Suche Sortierung nach Monatsdigest
2010/06/05 09:26:40
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Jüdische Familien an der Mi ttelmosel
Datum 2010/06/08 09:36:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Nano-Schicht für Kapellenma uer
2010/06/01 22:14:48
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Keltische Kultur und Alltagsleben.
Betreff 2010/06/17 12:11:21
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] morgen Exkursion zur Burg Nohfelden
2010/06/05 09:26:40
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Jüdische Familien an der Mi ttelmosel
Autor 2010/06/08 09:36:43
Rolgeiger
[Regionalforum-Saar] Nano-Schicht für Kapellenma uer

[Regionalforum-Saar] Löhne, Preise, Werte.

Date: 2010/06/06 20:25:15
From: Rolgeiger <Rolgeiger(a)...

Szaivert, Wolfgang; Wolters, Reinhard (Hrsg.): Löhne, Preise, Werte.
Quellen zur römischen Geldwirtschaft. Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft 2005. ISBN 978-3-534-16774-6; X, 376 S.; EUR 74,90.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:
Kathrin Jaschke, Historisches Institut, Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: <kathrin.jaschke(a)... wird versucht, die Welt in Zahlen zu fassen; Quoten und
Statistiken scheinen unumstößliche Fakten zu schaffen, um
gesellschaftliche, politische und vor allem wirtschaftliche Phänomene
einzuordnen und zu bewerten. Auch in der Geschichtswissenschaft - vor
allem in der Wirtschaftsgeschichte - werden in Zahlen fassbare Größen
wie Warenmengen oder -preise oft herangezogen. Der Umgang mit Zahlen, so
attraktiv und hilfreich er erscheint, birgt aber eine erhebliche Gefahr.
Mit ihrer Hilfe können nur dann Aussagen getroffen werden, wenn zeitnahe
Vergleiche herangezogen oder die Angabe auf andere Weise in einen
Zusammenhang gestellt werden können. Welchen Luxus ein Zitronenholztisch
oder ein gut ausgebildeter Sklave in römischer Zeit darstellte, lässt
sich nur erkennen, wenn Preise für andere Möbel oder Sklaven vorliegen.
Je weiter der untersuchte Zeitraum dabei zurückliegt, desto weniger
Zahlen stehen zur Verfügung und desto problematischer ist ihre
Einordnung.

Sozial-ökonomische Zusammenhänge werden oftmals aus kurzen Notizen
antiker Schriftsteller oder Inschriften gewonnen. Diese Nachrichten
finden sich nur vereinzelt und erfordern somit intensive Sucharbeit und
eine gewisse Kenntnis der Materie, um Vergleichszahlen für den
untersuchten Gegenstand zusammenzutragen. Diese zeitraubende Tätigkeit
wird nun durch den von Wolfgang Szaivert und Reinhard Wolters
herausgegebenen Band erheblich erleichtert. Die Quellensammlung
konzentriert sich auf die literarischen Quellen, die möglichst
vollständig zusammengetragen wurden. Zugleich wird zu Recht angemerkt,
dass eine vergleichbare Zusammenstellung zu den Inschriften höchst
wünschenswert wäre, aber in diesem Rahmen nicht zu leisten war.
Geographisch ist die Sammlung auf das Imperium Romanum begrenzt, einem
Gebiet mit einem über Jahrhunderte relativ gleichen und stabilen
Währungssystem. Der Zeitraum erstreckt sich vom späten 4. Jahrhundert
v.Chr. bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. Mit Diokletian
änderte sich die Wirtschaftslage durch erhebliche Wertverluste in einem
Maße, die jegliche Vergleichbarkeit quasi unmöglich macht.

