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2012/04/16 09:27:21
Elmar Peiffer
Re: [Regionalforum-Saar] Die Sache mit dem „Holy Rock“
Datum 2012/04/16 20:04:24
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[Regionalforum-Saar] Dr. Franz-Josef Reichert gestorben
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[Regionalforum-Saar] Wie kamen die Ritter in volle r Rüstung aufs Pferd
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[Regionalforum-Saar] Zweibrücken im Mittelalter
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[Regionalforum-Saar] Expertengespräch 'Urkunde ndigitalisierung und Mittelalterforschung
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Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Dr. Franz-Josef Reichert gestorben

[Regionalforum-Saar] Zu Ehren des Kaisers.

Date: 2012/04/16 20:00:27
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heute in der SZ, Saarland-Teil:  

St. Wendel versammelt die Ritter-Elite

Drei-Tage-Turnier im August – 30 000 Besucher erwartet

1512 besuchte der „letzte Ritter“ – Kaiser Maximilian I. – St. Wendel. Das 500 Jahre-Jubiläum nutzt die Stadt nicht nur für eine Ausstellung, sondern für ein Turnier: keine der üblichen Mittelalter-Stunt-Shows, sondern eine Kampfsport-Veranstaltung, historisch korrekt.

Von SZ-Redakteurin Cathrin Elss-Seringhaus

St. Wendel. Man kennt St. Wendel als Massen-Event-Schmiede. Bisher nutzte das dem Rad- und Motorsport. Jetzt ist die Kultur dran. Anlass bietet ein Jubiläum: 1512 machte der Habsburger Kaiser Maximilian I. (1459-1519) vom Reichstag in Trier einen Abstecher nach St. Wendel, zum Heiligen Wendalinus. 500 Jahre später dient dieser hohe Besuch St. Wendel für ein „Leuchtturm“-Projekt, wie es Thomas Wüst ausdrückt, Leiter des Amtes für Kultur und Stadtmarketing. Zwischen 31. August und 2. September wird auf dem Gelände des ehemaligen Bosenbach-Stadions ein Mittelalter-Lager mit Schmiede und Feldküche erbaut und ein Ritter-Turnier organisiert.

Letzteres verdient, wie Wüst meint, nun wirklich mal das Werbe-Prädikat „einzigartig“. Denn anders als bei üblichen Mittelalter-Festen – wie etwa dem oberbayrischen Kaltenberger Ritterturnier – werden in St. Wendel keine einstudierten Lanzen-Kampf-Choreografien mit Show-Effekt gezeigt. Vielmehr treffen zehn Ritter unter möglichst authentischen historischen Bedingungen aufeinander, absolvieren einen realen Sport-Wettkampf – wie zur Zeit Maximilian I..

Der Renaissance-Herrscher war ein Verehrer des hochmittelalterlichen Rittertums und schrieb auch darüber. Damals schon war Rittertum Nostalgie, den die Kriegs-Ritter waren längst von den Schlachtfeldern verschwunden. Aber das „Tjosten“, das Lanzen-Duell zu Pferd, hatte sich zu einem exklusiven Wettkampf-Sport entwickelt. Dessen historisch verbürgten Regeln fühlen sich die zehn Akteure verpflichtet, die im August aus aller Welt nach St. Wendel reisen, aus Großbritannien, Norwegen, Neuseeland. Es sind dies keine Stuntmen, sondern Experten, die über das Nach-Inszenieren geschichtlicher Lebensumstände (Re-enactment) Geschichtsforschung betreiben. Unter anderem wird Wolfgang Krischke, Hofreitmeister der Hofreitschule Bückeburg, dabei sein und der anerkannte Waffen- und Militär-Historiker Dr. Tobias Capwell. Laut Wüst lehnen diese Leute Ritter-Shows ab: „Das ist für sie bestenfalls Hollywood und Fantasy, schlimmstenfalls Müll. Sie selbst betreiben den Sport als Passion.“ Bis dato hätten sich höchstens zwei bis vier dieser Kämpfer zusammengefunden, meist unter Ausschluss einer größeren Öffentlichkeit, so Wüst. Das St. Wendeler Turnier gelte deshalb in Insiderkreisen als Elite-Treffen, wenn nicht sogar als eine Art Weltmeisterschaft.

Den Anstoß zu all dem lieferte Dr. Alfred Geibig, Kurator für Waffen und Rüstungen bei den Kunstsammlungen der Veste Coburg. Die St. Wendeler Museumschefin Cornelieke Lagerwaard hatte ihn als Berater für eine Maximilian-Ausstellung engagiert. Doch diesmal lief alles anders. Lagerwaard: „Das ist nun mal eine verwegene Idee, sie ist irgendwie zum Selbstläufer geworden.“

Üblicherweise baut sie ein Begleitprogramm um ihre stadthistorischen Ausstellungen. Doch mittlerweile wirkt die Maximilian-Schau – Titel: „Wenn Lanzen brechen – Ritterturniere damals und heute“ – nur mehr wie das Petersiliensträußchen im Mund des (Turnier-)Karpfens. „Die Schau wird klein, aber fein“, verspricht Lagerwaard. Zwei Räume im Stadtmuseum, davon eine Kinder-Erlebniswelt. Auf 120-Quadratmetern werden Waffen, Dokumente zum kaiserlichen Stadtbesuch und ritterliches Original-Kinderspielzeug sowie Rüstungen Maximilians gezeigt. Leihgaben kommen unter anderem aus der Hofjagd- und Rüstungskammer Wien.

Das Turnier-Spektakel ist mit 400 000 Euro kalkuliert (Stadt, Sponsoren, Einnahmen). 15 000 Besucher müssen kommen, damit die Kasse stimmt, drei Mal 10 000 Gäste wäre die Maximal-Auslastung. „Nur mit der Insider-Gruppe können wir das nicht schaffen“, sagt Stadtmarketing-Chef Wüst, „Aber wir machen keinen Kommerz. Auch wenn eine reißerische Komponente mit drin steckt, geht es im Kern um ein kulturhistorisches Ereignis.“ St. Wendel probiert also aus, ob auch so etwas massentauglich ist.

turnier.sankt-wendel.de

Auf einen Blick

Das Turnier: 31. August bis 2. September, 11 bis 19.30 Uhr, Veranstaltungsgelände Bosenbach. Zwei Ritter-Wettbewerbe pro Tag (16, 18 Uhr). Karten: 28,65 Euro, Wochenendticket 71,55 Euro. Kinder bis 14 Jahre frei. Infos: Tel. (0 68 51) 809 19 13;

Die Ausstellung: „Wenn Lanzen brechen“ ab 29. Juni im Mia-Münster-Haus. ce