitz' Elternhaus in Morbach öffnet am 6. Oktober ein „Café Heimat“. Doch Morbach ist eine Dreiviertelstunde weit weg von Gehlweiler, wo sich Dämgen derweil um Aufmerksamkeit für den Film bemüht – und seinen Ort. Denn dort, das sagt er bei der Fahrt zurück von einer traumhaft gelegenen Mühle, die auch Drehort war, sei die Welt trotz des Naturidylls nicht so in Ordnung, wie es scheint: „Es gibt zu wenig Arbeit, um die jungen Menschen hier zu halten.“ Zwei Bauplätze neben seinem Haus – mit herrlichem Blick in die Weite – fänden kein Interesse. Der Wert von Häusern sinke, es sei ein Jammer. „Dabei ist es hier so schön.“ Damit das mehr Leute erfahren, wirbt Dämgen weiter für seine Heimat. Foto: tok
Hintergrund1984 strahlt die ARD den ersten „Heimat“-Zyklus aus: Elf Filme, insgesamt 15 Stunden lang, schildern das Leben im Hunsrück ab dem Jahr 1919. „Die zweite Heimat“ (1992) erzählt in 13 Teilen von den Jahren zwischen 1960 und 1970. 2004 schildert „Heimat 3“ in sechs TV-Filmen die Zeit zwischen Mauerfall und Jahrtausendwende. 2007 läuft der Kinofilm „Heimat-Fragmente – Die Frauen“; nächste Woche startet „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ in den Kinos. tok |