Das Einleitungskapitel ist kurz gehalten, dennoch wird der
Forschungsstand zusammengefasst und die allgemeine Problematik der
Quellen angesprochen. So wird die Datierung einer Quellenstelle durch
den Umstand erschwert, dass nicht immer zweifelsfrei entschieden werden
kann, ob ein antiker Autor einen Zustand der Vergangenheit oder seiner
eigenen Lebenszeit beschreibt. Preise und Löhne schwankten im Laufe der
Jahre und Geldentwertung war auch in der Antike eine Maßnahme, um
Finanzprobleme in den Griff zu bekommen. Daher ist es wichtig,
entscheiden zu können, ob zum Beispiel Plutarch in seinen Viten Zahlen
nennt, die im 2. Jahrhundert n.Chr. üblich waren oder eben zur Zeit der
gerade porträtierten Person. Sehr hilfreich für das Verständnis der
einzelnen Quellenstellen sind die kurze Darstellung der griechischen und
römischen Nominale sowie eine Umrechnungstabelle, ein Glossar der
Münzbezeichnungen und eine Liste der antiken Autoren mit Angabe ihrer
Lebensdaten. Dies erleichtert dem Leser zusammen mit der Einführung in
die antike Buchführung sicher den Einstieg in die Materie, die Quellen
und ihre Problematik.

Es folgt die eigentliche Quellensammlung, die in zwei Teile gegliedert
ist: Im ersten werden die Quellen, thematisch geordnet, in
Originalsprache und Übersetzung aufgeführt. Dabei werden die Quellen des
privaten Haushaltes, dann des öffentlichen Haushalts behandelt, zuletzt
sind diejenigen zu Münzen und Geldwirtschaft aufgeführt. Diese drei
Themenbereiche sind in weitere Unterabschnitte unterteilt, die die
einzelnen Quellenstellen thematisch sinnvoll zusammenfassen.

Im zweiten Teil werden die Textstellen dann in einem ausführlichen
Regestenteil verschlagwortet. Diese Verschlagwortung deckt sich nicht
mit der thematischen Gliederung des vorangegangenen Teils, sondern ist
wesentlich ausführlicher gehalten und innerhalb der Unterkapitel
chronologisch nach dem Datum des beschriebenen Ereignisses sortiert. Die
Kapitel befassen sich, jeweils mit entsprechenden thematischen
Unterpunkten, mit den römischen Staatskassen, außerrömischen Preisen,
den Privatkassen, den Löhnen und schließlich den Preisen. So lassen sich
auch zu Nebenaspekten problemlos die entsprechenden Quellen und die dort
erwähnten Geldwerte finden. Etwas umständlich, aber bei dieser
Zweiteilung von thematischer Ordnung und Regestenteil wohl nicht zu
vermeiden, ist die Nummerierung der einzelnen Stellen. Jeder sind zwei
Nummern zugewiesen, eine fortlaufende Nummer für den ersten und eine
abweichende für den zweiten Teil. Da die beiden Nummer aber jeweils
zusammen angegeben sind, findet man sich nach kurzer Einarbeitungszeit
recht gut zurecht.

Die sich anschließende Bibliographie des renommierten
Wirtschaftshistorikers Walter Scheidel bietet einen thematisch
gegliederten Überblick über die Sekundärliteratur bis 2003, listet aber
auch wichtige ältere Standardwerke auf. Da vor allem die neuere
Forschung zumeist in Aufsätzen und Sammelbänden publiziert ist, stellt
diese Bibliographie eine unschätzbare Hilfe dar. Die durchdacht
gegliederte Sammlung ermöglicht das schnelle Auffinden von
Quellenstellen oder auch Informationen und ist somit als Nachschlagewerk
von enormem Wert, der durch die ausgezeichnete Übersetzungsarbeit von
Szaivert und Wolters noch gesteigert wird. Eine schmerzlich spürbare
Lücke der antiken Wirtschaftsgeschichte ist hiermit auf hervorragende
Weise geschlossen worden.

Diese Rezension wurde redaktionell betreut von:
Udo Hartmann <hartmannu(a)... zur Zitation dieses Beitrages
<http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2010-2-176>