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2010/06/19 09:07:26
anneliese.schumacher(a)t-online.de
Re: [Regionalforum-Saar] Wendelinusforschung in der i rischen Heimat
Datum 2010/06/22 07:06:22
Cornelieke Lagerwaard
Re: [Regionalforum-Saar] Wendelinusforschung in der irischen Heimat
2010/06/18 23:11:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wendelinusforschung in der irischen Heimat
Betreff 2010/06/22 07:06:22
Cornelieke Lagerwaard
Re: [Regionalforum-Saar] Wendelinusforschung in der irischen Heimat
2010/06/18 23:11:28
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Wendelinusforschung in der irischen Heimat
Autor 2010/06/22 23:47:16
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Vortrag „Lateinische Insch riften in und aus Tholey"

[Regionalforum-Saar] Wendelinusforschung in der irischen Heimat

Date: 2010/06/22 00:45:02
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Heute abend hat Herr Dr. Manfred Peter im Cusanus-Haus in St. Wendel seine Zuhörer – es waren rund 30 Leute – gut unterhalten. Er trug seine selbstgestrickten Theorien über die Herkunft des hl. Wendelin aus Irland vor. Auf den Inhalt möchte ich eigentlich nicht eingehen, dafür hat er mit seinen 12 Bildern oder Aspekten aus der Wendelinslegende viel zu viele Details und Verknüpfungen gebracht.

 

Er kann wirklich sehr gut erzählen, und wenn ich selber nicht das Wissen hätte, das ich zu diesem Thema habe, würde ich ihm manches glatt abkaufen. Denn eines ist sicher – er ist davon überzeugt, wovon er spricht. Und er kann es verkaufen, vielen jedenfalls.

 

Leider sind seine Theorien eine wilde Mischung aus historischen Fakten und bunter Fantasy (wobei ich mit Fantasy jene bekannte Schwester der Science Fiction meine, die mittlerweile größtenteils durch Romane über nächtliche Flattertiere abgelöst wurde – aber das ist ein anderes Thema). Die historischen Fakten, die sich per se zumindest logisch anhören und – wie ich dem Nicken mancher meiner Nachbarn, denen ich das entsprechende Hintergrundwissen zutraue, entnehmen konnte – wohl auch stimmen, dienen dem Referenten zur Untermauerung seiner Theorien. Und wie oft habe ich gesehen, daß das beifällige Nicken meiner Nachbar in jähes Entsetzen ob der Schlußfolgerungen, verstohlenes Lachen, unwilliges Kopfschütteln oder offenes Gelächter übergeht.

 

Gleichzeitig habe ich die Contenance bewundert, die manche an den Tag legen. Sie hören zu, nicken, erschrecken nicht – oder zeigen es nicht -, aber draußen schimpfen sie dann munter drauf los über den Unsinn, der ihnen gerade aufgetischt wurde. Diese Contenance habe ich meistens nicht. Als der Referent den Haarschnitt der iroschottischen Wandermönche anhand der Figur erklären will, die in der Wendalinusbasilika über dem Eingang zur Sakristei steht, und als Vergleich dazu die alte Wendalinusstatue neben dem Eingang zum Südturm nimmt und dabei offensichtlich nicht weiß, daß die alte Statue am Südturm gut 700 Jahre alt ist, während die andere zwar nicht viel jünger ist, aber nur als Torso, d.h. ohne Kopf, gefunden wurde. D.h. der Kopf ist vielleicht fünfzig Jahre dort drauf, d.h. er hat originär mit einer Wendalinusdarstellung gar nichts zu tun. Dann stößt mir das schon auf, weil ich mir überlege: „Wenn er das schon nicht weiß, wie stehts denn dann mit anderen Details! Und worauf baut er seine Schlußfolgerungen?“

 

Dr. Peter spricht wie immer von „der“ Legende. D.h. er weiß entweder nicht, daß es mehrere Legenden resp. mehrere Versionen gibt, die sich teilweise grundlegend, was Aussage und Details betrifft, unterscheiden. Oder er ignoriert das. Ich würde ihn gern fragen, auf welcher Basis er dem Verfasser dieser seiner einen Legende vertraut, denn der lebte mindestens siebenhundert Jahre nach dem Geschehen. Aber das verkneife ich mir auch in der Fragerunde – ich sehe keinen Sinn darin. Hier geht es nicht um den Sinn einzelner Aspekte, hier geht es um das Ganze, das ich in Frage stellen würde.

 

Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Herkunft des heiligen Wendalinus, wie es Pastor Franziskus in seiner Einleitung ankündigte, ist dieser viel zu lange Vortrag nicht. Denn der Referent arbeitet nicht wissenschaftlich; er benutzt Wissenschaft, wo er sie braucht, und ignoriert sie, wo sie ihm im Wege steht. Seine Hauptquellen sind – wie schon geschrieben – die Legendentexte, die er – dort, wo sie ihm zusagen – für bare Münze nimmt. Und versucht, sie zu belegen.

 

Das ist das Schlimme an diesem Vortrag und dieser Vortragsweise. Nicht alles ist Unsinn, die historischen Fakten stimmen ja, aber das, was da an Wischiwaschi drangehängt wird, ist im Einzelnen nicht davon zu trennen. Und es entsteht ein undurchsichtiger Brei, der dem Zuschauer nur zwei Möglichkeiten läßt: entweder man glaubt es oder nicht.

 

Und das – tut mir leid – hat mit Wissenschaft nichts zu tun.

 

Alsfassen, 22. Juni 2010

 

Roland Geiger

 

PS: Herr Dr. Peter hat diese Email nicht erhalten - er ist meines Wissens nicht im Regionalforum Saar angemeldet.